DIE ERNÄHRUNG VOLUME 40 | 05 2016

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DIE ERNÄHRUNG Österreichische Zeitschrift für Wissenschaft, Recht, Technik und Wirtschaft

VOLUME 40 | 05. 2016

Unified ­Competence in flour & more 14Z040109 M P.b.b., ERSCHEINUNGSORT WIEN, VERLAGSPOSTAMT 1030 WIEN, ISSN 0250-1554 © Fotolia – WavebreakMediaMicro

Seite 4

Kommunikationskodex der Spirituosenindustrie Seite 18

ABSTRACTED IN CHEMICAL ABSTRACTS ABSTRACTED IN SCOPUS


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INHALT —

04

WIRTSCHAFT economy 04 Unified ­Competence in flour & more 07 Das Gespenst des Protektionismus 08 Wozu ein Lebensmittelbuch? 10 FAO/WHO Codex Alimentarius und WECO 14 Codex: Ernennung und Ehrung 15 TTIP wäre gut für Europa und gut für Österreich 17 An der Blunzn wird die Welt gesunden 18 Kommunikationskodex der österreichischen Spirituosenindustrie 22 Jede Zeit hat ihre Chance!

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TECHNIK technology 24 Reinraum­technik in der ­Lebensmittelkette 26 FachPack 2016 als Wegweiser

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WISSENSCHAFT science 36 „Alles Diäto-Logisch?“ 38 Designed by Nature: Innovative Methoden zur biologischen Kontrolle von Mikroorganismen

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RECHT law 41 Lost in translation 46 Praxishandbuch Food Compliance 46 Impressum

Liebe Leserin, lieber Leser, —

Qualität ist die Grundlage der heimischen Lebensmittelproduktion – und sie bildet den Schwerpunkt dieser Ausgabe. Wie wichtig ein strenges Qualitätsmanagement ist, betont auch Josef Dietrich, Geschäfts­f ührer der GoodMills Group. Lesen Sie im Interview mit ihm, was den Marktführer in der europäischen Mühlenbranche auszeichnet, wie Foodtrends die Produkte beeinflussen und welche Rolle Nachhaltigkeit dabei spielt. ­ Zudem befassen wir uns mit einem international wegweisenden Erfolgs­b eispiel für Qualitätssicherung: Das Österreichische Lebens­m ittelbuch – der Codex Alimentarius Austriacus – ist seit nunmehr 125 Jahren eine wesentliche Richtschnur, erst im Frühjahr wurde die dafür zuständige Codex-Kommission neu bestellt. Ein Benchmark für mehr Qualität in der Werbung setzt auch die Spirituosenindustrie, die mit dem Werberat einen Kommunikationskodex veröffentlicht hat. Erfahren Sie in diesem Magazin außerdem, wie innovative Verfahren die Hygiene verbessern und damit die Qualität unserer Lebensmittel sichern können. Man sieht, unsere Branche ist gut aufgestellt. Wo es hingegen an Qualität mangelt, ist die Diskussion zu TTIP und CETA. Wird der Freihandel gänzlich zum Spielball der Tagespolitik? Es braucht eine sachliche Diskussion – dafür setzen wir uns weiter ein!

Katharina Koßdorff

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UNIFIED ­COMPETENCE IN FLOUR & MORE Interview DIE ERNÄHRUNG SPRACH MIT DI JOSEF DIETRICH, DEM CEO DER GOODMILLS GROUP GMBH, ÜBER DIE BEDEUTUNG VON QUALITÄT, DIE STÄRKE VON M ­ ARKEN, ERNÄHRUNGSTRENDS, INTERNATIONALE ENTWICKLUNGEN UND WAS DER STANDORT ÖSTERREICH FÜR EIN UNTERNEHMEN BEDEUTET, DAS WELTWEIT ­UNTER DEN TOP VIER DER MÜHLENBRANCHE IST.

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ie Ernährung: Die LLI ist ein Unternehmen, das selbst keine große Bekanntheit hat, während Marken wie Fini’s Feinstes oder café & co sehr bekannt sind. Können Sie zu Beginn einen Abriss über die Bedeutung der Mühlensparte geben? Josef Dietrich: Die Leipnik-Lundenburger Invest Beteiligungs AG (LLI) ist ein traditionsreiches und finanzstarkes mitteleuropäisches Unternehmen, das sich als Holdinggesellschaft versteht, die ihre strategischen Beteiligungen aktiv und expansiv im Sinne eines nachhaltigen Wert- und Ertragszuwachses führt. Seit 1995 widmet sich die LLI im Ausbau ihrer Beteiligungen ausschließlich ihrem Kerngeschäft: dem Nahrungsund Genussmittelsektor in Österreich sowie Zentral- und Osteuropa. In den beiden Kernbereichen Mühle sowie Vending (Heißgetränke und Verpflegung aus Automaten) sind die Unternehmen der LLI in Österreich sowie in einigen EU-Staaten Marktführer. In der Holding GoodMills Group GmbH bündelt der LLI-Konzern seit dem Geschäftsjahr 2007/08 sämtliche Mühlenaktivitäten. Von Wien aus verantwortet die GoodMills Group 25 Mühlen in 7 Ländern.

Unter dem Motto „Unified Competence in flour & more“ vereinigt die Good­M ills Group die Kompetenz und das Know-how aus unterschiedlichsten Märkten. Aus dem Wissenstransfer und geschäftlichen Synergien entstehen neue Chancen, die das Unternehmen in seiner expansiven Ausrichtung nützt.

damit die Nummer 1 am Markt – als auch Mehle für die Lebensmittelproduktion. Das große Volumen geht dabei an Bäcker und die backende Industrie. In der Getreidevermahlung fallen auch diverse Futtermehle, aber ganz besonders Kleie an. Dies wird als wertvolles Produkt in die Futtermittelproduktion geliefert.

Wie ist die Stellung des Unternehmens am Weltmarkt und welche Bedeutung hat für Sie der Export? Dietrich: Mit einer Vermahlung von insgesamt 2,7 Mio. Tonnen Getreide ist die GoodMills Group Marktführer in Europa und weltweit unter den Top 4 der Mühlenbranche. Die Tochtergesellschaften der GoodMills Group befinden sich in Österreich, Deutschland, Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Insgesamt sind unter der Mühlenholding GoodMills Group 2.200 Mitarbeiter beschäftigt.

Welche Marken sind Ihre stärksten Zugpferde? Dietrich: In Österreich sind das in erster Linie die Marken Fini’s Feinstes und Farina. Im deutschen Markt zählen dazu Aurora, Diamant, Müller’s Mühle, Rosenmehl und Goldpuder. In den übrigen Ländern sind wir mit ähnlich starken Marken vertreten (Basia, Nagyi Titka, Babiččina Volba, SofiaMel, Raftul Bunicii). Mit unseren Marken sind wir in der Mehrzahl Marktführer und legen besonderen Fokus darauf, diese weiter zu entwickeln.

Welche Produkte stellen Sie genau her und wie teilen sich die Verkäufe in die Bereiche Bäcker, Lebens- bzw. Futtermittelindustrie und Konsumenten auf? Dietrich: Wir produzieren sowohl Haushaltsmehle – in Österreich sind wir

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Wie sehen Sie in diesem Licht die Eigen­ markenentwicklung des Lebensmitteleinzelhandels (LEH)? Ist das eine ­Gefahr für Markenartikel? Dietrich: Der große Drang der Handelsketten auf Forcierung ihrer Eigenmarken ist in den einzelnen Ländern


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about

Zum Unternehmen —

unterschiedlich spürbar. Natürlich hat der LEH immer die Möglichkeit, auf Eigenmarken zu gehen, verzichtet aber dabei auf Wertschöpfung aus dem Verkauf der Top-Marken. Auch dieser Punkt wird immer wieder unterschiedlich beurteilt.

©  PETRA SPIOLA

In der Holding GoodMills Group GmbH bündelt der LLI-Konzern seit dem Geschäftsjahr 2007/08 sämtliche Mühlenaktivitäten. Von Wien aus verantwortet die GoodMills Group 25 Mühlen in 7 Ländern. Mit einer Vermahlung von insgesamt 2,7 Mio. Tonnen Getreide ist die GoodMills Group das größte Mühlenunternehmen in Zentral- und Osteuropa und weltweit unter den Top 4 der Mühlenbranche. Der Jahresumsatz der rund 2.200 Mitarbeiter liegt bei rund 850 Millionen Euro. Auf Öster­reich entfallen nur rund 8% des Umsatzes.

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Zur Person — KommR Dir. DI Josef Dietrich, geb. 1954

Ist die Marktmacht des LEH, die nach der Insolvenz von Zielpunkt weiter zugenommen hat, ein Problem aus Ihrer Sicht? Dietrich: Der österreichische LEH ist sicherlich extrem konzentriert, davon geht natürlich auch eine gewisse Gefahr aus. Andererseits haben unsere Marken einen sehr hohen Stellenwert und entwickeln sich positiv.

Ausbildung Studium „Landwirtschaft“ an der Universität für Bodenkultur, Studienrichtung Agrarökonomie

Wie ist aus Ihrer Sicht die Preisentwicklung – international und national? Dietrich: Wichtigster Bestandteil der Mehlkalkulation ist der Getreidepreis, in den vergangenen Jahren war dieser relativ stabil. Die letzten Welternten waren zwar regional immer wieder unterschiedlich, aber insgesamt konstant. Weizen-Nachfrage und -Angebot blieben sehr eng beisammen. Dem Rohstoff Getreide widmen wir im Rahmen unseres Risikomanagements extrem große Aufmerksamkeit.

Wie sehen Sie als international aufgestelltes Unternehmen den Standort ­Österreich? Welche Vor- und Nachteile hat dieser? Dietrich: Der Standort Österreich ist für unsere Unternehmensgruppe überwiegend von Vorteil. Auf Österreich entfallen lediglich rund 8% unseres Umsatzes, andererseits sind wir rein geografisch im Zentrum unserer Standorte.

Beruflicher Werdegang Seit 2013: GoodMills Group GmbH, CEO 2003–2013: GoodMills Österreich GmbH (vormals Erste Wiener Walz-

Welche Wünsche haben Sie in diesem Zusammenhang an die Politik?

mühle Vonwiller GmbH), Geschäftsführer 1983–2003: Raiffeisen Ware Austria AG, zuletzt Bereichsleiter Landwirtschaftliche Produkte sowie div. AR- und GF-Positionen 1978–1982: Gebrüder Schoeller, ­Service und Verkauf Sowie Präsident der Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien; Mitglied des Fachverbands-Ausschusses Dietrich: Ich nehme nur den Punkt Bildung heraus. Verglichen mit der Entwicklung der letzten Jahrzehnte und auch im Lichte der europäischen Bildungsvergleiche sehe ich eine permanente Abnahme unseres Niveaus und würde mir dringendst ein Gegensteuern erwarten. Wie stehen Sie zur laufenden Diskussion um Freihandelsabkommen wie TTIP und CETA? Dietrich: Die aktuelle Diskussion scheint voll gegen beide Abkommen zu

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laufen. Gerade für ein Unternehmen in der Lebensmittelbranche sind die Punkte Lebensmittelsicherheit, Lebensmittelstandards sowie die Frage der Gentechnikfreiheit extrem wichtig und stellen auch für mich unabdingbare Voraussetzungen für ein Zustandekommen der Abkommen dar. Aktuell läuft allerdings vieles besonders gegen TTIP, andererseits sehe ich keinen Grund für die Panikmache im Sinne von „Wir werden über den Tisch gezogen“. Zurück zu den Produkten: Beobachten Sie Trends wie vegan, glutenfrei oder Selberbacken von Brot und wie reagieren Sie darauf? Dietrich: Wir beobachten die FoodTrends sehr intensiv und berücksichtigen diese bei der Entwicklung neuer, innovativer Produkte. Besonders die Nachfrage der Konsumenten nach Transparenz und Rückverfolgbarkeit ist groß und dem wollen wir als zuverlässiger, qualitätsbewusster Lieferant auch nachkommen. 2009 wurde zudem unser GoodMills Innovation Center

in Hamburg eröffnet, welches kreative Produktentwicklungen und -verbesserungen mit ausgewählten Rohstoffen, dem nötigen technischen Equipment und erfahrenen Entwicklern ermöglicht. Wir haben in der Gruppe auch einen Betrieb – Müller’s Mühle –, der sich intensiv mit pflanzlichem Eiweiß aus Erbsen, Bohnen und Linsen und darüber hinaus auch mit Reismüllerei beschäftigt. Auch hier setzen wir permanent auf neue Produkte, welche voll im Ernährungstrend liegen. Gibt es Verschiebungen im Produktportfolio, z.B. Richtung Vollkorn, Bio oder traditionellen Herstellungsmethoden, wie der Steinmühlen-Technik? Dietrich: Unser Produktportfolio spiegelt natürlich die Nachfrage des Marktes wider und entsprechend wird es laufend durch innovative, neue Produkte ergänzt und erweitert. Ein Beispiel ist hier unsere Steinmühle, welche 2012 in Rannersdorf in Betrieb genommen wurde. Dies war damals die erste Anlage ihrer Art in Zentraleuropa und verbin-

det traditionelles Müllerhandwerk mit modernster Industrietechnologie. Der Bio-Anteil liegt in Österreich auf hohem Niveau und wächst geringfügig weiter. Auch der Anteil an Vollkornmehlen wächst als Folge der Diskussion um gesunde Ernährung. Haben Sie die Produktionsbetriebe in Richtung Nachhaltigkeit, z.B. bei der Energie, ausgerichtet und wenn ja, warum? Da waren hohe Investitionen bei sinkenden Preisniveaus notwendig … Dietrich: Nachhaltigkeit ist uns äußerst wichtig und dies zeigt sich auch in allen Produktionsschritten: die Rohstoffe stammen vorwiegend aus der Umgebung, die Anlagen entsprechen modernsten technischen Standards und sind energieeffizient konzipiert (Wärmerückgewinnung, Solar-Anlage zur Stromproduktion am Silo in Graz/­ Raaba). Dies ist natürlich mit Investitionen verbunden, allerdings sehen wir dies als unseren Beitrag zum Umweltschutz und dem schonenden Umgang mit den Ressourcen. Auch ist Nachhaltigkeit Bestandteil unserer „Goods“, unserer Werte.

