Zundschlüssel Vol5 , Sommer 2010

Page 1

Wintersemester 2010/11

ZÜNDSCHLÜSSEL

Semesterzeitung der Fakultät für Maschinenwesen rund um das Thema Soft Skills für Ingenieure

Wintersemester 2010/ 11

Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, etymologisch betrachtet bedeutet die Berufsbezeichnung Ingenieur „Festungsbaumeister“ und wird vom lateinischen Titel „ingeniarius“ abgeleitet, den auch Leonardo da Vinci trug. Der Ingenieursbegriff beschreibt im deutschen Sprachgebrauch heute wissenschaftlich ausgebildete Fachleute auf einem technischen Gebiet. Für die Berufsausübung muss in Deutschland die Ingenieurausbildung an einer Universität oder (Fach-) Hochschule erfolgen. Somit sind wir schnell beim Thema Hochschuldidaktik. Mit welchen Methoden lässt sich die Ingenieurausbildung am effektivsten gestalten? Betrachten wir die Entwicklung der Ingenieurausbildung in Deutschland, begegnen wir einem vielfältigen und einem sich stets erneuernden Gebiet. Hochschuldidaktisch bietet die Auseinandersetzung mit dem Thema umfangreiche For-

schungsmöglichkeiten. Auch die Einführung von Soft Skills/Schlüsselkompetenzen als Pflichtveranstaltung an der Fakultät für Maschinenwesen ist eine bereichernde Erweiterung. In diesem Zusammenhang ist eine ganzheitliche Lehre von großer Bedeutung. Aber wie lässt sich ganzheitliche Lehre gestalten? In dieser Ausgabe finden Sie Berichte von drei Lehrstühlen unserer Fakultät, die ihr Lehrangebot und ihre Methoden bereits umgestaltet haben und fachliche Kompetenzen mit sozialen Kompetenzen erfolgreich vermitteln. Kurz: In dieser Ausgabe bekommen Sie unter anderem einen Einblick zur Erweiterung der Ingenieurausbildung an der Fakultät für Maschinenwesen durch die Einführung von Soft Skills. Viel Spaß beim Lesen!

Duygu Brandstetter, M.A.

In dieser Ausgabe:

Impressum Zündschlüssel Heft 5, 10/10

Editorial

1

Soft Skills für Ingenieure - Erweiterung der Ingenieurausbildung

2

TUTOR forscht: Innovationswettbewerb des Tutorensystems Garching

2

Produktionsmanagement hautnah erleben

3

TUTOR konstruiert - Eindrücke zur Arbeit im Projektsemester

4

Ein Ziel der Bologna–Reform – Deklaration ist die „Employability“.

6

Soft-Skill-Veranstaltung „Training von Präsentationstechniken“

8

TUTOR Hilfsmittel im Alltag

9

TUM Career Service – Zeit für Karriere!

10

Arbeitsmotivation – Mit Herz, Hirn und Hand

11

Soft Skills in unserer Welt

12

Interkulturelle Kommunikation im Ingenieursstudium?

13

Reden wir über Softskills im Interview: Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann

16

Herausgeber: Fakultät für Maschinenwesen, TUM Erscheinungsweise: Halbjährlich (Anfang Winter-/Sommersemester) V.i.S.d.P und Redaktion: Duygu Brandstetter, M.A.; Maria Prahl, M.A. Soft Skills für Ingenieure Technische Universität München Fakultät für Maschinenwesen Soft Skills für Ingenieure Boltzmannstraße 15 D-85748 Garching brandstetter@mw.tum.de ISSN 1867-7274 Layout: Agnes Handfest Fotos: Soft Skills für Ingenieure - Fakultät für Maschinenwesen, pixelio.de, privates Fotomaterial der Gastredakteure Auflage: 250 Download unter www.softskills.mw.tum.de Druck: Firma Rapp-Druck GmbH Kufsteinerstraße 101 D-83126 Flintsbach a. Inn

1


Wintersemester 2010/11

Soft Skills für Ingenieure - Erweiterung der Ingenieurausbildung von Duygu Brandstetter, M.A.

Der Bologna-Prozess verfolgtunter anderem das Ziel, die Beschäftigungsfähigkeit zu fördern. Die Integration der sozialen Dimension stellt dabei eine übergreifende Maßnahme dar. Die Fakultät für Maschinenwesen erkannte die Wichtigkeit dieser Komponente in der Ingenieurausbildung bereits vor vielen Jahren. Auf eine Studenteninitiative hin wurde 1996 unter der Leitung des Lehrstuhls für Produktentwicklung das Tutorensystem Garching eingerichtet. Um den Anforderungen der BolognaVereinbarung umfassender nachzukommen wurde zum Wintersemester 2008/2009 die Studienleistung Soft Skills eingeführt. Die Bachelor- und Masterstudierenden der Fakultät für Maschinenwesen sind verpflichtet, durch den Besuch von mindestens zwei Veranstaltungen die erforderlichen vier bzw. fünf Credits in

diesem Bereich (vgl. FPSO) zu erwerben. Aus pädagogisch-psychologischer Sicht ist die Erlangung dieser Fähigkeit vor allem in Kleingruppen durch aktivierende Lehrund Lernmethoden möglich. Soft Skills Erwerb ist weiterhin eng mit intrinsischer Motivation verbunden und setzt somit voraus, dass Studierende die Möglichkeit haben müssen, je nach Bedarf und Bedürfnis, aus einem vielfältigen Angebotskatalog eine Veranstaltung besuchen zu können.

Unser Leitbild: „Ganzheitliche Lehre“ Das hochschuldidaktische Bild des Bereichs Soft Skills für Ingenieure an der Fakultät für Maschinenwesen der TUM sieht vor, die Ingenieurausbildung als ganzheitliche Lehre zu gestalten und versteht sich als integrativer Bestandteil des Studiums. Fach-

kompetenzen und Soft Skills werden stets miteinander verknüpft und durch aktivierende Lehr- und Lernmethoden vermittelt. Die Studierenden erleben diesen didaktischen Anspruch bereits im   Tutorensystem Garching, durch die Mitarbeit instudentischen Vereinen sowie durch Lehrstuhlangebote. Team- und Projektarbeit  mit fachlichem Hintergrund bilden die Basis der Veranstaltungen, die durch Integration und Erweiterung von gezielten Soft Skills  –  Bausteinen erweitert werden. Soft Skills im Rahmen des Studiums an der Fakultät für Maschinenwesen beinhaltet die Erweiterungfolgender Kompetenzen:

kulturelle Kompetenz. – Methoden– und Medienkompetenz wie Kreativitätstechniken, Präsentations-/Moderationsgeschick und Rhetorik sowie der adäquater Einsatz und der sichere Umgang mit den erforderlichen Medien. Die Handlungskompetenz stellt dabei die Schnittmenge der oben genannten Kompetenzen dar und kann nur durch die ganzheitliche Lehre optimal auf das Berufsleben vorbereiten.

– Soziale und persönliche Kompetenz  wie  Kommunikation, Teamarbeit, Teamführung,  Konfliktlösung,  Motivation, Überzeugungsfähigkeit, Reflexionsfähigkeit und Feedback, sowie inter-

TUTOR forscht: Innovationswettbewerb des Tutorensystems Garching Mach mit! Jung und kreativ fürs Alter: Unter dem Motto „Alter und Alltag“ könnt Ihr durch Eure Ideen Senioren in alltäglichen Lebenssituationen unterstützen. Tutees des Tutorensystems Garching sind aufgefordert, innovative Unterstützungsmöglichkeiten für alltägliche Anwendungen zu konzipieren. In Gruppen werden Ideen gesammelt, daraus ein Konzept abgeleitet und dieses in Form eines Modells einer Jury präsentiert. Bewertet werden Innovativität, Funktionalität und Präsentation. Der Wettbewerb findet am 2. Februar 2011 in der Fakultät Maschinenwesen der TU Garching unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann statt. Mit freundlicher Unterstützung der Firma Voith. Näheres unter: www.tutor-forscht.de

2

Produktionsmanagement hautnah erleben

von Dipl.-Ing. Johannes Pohl – Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften (iwb)

Seminar für Produktionsmanagement am iwb - Studierende lernen von Industriepartnern das Rüstzeug für ihre spätere Tätigkeit in der Industrie Eine Aufgabenstellung aus dem Produktionsmanagement, die es einerseits unter hohem Zeitdruck in Teamarbeit zu lösen gilt und andererseits deren Lösung verständlich und klar dem Kunden präsentiert werden soll. – Dies ist eine Situation, mit der die meisten Studierenden technischer Universitäten während ihres Studiums selten bis gar nicht in Berührung kommen, die jedoch in der Industrie auf der Tagesordnung steht und von Absolventen erwartet wird diese bewältigen zu können. Die Fähigkeiten, sich in eine Gruppe integrieren zu können, strukturiert Aufgaben zu lösen sowie überzeugend zu präsentieren, sind dabei wichtige Eigenschaften, um diese Anforderung zu erfüllen. Das Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften (iwb) hat sich mit dem „Seminar für Produktionsmanagement“ die Stärkung genau dieser Fähigkeiten zum Ziel gesetzt. In 5er-Teams gilt es, in zehn von jeweils unterschiedlichen Industriepartnern organisierten Terminen, Fallstudien aus dem Bereich Produktionsmanagement zu lösen. Diese fokussieren sich vor allem auf die praktische Anwendung sowie Vertiefung der Inhalte der Vorlesungen „Methoden der Unternehmensführung“ und „Fabrikplanung“. Die Konfrontation mit in der Praxis oftmals auftretenden Situationen, wie dem Erhalt von unvollständigen Informationen vom Kunden und die Möglichkeiten damit umzugehen, sind ebenso wichtige Bestandteile des Seminars. Dadurch soll den Studierenden ein Einblick in die Praxis und den dort gängigen Arbeitsmethoden ermöglicht werden. Zur Verbesserung der Präsentationstechnik und der Teamfähigkeit leiten die Teilnehmerin bzw. der Teilnehmer des Seminars mindestens zwei Mal im Laufe des Semesters eine Gruppe und präsentieren die Ergebnisse vor den Mitarbeitern der Industriepartner. Dadurch wird einerseits die Möglichkeit geschaffen, die eigene Teamfähigkeit zu reflektieren und andererseits die Situation geprobt, vor einem Kunden Ergebnisse zu präsentieren. Ausführliches Feedback hinsichtlich des Auftretens, der Foliengestaltung und des Präsentationsstils erfolgt durch die Industriepartner. Praxisberichte und Tipps für eine erfolgreiche Präsentation runden die einzelnen Termine ab. Die in den Fallstudien gewonnen Erkenntnisse werden von den Studierenden dann gezielt im Zuge einer Projektarbeit umgesetzt. In Gruppen bis zu acht Personen gilt es, im Laufe des Semesters eine Projektarbeit zur Neugestaltung einer Fabrik durchzuführen. Dabei müssen die Studierenden sich innerhalb ihrer Gruppe selbst organi-

