Stift Wilten Aktuell - Weihnachten 2017

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Jahrgang 20 ∙ Ausgabe 3/2017

Stift Wilten Aktuell Für Mitbrüder & Freunde des Prämonstratenser-Chorherrenstiftes Wilten

Weihnachten 2017


LEITWORT

Liebe Freunde unseres Stiftes! Bei einem Rundfunk-Wettbewerb wurde diese Frage gestellt: „Welches ist der schönste Satz, den eine Frau hören kann?“ Nach vielem Hin und Her bekam eine junge Frau den ersten Preis. „Der schönste Satz“, meinte sie, „den eine Frau zu hören bekommen kann, ist, wenn das Baby nachts um drei zu weinen anfängt, und ihr Mann sagt: „Bleib liegen! Ich geh schon.“

Abt Raimund Schreier OPraem

Am Morgen seines Weihetages besuchte der neue Bischof von Innsbruck, Hermann Glettler, obdachlose Menschen in der Teestube in Innsbruck.

Bei den verschiedensten Adventfeiern, bei Konzerten, im Radio und Fernsehen und manchmal sogar zuhause hört man in den Tagen des Advents liebliche alte Weisen und Lieder. Sie besingen das Baby in der Krippe, die liebevolle Mutter Maria und den sorgenden Nährvater Josef. Botschaften der Liebe und Appelle des Friedens werden in der Adventzeit geschrieben und vorgetragen. Kinder schreiben ihre Briefe an das liebe Christkind. Die Botschaft des göttlichen Messias, dessen Geburtsfest wir zu Weihnachten feiern, ist jedoch keine romantische. Sie ist sehr konkret. Der erwachsene Jesus von Nazareth hat sie später in der „Goldenen Regel“ zusammengefasst. Sie ist der schönste Satz, den wir Menschen hören können: „Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“ (Mt 7,12).

Täglich hören wir Nachrichten. Es sind fast nur bad news – schlechte Nachrichten, hässliche Sätze. Auch in unserem persönlichen Alltag erfahren wir viel Negatives und Schmerzliches: Ellbogenmentalität, Mobbing, Verleumdung, Kränkungen, Machtmissbrauch, verletzende Worte und Sätze. Dabei wäre es so einfach. Jesus hat uns eine Maxime hinterlassen, einen wunderbaren Satz, eben die „Goldene Regel“. Wenn wir uns diesen Satz zum Lebensmotto machen könnten, ihn täglich umsetzen würden, dann wäre das eine Revolution, die Lösung vieler Probleme. Übrigens finden wir diesen Satz in fast allen Religionen: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu“ – oder mit ähnlichen Worten. Jesus formuliert es positiv: „Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“ Vielleicht könnte diese „Goldene Regel“ unser Leitwort sein für die kommende Advent- und Weihnachtszeit wie auch für das neue Jahr des Herrn 2018. „Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“ Das wünsche ich uns allen.


INHALT INHALTSVERZEICHNIS LEITWORT 2 Liebe Freunde unseres Stiftes

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ACTIO Geht, heilt und verkündet 80. Geburtstag 50 Jahre Profess Unser neuer Postulant Ja zum Ordensleben Die Neubesetzungen Die Anstifter Magistertreffen in Mondaye Ordensvisitation im Stift Wilten Mit Jona unsere Berufung neu entdecken Erinnert euch an eure erste Liebe Festakt nach 22 Jahren Superiorenkonferenz Vorstellung Dr. Rainer Khälß 90er Margret Hummel www.stift-wilten.at Große Vorbilder Ein Segen sollst du sein Konkrete Nachfolge - nicht nur Applaus Dem König aller Zeiten Nachhaltige Armutsbekämpfung in Ostafrika

28 29 30 31 31 32 33 34 34 35 35 36 37 38 39 40 41 42 42 43 44 45 46 46 47 47 48

COMMUNIO Jugendvespern und -gottesdienste In den kirchlichen Dienst gesendet Puellae Wilthinenses In die Berg bin i gern St. Quirin ist restauriert In Stein gehauenes Gebet Dankbarkeit kennt keine Grenzen Tiroler Kaiserjäger Konzert „Jubila Faventina“ Gries trauert um Abt Benno Malfèr Säkulumsfeier in der Basilika Ehrenring der Marktgemeinde Völs Zum Verbrecher, zum Cretin, zum Tier Wiltener Urkunden im Internet Es hat mich nicht gereut Die Bibel Jesu tirol.feiert.evangelisch 40-jähriges Professjubiläum Nachhaltigkeit im Tourismus Staunen und Entdecken Der Schrei nach Frieden Miteinander für Europa Die Macht der Kränkung Erstmals Ordenstag YOUNG in Wien 23. Tiroler Schnapsprämierung Geschenkideen aus dem Klosterladen Gottesdienste und Termine

Impressum Herausgeber PrämonstratenserChorherrenstift Wilten Klostergasse 7 6020 Innsbruck Tel. 0512/58 30 48 www.stift-wilten.at Redaktion Reinhold Sigl reinhold.sigl@me.com Erscheinungshinweis 4 x im Jahr Titelbild Bischof Hermann Glettler zu Besuch in der Teestube Innsbruck (Sigl)

CONTEMPLATIO 20 Zur Geschichte des Stiftes Wilten 24 Geistliche Abendmusik 25 Musica Sacra Wilthinensis 2018

Fotos Abtei Muri-Gries, Annemarie Baumgarten, Fr. Kris Bocklandt OPraem, Die Fotografen,

CARITAS 26 Christen und Muslime - gemeinsam mit Maria 26 Eine Kerze in der Dunkelheit 27 Fünf Jahre Waldhüttl

Diözese Innsbruck, Medienbüro der Ordensgemeinschaften Österreich, Pfarre Steingaden, Reinhold Sigl, Klaus Spielmann, Kloster Speinshart, Stift Schlägl,

Weitere Berichte, Predigten, Termine und Bilder finden Sie auf der Stift-Wilten-Homepage:

Stift Wilten

www.stift-wilten.at Stift Wilten Aktuell

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ACTIO

Geht, heilt und verkündet Ein großes Fest des Glaubens war die Weihe von Hermann Glettler zum Bischof der Diözese Innsbruck am 2. Dezember in der Olympiahalle Innsbruck.

Impressionen des Weihetages von Bischof Hermann Glettler: Vom Besuch in der Teestube, der Weihe in der Olympiahalle bis zum Landesüblichen Empfang und der Vesper im Innsbrucker Dom.

Eltern und Taufpatin segnen Bischof Hermann

Die Salbung des neuen Bischofs durch Erzbischof Franz Lackner 4

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Bereits am Morgen seines Weihetages hatte Hermann Glettler ein starkes Zeichen gesetzt. Der neue Bischof von Innsbruck besuchte obdachlose Menschen in der Teestube in Innsbruck. In dieser Einrichtung des „Vereins für Obdachlose“ gab er Frühstücksbrote aus und unterhielt sich mit den Menschen an den Tischen. Immer wieder hat sich Hermann Glettler zu sozialen Fragen zu Wort gemeldet und unter anderem mehr Solidarität mit Menschen am Rand der Gesellschaft eingemahnt. Zur Feier in der Olympiahalle Innsbruck kamen mehr als 7000 Menschen, um gemeinsam mit dem neuen Bischof dessen Weihe und damit das Ende der fast zwei-

jährigen Sedisvakanz zu feiern. Unter ihnen waren rund 600 Ministranten, 300 Priester und zahlreiche Bischöfe aus dem In- und Ausland. Die Ortswahl sei auch als Auftrag zu sehen, dass Glettler an „Andersorte“ gesandt sei, deutete Bischof Manfred Scheuer in seiner Predigt an. Hauptkonsekrator bei der Feier in der Innsbrucker Olympiahalle war der Salzburger Erzbischof und Metropolit der westösterreichischen Kirchenprovinz Franz Lackner. Ihm zur Seite standen Glettlers Amtsvorgänger und jetziger Linzer Bischof Manfred Scheuer und der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl. Diese drei legten Glettler im stillen Gebet um den Heiligen Geist die Hände auf und vollzogen damit seine Weihe und die Weitergabe des Bischofsamtes. Weitere Konzelebranten waren Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof Simon Ntamwana (Gitega/Burundi) und Bischof Yves Le Saux (Le Mans/Frankreich). Auch der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, nahm an der Feier teil. Bischof Manfred Scheuer hob in seiner Predigt Glettlers besondere Aufgabe hervor, ein Vermittler „zwischen Religion und Aufklärung, Spiritualität und Solidarität, Tradition und Moderne, Heimat und Weltoffenheit, Freiheit und Selbstbestimmung“ zu sein. „Bischof Hermann kann Brücken


ACTIO bauen über existentielle Abgründe hinweg, Brücken aber auch zu den ausdrücklich Nichtgläubigen. Er hat sich schon bisher verstärkt jenen gewidmet, die kein Nahverhältnis zur Kirche haben, die mit der Kirche nichts am Hut haben“, so der Linzer Bischof. Als Künstler und Bischof werde Glettler zudem ein „Diener der Freude und der Schönheit“ sein. „Lieber Bischof Hermann, du wirst mit Freude aufgenommen und du wirst Freude bringen“, schloss Scheuer. Als Zeichen der ökumenischen Verbundenheit nahm unter anderem der evangelisch-lutherische Superintendent Olivier Dantine an der Weiheliturgie als Lektor einer Lesung teil. Die sehr gute Beziehung der Diözese zur Israelitischen Kultusgemeinde wurde unterstrichen durch die Teilnahme von IKG-Landespräsident Günter Lieder. Unter den Gästen waren auch zahlreiche weitere Vertreterinnen und Vertreter anderer Religionsgemeinschaften. Das Land Tirol war bei der Bischofsweihe repräsentiert durch Landeshauptmann Günther Platter und Landtagspräsident Herwig van Staa, Südtirol war vertreten durch Landeshauptmann Arno Kompatscher. Neben der gesamten Tiroler Landesregierung nahmen auch die Innsbrucker Bürgermeisterin Christine OppitzPlörer, sowie Mitglieder der Stadtpolitik an der Feier teil. Nach Innsbruck waren auch über 500 Gäste aus Glettlers Heimat, der Steiermark, gekommen - mit Bischof Krautwaschl und Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer an der Spitze. Allein sechs Busse kamen

aus der Pfarre St. Andrä in Graz, wo Glettler lange als Pfarrer wirkte, und aus seiner Heimatgemeinde Übelbach mit der Musikkapelle des Ortes. Im Anschluss an die Weiheliturgie waren alle Teilnehmer zu einer Agape in der Olympiahalle eingeladen. Danach verlagerte sich das Geschehen in die Innsbrucker Innenstadt, wo am Domplatz ein Landesüblicher Empfang stattfand. Dem folgte um 19.00 Uhr eine feierliche Vesper, die der neue Bischof erstmals von seiner Kathedra in der Domkirche aus leitete. Hermann Glettler ist der fünfte Diözesanbischof der 1964 errichteten Diözese Innsbruck.

Für die Ordensgemeinschaften der Diözese bekunden Sr. Pauline

Als Wahlspruch wählte Bischof Hermann Glettler: Euntes curate et praedicate – Geht, heilt und verkündet! (Mt. 10, 7f)

Thorer und Abt Ramund Schreier die Bereitschaft zur Zusammenarbeit.

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ACTIO

80. Geburtstag D. Bruno Kössler OPraem

D. Sebastian Huber und D. Norbert Gapp gratulieren D. Bruno (Mitte)

Unser Mitbruder Bruno stammt aus der Wiltener Pfarre Tulfes; 1965 wurde er zum Priester geweiht. Seine Aufgaben seit damals waren: Kooperator in Pradl, Rektor unseres ehemaligen Gymnasiasten-Heimes „Norbertinum“, Pfarrer von Natters. Drei junge Männer aus seiner Tätigkeitszeit in Natters sind

Priester geworden. 1992 wurde H. Bruno Pfarrer von Ellbögen. Seit ein paar Jahren leistet er diesen Dienst vom Stift aus. Im Stift selbst nimmt er getreu am Chorgebet und Gemeinschaftsleben teil. Wir wünschen ihm weiterhin zufriedenstellende Gesundheit und Segen im Dienst und Leben.

50 Jahre Profess D. Lukas Hammerle OPraem

D. Lukas Hammerle OPraem 6

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Am 29. Oktober 1967 hat unser Mitbruder in der Stiftskirche seine ewigen Gelübde abgelegt. Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1968 war er Kooperator und Pfarrer von Innsbruck-Pradl und Rektor unseres Gymnasiasten-Heimes „Norbertinum“. Als Stiftsverwalter ab 1984 leitete er die umfassende Renovierung des Stiftes vor dem 850-JahrJubiläum im Jahr 1988. Er war Gefangenenseelsorger, Pfarrer von Völs, Dekan von Wilten-Land und später des Dekanates Westliches Mittelgebirge, Pfarrer im Sellraintal. Wir wünschen ihm gute Gesundheit und weiterhin viel Freude am Krippen-Bauen.


ACTIO

Unser neuer Postulant ˇ als Postulant im Stift Wilten. Seit Anfang September lebt Vitus Vorácek Vitus Vorácek ˇ (Bildmitte) beim Auszug am Christkönigsonntag

Schon längere Zeit war Vitus neben seinem Geschichtestudium immer wieder als Ministant im Stift tätig.

Wir freuen uns über sein Interesse, unsere Gemeinschaft näher kennenlernen zu wollen.

Ja zum Ordensleben Tage der Freude im Stift Schlägl und im Kloster Speinshart D. Hermann Josef Hehenberger OPraem legte am 27. August im Stift Schlägl die Feierliche Profess (auf Lebenszeit) ab. Ebenso weihte sich am 5. September D. Korbinian Florian König Gott auf Lebenszeit im Konvent der PrämonstratenserChorherren Speinshart. Beide Männer leben bzw. lebten wäh-

rend ihres Studiums auch im Stift Wilten, daher waren auch Wiltener Mitbrüder vor Ort unter den zahlreichen Gratulanten. Auf dem Weg zum Dienst für Gott und die Menschen wünschen wir D. Hermann Josef und D. Korbinian von Herzen Gottes Segen und weiterhin viel Freude und Zuversicht.

D. Hermann Josef Hehenberger OPraem

D. Korbinian Florian König OPraem Stift Wilten Aktuell

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ACTIO

Die Neubesetzungen Wieder- und Neuerrichtung von Seelsorgeräumen im Mittelgebirge und in der Landeshauptstadt Innsbruck.

