blickpunkt Mensch 2-2006

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Das 8. Jahrhundert in die Gegenwart geholt Selbst geschriebenes Walburga-Musical war in Menden ein Riesenerfolg 10

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er Applaus hallt nach der fast dreistündigen Aufführung noch minutenlang nach. Das Publikum ist begeistert. Erst langsam leert sich die Aula des Walburgisgymnasiums Menden. Und das ging nach allen sieben Vorstellungen so, die von ca. 2.000 Schülern, Eltern und Interessierten besucht worden waren: Die Uraufführung des selbst geschriebenen, komponierten und inszenierten Musicals über das Leben der hl. Walburga war ein voller Erfolg. "Trotz der intensiven Proben und der investierten Freizeit hat es uns allen viel Spaß gemacht", sagt Ansgar Bornhoff. Der Musiklehrer hat gemeinsam mit seinem Kollegen Christian Becker die Musik zu dem Stück geschrieben. Marika Eggers, Lehrerin für Deutsch, Biologie und evangelische Religion, schrieb den Text. Und der stand genau genommen am Anfang der Produktion. Zwar sagt Ansgar Bornhoff: "Ich wollte immer schon einmal ein Musical komponieren." Doch erst nachdem Marika Eggers von diesem Bestreben erfuhr - und die beiden sich schnell einig waren, dass ein solches Singspiel dann von der Namenspatronin der Schule handeln müsste - machte sie sich daran, ein Skript zu verfassen. "Das lag dann auf einmal in meinem Lehrerzimmerfach", erinnert sich Ansgar Bornhoff - "von da an gab es kein Zurück mehr." Dieser Entschluss liegt nun eineinhalb Jahre zurück. Es dauerte nochmals einige Monate, bis die Melodien der wichtigsten Songs komponiert waren und das Musical allmählich Form bekam. "Anfang 2005 haben wir dann einen Anschlag in der Schule gemacht, über den wir Schülerinnen und Schüler für Schauspiel, Tanz, Gesang und Musik gesucht haben. Der Andrang war schon beim ersten Mal riesig", erinnert sich der Musiklehrer. So hatte sich auch Katrin Mestermann für die Rolle der Walburga beworben. "Ich singe und tanze gerne. Deshalb habe ich mich sofort gemeldet", sagt die 16-Jährige, die auch in einem Chor mitsingt und erste Bühnenerfahrungen in einem Amateur-Theater gesammelt hat. Sie teilte sich die Hauptrolle der hl. Walburga mit Ricarda Kleineberg, die als Organistin und Chorsängerin ebenfalls sehr "musikerfahren" ist. Alle wichtigen Rollen wurden vorsorglich doppelt besetzt.

Schwierig gestaltete sich die Suche nach Männerstimmen. Unter den Mönchen fanden sich deshalb auch einige Pädagogen. Die Rolle Wunibalds, des Bruders der hl. Walburga, teilten sich zum Beispiel der Schüler Patrick Pahl und der Lehrer Werner Mäsing. Das sollte den Unterhaltungswert zumindest für die Schüler - noch steigern. Denn in einer solchen Rolle hatten sie ihre Lehrer auch noch nicht gesehen. Im Laufe der immer intensiveren Proben brachten sich auch die Schülerinnen und Schüler mit Kommentaren und Ideen ein, besonders die Rahmenhandlung "würzten" sie mit ihrem Jargon. Der Rahmen handelt in der Gegenwart und beginnt im Walburgisgymnasium. Ein Schüler reist mit einer Freundin nach Cornwall. Dort begeben sie sich zusammen mit Cousin, Cousine und deren Freundin Walburga auf die Spuren der heiligen Ordensfrau. In der Binnenhandlung wird dargestellt, wie Walburga im 8. Jahrhundert auf Bitten ihres Onkels Bonifatius (gespielt von Lehrer Friedhelm Wischer bzw. Schüler Patrick Pahl) mit mehreren Ordensschwestern, unter denen sich auch ihre Tante Lioba befindet, ins damals `wilde` Germanien aufbricht. Dort ist ihr Bruder Wunibald schon als Missionar tätig. Von Bonifatius in Mainz beauftragt, steht sie zunächst ihrer Tante Lioba, die als Äbtissin in das Kloster Tauberbischofsheim geschickt wird, zur Seite, während ihr Bruder Wunibald in Heidenheim ein Kloster gründet. Dorthin wird sie nach drei Jahren berufen, um ein Frauenkloster aufzubauen. Prompt schlägt ihr die Skepsis der Bevölkerung entgegen. Aber die Schwestern gewinnen Anerkennung, besonders auch durch ihre Tätigkeit als Lehrerinnen. Eine Äbtissin als Leiterin eines Männerordens? Der Gesang des Unterstufenchores unter der leitung von Sieglinde Grote und die amüsanten Szenen mit den jüngsten Sängern und Schauspielern des Walburgisgymnasiums führen den Zuschauern die besonderen pädagogischen Fähigkeiten Walburgas vor Augen: Als ihr Bruder Wunibald stirbt, soll sie auch die Leitung des Männerklosters übernehmen. Eine Äbtissin für einen Männerorden? Diese revolutionäre Idee stößt unter den Brüdern nicht nur auf Gegenliebe... Marika Eggers, die in dem Stück neben der Schülerin Katrin Lackner später auch die Rolle der Lioba übernahm, gibt zu: "Ich bin zwar evangelisch, aber seit meiner eigenen Schulzeit im Walburgisgymnasium mit Heiligengeschichten vertraut. Als ich mich in den letzten beiden Jahren mit den spärlichen Quellen zum Leben der hl. Walburga auseinander setzte und daraus die Geschichte formte, haben mir ihr Eifer, Mut, Gottvertrauen und ihre Hingabe sehr im-


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blickpunkt Mensch 2-2006 by Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel - Issuu