Stift Wilten Aktuell Ostern 2016

Jahrgang 19 ∙ Ausgabe 1/2016

Stift Wilten Aktuell Für Mitbrüder & Freunde des Prämonstratenser-Chorherrenstiftes Wilten

Ostern 2016

LEITWORT

Liebe Freunde unseres Stiftes!

Abt Raimund Schreier OPraem

Fastentuch von Paul Honecker am Hochaltar der Stiftskirche Wilten

Auf dem Titelbild dieser Osterausgabe sehen Sie ein Detail des Fastenbildes von Paul Honecker aus dem Jahre 1623, das als das größte Barockbild Tirols gilt. Es hängt während der gesamten Fastenzeit am Hochaltar unserer Wiltener Stiftskirche.

Unter dem Kreuz liegt der geschundene und gemarterte Christus im Schoß seiner Mutter Maria. Daneben stehen zwei weiß gekleidete Boten der Auferstehung, die mit ihren Händen bzw. ihren Fingern nach oben zeigen und uns damit sagen: Schaut hinauf! Es gibt noch mehr als das viele Leid dieser Welt und den leiblichen Tod. Es geht weiter. Wir dürfen weiterleben. Auch wir dürfen nach dem Tod auferstehen in ein ewig glückliches, unzerstörbares Leben.

Die Botschaft dieser Engel ist eigentlich mit unserem menschlichen Verstand nicht zu begreifen. Es gibt ja überhaupt in vielen Bereichen unseres Daseins Sprachlosigkeit.

Da finden wir keine Worte, da verschlägt es uns die Sprache, um diese Wirklichkeit auszudrücken: Wie z. B. die Liebe.

Die Botschaft von der Auferstehung macht alle Aufgeregtheit und ständige Auseinandersetzung mit unseren auch noch so wichtigen Fragen nahezu lächerlich, fast überflüssig. Johannes und Petrus kommen zum Grab und stellen fest, dass das Grab zur überflüssigen, leeren Höhle degradiert worden ist. Aber sie diskutieren dort nicht, sondern sie staunen und glauben.

Zu Ostern müssen wir uns nicht den Kopf zerbrechen über theologische Thesen, über das genaue Wie der Auferstehung Christi. Zu Ostern sollen wir nur den Mund aufmachen zu einem einzigen Zweck: nämlich zum Singen - zum Lob Gottes und damit zum Dank über dieses schönste Geschenk. „Der Glaube an die Auferstehung Jesu und die Hoffnung, die ER uns gebracht hat, sind das schönste Geschenk, die ein Christ seinen Geschwistern weitergeben kann“, so sagte Papst Franziskus beim Mittagsgebet Regina Coeli am Ostermontag 2015 auf dem Petersplatz.

Es fehlen uns die Worte. Deshalb singen wir das Halleluja. Es ist das einzige Wort, mit dem man Ostern einigermaßen erfassen und erleben kann: das Halleluja. Das ist ähnlich wie bei einer großen Liebe. Das einzige Wort, mit dem man Liebe einigermaßen erahnen kann, ist „DU“.

Ostern ist die unverschämteste Zumutung an unseren Verstand. Aber Ostern ist die schönste Botschaft an unser Herz.

Deshalb singen wir zu Ostern das Halleluja. Dieser Jubelruf kommt aus dem Hebräischen Hallelu-jah. Das bedeutet: Lobet Jahwe.

Unser Ordensgründer, der hl. Norbert von Xanten, wollte, dass auch wir Prämonstratenser ein weißes Kleid tragen, so wie die Boten der Auferstehung. Ich lade Sie alle ein, dass wir gemeinsam Ostern feiern mit dem uralten Ruf Halleluja. So können auch wir, wie die beiden Engel, hinweisen auf den Auferstandenen.

Singen wir das Halleluja beim Besuch des Gottesdienstes in der Osterzeit. Übrigens wird das Halleluja in der Liturgie niemals gesprochen, sondern entfällt gänzlich, wenn überhaupt nicht gesungen werden kann. Das Halleluja kann man nur singen!

Im Altertum wurde das Halleluja von den Christen auch außerhalb des Gottesdienstes, selbst bei der Arbeit, gesungen.

Singen wir also das Halleluja nicht nur im Gottesdienst, sondern auch in unserem Alltag! Singen wir es auch durch unser Leben, durch unsere Taten. So können andere Menschen durch unseren Gesang, durch unsere Freude und unser frohes Handeln Auferstehung erfahren. Das Halleluja erinnert uns an das schönste Geschenk Gottes: die Auferstehung Jesu Christi.

Ich wünsche uns allen ein frohes Fest der Auferstehung! Halleluja!

INHALT INHALTSVERZEICHNIS LEITWORT 2 Liebe Freunde unseres Stiftes

CARITAS 22 Der Friede sei mit euch 22 Spendenaufruf

ACTIO 4 Ein 80er

23 Romaball

4 Die Kraft des Vergebens

23 Reinerlös für Entwicklungsarbeit

6 Das Jahr der Barmherzigkeit 6 Vorweihnachtliche Freude

COMMUNIO 24 Kinder für Kinder

7 Kinderabt Romedius

24 Firmlingsnachmittage

7 Krippeleschaun in Thaur

25 Barmherzig wie der Vater

8 Die Rote Ordenscouch auf Tournee

26 Ich werde euch vermissen

8 Warum lebst Du so?

27 200 Jahre Tiroler Kaiserjäger

9 Tag des geweihten Lebens

27 Wie man Werte schafft und lebt

Impressum Herausgeber

12 Ich bin die Tür

28 Ehe und Familie

PrämonstratenserChorherrenstift Wilten

12 Das Staunenkönnen

28 Land Tirol verleiht Ehrenzeichen

13 Das kleine Lob

29 Zum Gedenken an Professor Hans Erhardt

Tel. 0512/58 30 48

30 Das Christentum bleibt für die Moderne das Wasser für morgen

Redaktion

Klostergasse 7 6020 Innsbruck www.stift-wilten.at

13 Bitte wenden 14 Fastenpredigten 2016

Reinhold Sigl reinhold.sigl@me.com

15 Nominierung für Terra Award

31 Was heißt es, einen Menschen zu lieben?

15 Mittagsgebet

Erscheinungshinweis 4 x im Jahr

32 Gottesdienste und Termine Titelbild

CONTEMPLATIO 16 Ein Naziopfer aus dem Stift Wilten

Ausschnitt Fastentuch von Paul Honecker Fotos

17 Die kunsthistorische Bedeutung des Stiftes 18 Raffael in Wilten 20 Wiltener Stiftsorgelkonzerte

Diözese Innsbruck, Norbert Hummel,

Weitere Berichte, Predigten, Termine

KHM-Museumsverband,

und Bilder finden Sie auf der

Land Tirol,

Stift-Wilten-Homepage:

Reinhold Sigl,

www.stift-wilten.at

Stift Wilten

Stift Wilten Aktuell

3

ACTIO

Ein 80er Am 19. Februar 2016 feierte unser Mitbruder D. Franz Lichtenberger die Vollendung seines 80. Lebensjahres.

D. Franz wurde 1936 in Altenhof am Hausruck geboren. Er wurde 1964 eingekleidet und legte 1966 die ewige Profess ab. 1970 empfing er die Priesterweihe.

Unserem Jubilar wünschen wir vor allem eine gute Gesundheit und dass er noch viele Jahre als Aushilfspriester wirken kann.

Der Jubilar mit Gratulanten des Trachtenvereines „D´Burgstodler“ aus Hötting, wo D. Franz lange als Pfarrer wirkte

Die Kraft des Vergebens Recollectio und Vortrag - Die Salvatorianerin Melanie Wolfers SDS zeigte am 10. Dezember 2015 im Stift Wilten Wege auf, wie Vergebung gelingen kann. „Wer nachträgt, trägt schwer“, sagt Sr. Melanie Wolfers. Auf Einladung des Stiftes Sr. Menalie Wolfers bei der Recollectio im Blauen Saal des Stiftes

4

Stift Wilten Aktuell

Wilten stellte sie ihr Buch vor: „Die Kraft des Vergebens - Wie wir Kränkungen überwin-

ACTIO den und neu lebendig werden“.

