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Luja™ für Frauen ist der erste und einzige Kompaktkatheter mit Micro-hole Zone Technology:
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1. Luja für Frauen gewährleistete Null Flussunterbrechungen in 87% der Katheterisierungen & <10 mL Restharn bei der ersten Flussunterbrechung in 83% der Katheterisierungen (RCTs, post-hoc, NCT05841004, n=73, & NCT05814211, n=82). Coloplast Data-on-File, 01/2024. Individuelle Ergebnisse können abweichen. 2. HWI Risikofaktoren definiert durch Kennelly, M., Thiruchelvam, N., Averbeck, M.A., Adult Neurogenic Lower Urinary Tract Dysfunction and Intermittent Catheterisation in a Community Setting: Risk Factors Model for Urinary Tract Infections, Adv Urol., 2019; 2:2019:2757862 3. Coloplast Data-on-File, RCT, NCT05814211, n=82, 01/2024.
Eine inklusive Gesellschaft bedeutet, Barrieren abzubauen, sei es physischer, sozialer oder mentaler Art. Dazu kann jede und jeder beitragen. Auch ich. Auch Sie. Eine Gruppe engagierter Frauen aus dem Tessin macht vor, wie das geht. Stossen die Rollstuhlfahrerinnen auf ein bauliches Hindernis, greifen sie zum Telefonhörer oder in die Tasten, suchen nach Lösungen oder weibeln auf politischer Ebene.
Solche Vorbilder zu porträtieren, ist eine der Aufgaben des Paracontact. Unsere Zeitschrift dient nicht nur der Wissensvermittlung, sondern trägt dem Selbsthilfegedanken Rechnung. Ein Engagement für eine inklusivere Gesellschaft kann im kleinen Rahmen oder auf nationaler Ebene geschehen, als Privatperson oder als schweizweit tätige Organisation. So zeigt Caroline HessKlein im Interview, wie sich Inclusion Handicap für die Partizipation von Menschen mit einer Beeinträchtigung einsetzt. Swiss Olympic hat zu diesem Thema ein nationales Projekt gestartet. Die neu geschaffene Stelle der Inklusionsbeauftragten verfolgt das Ziel, dass künftig Menschen mit und ohne Behinderung öfter gemeinsam Sport machen.
In einem weiteren Artikel zeigen wir auf, wie das olympische Dorf in Paris nachhaltig barrierefreies Bauen beeinflussen will. Dies fördert den Wandel im Denken sogar mit einem internationalen Fokus.
«Und was machen Sie?»
Mit dieser Frage will ich zum Nachdenken anregen und nicht etwa das schlechte Gewissen wecken. Wer Inklusion oder Partizipation fordert, sollte selbst aktiv dazu beitragen. So habe ich mich vor Kurzem überwunden und an einem Anlass wildfremde Personen angesprochen, um Unterschriften für die InklusionsInitiative zu gewinnen. Und es hat sich gelohnt, ich bin nicht nur mit ein paar Unterschriften, sondern auch mit bereichernden Gesprächen und neuen Bekanntschaften nach Hause gegangen.
Ich hoffe, Sie finden im Paracontact spannende und inspirierende Inhalte, die Ihr Leben ein kleines Stück bereichern. Viel Spass bei der Lektüre.
Herzlichst
Evelyn Schmid, ChefredaktorinHerausgeberin
Schweizer Paraplegiker-Vereinigung
Kantonsstrasse 40, 6207 Nottwil Telefon 041 939 54 00
E-Mail spv@spv.ch www.spv.ch
Chefredaktorin
Evelyn Schmid
Redaktion
Laurent Prince, Nadja Venetz, Felix Schärer, Michael Bütikofer, Daniela Vozza, Peter Läuppi, Peter Birrer, Tina Achermann
Koordination, Grafik, Inserate Tina Achermann
Fotos
SPV, SPS, Adobe Stock, Verein für eine inklusive Schweiz, Ticino Accessibile, Swiss Olympic, Paris 2024, tmtrd/ Chris Chidichimo, GuideConcept, CFR Lausanne, Marcel Stalder, Tobias Wanner, Tobias Lackner, Corinne Oehen, Swiss Paralympic/Gabriel Monnet, CFR Jura, ParaHelp, BFW/Badmintonphoto, Pro Infirmis, Dampfbahn Aaretal, Jonathan Liechti, Mark Henley Panos, RC Zentralschweiz
Druck
Brunner Medien AG, www.bag.ch
Redaktionsschluss
Ausgabe Herbst 2024: abgeschlossen
Ausgabe Winter 2024: 11.9.2024
Auflage
8100 Exemplare deutsch
4 250 Exemplare französisch
Wir bemühen uns um gendergerechtes Schreiben, verwenden zur besseren Lesbarkeit manchmal die weibliche oder männliche Form stellvertretend für alle Geschlechter.
Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Fremdbeiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der SPV wieder. Ein Abdruck von unverlangt eingesendeten Manuskripten ist nicht gewährleistet.
WIR BEWEGEN
AKTUELL 6
AKTIVISMUS
Für ein Tessin ohne Barrieren 9
DELEGIERTENVERSAMMLUNG
Mit Aufwind vorwärts 10
NACHGEFRAGT
Sport ist für alle 11
LEBENSBERATUNG UMZUG
Die Nadel im Heuhaufen 12 BEWEGUNG Fit not only for fun 15
RECHTSBERATUNG
LAUFBAHN
Strenge Rechtsprechung
ZHB
Zusammenarbeit mit Festi’neuch
Festi’neuch ist ein Open-AirMusikfestival in Neuenburg. Für die Austragung 2024 hat das Organisationskomitee die Zugänglichkeit für Menschen mit einer Mobilitätsbehinderung verbessert. Die Neuerungen entstanden in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für hindernisfreies Bauen. Eingangsbereich und Gastrobereich verfügen neu über Rampen. Die Bars wurden abgesenkt und eine zentrierte Rollstuhl-Plattform bietet den besten Blick auf die Bühne. Wer dies benötigt, erhält medizinische Betreuung und Pflege.
Das Festival findet vom 13. bis 16. Juni am Ufer des Neuenburgersees statt. Es treten rund 50 Bands und Musikschafende auf.
Informationen festineuch.ch
Ergänzungsleistungen
In der letzten Ausgabe des Paracontact haben wir Sie auf Seite 17 informiert, wann Sie Anspruch auf Ergänzungsleistungen (EL) haben. Im Beitrag schreiben wir: «Auch wenn Sie Wohneigentum besitzen, können Sie durchaus Anspruch auf EL haben.» Hierzu müssen wir präzisieren: Die Vermögensabzüge für Wohneigentum gelten nur bei selbstbewohntem Wohneigentum. Bitte entschuldigen Sie diesen fehlenden Zusatz.
Helfen Sie mit, das Angebot der SPV zu gestalten. Wir freuen uns auf Ihre Ideen.
Ihre Themen im Paracontact Unsere Mitgliederumfrage hat gezeigt: Sie schätzen dieses Magazin. Doch was möchten Sie darin lesen? Schicken Sie uns Ihre Themenvorschläge und Wünsche gerne per Mail an spv@spv.ch und wir prüfen, ob wir diese aufnehmen.
ParaSchweiz: Zeigen Sie uns Ihre Region In unserer Serie «ParaSchweiz» stellen SPVMitglieder in einem kurzen Video die liebsten Ecken ihrer Heimatregion vor und geben Tipps, was Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer sich nicht entgehen lassen sollten. Gemeinsam mit den Protagonistinnen und Protagonisten haben wir bereits Beiträge über SaintUrsanne im Jura, das Bieler Seeland, Morges und Schaffhausen realisiert.
Haben Sie Lust, uns vor der Kamera an Ihre Lieblingsorte mitzunehmen und Werbung zu machen, weshalb man Ihre Heimat besuchen sollte? Dann freuen wir uns auf Ihre Zuschrift auf spv@spv.ch.
Was Sie erwartet Unsere Videoserie «ParaSchweiz»
Beni Hug, der Interimstrainer der Handbike-Nationalmannschaft, erhielt per März 2024 prominente Unterstützung.
Der langjährige Radprofi Mathias Frank fungiert neu als Assistenztrainer. Der 37-Jährige ist mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Nottwil ansässig und sucht im dritten Jahr nach seinem Rücktritt eine neue Herausforderung. Da er jedoch in der laufenden Saison noch diverse andere Mandate im Schweizer Radsport innehat, ist vorerst nur eine 30 %-Anstellung als Trainer möglich. Das Ziel ist es, in dieser Saison die notwendige Erfahrung zu sammeln, sodass im Anschluss entschieden werden kann, ob Mathias Frank die Stelle als Nationaltrainer übernimmt.
Vom 25. bis 27. Oktober findet in der Arena Schluefweg in Kloten der Cybathlon statt.
In acht Disziplinen treten Teams aus der ganzen Welt gegeneinander an und demonstrieren Innovationen der Assistenztechnologie. Verfolgen Sie das Geschehen direkt vor Ort oder über den Livestream.
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CFR Jura auf Whatsapp
Der CFR Jura bespielt neu einen Kanal auf Whatsapp.
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SAHB
Neue Geschäftsführerin
Doris Seltenhofer steht der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft Hilfsmittelberatung für Behinderte und Betagte (SAHB) seit Mitte Januar 2024 als Geschäftsführerin vor.
Sie folgt auf Ueli Siegrist, der Ende Februar 2024 nach 18-jähriger Tätigkeit bei der SAHB in Ruhestand ging. Doris Seltenhofer verfügt über langjährige Führungserfahrung. Die letzten 23 Jahre war sie im Gesundheitswesen tätig, davon 17 Jahre in der Pharmabranche und 6 Jahre in der Diagnostik. Während der letzten 12 Jahre war sie als Geschäftsführerin tätig, unter anderem für die Schweizer Niederlassung eines Laborkonzerns mit 660 Mitarbeitenden.
Über die SAHB www.sahb.ch
Am 9. März fand der dritte nationale Sammeltag für die Inklusions-Initiative statt.
In vielen Schweizer Städten gingen motivierte Personen auf die Strasse und informierten Passanten, warum es wichtig ist, die Initiative zu unterschreiben. Im Rahmen der Aktionstage Behindertenrechte,
die schweizweit vom 15. Mai bis 15. Juni stattfinden, gibt es weitere Sammelaktionen. Damit befindet sich die InklusionsInitiative auf der Zielgeraden und die benötigte Anzahl Unterschriften ist fast erreicht. Helfen Sie mit beim Endspurt!
Jetzt unterschreiben spv.ch/inklusions-initiative
Das Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) wird nach zwanzig Jahren erstmals revidiert. Inclusion Handicap hat eine Stellungnahme zur laufenden Vernehmlassung eingereicht.
Mit dem aktuellen Entwurf der BehiGTeilrevision zementiert der Bundesrat einen gesetzlichen Stillstand, der dem heutigen Verständnis von Inklusion nicht gerecht wird. Für die Behindertenverbände ist klar, dass es bei der Vorlage substanzielle Erweiterungen braucht. In seiner Vernehmlassungsantwort zeigt Inclusion Handicap, wo die drängendsten Probleme liegen, und macht konkrete Verbesserungsvorschläge.
In den Bereichen ÖV und Wohnen zum Beispiel, gibt sich der Bundesrat mit einem völlig ungenügenden Status quo zufrieden. Dass das Gesetz in diesen beiden elementaren Teilbereichen nicht weiterentwickelt wird, ist für die betroffenen Menschen ein grosses Ärgernis.
Die Medienmitteilung vom 26. März und die Vernehmlassungsantwort von Inclusion Handicap lesen Sie auf der Website des Dachverbands.
Weiterlesen inclusion-handicap.ch
WARTUNGSFREI •
SITZKISSEN
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Für Menschen mit körperlicher Behinderung oder einer Mehrfachbehinderung:
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Sechs Frauen im Rollstuhl haben sich zusammengeschlossen. Ihre Mission: ein Heimatkanton, der für alle zugänglich ist.
Von Team Ticino Accessibile und Nadja Venetz
Wer ist das Team Ticino Accessibile (TTA) und was ist das Ziel der Gruppe? Wir sind eine Gruppe von sechs Frauen im Rollstuhl, die alle Mitglieder der Gruppo Paraplegici Ticino sind. Unser Ziel ist es, Probleme der Zugänglichkeit im Kanton Tessin so effizient und effektiv wie möglich zu melden und zu beheben. Geografisch sind wir über den ganzen Kanton verstreut, was sehr positiv ist. So hat jede von uns ein besonderes Auge auf ihre Region. Wir räumen Barrieren aus dem Weg und fordern von politischen Behörden eine rasche Zusammenarbeit, damit die Zugänglichkeit für alle Realität wird.
Wie kam es zu dieser Initiative?
Sie entstand aus dem Wunsch, etwas zu bewegen und unsere Region aufzuwerten. Wir wollten den IstZustand verbessern und uns persönlich engagieren, ohne bürokratischen Aufwand zu betreiben. Wir kennen die Schwierigkeiten aus dem eigenen Alltag. Diese Erfahrung wollten wir einbringen, praktische Lösungen finden und Fachwissen bündeln. Das Auftreten als Gruppe macht deutlich, dass es sich nicht um das Problem einer Einzelperson handelt.
Wer gehört zu diesem Team?
Wir sind sechs intelligente, entschlossene und empathische Frauen mit ganz unterschiedlichen Biografien, die miteinander befreundet sind. Jede macht, was sie kann, und wir stärken uns gegenseitig.
Das TTA besteht aus Frauen, war das eine bewusste Entscheidung?
Dass die Gruppe nur aus Frauen besteht, ist zufällig. Aber wir sind glücklich damit. Wir sind uns einig über die Werte und die Botschaft, die wir vermitteln wollen.
Wie arbeiten Sie als Gruppe zusammen?
Unsere Treffen finden oft online statt, so können wir uns öfter austauschen und besser reagieren. Wir besprechen die Themen, die wir angehen möchten, und versuchen die dafür geeigneten Gesprächspartner zu finden. Jede von uns verfolgt das lokale Geschehen, so dass wir über Neuigkeiten aus unserem Interessengebiet stets informiert sind.
Welche Projekte haben Sie bereits umgesetzt oder in Angriff genommen?
In Zusammenarbeit mit der Associazione Ticinese Stazioni di Servizio haben wir ein Netzwerk von Tankstellen aufgebaut, das es Menschen mit Behinderungen ermöglicht, beim Tanken Hilfe zu erhalten, ohne das Fahrzeug verlassen zu müssen. Wer den Service nutzen will, scannt mit dem Mobiltelefon einen QRCode an der Tanksäule und nimmt damit Kontakt mit dem Personal auf. Dieses unterstützt nun beim Tanken entsprechend den Anweisungen. Ausserdem haben wir in den wichtigsten Städten des Kantons, Bellinzona, Lugano und Locarno, Hindernisse auf den Strassen gemeldet, die umgehend behoben wurden. Diese Meldungen werden wir auch künftig machen.
Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?
Wir werden weiterhin auf die Probleme in unserem Kanton hinweisen und sind motiviert, neue Wege und Lösungen zu suchen. Denn eine wirklich inklusive und barrierefreie Gesellschaft ist eine Gesellschaft, die auf das Wohlergehen eines jeden von uns achtet. Wir sind optimistisch und Träumerinnen. Wir sind überzeugt, dass wir mit der Hilfe aller etwas zum Positiven verändern können.
Frauenteam v. l. n. r.: Aurora Savoldo, Simona De Simone, Denise Carniel, Dana Paris, Christiane Ndassi-Fongang, Ilaria Perren
Familiär, wohlwollend und motivierend – so kann die diesjährige DV zusammengefasst werden. Und dies trotz Rückblick auf ein anspruchsvolles Jahr mit einer schwierigen Finanzsituation und gestiegenen Bedürfnissen.
Von Evelyn SchmidDer Blick zurück auf 2023 zeigt, dass die Leistungen der SPV mehr als nur willkommen sind. Immer mehr Menschen sind auf beratende Unterstützung angewiesen, weil sie mit schwierigen juristischen, sozialen oder baulichen Fragen konfrontiert sind. Die SPV hat daher ihr Angebot leicht ausgebaut, wie Direktor Laurent Prince zusammenfasst: «Die Anzahl der Vollzeitstellen wurde 2023 um 2,6 erhöht, um unsere Mitglieder in allen Bereichen optimal zu unterstützen. Dies auch im Zusammenhang mit der Umsetzung des Konzeptes ‹Interessenvertretung hindernisfreies Bauen›, welches für unsere Mitglieder von grosser Bedeutung ist.»
Ausbau in Zahlen
Dank der gestiegenen personellen Ressourcen bot die SPV mehr Dienstleistungen an. 2023 leistete die SPV 23 745 Beratungsstunden (Vorjahr 22 110). Im Bereich Leistungssport feierten Athletinnen und Athleten an Titelwettkämpfen 22 Medaillen. 2023 hat die SPV insgesamt 389 Veranstaltungen (mit)organisiert, darunter viele Breitensport und Freizeitanlässe sowie 13 Ferienreisen für Menschen mit einer Querschnittlähmung.
Forderung von Guido A. Zäch
In seiner Begrüssung betonte Guido A. Zäch die Wichtigkeit der SPV und der Leistungen, die sie für alle Menschen mit Querschnittlähmung erbringt. In diesem Zusammenhang forderte er die Wiedereinführung der sogenannten Einzelmitgliedschaft. Diese würde sicherstellen, dass auch Betroffene, die nicht Mitglied in einem Rollstuhlclub sind, von allen Leistungen
der SPV profitieren. Guido A. Zäch geht davon aus, dass mehrere hundert Betroffene, insbesondere jene, die eher zurückgezogen leben, durch die Einzelmitgliedschaft besser begleitet werden können.
Jahresrechnung
Die 50 anwesenden Delegierten genehmigten einstimmig die Jahresrechnung 2023 sowie den Jahresbericht und erteilten dem Zentralvorstand und der Geschäftsleitung Décharge. Im letzten Quartal des vergangenen Jahres haben sich die Finanzmärkte erfreulich entwickelt. Nach dem negativen Finanzergebnis im Jahr 2022 verzeichnete die SPV dadurch wieder einen positiven Finanzerfolg von CHF 971 700.–. Dank der positiven Entwicklung an der Börse sowie einem ausserordentlichen Erfolg von CHF 86 200.– (Buchgewinn aus dem Verkauf eines SPVBusses) weist der Jahresabschluss der SPV einen Ertragsüberschuss von CHF 201 600.– aus.
Dieses Ergebnis war nur möglich, weil die SPV in den vergangenen Jahren einen Teil ihrer Reserven abgebaut hat. Daher wird sie künftig auf vermehrte Unterstützung der Schweizer ParaplegikerStiftung (SPS) angewiesen sein, wie Laurent Prince erläuterte: «Die SPS anerkennt und fördert die Angebote der SPV und verfolgt mit uns zusammen das Ziel, dass es nicht zu einem Leistungsabbau für die Betroffenen kommt. Dies auch mit der notwendigen finanziellen Unterstützung. Das gibt uns Aufwind.»
Wahl Zentralvorstand
Für den aus dem Vorstand zurückgetretenen Fabien Bertschy stellte sich Tobias
Zentralvorstand v. l. n. r.: Tobias Soder, Annick Meystre, Cornel Villiger, Stephan Bachmann, Daniel Stirnimann, Olga Manfredi, Alessandro Viri
Soder, Präsident des Rollstuhlclubs Biel, zur Verfügung. Der zweite Kandidat, Christian Rusterholz, den wir im letzten Paracontact vorgestellt hatten, zog seine Kandidatur aus gesundheitlichen Gründen zurück. Tobias Soder wurde einstimmig gewählt. Der mehrsprachige Informatiker mit Interesse an Politik und Inhaber einer eigenen Firma ist eine ideale Besetzung.
Die DV bot den Clubvertreterinnen und Clubvertretern wie immer eine gute Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen. Es war genügend Zeit vorhanden für ausführliche Gespräche, Diskussionen und spannende Begegnungen – fast wie bei einem grossen Familienfest.
Mehr zum 2023 im Jahresbericht
NACHGEFRAGT
Rita AlbrechtZander ist seit Oktober 2023 Fachspezialistin Inklusion bei Swiss Olympic. Die Schweizer Sportlandschaft soll inklusiver werden.
Von Nadja Venetz
Swiss Olympic hat deine Stelle neu geschaffen. Mit welcher Absicht?
Die Schweiz darf inklusiver werden. Der Sport kann dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Bis jetzt haben die Sportverbände den Kontakt direkt zu den Behindertensportorganisationen gesucht, wenn sie inklusive Angebote schaffen wollten. Als nationaler Dachverband möchten wir das Thema stärken und haben für diesen Zweck Gelder der Stiftung Sportförderung Schweiz erhalten. Swiss Olympic hat somit einen Topf, aus dem Inklusionsprojekte für die Periode 2023 bis 2026 finanziert werden können. Um diese Projekte zu koordinieren und allen Interessengruppen eine nationale Anlaufstelle anzubieten, wurde meine Stelle geschaffen.
zum Förderbereich machen wollen. Auch kleinere Verbände dürfen und sollen ihre Anträge einreichen. Es gibt aber keinen Zwang, die Verbände sollen aus sich heraus motiviert sein, das Thema anzugehen. Wir sind uns bewusst, dass wir viel und immer mehr verlangen von den Verbänden: Leistungssport, Breitensport, Ethik, Gleichstellung, Inklusion. Zugleich bildet das aber auch die gewichtige Rolle des Sports in der Gesellschaft ab.