Dekan Augustinus übergibt D. Adrian die Schlüssel der Pfarrkirchen

Am 1. Oktober überreichte Dekan Augustinus Kühne OPraem die Ernennungsdekrete der Diözese für den wiedererrichteten Seelsorgeraum Aldrans–Ampass-Lans-Sistrans. Als neu installierter Pfarrer für den Seelsorgeraum nahm D. Adrian Gstrein OPraem auch symbolisch die Schlüssel der Kirchen aus den Händen von Dekan Augustinus Diözesanadministrator Jakob Bürgler installiert Marek Ciesielski als Leiter des Seelsorgeraumes „Hötting - Hungerburg - St. Nikolaus“

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entgegen. In der Seelsorge wird Pfarrer Adrian von seinem Mitbruder D. Royinson Panachikkal OPraem als Vikar und Helmut Naschenweng als Diakon unterstützt. Die versammelten Pfarrgemeinde- und Pfarrkirchenräte der Gemeinden Aldrans, Ampass, Lans und Sistrans hießen die neuen Amtsträger herzlich willkommen und versprachen ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Pfarrer Adrian bedankte sich bei den Anwesenden für die Unterstützung und das Gebet. Bei der anschließenden Agape konnte die Gemeinschaft im neuen Seelsorgeraum bereits vertieft werden. Neuer Seelsorgeraum St. Nikolaus-Hötting-Hungerburg - Am 1. September begann für die Stadtteile St. Nikolaus, Hötting und Hungerburg ein neuer Abschnitt im Pfarrleben. Mit der Errichtung übernahm Pfarrer Marek Ciesielski die Leitung des neuen Seelsorgeraumes. Am Sonntag, den 10. September, wurde er von Diözesanadministrator Jakob Bürgler offiziell in sein neues Amt eingeführt. Als äußeres Zeichen wurden dem Pfarrer die Schlüssel zur Pfarrkirche St. Nikolaus übergeben. P. Josef Nagiller OCD ist Vikar, Wolfgang Geister-Mähner fungiert weiterhin als Diakon. Die übervolle Kirche zeigte, dass viele Pfarrmitglieder sich diese besondere Gelegenheit nicht entgehen ließen, das neue Team kennenzulernen. „Seelsorgeraum“ steht in der Diözese Innsbruck für einen mutigen Aufbruch in die Zukunft. Der Seelsorgeraum St. NikolausHötting-Hungerburg ist bereits der 64. errichtete von 75 geplanten Seelsorgeräumen. 2017 ist dieser der einzige neu errichtete. Seelsorgeraum bedeutet Erhalt der Pfarrgemeinden; ein Gebiet, in dem mehrere Pfarrgemeinden miteinander verbunden sind und sich auf einen gemeinsamen pastoralen Weg einlassen. Die Pfarren bleiben im rechtlichen Sinn in ihrer Eigenständigkeit erhalten, arbeiten aber auf mehreren Ebenen zusammen.


ACTIO

Die Anstifter Norbert von Xantens zeitlose Botschaft unterhaltsam verpackt Im August 2017 hatte das Theaterstück „Die Anstifter“ Premiere im bayrischen Steingaden. 1147 wurde dort das Kloster Steingaden gegründet. Die ersten Chorherren und der erste Abt stammten aus der Prämonstratenserabtei Rot an der Rot. Konvent und Kloster wurden 1803 im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Nach über 200 Jahren kam 2012 mit D. Petrus-Adrian Lerchenmüller OPraem vom Kloster Windberg wieder ein Prämonstratenser in die Pfarreiengemeinschaft. Der Geist unseres Ordensgründers Norbert von Xanten ist nach wie vor in der Region sehr präsent. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Norberts eindeutige Botschaft im Zentrum des modernen Stückes stand. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch das Freilichttheater. In der Predigt sagt er: „Es geht doch nicht um Hab und Gut und ein bequemes Leben. Es geht auch nicht um Ruhm und dass man von dir spricht. Es geht darum, dass du mit deinem Leben das Leben vieler Menschen zum Guten führst. Dafür gibt Christus dir die Kraft …“

Auch D. Petrus-Adrian (oben in der Sänfte) wirkte als Darsteller mit.

Ein krasser Zeitsprung prägt das Festspiel. Von der Weihe des Norbert von Xanten zum Fürstbischof von Magdeburg gibt es einen abrupten Wechsel vom 12. ins 21. Jahrhundert. Aber egal ob die Handlung im Mittelalter spielt oder in der Neuzeit, eines bleibt gleich: die moralische Botschaft, Anstifter zu sein für Gerechtigkeit, für liebevollen Umgang und für gute Taten. Mehr als 250 Mitwirkende - darunter auch D. Petrus Adrian - auf und hinter der Bühne, sorgten für ein dichtes Sprechtheater, das bei den Besuchern eine starke Wirkung entfaltete.

Magistertreffen in Mondaye Vom 10. bis 16. Juli 2017 fand ein internationales Treffen der Verantwortlichen für die Ausbildung unserer Prämonstratensergemeinschaften statt. Impulse und Vorträge über die zukünftige Ausrichtung der Ausbildung junger Ordenschristen prägten die Tage in der

Prämonstratenserabtei Saint-Martin de Mondaye im französischen Bistum Bayeux. Danke für die Gastfreundschaft! Gruppenbild mit Generalabt Thomas Handgrätinger OPraem

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ACTIO

Ordensvisitation im Stift Wilten 22. bis 28. Oktober 2017

V. l. n.r.: Abt HermannJosef Kugler OPraem und Prior Benedikt Schuster OPraem Text: Prior Klemens Halder OPraem

Besprechung des Visitationsprotokolls

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Schon Abt Hugo, der Nachfolger Norberts in der Leitung unseres Ordens ab 1128, erkannte die Notwendigkeit, dass die verschiedenen Klöster zusammenwirken für die Regelung und Bewahrung unseres Ordenslebens. Deshalb führte er regelmäßige Zusammenkünfte von Vertretern der einzelnen Klöster ein, die Generalkapitel. Das nächste sechsjährliche Generalkapitel der Prämonstratenser wird kommenden Sommer in Holland stattfinden. Zur Vorbereitung darauf wird in jedem

Kloster eine sogenannte Visitation durch zwei Obere aus anderen Klöstern durchgeführt. Dazu waren Abt Hermann-Josef Kugler von Windberg und Prior Benedikt Schuster aus Speinshart, beides bayerische Abteien, vom 21. bis 28. Oktober bei uns. Sie hatten mit jedem Mitbruder ein ausführliches Gespräch, lernten unsere Gemeinschaft und unsere Tätigkeiten genauer kennen und wurden über die wirtschaftliche Situation des Stiftes Wilten informiert. Bei der abschließenden Zusammenkunft mit den Mitgliedern unserer Gemeinschaft übergaben sie uns ein ausführliches Protokoll. Darin wird alles Positive unseres Lebens und unserer Tätigkeiten aufgeführt und es werden Empfehlungen und Anregungen für die weitere Zeit gegeben. Die Visitationsprotokolle aus den einzelnen Klöstern sind eine der Grundlagen für das Generalkapitel. Beim kommenden Generalkapitel ist ein neuer Generalabt zu wählen und es erfolgt eine Revision unserer Ordensgesetzgebung; außerdem geschieht eine Reflexion über die Situation und Zukunft unseres Ordens.


ACTIO

Mit Jona unsere Berufung neu entdecken Unter obiges Motto stellte der Altabt des Klosters Maria Einsiedeln, P. Martin Werlen OSB, unsere Konventexerzitien vom 4. bis 7. September in Füssen. Das kurze Prophetenbüchlein Jona schildert lebendig, dass Jona nicht bereit war, dem Auftrag Gottes zu entsprechen. Es lag ganz und gar nicht in seinem Sinn, dass er die heidnische Stadt Ninive (heute Mossul im Nordirak) - im Altertum ein Inbegriff der Grausamkeit und Bosheit -, zur Umkehr aufrufen sollte. Nur gezwungener Weise führte er nach Errettung aus dem Bauch des großen Fisches den Auftrag Gottes aus. Für das Leben des Jona und die Stadt Ninive schaute alles nach „fünf vor Zwölf“ aus. Der Exerzitienleiter stellte fest, dass es für Klöster und das kirchliche Leben in der westlichen Welt „fünf vor Zwölf“ sei. Klöster werden geschlossen, Priester- und Ordensberufungen gehen radikal zurück, die Teilnahme am Gottesdienst und kirchlichen Leben nimmt laufend ab. Der Zustand unserer Welt schaut in manchen Bereichen nach „fünf vor Zwölf“ aus.

Wir sollten unsere erste Liebe zu Gott und unsere Berufung neu beleben. Gott allein kann – wie im Jonabüchlein geschildert – in aussichtsloser Situation unter Mitwirkung von uns Menschen Rettung bewirken.

Der Konvent mit P. Martin Werlen OSB (rechts) Text: Prior Klemens Halder OPraem

Erinnert euch an eure erste Liebe Nachtwallfahrt des Wiltener Konventes und der Stiftspfarreien nach Heiligwasser am 22. September. Prior Klemens Halder knüpfte in einer Predigt an die Konventexerzitien an. P. Martin Werlen als Exerzitienleiter ermunterte den Konvent mehrmals: „Erinnert euch an eure erste Liebe!“, an die Situationen unseres Lebens, in denen wir Gott besonders nahe gespürt haben, wir für ihn begeistert und von innerem Schwung erfüllt waren. Solche Erlebnisse als Christ am Beginn eines geistlichen Berufes, sind ein Geschenk Gottes, eine Gnade. Diese gibt er uns, damit wir für die anderen da sein können, ihnen die Botschaft und das Leben Jesu Christi bringen können. Dazu Prior Klemens Halder: „Im Lauf der Exerzitien ist in mir lebendig geworden: Gott hat mir von der Familie her viel Wertvolles, auch den Glauben, mitgegeben.

Prior Klemens Halder OPraem bei der Predigt in der vollen Wallfahrtskirche Stift Wilten Aktuell

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ACTIO Beim Gebet in der Wallfahrtskirche

Gemütliches Beisammensein im Gasthof Heiligwasser

Die Pilger auf dem Weg nach Heiligwasser

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Er hat mir besondere geistliche Begegnungen geschenkt. Bei allen Veränderungen meiner Aufgaben als Wiltener hat er mich sinnvoll weitergeführt.“ Schwerpunkt der Wallfahrt ist immer das Gebet um Erneuerung im Glauben und um geistliche Berufe. In dieser Hinsicht zitierte Prior Klemens in der Predigt Papst Franziskus bei seinem Besuch in Kolumbien anfangs September: „Kommt mir nicht mit einer Geschichte dieser Art: Es

gibt nicht viele Berufungen für den Diakonen- und Priesterdienst; das ist halt so in der Krise, die wir durchleben.“ Der Papst meint: „Wisst ihr, was das ist? Ein Märchen! Versteht ihr? Gerne hätten wir es mit einer einfachen Welt, mit harmonischen Familien und klaren Bindungen zu tun. Wir sind aber Teil dieses epochalen Wandels, dieser kulturellen Krise. Die Krise einkalkulierend beruft Gott weiter … Wir haben keine Angst auf dieser komplexen Erde.“


ACTIO

Festakt nach 22 Jahren Kloster Speinshart erstrahlt in neuem Glanz Die Klosteranlage von Speinshart ist ein Kulturdenkmal von europäischem Rang. Nach über 20 Jahren Renovierungsarbeiten erstrahlt das Kloster nun wieder in neuem Glanz. Viel Arbeit und Mühe wurde in dieses große Projekt investiert. Im Rahmen des Rosenkranzfestes, dem Tag der Wiederbesiedelung Speinsharts durch das Praemonstrantenserstift Tepl, wurde dieses große Ereignis gefeiert. Nach den Pontifikalamt in der Pfarr- und Klosterkirche mit Diözesanbischof Rudolf Voderholzer und einer anschließenden eucharistischen Prozession um das Klosterdorf konnte Abt Hermann Josef Kugler OPraem zahlreiche Gäste zum „Tag der offenen Tür“ begrüßen. Das Kloster Speinshart ist eine Abtei des Prämonstratenserordens in Speinshart in der Oberpfalz in der Diözese Regensburg. Ein Besuch der barocken Klosteranlage ist sehr zu empfehlen.

Festakt in der Pfarr- und Klosterkirche

Superiorenkonferenz Am 10. Oktober fand im Stift Fiecht die Herbsttagung der Superiorenkonferenz der Orden in Tirol statt. Ordensvikar Hermann Steidl berichtete von aktuellen Entwicklungen in der Diözese, die Superioren von den jeweiligen Ordensgemeinschaften. P. Markus Inama SJ wurde zu seiner Neupublikation „Der Hoffnung ein Zuhause geben. Die vergessenen Kinder von Sofia“ (Styria: Graz 2017) gratuliert. In diesem Buch stellt P. Markus die Stiftung „CONCORDIA Sozialprojekte“ vor, die seit 1991 Straßenkinder in Rumänien, Bulgarien und der Republik Moldau unterstützt. Der Autor baute im Auftrag der Stiftung das Sozialzentrum „Sveti Konstantin“ für obdachlose Kinder und Jugendliche in Sofia auf. Im Buch erzählt er von kleinen und großen Erfolgen, aber auch von den Widrigkeiten, mit denen er und sein Team immer wieder zu kämpfen hatten.

Gruppenbild der Superioren mit Ordensvikar Hermann Steidl (3. v. l.) Stift Wilten Aktuell

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ACTIO

Vorstellung Dr. Rainer Khälß Der neue Leiter der Verwaltung im Stift Wilten

Rainer Khälß und Rudi Mair in der Verwaltung

Rainer Khälß bedankt sich am Kirchweihsonntag für die gute Aufnahme im Stift Wilten

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Stift Wilten Aktuell

Im April 2017 hat Dr. Khälß seinen Dienst als neuer Mitarbeiter der Stiftsverwaltung begonnen. Er kommt aus Innsbruck-St.Nikolaus, ist Jurist, 45 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern. Rainer Khälß wurde zunächst mit den Aufgaben eines Pfarrökonomen betraut und übernahm in diesem Zusammenhang vom Stift aus einige Pfarrverwaltungen. Gleichzeitig wurde er von Rudi Mair in

das umfangreiche Aufgabengebiet der Stiftsverwaltung eingeführt. Am 1. Oktober übernahm Rainer Khälß dann die Leitung der Verwaltung. Die Aufgaben in der Administration unseres Stiftes sind in den letzten Monaten und Jahren immer umfangreicher geworden. Zudem kam nun sowohl der Wunsch als auch die Notwendigkeit dazu, Pfarrverwaltungen vom Stift aus zu erledigen. In Abstimmung und auf eigenen Vorschlag des bisherigen Verwalters Rudi wurde entschieden, einen Leiter für beide Bereiche, also Stifts- und Pfarrverwaltungen, zu suchen. Rainer Khälß erledigt zukünftig als neuer Leiter der Verwaltung, unterstützt von anderen Angestellten, sämtliche Aufgaben der Stifts- und Pfarrverwaltungen. Als Team werden Rudi Mair und Rainer Khälß intensiv zusammenarbeiten, die Aufgaben aufteilen und sich wechselseitig vertreten. Abt Raimund: „Ein herzliches Danke sage ich Rudi Mair für seine mehr als 20-jährige, umsichtige Tätigkeit als Verwalter des Stiftes! Ein herzliches Willkommen und einen guten Einstieg wünsche ich Dr. Khälß im Team der Stiftsverwaltung!“


ACTIO

90er Margret Hummel Im Juli feierte unsere ehemalige Mitarbeiterin ihren 90. Geburtstag Über viele Jahre war Margret Hummel im Stift Wilten für die Mitglieder des Konventes eine wichtige, äußerst beliebte Ansprechund Vertrauensperson.