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Wie gehen Sie mit immer wieder auftauchenden Themen der Lebensmittelsicherheit, wie Glyphosat-Rückständen in Mehl, Mykotoxinen und Alkaloiden, z.B. aus Mutterkorn, um? Welche Maßnahmen im QM setzen Sie? Gibt es dabei Unterschiede zwischen den verschiedenen nationalen Standorten? Dietrich: Wir haben bei unseren Produkten höchste Qualitätsansprüche. Dies beginnt bereits im Getreideeinkauf und setzt sich in der Getreideannahme fort. Jede einzelne Getreideanlieferung wird somit strengstens kontrolliert. Modernste Mühlentechnik verbunden mit entsprechender Getreidereinigung (z.B. Farbsichtung) sowie ein perfektioniertes Qualitätsmanagementsystem garantieren ganzjährig höchste Produktsicherheit und beste Qualität. Unsere Qualitätsansprüche gelten gleichermaßen für alle unsere Standorte, die Position der Qualitätsmanager wurde in den letzten Jahren kontinuierlich aufgewertet. Die Teilnahme am europäischen Mühlenmonitoring ist für uns selbstverständlich. ERNÄHRUNG | NUTRITION  volume 40 | 05. 2016


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DAS GESPENST DES PROTEKTIONISMUS ES GEHT EIN GESPENST UM IN EUROPA: ES IST DAS GESPENST – NICHT FÜRCHTEN, NICHT DES KOMMUNISMUS, SONDERN – DES PROTEKTIONISMUS. OLIVER JAINDL

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treiben kann und in dem Zölle und bürokratische Hürden Sand ins Getriebe der Wirtschaft streuen. Nicht nur ein paar Körner, sondern eine ganze Handvoll Sand haben kürzlich die Briten in dieses Getriebe gestreut. Daher müssen die restlichen EU-Staaten eisern dafür kämpfen, dass das Getriebe rund läuft, statt sich in nationalstaatlicher Schrebergartenpolitik zu üben. Die Abschottung von Märkten ist nicht nur anti­ europäisch, sondern auch vom Ansatz her falsch, und hier zeigt sich, warum die EU mit ihrer antiprotektionistischen Linie recht hat: Durch Protektionismus

wird nämlich nur ein Hersteller gegenüber dem anderen bevorzugt bzw. ausgetauscht, ohne einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen. Diesen könnte man etwa in mehr biologischer Landwirtschaft erblicken, denn regional bedeutet nicht automatisch bio; auch mehr Tierschutz wäre erstrebenswert. Das wäre zum Beispiel ein modernes, nachhaltiges Ziel der Gesetzgebung – statt legistischen Schüsserlgreißlertums im Supermarkt. Nachdruck aus Wirtschaftsblatt vom 12.07.2016 von Oliver Jaindl

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umänien hat damit aufhorchen lassen, Supermärkte zu verpflichten, dass 51 Prozent aller angebotenen Lebensmittel aus rumänischer Produktion stammen müssen. Nun mögen manche das als nachvollziehbaren Versuch interpretieren, die lokale Lebensmittelindustrie und die lokalen Bauern zu unterstützen. Aus dem Blickwinkel der Warenverkehrsfreiheit in der EU läuft einem dabei aber selbst bei größtem Enthusiasmus für regionale Landwirtschaft ein kalter Schauer über den Rücken. Warum? Gerade in der Zeit nach dem Brexit-Referendum ist die rumänische Supermarktregal-Politik ein weiterer Schritt in Richtung einer langsamen Fragmentierung der EU, wenn einzelne Staaten beginnen, ihre Märkte abzuschotten. Protektionismus nennt sich so etwas, und der ist laut EU-Primärrecht verboten. Und das ist auch gut so, denn ein einheitlicher Wirtschaftsraum soll keine Grenzen und Barrieren kennen. Wenn also in der Waren-, Niederlassungs- oder Dienstleistungsfreiheit bzw. der Arbeitnehmerfreizügigkeit langsam wieder Schranken aufgebaut werden, ist der Rückschritt in ein Europa der Nationalstaaten nicht mehr weit: ein Europa, in das die Politik einen Keil zwischen die einst vereinten Völker

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WOZU EIN LEBENSMITTELBUCH? Hilfestellung oder eher Bevormundung? IN DEN LETZTEN MONATEN KLAGTEN VERTRETER DER WIRTSCHAFT ÜBER ­EINEN WILDWUCHS AN GESETZLICHEN REGELUNGEN, DIE EINE E ­ RFOLGREICHE ­UNTERNEHMERISCHE TÄTIGKEIT ERSCHWEREN. ZÄHLT AUCH DAS ­ÖSTERREICHISCHE LEBENSMITTELBUCH ZU DEN BEHAUPTETEN EINENGENDEN REGLEMENTIERUNGEN? ELISABETH KÖRNER

D

ie Entstehungsgeschichte des Österreichischen Lebensmittelbuches zeigt, dass schon von Beginn an der Servicegedanke im Vordergrund stand. Bereits in den Anfängen der modernen Lebensmittelchemie und Analytik in der der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war es schnell klar, dass ein Lebensmittelgutachten ohne die Anwendung allgemein anerkannter Analysenmethoden und Beurteilungs(Qualitäts)kriterien wissenschaftlich nicht nachvollziehbar ist. Es bringt daher für die Auftraggeber keinen verlässlichen Informationsgewinn und ist für sie wertlos. Eine Privatinitiative motivierter Lebens­ mittelchemiker, denen die Verbesserung dieser unbefriedigenden Situation ein Anliegen war, wurde bald von den zuständigen staatlichen Stellen als wichtig anerkannt und aufgegriffen. Expertinnen und Experten aus Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft, Handel, Lehre, später auch Arbeitnehmer- und Konsumentenvertreter beteiligten sich an der Ausarbeitung des Codex Alimentarius Austriacus, des Österreichischen Lebens­mittelbuches.

Im Österreichischen Lebensmittel­buch waren erstmals, für alle offengelegt, z.B. die Beurteilungskriterien und Hygieneanforderungen ersichtlich, die alle staatlichen oder staatlich anerkannten privaten Lebensmitteluntersuchungsanstalten bei der Beurteilung von ihnen zur Analyse bzw. Begutachtung vorgelegten Lebensmitteln (betrifft auch Gebrauchsgegenstände und Kosmetika) und in der Folge auch Gerichte in Lebens­ mittelverfahren anwendeten. Dies nach dem Motto: Nur wer die Spielregeln kennt, kann sich an sie halten. Als Unterstützung für die Unternehmer wurden fachgerechte Herstellungsmethoden, Musterrezepturen und Hygieneleitlinien ausgearbeitet, durch deren Anwendung das angestrebte Qualitätsniveau erreicht werden konnte. Manche Unternehmer, die nicht in industriellen Mengen und mit der Ausstattung eines Großbetriebes produzieren, haben auch heute kaum den finanziellen und fachlichen Rückhalt, um selbst durch intensive chemische Untersuchungsreihen oder ausgedehnte Lagerversuche die kritischen Punkte in einem Produktionsablauf im Sinne der Anforderungen von HACCP herauszufiltern

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und zu entschärfen. Hier ist Hilfe nötig. Wenn im Zuge der amtlichen Probenziehungen eine Häufung von Qualitätsoder Hygieneproblemen bei bestimmten Lebensmitteln auffällt, reagieren die auf einzelne Produktgruppen spezialisierten Mitglieder (Unterkommissionen, ad hoc erstellte Arbeitsgruppen) der Österreichischen Codexkommission rasch und kompetent. Sie lokalisieren, oft durch umfangreiche Forschungstätigkeit, die Ursache der Mängel und zeigen auf, wie die Unternehmer in Zukunft diese Mängel vermeiden können. Als Beipiele aus der letzten Zeit möchte ich hier auf die Empfehlungen zur Vermeidung von Aluminiumanreicherungen bei bestimmten Backwaren oder die Empfehlungen zur Herstellung, Lagerung und Zubereitung von Döner Kebap hinweisen. Das Österreichische Lebensmittelbuch ist zwar kein Gesetz, wird aber infolge seiner Bedeutung, auch in der Rechtsprechung, als „generalisiertes Sachverständigengutachten“ behandelt, da es unter Mitwirkung aller Stakeholder in der Codexkommission, die auch die zuständige Bundesministerin berät, ausgearbeitet und der Bundesministerin zur


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person

Zur Person — Dr. Elisabeth Körner ist seit mehreren Sitzungsperioden Vorsitzende der Österreichischen Codexkommission und Vorsitzende der Unterkommissionen A1 Rechtsprechung der österreichischen Gerichte bei Waren nach dem Lebensmittelsicherheits- und V ­ erbraucherschutzgesetz Viele stellten sich die bange Frage: Kann die im Österreichischen Lebensmittelbuch dokumentierte, gewohnte, einheimische Lebensmittelqualität in Konkurrenz mit Produkten aus anderen Migliedsstaaten, die zum Teil mit niedrigerem Materialeinsatz und dadurch bedingten geringeren Herstellungskosten erzeugt werden, aufrecht erhalten werden? Wie sich zeigte, punktete der hohe österreichische Qualitätslevel bei den immer kritischeren Konsumenten im In- und Ausland, denen Regionalität, Lebensmittelsicherheit und gute Herstellungsmethoden wichtig sind. Das Österreichische Lebensmittelbuch hat seine Bedeutung bewahrt und stellt für Konsumenten, Handel, Industrie und Gewerbe weiterhin die guten Herstellungs-, Hygienepraktiken und Beurteilungskriterien leicht auffindbar und übersichtlich dar. Transparenz, die Förderung fairen Wettbewerbes, hohe, verlässliche österreichische Lebensmittelqualität und Lebensmittelsicherheit durch Information zum Vorteil von Unter­nehmern und Konsumenten – das waren und sind die Ziele des Österreichischen Lebensmittelbuches.

­( L M S V G ) und A3 Beur­ t e i­l u n g s ­ grundsätze. Sie hat sich langjährig als Richterin und Vorstandsmitglied der Vereinigung der österreichischen Richterinnen und Richter mit Rechtsprechung mit dem Schwerpunkt Lebensmittelsachen befasst.

© PRIVAT

Veröffentlichung vorgelegt wird. Die Zusammensetzung der Codexkommission stellt sicher, dass Vertreter aus den verschiedensten Lebens- und Wissensbereichen ihre Kompetenz in die Inhalte des Österreichischen Lebensmittelbuches einbringen können. Sehr wichtig ist dabei der laufende Erfahrungsaustausch zwischen Theoretikern und Praktikern. Das führt zu hoher wissenschaftlicher, fachlicher und rechtlicher Aktualität, realitätsbezogenen Inhalten und breiter Akzeptanz. Erst kürzlich wurde die, den neuesten rechtlichen und fachlichen Anforderungen entsprechende 4. Auflage des Österreichischen Lebensmittelbuches fertiggestellt. Hier nur ein Hinweis, wie durch die 4. Auflage des Österreichischen Lebensmittelbuches die Informationsaufnahme nutzerfreundlich gestaltet wurde: Auch in der Rechtsprechung der österreichischen Gerichte bei Waren nach dem Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz (LMSVG) finden sich interessante und wertvolle Informationen für Unternehmer und Konsumenten. Diese Entscheidungen sind aber für Nichtjuristen nicht immer einfach aufzufinden und sind keine leichte „Lesekost“. Aus diesem Grund fand eine Neugestaltung des Kapitels A1 des Österreichischen Lebensmittelbuches statt. Es bietet nun kurz gefasst und laufend aktualisiert einen Überblick über den Inhalt wesentlicher Entscheidungen österreichischer Gerichte in Lebensmittelsachen. Mit dem Beitritt Österreichs zur EU, der Harmonisierung auch des Lebensmittelrechtes und den Auswirkungen der „Cassis de Dijon“-Entscheidung des EuGH zur Verkehrsfähigkeit von Lebensmitteln in den Mitgliedsländern wurde von manchen die Sinnhaftigkeit der Weiterführung eines Österreichischen Lebensmittelbuches bezweifelt.

Internettipp — Da uns auch die leichte Zugänglichkeit ein Anliegen ist, wurde die Website www.lebensmittelbuch.at erstellt, auf der der gesamte Inhalt des Österreichischen Lebensmittelbuches auf jeweils aktuellem Stand veröffentlicht wurde. Informationen zu den Hygieneleitlinien finden Sie unter dem Link https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/buch/hygieneleitlinien/hytienell.html Weitere Leitlinien, Richtlinien, Empfehlungen zur guten Herstellungspraxis und Beschlüsse der Codexkommission, unter anderem zu Kennzeichnung, Aufmachung, Kontaminanten, Gebrauchsgegenständen und Trinkwasser unter dem Link https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/buch/ codex/beschluesse/leitlinien_ codexkommission.html

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FAO/WHO CODEX ALIMENTARIUS UND WECO LEBENSMITTELTHEMEN SIND NICHT AUF NATIONALE ODER EUROPÄISCHE EBENE BESCHRÄNKT. DIE QUALITÄT VON UND DER HANDEL MIT LEBENS­MITTELN SIND AUFGRUND DER GLOBALISIERUNG VERSTÄRKT WELTWEIT ZU SEHEN. ­INTERNATIONAL FESTGELEGTE STANDARDS HABEN DESHALB EINFLUSS AUF DIE ­SICHERHEIT DER VERBRAUCHER UND DEN HANDEL MIT LEBENSMITTELN. ROLAND GROSSGUT, ALEKSANDER ZILBERSZAC

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eschichtliches Die FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) und die WHO (Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen) hat Anfang der 1960er Jahre auf die Notwendigkeit reagiert, angesichts der Zunahme des weltweiten Lebensmittelhandels internationale Lebensmittelstandards zu schaffen. Primäres Ziel war der Schutz der Gesundheit der Verbraucher, jedoch auch die Sicherung einheitlicher Standards im internationalen Handel. Die Schaffung eines derartigen Codex war jedoch nicht neu. Österreich hatte im Prozess mit dem bereits im Jahr 1891 in Österreich ins Leben gerufenen Codex Alimentarius Austriacus eine Vorreiterrolle inne. Daher wurde der Codex A ­ limentarius Europaeus (1958) mit dem Ziel ins Leben gerufen, eine standardisierte Lebens­mittelzusammensetzung sowie gute Lebensmittelhygiene für die europäischen Bürger zu gewährleisten. Ziel war auch die Sicherstellung des einfachen Handels von Lebensmitteln innerhalb Europas. Da jedoch auch andere Gremien unterschiedliche Standards zu gleichen Themen und Waren festlegten, ergaben sich Hemmnisse, die aufgrund des erhöhten internationalen Handels zu Problemen führten.

Als Folge wurde deshalb von FAO und WHO ein gemeinsames Programm für die Entwicklung von Lebensmittelstandards vereinbart und die Codex-Alimentarius-Kommission (CAC) 1961 gegründet. Der weltweite Codex Alimentarius hat seit seiner Gründung großen Einfluss auf die Lebensmittelsicherheit sowie Qualität und Sicherheit der globalen Lebensmittelversorgung und trägt damit wesentlich zur Förderung des lokalen und internationalen Lebensmittelhandels bei. Geltungsbereich Der Codex Alimentarius umfasst allgemeine Grundsätze, Standards für zahlreiche zur Abgabe an den Verbraucher bestimmte Lebensmittel und Verfahrensregeln (Codes of practice) für deren Produktion. Ziel ist die Garantie für gesundheitlich unbedenkliche, unverfälschte und ordnungsgemäß gekennzeichnete Lebensmittel für Verbraucher. Aufgaben der Codex-­ A limentariusKommission sind, die Gesundheit der Verbraucher weltweit zu schützen, faire Handelspraktiken im internationalen Handel mit Lebensmitteln sicherzustellen und die Normungsarbeiten im Lebensmittelbereich auf internationaler Ebene zu koordinieren. Die erstellten Codex-Normen stellen eine Basis für weltweit harmonisierte lebensmittelrechtliche Bestimmungen

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dar, die zahlreiche Mitgliedsstaaten des Codex Alimentarius dann in ihr nationales Recht übernehmen. Zusätzlich sind sie eine Referenz im internationalen Handel und spielen als solche im Rahmen völkerrechtlich verbindlich geschaffener Streitbeilegungsverfahren bei Handelskonflikten bei der WTO eine maßgebliche Rolle. Arbeitsweise Das oberste Lenkungs- und Beschlussorgan ist die Codex-Alimentarius-Kommission (Codex Alimentarius Commission, CAC). Diese tagt derzeit einmal jährlich abwechselnd in Rom und Genf. Insgesamt gibt es derzeit 186 Mitglieder in der Codex-Alimentarius-Kommission. Auch sämtliche Mitgliedsstaaten der EU sind Mitglied. Ende 2003 ist darüber hinaus die Europäische Union der Codex-Alimentarius-­Kommission als Mitgliederorganisation beigetreten. Durch EU-interne Verfahrensvorschriften ist gewährleistet, dass die EU bzw. ihre Mitgliedsstaaten regelmäßig ihre in den Codex-Gremien einzunehmende Haltung koordinieren und so weit wie möglich eine einheitliche Linie vertreten. Damit ist das Gewicht einer von derzeit 28 Mitgliedsstaaten eingenommenen Position im Codex Alimentarius stark gestiegen. Die Kommissionsarbeit sowie jene der ihr nachgeordneten Gremien wird von


11 wirtschaft economy

Abkürzung CAC

Bezeichnung

Beteiligung AT

Codex Alimentarius Commission

X

Executive Committee of the Codex Alimentarius Commission

X

CCCF

Codex Committee on Contaminants in Foods

X

CCFA

Codex Committee on Food Additives

X

CCFH

Codex Committee on Food Hygiene

X

Codex Committee on Food Import and Export Inspection and Certification Systems

X

CCFL

Codex Committee on Food Labeling

X

CCGP

Codex Committee on General Principles

X

Codex Committee on Methods of Analysis and Sampling

X

Codex Committee on Nutrition and Foods for Special Dietary Uses

X

Codex Committee on Pesticide Residues

X

Codex Committee on Residues of Veterinary Drugs in Foods

X

CCEXEC General Subject Committees

CCFICS

CCMAS CCNFSDU CCPR

einem gemeinsamen Sekretariat der FAO und WHO vorbereitet und koordiniert. Der Codex-Alimentarius-Kommission ist ein Exekutiv-Komitee (CCEXEC) zur Seite gestellt, in dessen Zusammensetzung sich die geographischen Welt-Regionen widerspiegeln. Es unterbreitet der Kommission Vorschläge für die allgemeine Ausrichtung ihres Arbeitsprogramms und fungiert zwischen den Sitzungen der Kommission als ihr ausführendes Organ. Die eigentlichen Arbeiten werden von nachgeordneten Gremien durchgeführt. Dazu gehören eine Anzahl „horizontaler“ Komitees (General Subject Committees) für allgemeine Probleme. In diesen Komitees werden Fragen bearbeitet und Standards erlassen für warengruppenübergreifende Regelungen. Sogenannte „vertikale“ Warenkomitees (Commodity Committees) entwerfen unter anderem Standards für spezifische Produktgruppen. Darüber hinaus beschäftigen sich zeitlich begrenzt zwischenstaatliche Ad-hoc-Arbeitsgruppen mit speziellen Themen. Die sechs regionalen Koordinationskomitees sorgen dafür, dass die speziellen Interessen Asiens, Europas, des Nahen Ostens, Afrikas, Nord- und Südamerikas und anderer Weltregionen von den anderen Gremien angemessen berücksichtigt werden.