Worin genau besteht deine Arbeit?
Wie trägt deine Arbeit dazu bei, dass das bestehende Angebot von PluSport und der SPV ergänzt wird?
Im besten Fall führt sie zu Synergien in alle Richtungen. Sie wirkt in die Verbände und bis in die einzelnen Sportvereine hinein. Am Schluss steht die Vision, dass Menschen mit und ohne Behinderung in der ganzen Schweiz zusammen Sport treiben, im gewünschten Setting. Zugleich leisten wir Sensibilisierungsarbeit, die dann in andere Bereiche des Alltags hineinreicht. Nächstes Jahr möchten wir beispielsweise die Sportjugend am Talent Treff Tenero sensibilisieren. Da werde ich sicher auf die beiden Tessiner Rollstuhlclubs zugehen.
Wie wird der Schweizer Sport nun inklusiver?
Die Sportverbände von Swiss Olympic können Anträge einreichen. Finanziell unterstützt werden Projekte und (inter)nationale Grossanlässe mit inklusivem Charakter, wie die Rad und ParaCyclingWM in Zürich. Um die grösstmögliche Reichweite zu erzielen, haben wir zudem die zehn grössten Sportverbände explizit aufgefordert, Inklusion in ihren Reihen zum Thema zu machen. Diese zehn Verbände sollen glaubhaft aufzeigen, dass sie Ressourcen für Inklusion bereitstellen und Dienstleistungen und Angebote schaffen, um von uns Fördergelder zu erhalten. Die Rückmeldungen waren sehr positiv, neun der zehn haben zugesagt, dass sie Inklusion
Ich sehe mich als Drehscheibe und Schnittstelle für die Inklusion im Schweizer Sport. Ein Verband hat zunächst viele Fragen, was überhaupt ein sinnvolles Projekt ist. Der Handballverband zum Beispiel beschäftigt bereits einen Sportkoordinator Inklusion und hat mit der TogetherLeague eine eigene Liga für inklusive Teams entwickelt. Da ergänze ich höchstens noch mit weiteren Ideen. Ich coache quasi die Sportverbände und bin im Austausch mit allen Behindertensportverbänden, mit der SPV/ Rollstuhlsport Schweiz und PluSport, damit ich ihre Angebote kenne und Verbindungen schaffen kann. Auch die Inklusionsverantwortlichen der Kantone beziehe ich mit ein und – ganz wichtig – Menschen mit Behinderungen. Sie sollen aktiv mitreden und mitgestalten. Gemeinsam entstehen neue Angebote, denn nur dafür sprechen wir Gelder. Ich selbst setze die Projekte also nicht um, sondern bringe die «richtigen» Leute zusammen und begleite die Prozesse.
Unsere Trainings und Kurse richten sich meist nur an Menschen im Rollstuhl. Welchen Stellenwert haben deiner Meinung nach solche separativen Angebote? Inklusion ist ein Prozess, der meist separativ anfängt und inklusiv aufhört. Klar ist es schön, wenn Menschen, ob zu Fuss oder im Rollstuhl, gemeinsam Sport treiben. Ich komme aus dem Golfsport, das ist dort wunderbar möglich. Aber das passt nicht für jede Sportart und jedes Spiel. Es braucht meist beide Angebote, sodass jede und jeder nach den eigenen Möglichkeiten und Vorlieben Sport machen kann. Wir möchten helfen, dass alle Sportinteressierten möglichst frei und selbstbestimmt wählen können, welchen Sport sie wann, wo und wie ausüben.
Eine barrierefreie Wohnung in der Stadt bekommen – was für eine Herausforderung das sein kann, erfährt die 71jährige Dolores Gueissaz aus Yverdon. Mit der Unterstützung der SPV und der Schweizer ParaplegikerStiftung findet sie ihr Glück.
Von Peter Birrer
Manchmal zweifelte sie, manchmal dachte sie: Nein, das wird nichts. Aber jetzt ist alles anders. Dolores Gueissaz führt durch ihr schmuckes Reich, 88 Quadratmeter, dreieinhalb Zimmer, barrierefreies Bad, eine auf sie angepasste Küche. Und da ist auch eine Plattform im Wohnbereich, die sich mit Fernbedienung anheben lässt, damit sie mühelos auf ihren grosszügigen Balkon gelangen kann. «Ich bin so froh, dass es geklappt hat», sagt die 71Jährige. Ihre Augen werden feucht, in ihrem Gesicht lässt sich ihre Erleichterung ablesen.
Dolores Gueissaz lebt vier Jahrzehnte in VillarsBurquin mit Blick auf den Neuenburgersee. Als ihr Mann 2021 stirbt, beschliesst sie, sich eine Wohnung zu suchen. So sehr sie das rollstuhlgängige Haus liebt, so sehr sie an der beschaulichen Waadtländer Gemeinde hängt: Dort möchte sie nicht alleine bleiben. Im fortgeschrittenen Alter ist es für sie einfacher, in der Stadt zu leben, nur schon wegen der Einkaufsläden oder der medizinischen Versorgung.
Ernüchternde Wohnungssuche «Ich wollte vorausschauen», sagt sie, «wer weiss, in welcher Verfassung ich in ein paar Jahren bin.» In YverdonlesBains sieht sie ihre Zukunft. «Das ist meine Stadt», sagt sie.
Die Frau, die mit 16 Jahren durch einen Autounfall Paraplegikerin wurde, abonniert Suchabos auf mehreren Immobilienplattformen. In sechs Monaten, denkt sie, habe sie bestimmt eine Lösung. Doch sie irrt sich. «Die Ergebnisse waren ernüchternd», sagt sie, «es gab keine barrierefreien Wohnungen im Angebot.»
Als sie zufällig eine findet, wähnt sie sich dem Ziel nahe. Weil bauliche Massnahmen nötig wären, setzt sie sich mit der Schweizer ParaplegikerVereinigung (SPV) in Verbindung. Sie sei sich zwar gewohnt, vieles selbstständig zu erledigen, sagt sie, «ich habe einen sehr starken Willen». Aber jetzt ist sie froh um die Unterstützung der SPV. Judith Nkoumou, bei der Lebensberatung der SPV für die Romandie tätig, stellt die Verbindung zu Dominik Widmer her. Der Architekt ist beim Zentrum für hindernisfreies Bauen angestellt.
Nach einer Besichtigung der Wohnung platzt der Traum. Zu hoch wären gemäss Schätzung die Kosten für den Umbau. Dolores Gueissaz sagt: «Die Suche entwickelte sich zu einem richtigen Kampf.»
Immerhin wissen im Umfeld viele von ihrem Vorhaben und halten die Augen offen. Eine Freundin entdeckt schliesslich auf einem Spaziergang einen Aushang auf einem
Grundstück, die Altstadt von Yverdon liegt gleich um die Ecke. Das Gebäude der Kirchgemeinde weicht einem Mehrfamilienhaus mit Mietobjekten, Interessenten können sich telefonisch melden.
Als Tränen des Glücks fliessen Das tut Dolores Gueissaz. Und bald sitzt sie mit Dominik Widmer beim Architekten, der für den Neubau die Verantwortung trägt. Ihr kommt entgegen, dass sie sich früh genug gemeldet hat. Und dass Dominik Widmer nicht locker lässt. Sie erhält den Zuschlag.
Die Klientin ist aber auch besorgt, weil sie weiss: Die Mehrkosten für die Barrierefreiheit trägt nicht der Bauherr. Sie kann sich die Ausgaben von mehr als 50 000 Franken nicht leisten. An diesem Punkt übernimmt Judith Nkoumou von der Lebensberatung. Sie stellt bei der IV einen Antrag auf Kostenübernahme und bei der Schweizer ParaplegikerStiftung auf Vorfinanzierung.
Küche Geräte und Schränke in erreichbarer Höhe
Balkonzugang über Plattform
Derweil skizziert Dominik Widmer Pläne des Badezimmers und einer Plattform, die als Zugang zum Balkon dient. Die Küche wird an die Bedürfnisse der Rollstuhlfahrerin angepasst. Die Ablage, der Backofen, die Schränke – alles auf für sie erreichbarer Höhe. Und: Die Eingangstüren zum Haus sowie zur Tiefgarage werden automatisiert.
Aber Dolores Gueissaz fühlt sich wie auf Nadeln. Sie hat noch keinen Bescheid wegen der Finanzierung. Eines Tages meldet sich Dominik Widmer und fragt: «Wollen Sie eine gute Nachricht?» Die Frau ist im Auto unterwegs, als sie hört: «Die Schweizer ParaplegikerStiftung übernimmt die Vorfinanzierung.» Dolores Gueissaz fährt zur Seite. Und weint vor Glück. Dem Umzug steht nichts mehr im Weg. «Ich wäre chancenlos gewesen» Ende 2023 zieht sie um. Sie packt viele Kisten selber und wird dabei emotional. Sie verstaut viele Erinnerungen, die sie mit ihrem geliebten Mann verbinden. Immerhin findet sie eine ideale Lösung mit dem Haus. Ihr Sohn zieht mit seiner Familie ein, und wenn sie ihn besucht, fühlt sich das immer ein bisschen an, als würde sie heimkehren.
Dank vieler helfender Hände geht der Umzug reibungslos vonstatten. Und eines betont Dolores Gueissaz ausdrücklich: «Ohne die Hilfe von Dominik Widmer und Judith Nkoumou wäre ich chancenlos ge
Der Umzug in eine neue Wohnung ist mit Aufwand verbunden –von der Suche bis zum Zügeln. Was zu beachten ist und welche Rolle die SPV übernehmen kann.
Umziehen – was heisst das für Menschen im Rollstuhl?
Oft möchten Betrofene ihre Wohnung nicht aufgeben, sehen sich dazu aber gezwungen. Etwa dann, wenn bauliche Massnahmen zu teuer wären und keinen Sinn machen. «Plötzlich ist alles anders als vorher, und dann muss man auch noch das vertraute Umfeld verlassen. Das ist für diese Menschen ein Schock», sagt Daniela Vozza, Bereichsleiterin Lebensberatung der SPV.
Wie geht man auf der Suche nach einer geeigneten Wohnung vor?
«Grundsätzlich nicht anders als bei Fussgängern», sagt Daniela Vozza, also auf verschiedenen Kanälen wie den gängigen Immobilienportalen oder durch Beziehungen, wobei viele der als rollstuhlgängig ausgeschriebenen Wohnungen noch einer baulichen Anpassung bedürfen. Angela Fallegger, die selber im Rollstuhl sitzt und bei der SPV als Peer angestellt ist, empfiehlt: «Oft lohnt es sich, den Suchradius zu erweitern und sich nicht auf einen bestimmten Ort festzulegen. Und wer nicht selber Auto fährt, sollte darauf achten, wie es um Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe und den öfentlichen Verkehr steht.»
Inwiefern kann die SPV unterstützen?
Tauchen Probleme auf, hilft die Lebensberatung. Und sie stellt bei einem Umbaubedarf den Kontakt zum Architek-
wesen. Wenn ich daran denke, wie Dominik sich beim Architekten für mich eingesetzt hat … Er wird immer einen Platz in meinem Herzen haben! Ich bin sowohl der SPV als auch der Stiftung unendlich dankbar. Ohne ihre Hilfe hätte ich das nie geschafft.» Und mit einem Lächeln fügt sie an: «Ich habe meinem Sohn gesagt: Wenn ich einmal im Lotto gewinne, wird ein Teil nach Nottwil fliessen.»
tenteam her – wie im Fall von Dolores Gueissaz. Gleichzeitig helfen Mitarbeitende der Lebensberatung den Klientinnen und Klienten die Anmeldung an die IV oder den Antrag auf finanzielle Unterstützung bei der Schweizer Paraplegiker-Stiftung einzureichen.
Spielt die SPV auch beim eigentlichen Umzug eine aktive Rolle?
Nur begrenzt. Oft übernimmt die Lebensberatung eine koordinative Rolle und verbindet involvierte Parteien miteinander. «Wünschenswert ist es, dass Betrofene Helfende in ihrem Umfeld finden. In Ausnahmefällen können wir die Stiftung um Unterstützung anfragen», sagt Daniela Vozza. Angela Fallegger rät, strukturiert vorzugehen. «Was brauche ich als Erstes, wenn ich in der neuen Wohnung bin? Zum Beispiel: Katheter oder das Wichtigste an Kleidern. Darum hilft es, eine detaillierte Liste mit den Inhalten der Umzugskisten zu führen», sagt sie. «Ich würde, falls möglich, in zwei Etappen zügeln. Für private Dinge, auch solche, die zur Intimsphäre gehören, würde ich nahestehende Menschen aufbieten.»
Umziehen ist nicht selten mit Stress verbunden. Das Team der Lebensberatung ist ofen für einen Austausch –die Mitarbeitenden können Tipps geben, wie man mit einer neuen Wohnsituation am besten umgeht.
Das Geld war für sie stets ein belastendes Thema. Sie wollte kein Geld in Anspruch nehmen, weil das doch, so sagt sie, «andere Menschen im Rollstuhl genauso nötig haben». Dominik Widmer hat sie immer wieder beruhigt und erklärt, sie solle sich keine Sorgen machen. Dolores Gueissaz findet sich in der neuen Umgebung immer besser zurecht, so gut, dass sie sagt: «Ich habe ein schönes Leben.»
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Wir bieten erwachsenen Menschen mit körperlicher Behinderung attraktive Wohnangebote, eine sinnhafte Tagesstruktur und viel fältige Sport und Freizeitaktivitäten . Individuelle Pflege, Betreuung und Therapie ergänzen das Angebot. Unser oberstes Ziel ist das selbstbestimmte Leben unserer Bewohner:innen. Erkundigen Sie sich jetzt für ein massgeschneidertes Angebot: info@rossfeld.ch oder Tel. 031 300 02 02.
BEWEGUNG
TheraBand, Fitnesscenter oder Gruppensport: Was macht Freude und steigert die Lebensqualität?
Ein Pausengespräch im Team Lebensberatung.
Von Angela Fallegger und Silvia Affentranger
Wir, Angela Fallegger, Peerberaterin, und Silvia Affentranger, Sozialarbeiterin, warten an der Kaffeemaschine und sprechen über unsere sportlichen Aktivitäten.
Angela: «Wie geht es dir? Hattest du ein schönes Wochenende?»
Silvia: «Ja, danke.» Ich strecke und recke mich ein wenig. «Ich war im Rückenturnen. Es tat so gut, ich habe trotz Bürojob kaum mehr Rückenbeschwerden, seit ich da regelmässig hingehe. Gestern machten wir aber andere Übungen. Nun habe ich heftigen Muskelkater. Ich kann kaum meine Kaffeetasse halten. Und du, du bist ja auch sportlich unterwegs?»
SPORT MIT DER SPV
Die SPV bringt Sie in Bewegung. Entdecken Sie unser Breitensportangebot: spv.ch/breitensport
Fast alle Rollstuhlclubs bieten regelmässige Trainings in unterschiedlichen Sportarten an.
Angebot der Rollstuhlclubs spv.ch/de/trainingsfinder
Angela: «Ja, ich fühle mit dir. Ich war am Wochenende klettern und mir tut alles weh.»
Silvia: «Wow. Super, wie du Klettern für dich entdeckt hast und den Sport jetzt so aktiv betreibst.»
Angela: «Ja, es gefällt mir. Es ist einfach wichtig, immer dranzubleiben; Kraftaufbau, Dehnen, das volle Programm. Ich achte sehr darauf, dass ich meine Schultern nicht überbeanspruche.»
Silvia: «Dann verbringst du zusätzlich zur Kletterhalle viel Zeit beim Krafttraining im Fitnessstudio?»
Angela: «Nein. Obwohl wir als SPVMitglieder umsonst im Kraftraum des Schweizer ParaplegikerZentrums trainieren dürfen, bevorzuge ich es, am Abend zuhause vor dem Fernseher mit dem TheraBand oder mit gefüllten Wasserflaschen als Hanteln zu trainieren. Danach gehe ich zufrieden und beschwingt ins Bett.»
Silvia: «Nach meiner Schulterverletzung letztes Jahr hing auch ein TheraBand zuhause an der Türfalle.»
Angela: «Genau, dann gibt es keine Ausreden von wegen es ist zu kalt draussen.»
Silvia: «Mittlerweile gibt es ja fast in jedem Dorf ein Fitnesscenter. Dort, wo ich hingehe, sehe ich auch öfters Menschen mit einer Gehbehinderung.»
Angela: «Ja, ich kenne auch mehrere, die ein Studio besuchen, teilweise sind diese ja auch rollstuhlgängig. Es bringt eben auch Struktur in den Alltag, wenn man regelmässig hingeht.»
Silvia: «Ich finde es aber auch lässig, etwas in einer Gruppe zu machen. So lernt man neue Menschen kennen und kann gemeinsame Interessen pflegen.»
Angela: «Ja, beim Klettern sind wir auch eine coole Truppe. Für eine kurze Zeit habe ich im Rollstuhlclub Basketball ausprobiert, ebenfalls tolle Leute. Aber es war dann doch etwas zu zeitintensiv neben dem Klettern.»
Silvia: «Wie praktisch, dass man spezielle Sportrollstühle bei der SPV oder der Orthotec mieten kann. So kann man entspannt Verschiedenes ausprobieren. Wenn andere von ihren Erlebnissen berichten, motiviert es mich, auch wieder mal was Neues auszuprobieren. Was für eine Sportart willst du denn als Nächstes testen?»
Angela: «Wenn ich sehe, dass jemand mit einer ähnlichen Einschränkung eine Sportart ausübt, sage ich mir stets, dass mir das auch gelingen kann. Bei meinen Beratungen als Peer weise ich auf die Sportberatung der SPV hin. Diese Gespräche unterstützen, die neue Lieblingssportart zu finden. Aber zurück zu deiner Frage: Ich will als Nächstes mit dem Mountainbike Downhill fahren, und zwar im Wald. Mein Bike hat einen EMotor. Ich trainiere die Arme und die Beine bewegen sich aktiv oder passiv mit. So sind alle Gliedmassen aktiviert und auch der Rumpf wird mittrainiert. Das hilft, um meine Figur zu halten.»
Silvia: «Viel Spass! Ich ziehe das Genussradeln vor. Ich muss los. Aber im Sommer gehen wir wieder einmal zusammen im See schwimmen, oder?»
Angela: «Ja, sehr gerne. Oder wir mieten StandupPaddles oder Kajaks.»
Die Autorinnen zeigen vor, wie es geht
Silvia: «Sport nach Feierabend mit Ausklang in der Beachbar, ein guter Plan.»
Wenn es um die Berücksichtigung einer Invalidenkarriere geht, ist und bleibt das Bundesgericht streng. Seine strenge Haltung hat das höchste Gericht der Schweiz in zwei kürzlich ergangenen Urteilen unterstrichen.
Von Michael Bütikofer, Rechtsanwalt und Notar
Bereits im Jahr 2019 erschien an dieser Stelle ein Artikel zur Frage, ob und inwiefern eine sogenannte Invalidenkarriere bei der Berechnung des Invaliditätsgrades Berücksichtigung findet. Damals wurde ein versichertenfreundliches Urteil des Kantonsgerichts Luzern thematisiert. Zwei neuere Urteile des Bundesgerichts geben Anlass, das Thema erneut aufzugreifen. Bevor wir uns sogleich näher mit den bei
den neueren Urteilen auseinandersetzen, wollen wir die Invalidenkarriere in einem ersten Schritt rechtlich einbetten.
Der Invaliditätsgrad Wer einen Unfall erleidet oder erkrankt, sieht sich infolge reduzierter Leistungsfähigkeit regelmässig mit einem Einkommensrückgang konfrontiert. Je höher diese behinderungsbedingte Einkommensein
busse ausfällt, umso höher ist der sogenannte Invaliditätsgrad. Im Rentensystem der Sozialversicherungen kommt dem Invaliditätsgrad daher eine entscheidende Bedeutung zu: Ausgehend vom Invaliditätsgrad leitet sich der Anspruch auf eine Invalidenrente ab, sei es gegenüber der Invalidenversicherung, sei es gegenüber der Unfallversicherung oder der Pensionskasse. Allgemein gilt: Je höher der Invaliditätsgrad, umso höher ist der Rentenanspruch einer betroffenen Person.
Aus dem Gesagten folgt, dass nicht etwa die Schwere der Unfallverletzung oder die Schwere der Krankheitsfolgen den Invaliditätsgrad und damit den Rentenanspruch beeinflusst, sondern vielmehr die Einkommenseinbusse, welche die betroffene Person infolge des Unfalles oder der Krankheit erleidet.
Der Gesetzgeber hat dieses Prinzip in Art. 16 ATSG verankert. Diese Gesetzesnorm definiert, wie der Invaliditätsgrad und damit der Rentenanspruch einer erwerbstätigen Person berechnet wird. Demnach wird zunächst beurteilt, welches Einkommen die behinderte Person trotz ihrer Einschränkung noch zu erzielen in der Lage ist. Dieses sog. Invalideneinkommen wird sodann in Beziehung zu demjenigen Einkommen gesetzt, welches die betroffene Person ohne Behinderung erzielen könnte (sog. Valideneinkommen).