Wir gratulieren unserer Margret sehr herzlich und wünschen ihr weiterhin Gesundheit, Humor und Gottes Segen. Familie, Freunde und Abt Raimund stellten sich als Gratulanten bei Margret ein

www.stift-wilten.at Neuer Internetauftritt für das Stift Wilten Zum Start des neuen Kirchenjahres veröffentlichte das Prämonstratenser Chorherrenstift Wilten die neu gestaltete Webseite www.stift-wilten.at. Aktuelle Termine, Informationen und Aktivitäten sowie eine hohe Benutzerfreundlichkeit prägen das Online-Angebot. Die Basis der Website bildet das auf allen Ebenen umgesetzte responsive Design zur optimalen Darstellung sowohl auf Standgeräten, als auch auf Tablets und Smartphones. Von den zahlreichen neuen Funktionen sei an dieser Stelle nur die stark erweiterte Möglichkeit der Präsentation der Stiftspfarren hervorgehoben. Wir laden Sie herzlich ein, die neue Website zu besuchen, um sich ein aktuelles Bild „rund ums Stift“ zu machen. Stift Wilten Aktuell

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CONTEMPLATIO

Große Vorbilder Patrozinienfeiern in Lüsens und in Wilten Im Sommer werden traditionell die Namenstage und Patrozinien von vier Heiligen gefeiert, welche für die Gemeinde von Wilten eine ganz besondere Bedeutung haben.

Almsegen in Lüsens

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Stift Wilten Aktuell

Hl. Maria Magdalena - Prior Klemens Halder zelebrierte am 22. Juli in Lüsens die heilige Messe. In seiner Predigt sprach er, bezugnehmend auf die Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus, über die Notwendigkeit „unseren Lebensstil und unsere Wirtschaftsweise grundlegend zu ändern, um die Schöpfung Gottes zu erhalten.“ Vor dem Almkreuz spendete Prior Klemens nach der Eucharistiefeier den Almsegen. Hl. Laurentius - Am 13. August wurde das Patrozinium der Stiftskirche gefeiert. Abt Raimund Schreier rief in seiner Predigt „Die Elias-Müdigkeit“ auf zu teilen. „Der hl. Laurentius hat als Diakon die Armen zu sich gerufen, diejenigen, die materiell und manchmal auch seelisch burnout waren, ausgebrannt, am Ende. Mit ihnen hat er alles geteilt. Die ersten Christen haben ja zu jedem Gottesdienst an Nahrung und Kleidung alles mitgebracht, was sie im Überfluss hatten, um es mit den Armen zu teilen. Das war Aufgabe der Diakone. Seien auch wir Engel oder Heilige wie Lau-

rentius, die ausgebrannte Menschen berühren und ihnen Nahrung schenken und zu ihnen sagen: Steh auf und iss! So sei es!“ Hl. Bartholomäus - Zum Fest des hl. Märtyrers Bartholomäus rief Abt Raimund den Gläubigen ins Bewusstsein, „im ‚postfaktischen Zeitalter’, also im Zeitalter, das weniger auf Fakten und mehr auf Gefühlen beruht, errungene Werte wieder zu entdecken. Wir haben einen großen Schatz, einen Glaubensschatz, an den wir uns gegenseitig erinnern müssen. Voraussetzung dafür ist die tiefe Freundschaft mit Gott, die wir jetzt in der heiligen Eucharis-tie immer wieder von neuem besiegeln.“ Die Pontifikalmesse im Bartlmägarten wurde von Bläsern der Capella Wilthinensis unter der Leitung von Stiftskapellmeister Norbert Matsch musikalisch gestaltet. Für eine angemessene Stärkung sorgte im Anschluss an den Gottesdienst die Schützenkompanie Wilten. Vergelt´s Gott! Pontifikalmesse in Bartlmä

Hl. Augustinus - „Möge der Hl. Augustinus mit dem Herzen in der Hand uns Vorbild und Fürbitter sein, damit es uns wieder gelingt, nicht so sehr von christlicher Spiritualität zu reden, sondern sie zu leben, ganz besonders die Gottes- und Nächstenliebe“ erinnerte Abt Raimund die versammelte Gemeinde am Hochfest unseres Regelvaters. Heinrich Isaac starb 1517, also vor genau 500 Jahren. Komponistenjubiläen sind nicht jedermanns Sache, aber in diesem Fall lässt es uns doch kurz an einen großen Musiker denken, der auch in Innsbruck sei-


CONTEMPLATIO ne Spuren hinterlassen hat. Wer kennt nicht sein „Innsbruck, ich muss dich lassen“? Leider kommt seine Musik heute in der Praxis so gut wie nicht vor. Umso größer war die Freude an seiner Missa solenne à 6, die die Capella Wilthinensis zum Augustinushochfest vorbereitet hatte. Wieder einmal war die historische Herz-Orgel mit ihrer mitteltönigen Stimmung die instrumentale Basis.

Von der Münchner Hofkapelle weiß man, dass Isaacs Messen sehr farbig mit Sängern und Instrumenten gespielt wurden. Die Capella führte die Messe mit sechs Vokalsolisten, Zink, Posaunen und Orgel auf. Die Klangpracht war dem Hochfest angemessen. Möge die Erinnerung daran in Zukunft zu vermehrter Beschäftigung mit Isaacs Musik führen!

Capella Wilthinensis

Ein Segen sollst du sein Kirchweihsonntag im Stift Wilten Zum Kirchweihfest lud Abt Raimund die Gläubigen zu einer Bildmeditation ein: „Wir betrachten eine koptische Ikone aus dem 6. Jahrhundert. Dargestellt sind Christus und Abt Menas. Die segnende Hand des Abtes auf der Ikone erinnert uns, dass wir Christen Segnende sein sollen. Ob das nun ein Segenswunsch ist, ein Gruß, die Hand auf der Schulter, ein Segensgestus: Kirche muss eine segnende sein, die anderen Gutes zusagt, ja, die den Guten schlechthin, die den Menschen GOTT zusagt. Es ist Gott, der uns unendlich liebt und in dessen Hand wir geborgen sind. Wenn wir gerade in Tirol uns immer noch begrüßen mit dem üblichen Gruß ‚Grüß Gott’, so ist das nichts anderes als ein Segenswunsch: Gott, der in dir gegenwärtig ist, möge gegrüßt werden und uns beide segnen. Vor kurzem durfte ich auf dem Berg Athos mit seinen 20 Klöstern drei Tage verbringen. Wenn man dort einem Mönch begegnet, so grüßt man ihn mit dem griechischen Wort

Abt Raimund bei der Predigt

‚ephlogíte’ – das heißt so viel wie ‚segnet mich’. Und er antwortet: ‚Ho Kyrios’ – ‚Der Herr’ – ‚Der Herr möge dich segnen’. So wie Vater Abraham vor 4000 Jahren dürfen auch wir Christen den Auftrag Gottes verwirklichen: ‚Ein Segen sollst du sein!’ (Gen 12,1). Amen.“ In guter alter Wiltener Tradition waren im Anschluss an den Gottesdienst die aktiven und ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stiftes zum Mittagessen im Refektorium eingeladen.

Wiltener Sängerknaben

Mittagessen im Refektorium

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CONTEMPLATIO

Konkrete Nachfolge - nicht nur Applaus Beim Pontifikalamt zu Allerheiligen nahm zur Freude aller Hermann Glettler als designierter Bischof am Gottesdienst in Wilten teil. Bischof Hermann Glettler (1. v. l.) beim Gottesdienst in der Stiftskirche Wilten

Gräbersegnung am Wiltener Friedhof

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Stift Wilten Aktuell

Allerheiligen sagt uns: Es ist keine Utopie. Es kann gelingen, dass wir Menschen Heilige werden! Und es ist tatsächlich jedermanns Sache, heilig zu werden. Viele hat die Kirche im Laufe der Jahrhunderte für heilig erklärt. Aber heute denken wir an alle, auch an jene, die nicht von der Kirche offiziell heiliggesprochen wurden. Wir leben als Kirche in einer großen Schar von Heiligen. Der französische Schriftsteller George Bernanos sprach immer wieder von der Kirche als „der Kirche der Heiligen“, von der „communio Sanctorum“. Zu Allerseelen sprach Abt Raimund in seiner Predigt über „Die Kultur der Erinnerung und des Gedächtnisses“. Er wies darauf hin, dass es einen zunehmenden Trend gibt, die Toten nicht mehr in Erinnernung zu halten. „Anonymes Begräbnis“ nennt man das. Dem gegenüber stellte er das jüdische Sprichwort „Verweigerte Erinnerung ist Mord“. „Als Ebenbilder Gottes sind wir aufgerufen, die Gedächtnis- und Erinnerungskultur zu pflegen. Wir sollten unsere lieben Heimgegangenen nicht vergessen, uns ihrer immer wieder erinnern“, forderte er die Andächtigen auf. Die Musik ist für Abt Raimund dabei eine

wertvolle Möglichkeit, „die uns an die Ewigkeit, an den Gott des Lebens erinnert, bei dem unsere lieben Verstorbenen eine ewige Wohnung haben, wie wir glauben. Wir hören die großartige Komposition des Requiems des oberösterreichischen Komponisten Anton Bruckner, das unser Herz zu Gott erhebt und uns beim Beten hilft: Requiem aeternam dona eis, Domine – Herr, gib ihnen die ewige Ruhe. In seiner 7. Symphonie hatte das Genie Anton Bruckner seiner Trauer über den Tod Richard Wagners, den er sehr verehrte, einen dramatischen Ausdruck gegeben. Und seine unvollendete 9. Symphonie wie auch sein Te Deum widmet er dem ‚lieben Gott’. Damit erinnert er uns an diese eschatologische Dimension unseres Lebens.“ Die Capella Wilthinensis beim Requiem


CONTEMPLATIO

Dem König aller Zeiten Mit einem Pontifikalamt in der Stiftskirche am Christkönigsonntag endete das Kirchenjahr 2016/2017. Das Königreich Christi ist ein verborgenes Reich, das in den Herzen seinen Anfang nimmt und in der Befreiung und Rettung der Menschen aus der Not seine irdische Gestalt annimmt. So sind auch die Evangelien des Feiertages der jeweiligen Lesejahre (A: Mt 25,31-46; B: Joh 18,33b-37; C: Lk 23,35-43) Texte, die zeigen, wie Christus sich verstanden hat: als Gesalbter, der den Armen die Frohbotschaft und den Leidenden die Rettung bringt. Die Capella Wilthinensis musizierte von Erich Romanovsky die „Missa Rex pacificus“, von Anton Heiller „Dem König aller Zeiten“ und vom 1930 in Margreid/Südtirol geborenen und 2016 in Innsbruck verstorbenen Günther Andergassen den Hymnus „Du bist der mächtige, herrschende Gott“. Stiftspfarrorganist Dominik Bernhard spielte an der Festorgel die Fuge „Gloria sei dir gesungen“ von Max Reger aus der

Abt Raimund spendet den Segen

Choralfantasie über „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ op.52,2.

Nachhaltige Armutsbekämpfung in Ostafrika Der erste Adventsonntag ist in der Diözese Innsbruck traditionell mit dem Start der Adventsammlung der diözesanen Spendenorganisation „Bruder und Schwester in Not“ verknüpft. Zum 57. Mal sammeln die Pfarren der Diözese, Schulklassen und Erwachsenengruppen Spenden für Menschen in Not. Zum ersten Mal rief Bischof Hermann Glettler um Spenden für die Adventsammlung von „Bruder und Schwester in Not“ auf. Bei der Konventmesse am 1. Adventsonntag verlas Abt Raimund den Aufruf und bat ebenfalls um die Unterstützung der Aktion. Im Mittelpunkt steht 2017 ein Projekt in Uganda, das kleinbäuerliche Familien fördert, ihnen eine Perspektive an ihrem Lebensort gibt und den Kindern den Schulbesuch ermöglicht. Detailierte Informationen finden Sie im Internet unter: www.bsin.at

Eröffneten die Adventsammlung 2017 von „Bruder und Schwester in Not“: Hermann Glettler, Bischof von Innsbruck, Ursula Scheiber, Leiterin von „Bruder und Schwester in Not“, Heinz Gstir, Biobauer Stift Wilten Aktuell

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CONTEMPLATIO

Zur Geschichte des Stiftes Wilten 18. Kapitel - Das Wirtschaftssystem des Stiftes Wilten im Mittelalter und auch später. Text: Prior Klemens Halder OPraem

Urbar von 1305, Gruppe von Abgabepflichtigen in Vill

1327, Verleihung eines Grundstückes in Innsbruck, Urkunde mit Abtund Konventsiegel

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Das älteste Einkünfteverzeichnis, das Urbar von 1305, auch die Urbare von 1357 und 1374 sowie die zahlreichen Urkunden des Stiftsarchivs, geben einen guten Einblick in das wirtschaftliche Leben des Klosters. Bischof Reginbert (1125-1139) hatte den Prämonstratensern in Wilten zwei Höfe übergeben, die einen Großgrundbesitz darstellten. In den folgenden Jahrhunderten vermachten Adelige und

begüterte Bürger dem Stift Wilten auch an entfernteren Orten Güter oder kleinere Einkünfte. Manche von diesen erwarb das Kloster durch Tausch und Kauf. Viele wurden den Prämonstratensern übertragen, damit sie heilige Messen und Chorgebete an bestimmten Tagen für die Wohltäter und deren Verstorbene feierten. Eine größere wirtschaftliche Basis konnte man vor der Industrialisierung nur durch Grundbesitz und Landwirtschaft aufbauen, außer man verfügte über ein Bergbauunternehmen, eine Handelsgesellschaft oder über Zolleinnahmen an Straßen. Im Urbar von 1305 sind 60 Orte in Nordtirol und 40 in Südtirol genannt, aus denen das Stift Wilten Einkünfte bezog; insgesamt 455 Abgabenpflichtige sind in jenen Orten aufgelistet. Geld wurde nur wenig entrichtet, zum überwiegenden Teil wurden als Zins Naturalabgaben geliefert. Der Zins richtete sich nach der

