DIE ERNÄHRUNG VOLUME 41 | 03/04 2017

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LEADERSHIP MACHT ­ERFOLGREICH! Interview DIE ERNÄHRUNG SPRACH MIT MAG. DR. WOLFGANG HÖTSCHL, CEO VON KELLY ÖSTERREICH, ÜBER DIE UNTERSCHÄTZTE BEDEUTUNG VON WETTBEWERB UND FÜHRUNG FÜR DEN ERFOLG, ÜBER INNOVATION UND LEISTUNG SOWIE ÜBER DEN STANDORT ÖSTERREICH UND ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNGEN. OSKAR WAWSCHINEK

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ie Ernährung: Wie ist Ihr Unternehmen aufgebaut und auf die Zukunft ausgerichtet? Welche Schwerpunkte setzen Sie? Wolfgang Hötschl: Wir haben eine Vision, aber bei einer Reise dieser Art weiß man nie genau, wo sie hinführt. Es gibt jede Menge äußerer Einflüsse, die zu Änderungen führen. Das Wichtigste ist dabei die geistige Flexibilität aller Mitarbeiter und die Bereitschaft, aktiv zu werden, neu zu denken und ausgetretene Wege zu verlassen. Neben Betriebsmitteln und Investments ist daher Recruiting für die Zukunft sehr wichtig! Nicht die Hierarchie macht es aus. Wenn ein Unternehmen 300 Mitarbeiter und davon fünf Führungskräfte hat, haben die fünf keine Chance, wenn sich die 295 anderen nicht bewegen! Entscheidend ist dabei Vertrauen: Die Leistung anderer respektieren, und gemeinsame Verantwortung tragen. Wenn das Geld weg ist, die Fabrik weg ist und die Marke weg ist, aber die Spitzen-Mitarbeiter bleiben, ist man in 10 Jahren wieder am alten Stand! Immerhin gibt es in der Wirtschaft selten so blitzartige Entwicklungen wie im Sport – da kann eine Verletzung das

Ende einer Saison oder gar der Karriere bedeuten! Leadership ist in diesem Sinn das Vorleben! Leider fehlt das immer mehr! Es greift ein Individualismus um sich, bei dem nur mehr gefragt wird: „Geht es mir gut? Die anderen sind mir hingegen völlig egal.“ Das Miteinander im Sinne von „Alle für einen, einer für alle“ gibt es nicht mehr. Diese „alten“ Klischees haben ihren Grund, weil sie immer wieder funktionieren! Das ist in Familien dasselbe und selbst bei Start-up-Finanzierungen. Wenn dabei der Geschäftsführer das frische Geld als Erstes dafür verwendet, einen Porsche Cayenne zu kaufen, wird die Firma nicht zum Erfolg geführt werden können. Was haben Sie im Jahr 2017 geplant? Hötschl: Für 2017 haben wir verschiedene neue Produkte in der Pipeline. Denn Fast Moving Consumer Goods sind kein Slow Food, wie schon der Name sagt! In dem hart umkämpften Markt zählt Bewegung. Alle Produkte unterliegen einer Art Lebenszyklus, und wir müssen laufend neue Felder testen und rechtzeitig erkennen. Unsere Kernkompetenz bleibt dabei

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aber immer salziges, würziges Knabbergebäck. Der gesellschaftliche Trend, Salz zu vermeiden, hilft da nicht – aber wir bemühen uns nach Kräften, unsere Produkte noch bekömmlicher zu machen. Da geht es auch um Themen wie gesättigte und ungesättigte Fette und Sonnen­blumenöl. Wir wollen unsere Produkte adaptieren und verbessern, aber nicht unbedingt neue Kategorien schaffen. Die Brezelchips sind so ein Beispiel, wo uns das gut gelungen ist. Die haben einen knusprigen Chipsgeschmack mit weniger Fett. Das Mundgefühl ist dabei besonders wichtig. Im Gemüsebereich geht es ebenfalls um diese Innovation – einfach Karotten zu frittieren, ist zu wenig. Meinung und Realität klaffen da auseinander. Ein gebackener Gemüsebrei hingegen ist auch vegan und glutenfrei. Aber: Backen ist teurer als Frittieren. Also muss man anders denken: Nicht Kartoffel, sondern Karotten oder Pastinaken könnten interessant sein. Wir sind diesbezüglich bereit, ein gewisses Risiko einzugehen. Salzarme Erdnüsse sind auch eine Variante. Aber eine andere Würzung ist nicht gleich eine Innovation!


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