Beispiel: Erzielte eine Person vor Eintritt einer Behinderung ein Jahreseinkommen von CHF 80 000.– und kann sie infolge der unfall oder krankheitsbedingten Einschränkungen nur noch CHF 30 000.– pro Jahr erwirtschaften, erleidet die Person eine Einkommenseinbusse von CHF 50 000.–. Im Verhältnis zum Valideneinkommen von CHF 80 000.– bedeutet die Erwerbseinbusse ein Invaliditätsgrad von 62,5 % (100 %/ CHF 80 000.– × CHF 50 000.–). Aus diesem Rechenbeispiel erhellt, dass sich der Invaliditätsgrad und damit auch der Rentenanspruch erhöht, wenn das Valideneinkommen im Vergleich zum Invalideneinkommen ansteigt, weil die für die Berechnung des Invaliditätsgrades massgebende Erwerbseinbusse zunimmt.
Die Invalidenkarriere
Das Valideneinkommen berechnet sich in der Regel anhand des zuletzt erzielten, nötigenfalls der Teuerung und der realen Einkommensentwicklung angepassten Lohns. Dies, weil es nach bundesgerichtlicher Rechtsprechung der empirischen Erfahrung entspreche, dass die bisherige Tätigkeit ohne Gesundheitsschaden fortgesetzt worden wäre.
In der heutigen Zeit, in der viele erwerbstätige Personen sich kontinuierlich weiterbilden und kaum mehr jemand seinem einmal gewählten Beruf bis zur Pensionierung treu bleibt, erweist sich dieser Grundsatz als problematisch, weil dadurch de facto eine positive Einkommenssteigerung ausgeklammert bleibt. Akzentuiert tritt diese Problematik bei Personen zutage, die in jungen Jahren eine Behinderung erleiden. Die beiden erwähnten Urteile des Bundesgerichts handeln denn auch von zwei Betroffenen, die als junge Erwerbstätige eine Querschnittlähmung erlitten haben.
Dem ersten, im Dezember 2023 ergangenen Urteil lag folgender Sachverhalt zugrunde: Ein junger Mann, der sich in der Lehre zum Detailhandelsfachmann EFZ befand, verunfallte schwer und zog sich dabei eine komplette Paraplegie zu. Unfallbedingt konnte er seine Lehre nicht mehr fortsetzen. Er liess sich deshalb zum Informatiker umschulen. In seinem neuen Beruf war der junge Mann schnell erfolgreich.
Er wurde innert kurzer Zeit befördert und sein Lohn erhöhte sich stetig. Die Unfallversicherung stellte sich jedoch auf den Standpunkt, dass der junge Mann ohne Unfall Detailhandelsfachmann geblieben wäre. Sie berechnete sein Valideneinkommen daher ausgehend vom Lohn eines Detailhandelsfachmanns. Diesen Validenlohn stellte sie demjenigen eines Informatikers, mithin dem effektiv erzielten Lohn des jungen Mannes, gegenüber. Weil der Lohn als Informatiker höher ist als derjenige eines Detailhandelsfachmanns, resultierte praktisch keine Erwerbseinbusse und damit auch kein rentenbegründender Invaliditätsgrad. Der junge Mann liess bis vor Bundesgericht insbesondere geltend machen, dass, wenn er als Rollstuhlfahrer in der Lage sei, Karriere zu machen, er dies erst recht ohne Behinderung wäre. Aus diesem Grund sei sein Invaliditätsgrad ausgehend vom höheren Informatikerlohn zu berechnen, womit ihm gegenüber seiner Unfallversicherung ein Anspruch auf eine Invalidenrente zustehe.
Der zweite Fall, den das Bundesgericht mit einem Urteil im Februar 2024 entschieden hat, handelte von einer jungen Frau, die zunächst eine Lehre als Fachfrau Gesundheit EFZ absolvierte und sich im Anschluss daran zur dipl. Pflegefachfrau HF weiterbildete. Danach verunfallte die junge Frau und zog sich eine inkomplette Tetraplegie zu. Auch sie konnte nicht länger als dipl. Pflegefachfrau HF weiterarbeiten, weshalb sie an einer Fachhochschule ein Bachelorund ein Masterstudium in Pflege absolvierte und erfolgreich abschloss. Danach arbeitete die junge Frau zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin sowie als Lehrperson an einer höheren Fachschule und schliesslich als Pflegeexpertin. Auch in ihrem Fall war bis vor Bundesgericht strittig, welches Einkommen die junge Frau heute ohne Behinderung erzielen würde. Beschwerdeweise wurde geltend gemacht, dass sie heute mindestens den höheren Lohn als Pflegeexpertin und nicht den tieferen Lohn als dipl. Pflegefachfrau HF erzielen würde. Denn wenn sie sich trotz den Limitierungen ihrer Behinderung erfolgreich weiterbilden und als Pflegeexpertin arbeiten könne, dann könnte sie dies erst recht ohne Behinderung.
Rechtsprechung des Bundesgerichts Das Bundesgericht hält fest, dass bei der Ermittlung des Valideneinkommens zwar auch die berufliche Weiterentwicklung zu berücksichtigen sei, die eine versicherte Person normalerweise vollzogen hätte. Dazu sei allerdings erforderlich, «dass konkrete Anhaltspunkte dafür bestehen, dass ohne gesundheitliche Beeinträchtigung ein beruflicher Aufstieg und ein entsprechend höheres Einkommen tatsächlich realisiert worden wären». Indizien für eine berufliche Weiterentwicklung müssten «grundsätzlich auch bei jungen Versicherten in Form von konkreten Anhaltspunkten bereits bei Eintritt des Gesundheitsschadens vorhanden sein».
In den beiden hiervor erwähnten Fällen kam das Bundesgericht zum Schluss, dass weder bezüglich des jungen Mannes noch bezüglich der jungen Frau im Unfallzeitpunkt konkrete Anhaltspunkte vorlagen, welche auf eine Weiterbildung zum Informatiker bzw. zur Pflegeexpertin hindeuteten. Stellvertretend für beide Sachverhalte fasste das Bundesgericht im Falle der jungen Frau seine strenge Haltung wie folgt zusammen: «Gleichwohl erscheint die von der Versicherten geltend gemachte berufliche Weiterentwicklung im Sinne eines Bachelor und Masterstudiums in Pflege letztlich als eine theoretische Möglichkeit, die zwar nicht ausgeschlossen werden kann, von der aber auch nicht gesagt werden kann, dass sie mit überwiegender Wahrscheinlichkeit eingetreten wäre.» Damit steht fest, dass eine erfolgreiche Invalidenkarriere kein Garant für eine höhere Rente ist.
Nach unserer Auffassung ist diese Rechtsprechung zwiespältig, könnte sie doch letzten Endes dazu führen, dass damit Anreize für eine berufliche Weiterentwicklung trotz Behinderung zunichtegemacht werden.
ZITIERTE URTEILE
BGer 8C_287/2023 vom 13. Dezember 2023 und BGer 8C_214/2023 vom 20. Februar 2024
HEILPFLANZE
Das in Cannabis enthaltene THC wirkt auf den Muskeltonus und kann Schmerzen abschwächen, und das bei kaum vorhandenen Nebenwirkungen.
Eine medizinische Einordnung.
Von Dr. med. Holger Lochmann, Leitender Arzt FMH Allgemeine Innere Medizin REHAB Basel
Cannabis ist eines der ältesten Heilmittel in der Geschichte der Menschheit und wurde schon vor Jahrtausenden bei Krämpfen und Verspannungen eingesetzt. Medizinische CannabisPräparate mit den Hauptwirkstoffen THC (Delta9Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) stehen in der Schweiz mittlerweile in unterschiedlichen Darreichungsformen von verschiedenen Anbietern zum Beispiel zur Behandlung von Spastik bei Querschnittlähmung zur Verfügung. Zu bevorzugen ist die orale Einnahme als Lösung oder Spray auf Alkoholoder Ölbasis, um eine konstante und andauernde Wirkung zu gewähren. Es kommt hierbei quasi nie zu «High»Zuständen durch die verdauungsbedingt viel langsamere Anflutung im Nervensystem, auch die typischen roten Augen treten nicht auf.
Medizinisches Cannabis kann prinzipiell auch mit einem Vaporizer rauchfrei verdampft und inhaliert werden, wie es in anderen Ländern gehandhabt wird – dann sind aber die Wirkdauer kürzer und die unerwünschten Nebenwirkungen stärker («high» sein, Kreislaufprobleme, Passivität). Zudem ist dies teurer als die orale Ein
nahme. Reine THCPräparate auf synthetischer Basis (Dronabinol) werden nur noch äusserst selten verordnet.
Linderung von Schmerzen
THCCannabis wirkt auf spezielle CannabinoidRezeptoren im Körper, die in erster Linie den Muskeltonus und Funktionen wie Appetit und Schlaf steuern. THC ist kein eigentliches Schmerzmittel wie Morphium oder Ibuprofen, es zeigt aber gute Wirkungen bei Schmerzen, die durch Spastik und muskuläre Verspannungen hervorgerufen werden. Zudem rückt es die Schmerzwahrnehmung aus dem Blickfeld und bremst dadurch die selbstverstärkende Schmerzwahrnehmungsspirale. Durch seine sehr gute Verträglichkeit und die Möglichkeit zur unproblematischen Kombination mit bekannten Medikamenten und Wirkstoffen wird Cannabis auch bei rein chronischen Schmerzzuständen erfolgreich eingesetzt. Viele Patientinnen berichten, dass sie die vorher verwendeten starken Schmerzmittel reduzieren oder sogar ganz absetzen konnten, was wiederum weniger Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Schwäche und Verstopfung zur Folge hat.
Ein aktiver Lebensstil mit Bewegung und sozialen Kontakten ist neben der medikamentösen Behandlung unerlässlich.
Wirksamkeit bei Spastik
Schon vor fast 20 Jahren wurde in einer soliden mehrphasigen Studie im REHAB Basel (Dr. U. Hagenbach, Dr. M. Mäder und weitere, Spinal Cord Medicine) nachgewiesen, dass THC gleichwertige spastikverbessernde Effekte hat wie das Standardmedikament Baclofen (Lioresal). Die tägliche wirksame Dosis lag dabei bei zirka 30 Milligramm THC. Bei höheren Dosen traten vermehrt unerwünschte Wirkungen auf.
Zusätzlich kann die Behandlung mit Cannabis in speziellen Situationen positive Nebenffekte haben, wie etwa eine angstlösende, schlafverbessernde, appetitsteigernde oder brechreizlindernde Wirkung bei Krebserkrankungen. Ist die Querschnittlähmung durch ein Tumorleiden mit Metastasen hervorgerufen worden und findet eine Chemotherapie statt, kann Cannabis die Nebenwirkungen dieser Therapie lindern und zu einer möglichen Einsparung der Standardmedikamente führen.
Nebenwirkungen
Bei sehr hohen Dosen (auch typisch bei Inhalation) kann THCCannabis Wesensveränderungen hervorrufen und «high» machen, folglich ist man dann auch fahrunfähig und unfallgefährdet. Durch die appetitsteigernde Wirkung kann das Gewicht steigen, was bei Personen im Rollstuhl vermieden werden sollte. Zudem sollte Cannabis mit THC generell nie bei Kindern und Jugendlichen, bei Schwangeren und Stillenden sowie bei psychischen Erkrankungen eingesetzt werden und bei Berufen, die eine Fahrtüchtigkeit voraussetzen.
Ist das legal?
In der Schweiz ist die Gesetzgebung noch sehr zurückhaltend und Cannabis gehört nach wie vor zu den verbotenen Betäubungsmitteln (ab 1% THCGehalt), auch wenn im Alltag je nach Kanton beim Besitz kleiner Mengen kaum noch Folgen drohen. Für den Strassenverkehr kann die ärztlich verschriebene CannabisTherapie rein juristisch weitreichende Folgen bis zum Entzug des Führerausweises nach sich ziehen, wobei bei stabiler Situation und konstanter Einnahme normalerweise keine relevanten Effekte auf die Fahrtauglichkeit zu beobachten sind. Ein ärztlich ausgestellter CannabisPass sollte stets mitgeführt werden. Es ist zu erwarten, dass die rechtliche Situation in den nächsten Jahren angepasst wird, da einige Nachbarländer den Umgang mit Cannabis neu regulieren.
Es gibt diverse laufende Projekte in Schweizer Städten, bei denen Cannabis legal in Apotheken an registrierte Konsumentinnen und Konsumenten nichtgewinnorientiert abgegeben wird. Dies erfolgt meist in Form von Blüten («Gras») oder Harz (Haschisch) und ist primär zur Inhalation gedacht, kann aber auch zu Tee oder Cookies
verarbeitet werden. Eine Legalisierung von THCCannabis würde sicherlich vielen darauf angewiesenen Patientinnen und Patienten das Leben erleichtern, wenn sie offiziell zum Gebrauch legitimiert würden und Preise und Qualität unter staatlicher Kontrolle stünden. Natürlich wünscht sich niemand die Erleichterung des Zugangs für Kinder und Jugendliche.
Die CannabisBehandlung wird normalerweise von den Unfallversicherungen ohne Probleme übernommen, leider aber von den Krankenkassen als «NichtPflichtleistung» nur sehr selten bezahlt. Aufgrund der hohen Qualitätsansprüche und des sehr kleinen Marktes sind die Preise für die medizinische Behandlung mit rund CHF 1.50 pro Milligramm THC bei einer notwendigen Tagesdosis von meist 10 bis 20 Milligramm THC hoch. Mittlerweile benötigt man keine Ausnahmebewilligung mehr vom Bundesamt für die CannabisTherapie, der verordnende Arzt muss jedoch ein OnlineFormular ausfüllen und ein Betäubungsmittelrezept ausstellen.
Der zweitwichtigste Wirkstoff im Cannabis ist CBD (Cannabidiol). Es hat im Vergleich zu THC keine starke Wirkung und ist nicht psychoaktiv. Es kann in diversen Formen frei gekauft und wie andere Lebens oder Genussmittel konsumiert werden. Leider wirken reine CBDProdukte
PRAKTISCHE HINWEISE
Wie komme ich an eine medizinische Cannabis-Verordnung?
Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt danach und infor mieren Sie sich im Internet z. B. unter: www.cannaplant.ch www.medcan.ch www.sgcm-sscm.ch
Konsum
Mischen Sie Cannabis niemals mit Tabak, denn das Nikotin im Tabak hat gegenteilige Wirkungen und macht stark süchtig. Der Teer ist krebserregend. Zum risikoarmen Konsum empfiehlt sich
nicht bei Spastik und entfalten einen allenfalls leichten schmerzlindernden Effekt. Zudem sind sie sehr teuer und qualitativ nicht so gut überprüft wie die THCMedikamente. Die vielerorts beworbene CBDBehandlung für alle möglichen Probleme kann daher aus ärztlicher Sicht so nicht empfohlen werden und erfüllt die an sie gestellten Erwartungen in aller Regel nicht. CBD wird als Medikament bei sehr seltenen angeborenen EpilepsieFormen erfolgreich hochdosiert eingesetzt. CBD ergänzt THChaltige Medikamente sinnvoll, da die Kombination die wesensverändernden Wirkungen von THC mildert und damit die Verträglichkeit verbessert.
Ich berate und behandle seit über 15 Jahren regelmässig Patientinnen und Patienten mit Querschnittlähmung und anderen Krankheitsbildern mit Cannabis. Zwei Drittel der Rückmeldungen fallen positiv aus. Bei einer Auswertung im Jahr 2016 gaben 50% eine Besserung der Beschwerden an. Die am meisten genannte Nebenwirkung war ein trockener Mund. Cannabis ist eine wertvolle Option bei vielen chronischen Beschwerden, aber auch nicht für alle das «richtige» Medikament. Allgemein reagieren Männer positiver darauf als Frauen. Probleme machen vor allem die Kosten, die anfallende Administration und die gesetzlichen Reglementierungen. Interessenten müssen gut aufgeklärt und ärztlich und therapeutisch begleitet werden.
ein qualitativer Vaporizer (Verdampfer), wie er unter anderem in Kanada zum medizinischen Gebrauch zugelassen ist.
Grenzwerte
In der EU und generell im Ausland gelten andere Grenzwerte und Regeln im Umgang mit Cannabis, z. B. ist der EUGrenzwert für CBD-Cannabis-Produkte deutlich tiefer (meist max. 0,2% THC erlaubt) als in der Schweiz. Hierzulande legale CBD-Produkte (bis 1% THC legal) sind im Ausland allenfalls verboten und hohe Bussen und Verfahren drohen. Informieren Sie sich vorab.
Kann ein olympisches Dorf Impulse geben, wie öffentlicher und privater Raum barrierefrei zu gestalten sind? Ein Gespräch mit dem Verantwortlichen von Paris 2024.
Von Micha Wäfler und Nadja VenetzLaurent Michaud ist Direktor des olympischen und paralympischen Dorfes von Paris 2024. Er koordinierte die verschiedenen Dienstleister in der Realisierungsphase. Während den Spielen ist er dafür verantwortlich, dass alles rundläuft, von der Sicherheit über die Unterkunft, die Verpflegung, den Transport bis hin zu allen anderen Dienstleistungen, die im gesamten Dorf angeboten werden.
Wie wurde das olympische Dorf geplant, damit es für alle Athletinnen und Athleten unabhängig von ihrer Behinderung genutzt werden kann?
SOLIDEO ist für den Bau und Betrieb der olympischen Einrichtungen verantwortlich. Das Unternehmen wurde eigens
Visualisierung des neuen Quartiers
für diesen Anlass gegründet. SOLIDEO ist quasi die Architektin des Dorfes und musste eine 100% ige Einhaltung der Bau und Projektplanungsstandards gewährleisten. Dazu gehörten auch alle Massnahmen zur Barrierefreiheit. Die Vorschriften dazu sind in Frankreich gesetzlich verankert. Das Dorf ist komplett barrierefrei. Die Steigungen betragen maximal vier Prozent, sodass sich alle, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, problemlos durch das Dorf bewegen können. Es gibt Leitsysteme an Fussgängerstreifen, die blinden Menschen ermöglichen, sicher über die Strasse zu gehen. Und wir werden ein System mit taktilen, interaktiven Karten in Betrieb nehmen, das sehbehinderten Personen die Orientierung im Dorf erleichtert.
Und wie sieht es in den Wohnungen aus?
Sind die auch barrierefrei?
Für die Wohnungen gilt dasselbe. Die Zugänge und die Türen sind so gestaltet, dass Personen im Rollstuhl einfach ins Innere gelangen. Alle Appartements werden mindestens ein barrierefreies Badezimmer mit Duschsitz haben. Das Spülsystem für die Toiletten wurde so gestaltet, dass Personen mit Amputationen der oberen Gliedmassen die Spültaste drücken können. Die Bettrahmen sind auf einer Höhe, die es erlaubt, den Transfer vom Rollstuhl ins Bett durchzuführen. Möbel wie Regale zur Aufbewahrung von Sachen oder Kleiderschränke sind so aufgebaut, dass sie vom Rollstuhl aus in Reichweite sind. Und die Steckdosen wurden höher angebracht, um sie für Menschen mit eingeschränkter Mobilität erreichbarer zu machen. Das sind nur ein paar Beispiele.
Wie sieht es mit dem Mobilitätskonzept des Dorfes aus?
Die Mobilität im Dorf ist für uns sehr wichtig, denn das Dorf umfasst 52 Hektar. Die Athletinnen und Athleten sollen sich frei und kräfteschonend im Dorf bewegen können. Es wird EShuttles in Form von Golfwagen geben, in denen zwei Personen im Rollstuhl Platz finden. Diese Shuttles werden durchgehend im Dorf verkehren und alle zwei Minuten an Knotenpunkten anhalten. Ausserdem haben wir mit unserem Mobilitätspartner Toyota Mikromobilitätssysteme eingerichtet. Es handelt sich um Zuggeräte, die am Rollstuhl angebracht werden können, damit die Athletinnen und Athleten ihre Kräfte schonen, während sie sich durchs Dorf bewegen.
Wie wurde evaluiert, was Menschen mit Behinderung benötigen?
Paris 2024 hat eine Athletenkommission, um das Organisationskomitee bei der Durchführung der Spiele zu unterstützen. In dieser Athletenkommission gibt es olympische sowie paralympische Athletinnen und Athleten mit verschiedenen Behinderungen. Diese Personen haben uns bei der Realisierung des Dorfes sehr geholfen. Sie haben Zugänge, Wege, Eingänge, Wohnungen und Möbel getestet. Jeder Schritt des Projekts wurde mit der Athletenkommission validiert. Eine weitere Ebene ist das Internationale Paralympische Komitee IPC, mit dem wir ebenfalls eng zusammenarbeiten, um ein Dorf zu schaffen, das seinen Anforderungen und seinem Pflichtenheft entspricht.