sieren. Es gilt mit Methoden des Projektmanagements sowie Kreativtechniken die Aufgabenstellung strukturiert anzugehen und zu lösen. Die Erstellung und das Halten einer Vorstandspräsentation sowie die Reflexion der gruppendynamischen Prozesse bilden den Abschluss des Seminars. Das „Seminar für Produktionsmanagement“ bietet den Studierenden die Möglichkeit, die in den Vorlesungen gelernten Methoden des Projektmanagements, der Fabrikplanung und der Unternehmensführung praktisch zu erproben, die eigenen Stärken und Schwächen im Bereich der Präsentationstechnik und Teamfähigkeit zu erkennen sowie daran zu arbeiten.

Weitere Details sowie Anmeldung zum Seminar unter: www.iwb.tum.de Dipl.-Ing. Johannes Pohl johannes.pohl@iwb.tum.de Tel. 089 289 15448

3


Wintersemester 2010/11

TUTOR konstruiert – Eindrücke zur Arbeit im Projektsemester

von Dipl.-Ing. Katharina Helten und Dipl.-Ing. Markus Steinhauer – Lehrstuhl für Produktentwicklung (Tutor-Betreuer im WiSe 09/10) Für jeden Tutorjahrgang ist der Konstruktions- (bzw. Forschungs)wettbewerb der Höhepunkt des ganzen Jahres. Für einen Zeitraum von ca. zehn Wochen werden die Gruppen zu Projektteams. Unter Zeitdruck müssen sie eine an sie gestellte Aufgabe mit definierten Rand-

an den Start bringen zu müssen und dieses auch zu schaffen, wird von den Teams immer als großer Erfolg wahrgenommen. Außerdem zeigen sich die Gruppen sehr kreativ – sei es bei der Lösungssuche als auch bei der Bewältigung diverser Probleme wie der Materialbeschaffung.

Zunächst einmal fällt das ungemein große Engagement auf, das die meisten Studierenden zeigen. bedingungen (bei TUTORkonstruiert) bewältigen – von der Durchdringung der Aufgabe über die Generierung von Lösungskonzepten und Materialbeschaffung bis hin zur prototypischen Umsetzung. Obgleich die Aufgabe aus systemtechnischer sowie industrieller Sicht vordergründig einfach scheint, birgt sie Herausforderungen und Probleme, die auch später in der beruflichen Praxis alltäglich sind und daher im Rahmen der universitären Lehre vermittelt werden müssen. Um der Frage nachzugehen, inwieweit Studierende zu Beginn ihres Studiums bereits ein Verständnis zu Prozessen und Projekten aufbauen, beschrieben die Tutoren des letzten Konstruktionswettbewerbes das Vorgehen ihrer Gruppen während der Projektphase anhand eines Fragebogens, der von den Autoren erstellt wurde. Dabei lag ein besonderes Augenmerk auf der Analyse, wie engagiert und/oder systematisch die Gruppen in ihrer Arbeit vorgehen, wie sie zu Lösungen gelangen (Lösungsgenerierung und –bewertung) und wie die Umsetzung vorangetrieben wird. Zunächst einmal fällt das ungemein große Engagement auf, das die meisten Studierenden zeigen. Endlich dürfen sie etwas bauen, können die ersten Vorlesungsinhalte anwenden, Zeichnungen erstellen, in Werkstätten Prototypen aufbauen. Auch wenn die Teamarbeit einige Herausforderungen mit sich bringt, auf die später genauer eingegangen wird, spornt sie meist an. Eine selbst entworfene und gebaute Maschine bei einem Wettbewerb

4

Die Motivation ist ausgesprochen hoch. Aber die Frage bleibt, ob die Studierenden die Mechanismen des Projektmanagements erkannt

bewältigen? Und erkennen sie, dass bestimmte formalisierte Prozesse in großen Systemen wie einem Unternehmen notwendig sind? Im Folgenden werden daher ein paar Eindrücke aufgeführt. Obgleich ein Wettbewerb von seinen Regeln lebt, wurden die Anforderungen, die durch das geltende Regelwerk beschrieben waren, oft erst spät in die Lösungsgenerierung eingebunden. Zudem wird die Klärung von Anforderungen an die Konstruktion meist bereits mit ersten Lösungsideen vermischt. Auch wenn dieses Phänomen auf Mikroebene sicherlich fast nicht zu vermeiden ist und sogar zu mehr

festzulegen, ohne die gegebenenfalls vorhandenen Schwachstellen selbiger zu berücksichtigen. Der in der Wirtschaft meist entscheidende Faktor „Kosten“ wurde ebenfalls meistens ausgeblendet und oftmals dadurch begründet, dass die Teams auf die ein oder andere Weise noch mit einem Sponsoring rechneten. In einigen Fällen gerieten die Kosten sogar über weite Strecken des Projektes gänzlich aus den Augen. Auffallend ist weiterhin, dass Recherchen zu ähnlichen Produkten, Prinzipien o.ä. nur mangelhaft durchgeführt werden. Begründet durch die hohe Begeisterung und den Glauben an die

setzt. Die notwendige Absicherung im Vorfeld als Teil der Verifikation entfällt. Auch wenn der Zeitrahmen sehr straff gesteckt ist, könnten zumindest einzelne Komponenten oder Baugruppen getestet werden. Aus Konzept-

Bestandteil des Fragebogens, sollte aber sicherlich Inhalt weiterer Untersuchungen sein. Als durchaus realistisch ist der Grad der (örtlichen) Verteilung einzuschätzen, den die Gruppen zu bewältigen haben. Man trifft

gebnisse, ggf. mit einem Moderator, sich oft nicht anschloss. Obgleich der Zeitraum für die Konstruktion sehr überschaubar ist im Vergleich zu realen Projekten, fällt es den Studenten schwer, Zeitpläne einzuhalten

sich in der Uni, „zufällig“ in Vorlesungen, muss aber oftmals auch bestimmte Arbeitspakete in Einzelarbeit bearbeiten. Gemäß der aktuellen Einschätzung in der Literatur, nutzen die Studenten viele virtuelle Werkzeuge, um miteinander zu kommunizieren. So werden Internetforen und Teamspaces eingerichtet. Über Server werden Dateien unterschiedlicher Formate, meist Excellisten oder eingescannte Zeichnungen, versendet. Es bestätigt den Trend, dass die nächste Generation von Ingenieuren noch stärker auf virtuelle Werkzeuge baut. Dieses kann jedoch auch zu Konflikten zwischen Teammitgliedern unterschiedlicher Vorkenntnisse oder Kompetenzen führen. So stellte es sich z.B. als problematisch heraus, dass viele Teammitglieder, z.B. bedingt durch technische Einschränkungen, seltener als andere Zugang zu virtuellen Werkzeugen haben, so dass eine ausführliche Diskussion der Er-

(erstellt werden sie zu Beginn meistens schon) und vor allem Verzögerungen jeglicher Art einzuplanen. Zu diesen gehören z.B. Lieferschwierigkeiten oder Werkstattengpässe. Hinsichtlich der Teamzusammensetzung sind viele Aspekte des beruflichen Alltags auch in diesem Projekt zu finden. Teammitglieder verfügen über unterschiedliche Kompetenzen (sozial wie technisch). Es gibt Unterschiede zwischen Fachexperten und Generalisten in Ansichten und Sprache sowie Probleme mit der technischen Ausstattung. Probleme durch andere Termine wie Praktika und Freizeitengagement, die später in einer Multiprojektumgebung vor allem die Priorisierung unterschiedlicher Aufgaben betrifft, führen zu Konflikten. Wie können wir als Lehrende also das Prozess- und Projektverständnis der Studierenden steigern? Wir denken, dass es zunächst einmal gilt, sie ihre ei-

Zusammenarbeit im Team lernen

Teilnehmer des TUTOR konstruiert-Wettbewerbes im SS 2010

haben, ob sie in der Lage sein werden, auch Projekte, die auf den ersten Blick „unsexy“ sind, in Zukunft zu meistern? Unsexy, weil sie komplex, lang oder auch fachfremd sind. Insbesondere bei geringer Erfahrung mit Projektmanagement oder methodischer Produktentwicklung treibt vor allem Motivation an, die oft dann auch über mangelnde Effizienz hinweg hilft. Lernen die Studenten aus dem Wettbewerb, dauerhaft viele Projekte gut zu

Ideen führen kann, so muss sich doch auf Makroebene stets bewusst gemacht werden, welche Randbedingungen die jeweilige Phase gerade vorgibt. Kommt es zu einer solchen Vermischung, verläuft die Lösungssuche von Beginn an nicht neutral und engt dadurch den möglichen Lösungsraum bereits früh ein. In einem solchen Falle ist es schwer, Alternativlösungen ausgiebig zu diskutieren. Die Gefahr dabei ist, sich zu früh auf Grundkonzepte