Manche Menschen wollen nichts davon wissen: „Vergebung? Nie im Leben!“ Zu sehr fühlen sie sich gekränkt. Rachegefühle und Hass bestimmen ihr Dasein – eine schwere Last, die sehr viel Energie kostet, wie die Seelsorgerin Melanie Wolfers meint. Verzeihen zu können bedeute dagegen, sich von der Macht zu lösen,

können bedeute auch nicht, ein falsches Verhalten anderer zu ertragen oder gutzuheißen. Der Gewinn von Vergebung: „Ich werde freier von der Last der erlittenen Kränkung. Und ich verringere die Gefahr, dass ich den erlittenen Schmerz bewusst oder unbewusst an andere weitergebe, und ermögliche so den Ausstieg aus der Spirale von Verletzung und Gewalt.“ Vortrag im Norbertisaal

die „der andere Mensch über mich ausübt, indem er mich etwa mit Bitterkeit oder Angstgefühlen erfüllt“. Vergebung sei also eine „innere Unabhängigkeitserklärung“, ein „Schritt in die Freiheit“, aber auch der Ausstieg aus der Opferrolle.

In ihrem Buch zeigt die Autorin und Ordensfrau – Wolfers ist Salvatorianerin – Wege auf, wie dieser für viele sehr schwierige Prozess gelingen kann. Dabei stützt sich die Leiterin von „IMpulsLEBEN“, einer Initiative für offene Bildungsarbeit für junge Menschen, auf viele praktische Erfahrungen.

Nach vielen Gesprächen gelangte sie zur Erkenntnis, dass die tiefsten Wunden Beziehungskränkungen sind. „Und wie oft kommt es vor, dass Menschen mit bereits Verstorbenen im Clinch liegen?“ Für viele sei Vergebung nur etwas für „Schwächlinge“, für Menschen, die sich nicht trauten, den Mund aufzumachen.

Wolfers: „Das ist falsch! Vielmehr braucht Vergebung innere Stärke.“ Verzeihen zu

Vergeben, so Wolfers, sei eine bewusste Entscheidung, die man nicht nur einmal, sondern oft mehrmals treffen muss, „bis sich auch die Gefühle an die Entscheidung gewöhnt haben.“ Denn Ärger, Wut und Enttäuschung steigen immer wieder auf und müssen stets von neuem beachtet werden. Auf diesem Hintergrund deutet Wolfers den Hinweis Jesu, wie oft man vergeben soll: „Nicht sieben Mal, sondern siebenmal siebzig Mal“ (Mt 18, 22).

Ein Buch als Begleiter. Wer sich mit Sr. Melanie Wolfers auf den Weg der Versöhnung machen will, findet einen guten Begleiter in ihrem Buch. „Die Kraft des Vergebens“ beschreibt Stationen auf dem Weg zur Versöhnung und zeigt, wie die Aussöhnung zu mehr Freiheit führt und ein Gewinn für das eigene Leben ist. Das Buch ist im Herder-Verlag erschienen und kostet im guten Fachhandel 15,40 Euro.

Stift Wilten Aktuell

5

ACTIO

Das Jahr der Barmherzigkeit Am 21. Dezember 2015 waren Mitarbeiter des Stiftes zur traditionellen Weihnachtsfeier versammelt.

In seiner Adventmeditation rief Abt Raimund die Anwesenden auf, mit konkret gelebter Barmherzigkeit beizutragen, damit „es gelingt, Wunden zu heilen, Hass zu überwinden und Versöhnung zu ermöglichen.“ Eine Abordnung der Wiltener Stadtmusik-

kapelle und - als besondere Überraschung - eine Anklöpflergruppe der Tiroler Versicherung, darunter auch Vorstandsdirektor Mag. Franz Mair, trugen dazu bei, dass es ein besonderer vorweihnachtlicher Abend wurde.

Weihnachtsfeier im Stift

Vorweihnachtliche Freude Am 22. Dezember feierte Abt Raimund in der Seniorenresidenz Veldidena die Weihnachtsmesse mit den Bewohnern des Heimes.

Musikalisch unterstützt wurde er bei der Eucharistiefeier von den Puellae Wilthinenses, Gottesdienst in der Seniorenresidenz

6

Stift Wilten Aktuell

die mit ihren Liedern Freude im Haus verbreiten konnten.

ACTIO

Kinderabt Romedius Fr. Romedius Schober „residierte“ als jüngster Novize am 28. Dezember, dem Unschuldigkindertag, als Kinderabt.

Kinderabt Romedius mit seinem Konvent in Thaur

Einem alten Brauch folgend ernannte Kinderabt Romedius für diesen Tag auch einen Prior, einen Supprior und einen Ver-

walter. Mit „seinem“ Kovent besichtigte er Krippen in Thaur und feierte eine Vesper in der dortigen Pfarrkirche.

Krippeleschaun in Thaur Am 11. Jänner machten sich Mitbrüder der „60er-Runde“ auf den Weg in das berühmte Tiroler Krippendorf Thaur.

Unter der fachkundigen Leitung des gebürtigen Thaurers Fr. Romedius Michael Schober konnten so einzigartige Krippen besucht werden.

Ein herzliches Vergelt´s Gott gilt auch den Besitzern der Krippen. Danke, dass sie für diesen Besuch die Türen mit so großer Freude öffneten.

Im Krippendorf Thaur

Stift Wilten Aktuell

7

ACTIO

Die Rote Ordenscouch auf Tournee Am 11. Dezember 2015 machte die rote Ordenscouch in Landeck Station.

Barmherzige Schwestern aus dem Mutterhaus in Zams kamen mit den Besuchern des Landecker Frischemarktes ins Gespräch und

stellten die Spiritualität, die Ziele und Aufgaben ihrer Ordensgemeinschaft vor.

Auch Dekan Martin Komarek (Mitte) nahm auf der Roten Ordenscouch Platz

Im Gespräch

Warum lebst Du so?

Am 18. Jänner 2016 beendete P. Martin Lintner OSM mit seinem Vortrag „Wie Maria Gott und den Menschen dienen“ über die Servitanische Spiritualität die Gesprächsreihe mit Ordenschristen zum „Jahr der Orden“ in Innsbruck. „Verrückter kann man gar nicht leben“ – der Buchtitel der Ordensfrau und Lepraärztin Ruth Pfau bringt es auf den Punkt: Menschen, die sich für den Eintritt in einen Orden entscheiden, gehen einen besonderen Weg. P. Martin Lintner OSM im Haus der Begegnung

8

Stift Wilten Aktuell

Die erfolgreiche Veranstaltungsreihe zum „Jahr der Orden“ öffnete die Schatztruhe verschiedener Spiritualitäten auch für alle Menschen: für Suchende und Findende, für Neugierige und Erfahrene, für Glaubende und Zweifelnde.

ACTIO

Tag des geweihten Lebens In der Diözese Innsbruck fand das JAHR DER ORDEN am 27. Jänner 2016 im Dom St. Jakob seinen Abschluss. Auf Einladung durch die Tiroler Ordensgemeinschaften, Säkularinstitute und spirituellen Gemeinschaften stand der neue Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer dem Gottesdienst zum Tag des geweihten Lebens vor.

Willkommen im Dom zu St. Jakob

Die „Rote Ordenscouch“ empfing am Eingang vor dem Innsbrucker Dom die Menschen symbolisch und lud zur Teilnahme am Gottesdienst ein.