Was war die grösste Herausforderung, um ein barrierefreies Dorf zu realisieren? Am anspruchsvollsten waren die Höhenunterschiede. Es gibt einen Höhenunterschied von etwa 15 m zwischen dem oberen Teil des Dorfes und dem unteren Teil, was viele Steigungen und viel zu verbindende Fläche bedeutet. Daher mussten Rampen installiert werden, um den Zugang zu ermöglichen. Es waren auch Rampen mit taktilen Markierungen für sehbehinderte Personen erforderlich, damit sie sich im Dorf besser orientieren können. Eine weitere Herausforderung war die Enge der Strassen bei einer zugleich hohen Vielfalt an Mobilität. Wir haben Personen, die sich
zu Fuss, mit dem Velo oder mit dem Auto fortbewegen. Um die Sicherheit zu gewährleisten, begrenzten wir das Tempo auf 30 km/h, was eine umfangreiche Beschilderung erforderte.
Gibt es Orte, die nicht zugänglich sind? Nein, alle Bereiche sind für alle zugänglich. Ursprünglich gab es im Hauptrestaurant Zwischengeschosse, die mit dem Rollstuhl nicht erreichbar waren. Während der Paralympischen Spiele wären diese Bereiche unbrauchbar gewesen. Dank dem Votum der Athletenkommission wurden diese Zwischengeschosse entfernt. Jetzt ist wirklich alles für alle zugänglich.
Lassen Sie uns noch über Nachhaltigkeit sprechen. Wie werden die Abfälle gehandhabt?
Wir achten sehr auf die Mülltrennung. Das war auch Teil der Anforderungen an unsere Partner und Lieferanten. Wir führen Sensibilisierungsprogramme für das Personal durch, damit sie die Mülltrennung umsetzen. Dieses Programm ermutigt auch die Delegationen, ihre Abfälle zu trennen und die Menge zu reduzieren. Wir haben sehr ehrgeizige Ziele, insbesondere im Bereich der Lebensmittelabfälle. Das Ziel ist, Verschwendung zu vermeiden und Lebensmittelabfälle auf null zu reduzieren. Die Restaurants arbeiten in einem JustintimeModus, das heisst, es wird nur das bereitgestellt, was dem Bedarf entspricht.
Wie ist die nachhaltige Nutzung nach den Spielen gewährleistet?
Das Dorf liegt in SeineSaintDenis, nördlich von Paris. Die ehemalige Industriezone wird in ein Stadtviertel transformiert, das zunächst als olympisches Dorf genutzt wird. Das Dorf entsteht also nicht auf der grünen Wiese, sondern passt sich der bestehenden Infrastruktur an. Wir errichten keine Schlafstadt, sondern Wohnungen mit Geschäften im Erdgeschoss für die Zeit nach den Spielen. Und da es Geschäfte geben wird, wird es auch Arztpraxen, Apotheken, Banken, Postfilialen, Supermärkte, Kindergärten und eine Grundschule geben. Während der Spiele nutzen wir diese Fläche, die danach für diese Dienstleistungen zur Verfügung steht. Nach den Spielen haben wir ein Viertel, das wirklich
lebt, mit Restaurants und Bars. Wir haben unser Bestes gegeben, um unsere Dienstleistungen in Bestehendes zu integrieren und keine temporären Häuser oder Zelte zu bauen. Das reduziert zudem unsere CO2Bilanz. Wir sind überzeugt, damit SeineSaintDenis ein echtes Erbe für die Zeit nach den Spielen zu hinterlassen.
Rampen überwinden Höhenunterschiede
Was kann ein olympisches Dorf zu mehr Barrierefreiheit beitragen?
Die Spiele geben uns die Möglichkeit, die Bevölkerung für Menschen mit Behinderungen zu sensibilisieren sowie Massnahmen zu testen und umzusetzen, die es Menschen mit eingeschränkter Mobilität erleichtern, sich in städtischen Gebieten zu bewegen. Ich sehe das Dorf als Experimentierlabor, in dem wir innovative Lösungen haben, damit Raum für alle nutzbar wird.
FREIWILLIGENARBEIT
Manuela Schär leistete in Thailand einen VolunteerEinsatz in einem grossen Hundeheim. Für die Fachfrau Reisen der SPV lohnte sich die sorgfältige Planung.
Von Peter Birrer
Einmal als Volunteer bei einer Tierschutzorganisation einen Einsatz leisten – diesen Wunsch hatte Manuela Schär schon lange, aber die Umsetzung scheiterte oft, weil viele dieser Einrichtungen auf unwegsamem Gelände liegen.
Dann aber entdeckt die 39Jährige auf den sozialen Medien eine Institution, die sie fasziniert. Die Fachfrau Reisen bei der SPV und Spitzensportlerin sieht Videosequenzen mit querschnittgelähmten Hunden, die sich dank Rollstühlen selbstständig fortbewegen können – und liebevoll «Wheelchair Mafia» genannt werden.
«The Man That Rescues Dogs» heisst die Organisation in Thailand, kurz: TMTRD. Manuela Schär schreibt TMTRD, dass sie sich einmal als freiwillige Helferin zur Ver
fügung stellen möchte – und erhält als Antwort, dass sie willkommen sei. Darauf informiert nicht nur sie sich näher, sondern auch der Chef der Volunteers möchte einiges von der Schweizerin erfahren. Wie breit ist der Rollstuhl? Ist ein selbstständiger Transfer möglich? «Solche präzisen Fragen gaben mir ein gutes Gefühl: Ich wusste, dass man es ernst meint», sagt Manuela Schär.
Auf Ausflug, beim Füttern und Streicheln
Manuela Schär erlebte bei ihrem Volunteer-Einsatz in Thailand erfüllende Tage.
tet sie auf den Transport und legt den Weg auf der stark befahrenen Strasse ohne Trottoir eigenständig zurück. Unterwegs begegnet sie regelmässig Hunden, die neugierig sowohl sie als auch den Rollstuhl beschnuppern. Bange Momente erlebt sie dabei kaum einmal. Während der Coronapandemie hatte Manuela Schär, die seit 2018 BostonTerrier Lui an ihrer Seite hat, einen Kurs in Hundekommunikation absolviert und versteht die Körpersprache. Deshalb konnte sie nun auch in Thailand die Absicht der Hunde jeweils einschätzen.
«Es ist alles tausendmal besser herausgekommen
arbeiten, verteilt viele Streicheleinheiten und «schmüselet», wie sie es formuliert. Sie redet mit den Tieren oder begleitet sie auf Spaziergängen. Dann habe sie auch zur «Wheelchair Mafia» gehört, erzählt sie lächelnd.
Zudem ist sie dabei, wenn Mitarbeitende auf der Vormittagstour durch Chon Buri auf der Strasse lebende Hunde füttern. Die Kommunikation ist zwar nicht immer einfach, weil gerade Einheimische kaum Englisch sprechen. Aber für solche Fälle gibt es moderne Hilfsmittel: Dank Google Translate klappt mit dem Handy die Verständigung weitgehend problemlos.
Was erwartet mich wirklich?
Als sie am 11. Dezember 2023 in dieses Abenteuer startet, fliegt trotz detaillierter Vorbereitung auch grosser Respekt mit: Was erwartet mich wirklich? Ist genügend Barrierefreiheit vorhanden? Und nicht zuletzt ist da auch die Frage: Wie funktioniert Tierschutz vor Ort?
Kaum ist sie in Thailand, verfliegt die Nervosität aber. Sie wird von einem Fahrer, der ihr von der Organisation empfohlen wurde, abgeholt und nach Chon Buri in ihre zweckmässige, weitgehend stufenlose Unterkunft gefahren. Wenn etwas fehlt, weiss sie sich zu helfen: Einen Gartenhocker etwa funktioniert sie kurzerhand zum Duschstuhl um. Manuela Schär mag es unkompliziert.
Das Hundeheim liegt rund einen Kilometer vom Hotel entfernt. An den ersten zwei Tagen wird sie abgeholt, danach verzich
als erwartet.»
Bei TMTRD machen ihr die Menschen mit ihrer herzlichen Art die Integration einfach. Die Organisation mit über 40 leidenschaftlich agierenden Festangestellten gibt rund 700 Hunden ein Zuhause, viele von ihnen sind ausgesetzt worden, krank oder verletzt. Das Heim besteht nicht nur aus Gehegen, sondern verfügt auch über eine Klinik. Betreut werden auch rund 500 Strassenhunde in der Umgebung und im Dschungel.
In Gehegen oder auf der Tour Im Hundeheim ist es laut, es riecht nach Desinfektionsmittel und der nahen Mülldeponie, aber die Krienserin stört sich überhaupt nicht daran. Sie verbringt viele Stunden in Gehegen bei Hunden, vor allem bei jenen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Sie hilft ausserdem bei Reinigungs
Das Logo auf dem Renndress Manuela Schär erlebt erfüllende Tage in Thailand: «Es ist alles tausendmal besser herausgekommen als erwartet.» Ihre Gedanken kreisen auch mehrere Monate nach ihrer Rückkehr immer wieder um TMTRD. Ihre Verbundenheit mit der Tierschutzorganisation zeigt sie künftig auch an Wettkämpfen: Sie trägt ihr Logo auf ihrem Renndress.
Wenn sich die Möglichkeit ergibt, will sie wieder nach Thailand reisen und sich als Volunteer nützlich machen. «Hunde geben mir wahnsinnig viel», sagt sie und kommt auf Lui zu sprechen, ihren BostonTerrier: «Es war der beste Entscheid meines Lebens, ihn zu mir zu holen. Er ist ein kleiner Prinz, mit dem ich rumblödeln kann und der Dinge aufführt, die mich zum Lachen bringen.»
PENDELSPRUNG
Wagen Sie den Sprung!
Am 17. August können sich die Mutigen unter Ihnen dreissig Meter in die Tiefe einer beeindruckenden Schlucht stürzen.
Dieser Pendelsprung findet in der Nähe von Château-d’Œx statt. Ein absolutes Muss für alle Adrenalinjunkies!
Zum Pendelsprung spv.ch/eventkalender
HANDBIKE-TRAIL
Action pur!
Am 17. August führen wir mit den Sense-Bikern einen Handbike-Trail im Kanton Freiburg durch.
Geniessen Sie die herrliche Landschaft und das Zusammensein in der Gruppe. Wer Lust hat, sich mit anderen zu messen, nimmt am Folgetag am Handbike-Plauschrennen teil. Weiter gibt es vor Ort einen Bikepark, um unterschiedlichste Hindernisse zu testen.
Zum Handbike-Trail spv.ch/eventkalender
Am 2. März machte sich eine Reisegruppe auf nach Teneriffa. Die kanarische Insel zeigte sich von ihrer besten Seite.
Weil das Meer noch zu kühl war, um darin zu baden, verbrachten wir die sonnigen Tage am geheizten Pool. Die Vielzahl an guten Restaurants und Bars in der Umgebung ermöglichte uns ein abwechslungsreiches Nachtleben. Besonders bemerkenswert ist die Barrierefreiheit der Insel. Alles erwies
Begleiten Sie uns als Laienpflegende auf unseren einzigartigen Reisen für Tetraplegiker.
Unser Kurs vom 26. Oktober vermittelt Ihnen das Wissen über die wichtigsten Aspekte der Pflege von Tetraplegikern und dem Umgang mit Rollstühlen sowie den Ablauf unserer Reisen. Es sind keine pflegerischen Vorkenntnisse erforderlich.
Zum Kurs «Pflege und Begleitung» spv.ch/eventkalender
sich als äusserst rollstuhlfreundlich: von unserer Unterkunft, dem Kurhotel «Mar y Sol» bis hin zur Strandpromenade «Playa de las Vistas». «Die Insel ist perfekt für Reisende im Rollstuhl geeignet», bemerkte die Teilnehmerin Sandra Laube treffend.
Haben Sie Lust auf Ferien mit uns?
Unser Angebot spv.ch/eventkalender
WANDERUNG
Swiss-Trac-Ausflug
Über Stock und Stein geht es am 31. August von Rottenschwil nach Bremgarten.
Unter erfahrener Leitung können Sie mit Ihrem eigenen Swiss-Trac einer der schönsten Wanderwege der Schweiz erkunden. Freuen Sie sich auf einen Tag in der Natur. Nebst der Wanderung ist das Mittagessen inklusive.
Ist Ihr Interesse geweckt?
Informationen und Anmeldung
AUS DEN CLUBS
Hoch hinaus und zurück in die Vergangenheit geht es für den CFR Lausanne an einem verlängerten Wochenende im Elsass.
Von Nadja Venetz
Am Anfang steht der Baumwipfelpfad. Der Sportverantwortliche des CFR Lausanne spricht mit Xavier Rusconi, der seit April 2022 dem Bereich Kultur und Freizeit desselben Clubs vorsteht, über diesen Ort im Elsass. Beide finden die Idee spannend. Xavier Rusconi klemmt sich hinter den Bildschirm und recherchiert, ob und wie ein Ausflug mit dem Rollstuhlclub machbar ist. «Im Zentrum stand der Baumwipfelpfad. Die anderen Aktivitäten habe ich rundherum geplant und geschaut, was es in der Region sonst noch Interessantes zu tun gibt», erklärt er. Er will seine Arbeit besonders gut machen, schliesslich ist es der erste Ausflug in seiner Ägide als Kulturund FreizeitVerantwortlicher. Jocelyne Guinet, ehemaliges Vorstandmitglied, fährt im Vorfeld extra ins Elsass und testet Hotel und Ausflüge.
führt seine Besuchenden in ein elsässisches Dorf aus dem frühen 20. Jahrhundert. Zu bestaunen gibt es rund 80 traditionelle Häuser. Man schaut der Bäuerin beim Melken zu und dem Schmied oder dem Zimmermann bei der Arbeit über die Schulter. Das Brot wird im Holzofen gebacken und über 60 Nutztiere leben im Dorf. «Der Besuch im Ecomusée war grossartig», schwärmt Xavier Rusconi.
Untergebracht ist die Reisegruppe im Hotel «Au Lion d’Or» in La PetitePierre. Zwei Zimmer seien komplett barrierefrei ausgebaut. Sobald mehrere Personen im Rollstuhl untergebracht werden müssen, brauche es in den übrigen Zimmern etwas Unterstützung durch eine Begleitperson, berichtet Xavier Rusconi. «Das Hotelpersonal war uns gegenüber sehr zuvorkommend.»
lang des Pfads vermitteln Schautafeln und Spiele Wissenswertes über die heimischen Tiere und Pflanzen. Xavier Rusconi rät, sich für den Besuch einen halben Tag zu reservieren.
Bevor es zurück in die Schweiz geht, steigt die Gruppe in Colmar aus. Prächtige Fachwerkbauten säumen die Fussgängerzone. Boote tuckern im Quartier «KleinVenedig» über die Kanäle der Lauch Gerne wären die Teilnehmenden noch länger geblieben, in Colmar im Speziellen, aber auch ganz allgemein. «Unser Programm war für die drei Tage schon sehr dicht. Idealerweise nimmt man sich dafür eine Woche Zeit», sagt Xavier Rusconi. Mit seinem ersten Ausflug ist er allerdings sehr zufrieden. Alles hat reibungslos geklappt. Nachahmen empfohlen.
Gelungen Zufriedene Reisegruppe
Reise ins frühe 20. Jahrhundert 14 Personen melden sich für das verlängerte Wochenende vom 18. bis 20. August 2023 an. Mit dem adaptierten Reisecar von Buchard Voyages geht es gen Norden. Den ersten grossen Stopp legt die Gruppe im Ecomusée Alsace in Ungersheim ein. Das grösste Freilichtmuseum Frankreichs ent
Auch das dazugehörige Restaurant überzeugt. «Zudem war es praktisch, dass wir mit dem Reisecar direkt vor dem Hotel parken konnten.»
29 Meter über Boden
Am Samstag gehts endlich zum Baumwipfelpfad. Der «Chemin des Cimes Alsace» in DrachenbronnBirlenbach ist von der Unterkunft eine stündige Busfahrt entfernt. Mit sechs Prozent Steigung schlängelt sich ein Holzsteg den Aussichtsturm hoch, der mitten im Wald steht. Oben angekommen, schweift der Blick über die Baumwipfel zu den Nordvogesen, in die Rheinebene und über den Schwarzwald. «Mit dem Rollstuhl ist man in sieben, acht Minuten oben», erklärt Xavier Rusconi und fügt an, «wenn man ein Zuggerät hat.» Wer sich so beeilt, verpasst allerdings viel. Ent
TRÄUME LEBEN
Seit über 30 Jahren bereist Marcel Stalder nahe und ferne Länder. Mit einem umgebauten Sprinter hat er nun sein Traumauto gefunden.
Von Nadja VenetzEs ist grau draussen und regnerisch. «In Barcelona hats heute 23 Grad, da wär ich jetzt gern», verkündet Marcel Stalder. Er liebt die Wärme und er liebt es zu reisen. Drei bis viermal im Jahr zieht es ihn in die Ferne. Den Überblick, wie viele Länder er schon bereist hat, hat er längst verloren, aber, «ich bin sicher schon 50mal geflogen». Hinzu kommen weitere Reisen mit seinem Sprinter. Neugierig auf die Welt sei er schon immer gewesen. Aber zum Reisen kommt er erst durch seinen Unfall. Der Baselbieter befindet sich in der Ausbildung zum Lokführer, als er 1989 vom Trampolin stürzt: Tetraplegie, SchädelHirnTrauma, Lungenembolie. Anfänglich sieht er keine Perspektive für sich. Heute sagt er: «Über das Reisen fand ich zurück ins Leben.»
Vier Jahre nach seinem Unfall fliegt er zum ersten Mal, und das gleich in die USA, gemeinsam mit fünf Kolleginnen und Kollegen und seinen Eltern. Rückblickend lacht er über seine Naivität: «Ich hatte keine Ahnung, worauf ich als Rollstuhlfahrer achten
muss.» Er ist noch nicht einmal auf USamerikanischem Boden, hat er bereits eine Druckstelle. Trotz Dekubitus zieht er die Reise durch. Die Wochen nach der Heimkehr verbringt er im Sandbett des REHAB Basel statt zu Hause. «Als ich aus dem Spital rauskam, wusste ich, wie man es nicht macht.» Und er plant seine nächste Reise: Drei Monate mit dem Wohnmobil durch die USA und Kanada. Sein Cousin und sein Bruder begleiten ihn. Nach diesen drei Monaten hats ihn voll gepackt, das Reisefieber.
Ein Haus auf Rädern
Das Unterwegssein im Wohnmobil begeistert ihn. Das Hotelzimmer fährt immer mit. Die nächste grosse Reise startet erneut in den USA. Ein ganzes Jahr lang ist er auf Achse und fährt mit drei Assistenzpersonen durch die Staaten, nach Lateinamerika und hoch bis nach Alaska. Das Wohnmobil, mit dem sie unterwegs sind, hat er vor Ort gekauft. Ursprünglich plant Marcel Stalder, das Gefährt in die Schweiz zu verschiffen, verwirft diese Idee aber wieder:
«Der Spritverbrauch war viel zu hoch und das Fahrzeug viel zu gross.» In der Schweiz hätte es einen zusätzlichen Führerausweis benötigt, um das Wohnmobil fahren zu dürfen.
Unterwegs mit dem Sprinter und im Seitenwagen in Thailand
Der Traum vom eigenen Wohnmobil lässt den heute 55Jährigen nicht los. Er kauft sich eins und lässt es nach seinen Vorstellungen umbauen. Auf die anfängliche Euphorie folgt Ernüchterung. Nach zwei Jahren verkauft Marcel Stalder sein Fahrzeug wieder. «Ich hatte nur die Erfahrungen aus den USA. Da darf man überall bleiben, die Parkplätze sind grösser und die Strassen breiter», erklärt er. In Europa hingegen ist übernachten nur auf Campingplätzen erlaubt und für die Rollstuhlparkplätze war das Fahrzeug viel zu lang.
Seit Neustem besitzt er aber ein neues Gefährt, einen Mercedes Sprinter. Den Wagen kauft er gebraucht. Eine Hebebühne und Befestigungsstreben sind bereits eingebaut, weil das Fahrzeug vorher für Behindertentransporte genutzt wurde. Das Beste am Ganzen: Marcel Stalder kann mit seinem Rollstuhl vorne als Beifahrer Platz nehmen und durch die grosse Frontscheibe schauen. Eine neue Erfahrung. Bisher musste er immer hinten sitzen. Die Test
fahrt mit seinem Bruder beschert ihm einen Adrenalinkick. «Wir sind kurz auf die Autobahn gefahren. Zunächst hatte ich Angst, vorne rauszufallen, danach erlag ich dem Geschwindigkeitsrausch», berichtet er. Die Firma Behindertenfahrzeuge Ottiger baut ihm ein Bett, eine Standheizung und eine kleine Küche ein. «Alles sehr einfach, aber für mich reichts», betont der Besitzer. Marcel Stalder ist rundum glücklich. Nach über 30 Jahren Reiseerfahrung hat er endlich das Fortbewegungsmittel, das er sich wünscht. «Wenn ich im Sprinter sitze, komme ich mir kein bisschen behindert vor. Dann kann ich neben meiner Partnerin sitzen, rausschauen und die Schönheit dieser Welt geniessen», schwärmt er.
Bevor Marcel Stalder seine Partnerin kennenlernt, reist er mit Assistenzpersonen. Diese rekrutiert er über eine Plattform. Interessierte besuchen ihn zu Hause, um sich die Pflegeaufgaben anzuschauen. «Das Ausräumen des Darms war für einige zu viel des Guten», lacht Marcel Stalder. Mit der Zeit hat er einen Pool von Leuten zusammen, die ihn auf seinen Reisen begleiten. Das geht in den allermeisten Fällen gut. Nur einmal täuscht er sich in einer Person, seither ist er noch vorsichtiger bei der Auswahl. Seit er mit seiner Partnerin unter
wegs ist, hat das Reisen eine zusätzliche Komponente erhalten. «Es ist einfach nochmal etwas ganz anderes mit einem Menschen zu reisen, den man liebt und dem man komplett vertraut.»