CCRVDF Commodity Committees CCCPL

Codex Committee on Cereals, Pulses and Legumes

CCFFP

Codex Committee on Fish and Fishery Products

CCFFV

Codex Committee on Fresh Fruits and Vegetables

CCFO CCMMP CCPFV CCS CCSCH

X

Codex Committee on Fats and Oils Codex Committee on Milk and Milk Products

X

Codex Committee on Processed Fruits and Vegetables Codex Committee on Sugars Codex Committee on Spices and Culinary Herbs

FAO/WHO Coordinating Committees CCAFRICA CCASIA CCEURO CCLAC CCNASWP CCNEA

FAO/WHO Coordinating Committee for Africa FAO/WHO Coordinating Committee for Asia FAO/WHO Coordinating Committee for Europe

X

FAO/WHO Coordinating Committee for Latin America and the Caribbean FAO/WHO Coordinating Committee for North America and South West Pacific FAO/WHO Coordinating Committee for Near East

Diese Kommissionen bzw. Gremien sind derzeit aktiv, wobei das Codex-Komitee für ­Gewürze und Küchenkräuter (in ihrer getrockneten Form) das jüngste der Komitees darstellt, da dessen Gründung erst 2013 beschlossen wurde.

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12 wirtschaft economy

Die Komitees und Arbeitsgruppen arbeiten jedoch nicht ständig, sondern nur im Rahmen von Konferenzen der jeweiligen Experten aus den Mitgliedsstaaten und verschiedener Organisationen. Ihre Zuständigkeiten werden von der Kommission in fest umrissenen Aufgabenkatalogen festgelegt, die auch vom CAC freigegeben werden. Zusätzlich zu den normalerweise jährlichen Treffen werden vorbereitend immer mehr elektronische Arbeitsgruppen gegründet, um die Zeit zwischen den Sitzungen für die Ausarbeitung von Entwürfen für Standards und Verfahrensregeln auf Basis vorhandener oder zu erarbeitender Informationen zu nützen. Die Ausarbeitung von Codex-Standards erfolgt grundsätzlich nach einem Acht-Stufen-Verfahren, das eine mehrfache Prüfung in den Gremien und schlussendlich der Kommission selbst unter Beteiligung aller Mitglieder sowie alle Verkehrskreise vom Konsumenten bis Wirtschaft sicherstellt. Es gibt allerdings auch ein verkürztes 5/8-Stufenverfahren. Im Sinne der Transparenz werden alle Berichte der Tagungen der einzelnen Komitees im Internet veröffentlicht. Auf diese Weise kann sich jedermann über die Diskussion und Entscheidungsprozesse informieren. Wesen der Codex-Standards Der Codex Alimentarius umfasst Standards für zahlreiche zur Abgabe an den Verbraucher bestimmte Lebensmittel. Er enthält außerdem Empfehlungen in Form von Verfahrensregeln für die Produktion (Code of Practice), sowie Richtlinien und andere empfohlene Maßnahmen, die darauf abzielen, die Zwecke des Codex Alimentarius zu erfüllen. Codex-Standards werden nach einem bestimmten Schema ausgearbeitet, das in folgende Rubriken unterteilt ist: • Bezeichnung des Standards • Geltungsbereich • Beschreibung des Lebensmittels • wesentliche Faktoren der Zusammensetzung und Qualität • Zusatzstoffe • Kontaminanten • Hygiene • Gewichte und Maße • Kennzeichnung • Analyse- und Probenahmeverfahren

Als Basis für die Entscheidungen werden wissenschaftliche Erkenntnisse unabhängiger Expertenkomitees wie der JECFA (Joint FAO/WHO Expert Committee on Food Additives), des JMPR (Joint FAO/WHO Meeting on Pesticide Residues) und der JEMRA (Joint FAO/ WHO Expert Meetings on Microbiological Risk Assessment) herangezogen. Zusätzlich fließen Daten der Mitgliedsstaaten des Codex ein. Bedeutung für den Welthandel Die Gründung der WTO führte zu einer starken Aufwertung der Codex-Standards. Zwei WTO-Übereinkommen betreffen konkret den Lebensmittelhandel. SPS-Übereinkommen: Das Übereinkommen über die Anwendung von gesundheitspolizeilichen und pflanzenschutzrechtlichen Maßnahmen versteht unter Maßnahmen, die den Lebensmittelbereich betreffen, solche, die zum Schutz des Lebens oder der Gesundheit von Menschen, Tieren oder Pflanzen im Gebiet eines Mitgliedsstaates vor

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Gefahren bestehen, die durch Zusätze, Verunreinigungen, Toxine oder krankheitsverursachende Organismen in Nahrungsmitteln oder Getränken entstehen. Die Mitglieder sollen sich bei ihren entsprechenden Maßnahmen auf internationale Normen stützen. Im Hinblick auf die Lebensmittelsicherheit nimmt das SPS-Übereinkommen ausdrücklich die

Internettipp — Alle Informationen über den Codex Alimentarius sowie seine Gremien können unter folgendem Link eingesehen werden:

http://www.fao.org/ fao-who-codexalimentarius/en/


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© GROSSGUT

Ausblick Eine der zukünftigen He­ rausforderungen ist eine immer breitere Abdeckung von Fragen bezüglich der Lebensmittelsicherheit in Kombination mit dem stetig steigenden (Stichwort Globalisierung) weltweiten Handelsverkehr, da regional teilweise große Unterschiede in den Prioritätensetzungen bestehen. Dies setzt eine intensive Einbindung der betroffenen Verkehrskreise auch auf nationaler Ebene voraus. Dies ist einer jener Verantwortungsbereiche der WECO.

Normen, Richtlinien und Empfehlungen der Codex-Alimentarius-Kommission als Referenzen in Bezug. TBT-Übereinkommen: Das Übereinkommen über technische Handelshemmnisse soll verhindern, dass bei der Ausarbeitung, Annahme und Anwendung von zwingenden und nicht zwingenden technischen Anforderungen („technische Vorschriften“, „Normen“) unnötige Hemmnisse für den internationalen Handel geschaffen werden. Das TBT-Übereinkommen gilt nicht für die Maßnahmen des SPS-Übereinkommens.

Österreichische FAO/WHO-­CodexAlimentarius- (WECO) Gemäß §80 Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz (LMSVG) bestellt der Bundesminister für Gesundheit zu seiner Beratung in Fragen des FAO/ WHO Codex Alimentarius eine Kommission – die österreichische FAO/ WHO-Codex-Alimentarius-Kommission (WECO). Die Mitglieder der WECO werden analog zur Codexkommission nach

einem vorgegebenen paritätischen System bestellt. Diese Plattform dient der Koordination der österreichischen Standpunkte für die Tagungen der ­verschiedenen Codex-Alimentarius-Gremien. Ein großer Teil der Verantwortung liegt bei den Delegierten in den verschiedenen Gremien. Diese berichten ihrerseits an den WECO die Ergebnisse der Konferenzen und vertreten außerdem die nationalen koordinierten Standpunkte in der EU und bei den Konferenzen, soweit nicht von der EU eine einheitliche Vorgangsweise vorgegeben wird. Vorsitzender dieser Kommission, die einmal jährlich physisch zusammentrifft, ist derzeit Dr. Roland Grossgut. Das Büro der WECO ist im BMGF, derzeit Mag. Lisa-Maria Urban, angesiedelt. Österreichischer FAO/WHO Codex Alimentarius Contact Point Als nationaler Codex Contact Point zur FAO/ WHO-Codex-Alimentarius-Kommission fungiert das BMLFUW, Mag. ­Bettina Brandtner.

Im Hinblick auf die mittelfristige Planung muss auch die Österreichische Präsidentschaft im Rahmen der Europäischen Union gesehen werden, die derzeit für die zweite Jahreshälfte 2018 vorgesehen ist. Diese wird für die Delegierten eine spezielle Herausforderung, da sie gemeinsam mit der Europäischen Kommission die vorbereitenden Koordinations-Sitzungen der Ratsarbeitsgruppe Codex Alimentarius in Brüssel und vor Ort planen und diese leiten müssen und außerdem in den spezifischen Codex-Konferenzen die Interessen der Mitgliedsstaaten der EU als deren Sprachrohr vertreten müssen. Dies setzt voraus, dass von österreichischer Seite höchstwahrscheinlich mindestens zwei Delegierte je Thema verfügbar sein müssen, da zusätzlich zur Wahrnehmung der Vorsitzfunktion innerhalb der Mitgliedsstaaten auch noch eine nationale Delegation Österreichs vorhanden sein muss. Die Mitarbeit beim Codex Alimentarius erfordert zwar den Einsatz nicht unerheblicher personeller und finanzieller Ressourcen, ist aber ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Lebensmittelsicherheit auf globaler Ebene und wertvoll im Interesse der Bildung und Pflege internationaler Netzwerke. DI Dr. Roland Grossgut Vorsitzender der WECO AGES-Wien Dr. Aleksander Zilberszac Leiter der Abteilung für„Lebensmittelsicherheit und VerbraucherInnenschutz: Stoffliche und technologische Risiken, Gentechnik“ des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen

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14 wirtschaft economy

CODEX: ERNENNUNG UND EHRUNG Codex­kommission & WECO-Kommission AM 31. MÄRZ 2016 FAND IM FESTSAAL DES BUNDESAMTSGEBÄUDES DIE ­KONSTITUIERENDE SITZUNG DER KOMMISSION ZUR HERAUSGABE DES ÖSTERREICHISCHEN LEBENSMITTELBUCHES (CODEXKOMMISSION) UND DER FAO/ WHO-CODEX-ALIMENTARIUS-KOMMISSION (WECO) FÜR DIE FUNKTIONSPERIODE 2016 BIS 2021 IM BEISEIN VON BUNDESMINISTERIN DR. SABINE OBERHAUSER STATT.

nes Codex Alimentarius Austriacus in Anbetracht der großen Verdienste von Dr. Hans Frenzel um die Entwicklung des Codex in Österreich, Europa und letztendlich für den weltweiten Codex geschaffen. Dr. János Gombos, Geschäftsführer der LVA GmbH und Lebensmittelgutachter, war seit 1990 Mitglied der Codex-Kommission und leitete mehrere Codex-Unterkommissionen (UK). Unter seinem Vorsitz wurden die in diese UKs fallenden Kapitel für die IV. Auflage des Österr. Lebensmittelbuches überarbeitet. Ministerialrat Dr. Erhard Höbaus, Stabstellenleiter im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, war Nationaler Codex Contact Point für den weltweiten FAO/WHO Codex Alimentarius und seit 2002 Mitglied der FAO/WHOCodex-Alimentarius-­K ommission (WECO). Außerdem war er Delegierter des Codex Alimentarius Commission (CAC), des Regionalkomitees Europa (CCEURO) und des Codex-Komitees für Allgemeine Grundsätze (CCGP). Seit 2002 war Dr. Höbaus auch Mitglied des Codexplenums. Hofrat Dr. Karl Rieger, seit 1990 in der Codex-Kommission tätig, leitete die UK „Gebrauchsgegenstände“ und „Kaffee“. Unter seinem Vorsitz wurde unter anderem das Kapitel B 36 „Gebrauchsgegenstände“ erarbeitet. Er war österreichischer Vertreter im Europarat für Lebensmittel-Kontaktmaterialien und auch Prüfer im Ausbildungskurs für Lebensmittelaufsichtsorgane. Dr. Rieger

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war bis zu seiner Pensionierung Leiter der Lebensmitteluntersuchung des Landes Vorarlberg. Erwin Schübl Bundesministerium für Gesundheit und Frauen

BM Oberhauser (re.) ernennt Dr. Körner als ­Vorsitzende.

Ehrung von Dr. Gombos …

… und MinR Dr. Höbaus durch BM Oberhauser

©  ERWIN SCHÜBL

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ie Bundesministerin hob die Bedeutung der Arbeit im nationalen wie auch im internationalen Lebensmittelcodex hervor. Der Codex ist seit mehr als 120 Jahren das Spiegelbild des guten österreichischen Herstellungs- und Handelsbrauches und zeigt damit auch klare Tendenzen der österreichischen Verbrauchererwartung auf. In der letzten Funktionsperiode wurden sämtliche Kapitel des Österreichischen Lebensmittelbuches überarbeitet und in der IV. Auflage veröffentlicht. Die Website www.lebensmittelbuch. at wurde geschaffen. Ebenso spielt die Vertretung Österreichs durch die Delegierten der WECO in den verschiedenen Codex-Kommission des FAO/WHO Codex Alimentarius eine zentrale Rolle. Dr. Sabine Oberhauser bedankte sich bei allen Mitgliedern für ihre ehrenamtliche Tätigkeit in beiden so wichtigen Gremien. Die Bundesministerin ernannte für die Codex-Kommission Dr. Elisabeth Körner und für die WECO Dr. Roland Grossgut als Vorsitzende. Für beide Kommissionen wurde Dr. Ulrich Herzog als stellvertretender Vorsitzender ernannt. Für ihre langjährige und wertvolle Tätigkeit wurden Dr. János Gombos, Dr. Erhard Höbaus und Dr. Karl Rieger geehrt. Dr. Oberhauser überreichte ihnen für deren langjährige Mitarbeit im Codex-Plenum und in der WECO-Kommission die Hans-Frenzel-Medaille. Die Hans-Frenzel-Medaille wurde 2011 zum Anlass des 120-Jahr-Jubiläums der ersten Aktivitäten zur Erarbeitung ei-

ERWIN SCHÜBL


15 wirtschaft economy

TTIP WÄRE GUT FÜR EUROPA UND GUT FÜR ÖSTERREICH

Transatlantic Trade and Investment Partnership BEI KAUM EINEM THEMA SIND SICH DIE ÖSTERREICHER SO EINIG WIE IN DER ABLEHNUNG DES FREIHANDELSABKOMMENS. MEHR RATIO UND WENIGER ANGST TÄTEN HIERBEI GUT. JAKOB ZIRM

Ich bin für das Freihandels­ abkommen TTIP.

© ALTA.C

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s gibt wohl nur wenige Sätze, mit denen man sich hierzulande so schnell unbeliebt machen kann wie diesen. Egal, ob Grillparty oder politische Diskussion. Wer offen für TTIP eintritt, dem werden sofort Begriffe wie Chlorhuhn, Hormonfleisch oder die Macht der Konzerne um die Ohren geschlagen. Und auch wenn zurzeit Politiker in Deutschland und Frankreich mit negativen Aussagen zu dem Abkommen auffallen, ist die Ablehnung hierzulande immer noch am ausgeprägtesten. Sie ist so stark, dass sogar ein Volkswirtschaftsprofessor sofort den Mut verlieren muss, zum Freihandel zu stehen, wenn er um das höchste Amt im Staat rittert. Dabei sind der erleichterte Warenverkehr und somit auch das Abkommen mit den USA grundsätzlich zu begrüßen. Denn eines ist unbestritten: TTIP wird mehr Wachstum und somit auch mehr Jobs und mehr Kaufkraft für die Bevölkerung auf beiden Seiten des At-

lantiks bringen. Ob dieser Effekt das knappe Prozent für Österreich beträgt, das die Modellrechnung der EU-Kommission ergab, sei dahingestellt. Dass es ihn gibt, bestreiten aber nicht einmal die TTIP-Gegner wie etwa Greenpeace. Die NGO legte zusammen mit Spar im Vorjahr eine Studie vor, wonach die heimische Volkswirtschaft durch TTIP positive Wertschöpfungseffekte im Ausmaß von mehreren Hundert Millionen Euro hätte. Für Ökonomen ist das kein überraschender Befund, wurden doch schon vor gut 200 Jahren die theoretischen Grundlagen dafür erklärt (einfach nach David Ricardo googeln). Es bedeutet aber natürlich auch, dass sich die günstigeren Produktionsbedingungen durchsetzen. Und das bringt vor allem in jenem Bereich Druck, auf dem die Ablehnung aufbaut – der Landwirtschaft. Den meisten Menschen wäre TTIP wohl egal, wenn es dabei nur um Stahlrollen oder Maschinenteile ginge. Es ist aber die Angst vor den bereits erwähnten Chlorhühnern und dem Hormonfleisch, die für die ungewöhnliche Ablehnungsallianz aus Supermarktketten und Umweltschutzorganisationen sorgt.