In seiner Predigt beleuchtete Bischof Scheuer das Leben der Ordensleute: „Ich habe in den vergangenen Jahren bei den Ordensgemeinschaften sicher auch Trau-

rigkeit und Ermüdung erlebt, vielmehr jedoch das Zeugnis einer unausschöpflichen Hoffnung, und zwar gerade dann, wenn unsere eigenen Möglichkeiten erschöpft sind.“ Und Bischof Manfred weiter: „Ich danke den Ordenschristen in der Diözese Innsbruck, dass sie dem Evangelium ein Gesicht geben, dass sie eine lebendige Bischof Manfred Scheuer bei der Predigt

Stift Wilten Aktuell

9

ACTIO Erinnerung an Jesus Christus sind in einer manchmal auch Jesus vergessenden Kirche. Vergelt’s Gott für das Zeugnis der Freude und der Hoffnung.“ Ordenseinrichtungen danken Bischof Scheuer - Abt Raimund Schreier, Vorsitzender der Tiroler Superiorenkonferenz, und Sr. M. Luise Eberharter, Vorsitzende der Regionalkonferenz der Frauenorden Tirols,

Im Jahr der Orden zusammengewachsen - Rückblickend zu den Veranstaltungen im Jahr der Orden meinte Abt Schreier: „Gerade das gemeinsame Gebet in den verschiedenen Ordensgemeinschaften hat uns zusammengeführt, hat unsere Spiritualitäten miteinander teilen lassen und uns miteinander verbunden. Viele haben sich im vergangenen Jahr in der ganzen Diöze-

dankten Bischof Scheuer, dass er sich trotz vieler neuer Aufgaben als Bischof von Linz für den Abschluss des Jahres der Orden in Innsbruck Zeit genommen hatte. Sr. M. Luise Eberharter: „Sie haben uns während der vergangenen zwölf Jahre als Bischof mit großem Wohlwollen und Interesse unterstützt und begleitet. Wir sagen ein herzliches Vergelt’s Gott.“

se auf den Weg zueinander und miteinander gemacht – nicht zuletzt auch auf die Rote Couch, die wieder nach Innsbruck zurückgekommen ist. Das Jahr der Orden ist in das Jahr der Barmherzigkeit nahtlos übergegangen. Wir sind in diesem Jahr sicher ein wenig mehr zusammengewachsen und gehen nun gemeinsam weiter, im Bewusstsein, dass wir nicht allein sind.“

Der Gottesdienst zum Tag des geweihten Lebens im Innsbrucker Dom

Sr. M. Luise Eberharter und Abt Raimund Schreier bedanken sich bei Bischof Manfred Scheuer

10

Stift Wilten Aktuell

ACTIO Auf dem Weg zur Apage im Haus der Begegnung

Und Sr. M. Luise Eberharter ergänzte: „Wir danken allen, die ihre Ordensgemeinschaft vorgestellt haben. Die Veranstaltungen im Haus der Begegnung haben nicht nur zum Kennenlernen beigetragen.

Wir durften dabei erfahren, dass wir in aller Verschiedenheit gemeinsam auf dem Weg sind.“ In der Diözese Innsbruck wurden in den vergangenen Monaten im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Warum lebst Du so?“ zahlreiche Ordensgemeinschaften vorgestellt. Die Vielfalt der vorgestellten Charismen und Spiritualitäten wird allen Teilnehmern in wertvoller Erinnerung bleiben.

Die religiösen Gemeinschaften bildeten im Jahr der Orden österreichweit ein besonderes Netz des Gebetes. Monatliche Gebetstreffen in unterschiedlichen Ordens-

häusern stärkten den Zusammenhalt innerhalb und zwischen den Gemeinschaften.

In der Diözese Innsbruck gibt es 18 weibliche und 13 männliche Ordensgemeinschaften. Rund 500 Ordensfrauen, 160 Ordenspriester und 40 Ordensbrüder wirken in den Gemeinden.

Mit einer feierlichen Messe im Petersdom hat auch Papst Franziskus am Fest der Darstellung des Herrn (2. Februar) das katholische „Jahr der Orden“ beendet. Die Aufgabe der Gemeinschaften sei vor allem die Mission in der Welt von heute, sagte Franziskus bei dem Gottesdienst mit mehreren tausend Ordensleuten aus aller Welt.

Sie sollten die Freude und das Leid, die Hoffnungen und Ängste ihrer Mitmenschen teilen und stets nahe bei den Armen und Leidenden sein, so der Papst.

Papst Franziskus hat am 29. November 2013 das „Jahr der Orden“ angekündigt. Dieses Jahr begann am ersten Adventssonntag, dem 30. November 2014 und endete am Fest der Darstellung des Herrn (Maria Lichtmess), am 2. Februar 2016.

Rund um den 2. Februar wird seit 1997 weltweit auf Initiative von Papst Johannes Paul II. besonders für geistliche Berufungen gebetet.

Stift Wilten Aktuell

11

ACTIO

Ich bin die Tür „Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden …“ (Joh 10,9) Abt Raimund bei der Predigt in der Stiftskirche

Capella und Chorus Wilthinensis

Bei der Christmette am 24. Dezember erinnerte Abt Raimund die Gläubigen daran, dass „jeder Mensch zur offenen Tür für die anderen werden kann - wie das Kind in der

Krippe. Öffnen wir gerade in dieser Nacht die Türen unserer Herzen, damit Christus bei uns einziehen kann. Dann werden wir auch offen sein für den Nächsten.“

Das Staunenkönnen Pontifikalamt am Hochfest der Epiphanie am 6. Jänner in Wilten. „Die Weihnachtsbotschaft des Lukas berichtet vom großen Staunen am Beginn aller Dinge ... Wenn wir wie die Hirten oder die Magier über das menschgewordene Wort Gottes wieder mehr staunen können, dann werden wir als Christen nicht Wiltener Sängerknaben

Hochfest der Epiphanie in der Stiftskirche 12

Stift Wilten Aktuell

anders können, als diese erstaunliche und bestaunte Botschaft weiterzutragen und sie hineinzulegen in die Herzen der Menschen, damit auch sie sehen und dann das Staunen wieder lernen“, so Abt Raimund in seiner Predigt.

ACTIO

Das kleine Lob Hochfest der Darstellung des Herrn in Jerusalem am 2. Feber 2016.

Am Anfang seiner Predigt erzählte Abt Raimund Willi Hoffsümmers Geschichte „Vom kleinen Lob“, wo dieses nach langer Wanderschaft zum Schluss kommt: „Wer sich Zeit nimmt, Atem zu holen, wer wieder richtig sehen lernt, wer die richtigen Maßstäbe setzt, der kann danken und findet zur Freude zurück. Ja, und der muss einfach loben!“ Abt Raimund dazu: „Stimmen wir immer wieder ein in das Magnificat, das große Lob auf unseren Schöpfer und Retter, dem wir letztlich alles verdanken. Das Gotteslob zeigt uns die Welt in einem anderen Licht, es relativiert vieles.

Und vergessen wir nicht, unsere Mitmenschen immer wieder zu loben, sie auf diese Weise groß zu machen. Möge der Geist uns die rechten Worte des Lobes schenken.“

Blasiussegen in der Basilika Wilten

Bitte wenden Aschermittwoch in der Basilika Wilten. „Die Fastenzeit ruft uns Menschen zu einer Standortbestimmung; zur Besinnung und Umkehr“, forderte Abt Raimund. „Kehrt um zu mir! Vor 900 Jahren hat der hl. Norbert diesen Ruf gehört, nachdem er von einem Blitz getroffen von einem Pferd gestürzt war. Er hat gewusst: Dies ist das Zeichen Gottes. Ich muss in meinem Leben eine Kehrtwendung machen. Ich

muss anders leben, umkehren.

Diese österliche Bußzeit lädt uns also ein, die richtige Ausfahrt zu nehmen, dorthin, wo das Leben ist, das göttliche Leben. Wer auf die Stimme seines Herzens hört, auf die Stimme der Heiligen Schrift, der fährt in die richtige Richtung, und sein Leben wird gut.

So befinden wir uns auf der geraden Straße hin zum österlichen Licht.“

Capella Wilthinensis

Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst

Stift Wilten Aktuell

13

ACTIO

Fastenpredigten 2016 Als Vorbereitung auf das Hochfest Ostern waren die Gläubigen zur Mitfeier der Gottesdienste mit Kurzpredigten an den Fastensonntagen eingeladen.

P. Martin M. Lintner OSM

P. Friedrich Prassl SJ

Am 1. Fastensonntag sprach P. Martin Lintner OSM zum Thema „ ... und führe uns nicht in Versuchung: Will Gott uns tatsächlich in Versuchung führen?“

Ein herzliches Vergelt´s Gott den Predigern für die Bereitschaft, mit ihren Gedanken wertvolle Impulse für eine gute österliche Vorbereitung gegeben zu haben.