Fernweh
Ferne Länder kitzeln den Tetraplegiker nach wie vor. Aber die langen Flüge steckt er nicht mehr so leicht weg. Doch auch Europa hat genug zu bieten. Die erste längere Tour mit dem Sprinter führt Marcel Stalder mit einer Assistentin vier Wochen lang quer durch Deutschland bis an die Ostsee und zurück. Wegen gesundheitlicher Probleme sind aktuell nur kürzere Unternehmungen möglich, auch dafür ist der Sprinter optimal. «Nach zwei, drei Stunden Fahrt können wir eine Pause machen. Ich lege mich hin und meine Freundin liest ein Buch.» Übernachtet wird im Hotel.
Reisen ist Freiheit, Abenteuer und Neues erleben. Die Unterkünfte recherchiert Marcel Stalder stets im Vorfeld. Die Möglichkeiten hierfür sind heute ganz andere als noch vor 30 Jahren. Anderes wiederum überlässt er lieber dem Zufall. «Ich lasse mich gerne überraschen», erklärt er. Dass dabei nicht immer alles barrierefrei ist, nimmt er gelassen hin. Und auch, dass nicht
immer alles so läuft wie erwartet. «Auf einem Rückflug aus den USA hatte ich Durchfall. Das war mir schon sehr peinlich», erzählt Marcel Stalder. Mehrere Hitzeschläge hat er hinter sich und in Thailand erkrankt er an Denguefieber. «Da bin ich knapp am Tod vorbeigeschrammt.» Risiko gehört zum Reisen dazu.
Neben all den selbstorganisierten Trips ist Marcel Stalder auch treuer Kunde des SPVReisebüros. Hier kann er sich zurücklehnen und geniessen; alles ist organisiert. Man kennt sich und die gemeinsame Zeit mit alten Bekannten ist ein zusätzliches Plus. Ideal, um rauszufinden, wie Reisen im Rollstuhl funktioniert, findet Marcel Stalder. Frischverletzten rät er zudem, vielleicht erst einmal nach Teneriffa zu fliegen. «Der Flug dauert nicht so lange und die Insel ist sehr rollstuhlgängig», weiss er. Er selbst verbringt gerne mehrere Wochen im tristen Spätherbst auf der Kanareninsel.
Auf seiner Website schreibt Marcel Stalder über seine Abenteuer. «Ich will anderen zeigen, was möglich ist und sie ermutigen, ihre Träume zu leben, egal ob Reisen, Sport oder im Beruf», erklärt der Weltenbummler. Und seine eigenen Träume? «Unbedingt noch einmal nach New York, Neuseeland, Japan, mit dem Sprinter durch Portugal, auf die Kanaren und nach Spanien, England und Schottland, und noch einmal nach Schweden, aber höher in den Norden.» Im Frühsommer fährt er mit seiner Partnerin erstmals nach Kroatien. Diese Unternehmung musste er aus gesundheitlichen Gründen bereits vier Mal verschieben. In der Hoffnung, dass es 2024 endlich klappt.
Website von Marcel Stalder www.staldi.ch
Personen im Rollstuhl müssen Individualreisen sorgfältig vorbereiten. Silvana Hegglin und Manuela Schär, Fachfrauen Reisen bei der SPV, geben wertvolle Tipps. Und betonen eines: Eine Portion Flexibilität schadet nie.
Von Peter Birrer
Aus dem Alltag ausbrechen, Abenteuerliches erleben oder einfach entspannen: Wer hat schon keine Lust auf Ferien?
Der Rollstuhl ist kein Hindernis, um irgendwo unbeschwerte Tage zu verbringen. Allerdings erfordert jeder Trip eine sorgfältige Vorbereitung. Silvana Hegglin und Manuela Schär, erfahrene Fachfrauen Reisen bei der SPV und selber Rollstuhlfahrerinnen, haben wertvolle Tipps für Individualreisende gesammelt.
Die erste Reise: sorgfältig abklären Zum ersten Mal in die Ferien mit dem Rollstuhl – da stellen sich eine Menge Fragen, und es ist normal, dass Zweifel aufkommen, wenn sich jemand an die Planung macht. Die zwei Profis empfehlen nicht gleich eine Reise mit dem Flugzeug, sondern mit dem Auto oder im Zug. Oder warum nicht eine SPVReise?
Individualreisende sollten sich in der Planungsphase früh mit dem Thema Transportmittel auseinandersetzen: Wie will ich überhaupt von A nach B kommen?
– Eigenes Auto/Mietauto: Unbedingt die Parkkarte für gehbehinderte Menschen mitnehmen. Wichtig: abklären, ob diese auch im Ausland gültig ist.
– Bus: Vor Reiseantritt beim Transportunternehmen die Zugänglichkeit prüfen.
– Schiff/Kreuzfahrten: Die Zugänglichkeit muss abgecheckt werden. Bei Übernach
tungen soll der Reiseanbieter Antworten liefern: Ist das Schiff barrierefrei? Ist ein genügend grosser Lift vorhanden? Wie breit sind die Türen? Kann ich mit dem Rollstuhl das Badezimmer benutzen?
Gibt es Transportmittel, die einen Ausflug an Land ermöglichen?
– Zug: Das Call Center der SBB hilft bei nationalen und internationalen Bahnreisen. Auskunft unter 0800 007 102.
FLUGREISEN
Unterwegs mit dem Flugzeug: eine Herausforderung
Fliegen bedeutet für Menschen im Rollstuhl immer einen grossen Aufwand. Silvana Hegglins Rat an Leute, die zum ersten Mal mit dem Flugzeug verreisen möchten: «Ich würde nicht gleich einen Transkontinentalflug buchen.»
Eine frühzeitige Anmeldung bei der Airline, idealerweise mehrere Wochen im Voraus, ist unabdingbar. Dabei können auch Wünsche und besondere Bedürfnisse deponiert werden. Ebenfalls nicht vergessen werden sollte die ärztliche Bescheinigung für Medikamente. Die Vorlage ist unter swissmedic.ch zu finden.
Ein Rat der Reiseprofis: bei Flugreisen einen Hilfsmittelpass mitnehmen. Dieser hilft bei der Sicherheitskontrolle, falls Versorgungsartikel wie Katheter, Urinbeutel
Ratsam ist es, mit der Planung rechtzeitig zu beginnen. Oft nehmen detaillierte Abklärungen einige Zeit in Anspruch. Empfohlen wird, sich vor jeder Reise vom Arzt ein Diagnoseblatt (in Englisch) für den medizinischen Notfall ausstellen zu lassen.
Eine barrierefreie Unterkunft finden Auf Hotelbuchungsportalen kann man mit Filtermöglichkeiten nach geeigneten Un
usw. im Handgepäck mitgeführt werden. Der Hilfsmittelpass kann bei der SPV oder bei Coloplast oder Hollister bestellt werden und muss vom Arzt unterzeichnet sein.
Es ist nicht möglich, mit dem eigenen Rollstuhl an Bord eines Flugzeugs zu fahren. Zu eng sind die Kabinentür und die Gänge zwischen den Sitzreihen. Für den Transfer wird ein schmaler Aisle Chair zur Verfügung gestellt. Der eigene Rollstuhl wird im Frachtraum verstaut.
Entstehen dadurch zusätzliche Kosten? Nein. Die Airlines sind verpflichtet, Menschen mit eingeschränkter Mobilität das Reisen genauso zu ermöglichen wie allen anderen.
Flugbuchung bei einem Reisebüro Alle Informationen zum Rollstuhl müssen angegeben werden: Breite, Höhe, Tiefe, Ge
terkünften suchen. Hilfreich sind zudem Bilder, Bewertungen und Blogbeiträge. Für Auszeiten in der Schweiz eignen sich RekaFeriendörfer oder auch Jugendherbergen. Weitere barrierefreie Unterkünfte finden Sie auf der Website von Claire & George (www.claireundgeorge.ch).
Viele Hotelbetreiber wissen, was eine befahrbare Dusche ist und vermerken das auf der Website. Andere schreiben von «behindertengerechten Einrichtungen», was nicht hilfreich ist, weil die Bedürfnisse sehr unterschiedlich sein können: Nicht nur Menschen im Rollstuhl sind auf Barrierefreiheit angewiesen, sondern auch Menschen mit Seh oder Hörbehinderung.
Empfehlenswert ist es, detaillierte Informationen direkt vom Hotel anzufordern, am besten per EMail:
– Sind die Zimmer und Badezimmertüren genügend breit?
– Wie hoch ist das Waschbecken? Ist es unterfahrbar?
– Ist die Dusche mit dem Rollstuhl befahrbar? Wie sieht es in Sachen Duschrollstuhl, Pflegebett, Hebeoder Deckenlift aus?
– Haben die Toiletten Haltegriffe?
– Wie hoch ist das Bett?
– Wie sieht der Zugang zur Unterkunft aus?
– Besteht ein Parkplatzangebot?
– Können Fotos zugestellt werden, von Nasszelle bis Hotelzugang?
– Wie komme ich in den Pool: mit einem Lift oder über eine Rampe? Existiert am Strand ein Holzsteg? Gibt es einen Strandrollstuhl?
Machen Sie sich auch ein Bild von der Umgebung der Unterkunft, etwa mit Google Streetview.
Unsere Partner für Individualreisen
– Procap Reisen
– Tui Reisecenter Luzern, Kontaktperson Ilona Bieri
– Globetrotter, Kontaktperson Roland Bigler
Hilfreiche Apps auf Ihrem Handy
– Toilet Finder: Findet Toiletten in der Nähe
– Wheelmap: Findet rollstuhlgerechte Restaurants, Cafés, WCs, Läden, Kinos, Parkplätze, Haltestellen usw.
– Google Maps: Karten und Navigation. Man findet Informationen zu barrierefreien Reisen
– Google Translate: Wörterbuch in über 100 Sprachen
Immer dran denken: Flexibel bleiben! Für die Reiseprofis Silvana Hegglin und Manuela Schär gilt stets ein Grundsatz: Bleiben Sie flexibel. Denn selbst bei einer detailliert organisierten Reise kann immer etwas dazwischenkommen. Und auf eines verweist Silvana Hegglin zum Schluss: «Es ist wichtig, dass man sich vorgängig gut überlegt, mit wem man reist, weil man in einigen Situationen grosses Vertrauen in die Begleitperson haben muss.»
wicht, dazu der Hinweis, ob es sich um einen manuellen oder ElektroRollstuhl handelt.
Bei einem ElektroRollstuhl kommt der Beschrieb der Batterie hinzu: die Batterieart (Trockenbatterie, Lithium oder Gelbatterie), die Wattleistung und die Anzahl. Diese Angaben werden beim Checkin wieder benötigt. Am besten notiert man die Angaben und hat sie stets griffbereit.
Das Reisebüro übernimmt das Anmelden des Rollstuhls und der Zuggeräte, die von der Fluggesellschaft bewilligt werden müssen. Es ist wichtig, bei der Buchung darauf hinzuweisen, wenn man den SwissTrac oder andere Zuggeräte mitnehmen möchte. Die Flugtauglichkeit von Zuggeräten ist beim Hersteller abzuklären, nicht alle eignen sich für eine Flugreise. Lassen Sie sich eine Bescheinigung des Herstellers geben.
Check-in
Folgende Punkte sind zu beachten:
– Batterien eines ERollstuhls im Handgepäck mitführen
– Sitzkissen und bewegliche Teile wie Schutzblech oder Fussteile des Rollstuhls kommen mit in die Kabine
– Rollstuhl gut beschriften (z. B. mit Gepäcksetiketten)
– Etikette «Delivery at aircraft» am Rollstuhl anbringen lassen, falls Sie mit dem Rollstuhl bis zum Gate fahren
Der Swiss-Trac: Wie gehe ich vor?
Der SwissTrac wird beim Sperrgutschalter abgegeben. Am Armaturenbrett sollte ein Zettel mit dieser Botschaft angebracht werden: «Do not put on belt!» – «Nicht aufs Förderband!»
Die Batterien müssen nicht aus dem Gerät entfernt werden. Sollten Sie trotzdem
dazu aufgefordert werden, zeigen Sie die Bestätigung betreffend Flugtauglichkeit des Zuggeräts und erklären Sie, dass nach dem Entfernen der Sicherung jeglicher Stromfluss unterbrochen wird.
Toilette während des Fluges
Auf Langstreckenflügen gibt es einen Aisle Chair an Bord. Man meldet sich beim Flugpersonal, das einen mit dem Aisle Chair zur Toilette bringt. Der Transfer in die kleine Toilettenkabine ist anspruchsvoll, aber meistens ist das Flugpersonal gerne bereit zu unterstützen.
Bei Kurzstreckenflügen ist es ratsam, vor dem Abflug am Gate nochmals auf die Toilette zu gehen, um dem Toilettengang im Flugzeug zu umgehen.
Auf den SPVReisen für Mitglieder mit Tetraplegie werden die Reisegäste von Laienpflegenden betreut. Übersetzerin Elvire De Tomi findet eine neue Aufgabe und erlebt in Grado ihre Premiere.
Von Elvire De Tomi
Seit fünf Jahren arbeite ich als Übersetzerin bei der SPV und kenne alle Leistungen, die unseren Mitgliedern angeboten werden. Im vergangenen September habe ich mich freiwillig gemeldet, um eine Reise für Mitglieder mit Tetraplegie zu begleiten. Das Prinzip ist einfach: Jeder Reisegast wird rund um die Uhr von einer freiwilligen Person betreut, die ihm bei den alltäglichen Verrichtungen hilft. Ich entscheide mich für einen Badeurlaub in Grado, Italien, ohne Zeitdruck, zum Entspannen und Baden.
sympathischer und zuvorkommender Freiburger, mit dem ich mich sofort verstehe. Seine Frau vertraut ihn mir an, und obwohl dies mein erster Einsatz ist, versichere ich ihr, dass alles gut gehen wird.
Mit Polizeieskorte zum Hotel
Am Abreisetag mache ich mich also früh morgens auf den Weg nach Nottwil, ohne genau zu wissen, was mich erwartet. Wen werde ich betreuen, wird er oder sie ein wenig selbstständig sein, was werde ich genau tun müssen, wer sind die anderen Begleitpersonen, und vor allem, werde ich den Gesprächen auf Schweizerdeutsch folgen können? Meine Fragen zerstreuen sich, sobald ich das Schweizer ParaplegikerZentrum betrete. Die Freiwilligen und Verantwortlichen sind bereits da. Der Empfang ist herzlich. Es ist schwierig, sich alle Namen zu merken und ich stelle fest, dass die Deutschsprachigen in der Mehrheit sind. Nur eine junge Frau aus SaintImier und ein frankophiler Freiwilliger beherrschen die Sprache von Molière. Nachdem wir uns vorgestellt und die Details geklärt haben, gehen wir nach draussen, um unsere Feriengäste im Rollstuhl zu treffen. Mir zugeteilt wurde Stefan: ein sehr fröhlicher,
Dann ist es an der Zeit, die ganze Gruppe mit der Hebebühne in den Reisebus der SPV zu befördern. Das dauert eine Weile. Ich sitze neben Stefan und wir nutzen die Fahrt, um das Eis zu brechen. Wir verständigen uns in Hochdeutsch, zum Glück! Auch für ihn ist es ein Abenteuer. Er ist seit drei Jahren auf den Rollstuhl angewiesen, und dies ist sein erster Urlaub überhaupt. Ich verspreche ihm, dass ich alles tun werde, damit er diese Ferien in vollen Zügen geniessen kann.
Die Reise verläuft ruhig und die Zeit vergeht wie im Flug. Am Ende des Tages erfahren wir am Rande der Badestadt, dass uns eine Polizeieskorte zu unserem Hotel begleiten wird, das mitten in der Fussgängerzone liegt. Und so kommt es, dass uns zwei freundliche italienische Motorradfahrer vor den Augen der neugierigen Touristen den Weg durch die Gassen von Grado bahnen. Grossartig!
Kaum hat der Bus vor dem Hotel geparkt, eilt das Personal herbei, um uns beim Ausladen zu helfen. Stefan und ich erkunden unser Zimmer, das sich als ziemlich geräumig erweist. Das Badezimmer und die Dusche sind völlig barrierefrei, was uns ein gutes Gefühl gibt. Um 19.30 Uhr sind wir alle zu einem Willkommensaperitif auf der Terrasse des Hotels eingeladen. Bei
Aperol Spritz, Hugo und Limoncello lernen wir die anderen Mitglieder der Gruppe kennen, die alle sehr sympathisch sind. Alle freuen sich, hier zu sein, und wollen tolle Ferien verbringen.
Anschliessend machen wir uns über das riesige AntipastiBuffet, die italienischen Spezialitäten und die unendliche Auswahl an Gebäck her. Nachdem ich im Umkreis von einem Kilometer fünf Eisdielen entdeckt habe, gebe ich meine Diätpläne auf und beschliesse, la Dolce Vita zu geniessen.
Ab an den Strand
Unsere erste Nacht verläuft so gut, dass ich um 7.30 Uhr erschrocken aufwache, weil ich wie ein Stein geschlafen habe. Auch Stefan hatte eine gute Nacht und nichts gebraucht. Auch die nächsten Nächte sind ruhig und ich bin erleichtert. Ich helfe Stefan bei den Vorbereitungen und wir gehen nach unten, um unser Frühstück einzunehmen. Auch hier erwartet uns ein unglaubliches
Buffet: eine grosse Auswahl an Brötchen, Croissants, Joghurt, Marmelade, Obst, Käse, Wurst ... und ein Barista, der uns Espresso, Cappuccino oder Latte Macchiato serviert.
Ich frage Stefan, was er gerne machen möchte. Er antwortet ohne zu zögern: «An den Strand!» Ich packe unsere Sachen zusammen und wir gehen mit ein paar anderen zur «Spiaggia», wo wir Liegestühle und einen Sonnenschirm mit Blick auf das Meer in der Nähe eines Cafés bekommen.
Wir setzen uns hin, cremen uns mit Sonnencreme ein und beginnen mit dem, was wir die ganze Woche über tun werden: faulenzen, baden, sonnen
Dann überrascht mich Stefan. Er ist einer der Ersten, der schwimmen gehen will. Er will mich also beeindrucken, gut so! Ich hole sofort unsere Schwimmassistenten, die uns einen speziellen Strandrollstuhl bringen, um den Tetraplegiker ins Wasser und wieder hinauszufahren. Das Meer ist ruhig, mit sanften Wellen und einer sehr angenehmen Temperatur von 24 °C. Unser erster Versuch ist erfolgreich: Stefan wird auf den Spezialrollstuhl transferiert und erhält einen aufblasbaren Halskragen. Im Wasser legen wir Stefan eine Schwimmnudel unter die Arme, damit er mit meiner leichten Unterstützung im Wasser schweben und sich schwerelos bewegen kann. Wir bleiben etwa zwanzig Minuten im Wasser, bevor die Kälte spürbar wird. Dann wärmen wir uns in der Sonne auf unseren Liegestühlen auf und beglückwünschen uns gegenseitig zu unserer Leistung. Von da an ist es für Stefan Ehrensache, zweimal am Tag zu baden, und am Ende hatte er genug Selbstvertrauen, um mit der Kraft seiner Arme zu den Bojen zu schwimmen, die die Badezone begrenzen.
Eine Gruppe, die zusammenhält Im Laufe der Zeit werden die Beziehungen zwischen den Teilnehmenden immer enger: Wir treffen uns am Strand oder im Café, organisieren Ausflüge, um etwas zu
trinken oder Eis zu essen, und gehen eines Abends gemeinsam in der Altstadt von Grado mit ihren hübschen Gassen essen. Wir bewundern wunderschöne Sonnenuntergänge, lachen viel (vor allem nach zwei denkwürdigen, aber harmlosen Stürzen) und verbringen eine wunderbare Zeit. Die Alltagssorgen sind in weiter Ferne.
Die Teilnehmenden erzählen von sich auch die Geschichte ihres Unfalls. Bei den einen ist dies schon Jahrzehnte her, andere wiederum sind immer noch dabei, sich in ihrem neuen Leben im Rollstuhl zurechtzufinden. Einmal mehr wird mir bewusst, wie von einem Moment auf den anderen das Leben Kopf stehen kann. Und einmal mehr wird mir bewusst, wie wichtig eine Organisation wie die SPV ist. Schöne Ferien zu verbringen, ist eine unschätzbare Freude.
Wenn man Spass hat, vergeht die Zeit immer viel zu schnell. Am letzten Tag verlassen wir Grado mit Bedauern. Stefan und ich versprechen, in Kontakt zu bleiben und das Erlebnis zu wiederholen, denn unser Tandem hat perfekt funktioniert. Er habe mir voll vertraut – ein schönes Kompliment! Wir sehen uns also wieder für ein neues Abenteuer.
Möchten auch Sie eine SPV-Reise begleiten?
