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Handbikegrössen verabschieden sich

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RÜCKTRITTE

Handbikegrössen verabschieden sich vom Leistungssport

Nach den Paralympics in Tokio beenden Tobias Fankhauser und Silke Pan ihre Karriere im Para-cycling. Wir wünschen beiden viel Erfolg auf ihrem weiteren Weg.

Von Nadja Venetz

Tobias Fankhauser

aus Hölstein BL 9.11.1989

Tobias Fankhauser gehörte in den letzten Jahren zu den erfolgreichsten Schweizer Handbikern. Von den paralympischen Spielen 2012 in London und 2016 in Rio kehrte er mit Silber beziehungsweise Bronze nach Hause zurück. Gerne hätte er an diese Triumphe in Tokio angeknüpft, was ihm nicht ganz glückte. Dennoch reichte es im Strassenrennen und in der Staffel für Diplomplätze. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass der Athlet noch kurz vor den Spielen mit einer Infektion im Krankenhaus lag. Es waren die letzten Paralympics für den Baselbieter. Er will sich fortan auf sein Studium sowie seine berufliche Zukunft konzentrieren. Der 32-Jährige nahm im September ein Masterstudium in Business Administration auf. «Ich habe im Sport unglaublich viel erlebt und in diesen Jahren mit dem Handbiketeam viele schöne Momente geteilt», erklärt der zurücktretende Athlet.

Fahrradliebe

Schon als Kind war Tobias Fankhauser gerne mit dem Velo unterwegs, zum Vergnügen und ohne sportliche Ambitionen. Als 13-Jähriger verunglückte er mit dem Fahrrad und wurde dadurch zum Tetraplegiker. In der Reha entdeckte der Teenager den Handbikesport für sich. Schon zwei Monate nachdem er das erste Mal in einem Handbike sass, nahm Tobias Fankhauser an einem Juniorenrennen teil. Bis internationale Wettkämpfe folgten, sollte es allerdings noch ein paar Jahre dauern. 2010 startete er erstmals an einer Weltmeisterschaft, zwei Jahre darauf holte er an den Paralympics in London Silber im Strassenrennen. Tobias Fankhauser war damit endgültig an der Weltspitze angekommen und überzeugte daraufhin regelmässig mit Podestplätzen. Über all die Jahre zog er die Strassenrennen dem Zeitfahren vor. Aus dem direkten Kräftemessen mit seinen Konkurrenten schöpfte er jeweils viel Motivation, um bis ans Limit zu gehen.

Handbike ist und bleibt Tobias Fankhausers Leidenschaft. «Ich werde sicherlich weiterhin regelmässig im Handbike sitzen, mit Kollegen Touren unternehmen und vielleicht am einen oder anderen kleinen Rennen starten; aber immer nur zum Vergnügen.»

Silke Pan

aus Aigle VD 11.1.1973

Silke Pan nahm seit 2012 an zahlreichen Welt- und Europacups teil und fuhr mit ihrem Handbike regelmässig aufs Podest. Im Jahr 2015 wurde sie Vizeweltmeisterin im Para-cycling, damals noch für das deutsche Team. Aufgewachsen in der Romandie, beantragte sie den Schweizer Pass, den sie 2018 erhielt. Seit 2020 gehörte sie zum Schweizer Paracycling-Team. An der Weltmeisterschaft 2021 im portugiesischen Cascais gewann sie im Strassenrennen die Bronzemedaille.

Ihr grosses Ziel, sich für die Paralympics Tokyo 2020 zu qualifizieren, erreichte sie trotz dem zweiten Platz in der Weltrangliste nicht. «Der Spitzensport gehört seit jeher zu meinem Leben, aber vor einem Jahr habe ich eine alte und zugleich neue Leidenschaft wiederentdeckt. Unerwartet habe ich herausgefunden, wie ich mich im Handstand balancieren kann. Seitdem hat sich die Tür der Artistik für mich wieder geöffnet. Ich möchte die Chance nicht verpassen, das auszuleben, was mich zur Zeit am meisten erfüllt», begründet die ausgebildete Zirkusartistin ihre Entscheidung, im Herbst 2021 vom Leistungssport zurückzutreten.

Rückkehr auf die Bühne

Die heute 49-Jährige stürzte 2007 vom Trapez und war in der Folge querschnittgelähmt. Silke Pan ging neben dem Leistungssport immer auch ihren eigenen Projekten nach. So überquerte sie mit dem Handbike insgesamt 80 Alpenpässe. Auch Bühnenauftritte gehörten dazu. Der Sport wird ein wichtiger Teil in ihrem Lebens bleiben, doch Wettkämpfe soll es nur noch «spasseshalber» geben. Als vermutlich erste Paraplegikerin weltweit widmet sie sich künftig der Handstand-Akrobatik.

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