Und ja, die TTIP-Gegner haben in diesem Punkt auch recht: Es ist wichtig, dass europäische Standards bei der Lebensmittelsicherheit nicht aufgeweicht werden. Das hat die EU aber auch von Anfang an als ihre Position klargemacht. Allerdings führte die unsägliche Geheimhaltung bei den Verhandlungen dazu, dass TTIP-Gegner aus geleakten Verhandlungspapieren US-Positionen als mögliches Endergebnis darstellen konnten.

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Buchtipp GEHT’S NOCH BILLIGER?

© CORLAFFRA

Man darf sich jedoch zwei Illusionen nicht hingeben. Erstens führt auch in Europa die Massentierhaltung zum Einsatz von Antibiotika und einem Umgang mit den Tieren, der nicht dem Bild aus der TV-Werbung entspricht. Zweitens haben die heimischen Bauern aufgrund ihrer Kleinstrukturiertheit auch bei gleichbleibenden Standards Probleme mit der Konkurrenz aus Deutschland oder Frankreich. Und natürlich ist eine Farm mit Tausenden Rindern in Wisconsin noch wesentlich produktiver. Reicht dieser höhere wirtschaftliche Druck auf eine Branche, die knapp zwei Prozent zum heimischen BIP beiträgt, aber aus, um TTIP in Summe als Teufelszeug zu brandmarken? Die Antwort darauf muss ein klares Nein sein. Daran ändert auch der zweite, oft vorgebrachte Kritikpunkt – die Schiedsgerichte, vor denen Unternehmen Staaten verklagen können – nichts. Schon heute gibt es solche Gerichte. Und hier sollte man sich konkrete Beispiele ansehen. So kündig-

ten etwa im Vorjahr heimische Banken Klagen gegen Kroatien an. Was war der Grund? Im Wahlkampf beschloss die Regierung ein Gesetz, wonach Kreditverträge Tausender Kroaten auf Kosten der Banken rückabgewickelt wurden. Eine populistische Aktion, um die Wahl zu gewinnen. Hier muss es auch für Firmen die Möglichkeit geben, sich zu wehren. Ob TTIP je kommen wird, steht in den Sternen. Auch in den USA wachsen die Widerstände. Es ist aber sinnvoll, dafür zu kämpfen. TTIP würde nicht nur wichtige ökonomische Impulse bringen, sondern könnte auch globale Standards setzen. Klinkt sich Europa leichtfertig aus, könnten diese Standards dereinst in einem Abkommen zwischen den USA und China gesetzt werden. Und das kann wirklich niemand in Europa ­wollen. Nachdruck aus Die Presse vom 30.08.2016 von Jakob Zirm

ERNÄHRUNG | NUTRITION  volume 40 | 05. 2016

„Geht’s noch billiger?“ ist eine witzige, erfrischende Satire über einige der Absurditäten in der Wirtschaft, geschrieben von jemandem, der als Geschäftsführer und Marketingexperte jahrzehntelang in Top-Positionen von bekannten Markenartikelunternehmen gearbeitet hat. Aus der Sicht einer 20-Cent-Münze, die zusammen mit einer Ein-Cent-Münze unter einer Sockelleiste in einem Diskontladen festgeklemmt ist, wird ein breiter Bogen gespannt. Unverblümt und pointiert erzählt Walter Schönthaler in seinem Management-Roman von der sinkenden Bedeutung des Bargelds, dem Lebensmitteldiskont, der Spekulation mit Agrarrohstoffen, dem Ausufern der Finanzwirtschaft und den Folgen für die Lebensmittelhersteller und Konsumenten. Geht’s noch billiger? Walter Schönthaler 160 Seiten, € 8,90 Das Buch kann bei Amazon, Thalia und in jeder Buchhandlung bestellt werden.


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AN DER BLUNZN WIRD DIE WELT GESUNDEN Superfood IM LEBENSMITTELMARKETING IST DER BEGRIFF „SUPERFOOD“ HEUTE ALLGEGENWÄRTIG. REIN WISSENSCHAFTLICH BETRACHTET IST DA ALLERDINGS NICHT VIEL DRAN. MARTIN KUGLER

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© NPLS

or einigen Jahren war der Begriff „Superfood“ weithin unbekannt, heute ist hingegen allerorts zu hören und zu lesen, dass beispielsweise chinesische Goji-Beeren, mexikanische Chia-Samen oder südamerikanische Acai-Beeren großartige positive Wirkungen auf die Gesundheit hätten. Entsprechend „in“ und teuer sind diese Produkte, der Absatz wächst jährlich um zweistellige Prozentwerte. Seriösen Wissenschaftlern kommt der Begriff „Superfood“ freilich nicht über die Lippen: Das Wort ist nämlich ein reiner Marketingbegriff. Wie der US-Autor David Sax für sein Buch „Tastemakers“ (354 S., 21,90 Euro, Residenz-Verlag) recherchiert hat, breitete er sich ausgehend von einem Artikel des Ernährungsjournalisten Aaron Moss ab dem Jahr 1998 aus. Umgehend stürzten sich findige Unternehmer und Marketing­ strategen darauf und bauten um ihn herum eine Vieles versprechende und geheimnisvolle Aura auf (z.B. die Website www.SuperFoodsRx.com). Darin mischen sich zwei Komponenten: auf der einen Seite Erwartungen, die Konsumenten von als „gesund“ geltenden Inhaltsstoffen wie etwa Antioxidantien, Flavonoiden, Omega-6-Fettsäuren oder Polyphenolen haben; und auf der anderen Seite angeblich altes Wissen von Azteken, Chinesen oder Indios. Viele Menschen, die sich von Ernährungsempfehlungen und Diäten geplagt

fühlen, nahmen die Botschaft bereitwillig auf: Hier gibt es Lebensmittel, die man nicht meiden muss! Ja, im Gegenteil: Je mehr man davon verzehrt, umso gesünder ist es! In zwei Dingen sind sich alle Wissenschaftler völlig einig: Erstens sind die gängigen „Superfoods“ nicht schädlich – der Boom richtet also zumindest keinen gesundheitlichen Schaden an. Und zweitens würden altbekannte heimische Lebensmittel wie Leinsamen, Heidelbeeren oder Sanddorn ebenso große Mengen der betreffenden Inhaltsstoffe enthalten wie Chia, Goji und Co. Einen schönen Überblick dazu bietet das kürzlich erschienene Büchlein „Schwarzbuch Superfoods“ (87 S., 9,95 Euro, Leopold-Stocker-Verlag). Weitgehend einig sind sich Forscher aber auch noch in einem dritten Punkt: Die behaupteten Wirkungen gegen Alterung, Krebs, Diabetes usw. sind kaum durch wissenschaftliche Studien belegt. Bis ein hieb- und stichfester Beweis vorliegt, darf in der EU daher auch nicht mit gesundheitsbezogenen Versprechungen („health claims“) geworben werden; ein derartiger Beweis ist bisher bei kaum einem Inhaltsstoff gelungen.

Zukunft“ gestoßen seien: und zwar auf Kristalle in der Milch von pazifischen Küchenschaben (!), die eine perfekte Nährstoffzusammensetzung aufweisen würden. Im Originalartikel, auf den die Meldungen beruhen, kommt das Wort „Superfood“ gar nicht vor. Der Artikel behandelt wissenschaftliche Probleme bei Laboranalysen der Protein- und Kohlenhydrat-Kristalle (IUCrJ, Juli 2016, S. 282). Die langsam durchsickernde Einsicht, dass auch traditionelle heimische Lebensmittel das Potenzial zu einem „Superfood“ haben, führte kürzlich zu einer zweiten bemerkenswerten Blüte: In Großbritannien wurde landauf landab „Black Pudding“ als „neues Superfood“ angepriesen – und zwar wegen des hohen Eisen- und Zinkgehalts sowie der Freiheit von Kohlenhydraten (zumindest in der puristischen Variante, wie es hieß). Auf österreichisch übersetzt w ­ ürde das bedeuten: An der Blunzn wird die Welt ­gesunden. DI Martin Kugler Chefredakteur Universum Magazin, Wien

Das alles ändert allerdings nichts am Glanz des Begriffs „Superfood“, wie zwei Medungen beweisen, die im heurigen Sommer durch das Internet rauschten: Das hieß es zum Beispiel, dass indische Forscher auf das „Superfood der volume 40 | 05. 2016  ERNÄHRUNG | NUTRITION


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KOMMUNIKATIONSKODEX DER ÖSTERREICHISCHEN SPIRITUOSENINDUSTRIE Die österreichische Spirituosenindustrie und der Werberat beschreiten gemeinsame Wege DIE ÖSTERREICHISCHE SPIRITUOSENINDUSTRIE TRITT DEM ÖSTERREICHISCHEN WERBERAT ALS FÖRDERNDES MITGLIED BEI. ES WURDEN AUCH BEREITS DIE ERSTEN GEMEINSAMEN PROJEKTE UMGESETZT: DAS PRO-ETHIK-SIEGEL SOWIE DER NEUE KOMMUNIKATIONSKODEX DER SPIRITUOSENINDUSTRIE. DIES STELLT EIN WICHTIGES SIGNAL FÜR BRANCHEN-SELBSTREGULIERUNG DAR. VERBAND DER ÖSTERREICHISCHEN SPIRITUOSENINDUSTRIE IN KOOPERATION MIT DEM ÖSTERREICHISCHEN WERBERAT

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er Verband der Österreichischen Spirituosenindustrie stellt als neues förderndes Mitglied einen strategisch besonders wichtigen Partner des Österreichischen Werberats (ÖWR) dar. Der ÖWR ist ein unabhängiges Organ des Vereines „Gesellschaft zur Selbstkontrolle der Werbewirtschaft“ und fördert mittels freiwilliger Selbstbeschränkung der Österreichischen Werbewirtschaft das verantwortungsbewusste Handeln der Werbewirtschaft und ihr Ansehen in der Öffentlichkeit. Durch die Erarbeitung des neuen Kommunikationskodex beziehen die österreichischen Spirituosenhersteller klar Stellung und bekennen sich zu einer verantwortungsvollen Vermarktung von Spirituosen als Genussmittel. Die Geschäftsführerin des Fachverbandes der Lebensmittelindustrie, Mag. Ka­ tharina Koßdorff, betont, dass die strategische Partnerschaft des Verbands der Österreichischen Spirituosenindustrie mit dem Österreichischen Werberat dem Selbstverständnis der österreichischen Spirituosenhersteller entspricht. Die Branche tritt seit jeher für Werte wie Sicherheit, Qualität und Genuss

sowie gesellschaftliche Verantwortung bei der Produktion und Vermarktung von Spirituosen ein. Die heimische Spirituosenindustrie bekennt sich ausnahmslos zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Spirituosen als Genussmittel. Auch der Präsident des Österreichischen Werberates, Michael Straberger, zeigt sich über die gute Zusammenarbeit mit dem Verband der S­ pirituosenindustrie erfreut: „In einem sensiblen Bereich wie der Kommunikation von alkoholhaltigen Getränken ist es wichtig, mit anderen Verbänden zu kooperieren und somit bereits im Vorfeld ethische und moralische Standards zu etablieren. Der Verband der Spirituosenindustrie ist sich dieser Verantwortung bereits seit Jahren bewusst. Mit der gemeinsamen Entwicklung des Kodex für die Spirituosenindustrie wurde ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung verantwortungsvolle Kommunikation und Werbung in der Branche gesetzt.“ Neuer Kommunikationskodex und Pro-Ethik-Siegel Als eines der ersten gemeinsamen Projekte entwickelte die Österreichische Spirituosenindustrie einen Kommunikationskodex, der an Themen

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des Ethik-Kodex der Österreichischen Werbewirtschaft angelehnt und mit dem Österreichischen Werberat abgestimmt wurde. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf den Bereichen „Kinder und Jugendliche“ und dem „verantwortungsvollen Umgang mit alkoholischen Getränken“. Der Kommunikationskodex ist als Anhang des Ethik-Kodex der Österreichischen Werbewirtschaft zu verstehen und dient als Grundlage für Entscheidungen der Österreichischen Werbe­räte. Ziel des Kodex ist es, im Sinne einer gewissenhaften Kommunikationslinie den verantwortungsvollen Umgang mit dem alkoholhaltigen Genussmittel Spirituose hervorzuheben und sich gegen jegliches missbräuchliche Konsumverhalten auszusprechen. Darüber hinaus darf der Verband der Österreichischen Spirituosenindustrie künftig auch das Pro-Ethik-Siegel des Österreichischen Werberates führen. Damit garantiert er die Einhaltung von Qualitätskriterien, die gemeinsam von der gesamten Werbewirtschaft erstellt wurden und für diesen Bereich über g esetzliche Bestimmungen hinaus­ ­ gehen.


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©  CHRISTIAN HUSAR

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Freuen sich über die Zusammenarbeit: Michael Straberger (Präsident des Österreichischen Werberates, l.) und Mag. Katharina Koßdorff ­(Geschäftsführerin des Fachverbandes der Lebensmittelindustrie)

Kommunikationskodex der Österreichischen Spirituosenindustrie Österreichs Spirituosenhersteller blicken auf eine langjährige Tradition zurück, in der die Werte Sicherheit, Qualität und Genuss sowie gesellschaftliche Verantwortung bei der Produktion und Vermarktung von Spirituosen stets höchsten Rang einnehmen. Mit diesem Kommunikationskodex der österreichischen Spirituosenhersteller, der auch Anhang des „Ethikkodex der Werbewirtschaft“ des Österreichischen Werberates, der Gesellschaft zur Selbstkontrolle der Werbewirtschaft, ist, beziehen Österreichs Spirituosenhersteller offen und eindeutig Stellung hinsichtlich der Vermarktung von Spirituosen als Genussmittel. Hinsichtlich der Bewerbung gilt, dass sich die österreichischen Spirituosenhersteller freilich an die gesetzlich verankerten Vorschriften halten. Darüber hinaus haben sie mit diesem Kommunikationskodex, der vollinhaltlich Anhang des österreichischen Selbstbeschränkungskodex des Österreichischen Werberates ist, einen weiteren Schritt bezüglich verantwortungsvoller Kommunikation und Werbung gesetzt. Die österreichische Spirituosenindustrie bindet sich darin an klar definierte Grundsätze. Diese gelten

ungeachtet des legitimen Bekenntnisses der Werbewirtschaft zu einem freien Wettbewerb und ungeachtet der Tatsache, dass ein bewusster, moderater und genussvoller Konsum von alkoholischen Getränken als gesundheitlich bedenkenlos eingestuft werden kann. Die österreichischen Spirituosenhersteller möchten mit vorliegendem Kommunikationskodex ihre Verantwortung im Sinne einer gewissenhaften Kommunikationslinie und ihr Bekenntnis zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem alkoholhaltigen Genussmittel Spirituose und gegen jegliches schädliche und missbräuchliche Konsumverhalten unterstreichen. Die österreichischen Spirituosenhersteller bekennen sich zum verantwortungsvollen Umgang mit Spirituosen. Ebenso konsequent lehnen sie jeglichen Missbrauch ab und setzen sich für Aktivitäten der Aufklärung, Information und Prävention zum Thema Alkoholmissbrauch ein. Um zu verhindern, dass Darstellungen oder Aussagen in der kommerziellen Kommunikation hinsichtlich Spirituosen zum Missbrauch, schädlichen Konsum

oder als Ansprache von Kindern oder Jugendlichen missverstanden werden könnten, bekennen sich die österreichischen Spirituosenhersteller zu folgenden Verhaltensregeln. Im Sinne dieser Verhaltensregeln • umfasst „Spirituosenwerbung“ den Einsatz aller kommerzieller Kommunikations- und Marketinginstrumente durch die Wirtschaft, wenn damit primär die Förderung des Absatzes von Waren oder Dienstleistungen verfolgt wird; nicht erfasst sind redaktionelle Medieninhalte; • werden unter „Spirituosen“ sowohl Spirituosen als auch spirituosenhaltige Mischgetränke verstanden • sind „Kinder und Jugendliche“ alle Personen, an welche Spirituosen nach den jeweils einschlägigen Bestimmungen des Jugendschutzrechts nicht frei abgegeben werden dürfen. Werbung trägt soziale Verantwortung und muss auf die Rechte, Interessen und Gefühle von Einzelnen und Gruppen von Menschen Rücksicht nehmen:   1. Werbung soll vom Grundsatz sozialer Verantwortung geprägt sein, ins-