Diözesanadministrator Jakob Bürgler

Propst Florian Huber

„Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“. Auf diese bekannte Aussage ging P. Friedrich Prassl SJ am 2. Fastensonntag näher ein.

Diözesanadministrator Jakob Bürgler predigte am 3.

Fastensonntag über „Brennende Dornen“.

Ihm folgte am 4. Fastensonntag Dompropst Florian Huber, der über „den barmherzigen Vater und den unbarmherzigen älteren Sohn“ sprach. „Auch ich verurteile dich nicht“ war das Thema der Kurzpredigt von Prior Florian Schomers OPraem, mit der am 5. Fastensonntag die Reihe abgeschlossen wurde.

Prior Florian Schomers 14

Stift Wilten Aktuell

ACTIO

Nominierung für Terra Award Die Urnenwand in Lehmbau-Architektur am Höttinger Friedhof ist unter den Top 40 für den Terra Award.

Der Terra Award zeichnet weltweit Lehmbau-Architektur aus. Unter den 357 Einreichungen war auch eine aus Innsbruck. Die Jury votierte Mitte Januar unter anderem für die Urnenwand des Höttinger Friedhofs.

Sie zählt damit zu den vierzig Finalisten.

Die Entscheidung ist den neun Jurymitgliedern angesichts der vielen hervorragenden Einreichungen nicht leicht gefallen, heißt es in einem Schreiben an die Innsbrucker Immobiliengesellschaft (IIG).

Einzigartig in Tirol - Die 75 Meter lange Urnenwand wurde 2014/15 neu errichtet.

Architektin DI Renate Benedikter-Fuchs plante die Stampflehmwand in Fertigbauweise, die in dieser Form bisher einzigartig in Tirol ist. Die Urnengräber selbst sind in einem unregelmäßigen Muster angeordnet, diese Anordnung unterstreicht laut IIG die Materialität der Lehmmauer und lockert das Erscheinungsbild einer sonst streng gegliederten Wand auf.

Welchen Platz die Höttinger Urnenwand letztendlich belegen wird, bleibt noch abzuwarten. Die Entscheidung der Jury, das Innsbrucker Projekt unter die Top 40 und damit in die nächste Entscheidungsrunde zu wählen, ist für die Projektbeteiligten bereits ein großer Erfolg.

Die Urnenwand am Höttinger Friedhof

Mittagsgebet In der Adventzeit und auch in der Fastenzeit waren auf Initiative von Stiftskapellmeister Norbert Matsch seine Kolleginnen und Kollegen eingeladen, vor der Mittagspause gemeinsam in der Marquardkapelle zu beten.

Danke für dieses Angebot, es ist erfreulich,

dass es so gut angenommen wurde.

Die Marquardkapelle lädt zur Stille und zur Besinnung ein

Stift Wilten Aktuell

15

CONTEMPLATIO

Ein Naziopfer aus dem Stift Wilten Bruder Gereon Außerlechner - 1944 im KZ Dachau zu Tode gebracht.

Text: D. Klemens Halder OPraem

Bruder Gereon wurde als Josef Außerlechner am 4. September 1904 in Kartitsch, Osttirol, geboren und war das dritte von sieben Kindern einer Bauernfamilie. Im Zuge des ersten Weltkrieges wurde sein Vater zum Arbeitsdienst nach Prag eingezogen und starb dort schon 1916 infolge eines Arbeitsunfalles. So stand die Mutter früh allein da, mit der großen Kinderschar. Josef selber absolvierte eine einjährige landwirtschaftliche Berufsschule und arbeitete zunächst in seiner Heimatgemeinde sowie in Sexten/Südtirol in der Landwirtschaft.

Gereon (Josef) Außerlechner 1939

Quellen: Stiftsarchiv Wilten, Personalakt; Johann Großruck, Pater Edmund Pontiller OSB. Ein Osttiroler Glaubenszeuge im Nationalsozialismus. Innsbruck 2015, 255-258; Hubert Außerlechner, Gemeindezeitung Kartitsch August 2014, 32-22; Dr. Johann Großruck, Osttiroler Bote 30. Oktober 2014, 54-55; Mitteilungen von OStR Mag. Hubert Außerlechner, Rum (Neffe von Br. Gereon); Gisela Hormayr, Die Zukunft wird unser Sterben einmal anders beleuchten. Opfer des katholisch-konservativen Widerstands in Tirol 1938 - 1945. Innsbruck 2015, 56f.

16

Stift Wilten Aktuell

Zum Klostereintritt in das Stift Wilten könnte ihn der Wiltener Ordensbruder Karl (Josef) Außerlechner (geboren am 11. Feber 1868 in Kartitsch, gestorben am 13. Feber 1951), ein entfernter Verwandter, bewogen haben.

Nach fast einem Jahr Postulat wurde er am 19. Mai 1928 im Prämonstratenserstift Wilten eingekleidet und erhielt den Ordensnamen Gereon. Am 22. Mai 1929 legte er die zeitlichen Gelübde ab, am 22.

Mai 1932 die ewigen. Er war im Kloster als Gärtnergehilfe und Verantwortlicher für den Speisesaal tätig.

Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Österreich am 12. März 1938 wurden im Reichsgau Tirol-Vorarlberg sehr bald die Klöster aufgehoben, das Stift Wilten am 24. August 1939. Gereon Außerlechner blieb als Ordensbruder nichts

anderes übrig als zu seinen Verwandten in Osttirol zurückzukehren.

Es nahm ihn sein Bruder Oswald auf, der bei der Abstimmung über den Anschluss Österreichs an Nazideutschland als einziger in Kartitsch mit „Nein“ gestimmt hatte. Auch sonst gab dieser seine Ablehnung des nationalsozialistischen Regimes deutlich zu erkennen, was ihm eine mehrmalige Verhaftung durch die Gestapo und schlimme Verhöre eintrug. Seinen passiven Widerstand gegen das Naziregime zeigte er auch dadurch, dass er trotz seiner bescheidenen finanziellen Lage die Annahme der reichsstaatlichen Kinderbeihilfe verweigerte.

Wegen der Missgunst von Nazis in Kartitsch verlor Bruder Gereon seine Arbeitsstelle in einem Gasthaus und wurde daraufhin von seinem Bruder Oswald versteckt.

Es wurde ihm nachgesagt, keinen Kriegsdienst für Hitler leisten zu wollen. Er wurde angezeigt und unter der Anschuldigung, ein „arbeitsscheuer Betbruder“ zu sein, am 3. März 1943 ins KZ Dachau gebracht.

Er hatte dort schlimme Peinigungen durch die Aufseher zu erleiden. Zum Beispiel wurde er bis zum Hals in eisiges Wasser gesteckt oder es wurden ihm Nadeln unter die Fingernägel gestoßen. Laut Augenzeugenberichten fand er den Tod, nachdem ihn ein Aufseher auf dem Rücken über eine Treppe gezogen und dann die Bluthunde auf ihn gehetzt hatte.

Die Behörden gaben fälschlich an, dass er am 13. Juni 1944 infolge eines Fliegerangriffes auf München umgekommen sei.

Tatsächlich dürfte er am 14. Juni 1944 aufgrund der erlittenen Misshandlungen gestorben sein.

Die KZ-Verwaltung wollte seinem Bruder Oswald die Asche des Verstorbenen zusenden. Jener lehnte aber ab, da er überzeugt war, dass sie nicht von Gereon stammen würde, zumal im offiziellen Schriftverkehr drei verschiedene Todestage angegeben waren.

CONTEMPLATIO

Die kunsthistorische Bedeutung des Stiftes Vom Stift Wilten gingen bedeutende Impulse für Tirol aus.