Mehr Informationen unter spv.ch/freiwilligenarbeit
Wenn EuropaReisen mit dem Rollstuhl bereits eine Herausforderung darstellen, wie kommt man dann mit einem fünfzehnköpfigen Rugbyteam nach Neuseeland?
Von Nicolas Hausammann
Geht nicht, gibts nicht, denn der internationale Verband World Wheelchair Rugby hatte das Paralympische Qualifikationsturnier nach Wellington, Neuseeland, vergeben. Eine Herausforderung für die Athleten und für Anina Basler, die bei der SPV alle Reisen für Sportdelegationen organisiert. «Der ganze Prozess vom Entscheid über die Teilnahme bis zur Buchung der
Reise dauerte gut und gerne drei Monate», erklärt die Verantwortliche von Rollstuhlsport Schweiz. Zu bedenken gab es verschiedene Anforderungen, allen voran natürlich das körperliche Wohl der Rugbyspieler. Die Option, über Singapur nach Neuseeland zu reisen mit zwei etwa gleich langen Flügen, musste aus verschiedenen Gründen schnell verworfen werden. Geeignete Flüge
zu finden, welche die knappe Tonne Gepäck des Rugbyteams befördern konnten, erwies sich als Problem, weshalb verschiedene Fluggesellschaften involviert werden mussten. «Wenn keine Swiss oder EdelweissFlüge zur Verfügung stehen, wird das ganze gleich deutlich komplizierter», erklärt Anina Basler. Dank der Partnerschaft mit Tui war es jedoch möglich, alle Anfor
derungen in Bezug auf Reisedauer, Sitzkomfort, Ruhe wie Akklimatisationszeiten zu berücksichtigen und mit Stopps in Dubai und Auckland nach Wellington zu reisen.
Perfekte Organisation
Ganze 50 Gepäckstücke mussten auf 15 Personen verteilt eingecheckt und in Dubai beim ersten Zwischenstopp erst entgegengenommen und gleich wieder auf den nächsten Flug aufgegeben werden. Emirates war zum Glück sehr kulant, denn die Gepäckmassen konnten bereits 28 Stunden vor dem nächsten Flug direkt wieder aufs Förderband gepackt werden. So speditiv das Einchecken vor der Übernachtung in Dubai lief, so speziell war dann die Praxis von Emirates beim Boarding des Flugs am Folgetag. Einzeln wurden die Spieler nicht etwa von einer speziellen Mobilitätsfirma des Flughafenbetreibers, sondern gleich vom Kabinenpersonal auf die schmalen Wagen zum Boarding gesetzt und zu ihren Sitzen gekarrt. Einmal platziert, wurde dann aber etwas Platz geschaffen rund um die Gruppe von Rollstuhlfahrern, was bei 16,5 Stunden Flugzeit und nicht optimal durchbluteten TetraKörpern ein Segen war. «Sich mal zur Seite zu neigen und in eine andere Sitzposition zu bringen, ist trotz der Sitzkissen, die wir auf den Flugsitz nehmen, extrem wichtig, um solche Langstreckenflüge unbeschadet zu überstehen», erklärt Headcoach Adrian Moser.
Belohnung in Neuseeland
Der zweite Zwischenstopp in Auckland war noch besser geplant als der erste. Aus der Schiebetür des Flughafens gerollt, sah man bereits den Hoteleingang auf der anderen Strassenseite. Diesmal musste die Delegation das Material allerdings vom Flughafen mitnehmen und in einem Konferenzraum des Hotels über Nacht zwischenlagern. Nach einer wohl verdienten horizontalen Ruhephase im Hotel ging es wieder zum Checkin. Dank des Turnierveranstalters konnte dieser wieder im internationalen Teil des Flughafens, direkt gegenüber dem Hotel, erledigt werden. Ruckzuck waren die 50 Gepäckstücke auf den Teammanager gebucht und das Team konnte zur letzten Etappe nach Wellington aufbrechen. Dort wurde die Mannschaft von
Coach Moser dann mit einer aussergewöhnlichen Einladung belohnt. Der Schweizer Botschafter machte eine Ausnahme und lud, obwohl ihm sein freier Sonntag nahezu heilig ist, zum Empfang. Der Schweizer Vertreter empfing das Team sowie eine Delegation des Veranstalters, des RugbyWeltverbandes und Vertreter eines Auslandschweizer Clubs zum Abendessen in der Botschaftsresidenz. Diese wurde gar eigens für den Anlass mit einer Rampe versehen. Ein unvergessliches Erlebnis für das gesamte Team und alle Begleitpersonen. Am Ende des Abends hatte die Schweizer Rugbymannschaft einen Fan mehr. Der Botschafter sass bei mehreren Spielen auf der Tribüne.
Leistungsvermögen nicht ausgeschöpft
Sportlich waren die Schweizer leider weit weg von Perfektion. «Wir haben alles auf das Spiel gegen Deutschland gesetzt, wobei uns ein Kaltstart, bei dem wir uns einen Rückstand einhandelten, gleich jeglicher Chancen beraubte, um eine Überraschung möglich zu machen», beschreibt Adrian Moser die Leistung seines Teams. Die Enttäuschung über den Auftritt im entscheidenden Gruppenspiel hielt einerseits noch etwas an, andererseits wurde der Fokus des Teams auch auf die Spielzeit von jüngeren Akteuren gelegt, um so die internationale Klassifikation sicherzustellen. «Die Platzierungsspiele gegen die Niederlande und Kolumbien waren danach gar richtig
gehend frustrierend für das gesamte Team», fasst Adrian Moser die letzten beiden Spiele zusammen.
Zum Glück standen während des Turniers keine weiteren Transporte zu den Spielen mehr an. Die Apartments für die Teams waren in Dreier beziehungsweise Viererbelegung zwar etwas eng kalkuliert, jedoch allesamt barrierefrei inklusive der Toiletten.
Länger als geplant
«Nach dem sportlichen Misserfolg kam uns die Heimreise natürlich ewig vor», beschreibt Adrian Moser das Gefühl auf dem Rückweg. Geplant war die Reise analog der Hinreise, dennoch war die Unterstützung des Veranstalters am Flughafen nicht mehr in gleichem Umfang vorhanden wie vor dem Turnier. Hinzu kam diesmal ein Terminalwechsel. Der Teamstaff half auch diese Hürde zu meistern. Die Verspätung auf der längsten Flugetappe von Auckland nach Dubai nach acht Stunden Aufenthalt half logischerweise auch nicht, um die Laune des Teams aufzuheitern. Wenigstens konnte das Problem, dass plötzlich alle Teammitglieder von Emirates in verschiedene Reihen gebucht waren, gelöst werden. So hatte das Team schliesslich 17,5 Stunden Zeit, sich von der Enttäuschung zu erholen. Nach der letzten Etappe zurück in Zürich entschädigte der grosse Empfang von Freunden und Familie für die Strapazen auf und neben dem Spielfeld.
Materialschlacht Check-in mit einer Tonne Gepäck
WCMX
High in the Park
Vom 15. bis 16. Juni 2024
findet der Event «High in the Park» im Skatepark Bulle statt. Der Organisator «Stones Family» kombiniert den Scooter, BMX und Skateboard-Contest für Fussgänger mit der Rollstuhl-Kategorie WCMX. Dieses Jahr ist der Event ein offizieller Stopp der WCMX World Tour.
Eventinformationen www.stonesfamily.ch
Der Start in die Marathon-Serie ist den Schweizer Leichtathletik-Cracks geglückt und die Rennen sind in vollem Gange.
Die Marathons in Tokio, Boston und London sind bereits Geschichte. Drei Wochen nach den Paralympics 2024 in Paris startet der zweite Teil der Abbott World Marathon Majors mit dem BerlinMarathon. Werden Catherine Debrunner, Manuela Schär und Marcel Hug die Serie erneut dominieren?
Der Ethik-Kompass von Swiss Olympic ist Orientierungshilfe, Handlungs-Wegweiser und Sensibilisierungstool.
Im Schweizer Sport soll die Würde aller beteiligten Menschen an erster Stelle stehen. Athlet*innen, Trainer*innen und alle Beteiligten brauchen einen gesunden, respektvollen, fairen und erfolgreichen Sport. Ethikverstösse und Grenzüberschreitungen ha
ben hier keinen Platz. Der EthikKompass von Swiss Olympic sensibilisiert, informiert und ermutigt alle, die im Schweizer Sport mitwirken, zu ethischem Handeln und verbessert so die Qualität im Sport.
Zum Ethik-Kompass www.swissolympic.ch
Die Pilatus Dragons gewannen den Cup-Final im Mekka der Schweizer Basketballszene, Fribourg St-Léonard, mit 52:78.
Am Hauptsitz von Swiss Basketball war der Cup-Final zwischen den Rolling Rebels und den Pilatus Dragons erneut ins Programm der Fussgänger integriert. Bis zur Halbzeitpause ultraspannend (28:28), gewannen die Dragons den Kampf um die Patrick-BaumannTrophy dank eines bärenstarken dritten Viertels und 37 Punkten ihres zum Tissot MVP gewählten US-Boys Jared Arambula.
Rollstuhlbasketball ist im Event von Swiss Basketball integriert, die Anspielzeit morgens um 11 Uhr vermag jedoch kaum Zuschauende in die Halle zu locken. Daher überlegt sich die Technische Kommission, für nächstes Jahr den Cup-Final anders zu vermarkten.
Informationen basketball.spv.ch
Die Rolling Rebels wollten sich Ende April an der Quali für den IWBF EuroCup versuchen. Nun wurde das Turnier aufgrund des Fernbleibens des israelischen Teams sowie finanzieller Probleme der Teams aus der Türkei und Italien leider abgesagt.
Vom 6. bis 9. Juni 2024 lohnt sich ein Besuch in Nottwil. Schweizer Topstars und Junior*innen messen sich mit der internationalen Konkurrenz.
Es erwartet Sie ein Sportfest der Extraklasse. Rund 350 Topathletinnen und athleten aus der ganzen Welt treten bei den ParAthletics an und wollen sich für die Paralympics in Paris empfehlen. Die Schweiz hat viele potenzielle Siegerinnen und Sieger, was Spannung verspricht. Im letzten Jahr feierte das Heimpublikum fünf Weltrekorde und mehr als doppelt so viele Podestplätze.
RUDERN
An den Swiss Rowing Indoors Anfang März 2024 zeigte die Schweizer Ruderathletin Claire Ghiringhelli eine Topleistung.
Claire Ghiringhelli verfolgt nach ihrer Verletzung im vergangenen September das klare Ziel, ihren persönlichen Rekord von 8:45,7 Minuten über 2000 m zu brechen. Dies gelang ihr mit einer Zeit von 8:38,5 Minuten. Ebenfalls verbesserte die Athletin über die 500 m ihre Zeit auf 1:58,7 Minuten. Nun gilt es, die Zeiten vom IndoorRudergerät aufs Wasser zu übertragen.
Seien Sie hautnah dabei!
In Nottwil können Sie den Siegerinnen und Siegern aus nächster Nähe zujubeln oder ihnen sogar persönlich gratulieren, denn in unserer kleinen Festwirtschaft sitzen Besucher und Athletinnen gemütlich zusammen. Für Familien mit Kindern gibt es am Samstag und Sonntag eine Hüpfburg und eine Kletterwand und zudem die Gelegenheit, verschiedene Rollstuhlsportarten selber auszuprobieren.
Programm und Startlisten werden kurz vor dem Anlass auf www.parathletics.ch veröffentlicht.
NEWS AUS DEN CLUBS
Nichts verpassen!
Neu sind Clubevents auf unserer Website ersichtlich.
In unserem Eventkalender sind neu Sport- und Freizeitveranstaltungen der Rollstuhlclubs aufgeführt, die für alle Interessierten ofen sind. Eine Übersicht der Angebote in Ihrer Umgebung finden Sie auf spv.ch/eventkalender.
NLR-EXPERTENGRUPPE
Fabian Ammann PerformanceExperte
Geballtes Wissen an einem Ort. Die Experten des Nationalen Leistungszentrums für Rollstuhlsport (NLR) begleiten unsere Athlet*innen auf dem Weg an die Spitze. Fabian Ammann ist Experte in Sachen Diagnostik und Performance.
Bei der Sportmedizin Nottwil seit?
Seit es das NLR gibt, also sechs Jahre.
Deine Aufgabe im NLR?
Ich führe Leistungsdiagnostiken und Performanceberatungen durch. Manchmal leite ich auch ein Training oder berate Trainerinnen und Trainer in der Planung und Durchführung der Trainings.
Deine Lieblingstätigkeit im Job?
Ich arbeite am liebsten direkt mit den Athletinnen und Athleten zusammen und freue mich immer, wenn ich einen Fortschritt bei ihnen feststellen kann.
Was ist deine Superpower? Meine Ehrlichkeit.
Direktlink zu den Events
Deine Lieblings-App?
Der Tages-Anzeiger.
Wir sind Experten im Bereich Blasen- und Darmmanagement und bieten Ihnen ein umfangreiches Angebot sowie fundiertes Fachwissen. Mit insgesamt über 14‘000 Produkten führen wir schweizweit das grösste Sortiment für die Wundbehandlung, Stoma- und Tracheostomaversorgung.
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WASSERSPORT
Corinne Oehen entdeckte 2020 das Adaptive Surfing und entwickelte sich zu einer WMTeilnehmerin.
Die Luzernerin kämpft laufend um Sponsoren, um ihren Sport finanzieren zu können.
Von Peter Birrer
Surfen? Wie soll sie das schaffen? Corinne Oehen lacht nur, als sie in einem Hostel in Costa Rica gefragt wird, ob sie das schon einmal ausprobiert habe. Sie hat eine degenerative Nervenerkrankung, ist seit 17 Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen und kann sich nicht vorstellen, jemals auf einem Surfbrett über Wellen zu reiten.
Anfang 2020 ist es, als sie in Mittelamerika Ferien verbringt und keine fixen Pläne hat. Erst recht denkt sie nicht daran, dass sie jemals mit Surfen in Berührung kommen könnte.
Mit einem Team im Wasser
Aber bei aller Verwunderung, überhaupt darauf angesprochen zu werden, denkt sie: Wieso soll ich es nicht wagen? Zeit hat sie, Lust auch, das Wasser ist ihr Element. Sie geht das Abenteuer ein – und verliebt sich während ihrer ersten Lektion in diese Sportart. Oder wie die 38Jährige im Rückblick sagt: «Ich war schnell Feuer und Flamme fürs Surfen.»
Beim Adaptive Surfing legt sich Corinne Oehen bäuchlings aufs Brett, klammert
sich mit den Händen an zwei Griffen und lenkt das Board mit Gewichtsverlagerung. Um ins Wasser und zu den Wellen zu gelangen, benötigt sie Hilfe. Mit einem sogenannten «Pusher» und einem «Catcher» bildet sie ein Team. Der Pusher schiebt sie mit dem Brett in die Welle, der Catcher fängt sie ab und schiebt sie wieder raus zum Pusher.
In den sechs Wochen in Costa Rica ist sie zwar viel unterwegs, aber immer wieder gönnt sie sich eine Surflektion. Als sie zurück in der Heimat ist, will sie natürlich nicht aufhören: «Im Gegenteil: Ich wollte laufend Neues lernen.» Allerdings sind die Trainingsmöglichkeiten begrenzt, zumal sie immer jemanden an ihrer Seite benötigt, der notfalls sowohl die Rolle des Pushers und des Catchers übernehmen kann.
In der Schweiz wird für sie das Wakesurfen eine Option, bei dem sie auf der Bugwelle des Motorboots surft. Oder sie besucht Alaïa Bay, den Wellenpark in Sion. Corinne Oehen zieht das Surfen im Meer aber vor. In Portugal oder Fuerteventura bieten sich günstige Voraussetzungen da
für. Allerdings, und das ist die Krux: Die sportliche Leidenschaft ist mit Kosten verbunden. Corine Oehen kauft sich ein Surfbrett, das auf sie und ihre Bedürfnisse angepasst worden ist, für 1100 Franken.
«Surfen macht mich glücklich» Bevor sie im Dezember 2023 an die WM in Kalifornien flog, startete sie ein Crowdfunding, um die Reise für sich und drei Begleitpersonen zu finanzieren. Die Titelkämpfe in der Kategorie «Prone 2» (liegend) endeten zwar nicht wie gewünscht. Aber kurz darauf gewann sie in Huntington Beach einen internationalen Wettkampf.
Für Corinne Oehen muss vor allem das Zusammenspiel mit dem Pusher klappen. «Je besser er mich kennt, desto wohler und sicherer fühle ich mich im Wasser», sagt Corinne Oehen. Und was gibt ihr das Surfen? «Freiheit», antwortet sie, «es macht mich glücklich.» Offen ist, wann sie ihren nächsten Wettkampf bestreitet. Im Kopf hat sie einen Anlass auf Gran Canaria im Sommer, bei dem eine «coole Atmosphäre» herrsche. Aber ob sie dabei sein kann, entscheidet die Gesundheit – und nicht zuletzt das Portemonnaie. Feuer und Flamme fürs Surfen
Die Leistung wird anhand verschiedener Kriterien beurteilt, zum Beispiel: Wie lange kann sich die Surferin oder der Surfer auf dem Brett halten? Wie hoch ist die Welle? Normalerweise werden zwei Durchgänge («Heats») à 20 Minuten absolviert, in denen sich die Besten für die nächste Runde qualifizieren.
PARALYMPICS 2024
Peter Läuppi, Bereichsleiter von Rollstuhlsport und Freizeit, wird die Delegation von Swiss Paralympic im Spätsommer bei den Paralympischen Spielen in Paris als Chef de Mission anführen.
Von Nicolas Hausammann
Nur etwas mehr als ein halbes Jahr nach Peter Läuppis Rückkehr zur Schweizer ParaplegikerVereinigung stehen die Paralympics wortwörtlich vor der Türe. Gerade mal drei Stunden und vier Minuten Fahrzeit mit dem 320 km/h schnellen TGV liegen zwischen Basel und Paris. Diese unmittelbare Nähe machen die Spiele so speziell und zu einem «Once in a lifetime»Erlebnis.
Der 59jährige Aargauer kann auf einen breiten Erfahrungsschatz zurückgreifen, schliesslich hatte er bereits den Paralympics in Sydney und Athen vorgestanden. Seither hat sich einiges getan im Parasport. Viele Länder haben in die Professionalisierung investiert, Materialentwicklungen haben Schlagzeilen gemacht und in der Schweiz können ParaAthletinnen und Athleten die SpitzensportRekrutenschule absolvieren, was zusammen mit den Anstrengungen der Verbände einen weiteren Professionalisierungsschub ausgelöst hat.
Die Delegationsleitung ist in vielerlei Hinsicht etwas Spezielles für ihn. «Für mich war es ein Herzenswunsch, gleich mit der grossen Aufgabe als Chef de Mission meine Tätigkeit bei der SPV zu starten. Ich sehe mich als ‹Umfeldoptimierer› für die Sportlerinnen und Sportler, und dabei ist es mein Ziel, für unser Team optimale Bedingungen zu kreieren, um Bestleistungen realisieren zu können», beschreibt der Chef de Mission seine Ambitionen. Zudem würden solche Grossanlässe die Möglichkeit bieten, viele Personen kennenzulernen und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Der Sprung ins kalte Wasser mitten in die laufende Organisation der Paralympics sei somit auch eine Chance für einen erfolgreichen Start im neuen Job.
Gross vor Klein, nur im Village Momentan steht für die Delegationsleitung gerade der Kampf um die besten Unterkünfte auf dem Plan. Den grossen Na
tionen wurden bereits die Zuteilungen im paralympischen Village kommuniziert und gezeigt. Die Schweiz als kleinere Delegation muss sich da noch gedulden. «Diese Praxis des lokalen Organisationskomitees ist für uns eine Herausforderung, wir wollen für unser Team nur das Beste», erläutert der Chef de Mission. Denn die Schweiz hat auf dem Wettkampfplatz grosse Ambitionen und will nach 14 Medaillen in Tokio sportlich auch in Paris glänzen.
Spezielle Spiele
Spiele vor der eigenen Haustüre, wer wünscht sich das nicht. Es ist eine grosse Motivation, wenn Zuschauende aus der Heimat in Scharen anreisen, um ihre Liebsten vor Ort zu unterstützen. Sollte dieser Boost nicht reichen, bieten auch die Wettkampfstätten der französischen Hauptstadt viel Historie und zusätzlichen Reiz. Wer würde nicht gerne im Tennistempel von «Roland Garros» durch den ehrwürdigen Sand rasen, im «Stade de France» seine Runden im Rennrollstuhl ziehen oder unweit des «Château de Versailles» beim Para Equestrian sein Pferd virtuos dressieren. Für die weitere Entwicklung und die Popularität des Parasports sind die Spiele in Europa von höchster Bedeutung. Die erwartete Zahl der anwesenden Schweizer Medienschaffenden wird so gross wie noch nie sein, um die Spitzenleistungen der Athletinnen und Athleten via SRF Sport direkt ins Wohnzimmer zu transportieren.
Ilaria Renggli hat die Qualifikation bereits geschafft.
Fabian Blum will mit guten Leistungen an der WM in Kobe (JPN) weiter aufs Gas drücken, aber nicht übertreiben.