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besondere gegenüber Kindern und Jugendlichen.   2. Werbung muss gesetzlich zulässig sein und die gesetzlichen Normierungen strikt beachten.   3. Werbung muss den Grundsätzen der Lauterkeit entsprechen, wie sie im Wirtschaftsleben allgemein anerkannt sind.   4. Werbung darf nicht gegen die allgemein anerkannten guten Sitten verstoßen.   5. Werbung darf nicht die Würde des Menschen verletzen, insbesondere durch eine entwürdigende Darstellung von Sexualität oder anderweitig diskriminierende Darstellungen.  6. Werbung darf nicht gegen den Grundsatz der Redlichkeit und Wahrhaftigkeit verstoßen.   7. Werbung darf nicht durch anlehnende und nachahmende Darstellungen irreführen.   8. Werbung darf das Recht auf Schutz der Privatsphäre nicht verletzen.   9. Werbung muss als solche klar erkennbar sein.   10.Werbung soll keinen direkten oder ­indirekten Kaufzwang auf Konsumenten ausüben. Marketing- und Informationsmaßnahmen der österreichischen Spirituosenhersteller sollen niemanden aufgrund seines Geschlechts, seiner Religion oder ethnischen Herkunft, seines Alters, seiner persönlichen Eigenheiten, politischen Meinung oder seiner sexuellen Orientierung diskriminieren. Spirituosenwerbung soll den verantwortungsvollen Umgang mit Spirituosen fördern und Abstinenz oder Mäßigung nicht abwertend darstellen. Kinder und Jugendliche • Spirituosenwerbung soll Kinder und Jugendliche weder zum Trinken von Spirituosen auffordern, noch trinkende bzw. zum Trinken auffordernde Kinder und/oder Jugendliche ­zeigen. • Spirituosenwerbung soll nicht in Medien erfolgen, deren redaktioneller Teil sich mehrheitlich an Kinder und/ oder Jugendliche richtet. • Spirituosenwerbung soll keine Aussagen enthalten, in denen Kinder und/ oder Jugendliche als noch nicht alt ge-

©  PETER DE KIEVITH

wirtschaft economy

nug für den Konsum von Spirituosen angesprochen und dadurch zum Trinken provoziert werden. • Spirituosenwerbung soll keine Personen darstellen, die aussagen, dass sie bereits als Kind oder Jugendlicher Spirituosen konsumiert haben. • Werden Personen in der Spirituosenwerbung gezeigt, müssen sie mindestens, auch vom optischen Eindruck her, junge Erwachsene sein. Geschlechterdiskriminierung Spirituosenwerbung darf nicht aufgrund des Geschlechts diskriminieren. Geschlechter-diskriminierende Spirituosenwerbung liegt insbesondere vor, wenn • Frauen oder Männer auf abwertende Weise dargestellt werden; • die Gleichwertigkeit der Geschlechter in Frage gestellt wird; • die Person in rein sexualisierter Funktion als Blickfang dargestellt wird, insbesondere dürfen keine bildlichen Darstellungen von nackten weiblichen oder männlichen Körpern ohne direkten inhaltlichen Zusammenhang zum beworbenen Produkt verwendet werden; • eine entwürdigende Darstellung von Sexualität vorliegt oder die Person auf ihre Sexualität reduziert wird.

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Missbrauch • Spirituosenwerbung soll nicht zu übermäßigem oder missbräuchlichem Spirituosenkonsum ermutigen oder einen solchen Konsum verharmlosen. • Spirituosenwerbung soll keine Menschen zeigen, die erkennbar zu viel alkoholhaltige Getränke zu sich genommen haben oder den Eindruck erwecken, ein solches Konsumverhalten sei akzeptabel. • Spirituosenwerbung soll den verantwortungsvollen Umgang mit Spirituosen fördern und den Verzicht auf Spirituosen nicht abwertend darstellen. • Spirituosenwerbung soll keine Verbindung zwischen dem Konsum von Spirituosen und gewalttätigen, aggressiven oder gefährlichen Verhaltensweisen darstellen. Gewalt Spirituosenwerbung soll gewaltfrei sein, wobei unter Gewalt in diesem Zusammenhang der absichtliche und tatsächliche Gebrauch oder die Androhung von körperlichem Zwang oder physischer Macht gegen die eigene oder eine andere Person, oder gegen eine Gruppe/Gemeinschaft verstanden wird, der entweder konkret oder mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Tod, Verletzungen, psychischen Schä-


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den, Fehlentwicklung oder Deprivation führt. • Spirituosenwerbung darf keine gewalttätigen Darstellungen beinhalten. • Spirituosenwerbung darf sich keiner gewalttätigen, Gewalt verharmlosenden, Gewalt ästhetisierenden oder Gewalt verherrlichenden Inhalte bedienen. • Es dürfen keine Darstellungen und Aussagen erfolgen, die brutales, aggressives, asoziales oder gewalttätiges Verhalten abbilden oder zu solchen Verhaltensweisen ermutigen, diese fördern oder stillschweigend dulden, unabhängig von der Umsetzung (zB in der Form von Animation, Comic usw.). • Neben der physischen Gewalt darf Werbung auch nicht die Darstellung psychischer und sexualisierter Gewalt beinhalten. Auch heftige, aggressive Beschimpfungen sind unzulässig. • Die Darstellung von Gewalt auch gegen Tiere sowie Vandalismus als inhaltlicher oder stilistischer Bestandteil werblicher Botschaften ist zu unterlassen. • Spirituosenwerbung darf weder Angst noch Furcht erzeugen. Angst- und furchterregende Darstellungen und Aussagen dürfen nur dann erfolgen, wenn sie zu einem klugen, vernünftigen, rechtskonformen und sicheren Verhalten animieren. Dabei ist jedoch zu beachten, dass angst- und furchterregende Darstellungen in einem angemessenen Verhältnis zu der jeweiligen realen Gefährdung zu stehen haben. • Spirituosenwerbung darf keine Inhalte transportieren, die zwar vordergründig nicht gewalttätig erscheinen, im Gesamtzusammenhang aber als ­gewalttätig zu beurteilen sind. Sicherheit • Spirituosenwerbung soll keine trinkenden oder zum Trinken auffordernde Personen beim Führen von Fahrzeugen zeigen. • Spirituosenwerbung soll keine Verbindung zwischen dem Konsum von Spirituosen und dem Lenken von Fahrzeugen oder dem Bedienen von Maschinen herstellen. • Spirituosenwerbung soll sich keiner verharmlosenden Darstellungen bedienen und keinen Konsum von Spi-

rituosen in potenziell gefährlichen Situationen oder Situationen, die gegen Sicherheitsbestimmungen verstoßen, darstellen. Gesundheit und Alkohol • Spirituosenwerbung darf keine Aussagen zur Beseitigung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten enthalten. • Spirituosenwerbung darf nicht eine therapeutische, stimulierende oder konfliktlösende Wirkung von Alkohol suggerieren. • Spirituosenwerbung soll den Konsum von Spirituosen nicht mit Schwangerschaft in Verbindung bringen. • Spirituosenwerbung soll nicht einen hohen Alkoholgehalt als positive Eigenschaft darstellen. • Spirituosenwerbung soll nicht den Eindruck erwecken, ein niedriger Alkoholgehalt eines Getränks verhindere einen missbräuchlichen Konsum. Leistungsfähigkeit • Spirituosenwerbung darf keine Aussagen enthalten, die auf eine Verbesserung der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit durch den Konsum von Spirituosen abzielen. • Spirituosenwerbung soll nicht den Eindruck erwecken, der Konsum von Spirituosen fördere soziale oder sexuelle Attraktivität.

sich der Inhalt ausschließlich an Personen richtet, für die der Kauf und Konsum von Alkohol gesetzlich erlaubt ist. • Nutzergenerierte Inhalte (sämtliche Inhalte, die nicht vom werbenden Unternehmen, sondern von Dritten platziert werden), die in digitalen Kanälen und Seiten in Sozialen Medien platziert werden, sollen regelmäßig darauf kontrolliert werden, ob sie inhaltlich diesem Kommunikationskodex der österreichischen Spirituosenindustrie entsprechen. Nicht entsprechende Inhalte sollen mit Verweis auf den Kommunikationskodex beseitigt werden. Die Spirituosenhersteller weisen die Nutzer in ihren jeweiligen Social-Media-Auftritten darauf hin, dass dem Kommunikationskodex widersprechende Bilder/Kommentare gelöscht werden. Die österreichischen Spirituosenhersteller setzen sich darüber hinaus dafür ein, dass ein missbräuchliches und schädliches Konsumverhalten verhindert wird und unterstützen daher Aktivitäten der Aufklärung, der Information zum maßvollen Umgang mit dem Genussmittel Spirituose und der Prävention von Alkoholmissbrauch.

Stand: September 2016 Verband der Österreichischen Soziale Medien (Social Media/­ Spirituosenindustrie im Fachverband Online-Werbung) der Lebensmittelindustrie • Spirituosenhersteller nützen die verfügbaren plattformspezifischen Alters­schranken der jeweils genutzten Sozialen Medien. Sofern keine Altersbestätigungsfunktion vorhanden ist, erfolgt ein Altershinweis, dass sich der Inhalt ausschließlich an Personen richtet, für die der Kauf Den Volltext des Kommuund Konsum von Alkohol gesetzlich erlaubt ist. nikationskodex finden Sie • Das Teilen bzw. die Freigabe von Inzum Herunterladen unter: halten auf digitalen Kanälen und Seiten in Sozialen Medien soll durch die https://www.wko.at/ConSpirituosenhersteller durch Weiterleitungsoptionen so eingestellt werden, tent.Node/branchen/oe/ dass eine Weitergabe an Kinder und Nahrungs--und-GenussJugendliche ausgeschlossen ist. Somittelindustrie--Lebensfern eine technische Umsetzbarkeit mittelindustrie-/Presseausnicht oder nur mit unverhältnismäßig sendungen_2016.html großem Aufwand möglich ist, soll ein aufklärender Hinweis erfolgen, dass

Internettipp —

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JEDE ZEIT HAT IHRE CHANCE! MANCHE SPRECHEN DAVON, DASS DIE AKTUELLE ZEIT GANZ BESONDERE HERAUSFORDERUNGEN MIT SICH BRINGT. HERAUSFORDERUNGEN, WIE EIN BRANCHENÜBERGREIFENDER, ENORMER MARKTDRUCK, KAUM REALES WIRTSCHAFTSWACHSTUM, STAGNIERENDE MÄRKTE UND ENORME MARKTDYNAMIK, VERSTÄRKEN DIESE THESE.

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ür Unternehmer und das Management ist spürbar, dass der kaum „wachsende Kuchen“ einen Kampf um das größere Stück mit sich bringt. Aber ist es wahr, dass dies anders ist als noch vor Jahren? Gefühlt ja, denn die aktuelle Zeit ist eben diese, welche zeitnah bewältigt werden muss – aber birgt diese nicht möglicherweise noch ungeahnte Chancen in sich? Viele Unternehmen leben von erfahrenen Eigentümern oder einem Management, welches versucht, diese gegebenen Herausforderungen professionell zu meistern. Spürbar ist jedoch auch, dass ein gewisses Unwohlsein beim Blick in die Zukunft oftmals gegeben ist. Dabei wäre es dienlich, das eigene Hamsterrad des täglichen Tuns zu verlassen und einmal mit etwas Abstand – aus der Meta­ sphäre sozusagen – auf dieses Hamster-

rad hinzublicken und zu hinterfragen: Läuft dieses in der richtigen Geschwindigkeit in die richtige Richtung? In der Vergangenheit waren Unternehmen erfolgreich, es wurden Werte geschaffen, welche man erhalten, ja mehr noch, welche man ausbauen will. Wird dies mit denselben Instrumenten und Gegebenheiten der Vergangenheit möglich sein? Diese Fragen beschäftigen viele Unternehmer und Manager im Alltag ihres Unternehmens. Beginnen möchte ich bei der Beantwortung dieser Fragestellungen mit dem Blick zur VISION. Wo soll das Unternehmen langfristig hingeführt werden? Ist dem Unternehmer, dem Management, den Führungskräften und Mitarbeitern dieses Bild klar? Wenn nicht, dann ist die Zeit dafür reif, dieses verbindende Bild zu erschaffen. Je klarer sichtbar wird, wo man in vielen Jahren, in vielen Jahr-

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zehnten oder noch längeren Zeiträumen mit dem Unternehmen stehen will, desto chancenreicher ist die Verwirklichung. Die Kraft der VISION, welche man in der avisierten Umsetzung als MISSION bezeichnen kann, ist unerschöpflich. Abgeleitet von einer VISION ist die strategische Ausrichtung des Unternehmens essentiell. Immer wieder sind klare Strategien mit definierten Umsetzungsplänen zu vermissen. Die Erarbeitung dieser generiert neue Bilder, in welchen das eigene Unternehmen, das Marktumfeld und die Marktrisiken beziehungsweise -chancen betrachtet werden, und dazu ein Fokus auf die nähere und entfernte Zukunft gelegt wird. Die Verbindung von VISION und strategischer Ausrichtung für das Unternehmen gilt es, daraufhin umzusetzen. Das tägliche Tun soll zukünftig sehr stark von den gemeinsam erarbeiteten Inhalten geprägt werden und wird massiv Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens haben. Bei diesen Prozessen ist immer darauf achtzugeben, dass man die Menschen im Unternehmen auf diese Reise mitnimmt. Instrumente, wie Leitbilder, Zielgespräche und vieles mehr sind ebenso bedeutsam, den gemeinsamen Weg verbindend zu gestalten. Zu oft gibt es in Unternehmen festgeschriebene Leitbilder, welche dem Zweck einer Zertifizierung Genüge tun. Wenn es jedoch gelingt, Leitbilder gemeinsam zu erarbeiten und diese als Rahmen des ganzheitlichen Miteinanders „zu leben“, entsteht enorme Kraft. Eine klare Fokussierung

© KENTOH

CHRISTIAN LASCHET


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person

Zur Person — Christian Laschet wurde 1977 in Hartberg geboren. Nach seiner Matura verbrachte er 16,5 Jahre im Unternehmen Schirnhofer, wo er in den letzten Jahren die Funktion des Geschäftsführers der Schirnhofer Familien Unternehmen Holding GmbH bekleidete. Vor rund drei Jahren gründete Christian Laschet eine Unternehmensberatung, die „INCON – Individual Consulting Laschet“, in welcher er verschiedenste Unternehmen bzw. Unternehmensgruppen nach einem ganzheitlichen Ansatz erfolgreich begleitet. www.incon.at keiten gebaut werden, sondern Verantwortliche Systeme „füllen“. Dies schafft Unabhängigkeit und gibt Orientierung für optimale Prozessumsetzungen. Große Potentiale stecken ebenso im Einkauf. Der Einkauf ist immer wieder Mittel zum Zweck, Produkte zu produzieren, und es wird dabei unterschätzt, dass ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis in Verbindung mit entsprechenden Rahmenbedingungen ein optimales Fundament für nachhaltige Wirtschaftlichkeit schafft. Dazu gehören neben dem „Einkaufs-Benchmarking“ Inhalte wie Konditionsgefüge, Konditionsrahmenbedingungen (Zahlungsart, Zahlungsziel) und vieles mehr. Neben den unmittelbar monetären Wirksamkeiten des Einkaufs verkennen viele Unternehmen das liquide Potential, welches darin steckt. Themen wie freigesetzte Liquidität aus Zahlungsart und -ziel beziehungsweise Lagerumschlagshäufigkeiten bergen ungeahnte Cash-Potentiale in sich, welche auf einfachem Weg transparent zur Umsetzung gebracht werden können. Ich möchte bewusst den Bogen vom Einkauf zum Vertrieb spannen. Dabei ist es bedeutsam anzusprechen, dass ein Schulterschluss beider Themenfelder die größtmögliche Wirkung hat. In Zeiten der eingangs erwähnten Enge des Marktes bedarf es, abgeleitet von der Vertriebsstrategie, be-