In der Kunstgeschichte Tirols spielt das Stift Wilten eine dominante Rolle. Vom mittelalterlichen Ursprungsbau sind wohl noch einige bemerkenswerte Reste erhalten (romanisches Mauerwerk, gotischer Kapitelsaal), im Gesamten ist das Kloster aber ein gewaltiger barocker Baukomplex, der als Gemeinschaftswerk von Christoph, Johann Martin und Georg Anton Gumpp entstanden ist und sowohl in seiner Außenarchitektur als auch in den Innenräumen Qualitätvolles zu bieten hat. Wahrzeichen des Stiftes ist - neben seiner charakteristischen rot-gelben Färbelung - der imposante Glockenturm, der sich durch besondere Formschönheit und gelungene Proportion auszeichnet und zum Vorbild für viele andere Tiroler Glockentürme quadratischer Schaft, oktogonales Glockengeschoss, Zwiebelhaube - geworden ist. Der Innenraum der großen Stiftskirche bietet ein geschlossenes frühbarockes Gesamtbild. Der über 18 Meter hohe, die gesamte Apsis ausfüllende Hochaltar gehört zu den gewaltigsten Altaraufbauten des süddeutsch - österreichischen Raumes und zeigt im Aufsatz mit dem Thron Salomonis eine ikonografische Rarität. Das üppige Stuckkleid der Kirche schuf der Veroneser Bildhauer Bernardo Pasquale, in den Wand- und Deckenmalereien hat Kaspar Waldmann seinen umfangreichs-

Text: Hofrat Franz Caramelle

Der imposante Glockenturm

ten Freskenzyklus überliefert. Den Mittelpunkt der Prälatur, die von barocker Kunst und Dekorationsfreude geprägt ist, nimmt das Atrium ein, das sich als repräsentatives Vestibül gleich einer Theaterkulisse präsentiert. Den Festsaal (Norbertisaal) haben die lombardischen Bildhauer Diego Francesco Carlone und Paolo d´Allio stuckiert, während Kaspar Waldmann in den Begrüßung von Firmlingen im Vestibül (Atrium)

Stift Wilten Aktuell

17

CONTEMPLATIO

Der Norbertisaal im Stift Wilten

Freskenmedaillons mit Szenen aus dem Leben des hl. Norbert seine wohl besten Arbeiten geschaffen hat. Im sogenannten Altmuttersaal hat sich mit den phantastischen Tapetenmalereien von Franz und Jakob Plazidus Altmutter ein singuläres Beispiel frühromantischer Raumausstattung erhalten.

Die wertvollsten beweglichen Kunstwerke des Klosters werden im Wiltener Stiftsmuseum aufbewahrt. Von der Gotik bis ins 19. Jahrhundert sind qualitätvolle Exponate ausgestellt, die einen repräsentativen Querschnitt über die Tiroler Kunstgeschichte bieten und vom Kunstsinn der Wiltener Äbte künden. Das kunstgeschichtlich bedeutendste Stück des Wiltener Kunstbesitzes, der Altar von Schloss Tirol, steht als Dauerleihgabe im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum.

Raffael in Wilten Nicht an den Erzengel Raphael soll hier erinnert werden, sondern an Raffael (1483–1520), den bedeutenden und einflussreichen Maler der italienischen Hochrenaissance. Er hat – man kann es kaum glauben – auch in der Stiftkirche Wilten zwei deutliche Spuren hinterlassen. Zwei Altarblätter erzählen dort von Wertschätzung, die dem Maler nördlich der Alpen entgegengebracht wurde. Sie sind es auch wert, heute genau betrachtet zu werden.

Text: Kunsthistoriker Helmuth Öhler

18

Stift Wilten Aktuell

1719 schuf Anton Christoph Steidl für den Annenaltar in der Stiftskirche Wilten ein Gemälde, das zahlreiche Engel zeigt, somit für einen Sakralraum dieser Zeit nichts Besonderes darstellt. In dieses Bild jedoch wurde ein älteres Andachtsbild eingesetzt, dessen gemalten Rahmen nun die von Steidl gemalten Engel hielten bzw. stützten.

Wiltener Raffael I: Original und Interpretation. Das ältere Gemälde ist dem Thema der Hl. Anna Selbdritt gewidmet. Um 1620 produzierte es der Maler Josef (Giuseppe) Floriani. Das Außergewöhnliche dabei: Floriani orientierte sich bei den Figuren der Gottesmutter und des Jesusknaben sichtlich an Raffaels berühmtem Gemälde „Madonna im Grünen“ (1505–1506).

Er ließ jedoch Raffaels Johannesknaben

weg und ergänzte nach eigener Findung die Gestalt der hl. Mutter Anna. Auf diese Weise wurde ein hoch begehrtes, aber schwer erreichbares, da in Florenz befindliches, Kunstwerk, quasi in die „Nähe“, in die Stiftskirche Wilten geholt. Raffaels berühmte Komposition konnte nun – wenn auch nicht ganz vollständig – in Innsbruck betrachtet werden. Der Vorgang lässt die Wertschätzung erkennen, die im 17. und 18. Jahrhundert dem Meisterwerk Raffaels im Stift Wilten entgegengebracht wurde.

Begehrt vom Landesfürsten. Die Geschichte geht jedoch noch weiter: 1662 erwarb der Tiroler Landesfürst Erzherzog Ferdinand Karl in Florenz das (Original-) Gemälde „Madonna im Grünen“, das als Inbegriff von Ausgeglichenheit und Harmonie galt (gilt), für seine Sammlung in

CONTEMPLATIO Links: Wiltener Raffael I: Josef (Giuseppe) Floriani (gest. 1624), Hl. Anna Selbdritt nach Raffaels „Madonna im Grünen“ (1505 oder 1506), um 1620/ Anton Christoph Steidl (gest. 1737), Bildtragende Engel, 1719, Stiftskirche Wilten, Annenaltar (Seitenaltar), Altarblatt.

Rechts: Original Raffael I: Raffaelo Santi (1483–1520), Madonna im Grünen, 1505 oder

Innsbruck. Nach dem Tod des Erzherzogs im Dezember 1662 wurde das Werk Raffaels von der Innsbrucker Hofburg nach Schloss Ambras gebracht, von dort 1773 nach Wien abtransportiert.

Florenz-Innsbruck-Wien. Und Wilten!

So war das einst „in der Fremde“ befindliche Andachtsbild für genau 111 Jahre in Innsbruck – parallel zu seiner Interpretation durch Floriani für die Stiftskirche Wilten.

Raffaels „Madonna im Grünen“ ist heute eines der bedeutendsten Meisterwerke des Kunsthistorischen Museums in Wien.

Wiltener Raffael II: 190 Jahre alt! In der Stiftskirche Wilten befindet sich aber noch ein weiteres Altarblatt, das mit Raffael in Zusammenhang steht: 1826 kopierte der in

Südtirol geborene Maler Michael Andersag (1799 – ca. 1861/1865) für den Johannesaltar Raffaels Gemälde „Madonna di Foligno“ (um 1512). Dazu muss man bedenken, dass im 19. Jahrhundert Raffael als „il divino Raffaello“ verehrt wurde, seine Kunst von absoluter Harmonie durchdrungen, ja mit ihr identisch wahrgenommen wurde.

Die Wiltener „Madonna di Foligno“ feiert heuer übrigens einen runden Geburtstag: Seit genau 190 Jahren erinnert sie in der Stiftskirche an den gefeierten Raffael. Ein Grund mehr, dieses Gemälde sowie die Interpretation der „Madonna im Grünen“ beim nächsten Besuch des Gottesdienstes in Augenschein zu nehmen. Nicht nur Raffael würde sich darüber sicherlich freuen!

1506, Wien, Kunsthistorisches Museum, Gemäldegalerie

Links: Wiltener Raffael II: Michael Andersag (1799– zw. 1861–1865), Kopie nach Raffaels „Madonna di Foligno“ (um 1512), 1826, Stiftskirche Wilten, Johannesaltar (Seitenaltar), Altarblatt.

Original Original II: Raffaelo Santi (1483–1520), Madonna di Foglino, um 1512, Rom, Pinacoteca Vaticana.

Stift Wilten Aktuell

19

CONTEMPLATIO

Wiltener Stiftsorgelkonzerte In der Zeit vor Pfingsten werden in der Nachfolge der städtischen „Internationalen Orgelwoche“ die Orgeln der Stiftskirche von namhaften Organisten bespielt. Dies geschieht schon seit fast 50 Jahren.

Die Orgelkonzerte beziehen sich, jeweils in der Art einer geistlichen Abendmusik, auf sakrale Themen.