Von Nicolas Hausammann
Weltmeisterschaften im ParalympicsJahr sind etwas Skurriles. Wären sie in anderen Jahren das Saisonhighlight schlechthin, verkommen sie alle vier Jahre zu Qualifikationswettkämpfen, an denen in manchen Sportarten mit dem Rechenschieber und komplizierten Punktesystemen Startplätze für die Paralympics erkämpft werden können. Ein Einzug ins Viertelfinale zählt da mehr als ein Sieg.
Wie ist die Gefühlslage nach dem Saisonstart?
Ilaria: Wir haben eine tolle WM gespielt trotz Pech in der Auslosung. Unsere Zusammenarbeit im Doppel war hervorragend. Dafür mit dem Qualiplatz als eines der besten sechs Teams der Welt belohnt zu werden, ist ein gutes Gefühl. Nun haben wir alles getan und hoffen auf die definitive Selektion durch Swiss Paralympic.
Fabian: Der Saisonstart mit den Meetings in den Emiraten ist nicht ganz plangemäss gelaufen, war aber dennoch zufriedenstellend. Trotz eines Malheurs in Form eines Insektenstichs und einer fünftägigen Trainingspause vor den Meetings, konnte ich über 100 m eine persönliche Bestzeit herausfahren. Danach trainierte ich auf Teneriffa hart, um bei der WM in Kobe weitere gute Leistungen abrufen zu können.
Paris ist quasi um die Ecke. Wie steht ihr zum Thema Heimpublikum?
Ilaria: Der Austragungsort der Spiele ist ein grosser Vorteil. Wir haben keine Zeit
umstellung oder brauchen Akklimatisationszeit. Zwar ist es für uns ungewohnt, vor grossem Publikum zu performen, ich persönlich mag jedoch dieses Gefühl, mit eigenen Fans im Rücken zu spielen. Meine ersten Paralympics gleich so zu erleben, wäre unglaublich schön. Hingegen wird die Kommunikation mit dem Trainier zwischen den Ballwechseln erschwert.
Fabian: Heimpublikum motiviert mich total! Zudem fällt mir das Abschalten zwischen den Wettkämpfen mit meiner Familie und Freunden viel leichter. So kann ich nachher wieder voll fokussieren und mich in meinen Tunnel begeben.
Wie sieht der weitere Fahrplan aus?
Ilaria: Bei mir steht ein intensives Studium der Gegnerinnen auf dem Plan. Da es im Doppel nur sechs Paarungen gibt, kann ich mich präziser auf die Konkurrenz vorbereiten. Dann spiele ich noch die Turnie
re von Bahrain, Spanien und Glasgow, wo ich mich beziehungsweise wir uns auf der Setzliste noch verbessern können.
Fabian: Mai und Juni bereiten mir noch Sorgen. Die WM im japanischen Kobe ist nicht gleich um die Ecke. Kurz darauf folgen die ParAthletics in Nottwil Anfang Juni. Das wird eine Herausforderung für mich in Bezug auf die Erholungszeit. Daher habe ich mit dem Nationaltrainer besprochen, dass wir meine Ziele für die ParAthletics kurzfristig nach der Rückkehr von der WM fixieren werden.
Wie findet ihr Ausgleich zum Sport?
Ilaria: Der Ausgleich darf auch in dieser anspruchsvollen Zeit nicht zu kurz kommen. Fast alles dreht sich um den Sport, daher treffe ich mich gerne mit Kolleginnen und Kollegen ausserhalb meiner Trainingsgruppe, wo andere Themen im Vordergrund stehen.
Fabian: Ich brauche viel Schlaf und mache andere leichte Aktivitäten. Ich liebe es, auf dem Neuenburgersee zu fischen.
Nouvelle Cuisine oder gutbürgerlich?
Ilaria: Gutbürgerlich, Lasagne. Fabian: Nix von beidem, eher mediterran.
Tunnel oder FamilienSupport?
Ilalria: Voll im Tunnel.
Fabian: Friends- und FamilySupport, dann bin ich am lockersten.
Netflix streamen oder SRF Sport?
Beide: Klar SRF Sport.
ZÜRICH 2024
Auf den Strassen um WMTitel fahren, die sonst zur Arbeit führen; das wird im September für den Handbiker Benjamin Früh Realität.
Von Nadja Venetz
Benjamin Früh gehört sowohl an den Paralympics als auch an der WM in Zürich zu den Medaillenanwärtern – ein Saisonhighlight, auf das sich der Zürcher besonders freut. Der Auftakt ins Jahr ist ihm schon mal geglückt. Im Januar sicherte er sich am Weltcup in Adelaide (AUS) im Zeitfahren den zweiten Rang.
Auf welche Ziele trainierst du hin? Ich möchte natürlich für die Paralympics in Paris und die WM in Zürich selektioniert werden, wobei ich die Selektion für Zürich dank meiner Silbermedaille in Adelaide schon fast auf sicher habe. Und wenn ich an beiden Anlässen starten darf, will ich um die Podestplätze kämpfen.
Mit Zürich 2024 findet die WM quasi vor deiner Haustür statt. Was bedeutet das für dich persönlich und für euch als Team?
Bereits 2015 fuhr ich an der WM in Nottwil mit und holte Bronze im Zeitfahren. Es ist also schon die zweite WM im eigenen Land und dieses Mal wirklich fast zu Hause. Das gibt mir eine grosse Portion Extramotivation, um meine Bestleistung zu zeigen. Als Heimteam erhalten wir die maximale
Anzahl an Startplätzen pro Kategorie, somit können viele Schweizer Handbikerinnen und Handbiker teilnehmen.
Was ist anders als an einer WM, die weit weg stattfindet?
Die Reisezeiten sind bedeutend kürzer. Ich hätte sogar zu Hause übernachten können, habe mich dann aber doch für das Hotel in Kloten entschieden. Die Distanz zum Sechseläutenplatz in Zürich ist in etwa gleich weit.
Einige Rennen starten tatsächlich in deinem Wohnort Gossau, nur nicht deine eigenen. Ärgert dich das?
In Gossau starten das Einzelzeitfahren der Elite Damen, die Rennen der ParaCyclingStandingKategorien und das Showrennen der RadLegenden jeweils an Daten, an denen ich selbst keine Rennen fahre. Da möchte ich auf jeden Fall im Startgelände sein. Meine eigenen Rennen haben alle Start und Ziel auf dem Sechseläutenplatz. Ich arbeite im BalgristQuartier ganz in der Nähe. Vermutlich werden viele Arbeitskolleginnen und kollegen am Streckenrand stehen und mich anfeuern. Es ist und bleibt also auch so etwas Besonderes. Freunde
und Familie im Publikum zu wissen, motiviert mich sehr. Aber die Nervosität kribbelt auch ein wenig mit.
Die Paralympics und die WM liegen nahe beieinander. Eine Herausforderung? Wir sind uns gewohnt, dass wichtige Wettkämpfe in kurzer Zeit aufeinanderfolgen. Für die Trainingsplanung stellt dies kein Problem dar. Da war der erstmalige, sehr frühe Saisonstart im Januar mit dem Weltcup in Adelaide, der für beide Selektionen zählte, wesentlich schwieriger.
Du warst bereits im Vorfeld für Zürich 2024 unterwegs. In welcher Mission? Ich wurde zum Promotionsanlass in meiner Gemeinde eingeladen, um als lokal bekannter ParaCycler die Lancierung der WM zu unterstützen. Wenn ich als Athlet etwas zum Gelingen des Anlasses beitragen kann, tue ich das gern.
Was kann so eine WM für den Radsport und für den Handbikesport im Speziellen bewirken?
Die ParaCyclingWM ist in Zürich erstmalig vollständig Teil der RadWM. Letztes Jahr bei der WM in Glasgow war dies zwar auch so, aber die Wettkämpfe im ParaCycling und der RadElite lagen weit auseinander. An der WM in Zürich gibt es eine einzige Ziellinie für alle: der Sechseläutenplatz. Das gibt unserem Sport Wertschätzung und Sichtbarkeit. Im besten Fall verhilft uns diese Aufmerksamkeit, junge Athletinnen und Athleten für unseren Sport zu begeistern.
Zürich 2024 21. bis 29. September zurich2024.com
INKLUSIVES SPORTANGEBOT
Beim CFR Jura sind die Weichen auf Inklusion gestellt. Ob mit dem Handbike oder im Basketball, gemeinsames Sporttreiben auf Augenhöhe steht im Zentrum.
Von Nicolas Hausammann
Vor sieben Jahren wollten die beiden Rollstuhlfahrer Yves Tendon und Matthieu Montavon ihren Traum verwirklichen, die Teilnahme am NewYorkMarathon. Doch um in der HandbikeKategorie teilzunehmen, brauchte es eine Mitgliedschaft bei Achilles International. Kurzerhand gründeten die beiden einen nationalen Ableger der in New York ansässigen Organisation, um sich im Folgejahr für den Grossanlass im Big Apple vorzubereiten. Aus der Vorbereitung auf den Marathon ist mittlerweile eine inklusive Trainingsgruppe geworden, die aus Sporttreibenden mit verschiedenen Handbikes, Läuferinnen und Läufern sowie auch Radfahrenden besteht. Ziel der Gruppe ist die Organisation inklusiver Trainings zur gemeinsamen Vorbereitung auf ein Grossereignis. So folgten auf New York der PortoMarathon 2019 sowie der Marathon des Grands Crus im vergangenen Jahr. Dieses Jahr wird der BerlinMarathon in Angriff genommen.
Begegnung auf Augenhöhe Gemeinsam Sport zu treiben ist das Ziel der Gruppe. «Wir treffen uns immer dienstags für ein Training auf verschiedenen Niveaus, aber progressiv, auf ein zuvor festgelegtes Ziel gerichtet», erklären die Verantwortlichen von Achilles Switzerland Jura ihr Angebot. «Wir treffen uns gemeinsam am Start und dann später auch wieder zum gemeinsamen Ausklang, denn das Zusammensein ist ebenso wichtig wie das Training.» Denselben Ansatz verfolgen auch die Trainings mit der MountainbikeGruppe HauteSorne. Auch hier spielt es keine Rolle, ob man liegend mit dem EHandbike oder wie die anderen auf einem Sattel unterwegs ist.
Ein Konzept mit Zukunft
Für die Verantwortlichen des CFR Jura ist Inklusion die Zukunft: Beide Seiten können nur profitieren. Die Fussgängerinnen und Radfahrer, weil sie ihren Horizont erweitern und einen Beitrag leisten, damit Rollstuhlfahrer ihre sportliche Leidenschaft ausüben können. Die Rollstuhlfahrerinnen, da sie in die Gesellschaft integriert sind und inklusiv in einer gemischten Gruppe sicher ihren Sport ausüben können, selbst wenn es mit der Barrierefreiheit unterwegs einmal hapern sollte. Dieses Konzept zieht sich beim CFR Jura auch durch andere Sportarten. Im RollstuhlBasketball hätte der Club zum Beispiel nur knapp genügend Personen, um ein Team zu bilden. Dank der Partnerschaft mit dem Fussgängerclub kommen regelmässig stehende Basketballer ins Training, sodass ausreichend Personen vor Ort sind, um angemessen zu trainieren. Sozusagen Inklusion in die andere Richtung. Wer sich hinsetzt, darf mitspie
Inklusive Trainings
Achilles Switzerland
Gérard Joliat, Trainer gerard@joliatcycles.ch
Tel. 079 825 74 41
Achilles Switzerland Jura
Yves Tendon, Kontakt für Handbiker, Radfahrer, Jogger yves.tendon@gmail.com
Tel. 079 446 99 09
len und das hat auch noch einen schönen Nebeneffekt. Die Rollstuhlfahrer sind so für einmal im Vorteil, da sie den Rollstuhl besser im Griff haben.
Gemäss Yves Tendon und Sportchef Loris Gschwind würde es vielen Clubs gut tun, sich zu öffnen, um sich so in der Region besser zu verankern und die Partnerschaft mit anderen Vereinen zu suchen. «Wir denken, das ist überall möglich. In unseren Köpfen gibt es keine Barrieren, das öffnet bei Fussgängern viele Türen für inklusives Denken und Sporttreiben.»
PARAHELP
Neue
Geschäftsführung
Seit März 2024 teilen sich Manuela Friedli und Markus Stock die Führung von ParaHelp.
Eine Co-Leitung stärkt ParaHelp für zukünftige Herausforderungen. Die Co-Geschäftsführung vereint alle Themen: Manuela Friedli bringt ihre Fachkompetenz der Beratung und Pflegeexpertise ein, während Markus Stock mit seinem betriebswirtschaftlichen Hintergrund die strategische Ausrichtung des Unternehmens vorantreibt.
Gemeinsam profitiert ParaHelp so vom gebündelten Wissen, das es für die Weiterentwicklung in den nächsten Jahren braucht.
Die beiden Badmintonspielerinnen Cynthia Mathez und Ilaria Renggli sicherten sich als Damen-Doppel je einen Startplatz für die Paralympics in Paris. An der WM in Thailand erreichten sie den Viertelfinal.
Die ParaBadmintonWeltmeisterschaften im thailändischen Pattaya endeten für die Schweiz im Achtel bzw. Viertelfinal. Das Resultat mag für die erfolgreichen Schweizerinnen nicht aussergewöhnlich scheinen, jedoch waren die Leistungen an der WM beachtlich. Im Viertelfinal spielten Cynthia Mathez und Ilaria Renggli ihr bisher bestes Match gegen die Nr. 1 aus Japan und qualifizierten sich für die Paralympics. Auch Teamkollege Luca Olgiati zeigte an der WM gute Leistungen, kam jedoch im Achtelfinal nicht an der starken koreanischen Konkurrenz vorbei.
Die Niederlassungsfreiheit ist ein in der Bundesverfassung verbrieftes Recht, das für alle Menschen in der Schweiz gilt.
Doch Menschen mit Behinderungen werden bei der Wahl des Wohnorts und der Wohnform heute stark eingeschränkt. Der Natio
nalrat sprach sich nun in der Frühjahrssession für gleiche Wahlmöglichkeiten und die dazu notwendigen Unterstützungsleistungen für Menschen mit Behinderungen beim Wohnen aus. Er hat eine Motion zur Revision des entsprechenden Rahmengesetzes IFEG mit 128 zu 52 Stimmen angenommen.
Ab ins Schwimmbad
Sommerzeit ist Badezeit. Procap hat fast alle Freiund Hallenbäder der Schweiz besucht und auf ihre Zugänglichkeit überprüft.
Inspiziert hat Procap den Zugang in die Anlage, den Einstieg ins Wasser sowie Garderoben, Duschen und Toiletten. Diese Angaben sind bei jedem Schwimmbad unter dem Punkt «Barrierefreiheit» im gesamtschweizerischen Verzeichnis Badi-Info erfasst. Sollten die hier aufgeführten Informationen fehlerhaft sein, bittet Procap um Meldung.
Schweizer Schwimmbadverzeichnis www.badi-info.ch
Bis zu 50 000 Franken pro Jahr vergibt der Kanton Freiburg an Projekte, die Menschen mit und ohne Behinderungen ermöglichen, sich zu begegnen oder etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. Gefördert werden kulturelle, sportliche, politische oder freizeitliche Aktivitäten, welche die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ermöglichen.
Diese Hilfe dürfen Gemeinden, Sportvereine, Pfadfinder, Quartiervereine, Chöre, Theatergruppen und im Kanton ansässige Personengruppen in Anspruch nehmen. Projekte konnten bis 31. Mai eingereicht werden.
Eine Gruppe von Privatpersonen hat am Donnerstag, 25. Januar 2024 die Petition «ÖV für alle!» lanciert und vor dem Geschäftssitz der SBB in Wankdorf demonstriert.
Auslöser dafür war die ungenügende Umsetzung des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG) im öffentlichen Verkehr. Die Petition fordert, dass sofort und flächendeckend ein barrierefreier ÖV umgesetzt wird. Die Planung der Umsetzung soll öffentlich präsentiert werden und diese Planung soll gesetzlich verpflichtend sein.
Zudem fordern die Initianten ein Bekenntnis der Verantwortlichen, dass Shuttlesysteme kein Ersatz für einen hindernisfreien ÖV darstellen sowie eine Entschuldigung und Entschädigung der Transportunternehmen für die verpasste Frist.
Innert wenigen Wochen kamen über 15 000 Unterschriften zusammen. Die Initianten übergaben die Petition am 11. März im Rahmen einer Kundgebung an die Bundeskanzlei. Diese reicht die Petition an das zuständige Departement weiter, das damit zu einer Antwort aufgefordert wird.
Am 1. April 2024 startete die Dampfbahn Aaretal in Münsingen in die neue Saison. Neu fahren auch Gäste im Rollstuhl mit.
In rund zehn Minuten führt die Rundfahrt vom Bahnhof Mükli mit dem Lokschuppen über zwei Brücken, einen Tunnel und zahlreiche Bahnübergänge. Neu gibt es für Gäste im Rollstuhl tiefergelegte Wagen. Die Rollstuhlwagen bieten Platz für Rollstühle bis 75 cm Breite. Insgesamt stehen vier solcher Wagen zur Verfügung. Aus Gewichts- und Sicherheitsgründen dürfen jedoch nur Personen in manuellen Rollstühlen mitfahren.
Am 3. März stimmte die Schweizer Bevölkerung einer 13. AHV-Rente zu. Damit die erste Säule existenzsichernd bleibt, braucht es auch eine 13. IV-Rente.
Die erste Säule umfasst heute Alters und Hinterlassenenleistungen sowie Leistungen der Invalidenversicherung und die Ergänzungsleistungen. Die erste Säule wurde bisher zurecht als Einheit behandelt. Die Ansätze der Altersrenten und der Invalidenrenten sind deshalb identisch. In beiden
Systemen soll mit den Renten die Existenz gesichert werden (BV Art. 112 Abs. 2b). Davon sind wir auch bei den Invalidenrenten weit entfernt. Deshalb ist es folgerichtig, dass sämtliche Leistungen der ersten Säule angehoben werden. Das bedeutet, dass nebst den Altersrenten auch die Invalidenrenten 13 Mal ausbezahlt werden müssen. Die Behindertenverbände fordern den Bundesrat und das Parlament auf, dies bei der Umsetzung der Initiative für eine 13. AHVRente zu berücksichtigen.
Wer in den Genuss einer Fahrt im Rollstuhlwagen kommen möchte, meldet sich am Bahnhof Mükli beim Personal. Der nächste Zug wird dann auf das Gleis 1 geleitet und in rund 20 Sekunden steht der Rollstuhlwagen für die Mitfahrt bereit.
Die Dampfbahn fährt von April bis Oktober, jeweils am 2. und 4. Wochenende im Monat.
Informationen dampfbahn-aaretal.ch
Caroline HessKlein, Abteilungsleiterin Gleichstellung bei Inclusion Handicap, spricht über ihre Rolle und die SPV. Sie rügt die Schweiz dafür, dass sie keinen Plan für die Umsetzung der UNBRK habe. Und sie betont die Wichtigkeit der InklusionsInitiative.
Von Peter BirrerWann hast du dich letztmals über die Benachteiligung eines behinderten Menschen aufgeregt? Das passiert jeden Tag. Zuletzt wars vor ein paar Minuten.
Wieso?
Ich schrieb die Stellungnahme zur Revision des Behindertengleichstellungsgesetzes und habe mich darüber aufgeregt, dass so wenig vorgesehen ist, um die tatsächliche Gleichstellung von Menschen mit Be
Die Juristin Caroline Hess-Klein (51), Mutter von drei Töchtern, leitet bei Inclusion Handicap, dem Dachverband der Behindertenorganisationen mit Sitz in Bern, seit 2015 die Abteilung Gleichstellung. Neben diesem Pensum arbeitet die gebürtige Lausannerin als Lehrbeauftragte an der juristischen Fakultät der Uni Basel. Caroline HessKlein arbeitete zuvor bereits in Behindertenorganisationen. Dass sie sich auf diesem Gebiet engagiert, hat damit zu tun, dass sie als junge Frau in einer Kita für Kinder mit Behinderung arbeitete, um ihr Studium zu finanzieren. «Das brachte mich dem Thema näher», sagt sie. Der Beruf ist sozusagen ihre Berufung: «Ich tue das, was ich täglich machen darf, einfach gerne.»
hinderung zu fördern. Dass ich mich aufrege, gehört quasi zu meiner Arbeit. Aber das bedeutet nicht, dass es mir deswegen schlecht geht. Meine Aufgabe ist es, Missstände festzustellen und Lösungen zu entwickeln, damit eine Besserung eintritt.
Du leitest bei Inclusion Handicap die Abteilung Gleichstellung. Wie erklärst du deinen Beruf?
Ich berate Menschen mit Behinderungen, die diskriminiert werden: beim Zugang zur Schule, zum öffentlichen Verkehr, zu Gebäuden, zu Dienstleistungen. Sie erzählen mir ihre Geschichte und ich überlege mir: Kann man rechtlich etwas unternehmen, um ihnen zu helfen? Lohnt es sich, vor Gericht zu gehen? Weiter schaue ich mir Gesetze von Bund und Kantonen an und stelle mir die Frage: Was fehlt, damit die Rechte von Menschen mit Behinderung gewährleistet sind? Dann unterbreite ich Vorschläge. Und: Ich halte Vorträge, in denen ich aufzeige, was diese Rechte überhaupt sind und beinhalten.
