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Die SPV ehrt Freiwillige
EHRENAMTLICHES ENGAGEMENT
Die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung vergab erstmals die Benevol Awards an Personen, die sich über Jahre hinweg in einem Rollstuhlclub engagieren.
Von Gabi Bucher und Nadja Venetz
Ohne Freiwilligenarbeit stünde das Leben in den Schweizer Rollstuhlclubs still. Oftmals sind es Helferinnen und Helfer abseits des Rampenlichts, die Ausflüge organisieren, Trainings erteilen oder an Sportanlässen mithelfen. Mit den Benevol Awards möchte die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung (SPV) diese oftmals unsichtbare, aber sehr wertvolle Arbeit auszeichnen.
Nominationen aus den Rollstuhlclubs
Alle Rollstuhlclubs durften je eine Person für den Award vorschlagen. Die Person muss aktives und langjähriges Mitglied des Rollstuhlclubs sein und sich seit mindestens zehn Jahren unentgeltlich engagieren. Sieben Personen duften einen Preis entgegennehmen, unter ihnen Adrien Corminboeuf, Präsident und Sportverantwortlicher des CFR Fribourg. «Es ist eine schöne Anerkennung, mit der ich nicht gerechnet habe. Ich mache all diese Arbeit für den Club aus Freude, um den anderen etwas zu ermöglichen. Ich habe in jungen Jahren auch viel profitiert», erläutert er seine Beweggründe. «Die Zeit, die ich für den Verein aufwende, variiert zwischen 8 und 20 Stunden pro Woche», schätzt er seinen Aufwand. Und er ist sich sicher: «Ohne Freiwilligenarbeit käme das Vereinsleben in der Schweiz zum Erliegen, besonders im Zusammenhang mit Menschen mit einer Behinderung, wo es noch mehr helfende Hände braucht.»
Freiwilligenarbeit braucht mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung. «Freiwilligenarbeit wird zunehmend komplexer. Es reicht beispielsweise nicht mehr aus, die Buchhaltung in einem einfachen Excelsheet zu führen. Newsletter müssen verschickt, Jahresberichte verfasst, die Webseite gepflegt und Social-Media-Kanäle betreut werden. Das erfordert Fachwissen und bedeutet viel Aufwand. Da möchten wir Personen würdigen, die sich über Jahre hinweg mit viel Herzblut und Kompetenz einsetzen», begründet Laurent Prince, Direktor der SPV, die Lancierung der Awards. Der Preis soll künftig jährlich vergeben werden.
Preisträgerinnen und Preisträger
Jérôme Bagnoud
CFR Valais Romand, Präsident
Jérôme Bagnoud ist seit der Gründung des Clubs 1995 als Mitglied dabei, seit 2009 im Vorstand und seit 2012 Club-Präsident. Er engagiert sich auf politischer Ebene für die Gleichberechtigung von Menschen mit einer Behinderung und führt den Club mit enormem Einsatz. Er kennt die Anliegen der Rollstuhlfahrer wie kein anderer. Eine Herzensangelegenheit sind ihm die Schulbesuche, wo er Jugendliche für das Thema Behinderung sensibilisiert, daneben ist es ihm wichtig, dass der Club attraktive, rollstuhlgerechte Aktivitäten anbieten kann. Er besucht Mitglieder im Spital und bringt ihnen kleine Aufmerksamkeiten. Sein selbstloses Engagement ist seit elf Jahren ungebrochen und der Walliser ist mit seiner Vision der Inklusion von Menschen mit einer Behinderung ein grosses Vorbild für viele.
Adrien Corminboeuf
CFR Fribourg, Präsident und Sportverantwortlicher
Adrien Corminboeuf ist seit 1986 als Mitglied im Club, seit 2007 im Vorstand aktiv, von 2011 bis 2021 war er Vize-Präsident und seit 2021 Präsident. In den letzten Jahren musste er andere Posten im Vorstand ad interim kumulieren. Er organisiert und leitet die meisten sportlichen Aktivitäten des Clubs, ist immer zur Stelle, wenn es etwas zu tun gibt, wenn jemand Hilfe, Rat oder Tipps braucht. Er wartet die Sportrollstühle und die Ausrüstung der Sportler (Basketball, Polysport und Handbike). Sport ist ihm sehr wichtig. Er betreibt Polysport und fährt hauptsächlich Handbike. Daneben geniesst er es, abends mit Freunden zusammenzukommen und sich Eishockeyspiele anzusehen.