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durch Jahresziele bis auf Führungskräfte-/Mitarbeiterebene bringt ebenso eine zielgerichtete Umsetzung mit sich. Resultierend aus meiner Erfahrung der Vergangenheit und der Begleitung von Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen stecken aber auch in vielen operativen Prozessen enorme Potentiale. Dazu ist es nötig, die entsprechende Transparenz zu erzeugen. Diese ist oftmals in Unternehmen nur bedingt gegeben. Das Herzstück dafür stellt zumeist das Controlling dar. Dieses hat neben der Aufgabe, Planzahlen in Abstimmung mit den Verantwortungsträgern zu generieren, viele Steuerungsfunktionen. Eines der wesentlichen Schwerpunktthemen ist der Aufbau eines nachhaltigen Kennzahlenmanagements in Verbindung mit einem professionellen Kennzahlen-Cockpit. Dabei soll es gelingen, das Unternehmen transparent auf Zahlenebene dauerhaft zu beleuchten, und daraus abgeleitete Schlüsse sollen zu nachhaltigen Entscheidungen führen. Anzumerken ist jedoch, dass jede Kennzahl so gut ist, wie derjenige, der sie interpretiert und daraus Maßnahmen zur Umsetzung ableitet. Im Zuge dessen ist es nicht wichtig, wie viele Kennzahlen man erzeugt, sondern dass dies die Wesentlichen sind. Erfahrungsgemäß ist eine Mischung von quantitativen und qualitativen Kennzahlen zur Steuerung am dienlichsten. In Zeiten wie diesen, wo der Markt vermeintlich enger wird, ist anzustreben, große Transparenz auf Produktkosten­ ebene zu erlangen. Dafür unerlässlich ist ein transparentes Artikelcontrolling. Instrumente wie ein BAB (Anm.: Betriebsabrechnungsbogen) zählen zu den Schwerpunkten. Es ist notwendig, eine Transparenz auf Kostenstellenebene zu erlangen und diese dann mit der Produktkostenkalkulation, unterteilt in Fixkosten und variable Kosten, zusammenzuführen. Schlagwörter wie Grenzkostenkalkulation und Fixkostendegression sind dafür enorm bedeutsam und lassen klare Entscheidungen auf allen Ebenen (v. a. auch im Vertrieb) treffen. Viele Unternehmen beschäftigen sich auch damit, dass aktuelle Prozesse nicht prozessual genug gesteuert sind. Dem kann eine Dokumentenlenkung bzw. ein Workflow-Management Abhilfe schaffen. Dabei ist es grundsätzlich entscheidend, dass nicht Systeme um Verantwortlich-

stehende Märkte zu sichern, diese wenn möglich gegen Verdrängung auszubauen und neue Märkte zu erschließen. Diese neuen Märkte sind oftmals international zu finden, wobei ein wohlbesonnener Markterschließungsprozess vollzogen werden sollte. Dabei ist es nicht wichtig, von wie vielen Märkten man spricht, sondern dass man diese, an welche man glaubt, ganzheitlich bearbeitet. Inhalte, wie Marktaffinität zum produzierten Preis-/Leistungsverhältnis, sind im Zuge neuer Markteroberung gut im Auge zu behalten. Es ist jedoch gewiss, dass bei jährlich steigenden Kosten, auch wenn man immer wieder optimiert, ein kontinuierliches qualitatives Umsatzwachstum unerlässlich ist. Deshalb ist es ganz besonders wichtig, darauf zu achten, dass der Vertrieb nicht die Achillesferse im Unternehmen darstellt. Es gäbe noch viele Themen zu umreißen, welche Potentiale und Möglichkeiten für eine erfolgreiche Unternehmenszukunft darstellen. Wesentlich dabei ist jedoch, nicht nur darüber zu sprechen oder darüber zu lesen, sondern diese nachhaltig anzupacken – getreu nach dem Motto: Jede Zeit hat ihre Chance! Christian Laschet INCON – Individual Consulting Laschet

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REINRAUM­ TECHNIK IN DER ­LEBENSMITTELKETTE Wie man Keime aus der Produktion ausschließt EIN NACHHALTIGES KONZEPT FÜR DIE VERBESSERUNG VON QUALITÄT UND SICHERHEIT IN DER LEBENSMITTELPRODUKTION DER ZUKUNFT. JULIAN DRAUSINGER, CHRISTINE GRABLER, HENRY JÄGER, FELIX SCHOTTROFF, THOMAS UNGER

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ualität, Haltbarkeit und Sicherheit von Lebensmitteln werden neben den Herstellungsverfahren wesentlich von der Beschaffenheit der Roh­ waren, ihrer Erzeugung und Verarbeitung mitbestimmt. Mängel in der Qualität der Rohstoffe sind Ursachen für vermeidbare Verluste, Qualitätseinbußen, Sicherheitsrisiken und Kosten. Prozesse müssen strikt überwacht und eine mögliche Rekontamination fertig prozessierter Lebensmittel verhindert werden. Trotz der Anwendung moderner Dekontaminationstechnologien kommt es immer wieder zu Ausbrüchen lebensmittelverursachter Krankheiten durch pathogene Keime. Eine Gegenstrategie ist der Ausschluss von Keimen aus der Produktion durch Reinraumtechnologie. Dabei wird in entkeimten Räumen eine partikelarme Atmosphäre geschaffen und der Partikel- und Keimeintrag durch Kontrolle der Zu- und Abströme von Mitarbeitern, Rohstoffen und Produkt minimiert. Das Reinraum-Konzept ist im Pharmabereich etabliert und lässt sich ideal auf die Verarbeitung von Lebensmit-

teln übertragen. Bisher finden Reinräume für hygienisches Schneiden und aseptische Abfüllung Anwendung. In Japan existieren erste Pilotanlagen zur keimarmen Züchtung pflanzlicher Rohstoffe wie Salat. Für die Erschließung neuer Applikationsfelder haben sich das Institut für Lebensmitteltechnologie der Universität für Bodenkultur (BOKU), die Lebensmittelversuchsanstalt (LVA), das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) sowie ein projektbegleitender Industrieausschuss zusammengeschlossen, um das Potential der Reinraumtechnologie im Rahmen ei-

nes Forschungsprojektes zu bewerten und für die Lebensmittelverarbeitung weiterzuentwickeln. Aufbauend auf dem FFG-Vorläuferprojekt Reinraumtechnik im Dienste der Lebensmittelsicherheit soll die gesamte Prozesskette der Nahrungsmittelverarbeitung analysiert werden, um potentielle Eintrittsstellen für Verderbniskeime und Krankheitserreger zu eruieren. Im Projekt sollen Strategien zur Eliminierung dieser Kontaminationsquellen vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt entwickelt werden. Dazu werden die Reinraumtechnologie, existierende Dekontaminationsverfahren sowie Reinraum-Reinigungsprozeduren (Auto-

Das Wichtigste auf einen Blick • • • • • • • • • • • •

Reinraumtechnologie vom Rohstoff bis zum Endprodukt Analyse von Prozessketten und dem Potenzial von Reinräumen Mikrobiologische Charakterisierung und Kontrolle von Produktionsprozessen Reduzierung der Prozessintensität zur Verbesserung der Produktqualität Thermische sowie innovative nicht-thermische Dekontaminationsverfahren Haltbarkeitsverlängerung von leicht verderblichen Lebensmitteln Verbesserung der Prozesseffizienz und Verringerung von Abfallströmen Kostenanalyse des Produktionsprozesses Antimikrobielle Oberflächen Implementierung von State-of-the--Art-Reinigungstechnologien Automatisierungstechnik und Robotik Optimierung von Materialflüssen und Arbeitsabläufen

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©  ROBERT BALCAC

technik technology

matisierungslösungen) analysiert und evaluiert. Die Forschungspartner verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz zur Verminderung der Keimbelastung von Lebensmitteln entlang der Wertschöpfungskette mit dem Schwerpunkt Reinraumtechnologie. Die entwickelten Lösungsstrategien messen sich an Produktqualität, Lebensmittelsicherheit und Haltbarkeit.

Die Projektstruktur sieht die Teilnahme von Firmen vor, die von den entwickelten Lösungsstrategien für eine nachhaltige Verbesserung von Produktsicherheit und -qualität direkt profitieren können. Interessierte Unternehmen sind herzlich zur Projektteilnahme eingeladen, für weitergehende Informationen stehen die Forschungspartner gerne zur Verfügung.

Univ.-Prof. Dr. Ing. Henry Jäger, Felix Schottroff, MSc BOKU Wien Institut für Lebensmitteltechnologie DI Christine Grabler, DI Julian Drausinger Lebensmittelversuchsanstalt (LVA) DI (FH) Thomas Unger BRUCHA Reinraumbau

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DuoFlapperCap Der intelligente Streuverschluss mit Originalitätssicherheit Voller Aromaschutz

FACHPACK 2016 ALS WEGWEISER OB BEIM PRODUKT, PROZESS ODER SERVICE – ­INNOVATIONEN SIND ELEMENTARER BESTANDTEIL DER VERPACKUNGSBRANCHE UND IN DIESEM JAHR ZENTRALES THEMA DER FACHPACK, DER EUROPÄISCHEN FACHMESSE FÜR DIE VERPACKUNGSINDUSTRIE.

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Originalitätssicherheit ist für anspruchsvolle Verbraucher ein entscheidendes Qualitätskriterium. Im DuoFlapperCap hat Joma daher den Originalitätsschutz in einteiliger Fertigung bereits integriert. Das spart Mehrkosten für zusätzliche Schutzmaßnahmen und schont die Umwelt. Dem Konsumenten bietet der DuoFlapperCap höchste Sicherheit und vollen Aromaschutz.

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amit ist Nürnberg vom 27. bis 29. September wieder die Anlaufstelle für Inspiration und konkrete Lösungen rund um Verpackung, Technik, Veredelung und Logistik. Zuletzt kamen gut 44.000 Fachbesucher, um sich mit 1.565 Ausstellern über Produkte und Dienstleistungen der Verpackungsbranche auszutauschen. 2016 werden über 500 Neuheiten ausgestellt. „Die Besucher der FachPack suchen vor allem nach Neuheiten, mit denen sie ihre Produkte effektiver, flexibler, schöner, sicherer und nachhaltiger verpacken können“, weiß Heike Slotta, Veranstaltungsleiterin der FachPack. „Außerdem ist die FachPack Informationsbörse für Trends in allen Bereichen der abfüllenden und abpackenden Industrien“, so Slotta weiter. Genau dies bündelt die FachPack 2016 wieder an drei kompakten Messetagen und rückt in diesem Jahr vor allem neue Entwicklungen rund um die Themen Effizienz, Nachhaltigkeit, Produktsicherheit und Industrie 4.0 in den Vordergrund. Neu in diesem Jahr Die Aussteller- und Produktdatenbank auf der Website der FachPack 2016 versorgt

Brancheninsider jetzt noch gezielter mit Informationen über Neu- und Weiterentwicklungen – und das bereits vor ihrem Messebesuch (www.fachpack. de/aussteller-produkte). Unter dem Button „New/Produktneuheiten“ können gezielt aktuelle Branchen-Trends, Innovationen und Entwicklungen aus verschiedenen Bereichen angesteuert werden. Noch komfortabler wird die Suche durch die sieben Themen-Cluster, die die Trends in den Service-, Produkt- und Prozessinnovationen weiter klassifizieren (www.fachpack.de/ innovationen). So ergibt sich auf der Webseite ein Gesamtbild der Entwicklungsschritte, die in der Verpackungsindustrie in diesem Jahr gemacht wurden, um die Branche voranzubringen. Diese neuen Funktionen dürften vor allem die Besucher freuen, denn diese wissen genau, dass sich eine gute und frühzeitige Planung auszahlt: Sie steigert nicht nur die Effizienz des Messebesuchs, sondern ermöglicht es, qualifizierte Gespräche mit den Ausstellern führen zu können. Zukunftsweisende Verpackungstrends Nicht jede Innovation ist dabei auf den ersten Blick bahnbrechend. Doch manchmal erweist sich ein neues Verpackungsdesign, das eine besse-


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re Produktdifferenzierung ermöglicht, nach seinem ersten Einsatz als Zugpferd in einer Produktkategorie. Der Packstil „Stickpack“ ist eine solche Erfolgsgeschichte. Erst wurde er nur für Zuckerportionen eingesetzt, heute findet man die schmalen Mini-Schlauchbeutel selbstverständlich auch als Unit-Dose Verpackung im hochsensiblen Arzneimittelbereich.

©  FRANK BOXLER

„Die Aussteller auf der FachPack stehen in ständigem Kontakt zu ihren Kunden. Sie sind über die Anforderungen in den verschiedenen Branchen bestens informiert und entwickeln bedarfsgerechte Lösungen“, erklärt Heike Slotta. So wurde zum Beispiel das Tintenspektrum für Kennzeichnungsgeräte um wasserbasierte Tinten erweitert. Inzwischen können diese Tinten auch anspruchsvolle Materialien wie Kunststoffe oder beschichtete Kartonagen beschriften. Das interessiert nicht nur die Lebensmittelindustrie, sondern ist auch für den Pharma- und Kosmetikbereich eine attraktive Lösung.

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Digitalisierung im Vordergrund Der digitale Wandel erfordert vernetzte Sensorik und spezielle Steuerungselektronik für Verpackungsmaschinen. Die jederzeit verfügbaren Prozessdaten sorgen für mehr Transparenz, Prozesskontrolle und Effizienz in der Produktion und bilden so die Grundlage für die Rückverfolgbarkeit von Produkten und Chargen. Das automatische Verstellen von Formaten, Anschlägen und Werkzeugen sowie viele weitere Positionierungen werden von intelligenter Antriebstechnik erledigt. Auch bei Prozessinnovationen steht die Digitalisierung und Automatisierung ganz oben auf der Agenda der Unternehmen. Erwartet werden eine höhere Flexibilität der Packstile und maßgeschneiderte Maschinenlösungen, mit Standardmodulen, die vom Basismodell bis zur High-End-Anwendung ausbaubar sind. Beim Service sind die Themen Sicherheit, Qualitätskontrolle und Track & Trace eng mit der Integration von Daten in die gängigen Datenverwaltungs-Systeme verbunden. Neben Kennzeichnungstechnik spielen bildgestützte Verfahren eine immer größere Rolle. Auch in diesem Bereich werden Innovationen von der Packmittelherstellung über die Produktverpackung bis zur Logistik regelmäßig in die Aussteller- und Produktdatenbank eingepflegt. Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema. Intelligente Produktentwicklungen lassen Ressourcen in der Wertschöpfungskette einsparen. Zahlreiche Beispiele gibt es bereits im Markt, andere sind in der Entwicklung. Innovationen – ob beim Produkt, Prozess oder Service – sind elementarer Bestandteil der Fach-

©  FRANK BOXLER

Es geht auch nicht immer darum, das Rad neu zu erfinden. Konzepte, die aus anderen Branchen adaptiert werden, können ein Highlight für das eigene Produkt sein. Die Neuheiten-Datenbank auf der FachPack Website ermöglicht eine kontinuierlich wachsende Übersicht über Produkte, Maschinen und Entwicklungen der Aussteller.

Pack, der europäischen Fachmesse für die Verpackungsindustrie. „Auch wenn der Begriff Nachhaltigkeit heute beinahe schon überstrapaziert ist, darf man nicht außer Acht lassen, was im Grunde damit gemeint ist – und zwar deutlich mehr als nur ein aktueller Trend“, so Veranstaltungsleiterin Slotta. „Dieses äußerst wichtige Thema ist mitten in der Gesellschaft angekommen. Auch die Verpackungsbranche trägt ihren Teil bei: Sie entwickelt und bietet Lösungen und Alternativen. Diese werden wir alle auf der FachPack im Herbst wiederfinden.“ Die Maßnahmen betreffen die gesamte Wertschöpfungskette: Verpackungen werden recyclingfreundlich gestaltet, um Ressourcen zu schonen und Wertstoffe wieder verfügbar zu machen. Im Maschinenbau schafft die Digitalisierung die Basis, Energie zu sparen und den Materialverbrauch zu senken. Und in der Logistik werden Produkte nach dem Konzept der Kreislaufwirtschaft „Cradle-to-Cradle“ gestaltet, wie beispielsweise Paletten und Boxen aus recyceltem Kunststoff oder aus Wellpappe. Beim Verpackungsdruck wiederum spart die LED-UV-Technologie Energie im Vergleich zu herkömmlichen UV-Strahlern. Ressourcenschonung durch Recycling ist eine maßgebliche Strategie für mehr Nachhaltigkeit von Verpackungen.