Einzigartigkeit der Teamleistung scheint es, als stürzten sich die Studierenden lieber direkt in ihre Konstruktionen. Folge dessen ist jedoch sehr häufig eine nur unzureichend durchgeführte Abschätzung von Schwachstellen bzw. die nur sporadisch in Betracht gezogene Weiterentwicklung von bestehenden (bewährten) Konzepten. Erstaunlicherweise werden zahlreiche Konstruktionen erst am Tag des Wettbewerbs unter realen Bedingungen einge-

sicht fällt auf, dass die Teams in den meisten Fällen direkt in Gesamtkonzepten denken. Selten wird die vorhandene Aufgabenstellung in kleinere Teillösungen aufgeteilt, um diese gezielt zu optimieren. Dies geschieht wenn dann nur gegen Ende, meist aus Zeitnot. Wurden eingangs bereits die Kosten als eine Hauptanforderung erwähnt, fällt weiterhin auf, dass es kaum Beispiele dafür gibt, dass es zu einer systematischen Konzeptbewertung kommt, die sich an vorher bestimmten Kriterien orientiert bzw. anhand einer Anforderungsliste erfolgt. Gerade in dieser Phase zeigt sich, dass Aspekte wie soziale Stellung und Gruppendynamik für die Wahl des Lösungsweges sowie bei Entscheidungen zur Konzeptauswahl maßgeblich sind. Inwieweit diese, durch die im Rahmen des Programms vertieften Kenntnisse zu Soft Skills, professioneller als ohne Vorerfahrung gelöst wurden, war nicht

genen Erfahrungen machen zu lassen. Im Rahmen der Tutorsystems wäre eine Art „Warm-UpVorlesung“ anzustreben, die die wichtigsten Phasen einer Entwicklungsaufgabe beschreibt, sowie Methoden und Werkzeuge vorstellt, die dann gezielter eingesetzt werden können. Außerdem könnten Lösungen des Vorgängerjahrgangs genutzt werden, um die Vorgehensweise anschaulicher darzustellen. Zudem könnte die Reflexionsphase der Wettbewerbe ausgeweitet werden. Vorstellbar wäre beispielsweise, dass die zum Erwerb der Creditpunkte notwendigen Berichte um entsprechende Passagen ergänzt würden. Neben den TUTOR-Wettbewerben gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, Projekterfahrung während des Studiums zu sammeln – (Team-)Studienarbeiten, die Arbeit in studentischen Vereinen oder das Fachpraktikum. Wichtig scheint bei allen derartigen Projekten vor allem die Reflexion über den Verlauf. Gerade bei Studienarbeiten sollte den Studierenden auch ein detailliertes Feedback über ihre Vorgehens- und Arbeitsweise gegeben werden. Außerdem müsste darüber nachgedacht werden, wie sich Studierende über ihre ersten Praxiserfahrungen austauschen könnten. Eine Art Kamingespräch oder eine Präsentation des Erlernten nach dem Fachpraktikum wäre ein erster Schritt auf diesem Weg. Hier könnten die Studierenden mit Professoren oder Assistenten diskutieren, insbesondere über die Dinge, die sie vielleicht in Zukunft verändern möchten. Dies könnte eine zusätzliche Motivation für die Arbeit in der Industrie liefern. Denn auch wenn Lehrende aus dem Nähkästchen plaudern und ihre, im Laufe der Zeit gesammelten Erfahrungen aus der Praxis weitergeben - der Mensch lernt doch vor allem durch Selbsterfahrung und –reflexion! An dieser Stelle sei noch einmal den Tutoren des WS 2009/2010 herzlich für ihre Unterstützung gedankt!

5


Sozialkomp

lassen sie sich leh Wintersemester Wie 2010/11

Sozialkompetenzen von Hanna Löhmannsröben, Dr. Peter Wex Wie lassen sie sich lehren und prüfen? Nachdruck mit freundlicher Genehmigung aus: Forschung und Lehre Ausgabe 03/10

Ein Ziel der Bologna-Deklaration ist die „Employability“. Damit der einzelne Student schließlich „beschäftigungsfähig“ ist, sollen nicht nur akademische, sondern auch soziale bzw. methodische Kompetenzen geprüft werden. Doch geht das überhaupt? Und wenn ja, wie? Ein erfolgreicher Studienabschluss im Bachelor und Master bescheinigt den Studierenden, das Lernziel erreicht, also die in den Modulen benannten Qualifikationsziele und die genannten Kompetenzen erworben zu haben. Trifft diese Aussage zu? Kann mit einer Klausur oder einer Hausarbeit, den häufigsten Prüfungsformen, z.B. der Erwerb einer Sozialkompetenz, nachgewiesen werden? Welche Kompetenzen werden mit einer mündlichen Prüfung festgestellt? Oder allgemeiner: Mit welchen Prüfungsformen können welche Kompetenzen erfasst werden?

muss also z.B. sicherstellen, dass analytisches, bewertendes und konzeptentwickelndes Verständnis in der Prüfung abgerufen werden kann. Damit wird von vornherein die schriftliche Prüfungsform differenzierter zu betrachten sein. Die personale Komponente muss hinzukommen – anders als in der Klausur. Zur Selbstkompetenz gehören z.B. Selbstreflexion, Stressbewältigung, Zeit- planung, Arbeitsorganisation und Selbstregulation von Bedürfnissen, Gefühlen, Gedanken und Verhaltensweisen. Die Anforderungen an geeignete Prüfungsformen steigen. Mit einer Klausur oder Hausarbeit wird bestenfalls ein Teil der Fähigkeit zur Selbstregulierung erfasst. Das gilt ebenso für Stressbewältigungssituationen. Indirekte Prüfungen – etwa Feststellungen über vermutete Teamleistungen bei einem Gruppenreferat –

Notwendige Standardisierung Die zu entwickelnden Indikatoren für Sozialkompetenzprüfungen müssen Rückschlüsse auf das Vorhandensein von Sozialkompetenzen erlauben. Nur diejenigen Prüfungsformen dürfen angewendet werden, die Erkenntnisse über Sozialkompetenzen aus den gezeigten Handlungen (Prüfungsgeschehen!) in konstruierten, typischen, relevanten und zuvor gelehrten Praxissituationen des Berufsfeldes erlauben. Geeignete Schritte zur Standardisierung wären: – Definition und Beschreibung einzelner Verhaltensdimensionen der zu prüfenden Sozialkompetenz – Entwicklung von Indikatoren für das Vorhandensein jeder einzelnen Verhaltensdimension. Dabei kann auf die Deskriptoren für die Kategorien Wissen, Verstehen und Können zurückgegriffen werden unter Einbeziehung des deutschen und europäischen Qualifikationsrahmens für Hochschulabschlüsse und lebenslanges Lernen sowie angelsächsischer Literatur (vgl. z.B. Moon, 2002, The Module and Programme Development, Handbook). – Auswahl geeigneter Praxissituationen für die Lehre und das Training der einzelnen Verhaltensdimensionen in der Lehrveranstaltung – Konstruktion geeigneter Praxissituationen für die Performanz der Studierenden in der Prüfung und daraus abgeleitet – Entwicklung geeigneter Dokumentationsformen von Prüfungsinhalt und -ergebnis.

Beschäftigungsbefähigung herstellen Die Beschäftigungsbefähigung, die „Employability“ Studierender herzustellen ist ein zentrales, erklärtes Ziel der Bologna- Deklaration. „Employability“ meint die Ausbildung akademischer Kompetenzen mit beruflicher Relevanz und grenzt sich ab von der Berufsbefähigung, die in engerer Definition lediglich den spezifischen Beruf im Blick hat. Die Feststellung von Kompetenzen, erst recht die Prüfung von Kompetenzen, stellt eines der schwierigsten Themen in den Wissenschaftsdisziplinen dar. Gleichwohl ist jede Hochschule verpflichtet, Kompetenzprüfungen zu beschreiben und durchzuführen. Am Ende eines jeden Moduls dokumentieren die Lehrenden, dass und welche Kompetenzen die Studierenden erworben haben.

Herausforderung „methodische Kompetenzen“ Kompetenzen lassen sich allgemein in fachbezogene und überfachliche Kompetenzen gliedern. Relativ verlässlich und praxiserprobt ist die Feststellung und Prüfung von fachlichen Kompetenzen. Die Abfrage der Fachkompetenz korrespondiert unmittelbar mit dem Wissensbestand des Fachgebiets. Ist dieser festgelegte Wissensbestand verstanden und wiedergegeben? Daraus leitet sich ebenso unmittelbar die Folgerung ab, dass eine Klausur oder Hausarbeit geeignet ist, die Fachkompetenz in dem jeweiligen Fachgebiet nicht allein abzufragen, sondern auch ablesbar nachzuweisen. Etwas herausfordernder ist es, methodische Kompetenzen festzustellen, also z.B. die Fähigkeit, analysieren oder bewerten zu können oder Konzepte zu entwickeln. Im Gegensatz zum Faktenwissen enthält der Nachweis von Analyse- und Bewertungskompetenzen einen komplexeren Vorgang, der auch komplexer zu prüfen ist. Die hier gemäße Prüfungsform