Donnerstag, 28. April, 20.00 Uhr - Orgelkonzert in der Osterzeit – Max Reger & Alte Musik. Der Salzburger Domorganist Heribert Metzger wird Werke von Max Reger zur 100. Wiederkehr seines Todesjahres an der Festorgel spielen.

Im reichen Oeuvre des früh Verstorbenen nimmt die Orgelmusik eine zentrale Stellung ein.

Regers Orgelwerke fanden früh Beachtung und hohe Anerkennung, aber auch scharfe Ablehnung. Der Kritik an zu hohem Schwierigkeitsgrad begegnete er mit den Worten: „Meine OrHeribert Metzger gelsachen sind schwer, es gehört ein über die Technik souverän herrschender geistvoller Spieler dazu.

Man macht mir oft den Vorwurf, dass ich absichtlich so schwer schreibe; gegen diesen Vorwurf habe ich nur eine Antwort, dass keine Note zu viel darinsteht.“ Von jeher hatte Reger, der sich selbst als „katholisch bis in die Fingerspitzen“ bezeichnete, eine tiefe Beziehung zum protestantischen Choral. Dies und die Tatsache, dass er in Johann Sebastian Bach das „A und O“ aller Musik sah, wurde prägend für sein gesamtes Schaffen.

Die zentralen Werke im Programm dieses Abends sind zum einen die Choralphantasie „Alle Menschen müssen sterben“, die in österlichem Geist über die Thematik des Todes hinaus auf das neue Leben danach verweist, zum andern sein letztes großes Orgelwerk, die Phantasie d-moll mit ihrer Doppelfuge. Strukturen der Bach-Zeit finden sich in neuer Klanggestalt wieder.

Heribert Metzger wurde in Wien geboren. Seine Ausbildung im Konzertfach Orgel erhielt er bei Alois Forer an der Musikhochschule in Wien; die Studien der Fächer Musikwissenschaft und Kunstgeschichte schloss er mit der Promotion bei Walter Gerstenberg an der Universität Salzburg ab.

Als Preisträger internationaler Wettbewerbe (insbesondere nach dem Gewinn des 1. Preises beim Johann Sebastian Bach-Wettbewerb in Leipzig 1972) übt 20

Stift Wilten Aktuell

Metzger eine rege Konzerttätigkeit aus, die ihn in viele Länder Europas, nach Kanada, nach Korea und ins Sultanat Oman führte. Auch mit Rundfunk- und CD-Aufnahmen ist er an die Öffentlichkeit getreten. Seit 1975 lehrt er am Mozarteum in Salzburg. Er hält Meisterkurse für Musikhochschulen und Sommerakademien und wirkt als Juror bei nationalen und internationalen Orgelwettbewerben. 1988 wurde ihm eine Professur für Orgel und Orgelimprovisation an der Universität Mozarteum in Salzburg übertragen. Als Vorsitzender der Orgelkommission für die Erzdiözese Salzburg ist Metzger mit Projekten von Orgelrestaurierungen und -neubauten befasst. 2005 wurde er zum Domorganisten von Salzburg ernannt.

Donnerstag, 5. Mai, 20.00 Uhr - Orgelkonzert zu Christi Himmelfahrt – Johann Sebastian Bach & Neue Musik.

Der Orgelprofessor an der Wiener Musikuniversität Pier Damiano Peretti spielt an der historischen Daniel-HerzChororgel von 1670 Musik von Girolamo Frescobaldi, an der Festorgel Werke von Johann Sebastian Bach, Michael Radulescu und eine Eigenkomposition.

Pier Damiano Peretti

Michael Radulescu schreibt über sein Orgelwerk: Der Titel „EPIPHANIAI“ bedeutet so viel wie „sich unmittelbar ereignende Erscheinungen“ und soll das Apokalyptisch –Visionäre mitsamt dessen Aussage und aktueller Botschaft für uns heute suggerieren. Als Tonmaterial werden vier Modi verwendet, welche jeweils auf kleinen, großen bzw. übermäßigen Sekunden aufgebaut sind.

Die anfangs sich auftürmenden Anrufungen weichen einem großangelegten stetigen Crescendo, welches

CONTEMPLATIO wiederum in eine „Furioso“-Kadenz der Orgel mündet.

Diese ist in ihrem Aufbau der mittelalterlichen Estampie verpflichtet und bricht schroff ab, um schließlich vom ruhigen Abgesang abgelöst zu werden. Als Motto wurde dem keineswegs programmatisch, sondern sinnbildlich zu verstehenden Werk der 1. Vers der JohannesApokalypse vorangestellt: „Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr.“ Pier Damiano Peretti notiert zu seinem Werk „Florete flores per organo barocco: „Der zeitlose Topos einer Musik als speculum naturae; rhythmische Verkleinerungsprozesse, die an die Praxis des Contrapunctus floridus anknüpfen; der utopische Versuch, Geruchssinn in Klänge zu übersetzen ... Dies sind einige der gedanklichen Assoziationen, die mir vor bzw. während der Entstehung dieses Orgelstücks vor Auge standen, und mehr oder weniger präzise in die Arbeit eingeflossen sind.“ Die Harmonik basiert auf der zyklischen Permutation aller acht auf der Mitteltönigen Stimmung möglichen Dur-Dreiklänge. Das für historische Instrumente konzipierte Stück ist auch auf modernen, mit mechanischen Registerzügen versehenen Orgeln aufführbar.

Pier Damiano Peretti wurde 1974 in Vicenza, Italien, geboren. 1991-95 absolvierte er bei Antonio Cozza das Orgelstudium am Konservatorium seiner Heimatstadt; weitere Interpretationskurse u. a. bei L. F. Tagliavini, H. Vogel, J. van Oortmerssen, J. C. Zehnder, R. Alessandrini. Beim Petrassi-Schüler Wolfango Dalla Vecchia nahm er in Padua ersten Kompositionsunterricht. 1996-2002 studierte er Orgelkonzertfach an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, anfangs bei Herbert Tachezi und ab 1998 bei Michael Radulescu; parallel dazu Hauptfach Komposition. Es folgten ein ErasmusStudium an der Musikhochschule Hamburg (bei Wolfgang Zerer und Pieter van Dijk) sowie weiterführende Kompositionsstudien; Teilnahme an den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik (u. a. bei Wolfgang Rihm).

2002-2009 lehrte er als Professor für Orgel an der Hochschule für Musik und Theater Hannover; 2009 wurde er an die Musikuniversität Wien berufen. Noch während der Studienzeit erwarb er zahlreiche Preise bei diversen internationalen Orgelwettbewerben (u. a. Bologna, Pretoria, Innsbruck, Hamburg, Toulouse). Als bisher einziger Italiener gewann er 1999 den 1. Preis beim traditionsreichen int. Orgelwettbewerb von St. Albans – GB. Mit einem von der Renaissance bis zur Neuen Musik reichenden Repertoire trat Peretti bisher in ganz Europa, Fernost, Israel und Kanada auf. CD-Aufnahmen für die

Labels Ursina-Motette, Carrara, Naxos, IFO-Records, Ambiente, Tactus folgten. Artikelpublikationen, Vorträge und Meisterkurse ergänzen seine pädagogische Tätigkeit. In jüngerer Zeit war er als Juror bei den internationalen Orgelwettbewerben von Nürnberg, Odense, Brixen, Tokyo, Erfurt-Weimar, Dublin und Montreal präsent. Perettis stets wachsendes Oeuvre umfasst Kompositionen für und mit Orgel, Kammer- und Chormusik sowie oratorische Werke; einige seiner Arbeiten sind u. a. bei Carrara (Bergamo) und Bärenreiter (Kassel) verlegt. Für „Mane nobiscum – Missa für die Osterzeit“ wurde er 2015 mit dem Outstanding Artist Award des österreichischen Kulturministeriums ausgezeichnet.

Donnerstag, 12. Mai, 20.00 Uhr - Orgelkonzert zu Pfingsten – Französische Festorgelpracht. Olivier Latry, Titularorganist von Notre Dame zu Paris, spielt an der Festorgel pfingstliche Werke von Nicolas de Grigny, Johann Sebastian Bach, Johannes Brahms, César Franck, Louis Vierne, Jehan Alain, Gaston Litaize und eigene Improvisationen.