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Speziell bei Karton ist hier jedoch wichtig, die Mineralölmigration – sprich den Übergang von Mineralöl aus der Verpackung auf das Füllgut – zu verhindern. Eine mögliche Lösung ist eine Produktinnovation, bei der flüchtige Moleküle eingefangen werden, um auf der gesamten Fläche der Verpackung die Migration von Mineralölkohlenwasserstoffen in Lebensmittel zu verhindern. In diesem Fall benötigt der Karton auch keine zusätzliche Barriereschicht mehr. Ein weiterer Ansatz der Papierindustrie ist es, Zellulose mit pflanzlichen Reststoffen zu mischen, um Frischfasern einzusparen. Wenn Reststoffe aus der Herstellung des Produkts für die Verpackung genutzt werden, ist das Konzept besonders stimmig. So hat ein Kartonhersteller für eine Champagnerbox einen biologisch abbaubaren und recycelbaren Karton entwickelt, bei dem Traubenrückstände mit Zellulosefasern gemischt werden. Insgesamt wurden auf diese Weise über fünf Tonnen Frischfasern eingespart. Auch Kunststoffe sind ein essentielles Material – nicht nur in der Verpackungsindustrie. Wer über Bio-Kunststoffe spricht, unterscheidet zwischen bioabbaubaren und biobasierten Materialien. Die ersten Kunststoffe wie Zellulose, Linoleum und Casein waren biobasiert, aber nicht bioabbaubar. Jedoch bedeutet abbaubar nicht zwangsläufig, dass die Materialien auch kompostierbar


29 Frisch ins Glas bis zum letzten Tropfen technik technology

erhältlich bei

Gewerbeshop.net powered by EuroBox©

„BAG IN BOX“ – ein neues Verpackungssystem der EuroBox-Logistiksysteme für Fruchtsäfte und flüssige Produkte wie Öle oder Milchprodukte stellt sicher, dass der bäuerliche Betrieb dem Konsumenten höchste Qualität über längere Zeit hinweg garantieren kann – und dies bei weniger eigenen Kosten. Fruchtsäfte sind beliebter denn je. Mit einem Pro-Kopf-Konsum von rund 37 Litern sind die Österreicher Vizeweltmeister hinter den Deutschen, die sogar auf 40 Liter kommen. Und, glaubt man internationalen Studien, ist der Markt damit noch lange nicht gesättigt. Neue Rezepturen für Fruchtmischungen, aber vor allem die steigende Nachfrage nach gesunden Bio-Säften oder auch nach regionalen Saftspezialitäten stellen das Marktwachstum auch in den nächsten Jahren sicher. Für kleine und mittlere Produzenten, etwa regionale Obstbauern, ist es allerdings gar nicht so einfach, in diesem Markt zu bestehen. Die Produktion des Bio-Fruchtsaftes oder von regionalen Saftspezialitäten ist wahrscheinlich noch zu vernünftigen Kosten durchzuführen. Allerdings in eine wirtschaftliche, auch längere Lagerung des Produktes muss viel investiert werden – oft mehr als der Produzent verkraften kann. Ein Problem für sich stellt auch die Abfüllung je nach gewählter Technik dar. Und gerade bei regionalen bäuerlichen Saftspezialitäten endet ja das Qualitätsdenken nicht beim Ab-Hof-Verkauf. Auch der Konsument soll möglichst lange einen frischen und gesunden Fruchtsaft von „seinem“ Bio-Bauern genießen können. Die Lösung für alle diese Probleme, vor denen kleine sowie mittlere bäuerliche Saftproduzenten stehen, und damit völlig neue Marktchancen eröffnet: „BAG IN BOX“ – das Verpackungssystem für Säfte, Weine, Öle, Milchprodukte oder auch flüssige Eiprodukte. Das „BAG IN BOX“-Verpackungssystem besteht aus den Elementen Beutel, Entnahme-System und dem Umkarton. Herz von „BAG IN BOX“ ist der flexible Beutel. Er besteht aus

„BAG IN BOX“ – auf einen Blick

• Längere Haltbarkeit des Produktes – vor allem nach Anbruch

• Sichert die Qualität des Produktes bis zum endgültigen Verbrauch • Geringes Eigengewicht und platzsparende Lagerung • Umweltfreundlich – einfache Entsorgung und Recycling

mehreren Innenfolien und einer Außenfolie mit Sauerstoffmembrane. Die Beutel sind lieferbar in den Standardgrößen 3 Liter, 5 Liter, 10 Liter und 20 Liter. Am Beutel selbst ist der aseptische, aufbruchsichere Vitop-Zapfhahn befestigt. Dieser macht beim Konsumenten ein glasweises Ausschenken möglich und verhindert gleichzeitig das Eindringen von Luft in den Beutel. Die Box selbst besteht aus glattem oder Wellpappe-Karton, der im hochwertigen Offsetdruck-Verfahren auch nach den individuellen Wünschen des Saftproduzenten bedruckt werden kann. Dieser Qualitätsvorteil gegenüber anderen Getränkeverpackungen – keine Luft dringt ans Produkt – bleibt auch beim Konsumenten erhalten. Der Verbraucher füllt Glas für Glas über den Zapfhahn ab. Und je mehr Saft entnommen wird, desto mehr fällt eben der Beutel im Inneren der Box zusammen. Die Top-Qualität ihres Bio-Fruchtsaftes aus der Region bleibt bis zum letzen Glas erhalten, selbst wenn Ihre Kunden Wochen brauchen, um 3 oder 5 Liter Saft zu konsumieren. Welcher Saft-Genießer wird sich dann dagegen wehren, auch einen entsprechenden Vorrat einzukaufen? JETZT NEU: Halbautomatische Abfüllanlage Einfache Bag-in-Box Abfüllanlage zur Abfüllung von Beutel bis zu 20 Liter Volumen. NEU Abfüllung stoppt automatisch bei Erreichen des eingestellten Taragewichts und erleichtert dadurch erheblich den Abfüllvorgang im Vergleich zu üblichen händischen Anlagen. Die simple Steuerung erfolgt über einen Touchscreen und wurde auf eine intuitive Steuerung ausgelegt. Weitere Informationen unter: www.gewerbeshop.net

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BAG in BOX

das Verpackungssystem für

Säfte, Weine, Öle, Milchprodukte … volume 40 | 05. 2016  ERNÄHRUNG | NUTRITION


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©  FRANK BOXLER

technik technology

sind – das hängt stark von den Abbaubedingungen ab. Heute geht der Trend zu langlebigen, biobasierten Werkstoffen, die genauso recycelt werden können wie herkömmliche Kunststoffe. Zusatznutzen durch nachhaltige Methoden Die Entwicklungen der Verpackungsindustrie zeigen, dass der schonende Umgang mit Ressourcen nicht im Widerspruch zu leichten Verpackungen und bequemer Handhabung stehen muss. Mittlerweile sind zahlreiche Barrierelösungen auf dem Markt, bei denen auf Aluminiumschichten verzichtet wird. Papier im Verbund mit Kunststoffen oder biobasierten Kunststoffen kann gleiche Eigenschaften als Aroma-, Wasser- und Sauerstoffbarriere aufweisen wie frühere Mehrschichtlösungen mit Aluminium.

Lebensmittelsicherheit und eine längere Haltbarkeit sind dabei wichtige Kriterien. Der Einsatz von Konservierungsmitteln reduziert sich oder kann gegebenenfalls sogar ganz vermieden werden. Ein weiterer Effekt: Weniger Lebensmittel werden weggeworfen, wenn verpackte Produkte auch bei längerer Lagerung frisch bleiben. Beim Verpackungsdruck ist die LED-UV-Technologie momentan ein starker Trend. Im Gegensatz zu herkömmlichen UV-Strahlern mit Quecksilberdampflampen emittieren LED-Dioden nur Licht eines eng begrenzten Spektralbereichs. Neben der Energieeffizienz, der geringeren Wärmeentwicklung und der langen Lebensdauer von LED-UV-Lampen ein weiterer Vorteil: Es wird kein Ozon generiert und daher ist auch keine Absaugung nötig. Außer-

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dem steht bei einem LED-UV-System die UV-Leistung augenblicklich nach dem Einschalten zur Verfügung und die Aufwärmphase entfällt. Auch die Hersteller von Verpackungsmaschinen wissen, dass nachhaltige Produktionsprozesse bei ihren Kunden immer mehr in den Fokus rücken. Der Packmittelverbrauch kann durch eine geringere Foliendicke oder durch eine Minimierung von Randstreifen und Stanzgittern verringert werden. Verbesserte Folienverpackungsanlagen sind so flexibel, dass sie sowohl herkömmliche als auch sehr dünne oder Bio-Folien verarbeiten können. Mit einer Gebindeumreifung spart man die bisher übliche Schrumpffolie ein. Der Verzicht auf Schrumpftunnel reduziert den Energie-


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Intelligente Steuerungs- und Automatisierungstechnik, sparsame Antriebe, Kompressoren, Lüfter und Pumpen zählen zu den klassischen Lösungen, um Strom und Betriebsmittel einzusparen und die Energieeffizienz zu steigern. Effiziente Motoren, optimal an die Bewegungen und Beschleunigungsvorgänge in der Maschine angepasst, senken den Stromverbrauch. Neue Siegeltechniken schonen das zu verpackende Produkt und verkürzen Prozesszeiten erheblich. Um den Energieverbrauch einer Tiefziehverpackungsmaschine zu reduzieren, hat ein Hersteller druckluftbetriebene Komponenten durch servomotorische Antriebe ersetzt. Damit lassen sich die Bewegungsabläufe im Hinblick auf Geschwindigkeit und Öffnungsweite präzise regeln, was wiederum zur Erhöhung der Maschinenleistung beiträgt. Die Ausnutzung des Verpackungsmaterials wird durch servomotorisch verfahrbare Siegel- und Schneidestationen ebenfalls verbessert. Dies reduziert die Stege zwischen den Packungen sowie die Folienränder und auch den Folienabfall. Die Fachbesucher Über 10.000 internationale Gäste reisten aus 86 Ländern nach Nürnberg, allen voran aus Österreich, der Tschechischen Republik, Polen, der Schweiz, den Niederlanden und Italien. Rund 88 Prozent der Verpackungsspezialisten gaben an, Einfluss

auf Einkaufs- und Beschaffungsentscheidungen in ihrem Unternehmen zu haben, so die Befragungsergebnisse eines unabhängigen Instituts. Das wiederum machte sich bei den Ausstellern bemerkbar: 96 Prozent waren mit der Qualität der Besucher an ihrem Stand zufrieden. Sie alle sind Hersteller und Verwender von Verpackungen für Konsum- und Industriegüter sowie deren Zulieferer und Ausrüster. So kam 2015 der typische FachPack-Besucher aus Branchen wie Nahrungs- und Genussmittel, Papierund Druckgewerbe, Maschinen- und Gerätebau, Kunststoffverarbeitung, Verpackungslogistik oder Großhandel und noch einigen weiteren verpackenden oder verpackungsnahen Bereichen. Die NürnbergMesse Group Die NürnbergMesse ist eine der 15 größten Messegesellschaften der Welt. Das Portfolio umfasst rund 120 nationale und internationale Fachmessen und Kongresse sowie circa 40 geförderte Firmengemeinschaftsstände am Standort Nürnberg und weltweit. Jährlich beteiligen sich rund 30.000 Aussteller (Internationalität 41 %) und bis zu 1,4 Millionen Besucher (Internationalität der Fachbesucher bei 24 %) an den Eigen-, Partner- und Gastveranstaltungen der NürnbergMesse Group, die mit Tochtergesellschaften in China, Nordamerika, Brasilien, Italien und in Indien präsent ist. Darüber hinaus verfügt die NürnbergMesse Group über ein Netzwerk von circa 50 Vertretungen in über 100 Ländern.

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© EUROBOX

verbrauch erheblich. Zusätzlich erhöht sich der Ausnutzungsgrad der Paletten.

S

auber, sicher, stabil – das sind die Palettenbehälter „Bigbox“ aus dem Sortiment von EuroBox. Glatte Wände und abgerundete Ecken erleichtern nicht nur die Reinigung, sondern schützen auch das Ladegut vor Beschädigungen. Neben einem normalen Deckel sind als weiteres Zubehör spezielle Deckel für die Lagerung von Lebensmitteln erhältlich. Diese ermöglichen eine erheblich längere Lagerung, wobei Gewicht- und Aromaschwund auf ein Minimum reduziert werden. INFORMATION: www.eurobox.at, www.gewerbeshop.net, Tel. 02622/66 770, office@eurobox.at

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32 firmenbericht company report

MOHN KANN MEHR MOHN HAT IN ÖSTERREICHS LANDWIRTSCHAFT UND ERNÄHRUNGSKULTUR EINE LANGE TRADITION. UM 1900 WURDEN ÜBER 1.300 HEKTAR IM MÜHLVIERTEL FÜR SPEISEÖL ANGEBAUT.

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eben Winter- und Sommermohn wird zwischen Schüttmohn und Schließmohn differenziert werden. Heutige Zuchtsorten enthalten kaum Morphine und sind dank höchster Qualitätsstandards vom Feld bis zum aufbereiteten Produkt gefragt. 1995 ist es gelungen, eine Schließmohnsorte der heimischen Graumohnsorte „Florian“ zu züchten, die in St. Florian vermehrt wird. Nach der Farbe der Samen unterscheidet man Blau-, Grau-, Weißmohn oder Roten Mohn: Zum Backen werden erstere

verwendet. Graumohn hat einen sehr feinen Geschmack, Blaumohn schmeckt intensiver und herber. Mit seinem intensiven Walnussaroma unterscheidet sich der Weißmohn wesentlich von anderen Mohnsorten. Roter Mohn erinnert geschmacklich an frisches Brot. Besonders geschätzt wird der Mohn wegen des Ölgehaltes. Reife Mohnsamen enthalten 40–50 % Öl, wovon rund 60 % auf die wertvolle, zweifach ungesättigte Fettsäure Linolsäure und ca. 30 % auf die einfach ungesättigte Ölsäure entfallen. Mohnsamen verfügen über eine interessante Eiweißzusammensetzung mit den Aminosäuren Leucin

und Lysin und sind zudem reich an Ballaststoffen. Ve r w e n d e t w e r d e n Mohnsamen als Bestreuung auf dem Gebäck oder gerieben im Mohnkuchen und Mohnstrudel sowie als Öl zum Verfeinern von ­Salaten und Speisen.

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Saat gut, Ernte gut, Mohn gut. www.saatbau.com

ERNÄHRUNG | NUTRITION  volume 40 | 05. 2016

©  SAATBAU LINZ eGEN

Ein genussvolles Beispiel für die Qualitätsphilosophie von saatbau ist Speisemohn. Unser heimischer Speisemohn punktet mit einem extrem niedrigen Morphingehalt, ein entscheidendes Qualitätskriterium für unsere Bäcker. Ob Brot und Gebäck, Strudel oder Torte – Mohn aus Österreich schmeckt hervorragend und hat schon allein deswegen Suchtpotenzial.


33 firmenbericht company report

DER REKONTAMINATION AUF DER SPUR • Wa s s e r ( Tr i n k w a s s e r, Sprühwasser, Reinigungsund Spülwasser, Kondensat) • Maschinen- und Anlagendesign (Slicer, Wurstschäler Selchkammer, Kühlraum etc.) • De- und Rekontamination durch Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen • Mensch (Kleidung, Keimflora, Dauerausscheider etc.) • Material (Verpackungen, Materialoberflächen) • Schädlinge (als Vektoren für pathogene Keime) Ein wesentlicher Aspekt in der Herangehensweise war die Erhebung des Rekontaminationsdrucks, dem bereits durcherhitzte oder anderwärtig hygienisierte Fleischwaren im Zuge von Abkühl-, Kühl-, Schneide- und Verpackungsprozessen ausgesetzt sind. Dazu wurde eine völlig neue Technik, nämlich das Durchschleusen von sterilen „TestDummys“ durch die Betriebe, entwickelt und in weiterer Folge umgesetzt. Ausgangspunkt der Durchschleusung sind dabei die Ausschleusungen aus den Erhitzungsanlagen. Der Dummy selbst besteht aus einer in Überverpackung autoklavierten Slicerstange Brühwurst, die somit keimfrei ist und ein Idealbild einer erhitzten Fleischware darstellt. Der Durchlauf des Dummys durch den Betrieb bis in die Verpackung (in Betrieben mit Sliceranlagen wurde dieser auch geslict) erfolgte mit dem betriebstypischen Produktstrom und unter Einhaltung der üblichen Verweilzeiten an einzelnen Bearbeitungsstationen. Parallel dazu wurden an allen Verweil- und Bearbeitungsstationen Dummys und mikrobiologische Umfeldproben aus definierten Bearbei-

tungsfeldern (z.B. Luft, Wasser, Gerätschaft, Mitarbeiter etc.) entnommen. Die mikrobiologische Analyse wurde auf pathogene Leitkeime und Verderbniserregergruppen fokussiert. Die dabei gefundenen Pathogene wurden isoliert und werden zurzeit genetisch typisiert. Ziel dieser noch nicht abgeschlossenen Analyse ist es, Verbreitungswege von Pathogenen und Verderbniserregern nachzuzeichnen und daraus Erkenntnisse zur Eindämmung von Rekontaminaten zu gewinnen. In einem weiteren Projektschritt wurden Technologieanbieter aus der Fleisch-, Verpackungsund Hygienetechnologie eingeladen, den teilnehmenden Betrieben neuartige Techniken und Hygienisierungsmaßnahmen zu präsentieren und diese in den Betrieben anzuwenden. Diese Maßnahmen erfolgten zusätzlich zu von zuvor von Hygienefachberatern durchgeführten Stärken-Schwächen-Analysen in den Betrieben und empfohlenen Maßnahmen. Danach wurden die Dummy-Versuche wiederholt, um ein Differentialbild zu den Erstdurchläufen zu zeichnen und die Wirksamkeiten umgesetzter Maßnahmen zu belegen.