Siedlungslage, den klimatischen Bedingungen und der wirtschaftlichen Ertragsfähigkeit. Bei den Naturalabgaben sind das Produkt und die jährliche Menge angegeben. Es wurden an Ackerfrüchten abgeliefert: Roggen, etwas geringere Mengen Gerste, wenig Weizen, Hafer, Hirse, Bohnen, Mohn, Rüben. Als Schlachtfleisch wurden vor allem Schweineschultern gezinst. Die Abgaben aus hochgelegenen Viehhöfen (Schwaighöfen) bestanden aus Käse, Eiern und etwas Butterschmalz. An lebenden Tieren wurde eine Zahl von Widdern, Lämmern, Kitzen und Hühnern abgegeben. Sie dürften dazu gedient haben, den Viehbestand von Leihnehmern des Stiftes zu ersetzen, wenn jener auf Grund von Seuchen oder anderen Ereignissen Schaden gelitten hatte. Weingüter des Stiftes befanden sich im Eisacktal (Brixen, Lengenstein), weiters in der Umgebung von Bozen und Meran. Grundbesitz hatte das Stift im Tiroler Inntal von Imst bis nach Wörgl, auf den Mittelgebirgsterrassen südlich von Innsbruck, von Matrei an im Wipptal und seinen Seitentälern bis nach Sterzing. In Südtirol gab es Abgabenpflichtige auch im Jaufen-, Villnöss-, Gröden- und Pustertal. An gewissen Zinstagen wurden die Abgaben an zentrale Orte gebracht, wobei den Überbringern eine kleine Stärkung gereicht wurde. Manche Leihnehmer des Stiftes mit meist größerem Gut waren anstelle oder zusätzlich zu Natural- und Geldabgaben auch zu Fuhrdiensten und Stellung von Pferden zum Transport der Naturalabgaben verpflichtet. Ab dem 14. Jahrhundert gab es die Tendenz, wohl eher bei größeren Leihgütern, die Naturalabgaben durch Geldzins zu ersetzen; es gab nämlich keine Wertsicherung des Geldes. Für die Leihnehmer wurde das zu einer Ersparnis, für den Grundherren eine Minderung der Einkünfte aufgrund der Inflation.


CARITAS Die Naturalabgaben wurden nicht nur für die eigentlichen Klosterangehörigen verwendet. Sie dienten auch zum Unterhalt der vielen Mitarbeiter, die zum Beispiel in Mühlen, in Schmiede, Schlosserei und Tischlerei tätig waren. Viele Artikel mussten angekauft werden wie Stoffe, Schuhe, Sattelzeug für Pferde und Zugtiere, Fässer und Kerzen für Kirchen und Kapellen. Material für Bücher, wie Pergament – bearbeitete Tierhaut – und Papier waren sehr teuer. Ein Kloster war ein großes Unternehmen, in dem – bei der damaligen landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft – zahlreiche Menschen mitsamt ihren Familien eine Existenzmöglichkeit fanden. Das Stift hatte eine kleine Schule, einen Beherbergungsbetrieb beziehungsweise Spital; es beschäftigte Musiker vor allem für die Gottesdienste. Große Kosten verursachten die immer wieder nötigen Bau- oder Restaurierungstätigkeiten an den Gebäuden. 1286 hatte der Tiroler Landesfürst Meinhard II. die Schirmvogtei über das Stift Wilten an sich gezogen. Wilten musste ab damals an ihn die Vogteisteuer entrichten. Die Landesfürsten betrachteten die bevogteten Klöster als zugehörig zu ihrem Kammergut im weiteren Sinn. Sie richteten daher erhöhte Steuerforderungen an die Stifte. Diese wirkten sich besonders aus bei Kriegsereignissen oder zur prunkvollen Gestaltung von größeren Anlässen im Herrscherhaus wie Hochzeiten oder Begräbnisfeierlichkeiten. Eine besondere Last für das Stift Wilten war die Verpflichtung, landesfürstlichen Jägern und ihren Tieren jährlich für eine lange Zeit Kost und Quartier zu gewähren. Zur Zeit Maximilians I. anfangs des 16. Jahrhunderts wurde diese Verpflichtung auf acht Jäger, 70 Hunde und ein Pferd während der Dauer von 12 Wochen begrenzt.

das Interesse des Leihnehmers an einer guten Bewirtschaftung. Deshalb wurde das Gut in der Praxis für längere Zeit, auch auf Lebenszeit, überlassen. Allerdings waren bei dieser Leihform besondere Abgaben für die weitere Überlassung des Gutes zu entrichten. In Tirol wurde früh die Form der „Erbleihe“ gebräuchlich. Die Leihnehmer konnten das bewirtschaftete Gut ihren Nachkommen weitervererben, es sogar mit Genehmigung des Grundherrn an andere verkaufen. Falls sie dabei einen Gewinn erzielten, konnten sie sich auch freies Eigentum kaufen. Diese Entwicklung wurde von den Tiroler Landesfürsten gefördert, da sie sich die Unterstützung der Bauern zum Beispiel in ihren Auseinandersetzungen mit mächtigen Tiroler Adelsgeschlechtern sichern wollten. Im 14. und 15. Jahrhundert breitete sich in Tirol die freie bäuerliche Erbleihe immer mehr aus. Dieser Entwicklung mussten sich auch die Bischöfe und Klöster anschließen. Ausgehend von den zwei vom Brixner Bischof geschenkten Großhöfen gelang es dem Stift in früher Zeit, im Ort Wilten der einzige Grundherr zu werden, also eine geschlossene Grundherrschaft, eine Hofmark, auszubilden. In dieser übte das Stift durch einen Richter, der seinen Sitz im Leuthaus hatte, die niedere Gerichts-

Detailansicht: Wiltener Chorherr mit Begleitern auf dem Weg nach Lüsens

Gemälde mit Lüsens und Fernerkogel

Beim rechtlichen Verhältnis eines Leihnehmers zum Grundherrn gab es verschiedene Formen. Bei der Form der „Freistift“ konnte der Grundherr nach einem Jahr das Gut grundsätzlich jemand anderem übergeben, also den bisherigen Leihnehmer „abstiften“. Das förderte freilich nicht Stift Wilten Aktuell

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COMMUNIO barkeit aus. Zur Hofmark gehörte auch das Berg- und Almgebiet des Stiftes, das identisch war mit der Gemeinde St. Sigmund im oberen Sellrain- und im inneren Lüsenertal. Der zentrale Wirtschaftsitz der Hofmark war der Stiftsmeierhof (Moarhof), der bis 1964 selbst bewirtschaftet wurde. Dem Meierhof zugeordnet waren in Wilten ursprünglich verschieden große Bauerngüter, deren Leihnehmer neben den Abgaben auch zur „Fron oder Herrenarbeit“ am Meierhof des Stiftes in besonders arbeitsintensiven Zeiten verpflichtet waren. Die Ertragsfähigkeit der dem Stift gehörigen Güter war im Mittelalter und auch später wesentlich geringer als sie heute wäre. Einerseits waren die Anbaumethoden und Düngung mangelhaft, auch gab es noch lange keine leistungsstarken (mechanischen) Maschinen. Andererseits musste sehr viel Land erst bewirtschaftbar gemacht werden. Im 12. und 13. Jahrhundert wurde das alpine Gebiet im Sellraintal unter maßgeblicher Mitwirkung des Stiftes für eine dauerhafte Besiedlung erschlossen. Das Stift als Grundherr stellte bei solchen Unternehmungen den Siedlern Arbeitsgeräte, Bauholz und das erste Vieh zur Verfügung. Es verzichtete für längere Zeit auf einen Pachtzins, was auch bei größeren Schadensereignissen der Fall war. In der Ortschaft Wilten waren bedeutende Flächen an Sill und Inn noch lange Überschwemmungs- und Augebiet, die Au am Inn bei Mentlberg, im Jahr 1830

sich laufend veränderten. Die Situation an der Sill ist erschließbar aus einer Urkunde von 1339. Damals übergab der Wiltener Abt Johann den Bürgern von Innsbruck den östlichen Teil des Saggen „ewiglich zu rechtem Zinslehen“. Dabei sagte das Stift zu, es werde die Sill längs des Neurauts „führen, verschlagen und verwerken“; die Stadt Innsbruck müsse das vom Ende des Neurauts bis zur Einmündung in den Inn tun. Es wurde also damals mit einer endgültigen Regulierung der Sill und Trockenlegung der Gebiete westlich davon begonnen. Das Neuraut ist das heutige Bahnhofgelände, das Wort bedeutet „Neurodung“. Das Gebiet südlich davon beim Bartlmäkirchlein war ursprünglich auch Augebiet und wurde noch lange „Kammerau“ genannt. Im Westen erstreckte sich der Grundbesitz des Stiftes ursprünglich bis zum Inn. Das Gebiet am Inn von der Innsbrucker Altstadt bis zur Westeinfahrt in die Autobahn trägt heute noch die Bezeichnung „Innrain“, was ein abwärts geneigtes Gelände bedeutet. Diese Überschwemmungsgebiete am Inn wurden erst nach und nach durch die Regulierung des Inn nutz- und bewohnbar gemacht. Ab zirka 1500 scheinen im Gebiet der Gemeinde Wilten, das am Inn nach Norden hin bis zur „Neuen Universität“ reichte, die Verbauung des Inn und die Trockenlegung der Auen begonnen zu haben. Endgültig abgeschlossen wurde dieser Prozess in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Erst in jener Zeit erfolgte auch anderswo die endgültige Regulierung der großen Flüsse. Das Stift Wilten als Obereigentümer der Rodungsgebiete hatte maßgeblich mitzuwirken an der Flussregulierung, zum Beispiel durch die Lieferung des Holzes und der Steine zur Ufersicherung. Auf den erschlossenen Gründen konnten sich neue Bauersleute ein Heim schaffen; sicherlich ergab sich dadurch auch eine Einkünftesteigerung für das Kloster. Im Jahr der Märzrevolution, 1848, wurde im österreichischen Reichstag in Wien ein Antrag auf Grundentlastung einge-

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COMMUNIO bracht und das entsprechende Gesetz beschlossen. In Tirol und Vorarlberg wurden daraufhin bis 1853 die Einkünfte der verschiedenen Grundherrschaften, vor allem von Adeligen, Bischofssitzen und frühen Klöstern, aufgenommen. Manche Arten der Einkünfte wurden ersatzlos gestrichen, für die wesentlichen Abgaben eine Ablösungssumme festgesetzt. Die Ablösungsumme für die Naturalabgaben wurde gleichgesetzt mit dem durchschnittlichen Ertrag von 20 Jahren. Auf ein Drittel hatte der Grundherr zu verzichten, da für ihn die Steuer auf diese Abgaben und die Kosten für deren Einhebung wegfielen. Ein Drittel hatten die Leihnehmer, die nun zu freien Eigentümern wurden, dem bisherigen Grundherrn zu bezahlen, ein Drittel das Land. Die neuen Volleigentümer hatten 20 Jahre Zeit, ihr Drittel in Raten samt Zinsen abzuzahlen. Das Land Tirol benötigte 50 Jahre, um ihr Drittel, das es durch die Erhöhung der direkten Steuer im Land einnahm, zu zahlen. Für kleine Betriebe war es sicherlich nicht einfach, ihr Drittel an den ehemaligen Grundherrn aufzubringen; manche mussten Kredite aufnehmen. Für das Stift Wilten bedeutete die neue Situation, dass es ab 1853 im Wesentlichen von den selbstbewirtschafteten Flächen im südlichen Teil des heutigen Innsbruck und in der Stiftsalm Lüsens leben musste. Zusätzliche Einnahmequellen blieben die Stiftsmühle und Stiftssäge im Bereich von St. Bartlmä an einem Sillkanal, und auch die Gärtnerei. Viel Ablösungskapital aus der Grundentlastung, das bis zum Ende des ersten Weltkrieges nicht für Verbesserungsmaßnahmen und den Erwerb von Immobilien aufgebraucht war, ging durch die völlige Geldentwertung zugrunde. Neu eingenommenes Kapital verwendete das Stift Wilten zum Beispiel für die Errichtung eines ersten Fahrweges durch die Melachschlucht von Kematen bis Sellrain im Jahr 1887. Bis damals musste bis Sellrain immer ein Umweg über das Mittelgebirge und Grinzens oder über Oberperfuß und St. Quirin gemacht werden. Das Kloster übernahm zwei Drittel der Errichtungskosten

von 30.000 Gulden und trug wesentlich zur Durchführung bei durch die leitende Mitarbeit des Stiftsverwalters im „Wegbau-Consortium“. Der Tourismus wurde dadurch gefördert, auch hatte das Stift daraufhin einen besseren Zugang zur Alm in Lüsens und zu den Seelsorgeposten in Gries und St. Sigmund.

Die große Stiftsmühle östlich der Brennerbahnlinie beim St. BartlmäKirchlein, 1943 durch Bomben zerstört.

