DIE ERNÄHRUNG VOLUME 41 | 05 2017

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KOSTBARE LEBENSMITTEL Abfallvermeidung in der österreichischen Lebensmittelindustrie DIE AKTUELLE STUDIE DES ÖSTERREICHISCHEN ÖKOLOGIEINSTITUTS ERHOB ERSTMALS DIE MENGE AN VERMEIDBAREN LEBENSMITTELABFÄLLEN IN DER ÖSTERREICHISCHEN LEBENSMITTELPRODUKTION. 121.800 TONNEN FALLEN HIER PRO JAHR AN. 35.600 TONNEN DAVON SIND RETOUREN VON BROT UND GEBÄCK AUS DEM LEBENSMITTELEINZELHANDEL. DIE ERHOBENEN DATEN SCHLIESSEN EINE WICHTIGE WISSENSLÜCKE UND HELFEN BEI DER VERMEIDUNG VON LEBENSMITTELABFÄLLEN. PHILIPP HIETLER

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as Interesse der Produzenten, entlang der gesamten Wertschöpfungskette nachhaltig verantwortungsvoll zu agieren und zu produzieren, steigt: Internationale Konzerne planen ihren Abfall bis 2025 zu halbieren. Bislang ließen drei internationale Studien aus Deutschland, Schweden und der Schweiz nur eine grobe Schätzung der Mengen und Gründe von Lebensmittelabfällen in der österreichischen Lebensmittelproduktion zu. Die Notwendigkeit einer fundierten Studie über die Menge und Zusammensetzung der Lebensmittelabfälle in der österreichischen Lebensmittelproduktion war ein zentrales Ergebnis des Stakeholder-Dialogs „Lebensmittel sind kostbar“ des BMLFUW.

121.800 Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle entstehen in der österreichischen Lebensmittelproduktion Die Erhebungen des Österreichischen Ökologie-Instituts ergaben, dass jährlich rund 121.800 Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle in der Lebensmittelproduktion anfallen – fast die Hälfte da-

von in der Branche Backwaren (51.700 Tonnen). 35.600 Tonnen davon sind Brot und Gebäck, die der Lebensmitteleinzelhandel im Zuge von freien Retourwaren an die Produzenten zurückschickt1. Abzüglich der Retourwaren Brot und Gebäck ergeben sich rund 86.200 Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle in der Lebensmittelproduktion! Vermeidbare Lebensmittelabfälle sind z.B. fertig verpackte Produkte, überlagerte Lebensmittel oder Retour- und freie Kommissionsware sowie verzehrfähige Rohprodukte, die aus verschiedenen Gründen entsorgt werden müssen. Ursachen für das Entstehen von vermeidbaren Lebensmittelabfällen sind: der Herstellungsprozess an sich, Retourwaren, Fehlund Überproduktion, Qualitätssicherung wie Rückstellmuster und Laborproben, Transport und Lagerungsschäden. Die Lebensmittelproduktion in Österreich erwirtschaftet 13,5 bis 20 Mrd. Euro Umsatz2 und besteht aus 3.500 Unternehmen. Davon zählen 250 zur Lebensmittelgroßproduktion (ab 50 Mitarbeiter und/oder über 250 Mio. Euro Umsatz), die 70.000 Arbeitneh-

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mer beschäftigen3. Die Studie wurde mit Hilfe der österreichischen Lebensmittelgroßproduktion umgesetzt. Weitergabe & Co.: Maßnahmen zur Lebensmittelabfallvermeidung Die Lebensmittelproduktion entwickelte bereits erfolgreich Maßnahmen, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden: ReWork und Weiterverarbeitung von Nebenprodukten, Investition in effiziente Technologie, Kontrolle der Lagerstände, Zielvorgaben und Monitoring von Retourwaren, Schulungen der Mitarbeiter, Weitergabe von nicht marktfähigen Lebensmitteln an Mitarbeiter, Verarbeitung in der Betriebskantine oder Spenden an soziale Einrichtungen. Trotz aller bereits umgesetzten Maßnahmen empfiehlt das Österreichische Ökologie-Institut, rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Weitergabe von Lebensmitteln erleichtern. Produkte, die nicht marktfähig, aber genusstauglich sind, sollen vermehrt sozialen Einrichtungen gespendet werden, auch wenn es sich um Markenprodukte oder Eigenmarken der Handelsketten handelt.


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