6

bloßen Prüfung. Dieses Gesamturteil könne nur abschließend und durch eine vollständige Einbeziehung der gesamten Persönlichkeit erfasst werden. Andere hingegen prüfen Sozialkompetenzen spezifisch. Dabei können aus unserer Sicht vier Verfahren unterschieden werden: - „Summarische Sozialkompetenz-Eingangsprüfung“: SozialkompetenzPrüfung zu Studienbeginn, um die generelle Sozialkompetenz als Studienvoraussetzung zu überprüfen - „Modulintegrierte Sozialkompetenz- Prüfung“: SozialkompetenzPrüfung ist integriert in mehrere oder alle Module - „Additive Sozialkompetenz-Prüfung“: Sozialkompetenz-Prüfung in einem oder mehreren zusätzlichen Modulen ausschließlich mit dem Fachinhalt Sozialkompetenzvermittlung - „Summarische Sozialkompetenz-Abschlussprüfung“: SozialkompetenzPrüfung zum Studienabschluss mit Aufnahme des Ergebnisses in das Diploma Supplement. Und die Sozialkompetenzen der Prüfenden? Zu Recht wird gefordert zu untersuchen, welchen Einfluss die Sozialkompetenzen der Prüfenden auf die Vermittlung des Stoffes haben, sei es, dass die Sozialkompetenzen nur gering vorhanden oder besonders stark ausgeprägt sind. Diese Ausgangslage bestimmt das Prüfungsgeschehen in hohem Maße mit.

sind riskant. Hier wird zu den personalen Elementen ein situatives Moment hinzutreten, das abgeprüft werden muss. Eine mündliche Prüfung oder ein Rollenspiel erscheinen damit von vornherein geeigneter als die häufigste Prüfungsform „Klausur“. Sozialkompetenzen zu prüfen stellt eine besondere Herausforderung dar. Hierunter werden – bei allen Unterschieden – die Fähigkeiten des Umgangs mit Personen und Personengruppen gezählt. Das sind Kommunikationsvermögen, Konfliktfähigkeit, Empathie, Kooperations- und Vernetzungsfähigkeit, kulturelle Kompetenz sowie die Fähigkeit, Arbeits- und Lernbeziehungen zu gestalten.

Vier Formen der Sozialkompetenzprüfung Bei dem Nachweis von Sozialkompetenzen kommen Skeptiker wie Optimisten gleichermaßen zum Zuge: einerseits wird die Auffassung vertreten, die Sozialkompetenz entziehe sich einem Nachweis, vollzogen in einer

„Die Lehrveranstaltungen müssten konsequent vom Ende her geplant werden.“ Konkret angewendet würde eine derartige Standardisierung z.B. Folgendes bedeuten: Der Sozialkompetenz „Konfliktfähigkeit“ wird u.a. die Fähigkeit zugeordnet, deeskalierend zu wirken. In einer Prüfungssituation handeln zwei (nicht zu prüfende) Personen als Jugendliche, der eine droht dem anderen Prügel an, wenn dieser nicht sofort sein Handy herausgibt. Der Prüfling hat die Aufgabe, konkret in dieser Situation als Sozialarbeiter zu handeln. Indikatoren deeskalierenden Verhaltens sind z.B. ruhige Stimmführung, verbale Klarheit und Eindeutigkeit, zugewandte Körpersprache, zielorientiertes Einwirken auf beide Beteiligte. Die Prüfenden kreuzen während der zehnminütigen Prüfung auf einer Checkliste an, welche Indikatoren im Verhalten des Prüflings in welchem Ausmaß beobachtbar sind. Geprüft wird also nicht allein das Wissen über deeskalierendes Verhalten. Bewertet wird nicht nach einem vagen Eindruck des gezeigten Verhaltens. Vielmehr werden die gezeigten Handlungen und Einstellungen geprüft und

bewertet, und zwar in konstruierten und typischen Praxissituationen des fachspezifischen Berufsfeldes. Zusätzlich: Die Sozialkompetenzvermittlung und -prüfung stellt im Bolognaprozess (aber nicht nur dort) einen Entwicklungsprozess | H A N N A dar, L Öder H Msich AN N S RÖB E über die Dauer eines Moduls,Ein vielleicht sogar über das gesamte Studium erZiel der Bologna-Deklaration ist die „Employability dent schließlich „beschäftigungsfähig“ ist, sollen nich streckt. Deshalb muss die Lernausgangslage erfasst werden, d.h. eine Festdern auch soziale bzw. methodische Kompetenzen ge stellung darüber, über welche Sozialkompetenzen Studierende zu Beginn überhaupt? Und wenndes ja, wie? des Lernprozesses verfügen.das Nach der Strukturierung gemeinsamen Lernweges im Semester ist abschließend das Lernergebnis festzustellen.

E

in erfolgreicher Studienabsenschaftsdisz schluss im Bachelor und Master jede Hochsch Konsequenzen für Prüfung und Akkreditierung bescheinigt den Studierenden, tenzprüfunge das Lernziel erreicht, also die in den durchzuführe Schließt man sich den geschilderten gelangt man zu einer Modulen Schritten benanntenan, Qualifikationsziele Moduls doku neuen Sicht des Prüfungsgeschehens. Die Lehrveranstaltungen würden und die genannten Kompetenzen erdass und welc unter sehr starker Berücksichtigung konsequent vom Ende worbendes zuAbschlusses haben. Trifft diese Aussage dierenden erw her geplant, nämlich von den Damit zu?festzustellenden Kann mit einer Lernergebnissen. Klausur oder einer wäre die qualitative Wechselwirkung von und Prüfungserfolg Hausarbeit, denLernhäufigsten Prüfungsfor- di- Herausfo men, z.B.einer der Erwerb einer Sozialkomdaktisch konstituiert. Zugleich wäre der Forderungen aus studenti- dische K petenz, nachgewiesen Welche Kompetenzen schen Protestaktionen im Wintersemester 2009/10werden? Rechnung getragen, Kompetenzen werden mit einer mündlifachbezogene mit denen unter anderem die Prüfungsausgestaltung vehement kritisiert chen Prüfung festgestellt? Oder allgepetenzen glie wird. Es erstaunt in hohem Maße, welches offensichtliche Desinteresse die meiner: Mit welchen Prüfungsformen und praxiser Adressaten kompetenzorientierter Prüfungen, Prüfer wie Akkreditierungskönnen welche Kompetenzen erfasst und Prüfung agenturen, an diesem Thema haben. Obwohl für die Akkreditierung zwinwerden? zen. Die Abf gend gefordert wird, ein Studiengang müsse die zu vermitteln- den Fach-, korrespondie Methoden-, Lern- und soziale Kompetenzen benennen, ebenso die Arten Beschäftigungsbefähigung Wissensbesta der Leistungsnachweise im Prüfungsverfahren, sehen die Akkreditierungsherstellen dieser festgel agenturen in der bloßen modularen Darstellung die Aufgabendie als„Emerfüllt an. Die Beschäftigungsbefähigung, standen und Man kann an dieser Stelle schon fragen,Studierender was eine Akkreditierung eigentployability“ herzustellen ist leitet sich ebe lich wert ist, wenn Qualitätsstandards eingefordert ihre Erfüllung ein zentrales, erklärtes werden, Ziel der Bolognarung ab, dass Deklaration. „Employability“ meint beit geeignet aber nicht einmal pauschal oder ansatzweise überprüft wird. Der die Auftrag Ausbildung Kompetenzen dem jeweilige der KMK, Qualität in Lehre und Studiumakademischer durch unabhängige Agenturen zu mit beruflicher Relevanz und grenzt sich abzufragen, befördern und sicherzustellen, läuft hinsichtlich der Kompetenzfeststellunab von der Berufsbefähigung, die in ennachzuweisen gen weitgehend ins Leere. gerer Definition lediglich den spezifiEtwas her schen Beruf im Blick hat. Die Feststelthodische Ko lung von Kompetenzen, erst recht die also z.B. die F Prüfung von Kompetenzen, stellt eines bewerten zu der schwierigsten Themen in den Wisentwickeln. Im

Hanna Löhmannsröben ist Pro

Dr. Peter Wex ist Experte für d wicklung an der FU Berlin gel

Die beiden Autoren erreichten de des vom Stifterverbandes Lehre“. Hanna Löhmannsröben Dr. Peter Wex

Über die Autoren: Hanna Löhmannsröben ist Professorin für Heilpädagogik an der Evangelischen Fachhochschule Berlin. Dr. Peter Wex ist Experte für den Bologna-Prozess. Er hat die Arbeitsstelle Bildungsrecht und Hochschulentwicklung an der FU Berlin geleitet. Die beiden Autoren erreichten mit dem Konzept „Kompetenzorientierte Prüfungsformen“ 2009 die Finalrun- de des vom Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft durchgeführten Wettbewerbs „Exzellenz in der Lehre“.