Kannst du überhaupt abschalten, wenn du das Büro verlässt?
Der Job bringt es mit sich, dass ich mit offenen Augen durchs Leben gehe und nicht nur während der Arbeitszeit sensibilisiert bin. Mir fällt sehr vieles auf, das nicht funktioniert. Unsere Gesellschaft ist ein Hürdenparcours für Menschen mit einer Behinderung – und das in allen Lebensbereichen.
Warum ist das in der heutigen Zeit nicht besser?
Viele Behörden, aber auch Menschen ohne Beeinträchtigung, schätzen die Ausgangslage so ein: Wir machen einiges für Leute mit einer Behinderung und haben – zum Beispiel – eine IV. Also machen wir es gut. Und eigentlich bereits genug. Wenn Menschen mit Behinderungen und ihre Organisationen auf die Einhaltung der Rechte pochen und ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck bringen, sind sie oft mit der Reaktion konfrontiert: Was motzen die Leute schon wieder? Jetzt reicht es langsam!
Was entgegnest du darauf? Einiges ist vorhanden, das ist sicher so. Das System der Sozialversicherung ist zwar nicht perfekt, darf sich aber im Vergleich mit Ländern sehen lassen, die über ähnliche ökonomische Voraussetzungen verfügen. Dasselbe gilt für den öffentlichen Verkehr, obwohl dieser Bereich genauso wenig perfekt ist. Nichtsdestotrotz: Wir sind noch sehr weit weg von einer Gesellschaft, in der Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt und autonom teilhaben können. Hier ist die Schweiz träge.
Das musst du erklären.
Wir haben in unserem Land nicht verstanden, was die Behindertenrechtskonvention (BRK) der UNO im Kern verlangt. Die BRK, die bei uns seit 2014 in Kraft ist, geht von der Selbstverständlichkeit aus, dass
Menschen mit einer Behinderung Rechte haben, weil sie Menschen sind. Ohne Wenn und Aber.
Das bedeutet also auch, dass die BRK nur ungenügend umgesetzt wird. Die BRK ist verpflichtend und nicht einfach eine Empfehlung der UNO. Die Schweiz wird auch regelmässig überprüft. Die BRK deckt sämtliche Lebensbereiche ab. Kein Staat der Welt ist in der Lage, alles innert ein paar Monaten umzusetzen, auch nicht unser reiches Land. Das wirft der Schweiz niemand vor. Was man hingegen feststellt und von der UNO zehn Jahre nach der Ratifizierung kritisiert wird: Die Schweiz hat keinen Plan, wie man was konkret umsetzen könnte. Es kommt mir vor, als stünde man vor einem grossen Wald und sagt: Ui, das sind viele Bäume! Und tut dann nichts. Es wird aber nicht weniger, wenn man nichts macht.
Wie kann es sein, dass kein Plan vorhanden ist?
Die Mühlen mahlen langsam. Die UNBRK verpflichtet alle föderalen Instanzen, das macht es zweifelsohne kompliziert. Wie überall ist es auch hier so: Vieles steht und fällt mit Personen. Wenn sich also niemand dafür verantwortlich fühlt, wird die BRK nicht umgesetzt. Meine Erfahrung ist, dass sich erst dann etwas in Bewegung setzt, wenn jemand in einem Kanton, in einer Gemeinde, in einem Bundesamt entscheidet: So, das ist jetzt meine Aufgabe, die packe ich an.
In welchen Kantonen ist das bislang der Fall?
In BaselStadt und BaselLandschaft sowie im Wallis gehen die Rechte darüber hinaus, was wir auf Bundesebene haben. In Genf tut sich ebenfalls einiges. Die Bestrebungen sind deutlich spürbar. Aber wir sind noch weit vom Ziel entfernt.
Durch die BRK verpflichtet sich die Schweiz zur Inklusion. Wie inklusiv ist unser Land?
Es wäre interessant, wie eine Person ohne Beeinträchtigung reagieren würde, wenn man ihr sagt: Es tut uns leid, aber du darfst nicht selber entscheiden, wo und mit wem du lebst – und im Übrigen auch nicht, um
welche Zeit am Abend du isst. Denken wir nur an die teils heftigen Reaktionen während der Coronapandemie, als man nicht mehr ins Restaurant durfte. Meine Antwort auf die Frage: Wir sind keine inklusive Gesellschaft. Der Prozess dorthin stockt, wir sind noch nicht einmal bei fünfzig Prozent.
Klare Worte.
Es ist die Realität, vor allem wenn man es in Relation zu den Möglichkeiten setzt, die wir haben. Ins Thema Behinderung werden einige Mittel gesteckt, ich denke da an Wohn oder Arbeitsinstitutionen oder Sonderschulen. Vom Bund und von den Kantonen fliesst sehr viel Geld, aber das hat oft nichts mit Inklusion zu tun. Es werden Sonderstrukturen und dienstleistungen finanziert, die zur Aussonderung der Menschen mit Behinderungen führt. Hier wäre ein Ressourcentransfer nötig mit dem Ziel, dass Menschen mit Behinderungen mitten drin sein können, bei Bedarf mit der nötigen Unterstützung.
Ist eine inklusive Schweiz überhaupt realistisch?
Es handelt sich um ein Generationenprojekt. Vor 26 Jahren schrieb ich meine Dok
torarbeit zum Problem der Diskriminierung von Menschen mit einer Behinderung und zur Antwort in der Bundesverfassung darauf. In diesen 26 Jahren ist einiges passiert, wir sind deutlich weiter. Insofern bin ich überzeugt, dass wir vorankommen. Aber es geht zu langsam, es ist mühsam –zulasten der Betroffenen, die im Alltag eingeschränkt sind.
Auf der Website von Inclusion Handicap steht: «In der Schweiz leben 1,7 Millionen Menschen mit Behinderungen.» Das ist eine enorme Zahl. Wie definierst du den Begriff Behinderung?
So legt es die Behindertenrechtskonvention fest: Behinderung ist nicht etwas, das zu einer Person gehört, sondern es ist ein Zusammenkommen – einerseits ist eine Beeinträchtigung vorhanden, sei es intellektuell, körperlich oder psychisch. Aber das allein ist noch keine Behinderung. Diese entsteht erst, wenn sie auf gesellschaftliche Bedingungen trifft, die nicht angepasst und folglich nicht inklusiv sind. Der Rollstuhlfahrer, der in ein Tram mit Stufen gelangen will, wird behindert. Wenn eine Person mit körperlicher Beeinträchtigung mühelos ins Tram fahren kann, ist sie nicht behindert.
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Wieso ist Inclusion Handicap unverzichtbar?
Menschen mit Behinderungen gehören in der Schweiz zu den Gruppen, die es besonders schwer haben – in allen Lebensbereichen. Um etwas bewirken zu können und wahrgenommen zu werden, muss man rechtlich und politisch eine geballte Schlagkraft haben. Eine einzelne Behindertenorganisation schafft das nicht. Deshalb ist Inclusion Handicap von zentraler Bedeutung. Das kommt nun zum Beispiel beim Behindertengleichstellungsgesetz zum Tragen. Da können wir mit einer starken Stimme auftreten und sagen: He, Bund, das bringt nichts, man muss es anders anpacken.
Eine deiner Mitstreiterinnen im Vorstand ist SPV-Präsidentin Olga Manfredi. Wie nimmst du sie wahr? Seit ich mich für Menschen mit Behinderungen einsetze, kenne ich Olga. Sie ist eine feine Person, die ihre Expertise als Juristin und Frau im Rollstuhl einbringt. Und sie zählt zu jenen, die sich sehr für Inclusion Handicap einsetzen. Nur mit Leuten wie Olga können wir die nötige Power entfalten. Und ein Lob verdient auch die SPV, die uns unterstützt und die Ideen mitträgt.
Ist Lobbyieren auch ein wichtiger Bestandteil deiner Arbeit?
Wir haben bei Inclusion Handicap mit Matthias Kuert Killer einen Verantwortlichen für Politik und Kommunikation, der die Diskussionen mit den Parlamentarierinnen und Parlamentariern führt. Mit ihm arbeite ich eng zusammen und ich unterstütze ihn bei seiner Arbeit, insbesondere dann, wenn es um rechtliche Fragen geht.
Ist Inclusion Handicap regelmässig im Bundeshaus präsent?
Wir sind schon oft da, aber nicht nur. Und wichtig ist im Zusammenhang mit Lobby
ieren eines: Zum Zeitpunkt, in dem sich eine Vorlage im Parlament befindet, ist das Gesetz quasi geschrieben. Gerade bei komplexen rechtlichen Fragen kann man es weitgehend vergessen, auf die Gesetzesvorlage noch einen prägenden Einfluss nehmen zu können. Das bedeutet, dass die Lobbyarbeit viel früher beginnt, idealerweise dann, wenn der Zuständige in der Bundesverwaltung mit der Formulierung der Gesetzesvorlage beginnt. Auch das ist ein Punkt der BRK: Der Staat ist verpflichtet, Menschen mit einer Behinderung früh in das Gesetzgebungsverfahren einzubeziehen.
Welche grossen Erfolge hast du mit Inclusion Handicap in den vergangenen neun Jahren erzielt?
Besonders wichtig finde ich, dass wir ein paar Kantone bei der Gesetzeserarbeitung eng begleiten konnten. Ein Gesetz ist nachhaltiger als ein Programm oder eine Demo, weil es auch bestehen bleibt, wenn die politischen Mehrheiten sich ändern. In anderen Kantonen ist nun durch die Beispiele von BaselStadt und BaselLandschaft sowie Wallis eine Dynamik entstanden. Und als weiteres Leuchtturmprojekt von Inclusion Handicap würde ich das Projekt «Strategic Litigation» bezeichnen.
Worum handelt es sich dabei?
Wir erhielten eine grosse und zweckgebundene Spende. Alle Behindertenorganisationen sollten für sich eine gezielte Strategie der Prozessführung erarbeiten, sprich: aufhören, eher zufällig Prozesse zu führen, sondern zu fokussieren und sich mit zentralen Fragen zu befassen. Ziel ist es, Präzedenzurteile zu erwirken, die über den einzelnen Fall hinaus Bedeutung haben. Diese Präzedenzurteile tragen dazu bei, die Gesellschaft tiefgreifend zu verändern. Das ist ein tolles Projekt.
Und welches Projekt beschäftigt
Inclusion Handicap aktuell stark?
Ein wichtiger Vorstoss ist die Revision des Bundesgesetzes über die Institutionen zur Förderung der Eingliederung von invaliden Personen (IFEG). Das heisst: Wir fordern ein System, das es ermöglicht, dass Menschen mit einer Behinderung zu Hause mit Assistenzhilfe leben können, statt in ein Heim zu müssen. Das selbstbestimmte Wohnen ist ein grosses Anliegen. Und natürlich ist die InklusionsInitiative von zentraler Bedeutung.
Was erhoffst du dir davon?
Zunächst einmal bin ich überzeugt, dass die Volksinitiative zustande kommt. Die Initiative soll die Rechte von Menschen mit Behinderungen stärken, in der Bundesverfassung, aber auch in den Gesetzen des Bundes und der Kantone. Sie soll dazu führen, dass sie als selbstverständlicher Teil einer vielfältigen Gesellschaft wahrgenommen werden. Die InklusionsInitiative rüttelt auf und erzeugt auch Druck. Das Thema wird in der breiten Öffentlichkeit diskutiert. Auch wenn der Alltag von Frau X oder Herrn Y nicht von heute auf morgen anders wird: Es kommt zu einer Veränderung auf dem Terrain, auf dem wir uns bewegen. Die InklusionsInitiative hat eine Dynamik ausgelöst. Gerade die junge Generation ist fordernder und macht ihre Rechte geltend, das ist richtig und nötig.
Wenn wir uns in zehn Jahren wieder treffen: Worüber möchtest du dann berichten?
Dass wir den ersten Fall vor dem UNOAusschuss für Menschen mit Behinderungen geführt und gewonnen haben, indem wir aufgezeigt haben, dass die Schweiz die Rechte von Menschen mit Behinderung verletzt hat. Heute ist eine solche Beschwerde nicht einmal möglich. Die Schweiz hat das hierzu nötige Fakultativprotokoll nicht ratifiziert. Es würde die Bedeutung der BRK stärken, wenn die Gerichte in der Schweiz wüssten, dass nach ihnen auch noch der zuständige UNOAusschuss den Einzelfall überprüfen kann. Und grundsätzlich: Ich hoffe, dass die Schweiz bis in zehn Jahren Tag für Tag eine Spur inklusiver wird.
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27 Rollstuhlclubs gehören zur Schweizer ParaplegikerVereinigung. Hier stellen wir Ihnen jeden einzelnen vor. Den Anfang macht der Älteste.
Von Nadja Venetz
Die Geschichte des Rollstuhlclubs Zentralschweiz reicht bis in die 1960erJahre zurück, eine Zeit, in der die Angebote für Rollstuhlsport rar gesät waren. Zwar kannte Luzern zu der Zeit einen sogenannten Invalidensportclub, doch gestalteten die unterschiedlichen Bedürfnisse der Teilnehmenden mit einer Sehbehinderung, Querschnittlähmung oder Amputationen ein gemeinschaftliches Sporttreiben schwierig. Initiative Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer halfen sich selbst und trafen sich am 28. April 1966 erstmalig in der einfachen Turnhalle Gabeldingen in Kriens. Drei Jahre später, am 3. April 1969, gründeten die Mitglieder zur besseren Wahrung ihrer Interessen den Verein Rollstuhlclub Kriens. Von Anfang an gehörten kulturelle Anlässe und Debatten über rechtliche wie politische Fragen dazu. Als Guido A. Zäch 1980 die Schweizer ParaplegikerVereinigung gründete, wurde der RC Kriens zur ersten Sektion der SPV.
Ein neuer Name
Mit der Eröffnung des Schweizer ParaplegikerZentrums in Nottwil fand der Rollstuhlclub eine ideale Sportinfrastruktur vor. Schwimmen und «Turnen 50plus» finden jedoch bis heute in Kriens statt. Über all seine Jahre wuchs und wuchs der Club von einer lokalen Initiative zu einer Zentralschweizer Anlaufstelle. Dies sollte auch in einer neuen Bezeichnung sichtbar werden.
An der Generalversammlung vom 12. März 2004 wurde aus dem Rollstuhlclub Kriens der RC Zentralschweiz.
Heute deckt der RC Zentralschweiz nicht nur ein grosses Einzugsgebiet ab, sondern bietet seinen rund 700 Aktivmitgliedern ein vielfältiges Sportangebot. Zwei Basketballmannschaften und ein PowerchairHockeyTeam gehören zum Club. Wer will, kann tanzen, schwimmen oder sich in einer der Polysportgruppen fit halten. Auf der Leichtathletikbahn in Nottwil trainieren die Cracks wie auch die Nachwuchshoffnungen. Mit Ausflügen, Kursen und einer Feier zum Jahresende holt der RC auch diejenigen Mitglieder ab, die mit Sport nicht so viel am Hut haben.
Hugo Müller steht dem Rollstuhlclub seit 2018 als Präsident vor. «Nach meinem Unfall 1990 hat mich Erwin Zemp in den Club geholt. Anfänglich habe ich mich gesträubt. Rückblickend habe ich durch den RC viele wertvolle Menschen kennengelernt, die mich in meinem Leben als Rollstuhlfahrer aufgebaut haben», erinnert sich Hugo Müller. Der direkte Kontakt ist für ihn nicht so leicht zu ersetzen. «Im Rollstuhlclub hast du Leute, die dasselbe durchgemacht haben wie du.» Das sieht nicht nur der Präsident so, sondern auch Maya Bissig. Sie ist bereits seit 40 Jahren Mitglied und schätzt die Gemeinschaft und die vielen Angebote sehr. Auch weil die Angebote für sie zentral gelegen sind, kommt sie gern ins Turnen oder an die GV. Für den 17jährigen Eskil Hermann zählt vor allem der Sport, aber auch er findet die Kontakte zu anderen bereichernd. «Der RC Zentralschweiz hat für alle etwas Passendes», ist er überzeugt.
Der Präsident ist stolz auf den gut funktionierenden Vorstand und das grosse Sportund Freizeitangebot des Clubs. Dass an der letzten Jahresendfeier auch viele jüngere Mitglieder der Einladung folgten, freute ihn besonders. Denn die fehlende Bereitschaft, ein Ehrenamt zu übernehmen, beschäftigt auch den ältesten Rollstuhlclub der Schweiz.
– 690 Aktiv- und 190 Passivmitglieder
– Breites Sportangebot und Freizeitaktivitäten
www.rczentralschweiz.ch admin@rczentralschweiz.ch
Wer gewinnt das Brändi-Dog-Turnier? Feier zum 50-Jahr-Jubiläum 2016
Anwalt Yannick Gloor kämpft, damit SPVMitglieder die Leistungen erhalten, die ihnen zustehen. Die Fäuste fliegen aber nur in der Freizeit.
Von Nadja Venetz
Rechts oder Wirtschaftswissenschaften?
Dies Frage stellte sich Yannick Gloor, bevor er sich an der Universität Bern einschrieb. Interessiert haben ihn auch diverse Disziplinen der Geisteswissenschaft wie etwa Geschichte oder Philosophie. «Ich wollte ein Studium, bei dem ich klar vor Augen hatte, welche berufliche Laufbahn ich einschlagen kann», begründet er seine Wahl und fügt an: «Lehrer werden wollte ich nicht.» Sein Interesse an gesellschaftspolitischen Fragen und ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn gaben schliesslich den Ausschlag.
Um nach einem Jurastudium für die Anwaltsprüfung zugelassen zu werden, benötigt es ein Praktikum. Yannick Gloor absolvierte ein solches bei der Staatsanwaltschaft BernJuraSeeland und wechselte danach zur Kanzlei «Weissberg Bütikofer Advokatur Notariat». 2020 bestand er die
Anwaltsprüfung. Seit 2021 gehört er fest zum Team des Instituts für Rechtsberatung.
Genau und beharrlich
Während er seine Tätigkeit beschreibt, wählt er die Worte mit Bedacht. Ich merke, mein Gegenüber ist sich gewohnt, Formulierungen genau abzuwägen. Beschwerden zu schreiben, ist sein täglich Brot. Der Anwalt vertritt die Mitglieder der SPV in sozialversicherungsrechtlichen und haftpflichtrechtlichen Angelegenheiten. Häufig geht es darum, wer in welcher Höhe Anspruch auf eine IVRente, auf Hilfsmittel und/oder auf Hilflosenentschädigung hat. Die Beschwerde geht zuhanden der kantonalen Instanz, in einzelnen Fällen weiter bis vor Bundesgericht. Geduld ist gefordert.
Liegt ein Entscheid vor, bleiben Yannick Gloor in der Regel 30 Tage Zeit, um ein
Rechtsmittel zu ergreifen. Eine Frist ohne Wenn und Aber. «Es ist manchmal schon etwas ernüchternd, wenn du berufliche Pendenzen und private Pläne nach Fristen richten musst und sich das Verfahren anschliessend über Monate – teils Jahre – hinwegzieht», betont Yannick Gloor. Am allerwenigsten haben dafür seine Klientinnen und Klienten Verständnis.
Eine Last abnehmen
Der 33jährige Bieler gewinnt seiner Arbeit aber auch viel Positives ab. Der Kontakt zu den Personen, die er begleitet, ist manchmal sehr eng. Es gefällt ihm, Menschen in oftmals schwierigen Lebenslagen zu unterstützen, gerade bei Frischverletzten, die das Geschehene erst einmal verarbeiten müssen. «Ich nehme ihnen mit meiner Arbeit eine Last ab, sodass sie sich voll auf ihre Rehabilitation konzentrieren können.» Und er kann mit seinem Tun eine Verbesserung der Lebensumstände seiner Klientinnen und Klienten erzielen. Seine Arbeit ist für ihn vor allem dann sinnstiftend, wenn er nach jahrelangem Ringen mit den Instanzen eine Rente rausschlägt, um die der Betroffene schon lange kämpft.
Auch ausserhalb der SPV will Yannick Gloor etwas bewegen. Er politisiert im Stadtrat von Biel und engagiert sich im Vorstand einer Privatschule. Als Ausgleich zur Büroarbeit trainiert er regelmässig Kickboxen. «Das ist ideal, um Stress abzubauen», meint er. Wettkämpfe bestreitet er keine, aber was nicht ist, kann noch werden.
Wer kümmert sich nach einer Operation um die komplexe Pflege von querschnittgelähmten Menschen? Wer entlastet die pflegenden Angehörigen? Wer ist in Pflegenotfällen da und verhindert Komplikationen? Wir von Rückenwind plus schliessen diese Versorgungslücke mit unserem einzigartigen Angebot in Bad Zurzach und vermeiden hiermit unnötiges Leiden.
Hier erfahren Sie mehr über Tertraplegiker Fritz Eichholzer und seine Frau Aurelia. Und Tetraplegikerin Heidy Anneler erzählt uns ihre Geschichte.
Wir geben jeden Tag unser Bestes, um die Menschen auf unserer Station in Bad Zurzach zu unterstützen. Wie können wir Ihnen helfen? Bitte kontaktieren Sie uns für eine Anmeldung, bei Fragen oder für eine Besichtigung:
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Telefon +41 56 265 01 76 info@rueckenwindplus.ch www.rueckenwindplus.ch