Olivier Latry

Olivier Latry, 1962 in Boulogne-sur-Mer geboren, zählt zu den international gefeierten Organisten. Er ist gemeinsam mit Michel Bouvard Professor für Orgel am Conservatoire de Paris. 1985 wurde er zu einem der vier titulaires des grands orgues der Pariser Kathedralkirche Notre Dame berufen. Zusätzlich zu diesen Aufgaben füllt er eine aktive Karriere als Konzertorganist in vierzig Ländern auf fünf Kontinenten aus, insbesondere in den Vereinigten Staaten, wo er seine erste Konzertreise 1986 machte und zum beliebtesten französischen Organisten in diesem Land aufstieg. Olivier Latry beherrscht ein umfangreiches Orgelrepertoire, das gesamte Orgelwerk von Olivier Messiaen hat er für die Deutsche Grammophon eingespielt. Zudem ist er ein hervorragender Improvisator, wobei er die französische Linie, von Charles Tournemire bis Pierre Cochereau, aufgreift.

Stift Wilten Aktuell

21

CARITAS

Der Friede sei mit euch Weihnachtsfeier mit mehr als 200 muslimischen Flüchtlingen im Stift Wilten.

Weihnachtsfeier in der Stiftskirche Wilten

Auch die Innsbrucker Bürgermeisterin, .

Christine Oppitz-Plörer, nahm ganz privat an der Feier teil und dankte dem Team für den großen Einsatz und die zahlreichen ehrenamtlich geleisteten Stunden.

Am 23. Dezember wurde für Flüchtlinge, die derzeit in einer Tennishalle am Paschbergweg in Innsbruck leben, in enger Zusammenarbeit mit den hauptamtlichen und freiweilligen Flüchtlingsbetreuern eine gemeinsame Weihnachtsfeier im Stift Wilten organisiert.

Abt Raimund Schreier begrüßte die Anwesenden mit einem herzlichen „Der Friede sei mit euch“ in der Wiltener Stiftskirche. Nach dem Verlesen des Weihnachtsevangeliums ging er in seiner Ansprache, die in Englisch vorgetragen und auf Farsi und Arabisch übersetzt wurde, auf die gemeinsamen Wurzeln des jü-

dischen, christlichen und muslimischen Glaubens ein. „Jesus ist für uns der Weg zum Frieden, zur Wahrheit und zum Leben“. Das ist es, was wir einander zu Weihnachten wünschen. Das ist der Grund für die Feierlichkeiten und Geschenke in diesen Tagen: Jesus, der Retter, und Friede für die Welt“, so Abt Raimund Schreier.

Nach der Feier überreichten die freiwilligen Helfer jedem Flüchtling kleine Weihnachtsgeschenke, welche mit Unterstützung der Bäckerei Ruetz und des Stiftes Wilten zusammengestellt werden konnten.

Spendenaufruf Flüchtlingsheim Glockenhof/Grassmayrstraße in Innsbruck Das Flüchtlingsheim Glockenhof ist ein Selbstversorgerhaus. Es wohnen dort derzeit 69 Personen, davon sind 25 Kinder.

Für diese Familien werden dringend noch folgende Dinge benötigt: Sandwichtoaster, Stabmixer, Mixer, Kochtöpfe (5-6 l Volumen), Pfannen, Besteck, Geschirr, Kinderwagen (für ein dreijähriges Mädchen), Schaukelbett für ein Baby, Fahrräder für Erwachsene (evtl. auch mit Kindersitz) und Kinder, Nähmaschine, Nähzeug, Bügelbrett, Bügeleisen, Wäschekörbe, Bettwäsche, Decken, Tep-

piche, Föhn. Koffer oder Transportkartons zum Aufbewahren von Kleidung. Regenschirme, Stehlampe, Wanduhr, Wolle für Strickkurs. Sportkleidung für Buben (4, 9 und 10 Jahre alt) und ein Mädchen (6 Jahre alt).

Abzugeben von Montag bis Freitag 9.00 - 16.00 Uhr bei der Heimleiterin Ruska Atanasova oder nach telefonischer Vereinbarung unter: +43 699 163 402 88.

Spenden für die Flüchtlingshilfe auch gerne auf das BTV-Konto: Chorherrenstift Wilten, Kennwort: Glockenhof, AT62 1600 0001 0014 0675 - Vielen Dank!

CARITAS

Romaball Zum vierten Mal wurde am 23. Jänner 2016 im Haus der Begegnung gefeiert.

Ein Fest der Begegnung von Mensch zu Mensch: Roma, Sinti, Jenische und andere feierten gemeinsam, knüpften Kontakte, bauten Vorurteile ab.

Veranstaltet wurde der Ball vom Haus der Begegnung und Pax Christi Österreich in Kooperation mit der Initiative Minderheiten Tirol. Möglich ist diese Benefizveranstaltung nur, weil sie von vielen Menschen mitgestaltet und unterstützt wird. Etwa 150 Personen beteiligten sich ehrenamtlich am Romaball.

Die Gäste feierten am 23. Januar 2016 gemeinsam bei Live-Musik von Moša Šišic & The Gipsy Express, Balkan Fratelli, Musikern aus Tornala und dem StreetNoise Orchestra sowie mit kulinarischen Spezialitäten. Balkandisco, Tombola, Performances, Ausstellungen und ein Einblick in jenische Lyrik rundeten den Abend ab.

Der Reinerlös des Romaballs kam dem

Projekt „Waldhüttl“ zugute: In den drei Jahren seines Bestehens hat sich das „Waldhüttl“ – ein Bauernhof in Mentlberg (Innsbruck West), den das Stift Wilten zur Verfügung stellt, um Straßenzeitungsverkäufern (Roma und Romnja) und anderen eine bescheidene Unterkunft zu bieten – sehr entwickelt. Es ist zu einem Begegnungsort geworden und bietet mittlerweile ein regelmäßiges Kulturprogramm („Kultur am Rande der Stadt“) mit Festen, Konzerten, Lesungen und Veranstaltungen zu Antirassismus, Dialog u. v. m. Dadurch trägt das „Waldhüttl“ mit seinen Bewohnern und mit vielen „einheimischen“ Ehrenamtlichen wesentlich zum sozialen Frieden in unserer Stadt bei. Es entstanden ein Gemeinschaftsgarten, die Farm, der interreligiöse Besinnungsweg, die durch die Bewohner und zahlreiche Besucher belebt werden.

Ausgezeichnete Stimmung beim Romaball V.l.n.r.: Jakob Bürgler, Olivier Dantine, Abt Raimund Schreier, Jussuf Windischer

Reinerlös für Entwicklungsarbeit Großer Andrang beim Start der Aktion Familienfasttag beim Goldenen Dachl.

Aschenkreuz und Fastensuppe sind für viele Tiroler untrennbar mit dem Aschermittwoch verbunden. Die Aktion Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung lädt traditionsgemäß zum Benefizsuppenessen in die Innsbrucker Altstadt.

Das Fastensuppenessen um die Mittags-

stunde am Aschermittwoch ist mittlerweile ein Fixpunkt für viele Verantwortungsträger aus Politik, Kirche und Wirtschaft geworden.

Als besonderen Gast konnten die Veranstalter heuer Bernadette Zeena Bello Manglinong, Projektpartnerin von den Philippinen, begrüßen, die von den laufenden Projekten berichtete.

Das Organisationsteam der Katholischen Frauenbewegung mit Projektpartnerin Bernadette Zeena Bello Manglinong

Stift Wilten Aktuell

23

COMMUNIO

Kinder für Kinder Am 22. Mai 2016, um 19 Uhr singen die Wiltener Sängerknaben im Congress Innsbruck wieder ein Benefizkonzert für die St. Juliane Ugari Mixed Secondary School in Kenia.

Die Wiltener Sängerknaben und die Academia Jacobus Stainer im Dezember 2015 bei Bachs Weihnachtsoratorium in der Basilika Wilten

Nach der erfolgreichen Aufführung der sechs Kantaten von Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium im Dezember 2015 und der Matthäuspassion im März 2016 wird dieses Konzert ein weiterer Höhepunkt im laufenden Jahr.