Aus den bisherigen Datenauswertungen wurden für das nun anstehende letzte Projektjahr einige Spezialthemen herausgearbeitet, die einer gesonderten Analyse unterzogen werden. Dazu zählen die Bewertung von Druckluft, neuartige Reinigungsmethoden (insbesondere Vernebelungen), thermische Sanierung von komplexen technischen Einrichtungen (z.B. Slicer), Insekten als Vektoren sowie die Bewertung von Handschuhen. Zusätzlich wird ein Schwerpunkt auf Milchsäurebakterien gelegt, deren Vorkommen und Verbreitung in den Dummy-Versuchen über alle Bereiche bestätigt wurde und die zu den wesentlichen Einschränkungsfaktoren für die Haltbarkeit von erhitzten Fleischwaren zählen. Das erklärte Ziel, einen Leitfaden für PRPs (prerequisite programs) in der Fleischwirtschaft zu erarbeiten, ist nach derzeitigem Projektstand in greifbare Nähe gerückt und soll mit Ende des dritten Projektjahres (Sommer 2017) vorliegen und zur Dissemination gebracht werden. Mag. Dr. Michael Stelzl, Geschäftsführer Hygienicum GmbH, Graz

©  FOTOLIA – PRESSMASTER

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ach dem Abschluss des Projektes „Pathogene Keime in der Fleischwirtschaft“, in dem die Eintrittswahrscheinlichkeiten und Abtötungsstrategien von pathogenen Primärkontaminaten tierischen Ursprungs im Vordergrund standen, widmet sich die Forschungsgruppe um die GLi (Gemeinnützige Lebensmittelinitiative Österreich) nun dem zweiten wesentlichen Hygienefaktor in der Fleischwarenproduktion – der Rekontamination. Dieses Branchenprojekt der Fleischwirtschaft wird durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert. Die zuvor schon erfolgreiche Konstellation der Zusammenarbeit wird unter der Schirmherrschaft der Lebensmittel­ akademie des österreichischen Gewerbes mit den Forschungspartnern Hygienicum, OFI und Universität für Bodenkultur fortgesetzt. Die Koordination der Forschungstätigkeiten liegt wieder bei August Staudinger und Partner. Die Ziele des Projekts definieren sich in der Erarbeitung eines Leitfadens mit Maßnahmen zur Verhinderung von Rekontaminationen bei Fleisch und Fleischwaren, der alle möglichen Einflussbereiche berücksichtigt. Insgesamt wurden dazu Themenfelder ausgewählt, die in drei Jahren wissenschaftlich bearbeitet werden: • Kreuzungen Rohprodukte/ Fertigprodukte • Kreuzungen zwischen Produktklassen • Prozesse (speziell Slicer-Abfolge, Entkeimung von Anlagen, Verpackungsprozesse) • Luft (elektrostatische Aufladung, Kontaminationen durch Luft, Stäube, auch Druckluft)

volume 40 | 05. 2016  ERNÄHRUNG | NUTRITION


34 firmenbericht company report

FRISCHE, ORIGINALITÄT, AROMA – WIE GUT SIND VERSCHLÜSSE FÜR GEWÜRZSTREUER WIRKLICH?

F

rischegarantie und Originalitätsschutz sind für Konsumenten ein entscheidendes Kaufargument. Lebensmittelproduzenten müssen ihre Kunden überzeugen können, dass ihre Ware sicher originalverschlossen und die Frische und Aromen der Lebens­mittel geschützt sind. Für Abfüller von Gewürzstreuern bieten sich verschiedene Wege, die Originalität des Inhalts sicherzustellen. Nicht alle Methoden sind dabei qualitativ gleichwertig, und es lohnt sich, die gängigen Systeme näher zu untersuchen. Prinzipiell unterscheidet man zwischen Schraubverschlüssen und Prellverschlüssen. Beide eignen sich gleichermaßen für PET- und für Glasbehälter, und beide können auf ähnliche Weise gegen nachträgliches Öffnen oder Manipulation geschützt werden. Schraubverschlüsse werden auf ein Gewinde am Behälter aufgeschraubt und können gewöhnlich auch wieder abgenommen werden. Manche Hersteller verhindern das nachträgliche Abschrauben und dadurch auch ein unbefugtes Öffnen. In den meisten Fällen aber lässt sich ein Schraubverschluss abschrauben. Man muss dann ergänzend eine Originalitätssicherung vorsehen, wie etwa Sleeves, Banderolen, Mündungsliner oder Kombinationen davon. Prellverschlüsse dagegen werden unter Druck über eine Kante am Glasrand gedrückt und lassen sich dann nachträglich nicht mehr händisch entfernen. Sie benötigen daher nicht unbedingt einen zusätzlichen Originalitätsschutz. Besonders aber für Streuverschlüsse mit zwei Deckeln müs-

sen Vorkehrungen am Prellverschluss getroffen werden, wenn nicht jeder Deckel für sich geschützt werden kann. Zusätzliche Maßnahmen für den Originalitätsschutz sind also fast immer sinnvoll und notwendig, denn sie tragen wesentlich zur Kaufentscheidung bei. Doch alle diese Maßnahmen sind mit Kosten verbunden, und letztendlich verursachen sie auch Müll auf der Verbraucherseite. Welche der möglichen Vorkehrungen ist denn nun aber auf Produzentenseite wirklich ratsam?

Das wirkt unhygienisch und könnte Kunden auf längere Sicht von Folgekäufen abhalten. Mündungsschutzvarianten a) Abb.3 und 7: Klebefolie Mündungsetikette (billig) b) Pressure sensitive (teuer) c) Induktionsfolie (zusätzliche Anlagen erforderlich)

Prellmündung mit Originalitätsschutz Diese Methode

umschließende Banderole od. Sleeve

– jederzeit unerkannt öffnen und wieder schließen. Manipulationen am Inhalt lassen sich nicht ausschließen. Konsumenten können sich daher nie sicher sein, ob sie nicht ein verunreinigtes Produkt kaufen.

Sleevefolie Eine rundum aufgebrachte Sleevefolie

Mündungsschutz mit Banderole Eine bewährte Methode ist das Aufbringen einer Mündungs­etikette

auf der Behälteröffnung zusätzlich zu einer umschließenden Banderole um den Schraubverschluss. Sollte der Schraubverschluss unbefugt geöffnet werden, würde die Banderole unweigerlich reißen.

Eine Manipulation wäre sofort offensichtlich. Allerdings bleiben hier auch Gewürze an der Klebestelle haften.

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ist zwar ein wirksamer und für den Konsumenten sichtbarer Schutz vor Manipulation, aber kein wirksamer Aromaschutz – die Gewürze verlieren relativ rasch ihr Aroma und sind bald unbrauchbar!

und die darunter liegende Mündungsetikette

stellt den derzeit wirkungsvollsten Originalitäts- und Aromaschutz für Gewürzgläser dar. Dabei ist aber auch die Form des Glases ausschlaggebend für die Wirksamkeit der Sleevefolie, denn nur wenn die Glaskontur gewölbt gestaltet ist – und die enge Folie sich daher beim Aufschrauben nicht über die breitere Wölbung schieben lässt – ist die Sicherheit des Inhalts gewährleistet. Anderenfalls lässt sich bei zylindrischen Gläsern der Verschluss samt Sleeve ohne weiteres vom Behälter ab- und wieder aufschrauben.

lassen sich – ohne zusätzliche Versiegelung durch eine

Ein effektiver Originalitätsschutz für herkömmliche Verschlusssysteme ist also weitgehend ausnahmslos nur mit nachträglichen Applikationen am Behälter und damit zusätzlichen Arbeitsschritten im Produktionsablauf verbunden.

Streuverschluss nur mit Mündungsetikette Diese Maßnahme ist sehr günstig und daher auch die häufigste am Markt. Dabei bietet sie kaum Sicherheit vor Manipulation, denn der Verschluss


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Dass das nicht zwingend so sein muss, war der Grundgedanke des Unternehmens Joma, als es sich zum Ziel setzte, einen Streuverschluss zu entwickeln, der im Abfüllprozess keine zusätzlichen Vorkehrungen erforderlich macht, der Kosten spart und Müll vermeidet – den DuoFlapperCap.

DuoFlapperCap Joma Vertriebs- und Marketingleiter Martin Riegler, MBA, erklärt zur Innovation seines Unternehmens: „Der DuoFlapperCap

ist ein neuartiger Streuverschluss, der wie gewohnt einfach von Hand oder maschinell auf den Behälter aufgebracht wird. Er kann dann allerdings wegen seiner Multirampenmündung nicht mehr vom Glas abgenommen werden, wodurch eine zusätzliche Mündungsetikette oder Liner nicht mehr zum Schutz des Inhalts notwendig sind. Ein speziell entwickelter Dichtkonus zwischen Glas und Verschluss bewirkt, dass dort keine wertvollen Aromen entweichen. Fixer Bestandteil des Verschlusses ist eine Originalitätsschutzlasche, die beide Deckel sicher mit dem Veschluss verbindet. Dies gibt dem Konsumenten die Sicherheit, dass am Produkt nicht manipuliert wurde.“ Joma ist mit dem DuoFlapperCap tatsächlich ein be-

eindruckend einfacher Streuverschluss gelungen, der sowohl einen wirkungsvollen Originalitäts- als auch Aromaschutz bietet, ohne dabei zusätzliche Rohstoffe und Energie in der Abfüllung zu verschleißen. Das schont nicht nur die Produktionsbudgets, sondern auch unsere Umnwelt – ein Aspekt, der für Joma besonders wichtig ist. In diesem Zusammenhang verweist Martin Riegler auf einen weiteren Umweltaspekt des DuoFlapperCaps: „Das Glas mit dem DuoFlapperCap kann ohne weiteres auch gemeinsam im Glascontainer entsorgt werden. Es ist wenig bekannt, dass Kunststoffreste im Glasrecycling keine negativen Einflüsse haben, da sie im Reinigungsprozess sehr leicht entfernbar sind.“ Abgesehen davon besticht der DuoFlapperCap in der Anwendung. Im Gegensatz zu den vielen anderen handelsüblichen Streuern bietet der DuoFlapperCap – wie der Name nahelegt – zwei vollständig aufklappbare Deckel (Abb. 10). Sie bleiben durch ein Aktivscharnier auch während der Verwendung offen und ermöglichen ein ungehindertes Streuen. Das Aktivscharnier unterstützt außerdem auch das Öffnen der einzelnen Deckel auch nur mit einer Hand. Ganz einfach lassen sich auch die Streugitter mit der Hand und ohne Hilfsmittel entfernen und zur großen Schüttöffnung erweitern (Abb. 11). So kann der Konsument die Dosierung der Gewürze seinen eigenen Bedürfnissen anpassen. Spezielle Dichtlippen stellen sicher, dass auch nach der Erstöffnung die wertvollen Aromen erhalten bleiben.

ALLERGENANALYTIK – NICHTS ENTGEHT DER LVA

D

ie Lebensmittel­ allergie ist eine immunologisch bedingte Überempfindlichkeit von Einzel­personen auf bestimmte Lebensmittelinhaltsstoffe. Um den Betroffenen die Möglichkeit zu bieten, den für sie problematischen Inhaltstoffen auszuweichen, wurden in der Lebensmittelinformations­ verordnung 1169/2011 Vor­ gaben zur Kennzeichnung der im Anhang II angeführten Zutaten („Allergene“) verankert. In der Allergenanalytik sind der Protein-basierte Nachweis (ELISA) und die DNA-basierte real-time-Polymerase Chain Reaction (rt-PCR) die Methoden der Wahl. Es bedarf einer sensitiven und hochspezifischen Analytik, um Lebensmittelallergene sicher qualitativ (mittels PCR) bzw. quantitativ (mittels ELISA) nachzuweisen. Enzyme Linked Immuno S orbent Assay (ELISA) be­ zeichnet ein antikörperbasiertes Nachweisverfahren, mit dessen H ­ ilfe allergene Proteine in einem Lebensmittel nachgewiesen werden können. Hierbei macht man sich die Eigenschaft von Antikörpern zunutze, sich spezifisch an den nachzuweisenden Stoff (Antigen = Allergen) zu binden. Diese Antikörper sind auf der Oberfläche einer ­Mikrotiterplatte ­fixiert. Bei Zugabe von Standard oder Probe wird das Allergen vom spezifischen Antikörper ­gebunden und es entsteht ein Antigen-Antikörper-­Komplex.

Durch eine Farb­ r eaktion wird der Antigen-­AntikörperKomplex sichtbar und somit messbar gemacht. Die Intensität der Färbung ist direkt proportional zur Konzentration des vorhandenen Allergens in der Probe und wird photometrisch bestimmt. Das heißt, dass sowohl das grundsätzliche Vorhandensein eines spezifischen Allergens nachgewiesen als auch dessen Menge quanti­ fiziert werden kann. Die PCR ist ein robustes molekularbiologisches Nachweisverfahren, mit dem geringste Spuren von DNA messbar sind. Der Nachweis allergener Lebensmittel/Lebensmittel­ inhaltsstoffe erfolgt über die Vervielfältigung eines für das jeweilige Allergen spezifischen DNA-Abschnitts. Das bedeutet, dass mittels rt-PCR in einem Schritt geringste DNA-Spuren mehrerer Allergene qualitativ erfasst werden können. Die LVA GmbH bietet als akkreditiertes Labor für ihre Kunden beide Analysenmethoden an. Das Analysenangebot umfasst allergene Lebensmittelzutaten wie zum Beispiel Soja, Senf, Sesam, Haselnuss, Mandeln, Sellerie (mittels PCR) sowie Milcheiweiß, Molkenprotein, Gluten, Walnuss und Eiprotein (mittels ELISA). Gerne erstellen wir für Sie ein maßgeschneidertes Angebot. Sie erreichen uns direkt unter service@lva.at oder telefonisch unter +43-2243-26622-4210.

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47 recht law

TERMINE __

27.–29.09. NÜRNBERG

04.–06.10.

08.–10.11.

LINZ

NÜRNBERG

FachPack 2016 Europäische Fachmesse für Verpackung, Technik, Veredelung und Logistik Messezentrum Nürnberg

GREENFOODS-Training Energieeffizienz und ­erneuerbare Energien in der Nahrungsmittel- und ­Getränkeherstellung

www.fachpack.de

www.green-foods.eu/training

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04.10.

16.10.–20.10.

28.11.

WIEN

PARIS

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FREI.Handel – Märkte im Spannungsfeld von TTIP, CETA & Co. Chancen und Risiken für die heimische Agrar- und ­Lebensmittelindustrie und ihre Konsumenten www.dielebensmittel.at

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SIAL 2016 27. Internationaler Lebensmittelsalon in Frankreich Parc des Expositions, Paris www.sialparis.com

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BrauBeviale 2016 – Investitionsgütermesse für die Getränkebranche Messezentrum Nürnberg www.braubeviale.de

WIEN

Kartell/Schaden/Ersatz Panel-Gespräch anlässlich der jüngsten KartG-Novelle PETER THYRI Competition Counseling & Research www.thyri.eu

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FORSCHUNG & ENTWICKLUNG

AUDITS & BERATUNG

SCHÄDLINGSKONTROLLE

LABORANALYSEN

Unsere Leistung Ihre Sicherheit. Als österreichisches Kompetenzzentrum für Lebensmittelsicherheit und Betriebshygiene agieren wir seit 1998 erfolgreich auf dem europäischen Markt. Unsere Erfahrung auf betrieblicher Ebene und Know-how in den Bereichen Lebensmitteltechnologie, modernster Labordienstleistungen, Consulting und die Vernetzung mit externen Partnern schafft unsere breite Kompetenz. Unsere Kunden sind für uns Partner, die wir begleiten. Der Nutzen ergibt sich aus der individuellen Erarbeitung von Lösungswegen zur Sicherung gesunder Lebensmittel. Kompetenz, Praxiserfahrung und unternehmerisches Denken für alles, was Lebensmittel ausmacht.

A-8055 Graz, Robert-Viertl-Straße 7 Tel.: +43/316/69 41 08, office@hygienicum.at

www.hygienicum.at


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