7


Wintersemester 2010/11

Soft-Skill-Veranstaltung „Training von Präsentationstechniken“

TUTOR Hilfsmittel im Alltag

In der Industrie ist das Erarbeiten exzellenter fachlicher Ergebnisse ledig- den dem Publikum Fragen gestellt. Der Kandidat, der die Frage beantworlich der erste Schritt zum beruflichen Erfolg. Im zweiten Schritt müssen ten sollte, wurde gewählt, indem ein kleiner Ball ins Publikum geworfen Vorgesetzte von neuen Lösungskonzepten überzeugt und Kollegen zur Mit- wurde. arbeit motiviert werden. Dazu sind soziale Kompetenzen unerlässlich. Eine andere Gruppe hat bei der Gestaltung Ihres Vortrags auf den Einsatz Aus diesem Grund ist die Fakultät für Maschinenwesen der Technischen von MS Powerpoint verzichtet und alternativ das Präsentationsprogramm Universität München bestrebt, ihren Studierenden neben einer exzellenten Prezi verwendet. Mit Hilfe dieses Mediums lassen sich Inhalte dynamifachlichen Ausbildung auch soziale Kompetenzen zu vermitteln. In den Di- scher darstellen. Dies hat die Aufmerksamkeit der Zuhörer gesteigert. plomstudiengängen wird dies vor allem durch Praktika erreicht, bei denen Die letzte Vortragsgruppe hat während ihres Vortrags ein Experiment präStudierende selbstständig in Gruppen Projekte bearbeiten, ihre Ergebnisse sentiert, mit dem Sie für das Publikum den Einsatz von Lean-Methoden im Plenum präsentieren und untereinander kritisch diskutieren. zur Reduzierung von Rüstzeiten veranschaulicht hat. Beim dem in der Die Umstellung der Diplomstudiengänge auf Bachelor- und Masterstudi- Vorlesung simulierten Prozess handelte es sich um das Backen von Plätzengänge im Rahmen des Bologna-Prozesses wurde von der Fakultät ge- chen. Im ersten Teil des Experiments wurde die Zubereitungszeit gemesnutzt, um das Erlernen sozialer Kompetenzen auch formell zu einem Teil sen, wenn die Herstellung des Teigs, das Ausstechen der Plätzchen, die der Ingenieursausbildung zu machen. Laut der neuen Prüfungsordnungen Vorbereitung des Blechs und das Backen bei jeder Charge konventionell ist der Erwerb sozialer Kompetenzen für Studierende von Bachelor- und sequentiell erfolgen. Anschließend wurden entsprechend der Lean-PrinziMasterprogrammen Teil der Leistung, die im Rahmen eines Studiums zu pien Teigzubereitung und Backvorgang verschlankt und parallelisiert. Im erbringen ist. Um für die Erfüllung dieser Verpflichtung ein Angebot zu zweiten Teil wurde der Backprozess erneut simuliert. Die Zubereitungszeit machen, wird seit dem Sommersemester 2010 am iwb die neue Soft-Skill- wurde wieder gemessen und eine signifikante Reduzierung konnte gezeigt Veranstaltung „Training von Präsentationstechniken“ angeboten. Diese werden. ist Teil eines neuen Vorlesungskonzepts und ergänzt die Vorlesung „Fa- Die teilnehmenden Studierendengruppen haben die Soft-Skill-Veranstalbrikplanung“ von Professor Reinhart, dem Leiter des iwb. Im Rahmen der tung „Training von Präsentationstechniken“ positiv bewertet. Den GrupVeranstaltung und dem neuen Konzept entsprechend bietet Professor Rein- pen hat vor allem gefallen, dass sie ihre Vorträge mit Professor Reinhart in hart ausgewählten Studierendengruppen die Möglichkeit, in seine Rolle einem persönlichen Gespräch abstimmen und somit seine Erfahrungen zur als Dozent zu schlüpfen. Die Gruppen bestehen aus drei Studierenden und Verbesserung ihrer Präsentationstechnik nutzen konnten. einem Teamleiter und erhalten die Aufgabe, definierte Vorlesungsinhalte Im Sommersemester 2011 wird die Soft-Skill-Veranstaltung „Training von selbstständig zu erarbeiten und im Rahmen der Vorlesung kreativ zu prä- Präsentationstechniken“ erneut angeboten. Studierende werden im Rahsentieren. Ziel der Veranstaltung ist, den Studierenden zu vermitteln, wie men der Vorlesung Fabrikplanung wieder die Möglichkeit erhalten, Vorlefachliche Inhalte für Vorträge aufbereitet werden, wie diese mit modernen sungsinhalte zu präsentieren. Das Angebot an Vortragsthemen wird dabei Präsentationsmitteln dargestellt werden und wie die Teilnehmer sicher vor ausgebaut werden, um mehr Studierenden diese Möglichkeit zu eröffnen. Publikum vortragen. Zur Vorbereitung erhalten die teilnehmenden Studierenden von Professor Reinhart die Präsentationsunterlagen zu den zu präsentierenden Inhalten. Diese Unterlagen dienen als Basis für eine weiterführende Recherche. Zudem hält Professor Reinhart vor den Studierenden einen Initialvortrag zum Thema Präsentationstechniken. Darin vermittelt er Vorgehensweisen zur Strukturierung von Präsentationen und zur Erkennung der für Vorträge relevanten Zusammenhänge wissenschaftlicher Inhalte. Darüber hinaus erhalten die Studierenden Hinweise, wie sie Argumentationsketten schlüssig aufbauen und wie sie verschiedene Medien und ihre Körpersprache nutzen, um Inhalte zu vermitteln. Die Teamleiter der jeweiligen Gruppen erhalten eine Tutorenschulung. In dieser Schulung werden den Teilnehmern Methoden vermittelt, um die Arbeit in ihrer Gruppe zu organisieren, Diskussionen zu führen und Konflikte unter den Gruppenmitgliedern zu lösen. Sie lernen, die Tätigkeiten ihrer Gruppenmitglieder zu koordinieren und den Arbeitsfortschritt sicher zu stellen. Nach der Tutorenschulung arbeiten die Teamleiter eigenständig mit ihren Gruppen. Sie erstellen die Präsentation und proben den Vortrag. Die Generalprobe erfolgt schließlich bei einer Besprechung, zu der Professor Reinhart die Gruppen einzeln einlädt. Bei diesem persönlichen Gespräch stellen die Studierendengruppen ihren Vortrag vor. Professor Reinhart diskutiert den Vortrag anschließend mit der Gruppe und bespricht dabei den Inhalt und die Präsentationsform. Der letzte Teil der Veranstaltung ist der Vortrag der Studierendengruppe in der Vorlesung. Zu jedem Vorlesungstermin sind für eine Gruppe 20 Minuten an Redezeit reserviert. Nach dem Vortrag erhalten die Studierenden Seminarplan noch einmal Rückmeldung zu ihrer Präsentation vor Publikum. Im Sommersemester 2010 wurde die Soft-Skill-Veranstaltung „Training von Präsentationstechniken“ zum ersten Mal durchgeführt. Dabei haben drei Studierendengruppen teilgenommen. Die Teilnehmer haben bei ihren Vorträgen kreative Methoden angewandt, um das Publikum einzubinden oder Sachverhalte zu veranschaulichen. Eine Gruppe hat versucht, einen Teil des Vortrags als Dialog mit dem Publikum zu gestalten. Dazu wur-

Im Rahmen des Tutorensystems erhalten Tutoren eine Ausbildung auf den Gebieten Selbstmanagement, Gruppendynamik und Methodenkompetenz, die anschließend an jüngere Studenten weitergegeben wird. Als Betreuer begleitet man einen Jahrgang auf diesem Weg und gewinnt auf diese Weise selbst sehr viele Erkenntnisse. Dieser Artikel stellt beispielhaft zwei Hilfsmittel vor, die wir als besonders wichtig empfunden haben, um auch Alltagssituationen zu erleichtern.

von Dipl.-Wi.-Ing. Jörg Pause – Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften (iwb)

8

von Dipl.-Ing. Markus Steinhauer, Dipl.-Ing. Katharina Helten – Lehrstuhl für Produktentwicklung

Ein einfaches, aber wirkungsvolles Hilfsmittel des Zeitmanagements ist z.B. das so genannte Eisenhower-Diagramm, benannt nach dem US-amerikanischen Präsidenten und General Dwight D. Eisenhower. Das Diagramm unterscheidet die zwei Dimensionen Wichtigkeit und Dringlichkeit, jeweils mit den Ausprägungen hoch und niedrig. So ergeben sich insgesamt vier Felder mit eigenen Handlungsempfehlungen. Üblicherweise wird dieses Diagramm im beruflichen Zusammenhang eingeordnet (z.B. kommt es im Assessment-Center oft als so genannte „Postkorbübung“ zum Einsatz), jedoch ist es auch in der Freizeit anwendbar. So lässt sich z.B. eine lange eingeplant Sportaktivität, die einem wichtig scheint, zusätzlich auch als dringend abgrenzen, weil sie für das persönliche Wohlempfinden entscheidend ist. Sie ließe sich damit beispielsweise vom Lesen eines Buches abgrenzen, dass wichtig, aber in erster Linie nicht das körperliche Wohlbefinden beeinträchtigt. Durch diese „Höherpriorisierung“ besteht die Chance, den inneren Schweinehund, zumindest für die entscheidende Übergangszeit zwischen Anfangsmotivation und Routine, zu bändigen. In diesem Kontext wäre hingegen das Buchen eines Zugtickets, das man gerne noch zum Sparpreis erhalten will, einzuschätzen als nicht besonders wichtig, aber

dringend, weil das Angebot nur für einen kurzen Zeitraum gilt. Für die Kommunikation mit seinen Mitmenschen ist es von großem Vorteil, die „Vier Seiten einer Nachricht“ nach Prof. Friedemann Schulz von Thun zu kennen. Die Grundaussage der „Vier Seiten“ besteht darin, dass sowohl Sender als auch Empfänger einer Nachricht diese stets auf vier Ebenen formulieren bzw. empfangen. Als praxisnahes Beispiel nennt Prof. Schulz von Thun den Satz eines Projektleiters bei der Teambesprechung: „Wir sind drei Tage hinter dem Zeitplan.“ Dieser Satz kann folgende vier Aussagen enthalten: Die Sachaussage: „Die Projektabwicklung ist um drei Tage verzögert.“ Die Selbstoffenbarung: „Damit bin ich nicht einverstanden.“ Die Beziehungsaussage: „Ich bin von Eurer Leistung enttäuscht.“ Der Appell: „Ich erwarte von jedem einzelnen, dass wir die Verzögerung durch vermehrten Arbeitseinsatz aufholen.“ Ein Teammitglied könnte den gleichen Satz aber anders interpretieren, z.B.: Die Sachaussage: „Die Projektabwicklung ist um drei Tage verzögert.“ Die Selbstoffenbarung: „Ich bin erleichtert, dass es nicht mehr ist.“ Die Beziehungsaussage: „Ihr habt

Dipl.-Ing. Markus Steinhauer (vordere Reihe 2. v.l., Dipl.-Ing. Katharina Helten (hintere Reihe 2.v.r.)