Quellen: Hannelore Steixner, Wiltener Urbare des 14. Jahrhunderts als Quelle zur Wirtschaftsgeschichte des Klosters und des Landes Tirol (Manuskript). Innsbruck 2017. St.A.W. A 03 01 02, Kasten Ambts Directorium 1729–1766, 7-17. Otto Stolz, Geschichte der Hofmark Wilten. In: Wilten. Nordtirols älteste Kulturstätte. Band 1. Innsbruck (1924), 82. Lentze, Geschichte, 219f.; siehe auch: Christoph Haidacher, Unersättliche Gäste und schamlose Jäger. In: Michael Forcher (Hrsg.), Stift Stams. Ein Tiroler Juwel mit wechselvoller Geschichte. Innsbruck-Wien 2016, 56. Martin Schennach, Geschichte des bäuerlichen Besitz- und Erbrechtes in Tirol – ein Überblick. In: Hofgeschichten der 2002 und 2003 verliehenen Erbhöfe (Tiroler Erbhöfe Nr. 21). Innsbruck 2003, 9-30; Maria Gassner, Beiträge zur Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte des inneren Sellraintales (= Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum in Innsbruck, Heft 4). Innsbruck 1925, 38-46. Lentze, 217f.; Otto Stolz, 67-83. Stolz, 141f.; Gassner, 13-21, 46-48. St.A.W. 050 C; Stolz, 102; H. Wopfner, Beiträge zur Geschichte der freien bäuerlichen Erbleihe Deutschtirols im Mittelalter. Breslau 1903, 188-190. Stolz, 104-111; siehe die bildnerische Darstellung der Situation von 1830. Josef Fontana, Vom Neubau bis zum Untergang der Habsburgermonarchie (18481918). In: Geschichte des Landes Tirol, Band 3. Bozen, Innsbruck-Wien 1987, 2932; F. Steinegger, Das Stift Wilten und seine Wirtschaftsgeschichte. In: 850 Jahre, 78; Schennach, 9-30. Georg Jäger (Hrsg.), Sommerfrische und Gipfelwind. Reisen und Wanderungen im Sellraintal 1815-1925. Innsbruck 2015, 18-27. Stift Wilten Aktuell

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COMMUNIO

Geistliche Abendmusik Zwei reine Orgelkonzerte und vier Abende mit Orgel- und Ensemblemusik bildeten heuer die traditionelle Reihe der Geistlichen Abendmusik in der Basilika. Andreas Ettlinger, Albert Knapp und die Schola Gregoriana Wilthinensis

Eröffnet wurden sie von Andreas Ettlinger, dem 2. Stiftsorganisten von St. Florian in Oberösterreich, den Schlusspunkt setzte Denny Wilke aus Nürnberg. Obwohl diese beiden Organisten komplett unterschiedliche Literatur spielten, war ihnen doch gemeinsam, mit welch hörbarer Liebe zum Instrument sie an die historisch bedeu-

Streicherey gestaltete. Clemens Hofer, der Organist von Pradl, spielte mit dem Ensemble Innegal, dessen Mitglieder immer wieder in der Capella Wilthinensis mitwirken. Zum ersten Mal wurde eine Abendmusik mit Gregorianischem Choral, also der Schola Gregoriana Wilthinensis und Orgel, gestaltet, wobei Albert Knapp aus

tende Reinisch-Orgel herangingen. Die beiden Orgelkonzerte schufen also einen stimmigen und gewichtigen Rahmen für die Gesamtserie. In dieser musizierten weiters Ensembles und Organisten, die teils zum Haus gehören, mit diesem in enger Verbindung stehen oder in benachbarten Klöstern tätig sind. Am 7. August war es Stiftsorganist Benedikt Baldauf vom Kloster Neustift bei Brixen, der den Abend gemeinsam mit der Haller

Telfs vor allem zu den und über die Choralthemen improvisierte. Stiftsorganist Kurt Estermann komponierte zwei Orgelmeditationen zum Augustinusfest. Gemeinsam mit der „Geistlichen Chormusik“ von Heinrich Schütz, musiziert von der Capella Wilthinensis unter der Leitung von Stiftskapellmeister Norbert Matsch, bildete die Uraufführung dieser Orgelwerke den Abschluss der Orgel-Ensemble-Abende.

Haller Streicherey, Kurt Estermann und die Capella Wilthinensis

Benedikt Baldauf

Clemens Hofer, Denny Wilke

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COMMUNIO

Musica Sacra Wilthinensis 2018 Jedes Jahr aufs Neue wird in dieser Einleitung erwähnt, dass wir „zur Ehre Gottes und zur Erbauung der Gläubigen“ musizieren. Das Programmheft darf also nicht als „Leistungsschau“ missverstanden werden, vielmehr muss es sich immer wieder an dieser Vorgabe orientieren. Die gesamte musikalische Planung kann somit niemals losgelöst von der konkreten liturgischen Feier und der jeweils feiernden Gemeinde gesehen werden. Das bedenkend ist es Musica Sacra Wilthinensis durchaus interessant, dass Johann Sebastian Bach sowohl mit seinem Orgel- als auch mit seinem Kantatenwerk einen wichtigen Platz im Programm einnimmt. Einige seiner Kantaten lassen sich, so sie textlich passen, sehr gut in eine Eucharistiefeier integrieren. Mozart, Haydn und Schubert sind fixer Bestandteil des Heftes. Neben der Wiener Klassik und den Werken Bachs haben sich aber in den letzten Jahren noch andere Schwerpunkte in unserem Ensembleprogramm entwickelt. Die frühbarocke österreichische Musik ist einer davon. Zum Augustinussonntag und Abschlussgottesdienst der Festwochen der Alten Musik gibt es die Missa Sti. Henrici von Heinrich Ignaz Franz Biber und zu Allerheiligen steht Johann Stadlmayr im Mittelpunkt. Seit Jahren bildet die österreichische Kirchenmusik des 20. und 21. Jahrhunderts einen weiteren Schwerpunkt. Mit der Orchesterfassung von Anton Heillers Deutschem Ordinarium gibt es zu Pfingsten einen richtigen „Klassiker“ der kirchenmusikalischen Moderne. Estermanns Passio Wilthinensis wird am Karfreitag , zwei Jahre nach der Uraufführung, wiederholt, eine Missa brevis des zeitgenössischen niederösterreichischen Komponisten Franz Thürauer ist am Rosenkranzsonntag zu hören, und auch des 100. Geburtstages Josef Friedrich Doppelbauers wird gedacht. Diese Haltung spiegelt sich auch in der Programmierung der in Fülle vorhandenen Orgelwerke. Naheliegend ist die Nachzeichnung des Kirchenjahres und seiner spezifischen Feste, denn genau dafür wurden und werden bestimmte inhaltlich orientierte Orgelstücke komponiert. Johann Sebastian Bach hat sein ganzes Leben lang immer wieder das Kirchenjahr auch mit seinen Orgelkompositionen reflektiert – dementsprechend oft finden sich in diesem Jahresprogramm seine hochqualitativen Orgelwerke. Aufführungen von Passionen lassen sich in Wilten Liebe Kirchenmusik Freunde im unserer Stift Wilten Abtei!

Jahresprogramm 2018

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bereits im 18. Jahrhundert nachweisen. Im 20. Jahrhundert wurde diese Praxis wiederaufgenommen, seit zwölf Jahren ist der 5. Fastensonntag der Termin dafür. Diesmal wird die Johannespassion des Hamburger Komponisten Thomas Selle aus dem Jahr 1643 zu hören sein. An der Universität Hamburg gibt es aktuell ein Forschungsprojekt zu Selles Gesamtwerk unter der Leitung von Univ. Prof. Dr. Ivana Rentsch. Es freut uns besonders, dass sie der Capella Wilthinensis für die Passionsaufführung das neueste Notenmaterial zur Verfügung stellt. Ein anderer Aspekt ist der Blick auf besondere Jubilare. 2018 ist François Couperins 350. Geburtstages zu gedenken. Schon als sehr junger Organist in Paris hat er zwei gewichtige Orgelmessen vorgelegt, einen Zyklus für Pfarrkirchen, einen anderen für Klosterkirchen. Die dem Gregorianischen Messordinarium folgenden Orgelabschnitte lassen sich ausgezeichnet in den verschiedenen Gottesdiensten verwenden. In der Reihe der Orgeljubilare sind Girolamo Frescobaldi, Johann Steigleder und Johann Caspar Kerll zu nennen, aber auch der 200. Geburtstag von Charles Gounod sowie der 50. Todestag von Jeanne Demessieux fallen in dieses Jahr. Hoffentlich finden einige beim Durchblättern „Lieblingsstücke“. Die Kempter-Messe könnte so etwas sein, das Fauré-Requiem oder die eine oder andere MozartMesse. Aber auch weniger oft gespielte Werke von Heinrich Isaac, Johann Hermann Schein oder Jakob Regnart gilt es zu entdecken. Auch bei den programmierten Orgelwerken werden sich die besonders geschätzten Stücke finden lassen: das „Wachet auf“ von Johann Sebastian Bach, sein monumentales Werk Praeludium und Fuge in Es-Dur oder seine Kantatenbearbeitung „Jesu bleibet meine Freude“. Wenn wir nun all die musikalischen Projekte aufgezählt haben, ist es vielleicht angebracht, nochmals an den Beginn dieser Einführung zu verweisen - damit wir das wirklich Wesentliche, den Grund unseres musikalischen Tuns, nicht aus den Augen verlieren. Stiftskapellmeister Norbert Matsch Stiftsorganist Kurt Estermann Stiftspfarrorganist Dominik Bernhard Stift Wilten Aktuell

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CARITAS

Christen und Muslime - gemeinsam mit Maria Durch IHRE Spenden zum silbernen Abtjubiläum konnten die „Servantes du Christ“ (Dienerinnen Christi) in Maradi/Niger ein friedenstiftendes Treffen katholischer und muslimischer Frauen durchführen. Vergelt´s Gott!

DANKE

Mère Marie Catherine Kingbo berichtet: „Am 15. August, dem Tag der Himmelfahrt der Jungfrau Maria, fand in unserer Gemeinschaft eine Konferenz über die Stellung Mariens in den Evangelien und im Koran statt. Ein vom Sultan von Tibiri-Gobir delegierter Imam unterstützte uns dabei. 203 katholische und muslimische Frauen, neun Dorfvorsteher, zwei Vertreter des Sultans der Stadt Tibiri Gobir und zwei Pastoren nahmen an diesem Treffen teil. Der Imam sprach über die Ursprünge von Jesus im Koran und ich sprach über die Verkündigung und die Heimsuchung im Lukasevangelium. Diese erste Begegnung zwischen christlichen und muslimischen Frauen war ein großer Erfolg. Der Austausch erlaubte uns zu sehen, dass Maria eine Mutter ist, die

trotz religiöser Differenzen ihre Kinder versammelt. Die Atmosphäre des Treffens war sehr freundlich. Frauen haben diesen Tag als eine Zeit der Ausbildung erlebt. Angesichts der Bedeutung dieser Konferenz berichteten der nationale Rundfunk und das Fernsehen über die Veranstaltung. Wir danken dem Kloster Wilten in Innsbruck sehr herzlich für die Unterstützung dieses Treffens. Möge die Muttergottes Maria weiterhin alle Bemühungen um das Wohlergehen der Bevölkerung und um ein friedliches Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen und um die Herstellung eines fruchtbaren muslimisch-christlichen Dialogs unterstützen.“

Eine Kerze in der Dunkelheit Sr. Georgette Tanoury berichtet von unglaublichem Leid im Libanon. Am 21. August waren zwei Schwestern vom Guten Hirten zu Besuch im Stift Wilten. Seit mehreren Jahren unterstützt das Stift Projekte der Kongregation im Libanon.

V.l.n.r.: Provinzleiterin Sr. Melitta Fragner, Sr. Georgette Tanoury, Abt Raimund 26

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Sr. Georgette Tanoury arbeitet seit vielen Jahren im Libanon. Sie und ihre Gemeinschaft versuchen zu helfen, wo sie nur können. Durch den Krieg in Syrien sind mehrere Millionen Flüchtlinge vor allem aus dem Irak und Syrien in den Libanon gekommen. Im Libanon mit einer Fläche von10.452 km2, einem Land kleiner als Tirol, leben inzwischen inoffiziell acht Millionen Menschen. Es fehlt an allem: an Platz, an Nahrung, an Medikamenten, an Schulen und Ausbildungsstätten, an funktionierender Politik. In diesem Chaos versuchen die Schwestern vor allem Kindern zu helfen. In dieser oft ausweglos scheinenden Situation versucht Sr. Georgette durch ihren Einsatz jeden Tag auf´s neue „eine Kerze in der Dunkelheit zu entzünden“.


CARITAS

Fünf Jahre Waldhüttl Über 100 Menschen feierten fünf Jahre Vinzenzgemeinschaft Waldhüttl

Prior Klemens Halder spricht ein Segensgebet

Bewohner des Waldhüttls mit den Ehrengästen

VinzenzgemeinschaftenPräsident Christoph

Das Waldhüttl liegt oberhalb des Schlosses Mentlberg und hat sich zu einer Oase inmitten der Stadt Innsbruck entwickelt. Es ist für Roma aus verschiedenen europäischen Ländern eine zweite Heimat geworden und feierte am 9. Oktober sein fünfjähriges Bestehen. Freunde, Bewohner, Gärtner, Sympatisanten, Vertreter von Stadt, Land und Kirche, Pressevertreter und viele mehr waren gekommen. In den Reden wurde die Arbeit der Vinzenzgemeinschaft gelobt. Es sprachen Prior Klemens Halder OPraem (in Vertretung des erkrankten Abtes Raimund), Vinzenzgemeinschaften-Präsident Christoph Wötzer, Caritasdirektor Georg Schärmer, Landesrätin Christine Bauer, Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider und Stadtrat Gerhard Fritz. Jussuf Windischer führte durch den Abend und lobte den Einsatz der Bewohner (insbesondere des Hausmeisters Aron), der engagierten Pensionisten (insbesondere Sepp Kreuter) und der Mitarbeiter des Stiftes Wilten (insbesondere Rudi Mair). Vroni Windischer erzählte vom großen Freundeskreis des Waldhüttl, es sind inzwi-

schen über 600, und berichtete über die bewirkten Wunder. Simone moderierte den kulturellen Teil des Festes, das mit der beschwingten Hymne „Djelem, djelem ...“ zu einem bewegten Abend wurde. Bis spät in die Nacht hinein gab es Gebet und Segen, Kulturbeiträge, Gulaschsuppe, Aufstrichbrote, Getränke, schöne und gute Geburtstagstorten, beste Musik, Disco und Tanz. Danke allen, die geholfen haben.

Wötzer

Vroni und Jussuf Windischer berichten in der Scheune

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COMMUNIO

Jugendvespern und -gottesdienste Im September 2017 hat Vlekoslav Milosic die Aufgabe als Leiter der Dekanatsjugendstelle Wilten-Land übernommen.

Vlekoslav Milosic und D. Johannes Hohenwarter OPraem

Gemeinsam mit Dekanatsjugendseelsorger Johannes Hohenwarter ist er somit federführend für die Organisation der Jugendvespern und Jugendgottesdienste verantwortlich. Vjekoslav stammt ursprünglich aus Kroatien und ist Student an der Theologischen Universität Innsbruck. „Das Seelenwohl der

Jugendvesper in Wilten „Wer glaubt ist nie allein“

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Menschen war mir immer schon wichtiger als irgendwelche Zahlen, Paragraphen oder Gesetze“, sagt er. Vor seiner neuen Tätigkeit in Wilten arbeitete er bereits in der Universitätspfarre Innsbruck mit. „Ich bin 34 Jahre jung und durch meinen eigenen Werdegang und die Lebenserfahrung fühle ich mich gewachsen,


COMMUNIO mit jungen Menschen einen lebhaften und nachhaltigen Austausch zu führen, von dem beide Seiten profitieren“, so Vjekoslav. Das JUVE-Arbeitsjahr 2018/2019 steht unter dem Motto „Wer glaubt ist nie allein“.

