KUNSTSTOFF XTRA
Logistik
Sendungsvolumen um 22 Prozent eingebrochen
«Wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte» Urs Häner, Managing Director European Logistics Switzerland bei Dachser, erklärt im Interview, was die CoronaPandemie für seine Branche bedeutet.
Welche rechtlichen Massnahmen, Mussund Kann-Bestimmungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie hat Dachser Schweiz wie umgesetzt? Häner: Dachser hat die vom Bundesrat vorgeschriebenen Schutz- und Hygienemassnahmen eingeführt. In allen Betriebsbereichen stehen Desinfektionsstationen zur Verfügung. Wir stellen auch allen Mitarbeitenden Hygienemasken und sterile Handschuhe zur Verfügung. Das Tragen ist jedoch fakultativ. Mitarbeitende im Bereich Administration arbeiten im Homeoffice. Die Arbeitsplätze in den einzelnen Abteilungen wurden in räumlich getrennte Gruppen aufgeteilt, um die Gefahr eines Totalausfalls einer Arbeitsgruppe zu minimieren. Ausserdem erwarten wir von unseren Mitarbeitenden im Fall einer Erkrankung oder einer Erkrankung in der Familie eine Selbstisolation von 14 Tagen. Wir sorgen auch dafür, dass alle Mitarbeitenden über staatliche und betriebliche Anordnungen stets auf dem Laufenden gehalten werden. Dabei haben wird ein offenes Ohr für psychische Probleme im Zusammenhang mit der Corona-Krise oder Probleme beim Arbeiten im Homeoffice. Wie mussten Sie die betrieblichen Abläufe bei Dachser verändern, um Corona-konform zu sein? Häner: Für diejenigen Mitarbeitenden, die im Homeoffice arbeiten, sind teilweise Kurierfahrten eingerichtet worden. Die Arbeitsplätze im Betrieb wurden umgestellt, um die Distanzregeln einzuhalten. Arbeits10/2020
Bilder: Dachser
Herr Häner, Speditionen zählen zu den «System relevanten Organisationen». Was bedeutet das konkret? Urs Häner: Wir stellen sicher, dass die nationalen und internationalen Lieferketten weiterhin nahtlos funktionieren – auch in der Krise.
Dachser rechnet erst ab Februar 2021 mit einem spürbaren Wirtschaftswachstum.
zeitmodelle wurden angepasst. Neu werden zur Kommunikation intensiv Videokonferenzen genutzt. Haben Sie Kurzarbeit angemeldet? Oder mussten Sie gar Personal entlassen? Häner: Wir haben motivierte und gut ausgebildete Mitarbeitende, die sich mit dem Unternehmen stark identifizieren. Ihr Know-how und unsere Infrastruktur sichern unsere Stellung als Premium-Logistikdienstleister in der Schweiz. Wir haben daher nicht die Absicht, diese Mitarbeitenden wegen der Krise zu entlassen. Es gibt ein Leben nach der Krise, und dann brauchen wir alle wieder. Wir mussten aber aufgrund der geringeren Ladungsvolumen per 1. Mai 2020 Kurzarbeit anmelden. Wie gut waren Sie auf die Krise vorbereitet? Gibt es ein Krisenteam, das regelmäs sig tagt oder gab es das schon vorher? Häner: Es gab schon immer ein Krisenteam in unserem Regional Office in der Schweiz und kleinere Teams in jeder
Schweizer Niederlassung. Diese haben sich bisher vor allem mit den Auswirkungen von Verkehrsproblemen wie z. B. Schliessung des Gotthardt, Streiks in Frankreich, Flugstornierungen wegen Vulkanausbruch und hohen Volumenschwankungen befasst. Neu müssen sie nun die Pandemieherausforderungen meistern. Selbstverständlich stimmen sich diese Teams fortlaufend eng untereinander, auf internationaler Ebene und mit dem Head Office in Deutschland ab. Inwieweit haben sich ihre Transportvolumen im nationalen und grenzüberschreitenden Verkehr, bzw. in der Luft- und Seefracht auf Grund der Covid-19-Pandemie verändert? Oder hatten sich die Volumen schon aufgrund der sich abzeichnenden Rezession in Europa ab letztem Quartal 2019 verringert? Häner: Im Vergleich zum Jahr 2019 haben wir seit dem Lockdown rund 22 Prozent weniger Sendungsvolumen. Die verschiedenen Routen sind aber unterschiedlich 55