gute Arbeit geleistet.“ Der Appell: „Macht weiter so wie bisher.“ Diese unterschiedlichen Interpretationen von Projektleiter und Teammitglied führen leicht zu Missverständnissen. Die Personen müssen daher versuchen, durch ergänzende Aussagen oder entsprechendes Nachfragen ein Verstehen der Nachricht auf allen vier Ebenen herbeizuführen. Im obigen Beispiel wäre dies die folgenden Aussagen: Projektleiter: „Wir sind immer noch drei Tage hinter dem Zeitplan. Dies kann ich gegenüber dem Auftraggeber nicht verantworten. Eigentlich hatte ich mir erwartet, dass Sie die Verzögerung bis heute eingeholt hätten. Die einzige Möglichkeit, um das Projekt wieder in den Zeitplan zu bekommen sehe ich darin, dass Sie durch entsprechende Mehrarbeit die Versäumnisse nachholen.“ Teammitglied: „Wir haben bereits durch erhöhten Arbeitseinsatz die Zeitverzögerung um vier Tage reduzieren können. Das war eine anstrengende Leistung, für die wir uns eigentlich ein Lob erwartet hatten. Wenn wir das Projekt wieder vollständig in den Zeitplan bringen sollen, brauchen wir auch mehr Unterstützung durch die Projektleitung.“ Damit ist der Konflikt offen formuliert und kann - die Bereitschaft der Parteien vorausgesetzt - konstruktiv gelöst werden. Falls hingegen die Missverständnisse und Konflikte nicht transparent werden, blockieren sie die Kommunikation und damit auch den Projektfortschritt. Unbekannt sind in obigem Bespiel

zudem die äußeren Begleitumstände (auch als „Globe“ bezeichnet), unter welchen sich die Situation abspielt. Wie ist die Situation der Firma im Allgemeinen? Gab es bei einem der Beteiligten in letzter Zeit schwerwiegende private Angelegenheiten? Diese und ähnliche Fragen sollte man sich stellen und bei der Beurteilung der jeweils anderen Partei im Hinterkopf behalten. Natürlich kann man die vielen Empfehlungen und Werkzeuge nach Durchlaufen des TUTORProgramms nicht sofort zu 100% umsetzen - schlechtes Zeitmanagement oder Kommunikationsmissverständnisse werden nach wie vor auftreten. Ein erster Unterschied zu früher besteht jedoch bereits darin, die eigenen Fehler (und erst in zweiter Linie die der anderen) als solche zu erkennen. Somit ist die Möglichkeit zum rechtzeitigen Gegensteuern gegeben. Selbst wenn es dazu zu spät sein sollte, kann durch Transparentmachung der eigenen Erkenntnisse die Situation entspannt werden. Nicht selten endet eine Situation so mit einem wissenden Schmunzler der Erkenntnis statt dem verbissenen Versuch, sich nichts anmerken zu lassen und den Fehler, koste es was es wolle, wieder gutzumachen.

9


Wintersemester 2010/11

TUM Career Service - Es ist Ihre Karriere, die zählt Career Service der TUM

Gabelsbergerstr. 39 80333 München Tel.: +49.89.289.22132 career@tum.de

Career Service Homepage: www.tum.de/career TUM Job- und Praktikaboerse: www.tum.de/jobboerse

Die Tutoren des Tutorensystems Garching für das Wintersemester 2010/2011 stellen sich vor TUM Career Week 15. – 19. November 2010  Karriereberatung  Unternehmenskontakte  Vorträge  Bewerbungsfotoaktion

Karriereberatung an allen Standorten für Studierende, Promovierende und Alumni. Veranstaltungen zur Bewerbung, Berufsorientierung und zu internationalen Themen.

Immer für Sie da. Das CareerService-Team: Simone Stein, Amelie Lemke und Katja Ploner (v.l.n.r.)

Während bis vor kurzem in vielen Unternehmen noch Kurzarbeit und Krisenstimmung herrschte, zeichnet sich momentan wieder eine positivere Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ab, der somit spannende und neue Herausforderungen für Sie bereit hält. Mit Ihrem Studium an der Technischen Universität München haben Sie den Grundstein für fachliche Exzellenz und am Arbeitsmarkt gefragte Schlüsselkompetenzen gelegt. Durch Ihre hervorragende Ausbildung haben Sie die besten Vorraussetzungen, um erfolgreich ins Berufsleben zu starten. Eine gute Ausbildung ist sicherlich die beste Absicherung und Basis für Ihren beruflichen Erfolg. Ein reibungsloser Berufseinsteig erfordert von Ihnen jedoch zusätzlich ein gewisses Maß an Selbstmarketing bzw. Verkaufstalent im Laufe des Bewerbungsprozesses. Darüber hinaus eröffnen Ihnen gute Kenntnisse über den Arbeitsmarkt, Nischen, Zukunftsbranchen, Anforderungen der Unternehmen und neue Berufsfelder zusätzliche Handlungsfelder und einen Informationsvorsprung gegenüber Mitbewerbern/Mitbewerberinnen. Hier setzt der TUM Career Service an. Eng verbunden mir unserem Alumni-Netzwerk haben wir es uns zum Ziel gesetzt, Sie mit unseren vielfältigen Angeboten bestmöglich beim Berufseinstieg und der weiteren Karriereplanung zu unterstützen.

Hallo,

Wir sind die neuen Tutoren des Tutorensystems Garching. Wir, das ist eine Gruppe von 14 Studenten, allesamt Maschinenbauer oder Maschinenbauerinnen. Viele von uns waren selber Tutees im Tutorensystem und/oder hatten bereits in einer anderen Form eine Leiterfunktion inne. In der vorlesungsfreien Zeit haben wir 2 Seminare besucht, um uns auf das kommende Semester vorzubereiten. Geleitet wurden diese Seminare von 2 professionellen Coaches aus der Wirtschaft. Begleitet wurde unsere 14-köpfige Truppe von unseren 2 Betreuern vom PE-Lehrstuhl sowie unserer Betreuerin vom Studienbüro. Um eine möglichst gute Ausgangssituation für die Betreuung der Tutorgruppen zu schaffen, galt es in kurzer Zeit ein möglichst breites und fundiertes Wissen aufzubauen. Schwerpunktmäßig lag hierbei der Fokus auf gruppendynamischen Prozessen, Methoden für die Gruppenarbeit und Kommunikation. Die Wissensvermittlung erfolgte

dabei nicht nur in Frontalvorträgen, sondern auch in von uns selbst gehaltenen Workshops und Problemlöseaufgaben, die an uns als gesamte Gruppe gestellt wurden. Aus der großen Stoffmenge resultierten einige Seminartage, an denen wir bis spät in die Nacht hinein arbeiteten. Neben den inhaltlichen Aspekten hatten wir auch noch einige organisatorischen Aufgaben zu klären, wie z.B. die Aufteilung auf die verschiedenen Ressorts des Tutorsystems. Am Ende des Seminars fühlten wir uns alle gut auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet. Zusammenfassend kann man sagen: Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit in den Ressorts mit unserem Vorgängerjahrgang. Besonders aber freuen wir uns natürlich auf unsere Tutorgruppen und Tutorstunden!

Unser Angebot umfasst beispielsweise: TUM Career Week (15.-19. November 2010): In dieser Woche bieten wir an allen Standorten ein breites Programm zu den Themen Bewerbung, Berufseinstieg und Karriere sowie direkte Kontaktmöglichkeiten zu interessanten Unternehmen.

TUM Career Week – Zeit für Karriere! 15. bis 19. November 2010 Mit großem Erfolg fand im Mai dieses Jahres die erste TUM Career Week statt. Zahlreiche Studierende nutzten die Gelegenheit sich in dieser Woche rund um die Themen Berufseinstieg und Karriere individuell beraten zu lassen oder informierten sich in interessanten Veranstaltungen über diese Themen. Auch die Möglichkeit des direkten Kontakts zu spannenden Unternehmen im Rahmen von persönlichen Interviews oder Workshops wurde gerne wahrgenommen. Aufgrund des positiven Feedbacks wird die TUM Career Week im Wintersemester 2010/2011 in die 2. Runde gehen. Vom 15. – 19. November 2010 bietet der TUM Career Service daher erneut an allen TUM Standorten Informationen, Beratung und Veranstaltungen rund um die Themen Berufseinstieg und Karriere sowie direkte Kontaktmöglichkeiten zu Unternehmen. Darüber hinaus wird erstmals in Kooperation mit der TUM Graduate School ein Tag der Promotion (15. November) angeboten. Neben Informationen zur Promotion an der TUM werden Impulse und Anregungen über mögliche Karrierewege in Industrie und Wissenschaft nach der Promotion gegeben.

Nutzen Sie die Angebote der 2. TUM Career Week vom 15. – 19. November 2010! 10

11


Wintersemester 2010/11

Soft Skills in unserer Welt

von Robin Sonneborn und Christopher Nadler

Interkulturelle Kommunikation im Ingenieursstudium?

In dieser Ausgabe mit Dipl. Soz.-Wiss. Teresa Falkowski, freiberufliche Personaltrainerin, Supervisorin, Coach und Familienthrapeutin.

von Maria Prahl, M.A.

Teresa, was bedeuten für dich Soft Skills und warum immer gerne so sehen – oft nur Spiegel unseres eigenen Verhaltens ist. Insofern plädiere ich an dieser Stelle ganz stark dafür, sich nicht sind sie deiner Meinung nach so wichtig?

Der Begriff „Interkulturelle Kommunikation“ fällt heutzutage häufiger. Immer öfter verlangen Firmen von ihren Beschäftigten interkulturelle Kompetenz. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff? Warum benötigt man interkulturelle Kompetenz und was hat die Hochschule und das Studium damit zu tun?

