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Sportjahr im Zeichen der Pandemie

DIENSTLEISTUNGEN, LEISTUNGSSPORT

Die Curling Heim-WM Ende Februar symbolisierte den ersten und gleichzeitig letzten Schweizer Titelwettkampf im 2020. Trotz Lockdown, Trainings- und Wettkampfsperren gibt es Interessantes aus den Sportarten zu berichten.

Von Roger Getzmann, Bereichsleiter RSS

Im Leistungssport war 2020 ein sehr intensives Jahr. Stetig mussten Vorgaben abgeklärt, Schutzkonzepte angepasst, Trainingsmöglichkeiten definiert und danach kommuniziert werden. Es wurden meistens Möglichkeiten gefunden, den Athleten gute Trainingsgelegenheiten zu bieten.

Badminton

Im Februar fanden letztmals internationale Turniere statt. Cynthia Mathez war es als einziger Kaderathletin vergönnt, sich in Brasilien und Peru mit der Weltspitze zu messen. Durch innovative Ideen konnte der Trainingsbetrieb im ersten Halbjahr gut aufrechterhalten werden. Nach der Lockerung der Massnahmen durch den Bund profitierte Badminton als Rückschlagsportart vom Vorteil, den Trainingsbetrieb beinahe uneingeschränkt wiederaufnehmen und verschobene Kaderzusammenzüge nachholen zu können. Trotz der Verschiebung der Paralympics besteht für das Schweizer Damen-Doppel (Karin Suter und Cynthia Mathez) eine gute Ausgangslage für eine Qualifikation.

Basketball

Die Meisterschaft 2019/2020 musste bereits Mitte März aufgrund der Pandemie unterbrochen werden. Die Teams sprachen sich in der Folge einstimmig für den Saisonabbruch aus, und so wurde die Meisterschaft ohne Schweizer Meister beendet. Die neue Meisterschaft startete im September 2020 und musste bereits einen Monat später wieder unterbrochen werden.

Der Schweizer Cup wurde erstmals mit einer gesteuerten Auslosung durchgeführt. Das Finalspiel konnte aufgrund der Terminsetzung von Swiss Basketball nicht im Rahmen des «Fussgänger»-Cupfinals stattfinden. Deshalb wurde dieses erstmals durch die TK selber organisiert und im Campus Sursee gemeinsam mit einem Spieltag der Fun League ausgetragen. Die Pilatus Dragons sicherten sich den Cupsieg. Um das Frauen-Basketball in der Schweiz zu fördern, wurde ein neues Projekt lanciert. Verschiedene Trainingscamps wurden organisiert und im September konnte das neu gegründete Damenteam (Swiss WheelchairbasketballLady-Team) bereits das erste Turnier in Volketswil gegen Herrenteams spielen.

Bob

Der internationale Bereich dieser Sportart ist in den letzten Jahren kontinuierlich auf 20 aktive Piloten aus 15 Ländern angewachsen. Auch die Schweiz ist mittlerweile mit zwei erfolgreichen Athleten auf den Bahnen vertreten. Neben dem erfahrenen Chris Stewart, der die EM mit einer Silbermedaille abschloss, hat Jonas Frei in seiner ersten Saison mit der Selektion für das Nationalkader der Saison 2020/21 bereits grosses sportliches Potenzial bewiesen.

Bogenschiessen

Zum zweiten Mal in Folge wurde Martin Imboden sowohl in der Para-Wertung als auch in der Wertung der «Fussgänger» Schweizer Meister. Erfreulicherweise können seit 2020 die Para-Athleten ebenfalls vom Netzwerk der Athleten und Trainer von Swiss Archery profitieren, indem ihnen monatliche Kadertrainings offenstehen. Zu einem wichtigen Pfeiler qualitativ hochstehender Turniere und für die Durchführung professioneller Trainings hat sich in den letzten Jahren das World Archery Excellence Center (WAEC) in Lausanne etabliert. Martin Imboden absolviert seine Trainings regelmässig im WAEC.

Curling

Das OK der Heim-WM in Wetzikon um Bruno Schallberger, Andreas Heiniger, Peter Nater und Linda Wiprächtiger blickt auf einen erfolgreichen Event zurück. Die zusätzlichen Herausforderungen durch das Coronavirus wurden in Zusammenarbeit

mit den Ärzten des GZO Spitals Wetzikon und den Behörden vor Ort gut antizipiert, die Umsetzung von Massnahmen umgehend eingeleitet und jederzeit transparent kommuniziert.

Curling Heim-WM in Wetzikon

Neben dem organisatorischen Erfolg blieb der sportliche leider aus. Das Nationalteam konnte nicht an die Leistungen der letzten WM anknüpfen und somit den Abstieg in die B-Liga nicht verhindern. Die Chance zum Wiederaufstieg bietet sich an der B-WM, welche bereits mehrmals verschoben wurde und im Frühling 2021 stattfinden soll. Das Nationalkader trainiert intensiv auf dieses Ziel hin und nutzt dafür die idealen Bedingungen in der IIschi Arena in Brig. Das CurlingTeam ist nach wie vor in einer guten Ausgangslage, um sich für die Paralympics 2022 in Peking (CHN) zu qualifizieren.

