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Beijing 2022

PARALYMPICS

Nach den Sommerspielen 2008 empfängt Peking die Welt vom 4. bis 13. März 2022 zum zweiten Mal zu Paralympischen Spielen.

Von Nicolas Hausammann

Chinas Hauptstadt ist damit die erste Stadt, die sowohl Paralympische Sommerspiele als auch Paralympische Winterspiele organisiert. Nun ist die Metropole zwar weltbekannt, allerdings nicht gerade als Wintersportort. Daher wird es an den Spielen ganze drei «Villages» geben.

In Peking selber werden die Curling- und Para-Ice-Hockey-Wettbewerbe ausgetragen. Das Curling-Team um Coach Stephan Pfister hat sich mit seinen Leistungen für die Paralympics qualifiziert. Rund 90 Kilometer ausserhalb von Pekings Stadtzentrum befindet sich das zweite Village. In Yanqing finden die alpinen Skiwettbewerbe statt, wo sich das Swiss Paralympic Ski Team die Hänge hinunterstürzen wird. Noch weiter – ganze 200 Kilometer – von Peking entfernt, schlagen die Snowboarderinnen und nordischen Skifahrer ihr Lager im Gebiet von Zhangjiakou auf. hebliche personelle Ressourcen bereitstellen müssen für einen Grossanlass. Dennoch sind wir zuversichtlich, diese Challenge zu bewältigen und für unser Team optimale Rahmenbedingungen schaffen zu können.»

Diesem Mehraufwand wird vom lokalen Organisationskomitee Rechnung getragen, indem man den Nationen pro Standort eine zusätzliche Betreuungsperson zugesteht.

Maximal werden 736 Para-Athletinnen und -Athleten in 78 Medaillenwettbewerben gegeneinander antreten. Die Wettkämpfe sind auf 39 Medaillen-Wettkämpfe für Männer, 35 Wettkämpfe für Frauen und vier MixedEvents, wie beispielsweise im Curling, verteilt. Mit Para-Ski Alpin, Langlauf, Biathlon, Snowboard, Rollstuhl-Curling und Para-Ice-Hockey werden sechs Sportarten auf dem paralympischen Programm stehen.

Politische Manöver

Ende 2021 brachte der amerikanische Präsident Joe Biden mit seiner Ankündigung des politischen Olympiaboykotts der USA eine Lawine ins Rollen. Australien und Grossbritannien folgten und werden ebenfalls keine politischen Vertreter nach Peking entsenden. Der neue deutsche Kanzler Olaf Scholz hielt sich bis zum Redaktions-

Organisatorische Herausforderung

Auch wenn ein neuer Hochgeschwindigkeitszug die drei Wettkampfzonen miteinander verbinden soll, werden die Spiele eine organisatorische Herausforderung par excellence für Swiss Paralympic und den Chef de Mission Roger Getzmann von Rollstuhlsport Schweiz. Der Luzerner wird nach den Spielen in Tokio im September 2021 seine zweite Paralympische Mission innerhalb eines halben Jahres anführen. Er blickt den Spielen zuversichtlich entgegen: «Klar bieten die Spiele grosse Herausforderungen für das gesamte Team von Swiss Paralympic, aber auch für die beiden Sportfachverbände PluSport und Rollstuhlsport Schweiz, welche bereits wieder er-

In Action Murat Pelit im WM-Riesenslalom

schluss dieser Ausgabe noch bedeckt. Jedoch werden die Stimmen auch in Europa lauter, die aufgrund der prekären Menschenrechtslage in China auf einen Boykott drängen.

Bislang handelt es sich allerdings um politische Manöver. Ein sportlicher Boykott, der von Menschenrechtlern gefordert wird, würde die Propagandashow Chinas wohl deutlich härter treffen. Vor allem aber würde eine solche Aktion diejenigen treffen, die sich über Jahre auf diesen sportlichen Höhepunkt vorbereitet und vielleicht nur diese eine Chance auf eine ParalympicsTeilnahme haben: die Athletinnen und Athleten.

Zero-Covid-Strategie

China ist für sein rigoroses Handeln in der Covid-19-Pandemie bekannt. Schnell werden bereits bei vergleichsweise kleinen Fallzahlen ganze Städte oder gar Provinzen abgeriegelt. Auch bei den Spielen ist das Schutzkonzept noch strenger als dasjenige in Tokio und bereits bei Testevents wie zum Beispiel der Curling WM 2021, sah man sich strikten Bubble-Vorschriften ausgesetzt. Für ungeimpfte Akteurinnen und Akteure sieht das veröffentlichte Playbook eine vorgelagerte Quarantäne von 21 Tagen vor. Diese ist für die Schweizer Athletinnen und Athleten faktisch nicht machbar, denn die Wintersportsaison hat erst Ende Dezember mit dem Weltcup in St.Moritz so richtig Fahrt aufgenommen. Der Selektionstermin von Swiss Paralympic liegt folgerichtig bereits in der Quarantänefrist, womit klar ist: zu diesen Spielen kann nur antreten, wer geimpft oder genesen ist.

Schweizer Medaillenchancen

Die Schweizer Delegation reist voraussichtlich mit ungefähr 14 Para-Athletinnen und -Athleten in vier Sportarten an die Spiele. Neben dem Curling-Team zählen die Skifahrer*innen klassischer Weise zu den heissen Eisen im Feuer der Schweizer Delegation. Weiter könnten sich im Para-Snowboard und Ski Nordisch Athlet*innen für die Spiele qualifizieren. Die Medaillenchancen zu quantifizieren, erachtet Delegationsleiter Roger Getzmann hingegen als äusserst schwierig: «Im Ski Alpin haben wir sicher die grössten Chancen. Theo Gmür hat die letzten Spiele dominiert mit drei Siegen bei drei Starts. Jedoch braucht es im Para-Skisport immer auch das nötige Wettkampfglück.»

Die Weltcups von St.Moritz und Åre sowie die WM in Lillehammer konnten stattfinden. Dennoch ist eine Prognose aufgrund der Fragilität von Sportanlässen in Zeiten der Pandemie beinahe unmöglich. Dafür bleibt es höchst interessant und eigentlich wollen wir als Sportfans doch genau das, faire und spannende Wettkämpfe, natürlich hoffentlich mit Exploits unseres Schweizer Teams.

ROAD TO BEIJING

Schauen Sie dem Swiss Paralympic Ski Team bei der Vorbereitung auf die Paralympics über die Schultern.

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