Unter „Soft Skills“ oder auch „Sozialer Kompetenz“ verstehe ich im weitesten Sinne all diejenigen Fähigkeiten, die es uns ermöglichen, unsere verschiedenen Kontakte und Beziehungen im Arbeits- und Privatleben so zu gestalten, dass der Umgang miteinander für alle Beteiligten in einer möglichst konstruktiven und wertschätzenden Atmosphäre stattfinden kann. Dies gilt auch (oder vor allem) bei Meinungsverschiedenheiten und in Stresssituationen, wenn das Gelingen menschlichen Miteinanders z.B. in einem Team oder einer Familie besonders fragil ist. Natürlich sind wir nicht immer alle gut drauf und schon gar nicht jeden Tag nett zueinander. Das wäre merkwürdig und unnatürlich. Dennoch bin ich der Meinung, dass eine nachhaltig erfolgreiche Zusammenarbeit sowie das Erreichen gemeinsamer Ziele ohne den nötigen Respekt voreinander und die Akzeptanz, ja sogar Nutzung, von Unterschieden - und das meine ich, wenn ich von gegenseitiger Wertschätzung spreche - nicht möglich ist.

Kann und sollte sich jeder Soft Skills aneignen bzw. sich mit diesem Thema beschäftigen? Ich denke jeder, der intellektuell, psychisch und sozial dazu in der Lage ist, sollte sich selbst, sein Denken, Handeln und Fühlen gelegentlich hinterfragen und reflektieren. Dies halte ich für die Entwicklung von Soft Skills und letztlich auch für den Weg hin zu einer „reifen Persönlichkeit“ für unerlässlich. Ob einen diesbezüglich ein privates oder berufliches Ereignis irgendwann einmal dazu zwingt, gewohnte Denk- und Verhaltensmuster zu hinterfragen, weil sie nicht länger zur Bewältigung einer bestimmten Situation ausreichen oder wir persönliche Reflexionsprozesse bereits präventiv z.B. durch Trainings- und/oder Coachingmaßnahmen anstoßen, hängt vermutlich von jedem einzelnen selbst und seiner Geschichte ab. Generell denke ich jedoch gilt: „Je früher desto besser.“ Daher finde ich solch berufsvorbereitende Maßnahmen wie das TUTOR System Garching bzw. das gesamte Angebot „Soft Skills für Ingenieure“ eine wirklich tolle Sache. Sie erhöhen für die teilnehmenden Studenten sicherlich nicht nur enorm die Chancen auf dem späteren Arbeitsmarkt, sondern wirken meines Erachtens vor allem auch ganz allgemein persönlichkeitsbildend.

Im Unternehmen werden sehr oft soziale Kompetenzen gewünscht. Wie werden diese im Unternehmen tatsächlich gelebt? Das ist nicht leicht zu beantworten, denn unter sozialer Kompetenz versteht jeder etwas anderes. Gehen wir allerdings von einem ähnlichen Verständnis aus, wie ich es oben beschrieben habe – also, die Fähigkeiten, die es uns ermöglichen, unsere Kontakte und Beziehungen nachhaltig wertschätzend und möglichst konstruktiv für alle Beteiligten zu gestalten - dann denke ich, dass diese vor allem in Druck- und Stresssituationen, wie wir sie ja nun insbesondere in Krisenzeiten wie den gegenwärtigen in den meisten Unternehmen tagtäglich vorfinden – leider oftmals auf der Strecke bleiben. Dennoch denke ich, dass unser Umfeld – auch wenn wir das nicht

an „den anderen“ zu orientieren, sondern sich lieber an die „eigene Nase zu packen“, einen ganz eigenen Verhaltens-Stil zu finden, der zu einem selbst passt und hinter dem man guten Gewissens stehen kann. Diesen gilt es dann, selbstbewusst und selbstverantwortlich zu leben und weiterzuentwickeln.

Wie klappt der Praxistransfer aus den Workshops in die Arbeitswelt? Puh, diese Frage würde ich eigentlich am liebsten meine Teilnehmer beantworten lassen. Was sagt ihr denn dazu? Ihr seid ja ebenfalls Workshop-Teilnehmer gewesen und musstet den Transfer in die TUTOR-Stunden schaffen…

Tutoren:

Der Transfer in die Tutorstunden ist nicht immer leicht, da das erst kürzlich vertiefte Wissen natürlich noch nicht automatisiert ist. Schnell gleitet man ohne es zu merken in die gewohnten Verhaltensweisen über. Besonders dabei ist es dann wichtig sich selber immer wieder die erworbenen Kenntnisse vor Augen zu halten und sich durch Selbstreflexion weiter zu verbessern. Mit dieser Vorgehensweise erreicht man dann eine größtmögliche Nutzung der theoretischen Potenziale. Dipl. Soz.-Wiss. Teresa Falkowski, ist freiberufliche Personaltrainerin, Supervisorin, Coach und Familientherapeutin in München. Seit 2010 begleitet sie als externe Trainerin der TUM im Rahmen des Programms „Soft Skills für Ingenieure“ verschiedene Seminare, u.a. die Ausbildung der Tutoren im TUTOR-System Garching. Im Rahmen der Profi-Lehre betreut sie seit 2009 Dozenten und wissenschaftliche Mitarbeiter der Uni BW, LMU und TU München im Rahmen von Coaching-Gruppen und Fallsupervisionen.

Was ist interkulturelle Kommunikation und interkulturelle Kompetenz? Interkulturelle Kompetenz wird im Allgemeinen als die Fähigkeit verstanden, angemessen mit Vertretern anderer Kulturen umzugehen. Dazu gehört auch, in sogenannten interkulturellen Überschneidungssituationen, also beim Aufeinandertreffen verschiedener kultureller Hintergründe, erfolgreich kommunizieren zu können. Die Autoren Kumbier und Schulz von Thun formulieren es so: Explizite Meta-Kommunikation und implizite Meta-Sensibilität helfen, wenn die Verständigung schwierig wird. Explizite Meta-Kommunikation heißt in der Lage zu sein, „anzusprechen, wie ich den Kontakt, die Kommunikation und die Art des Verstehens und

Missverstehens empfinde“ ohne dabei zu verletzen. Meta-Sensibiliät heißt „ feinfühlig zu merken, was los ist und (ohne das anzusprechen) einen behutsameren Weg aus der Sackgasse einzuschlagen.“ (Kumbier, Schulz von Thun, 2006, S. 24)

Studierende fragen in interkulturellen Trainings immer wieder nach „Rezeptwissen“. Das heißt, sie wollen wissen, wie genau sie sich beispielsweise in Japan verhalten müssen. Sollen sie sich verbeugen und bis zu welchem Grad? Was genau sollen sie sagen, etc. Doch dabei wird immer wieder vergessen, dass jede Person individuell ist, auch wenn sie von einer bestimmten Kultur geprägt ist. Bei interkulturellen Trainings an der TUM wird deswegen darauf geachtet, zu verdeutlichen, dass neben der Kultur, auch die Person und nicht zu vergessen die Situation bzw. das Umfeld in dem man aufeinander trifft, einen entscheidenden Einfluss haben. Interkulturelle Kompetenz ist also vielmehr eine Haltung, mit deren Hilfe Studierende erfolgreich in interkulturellen Teams agieren

Interkulturelle Fachkompetenz

Berufserfahrung Kenntnisse der berufl.-fachlichen Infrastruktur

Teamfähigkeit

Organisationsfähigkeit

Anpassungsfähigkeit

Lernbereitschaft

Ambiguitätstoleranz Optimistische Grundhaltung

Quelle: Bolten, J. (2007): Interkulturelle Kompetenz, S. 86

12

Problemlöse-/ Entscheidungsfähigkeit

Rollendistanz

Empathie, Toleranz

Interkulturelle soziale Kompetenz

Interkulturelle strategische Kompetenz

Wissensmanagement

eigen-, fremd-, interkulturelle Prozesse beschreiben bzw. erklären können Fremdsprachenkenntnis, Polyzentrismus

(Meta)kommunikationsund Mediationsfähigkeit

Studium der Kulturwissenschaften in Frankfurt (Oder) und Warschau. Master in Osteuropäischer Geschichte und Interkultureller Kommunikation an der LMU München. Berufsbegleitende Ausbildung zur Trainerin in der Erwachsenenbildung, Leitung zahlreicher Trainings im In- und Ausland. Seit 2006 an der TUM, bisher im International Office, seit Juli 2010 tätig im Bereich Soft Skills für Ingenieure.

Wie erlangt man diese Kompetenz?

Interkulturelle Kompetenz

Fachkenntnisse im Aufgabenbereich

Neu im Soft Skills-Team: Maria Prahl, M.A.

Interkulturelle individuelle Kompetenz

können. Um interkulturelle Kompetenz zu erlangen, reicht es bei weitem nicht, ein zweitägiges Seminar zu besuchen. An diesen Tagen kann nur eine grundlegende Sensibilisierung für die eigenen Werte und kulturelle Unterschiede erreicht werden. Wichtig ist, auch danach, im alltäglichen Leben, Einstellungen und Haltungen zu trainieren und kulturelle Selbstverständlichkeiten zu überprüfen.

Warum gehört interkulturelle Kommunikation zu den Soft Skills? Die Schwerpunktthemen der Soft Skills Angebote an der Fakultät für Maschinenwesen sind Kommunikation, Team und Konflikt. Interkulturelle Kommunikation ist ein Bereich, der sich in all diesen Themen wiederfindet. Wenn man in einem internationalen Team Konflikte hat, hilft interkulturelle Kompetenz die Situation zu analysieren und Lösungswege zu erarbeiten. Interkulturelle Kommunikation gehört auch zu den Soft Skills, weil sie die persönlichen Kompetenzen erweitert: Wer sich seiner eigenen Werte bewusst ist, und versteht, dass andere Personen und Kulturen eventuell andere Werte haben, dem fällt es

leichter, andere Verhaltensweisen zu akzeptieren.