Fechten

Aktuell gibt es drei Trainingsstandorte in der Schweiz: Bern, Baden und Lugano. Ausserdem ist eine Arbeitsgruppe daran, die Sportart auch in Lausanne, Sion und Genf zu etablieren. Die Schweizer ParaplegikerStiftung hat dank Crowdfunding zwei Fechtrollstühle und eine Plattform angeschafft. Swiss Fencing hat den Rest des Materials gesponsert. Das gesamte Material ist im SPZ Nottwil platziert und wird für Sporttherapien und Schnuppertage verwendet. Ausserdem kann die Ausrüstung von Fecht- und Rollstuhlclubs gemietet werden. kunftspläne. Rund ein halbes Dutzend angehende Golfer profitierten vom persönlichen Schnupperangebot unter der Leitung von Urs Bucher.

Handbike

Die Schweizer Athleten haben in diesem Jahr nur an wenigen internationalen Wettkämpfen teilgenommen. Auf nationaler Ebene wurde in Belp zusammen mit Swiss Cycling die Schweizer Meisterschaft im Zeitfahren organisiert. Für die Schweizer Meisterschaft im Strassenrennen konnte kurzfristig ein Organisator in Roggliswil gefunden werden. Neu gab es an beiden Wettkämpfen eine Fun-Kategorie, in welcher auch Athleten ohne Swiss Cycling-Lizenz starten durften. Per 31. Dezember 2020 trennten sich die Wege von Rollstuhlsport Schweiz und Nationaltrainer Dany Hirs in gegenseitigem Einvernehmen.

Leichtathletik

Es war keine leichte Entscheidung, jedoch die einzig richtige. Das neu formierte OK der ParAthletics in Nottwil musste Mitte März die Austragung 2020 absagen. Erfreulicherweise konnte im August die Junioren Schweizer Meisterschaft mit Einlagerennen der Elite in der Sport Arena Nottwil durchgeführt werden und die Athleten zeigten, dass sie auch während des Lockdowns gut trainiert hatten. Bester Beweis dafür war der Weltrekord von Manuela Schär über 1500m, aber auch weitere Persönliche Bestzeiten und Höchstleistungen bestätigten diese Aussage.

Junioren SM Nachwuchs in Topform

Golf

Neben dem individuellen Programm der zwei erfahrenen Golfspieler Urs Bucher und Pierre Massard zeigt ein neuer Spieler viel Potenzial und grosse ZuAls Alternative zu den ParAthletics und den Paralympics führte die TK die «Nottwil Race Days» durch. Aufgrund der Reiserestriktionen musste der Grossteil der internationalen Konkurrenz dem Event leider

Christophe Fasel neuer Weltrekord

fernbleiben und auch wettertechnisch lieferte das Rennwochenende keine Möglichkeiten, Bestzeiten zu realisieren. Vielmehr trug der Event dazu bei, das Regenmaterial unter Wettkampfbedingungen ausgiebig zu testen.

Unsere Athleten sammelten am London Marathon erste und wertvolle Erfahrungen mit Wettkämpfen unter Pandemiebedingungen. Solche Wettkämpfe in der «Blase» ohne Publikum und von der Öffentlichkeit isoliert werden sicherlich auch künftig zur Anwendung kommen.

Powerchair Hockey

Das Amt des Headcoachs wurde von Raphaël Mathis an Daniel Pulver übergeben. Mit diesem Schritt wurde die Aufbauarbeit der vergangenen Jahre konsequent fortgesetzt, um im Hinblick auf die WM 2022, die in der Schweiz (Nottwil-Sursee) stattfinden wird, das Potenzial vollständig auszuschöpfen. Die Sportart wurde 2020 vollständig in die RSS-Nachwuchsförderung integriert.

Rudern

2020 fanden keine besonderen Aktivitäten statt.

Rugby

Die TK legte den Fokus auf die sportliche Weiterentwicklung der Kaderathleten. Zudem wurden die Prozesse für die Organisation von Turnieren optimiert und das Projekt «Nachwuchsscout» zur systematischen Spielerrekrutierung lanciert. Der Nachwuchsscout hat die Aufgabe, die Sportart in der Schweiz bekannter zu machen und neue Spieler für Rugby zu motivieren.

Sportschiessen

In Hinblick auf die Paralympics in Tokio entwickelte sich Nicole Häusler mit gezielten individuellen Trainings sportlich weiter. Ebenfalls positiv gestaltete sich die Formkurve von Stefan Amacker, der ähnlich wie Nicole Häusler von individueller Förderung in Form von Stützpunkttrainings und Testverfahren (SCATT) profitieren konnte. Dies neben den allgemeinen Trainings für die gesamte Schützenfamilie in Luzern und Kölliken.