In den Jugendgottesdiensten werden „starke Frauen“ vorgestellt. Johannes und Vjekoslav freuen sich auf DEIN Kommen! KOMM VORBEI - SEI DABEI! Jugendgottesdienst in St. Sigmund „Starke Frauen“

In den kirchlichen Dienst gesendet Am 26. November hat Diözesanadministrator Jakob Bürgler 17 Frauen und fünf Männer in ihren Dienst als Religionslehrer, Pastoralassistenten, Klinikseelsorger und Jugendleiter entsendet. Jakob Bürgler in seiner Predigt im im Dom zu St. Jakob: „Ihr drückt mit eurer Bereitschaft zum kirchlichen Dienst aus, dass ihr eine ‚Berufung‘ habt, dass ihr innerlich

‚angezogen‘ seid von Jesus und seiner frohen Botschaft, dass ihr Zeugnis geben wollt von dem, was euch erfüllt und glücklich macht.“ Gruppenbild im Dom. Aus den Stiftspfarren dabei: Religionslehrerin Jutta Manhartsberger (VS Sistrans), Pastoralassistent Thomas Folie (Pfarre Völs) und Jugendleiter Vjekoslav Milosic (Dekanat WiltenLand)

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COMMUNIO

Puellae Wilthinenses Der Mädchenchor darf sich über eine sehr positive Entwicklung freuen.

Konzert im Norbertisaal

Abt Raimund dankt den Sängerinnen und Verantwortlichen des Chores

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Die Puellae Wilthinenses verabschiedeten sich am Freitag, 30. Juni, mit dem jährlichen Abschlusskonzert und dem traditionellen anschließenden Pizza-Essen in die Sommerpause. Die Gestaltung der Osternacht und der Erfolg beim Tiroler Landesjugendsingen werden vom vergangenen Schuljahr sicher in guter Erinnerung bleiben. Zusätzlich zur bereits etablierten Gruppe konnte mit jüngeren Mädchen

auch im Nachwuchsbereich die Arbeit begonnen werden. Dieser Weg soll auch in diesem Schuljahr weitergeführt werden. Vor den Puellae liegen schöne Aufgaben wie die Gestaltung der Christmette zu Weihnachten und die Einladung, im kommenden Jahr an der Gesamtaufnahme des Orgel-Chorwerkes des bedeutenden Komponisten Anton Heiller mitzuwirken.


COMMUNIO

In die Berg bin i gern Eine neue Volksmusik-CD und voller Elan bei den Wiltener Sängerknaben Im Juli stand noch das traditionelle Abschlussfest im Terminkalender der Wiltener Sängerknaben mit einem von Abt Raimund geleiteten Wortgottesdienst, einem Kurzkonzert der verschiedenen Chöre für die vielen Verwandten und Freunde, vielen Ehrungen und Danksagungen, sowie jeder Menge Spiel, Spaß, Essen und Trinken. Mit dem Sommerlager in Stams, einem Ausflug auf die Latschenhütte bei Imst, den Hofkirchenkonzerten und einem musikalischen Ausflug zu einem Gottesdienst in der Ursulinenkirche nach Linz (unter dem Motto „Unser Dasein spüren“, für Menschen mit und ohne Behinderung, organisiert von Rollon Austria) mit Bischof Man-

fred Scheuer, ging es aber schon wieder voller Elan in das neue Arbeitsjahr. Im Herbst konnte so bereits die neue Volksmusik-CD unter dem Titel „In die Berg bin i gern“, die während des heurigen Jahres aufgenommen wurde, präsentiert werden. „Da ist viel Freude drauf und viel Freude drin ...“, sagt Chorleiter Johannes Stecher. Es musizieren Chor, Solisten und Volksmusikgruppe der Wiltener Sängerknaben unter der Leitung von Johannes Stecher. Die CD mit den „schönsten Volksliedern aus den Alpen“ ist um € 18,- über den Shop auf der Sängerknaben-Homepage (www. saengerknaben.com) und im Klosterladen des Stiftes Wilten erhältlich.

In die Berg bin i gern

St. Quirin ist renoviert Schon vom Inntal aus sichtbar ist die kleine Kirche St. Quirin, die wie ein Kristall aus dem steilen Sellrainer Berghang herausragt. Erbaut wurde das Kirchlein dem Volksmund nach von dankbaren Bauern, die die Pest überlebt hatten. 1496 ist es zu einer spätgotischen Wallfahrtskirche ausgebaut worden. Um den kraftspendenden Platz mit schönem Ausblick zu erhalten, muss die Kirche gepflegt werden. Im vergangenen Jahr wurde der Glockenstuhl erneuert, heuer waren Dach, Fassade, Elektrik und Innenbemalung an der Reihe. Für Spenden auf das Konto bei der Raiffeisenbank Kematen, AT72 3626 0001 0022 5532 lautend auf Filialkirche St. Quirin, ist die Pfarre Sellrain sehr dankbar. Eine von vielen Besonderheiten der Kirche ist die wehrhafte Wetterglocke „Annamaria“. Als eine andere Gemeinde die Glocke kaufen wollte, erklang der Sage nach ihr Ruf: „Annamaria hoaß i, alle Wetter woaß i, alle Wetter vertreib i, und in St. Krein oben do bleib i.“ Die Glocke hatte wohl gewusst, dass sie in Sellrain noch gebraucht wurde. Beim Jahrhundertunwetter vor zwei Jahren hat sie geläutet. Trotz vieler brenzliger

Situationen mussten in jener Nacht keine Todesopfer beklagt werden. Aus diesem Anlass veranstalteten die Sellrainer aus Dankbarkeit eine Wallfahrt nach St. Quirin. Das Wappenzeichen von Sellrain ist so wieder in den Blickpunkt gerückt.

Blick von St. Quirin Richtung westliches Mittelgebirge. Rechts oben das Wappen der Gemeinde Sellrain. Text: Lea Singer Stift Wilten Aktuell

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In Stein gehauenes Gebet 60 Jahre Erhebung der Pfarrkirche Wilten zur päpstlichen Basilika 8. Dezember 2017: D. Johannes Hohenwarter OPraem bei der Predigt

Text: Diakon Helmut Naschenweng

8. Dezember 1957: Kardinal Josef Wendel beim Pontifikalamt in der Basilika

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Exakt 60 Jahre nach der offiziellen Erhebung der Pfarrkirche zur Basilika, am 6. August 2017, feierte die Wiltener Pfarrgemeinde einen Festgottesdienst. Aus Anlass der 200-Jahr-Feier des Bestehens der Rokkoko-Pfarr- und Wallfahrtskirche von Wilten wurde am 6. August 1957 das Gotteshaus im Auftrag von Papst Pius XII. von der Ritenkongregation in Rom zur päpstlichen Basilika (basilica minor) erhoben. Maßgebend dafür waren der zirka 1000-jährige Bestand der Wallfahrt, die unzähligen Besuche der Gnadenstätte durch die Gläubigen, die vielen Gnadenerweise auf die Fürsprache der Gottesmutter und nicht zuletzt die außerordentliche Schönheit des Wiltener Gotteshauses. Der Kardinal und Erzbischof von München-Freising, Se. Eminenz Kardinal Josef Wendel, vollzog am 8. Dezember die Erhebungsfeierlichkeiten unter zahlreicher Teilnahme der Wiltener Bevölkerung. Die erste urkundliche Nennung der Kirche „Unserer Lieben Frau“ erscheint in einem Stiftungsbrief des Herzogs Ludwig von Kärnten vom Jahre 1309, wo die Pfarrkirche „ecclesia nova in Wilthina prope monasterium“ (neue Kirche in Wilthina nahe dem Kloster) genannt wird. Im Jahr 1140 übergab Bischof Reginbert

von Brixen den Prämonstratenser-Chorherren zugleich mit der Stiftskirche auch die „ecclesia baptismalis in eadem villa Wilthina sita“ (die in jenem Gut gelegene Taufkirche) zur Betreuung und ihre Einkünfte als Dotation, was 1161 neuerdings bestätigt wurde. 1259 erscheint die Kirche in einer Urkunde des Bischofs von Brixen bereits unter dem Titel „Kirche unserer Hohen Frauen“. Die Wiltener Pfarrkirche ist ein Juwel unter allen bestehenden Rokokobauten. Für die Ausgestaltung wurden die besten Kräfte, die damals für das süddeutsche Rokoko zur Verfügung standen, herangezogen. Freiherr Ludwig von Pastor, der Geschichtsschreiber der Päpste, hat deshalb den folgenden Ausspruch getätigt: „Die Wiltener Gnadenkirche ist ein in Stein gehauenes Gebet“. Die Erhebungsurkunde von 1957


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Dankbarkeit kennt keine Grenzen Tirol und Südtirol ehren verdiente Bürger Kranzniederlegung und Gebet vor dem AndreasHofer-Denkmal in der Innsbrucker Hofkirche

In Tirol hat der 15. August eine ganz besondere Bedeutung. Das Fest Mariä Himmelfahrt ist zugleich auch ein Landesfeiertag zum Gedenken an die Befreiung Tirols im Jahr 1809. Unter der Führung von Andreas Hofer kam es zum Aufstand der Tiroler Bevölkerung gegen die bayerische Besatzung. Der Festtag am 15. August wurde 1959 eingeführt und zum „Hohen Frauentag“ erklärt. Neben den kirchlichen Feiern nimmt die Tiroler Landesregierung an diesem Tag zahlreiche Ehrungen von engagierten Bürgern Tirols vor. Vor den Ehrungen in der Innsbrucker Hofburg fand der Festgot-

tesdienst in der Jesuitenkirche statt. Dem Gottesdienst stand Abt Raimund Schreier als Haus-, Hof- und Erbkaplan des Landes Tirol vor. Musikalisch gestaltet wurde die Messe von der Capella Wilthinensis. Zur Aufführung gelangte die Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart. „Gegenseitige Unterstützung und Solidarität wächst aus der Gesellschaft und hält sie zusammen. Ohne diese Menschen wäre Tirol nicht das, was es ist“, betonte Landeshauptmann Günther Platter. Dass die Ehrung gemeinsam mit Südtirol stattfindet, sei ebenfalls ein besonderes Zeichen: „Dankbarkeit kennt keine Grenzen.“ Festgottesdienst in der Jesuitenkirche

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Tiroler Kaiserjäger Am 19. August gedachte die Ortsgruppe Innsbruck des Tiroler Kaiserjägerbundes in einer hl. Messe im Urichhaus besonders ihres verstorbenen Kameraden und langjährigen Hausmeisters Otmar Winkler. Heilige Messe im Urichhaus

Konzert „Jubila Faventina“ Im Rahmen der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik gastierte das Ensemble „Mala Punica“ am 19. August in der Stiftskirche Wilten.

Mala Punica in der Stiftskirche Wilten

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„Wir spielen die Musik, wie sie war, bevor sie von Verboten eingeschränkt und sogar kriminalisiert wurde“, kündigte der Flötist und Musikforscher Pedro Memelsdorff einen

unerwarteten klanglichen, harmonischen und melodischen Reichtum an, wie man ihn von überlieferten Werken an der Wende von Mittelalter in die Neuzeit niemals erwarten würde. Im „Codex Faenza“, einem Buch mit Ledereinband, im Format etwas kleiner als A4, 100 Seiten handbeschrieben auf dunkelgelbem Pergament, befindet sich die erste schriftliche Überlieferung, wie damals bei Messen instrumental gespielt wurde. Die Vokalstimmen hatten die gregorianischen Melodien aus den Choralbüchern zur Grundlage. Viele in den Notenbüchern ausradierte und überschriebene Passagen im „Codex Faenza“ konnten dank hochmoderner Computertechnologie wieder rekonstruiert werden. In Wilten waren nun Sätze aus Messen und Vespern zu hören, deren instrumentale Teile jahrhundertelang schriftlich gar nicht existiert haben.


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Gries trauert um Abt Benno Malfèr Der Abt von Muri Gries, Benno Malfèr, ist am 28. August überraschend gestorben. Er hätte im Dezember seinen 70. Geburtstag gefeiert. Seit 1991 stand Abt Benno dem Benediktinerkloster von Muri-Gries in Bozen vor.

Er war weit über Gries und Bozen hinaus bekannt und geschätzt. Er ruhe in Frieden! Abt Benno Malfèr * 20. Dezember 1946 + 28. August 2017

Säkulumsfeier in der Basilika Erstmals wurde vom 8. bis 10. September das Säkulum nicht nur liturgisch gefeiert, sondern es wurden auch neue inhaltliche Akzente gesetzt. Der von den Nationalsozialisten 1942 hingerichtete Pallottinerpater Franz Reinisch stand dabei im Zentrum. Am Freitagabend standen eine Filmvorführung und der Festvortrag am Programm. Der Samstag war ausgefüllt mit Workshops und einem Stadtrundgang, der unter dem Titel stand: „Auf den Spuren von Pater Reinisch“. Am Abend schließlich fand die Vigilfeier mit Marienlob und Lichterprozession um die Basilika statt. Am Sonntagvormittag wurde der Familiengottesdienst gefeiert. Fürbitten und Gabenprozession wurden von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen mit Reinisch-Symbolen (Bild, Tagebuch, Rose, Kelch, Brot und Wein) gestaltet. Den Abschluss des Säkulums bildete dann am Abend das Pontifikalamt, dem Abt Raimund Schreier vorstand.