Was wird in interkulturellen Trainings vermittelt? Grundlegend wird zwischen kulturspezifischen und kulturunspezifischen Trainings unterschieden. In kulturunspezifischen Trainings geht es um eine Sensibilisierung für eigene Werte, eigenes Verhalten und um die Reflexion eigener kultureller Vorstellungen. Weiterhin wird verdeutlicht, dass es verschiedene Definitionen von Kultur gibt, also es nicht nur eine nationale Kultur gibt. Kultur ist beispielsweise, so drückt es Geert Hofstede aus, „die mentale Software einer Gruppe“. Diese Gruppe kann auch ein Sportverein, ein Freundeskreis oder der Studiengang oder die Studienrichtung sein. Schon die Kommunikation zwischen einem Maschinenbauer und einem Juristen kann herausfordernd sein. Einer der zentralen Aspekte ist die Reflexion, wie unsere Wahrnehmung und Kommunikation durch Kultur beeinflusst wird. Weiterhin geht es darum wie Kulturen Werte und Orientierungen prägen (z.B. Hierarchien, Gender, Glaube). Der kulturspezifische Umgang mit Zeit und Raum ist ebenfalls Thema von

13


Wintersemester 2010/11 interkulturellen Trainings. Theoretische Elemente eines kulturunspezifischen Trainings sind die kulturellen Dimensionen nach Hofstede, Hall oder Trompenaars und Kulturstandards nach Alexander Thomas, sowie die kritische Auseinandersetzung mit diesen Konzepten. Ebenfalls wird grundlegendes Wissen zum Kulturschock und dem Umgang damit vermittelt. Kulturspezifische Trainings konzentrieren sich meist stärker auf die Kulturstandards einer bestimmten Kultur und den daraus resultierenden Herausforderungen in der Zusammenarbeit. Ziel kulturspezifischer Trainings ist es, die Teilnehmer auf eine bestimmte Kultur vorzubereiten und liefern oftmals auch praktische Tipps und Tricks zum alltäglichen Leben im Zielland. Da, wie eingangs beschrieben, neben der Metasensibilität auch Metakommunikation zentral für die interkulturelle Kommunikation ist, lernen die Teilnehmenden verschiedene Kommunikationsmodelle/- formen anzuwenden. Grundlegend sind viele interkulturelle Trainings an der Hochschule erfahrungsorientiert. Nicht der referierte Input steht im Vordergrund, sondern das Erleben von interkulturellen Situationen und die reflexive Auseinandersetzung mit der eigenen kulturellen Prägung.

Was hat die Hochschule damit zu tun?

Interkulturelles Angebot an der TUM

Manche Studierende fragen, In der Seminarreihe Soft Skills warum gerade die Hochschule der Fakultät für Maschinenweinterkulturelle Trainings anbie- sen werden regelmäßig intertet. Zum einen sind mit der Öff- kulturelle Trainings angeboten, nung der Hochschulen und der die zumeist kulturunspezifisch hohen Reputation im Ausland sind. Auskunft hierüber gibt viele internationale Studierende die Webseite www.softskills. an die Universitäten und Fach- mw.tum.de  Seminarreihe. hochschulen in Deutschland gekommen. (An der TUM gibt es Zusätzlich bietet Soft Skills für rund 4000 internationale Studie- Ingenieure in Zusammenarbeit rende.) mit dem International Office und Werkstätten, Labore, Seminar- der Carl von Linde-Akademie räume sind oft international ein mehrtägiges China-Deutschbesetzt, in Forschungsprojek- land Training an, das sich an ten gibt es viele internationale deutsche und chinesische StuTeams. Deswegen ist interkul- dierende richtet. Ziel ist, dass turelle Kompetenz ein wichtiger sich die Studierenden im SemiBaustein für die erfolgreiche nar treffen und authentisch inZusammenarbeit. terkulturelle Kompetenz üben Auch im späteren Berufsleben können und nicht nur Trockenist interkulturelle Kompetenz übungen machen. Geleitet wird unerlässlich. Viele Firmen arbei- das Seminar von einem deutschten nicht mehr nur auf dem Bin- chinesischen Trainerteam. nenmarkt, sondern kooperieren Zusätzlich finden gemeinsame mit weltweit agierenden Unter- Freizeitaktivitäten statt, in denen nehmen. Aus diesem Grund er- sich die Teilnehmer außerhalb warten Arbeitgeber immer öfter des Seminarraums, z.B. beim geinterkulturelle Kompetenzen bei meinsamen Kochen, kennenlerihren Beschäftigten. Die Universität bietet somit einen guten Raum zum Lernen und Ausprobieren. Studierende können sich schon langfristig mit interkulturellen Fragen be- nen können. schäftigen und interkulturelle Das Seminar ist ein Angebot im Kompetenz erwerben, denn wie Rahmen des vom DAAD und bereits gesagt, der Erwerb von BMBF geförderten PROFINinterkultureller Kompetenz be- Programmes: Come to Munich nötigt Zeit.

– Be at home. Weitere Seminare in diesem Programm werden über die Carl von Linde-Akademie angeboten. Mehr dazu unter: www.come-to-munich-be-athome.de Das Programm wurde vorerst bis zum Ende des Sommersemesters 2012 bewilligt. Das Sprachenzentrum bietet einen englischsprachigen interkulturellen Kurs mit Schwerpunkt USA an. Außerdem hat das Sprachenzentrum einen englischsprachigen kulturunspezifischen Kurs eingerichtet. Literatur: Bennett, Milton (1986) : A developmental approach to training for intercultural sensitivity, In: International Journal of Intercultural Relations, Volume 10, Issue 2, S. 179196 Bolten, Jürgen (2007): Interkulturelle Kompetenz. Sömmerda. Kumbier, Dagmar; Schulz von Thun, Friedemann (Hg.) (2006): Interkulturelle Kommunikation: Methoden, Modelle, Beispiele. Reinbek. Prahl, Maria (2010): Qualitätsstandards für interkulturelle Trainings an der TUM. Unter Mitarbeit von Dr. Hannemor Keidel, Eva R. de Bendit und Angelika Thielsch. München.

Ziele interkultureller Trainings

Reflexion der eigenen kulturellen Prägung, des eigenen kulturellen Hintergrundes, Hinterfragen des eigenen kulturellen Handelns Wertschätzung anderer Kulturen und kultureller Vielfalt Sensibilisierung für mögliche kulturelle Unterschiede Perspektivwechsel lernen Befähigung zur erfolgreichen und angemessenen Interaktion mit Menschen unterschiedlicher Kulturen Grundlage für das individuelle Vertiefen im Selbststudium legen Lernerfolg auf drei Ebenen sichern - Kognitiv: Wissenserwerb (über die eigene und andere Kulturen, über den Einfluss von Wahrnehmungs mustern und kulturspezifischer Sozialisation auf das eigene Denken und Handeln) - Aktional: Handlungsrepertoire erweitern - Emotional: Abbau von Stress/Erlernen von Empathie und Toleranz

14

15


Reden wir über Softskills mit Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann Prof. Dr.-Ing. Udo Lindemann (Lehrstuhl für Produktentwicklung) im Gespräch mit Duygu Brandstetter, M.A. Herr Professor Lindemann, bevor Sie die Leitung des Lehrstuhls für Produktentwicklung an der Fakultät für Maschinenwesen übernommen haben, waren Sie lange Jahre in der Industrie tätig. Welche Soft Skills sind aus Ihrer Sicht bereits im Studium besonders wichtig um das Berufsleben erfolgreich zu meistern? Alle Soft Skills, die für einen erfolgreichen Start in der Industrie von Bedeutung sind, sollten zumindest in ihren Grundfertigkeiten bei Studienabschluss vorhanden sein. Das reicht von aktiver und passiver Kritikfähigkeit über Frustrationstoleranz bis hin zu Moderationsund Präsentationstechniken. Grundkenntnisse über Führung und damit auch Kooperationsfragen sowie Durchsetzungsvermögen sind von Bedeutung. Sie haben in Ihrer bisherigen Karriere sicher eine Reihe von Soft Skills Maßnahmen besucht. Können Sie uns von einem Seminar/Training erzählen, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist? In einem einwöchigen Seminar mit dem Titel Potenzialeinschätzung wurden zwölf Teilnehmer (ab Hauptabteilungsleiter) von zwei Trainern nicht nur in das im Titel genannte Thema eingeführt, sondern auch intensiv mit der Frage des Konfliktmanagements konfrontiert. Einer der Konzernvorstände hatte damals im Kamingespräch den Spruch eingebracht: „Bei schönem Wetter kann jeder segeln!“ Welche Erkenntnisse aus dieser Veranstaltung können Sie weiterhin einsetzen? Die mentale Beeinflussbarkeit des eigenen persönlichen Empfindens in unangenehmen Situationen ist etwas, was mir in diversen Situationen im Berufsleben wie auch im Privatbereich geholfen hat. Das hat viel mit dem jeweiligen Rollenverständnis und auch dem vielschichtigen Zusammenhang von Entscheidung und Verantwortung zu tun. Enscheidung und Verantwortung zu tun.

Professor Lindemann (letzte Reihe Mitte) mit Studierenden des Konstruktionswettbewerbs im Wintersemster 2010

Seit dem Wintersemester 2008/2009 müssen die Studierenden der Fakultät für Maschinenwesen Credits im Bereich Soft Skills erwerben. Welche Auswirkunhat die Einführung dieser Studienleistung im Hinblick auf die Ingenieurausbildung? Vorher hatten entsprechend motivierte Studierende „freiwillig“ Angebote genutzt, um sich gezielt weiter zu entwickeln. Wichtig ist, dass die Thematik nicht zu einer „lästigen Pflichtübung“ wird. Bereits in der 1970er Jahren hat die Industrie Soft Skills von dem Ingenieurnachwuchs verlangt. Seit dieser Zeit hat sich die Notwendigkeit noch deutlich verstärkt durch verstärkte Projektorientierung, Transdisziplinarität, Globalisierung und auch einen Wandel durch neue Kommunikations- und Informationstechnologien. Der hohe Ergebnisdruck verlangt auch, Fragen der Ethik des Handelns mehr ins Bewusstsein zu rücken.

16


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.