André Deville
Mitglied des RC Zentralschweiz seit 1969
André Deville war 1966 Gründungsmitglied des «Invalidensportclub Luzern». Von 1966 bis 1974 war er Sportchef in Kriens, 1967 Mitorganisator des 1. Rollstuhlsporttreffens in Kriens. 1968 begleitete er fünf
Rollstuhl-Sportler an die Paralympics nach Tel Aviv. 1969 war er bei der Gründung des RC Kriens (heute RC Zentralschweiz) mit dabei, 1973 als Initiator und technischer Berater bei der Durchführung der ersten Schweizer Meisterschaft von Rollstuhlsport Schweiz. Es war André Deville immer wichtig, dass Rollstuhlfahrer Sport treiben können und Kriens wurde damals das Mekka des Rollstuhlsports genannt. 1968 wurde auf seine Initiative das Swiss Paralympic Comitee gegründet, welches er jahrelang leitete. André Deville war unzählige Male Delegationsleiter an den offiziellen Weltmeisterschaften für Rollstuhlfahrer in Stoke Mandeville, England. In der Skischule Sörenberg war er fünfzig Jahre lang Skilehrer und bis zum heutigen Tag leitet er das Turnen 50+. Er ist und bleibt ein unermüdlicher Kämpfer für Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung.
René Kägi
RC St. Gallen
René Kägi war 1980 Gründungsmitglied des RC St. Gallen und hat die ersten fünf Jahre das Ressort «Kultur und Freizeit» geleitet. Daneben motivierte er viele Rollstuhlfahrer als Leiter des Trainings «Sport in der Halle» dazu, den Umgang mit dem Rollstuhl zu verbessern und das persönliche Wohlbefinden zu steigern. Unvergesslich ist der Clubausflug von der Kleinen Scheidegg nach Grindelwald, welcher von ihm und seiner Frau organisiert wurde. In den Jahren 1986–1993 hatte er als Präsident des RC St. Gallen gewaltet und diesen in der Region bekannt gemacht. Er hatte immer ein offenes Ohr für die Mitglieder und stand jederzeit tatkräftig zur Verfügung. 1991 hat René Kägi als Präsident des OK der 18. Schweizer Rollstuhlmeisterschaften in Wil einen erfolgreichen Sportevent mitorganisiert. Mit seiner Frau Sonja bereist er immer noch die ganze Welt. Seine Reisen hat er in eindrücklichen Diavorträgen vorgestellt und in drei Büchern festgehalten.
Benevol Award Verdiente Ehrung für langjährige Freiwilligenarbeit
Jeannette Schühle
RSC Zürich, Präsidentin und Sportchefin a. i.
Jeannette Schühle ist seit 1980 Mitglied des RC Zürich. Sie war lange Co-Präsidentin, seit 2021 ist sie Präsidentin. Sie engagiert sich immer wieder mit viel Herzblut für den Club, ist stets erreichbar und hilft überall trotz ihrer eigenen grossen körperlichen Beeinträchtigung. Sie übernimmt mit einer grossen Selbstverständlichkeit ehrenamtliche Tätigkeiten wie Präsentationen des Clubs in Schulen, Kirchgemeinden und an Veranstaltungen. Vielen ist sie auch bekannt als regelmässige Teilnehmerin des Weihnachtsmarktes der SPV, wo sie Selbstgemachtes anbietet und bereits eine treue Stammkundschaft aufgebaut hat. Jeannette Schühle ist gerne unter Menschen und geniesst die Kultur- und Freizeitanlässe des RC Zürich.
Myriam Vuillermet
CFR Nord Vaudois, Verantwortliche Kultur und Freizeit
Myriam Vuillermet ist seit der Gründung 1987 im Club. Seit 2004 ist sie im Vorstand als Verantwortliche Kultur und Freizeit und engagiert sich sehr in allen Belangen, die den Club betreffen. Sie organisiert zahlreiche Clubaktivitäten und ist die grosse Konstante im Vorstand, der in den letzten Jahren durch viele personelle Wechsel herausgefordert war. Sie nimmt regelmässig an den Ausflügen der Kultur und FreizeitVerantwortlichen der SPV teil, um sich dort neue Ideen zu holen für die Organisation ihrer eigenen Ausflüge für den Club. Myriam Vuillermet verbringt viel Zeit mit Suchen und Testen neuer rollstuhlgängiger Angebote im In- und nahen Ausland. Sie kennt in der Region Waadt viele schöne Wanderungen und auch etliche hindernisfreie Restaurants.
Arthur Waldvogel
RC Winterthur/ Schafhausen, Kassier
Arthur Waldvogel ist seit 1965 im Rollstuhl und seit 30 Jahren Mitglied, mittlerweile Ehrenmitglied, des RC Winterthur/ Schaffhausen. Er hat seit der Gründung des Clubs das Amt des Kassiers inne. Die Clubmitglieder schätzen Arthur Waldvogel sehr für seine Zuverlässigkeit und seine grosse Kompetenz. Die Finanzen des Clubs sind ihm sehr wichtig und er hütet und betreut sie mit grosser Sorgfalt und Genauigkeit. Er verfasst stilsichere Briefe für Jahresbeiträge, Dankesschreiben zu Spenden sowie Berichte über Anlässe und Ausflüge des RC. Alle mögen seine freundliche, aufgeschlossene, aufgestellte und bodenständige Art. Trotz seiner Pensionierung arbeitet Arthur Waldvogel immer noch als Uhrenmacher bei sich zu Hause und spielt in seiner Freizeit leidenschaftlich gerne Schach.