Filmvorführung in der Basilika Stift Wilten Aktuell

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Ehrenring der Marktgemeinde Völs Anlässlich des Erntedankfestes hat Abt Raimund Schreier sein 40-jähriges Priesterjubiläum und sein 25-jähriges Abtjubiläum in Völs gefeiert. Gottesdienst in der Pfarrkirche Völs

Nach dem Gottesdienst in der Völser Pfarrkirche wurde Abt Raimund der Ehrenring seiner Heimatgemeinde verliehen. Dazu Bürgermeister Erich Ruetz: „Ein Leben für die Kirche und die Menschen – dazu hat sich Raimund Schreier entschieden und diesen Weg geht er aus Überzeugung. Als Lehrer, als Seelsorger, als Abt und somit verantwortlich für die 21 Stiftspfarren, zu der auch Völs gehört, stellt Prälat Schreier sein priesterliches Wirken in den Dienst der Bevölkerung. Raimund Schreier V. l. n. r.: Vizebürgermeister Walter Kathrein, Bürgermeister Erich Ruetz, Abt Raimund Schreier, Vizebürgermeister Anton Pertl

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ist in Völs aufgewachsen und 1971 in das Prämonstratenser-Chorherrenstift Wilten eingetreten. 1977 feierte er die Priesterweihe in Innsbruck und Primiz in Völs. 1992 wurde er zum 55. Abt des Stiftes Wilten gewählt und durch Bischof Reinhold Stecher zum Abt geweiht. Der Gemeinderat hat daher beschlossen, Abt Raimund für besondere Verdienste um die Marktgemeinde Völs den Ehrenring der Marktgemeinde Völs zu verleihen. Ich gratuliere sehr herzlich.“


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Zum Verbrecher, zum Cretin, zum Tier Bischof Manfred Scheuer veröffentlichte geheime Briefe mit KZ-Erfahrungen des Innsbrucker Priesters und Caritasdirektors Josef Steinkelderer. Am Montag, 25. September 2017 präsentierte Bischof Manfred Scheuer im Haus der Begegnung den dritten Band der „notae“. Dieser Sonderband von „historischen Notizen aus der Diözese Innsbruck“ von Bischof Scheuer ist in Zusammenarbeit mit seinem ehemaligen theologischen Referenten Josef Walder entstanden und bewahrt die Erinnerungen an die KZ-Erfahrungen des Innsbrucker Priesters und Caritasdirektors Dr. Josef Steinkelderer. „Indem hier seine Aufzeichnungen und Schriften erstmals veröffentlicht werden, möge die Erinnerung zur Versöhnung führen“, so der Herausgeber Bischof Scheuer. Ein etwas anderer Priester - Josef Steinkelderer wurde 1904 im Innsbrucker Stadtteil Wilten geboren und empfing seine Priesterweihe als Religionslehrer an der HAK in Innsbruck. Steinkelderer war immer in Konflikt mit dem Nationalsozialismus. Schließlich wurde er vom NS-Regime vom Schuldienst enthoben und war anschließend als Seelsorger in Karres tätig. Dort geriet er in Konflikt mit dem Bürgermeister, einem führenden SA-Mann. Kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde er wegen ihm vorgeworfener „Greuelpropaganda“ als ein „Volksverräter“ verhaftet. Es wurde ihm unterstellt, auf seinem Heimweg von Freiburg im Breisgau nach Innsbruck USBürgern empfohlen zu haben, Deutschland zu verlassen, weil es zu unsicher werde. Steinkelderer wurde in Folge dessen in Innsbruck inhaftiert. Inhaftiert in den KZs Sachsenhausen und Dachau - Im November 1939 kam Steinkelderer ins KZ Sachsenhausen. Ein Jahr später, im Dezember 1940, wurde er dann ins KZ Dachau verlegt, wo er bis zum 28. März 1945 gefangen gehalten wurde. In Dachau gab es einen eigenen Block für Priester, in dem diese ab 1941 für sich selbst Gottesdienste feiern durften. Er schrieb aus dem Konzentrationslager zahlreiche, teils verschlüsselte Briefe. In ihnen zeichnet er

ein Bild vom Alltag im KZ, beschreibt aber auch die Solidarität der Häftlinge untereinander. Als erster Caritasdirektor der Diözese Innsbruck setzt Steinkelderer deutliches Zeichen für den sozialen Wohnbau - Nach Kriegsende im Jahr 1945 wurde Steinkelderer vom damaligen Bischof Paulus Rusch beauftragt, die Caritas als diözesanes Amt aufzubauen. Dabei waren seine vorhandenen Englischkenntnisse und seine überregionale Vernetzung von Vorteil. Schon damals wurde die Caritas mit ähnlichen Schwerpunkten wie heute – unter anderem Flüchtlingshilfe, Jugendhilfe, Hilfe für Suchtkranke und Internationale Zusammenarbeit – errichtet. Als die wirtschaftliche Situation eine Besserung erkennen ließ, engagierte sich Steinkelderer für die Bekämpfung der Wohnungsnot. Durch die Beteiligung an der Errichtung der Heiligjahrsiedlung in Innsbruck und der Siedlung Frieden in Völs wurde ein deutliches Zeichen gesetzt: Wohnungen für Menschen sollten vor der Renovierung der Kirchen stehen. Besonderen Weitblick bewies Steinkelderer beim Aufbau der Caritas-Sozialschulen. Somit war Josef Steinkelderer der erste Direktor der Innsbrucker Caritas bis zu seinem Tod im Jahre 1972.

V. l. n. r.: Jakob Bürgler, Josef Walder, Herwig van Staa, Bischof Manfred Scheuer, Georg Schärmer, Martin Kapferer

Bischof Manfred Scheuer bei der Präsentation im Haus der Begegnung

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Wiltener Urkunden im Internet Onlineauftritt in Monasterium.net, in Europas virtuellem Klosterarchiv.

Hannelore Steixner bei der Präsentation im Norbertisaal

V. l. n. r.: Prior Klemens Halder, Dieter Liebmann, Thomas Aigner, Robert Reiter, Hannelore Steixner, Helmut Gritsch, Abt Raimund Schreier

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Am 4. Oktober lud das Stift Wilten zu einer Feierveranstaltung anlässlich der Fertigstellung einer jahrelangen Arbeit. Die drei teilzeitbeschäftigten Mitarbeiter, Dr. Hannelore Steixner, Univ.-Prof. Dr. Helmut Gritsch und Mag. Dieter Liebmann, hatten Urkunden und andere geschichtliche Schriften – vor allem aus dem Zeitraum 1138 bis 1650 – neu bearbeitet. Von den großteils lateinischen Texten wurden kurze Inhaltsangaben (Regesten) erstellt. Diese und andere

wesentliche Elemente der Schriften sind nun eingespeichert in die Europa und Nordamerika umfassende Großdatei von Klosterurkunden „monasterium.net“. Dr. Thomas Aigner, Direktor des Diözesanarchives St. Pölten, der diese internationale Datei aufgebaut hat, erläuterte die Vorteile des Netzwerkes. Wissenschaftler und andere Interessierte können in dieser Datei kostenlos abfragen nach Suchkriterien wie Orten, Personen, Jahreszahlen. Für den Wiltener Online-Auftritt hatte Herr Robert Reiter bei monatelangen Aufenthalten in Wilten mehr als 6.600 Seiten gescannt. Auf dem Bildschirm können die Scans vergrößert werden, sodass Text oder auch Siegel der Urkunden viel leichter entziffert werden können. Zu dieser Feier- und Informationsveranstaltung war eine ansehnliche Zahl von Gästen gekommen. Abt Raimund Schreier dankte allen, die an diesem Projekt beteiligt waren. Er unterstrich auch die Bedeutung des geschichtlichen Archivs für das Stift und seine Pfarren, aber auch für die Geschichtswissenschaft und zum Beispiel für die Ortschronisten.


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Es hat mich nicht gereut 50-jähriges Priesterjubiläum von Prälat Dr. Hermann Steidl Am 8. Oktober feierte der Ordensvikar der Diözese Innsbruck, Hermann Steidl, sein Goldenes Priesterjubiläum in der Mutterhauskirche der Barmherzigen Schwestern an der Kettenbrücke.

‚adiuvare animas’; der versucht hat, nach dem Vorbild eines Hl. Vinzenz von Paul die Barmherzigkeit nicht nur zu predigen, sondern auch vorzuleben. Deshalb warst du ein Kooperator mit Herz, ein Spiritual mit

Ordensvikar Hermann Steidl beim Festgottesdienst

Abt Raimund Schreier würdigte in seiner Festpredigt das so wertvolle Wirken des Jubilars: „Es ist die Beziehung mit Christus, die dich ein Leben lang getragen hat, die Beziehung von Herz zu Herz. ‚Cor ad cor loquitur’ – ‚Das Herz spricht zum Herzen’ – so stand auf dem Kardinalswappen des seligen John Henry Newman. Und aus dieser Beziehung heraus konntest du Seelsorger mit Herz sein, der mit Leidenschaft Christi Evangelium verkündet hat, der immer wieder versucht hat, nach dem Vorbild des Hl. Ignatius die Seelen aufzurichten -

Herz, ein Religionsprofessor mit Herz, ein Vizeoffizial und Ordenskanzler mit Herz und seit einigen Jahren ein Bischofsvikar für die Orden und spirituellen Bewegungen mit Herz, wofür ich dir ein ganz großes Danke aussprechen darf. Und deswegen, lieber Mitbruder Hermann, darfst du dieses leise, bescheidene, aber gewichtige Wort sagen, das gerade bei dir glaubwürdig klingt und das die Gültigkeit des echten Priesterberufes auch in unserer Zeit bestätigt: ‚ES HAT MICH NICHT GEREUT’.“ Prälat Hermann Steidl umringt von zahlreichen Gratulantinnen und Gratulanten

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Die Bibel Jesu Am 9. Oktober 2017 hielt Univ.-Prof. Dr. Georg Fischer SJ vom Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie der Universität Innsbruck im Rahmen eines Komtureiabends einen Vortrag zum Thema „Warum das Alte Testament für uns Christen so wichtig ist“.

Univ.-Prof. Georg Fischer SJ beim Vortrag

Text: Dr. Florian Schaffenrath

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Er ging dabei von der einerseits offensichtlichen, aber dennoch zum Nachdenken anregenden Feststellung aus, dass Jesus das Neue Testament nicht kannte, sondern nur das Alte Testament hatte und mit dessen Schriften arbeitete („Das Alte Testament war die Bibel Jesu!“). Dann zeigte Prof. Fischer, wie viele Stellen des Neuen Testamentes nur dann verständlich werden, wenn man erkennt, dass sie klar und deutlich auf Passagen des Alten Testamentes anspielen und sich an diesen abarbeiten. Aber nicht nur im Neuen

Testament, sondern in vielen anderen Bereichen unseres heutigen Glaubens ist, der Einfluss des Alten Testamentes mit Händen zu greifen, etwa bei bestimmten Feiern wie Ostern oder Erntedank, bei bestimmten Motiven wie der Bezeichnung Jesu als „Erlöser“ oder bei so grundlegenden Dingen wie dem Gottesbild. Ein besonderes Anliegen war es Prof. Fischer, gegen die unter Christen weit verbreitete Ansicht aufzutreten, der Gott des Alten Testamentes sei ein strafender Gott, während der Gott des Neuen Testamentes ein barmherziger Gott sei; so einfach dürfe man es sich nicht machen, finden sich doch Aspekte des strafenden und des barmherzigen Gottes sowohl im Alten wie im Neuen. Am Ende seiner fesselnden Ausführungen stellte Prof. Fischer noch die These auf, dass es ohne das Alte Testament keine christliche Spiritualität geben würde, dass die Missachtung des Alten Testamentes der Grund für eine Reihe von Problemen (z. B. leibfeindliche Tendenzen) sei und dass eine bessere Vertrautheit mit diesem eine Bereicherung für die eigene Spiritualität jedes Christen darstellen würde.


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tirol.feiert.evangelisch Am 21. Oktober fand unter diesem Motto zum Abschluss des Jubiläumsjahres „500 Jahre Reformation“ in Innsbruck ein großes Fest statt. Bischof Michael Bünker beim Vortrag

Es war ein buntes Fest

Vorherrschend war dabei die Freude über “das inzwischen selbstverständliche Miteinander”, über das sich Österreichs evangelischer Bischof Michael Bünker genauso freute wie die katholischen Gäste auf dem Innsbrucker Messegelände. Deutlich wurde aber auch ein besonderes Tiroler Schuldbewusstsein gegenüber den Täufern und den Vertriebenen aus dem Zillertal: Wie schon vor einem Jahr Landtagspräsident Herwig van Staa, so fand auch Landeshauptmann Günther Platter namens des Landes Tirol Worte des Bedauerns für die in Tirol und Salzburg damals besonders harten Verfolgungen. Superintendent Olivier Dantine ermahnte zu Weltoffenheit und Dialogfähigkeit im Einsatz für eine bessere Welt. Für die katholische Kirche sagte der Innsbrucker Diözesanadministrator Jakob Bürgler: “Die religiösen, politischen und wirtschaftlichen Interessen und Verhaltensmuster, die zu Vertreibung und Intoleranz geführt haben, sollen uns Mahnung sein für Situationen, wo solche Muster auch heute gesellschaftlich sind”. Das Jubiläumsjahr „500 Jahre Reformation“ bilanziert Bischof Michael Bünker

positiv. Mit vielen Aktionen und Veranstaltungen sei es gelungen, mit vielen Menschen über Martin Luther, seine Vorstellungen von Kirche, und die Reformation ins Gespräch zu kommen. Es sei gelungen, christlich-evangelisches Leben sichtbar und erlebbar zu machen - auch in Tirol. Die evangelische Kirche zählt in Tirol sieben Gemeinden mit rund 12.000 Gläubigen.

Zahlreiche Ehrengäste verschiedener Religionsgemeinschaften und der Politik nahmen am Fest teil.

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40-jähriges Professjubiläum Am 22. Oktober feierte die Jubilarin Sr. Maria Jacinta aus dem Karmel St. Josef und St. Teresa in Innsbruck einen festlichen Dankgottesdienst. Ihre Mitschwestern, P. Paul Weingartner OCD, Ordensvikar Hermann Steidl sowie zahlreiche Verwandte und Freunde nahmen am Gottesdienst teil.

Das Stift Wilten ist Sr. Maria Jacinta ganz besonders für ihre kunstvoll verzierten Kerzen dankbar. Wir wünschen der Jubilarin weiterhin Gottes Segen.

Sr. Maria Jacintha OCD (rechts) erneuert ihr Professversprechen

Nachhaltigkeit im Tourismus Die diesjährige Tourismuswallfahrt führte am 11. Oktober nach Eben am Achensee. In der Einladung hieß es: „Du gehörst zu jenen, die Arbeitskraft und Engagement dafür einsetzen, dass Menschen in Tirol ihren Urlaub verbringen und ihn genießen können. Dann schenk dir selbst eine kleine Auszeit und komm auch mit zur Wallfahrt!“ Der Tourismusseelsorger der Diözese Innsbruck, D. Magnus Roth OPraem, meint: „Wallfahrten und Pilgerwege haben immer Orte zum Ziel, die – oft seit Jahrhunderten – als heilige Orte gelten, zu denen Menschen mit ihrem Dank, aber ebenso mit ihren Sorgen und Anliegen kommen. Viele solcher Orte – man nennt sie neuerdings gerne ‚Kraftorte‘ – galten schon in vorchristlichen Zeiten als von der Gottheit, den Gottheiten besonders geheiligte Orte.“ D. Magnus weiter: „Wallfahrtsorte, Kraftorte vermitteln dem Menschen ein Stück 42

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Heimat und Geborgensein. Sie können so zur Kraftquelle werden, zur menschlich-spirituellen Tankstelle. Wallfahrten bieten Orte und Zeiten, die mich aus dem Alltag zu mir selbst kommen und Gottes Nähe erfahren lassen. Vor allem solchen Gedanken wollen wir bei unserer alljährlichen Tourismuswallfahrt ‚nachgehen‘.“ Der Welttourismustag 2017 am 27. September war in diesem Jahr Start für einen kreativen Prozess der Auseinandersetzung in den Tiroler Tourismusschulen zum Thema „Nachhaltiger Tourismus – ein Instrument für die Entwicklung“. Weltweit sind die Länder eingeladen und aufgerufen, das Thema aufzugreifen und einen kreativen Prozess der Auseinandersetzung mit den aktuellen Fragen rund um Tourismus, Ethik, Kultur und Wirtschaft anzuregen.


