blickpunkt Mensch 1-2006

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gesundheitshilfe

Die neue Praxis in Freienohl bietet mehr Raum. Foto: SMMP

Wallfahrtsort wird für viele zur Insel Therapeutische Arbeit im Kloster Oelinghausen genießt guten Ruf - und weitet sich aus 12

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er Bedarf an Ergotherapie und Lernförderung wächst. Vor allem bei Kindern nehmen motorische Auffälligkeiten, Lern- und Konzentrationsschwächen zu. Ebenso steigt der Bedarf an Ansprechpartnern zur Klärung seelischer und psychischer Probleme. Im Kloster Oelinghausen wird diese Entwicklung spürbar. Das Kleinod bei Arnsberg ist nicht nur ein bekannter Wallfahrtsort. Von hier aus leisten die Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel auch wichtige therapeutische Arbeit. Wallfahrt und Therapie gehören nicht unbedingt zusammen, ergänzen sich hier aber gut. "Einerseits kommen sehr viele Menschen hierher und lernen uns dadurch kennen", erklärt die Ergotherapeutin Sr. Maria Gabriela Franke. Und die für die Seelsorge verantwortliche Dipl.-Religionspädagogin Sr. Johanna Guthoff ergänzt: "Andererseits gewinnen die Menschen hier schon räumlich Ab-

tenen Kurse zur Lernhilfe sind ein erster Schritt in diese Richtung. Dazu haben die Schwestern seit einiger Zeit zwei weitere Räume des Klosters angemietet. Auch die MontessoriArbeit soll stärker einbezogen werden. Drei der angestellten Therapeutinnen machen derzeit das Diplom an der ordenseigenen Montessori-Akademie. Insgesamt beschäftigt SMMP an den drei Standorten der Praxis neben den Schwestern sechs Therapeutinnen und Therapeuten, vier in Vollzeit, zwei in Teilzeit. Darüber hinaus sind zwei Damen für die Verwaltung angestellt. Sr. Mirjam Grüßner, die bis vor zwei Jahren ebenfalls in Oelinghausen arbeitete, leitet seit Sommer 2004 eine weitere, gut laufende SMMP-Praxis für Ergotherapie in Heiligenstadt. Außerdem lebt Sr. Maria Michaela Essfeld in dem Konvent. Als Küsterin der Pfarr- und Wallfahrtskirche ist sie eine wichtige Ansprechpartnerin für viele Menschen. Somit wirkt sie an entscheidender Stelle am Gesamtauftrag mit. Psychotherapeutische Praxis ist schon geplant Bald wollen die Schwestern in Oelinghausen auch eine psychotherapeutische Praxis aufbauen. Sr. Johanna Guthoff hat eine Ausbildung zur Existenzanalytikerin und Logotherapeutin absolviert. Und der Bedarf ist da: "Es gibt viele Menschen mit komplexen Problemen, die eine Therapie benötigen. Die begegnen uns auch - oder gerade - an einem Wallfahrtsort", sagt Sr. Johanna. Als Seelsorgerin führt sie viele Gespräche mit den Pilgern. Und bei manchen entdeckt sie tiefgreifende Probleme. Insofern sind psychotherapeutische und seelsorgerische Arbeit verknüpft - "doch muss man beides streng trennen", betont die 46-Jährige. So werden in der Therapie religiöse Aspekte z.B. ganz ausgeklammert. Die Beratung in Lebensfragen ist dagegen ein Bindeglied auch zur Ergotherapie. "Denn hinter Lernschwächen bei Kindern stehen oft familiäre Konflikte", weiß Sr. Maria Gabriela aus Erfahrung. So spiegelt sich auf der abgeschiedenen Insel des Klosters der Zustand unserer Gesellschaft mit all ihren Problemen und Fragen.

Info Sr. Johanna Guthoff (l.) und Sr. Maria Gabriela Franke im Besprechungsraum.

stand zu ihrem Alltag. Und sie fallen nicht auf, wenn sie uns aufsuchen. Sie fühlen sich bei uns wie auf einer Insel." Inzwischen genießt die Arbeit der Schwestern und ihrer angestellten Mitarbeiterinnen im Kloster Oelinghausen einen guten Ruf. Die Ergotherapeutische Praxis, die Sr. Maria Gabriela Franke 1992 hier aufgebaut hat, zählt sogar schon zwei Ableger. Die Praxis in Meschede-Freienohl ist erst im Herbst 2005 umgezogen, um sich räumlich zu vergrößern. Und der Behandlungsraum in Bestwig soll demnächst auch als Praxis zugelassen werden. Aber Ergotherapie ist kein "Selbstläufer". Im Gegenteil: Die immer strengere Budgetierung bei den Ärzten hat zufolge, dass weniger Rezepte für eine solche Therapieform ausgestellt werden. "Daher müssen wir uns auch nach neuen Feldern umsehen und von Rezepten unabhängiger machen", sagt die ausgebildete Ergotherapeutin mit Montessori-Diplom. Die im Kloster Oelinghausen angebo-

1992 wurde der Konvent Oelinghausen gegründet. Die Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel übernahmen im Auftrag der zuständigen Pfarrei die Verantwortung für die Seelsorge. Das Kloster Oelinghausen ist auch Pfarrkirche des gleichnamigen Pastoralverbundes. Sr. Maria Gabriela Franke hatte vorher schon die Ergotherapie als Abteilung am Marienkrankenhaus Nassau aufgebaut und von dort aus auch die Ergotherapeutische Abteilung am Gertrudis-Hospital in Herten-Westerholt mit ins Leben gerufen. Ihre Erfahrungen brachte sie mit der Gründung einer neuen Praxis in Oelinghausen ein. Sr. Johanna Guthoff studierte Religionsopädagogik an der Katholischen Fachhochschule Paderborn, bevor sie 1992 nach Oelinghausen kam. Seitdem ist sie mit der Wallfahrtsseelsorge beauftragt. 2004 erhielt sie die Zulassung zur Psychotherapie nach HpG. Sr. Maria Michaela Essfeld (Foto) komplettiert den Konvent. Die ausgebildete Erzieherin und Wirtschafterin hilft als Küsterin u.a. bei der Messdienerausbildung, Betreuung von Wallfahrtsgruppen und Organisation.


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