Ski Alpin

Das Swiss Paralympic Ski Team (SPST) setzte sich zum Ziel, in der Zwischensaison ohne Titelwettkämpfe möglichst viele Podestplätze zu erreichen. Diese Vorgabe wurde im Grossen und Ganzen erreicht.

Mit zwei Rennen – im Dezember der Europacup in St. Moritz und im Januar der Weltcup in Veysonnaz – zeigten die Schweizer, dass sie exzellente Rennen organisieren können. Die grössten Erfolge erzielte Murat Pelit an den Weltcup-Rennen in Russland, wo der Tessiner Podestplätze in der Abfahrt und im Super-G feierte. Der Weltcup-Final musste wegen der Pandemie annulliert werden.

Ein Grosser des Schweizer Para-Skisports gab im März 2020 seinen Rücktritt bekannt: Christoph Kunz, mehrfacher Paralympics-Medaillengewinner, zog sich zehn Jahre nach seinem ersten Medaillengewinn in Vancouver 2010 als Skirennsportler zurück. Eine erfolgreiche Karriere mit grossen Verdiensten für den Schweizer Para-Skisport geht damit zu Ende.

Tennis

Die Durchführung aller internationalen Turniere von März bis Ende September wurde von der ITF untersagt. Viele andere Turnier-Organisatoren zogen später die Ausschreibung ihrer Turniere zurück. In der Schweiz konnten nur die Schweizer Interclub Meisterschaft und die Schweizer Meisterschaft durchgeführt werden. Auch das Master fiel der Pandemie zum Opfer. Schweizer Meister wurden wie bereits im letzten Jahr Nalani Buob und Raphaël Gremion. Die zwei Nachwuchsathletinnen Nalani Buob und Angela Grosswiler haben die turnierfreie Zeit gut genutzt und in enger Zusammenarbeit mit dem NLR an ihrer Athletik gearbeitet.

Im September 2020 hat Eva Stutzki neu den Posten als Nationaltrainerin Rollstuhl-Tennis übernommen. Damit gewannen wir eine ehemalige Profispielerin, welche über eine breite Erfahrung als Spielerin sowie als Trainerin verfügt. Sie löste René Bolliger ab, der sich seit vielen Jahren für die Weiterentwicklung der Sportart in der Schweiz eingesetzt hatte.

Tischtennis

Erstmals in der Geschichte des Schweizer Para-Tischtennissports wurden die Finalspiele der Schweizer Meisterschaft in die Elite Schweizer Meisterschaft von Swiss Table Tennis integriert. Diese Premiere war ein absoluter Erfolg. Die vielen Zuschauer und Supporter sorgten für eine ausgelassene Stimmung in der Halle von Rapperswil-Jona und liessen den Event zu einem tollen Erlebnis für alle werden.

Auf internationalem Parkett nahm das Schweizer Team einzig an den Para Polish Open in Wladyslawowo (POL) teil. Das Team reiste nur in einer Kleinbesetzung bestehend aus dem Athleten Silvio Keller und dem Trainerstab Philipp Zeugin und Fabrice Descloux an die Wettkämpfe in Polen. Ebenfalls wurden ab März sämtliche internationale Wettkämpfe bis Ende Jahr annulliert.

Wasserski

An der italienischen Meisterschaft überbot Christophe Fasel in der Kategorie «Tricks» seinen eigenen Weltrekord aus dem letzten Jahr. Leider endete die Saison an seinem bevorzugten Trainingsort in Recetto (ITA) abrupt, da die Trainings- und Wettkampfstätte durch ein Hochwasser zerstört wurde. Der Schaden war beträchtlich.

WCMX

Die in der Schweiz noch junge Sportart durfte trotz der Pandemie zweimal Geschichte schreiben. Zum einen fand in Bulle anlässlich eines Skatepark-Jubiläums der erste WCMX Wettkampf in der Schweiz statt und dies ganz im Zeichen der Inklusion mit allen Disziplinen der Fussgänger wie Skateboard, Rollerblades und Scooter. Lorraine Truong gewann in der Klasse «Mixed» vor Lokalmatador Dimitri Gross und Emiglio Pargätzi.

Podestplätze für Murat Pelit

Zum anderen wurden die World WCMX Championships 2020 zum ersten Mal digital ausgetragen. Die Athleten filmten ihre Runs (Läufe) von 60-90 Sekunden und sandten sie zur Wertung nach Kalifornien (USA). Via Livestream konnte der Wettkampf und das Judging mitverfolgt werden. In einem internationalen Feld von zehn Frauen erkämpfte sich Lorraine Truong den Platz als Vizeweltmeisterin. Unsere zwei Nachwuchsathleten Dimitri Gross und Emiglio Pargätzi belegten die Plätze fünf und sechs in der Klasse «Intermediate Men».

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