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Staunen und Entdecken Die 13. „Nacht der 1000 Lichter“ in über 100 Orten der Diözese Innsbruck als Einstimmung auf Allerheiligen.

Mit der „Nacht der 1000 Lichter“ am 31. Oktober ließ die Katholische Jugend der Diözese Innsbruck den Oktober jenseits vom kommerziellen Halloween-Getöse ausklingen und lud zu einer besinnlichen Einstimmung auf Allerheiligen ein. Roman Sillaber, der Leiter der Katholischen Jugend, zur „Nacht der 1000 Lichter“: „Jugendliche verwandeln Kirchen oder Kapellen mit unzähligen Lichtern zu Orten, die zum Staunen, Ruhigwerden, Besinnen, Beten und Einstimmen auf das Allerheiligen-Fest einladen. Bei diesem Projekt von Jugendlichen und für Jugendliche haben junge Menschen die Möglichkeit, Themen aktiv in die Gestaltung einzubringen, die sie berühren.“ Grundidee der „Nacht der 1000 Lichter“ ist, das „Heilige“ zu entdecken. Zu Allerheiligen gedenken wir nicht nur der offiziell

Heiliggesprochenen, sondern auch aller Menschen, die ein heiliges Leben führen, Alltags-Heiliger sozusagen. Diese Menschen lassen etwas von der Gegenwart Gottes spüren. „Es gibt in jedem Menschen das Heilige, auch wenn es oft unerkannt oder unbeachtet bleibt“, so Sillaber. Durch Lichter, Impulse, Texte, Musik, begehbare Labyrinthe und Lichterwege soll die Möglichkeit geboten werden, Kirche auf eine andere Art und Weise zu erleben. Es gibt dabei meist keinen fixen Programmablauf. Die Besucherinnen und Besucher sollen während der festgelegten Zeiten jederzeit kommen und gehen können. Das erfolgreiche Projekt wurde 2005 tirolweit zum ersten Mal mit 14 Veranstaltungen durchgeführt und ist seitdem kontinuierlich auf über 100 Veranstaltungen angewachsen.

„Nacht der 1000 Lichter“ in Sellrain, Völs, Rinn und Tulfes

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Der Schrei nach Frieden 220 Jahre Tummelplatz in Amras und 60 Jahre Tummelplatzverein Aus diesem Anlass fand am Sonntag, 5. November 2017 in der Landesgedächtnisstätte Tummelplatz, der rund 5800 Quadratmeter großen Waldlichtung etwas oberhalb des Schlosses Ambras, eine Gedenkfeier statt. Zahlreiche Vertreter der Politik und des öffentlichen Lebens, der Schützen- und Traditionsvereine, die Inhaber von Gedächtniskreuzen sowie Angehörige der Gefallenen nahmen daran teil.

Napoleons rückten vom Süden immer näher. Die vielen verwundeten Soldaten der Monarchie fanden in den überfüllten Spitälern in Innsbruck keinen Platz mehr. Räumlichkeiten im Schloss Ambras mussten als Notlazarett herhalten. Viele Kriegsopfer überlebten ihre schweren Verletzungen nicht und wurden mangels anderer Grundstücke auf einer Waldlichte in der Nähe des Schlosses – bisher als Tum-

Abt Raimund Schreier erinnerte an Altbischof Reinhold Stecher, der 2002 am internationalen Soldatenfriedhof in Amras sagte: „Ich höre auf Kriegerfriedhöfen immer einen Schrei, einen Schrei der Empörung gegen alle, die Kriege anstiften und Aggressionen schüren - und gleichzeitig einen Schrei nach Frieden, einen unüberhörbaren, gebieterischen Schrei.“ Abt Raimund weiter: „Auch dieser Friedhof hier auf dem Tummelplatz erinnert uns an viele grausame Kriege und Schlachten. Und so ertönt auch hier der Schrei nach Frieden. „Suche den Frieden und jage ihm nach.“ (Ps 34,15 oder 1 Petr 3,11) Ökonomierat Karl Klotz vom Tummelplatzverein beschreibt die Entstehung und Bedeutung der Landesgedächtnisstätte folgendermaßen: Im Jahr 1797 war unsere Heimat arg in Bedrängnis. Die Truppen

melplatz für Pferde benützt – bestattet. Die Landesgedächtnisstätte Tummelplatz ist ein Ort des Gedenkens, des Nachdenkens und ein Mahnmal an alle Verantwortlichen dieser Welt. Sie soll vermitteln, dass Kriege und Machtstreben nur Not und Elend über die Menschheit bringen. Oftmals bleibt das aber nur ein Wunschdenken! Der Tummelplatz ist ein Teil der Geschichte Tirols. Unser Verein sieht seine Aufgabe darin, den vielen Opfern früherer kriegerischer Auseinandersetzungen ein würdiges Gedenken zu bewahren. Den heutigen Generationen soll dieser stimmungsvolle Platz die Erkenntnis bringen, dass das wertvolle Gut „Frieden“ nicht selbstverständlich vorhanden ist und jeder seinen Beitrag für den Erhalt dazu leisten sollte.

Gräbersegnung und Totengedenken am Tummelplatz

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Miteinander für Europa Am 9. November 2017 stand der Stephansdom in Wien im Zentrum eines ökumenischen Gebetes für Europa. Ökumenisches Gebet im Stephansdom

Im Herzen der österreichischen Hauptstadt waren am Vorabend ihres jährlichen Kongresses Menschen der christlichen Netzwerkorganisation „Miteinander für Europa“ und aus ganz Österreich zusammengekommen. Ihr Anliegen: Einheit und Versöhnung der verschiedenen Konfessionen und Kulturen sowie Solidarität und Integration in Europa. Mit Kardinal Christoph Schönborn, der eine ökumenische Schar geistlicher Würdenträger anführte, versammelten sich Hunderte von Menschen unter dem Lettner-Kreuz im Dom zur Erinnerung an die Opfer der zwei Weltkriege. „Von uns wird heute nicht erwartet, dass wir in Europa herrschen, sondern dienen“, unterstrich der Kardinal in seiner Ansprache. In starker Verbundenheit erklang dann das feierliche Gebet um ein Miteinander von Kulturen, Generationen und um den Frieden. „Das Gebet war ein vielsprachiges, sichtbares, europäisches Hoffnungszeichen“, sagte ein Teilnehmer des Abends. „Es gibt Mut für die Zukunft.“ Beim anschließenden Empfang unterstrichen Landessuperintendent Thomas Hennefeld, Vorsitzender des Ökumenischen

Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), und Jörg Wojahn, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich, die christlichen Werte als Basis für ein geeintes Europa. „Wir brauchen jeden“, lud der Vertreter der EU die Anwesenden mit Nachdruck ein. Wird nach dem 9. November 1938 (Reichspogromnacht), dem 9. November 1989 (Fall der Berliner Mauer) der 9. November 2017 (Tag des ökumenischen Gebets) vielleicht eine bedeutende Etappe auf dem Weg des Miteinander und ein Zeichen für Europa?

Text: Beatrix Lauenroth

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Die Macht der Kränkung Der renommierte Gerichtspsychiater Univ.-Prof. Dr. Reinhard Haller sprach am 20. November im bis auf den letzten Platz gefüllten Norbertisaal über das destruktive Phänomen der Kränkung, dem er ein ganzes Buch gewidmet hat.

Univ.-Prof. Dr. Reinhard Haller beim Vortrag im Norbertisaal

Kränkungen sind eine große psychologische Macht und liegen vielen menschlichen Problemen zu Grunde. Sie treffen uns im Innersten, können sowohl psychische als auch körperliche Krankheiten auslösen und führen zu zahlreichen privaten, beruflichen und gesellschaftlichen Konflikten. In der Arbeitswelt haben sie besonders aufgrund von Mobbing große Bedeutung und verursachen dadurch enorme Kosten. Anhand ausgewählter Beispiele wurde veranschaulicht, welche Macht Kränkungen auf jeden von uns ausüben. Es wurde aber auch aufgezeigt, wie man seelische Verletzungen überwinden und an Kränkungen wachsen kann.

Erstmals Ordenstag YOUNG in Wien Herbsttagung der Österreichischen Ordensgemeinschaften im Kardinal-König-Haus Schon am 27. November haben sich, erstmals im Rahmen der Herbsttagung an die 40 junge Ordensfrauen und -männer zu Austausch, Gebet und gemütlichem Beisammensein getroffen, unter ihnen war auch Frater Pius Meczulski vom Stift Wilten. Am 28. November war dann der allgemeine Ordenstag. Etwa 500 TeilnehmerInnen konnten Präsidentin Sr. Mayrhofer, Vor-

Ordenstag YOUNG

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sitzender Abt em. Haidinger und Frau Plach begrüßen. Ulrike Köhler aus dem Kloster Volkenroda in Thüringen, die Abtei Waldsassen aus dem Bayrischen Wald, P. Nikodemus Schnabel aus der Dormitio-Abtei in Jerusalem waren die Impulsgebe. Die gemeinsame Eucharistie bildete den Abschluss.


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23. Tiroler Schnapsprämierung Am 24. November stand das Salzlager Hall ganz im Zeichen des hochprozentigen Genusses: 400 Gäste feierten mit den Siegern. Das jährliche Highlight für die Brennerinnen und Brenner ist die Tiroler Schnapsprämie-

Zuspruch zu dieser Veranstaltung. Die Beurteilung erfolgt von einer unabhängigen Otto Permosers Tochter Verena (4.v.l.) und sein Schwager Rudi Mair (6.v.l.) nahmen die Auszeichnung entgegen. Otto verbrachte gerade seinen verdienten Urlaub im asiatischen Hochgebirge. Ottos (neben dem Sortensieg) ausgezeichnete Brände 2017: Apfel/Birne/Meisterwurzbrand Apfel/Wacholderbrand Kirschbrand Vogelbeerbrand Zwetschkenbrand

rung der Landwirtschaftskammer. Heuer ritterten bereits zum 23. Mal die besten von ihnen um die begehrten Landessieger- und Sortensieger-Titel. „Die Beteiligung von 107 Brennern mit insgesamt 495 eingereichten Proben zeigt den ungebrochenen

internationalen Fachjury.“, so Landwirtschaftskammer-Fachbereichsleiter Wendelin Juen. Otto Permoser vom Stift Wilten konnte mit seinem Weichselbrand den Sortensieg „Sonstige“ erzielen. Herzliche Gratulation!

Geschenkideen aus dem Klosterladen Im Klosterladen finden Sie zahlreiche hauseigene Produkte - wie z. B. Wiltener Stiftsschokolade, Wiltener Schnaps, Wiltener Honig ... Gerne stellen wir Ihnen aus unserem reichhaltigen Sortiment auch individuelle Geschenkskörbe in unterschiedlichen Größen zusammen. Auch für besondere Anlässe wie Weihnachten, Ostern, Taufe und Firmung haben wir zahlreiche Geschenksideen zur Auswahl.

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Pforte und Klosterladen Stift Wilten • Klostergasse 7 • A-6020 Innsbruck Telefon: +43 512 583048 • e-mail: pforte@stift-wilten.at Montag - Freitag 8:00-12:00 Uhr und 14:00-18:00 Uhr, Samstag 8:00-12:00 Uhr

Neuheiten im Sortiment finden Sie auch auf unserer Stiftshomepage: www.stift-wilten.at Stift Wilten Aktuell

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Gottesdienste und Termine 24. Dezember Hochfest der Geburt des Herrn 22.30 Uhr vor der Mette in der Stiftskirche

31. Dezember Jahresabschlussmesse 18.00 Uhr Hochamt in der Stiftskirche

Franz Schubert

Messe in G-Dur D167

Weihnachtliche Chormusik

Wiltener Sängerknaben

Orgelwerke von Théodore Dubois

23.00 Uhr

Christmette in der Stiftskirche

Toccata

Michael Haydn

Capella Wilthinensis

Missa Sti. Nicolai Tolentini MH 109

Joseph Ignaz Schnabel

„Transeamus usque Bethlehem“

1. Jänner 18.00 Uhr

Hochfest der Gottesmutter Maria Vesper in der Stiftskirche

Orgelwerke von Simon Sechter

Orgelwerke von Félix Alexandre Guilmant

Pastoral-Fuge

Berceuse

6. Jänner 18.00 Uhr

Erscheinung des Herrn Feierliche Vesper in der Stiftskirche

Musik für zwei Orgeln

Puellae Wilthinenses

25. Dezember Hochfest der Geburt des Herrn 10.30 Uhr Pontifikalamt in der Basilika

Joseph Haydn

Missa Sti. Nicolai Hob. XXII:6

19.00 Uhr

Pontifikalamt in der Stiftskirche

Orgelwerke von Alexandre Guilmant

Weihnachtliche Chormusik

Pastorale und Final aus Première Symphonie

Orgelwerke von César Franck

pour orgue

Sortie in F (aus L‘Organiste)

Capella Wilthinensis

Wiltener Sängerknaben

18.00 Uhr

Feierliche Vesper in der Stiftskirche

Psalmen und Magnificat

7. Jänner 18.00 Uhr

Taufe des Herrn Feierliche Vesper in der Stiftskirche

alternatim mit dem Konvent

Orgelwerke von Franz Xaver Schnizer

Musik für zwei Orgeln

Sonata in G-Dur (Pastorella)

Capella Wilthinensis

19.00 Uhr

Konventmesse in der Stiftskirche

19.00 Uhr

Eucharistiefeier in der Stiftskirche

Johann Sebastian Bach (1685-1750)

Orgelwerke von Marcel Dupré

„Tritt auf die Glaubensbahn“ BWV 152

Variations sur un vieux Noël op. 20

Orgelwerke von Johann Sebastian Bach

„In dir ist Freude” BWV 615

26. Dezember Hl. Stephanus – Zweites Patrozinium der Stiftskirche 10.30 Uhr Hochamt in der Stiftskirche

Proprium im Gregorianischen Choral

Orgelwerke von Johann Sebastian Bach

„Allein Gott in der Höh sei Ehr“ BWV 676

Capella Wilthinensis

Schola Gregoriana Wilthinensis

18.00 Uhr

Vesper in der Stiftskirche

Orgelwerke von Georg Philipp Telemann

„Allein Gott in der Höh sey Ehr“

Das Jahresprogramm 2018 der Musica Sacra Wilthinensis ist in gedruckter Form und auf der Stift-Wilten-homepage verfügbar.


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