Unter der Leitung von Johannes Ste-

cher singen Chor und Solisten der Wiltener Sängerknaben.

Weitere Informationen zu den zahlreichen Aktivitäten der Wiltener Sängerknaben finden Sie auf der Website: www.saengerknaben.com

Firmlingsnachmittage Um sich auf das Sakrament der Firmung vorzubereiten, besuchten die Jugendlichen der Wiltener Stiftspfarreien das Stift.

Beim Firmlingsnachmittag lernten die Firmlinge ihren Firmspender Abt Raimund kennen. Sie gingen den „Weg der Prämonstratenser“ im Schneidergang und lernten

in der Bibliothek die Dekanatsjugendstelle Wilten-Land und im und um den Norbertisaal das Leben des hl. Norbert kennen.

COMMUNIO

Barmherzig wie der Vater Am 8. Jänner und 12. Feber 2016 trafen sich Jugendliche aus dem Dekanat Wilten-Land im Leuthaus des Stiftes Wilten zur Jugendvesper.

Dekanatsjugendseelsorger Johannes Hohenwarter und Jugendleiterin Magdalena Schranzhofer hatten mit Unterstützung von Jugendlichen der Pfarren Pradl und Patsch jeweils passende Themen zum Jahresmotto „Barmherzig wie der Vater“ vorbereitet.

Ging es im Jänner um „Versorgt sein selbst etwas geben?“ so setzten sich die Anwesenden im Feber mit dem Spruch „ ... ihr habt mir zu trinken gegeben ...“ auseinander.

Nach der Jugendvesper gab es im AbtSchuler-Saal ausreichend Gelegenheit

für Gespräche über das soeben Gehörte.

Auch für eine Jause ist immer gesorgt.

Magdalena und Johannes laden alle Jugendlichen und junge Erwachsene aus den Stiftspfarren und darüber hinaus ein, mit ihnen die Werke der Barmherzigkeit zu entdecken und zu begreifen, was sie mit unserem Leben in der heutigen Zeit zu tun haben. Sie sind aktueller und näher denn je.

Das Dekanatsteam freut sich über alle, die den Weg ins Leuthaus finden.

Die nächste Jugendvesper findet am Freitag, dem 8. April, um 19.30 Uhr statt.

Impressionen

Stift Wilten Aktuell

25

COMMUNIO

Ich werde euch vermissen Mit einem Dankgottesdienst im überfüllten Dom zu St. Jakob in Innsbruck, dem landesüblichen Empfang und einem Festakt im Congress Innsbruck, wurde Manfred Scheuer nach zwölf Jahren als Bischof von Innsbruck verabschiedet.

Dankgottesdienst im Dom St. Jakob

LH Platter bedankt sich bei Bischof Manfred

26

Stift Wilten Aktuell

Hunderte Mitfeiernde, darunter zahlreiche Vertreter von Land Tirol, Stadt Innsbruck und Diözese Innsbruck sagten Danke.

Scheuer dankte in seiner Predigt für viele schöne und prägende Sternstunden, ließ aber auch die Tage der Niederlagen nicht unerwähnt. Scheuer zu den Tirolern: „Ich werde euch vermissen!“ Als höchste Kirchenvertreter feierten gemeinsam mit Bischof Manfred: Erzbischof Nuntius Peter Stephan Zurbriggen, emerit.

Erzbischof Alois Kothgasser, Bischof Ivo Muser (Diözese Bozen-Brixen), Bischof Benno Elbs (Diözese Feldkirch), die Äbte Raimund Schreier OPraem (Stift Wilten), German Erd OCist (Stift Stams), Prior-Administrator Raphael Gebauer OSB und emerit. Abt Anselm Zeller OSB (beide Stift Fiecht), die

Provinziale P. Bernhard Bürgler SJ und Br. Lech Siebert OFMCap sowie Sr. Maria Luise Eberharter OFS (Regionalkonferenz der Frauenorden Tirols). Nahezu alle Dekane der Diözese sowie weitere 70 Priester und Diakone, zahlreiche OrdensvertreterInnen und eine Vielzahl von MitarbeiterInnen der Diözese kamen zum Abschied.

Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter bedankte sich „für die umsichtige Leitung, die den Menschen in Tirol gut getan hat.“ Für die evangelische Kirche verabschiedete sich Superintendent Olivier Dantine, Präsidentin Esther Fritsch vertrat die Israelitische Kultusgemeinde.

Für seine neuen Aufgaben in Linz wünschen wir Bischof Manfred „Gottes Segen“.

COMMUNIO

200 Jahre Tiroler Kaiserjäger Der Alt-Kaiserjägerclub und die Bergiselstiftung nahmen das 200-jährige Jubiläum der Tiroler Kaiserjäger zum Anlass, deren Geschichte und Regimentsleben in einer Sonderausstellung näher zu betrachten.

Kustos Josef Ammann führte persönlich durch die Sonderausstellung

Sichtlich zufrieden: Oberst Manfred Schullern und Tiroler LandesmuseenDirektor Wolfgang Meighörner

Thematisiert wurden die Friedens-, Formations- und Einsatzgeschichte des Trupps sowie die Traditionspflege nach 1918. „200 Jahre Tiroler Kaiserjäger 1816 – 2016“ ist vom 15. Jänner 2016 bis 22. Jänner 2017 im TIROL PANORAMA mit Kaiserjä-

germuseum am Bergisel zu sehen.

Die Konzeption und Gestaltung der Ausstellung erfolgte durch ein Team von Ehrenamtlichen unter der Koordination von Josef Ammann, seit 2008 ehrenamtlicher Kustos des Kaiserjägermuseum.

Wie man Werte schafft und lebt 500 Gäste feierten am 26. Jänner den 59. Bezirksbäuerinnentag in Innsbruck.

Traditionell wurde der Tag mit einer heiligen Messe eröffnet, der heuer Abt Raimund Schreier vorstand. „Ohne Bäuerinnen wäre die Bewirtschaftung unserer Höfe oftmals gar nicht möglich.“ Mit diesen Worten empfing LKPräsident Josef Hechenberger die zahlreichen Gäste beim Bezirksbäuerinnentag im Congress Innsbruck. Bezirksbäuerin Karoline Schapfl konnte hochrangige Vertreter aus Politik und Landwirtschaft begrüßen und bedankte sich für diese besondere Art der Wertschätzung. Passende Worte fand auch Landeshauptmann Günther Platter in seiner Ansprache an die über 500 erschienen Bäuerinnen, Ehrengäste und Gäste. „Das Rückgrat der Landwirtschaft sind die Bäuerinnen“, so

Landeshauptmann Platter.

Auch LH-Stv. Josef Geisler lobte das mit Herzen gelebte Engagement der Tiroler Bäuerinnen. „Ihre aufrichtige Wertschätzung in allen Belangen ist unabdingbar.“ Der Festtag widmete sich dann auch genau diesem Thema: Wertschätzung, wie man Werte schafft und lebt. „Unsere Kultur kann nur weitergegeben werden, wenn sie gelebt wird“, war Gastreferent Gottfried Hochgruber, Kräuterbauer vom Moarleitnerhof in Südtirol, überzeugt. „Jede Frau soll mit Stolz zeigen, Bäuerin zu sein“, appellierte er an das sichtbar begeisterte Publikum. Mit viel Humor unterstrich er Wertehaltungen, die am bäuerlichen Betrieb gelebt werden sollen.

Stift Wilten Aktuell

27

COMMUNIO

Ehe und Familie Am 15. Feber 2016 hielt P. Martin Lintner OSM vor den Angehörigen des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem einen Vortrag über die vorliegenden Ergebnisse der Familiensynode.

Als Ordent­licher Professor für Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen beeindruckte P. Lintner mit detailliertem Fachwissen und konn-

te so den Anwesenden einen fundierten, umfassenden Einblick in die neuesten Erkenntnissse des Synodenschlussdokumentes geben.

Vortrag im Blauen Saal

V. l. n. r.: P. Martin M. Lintner OSM mit Großprior Alois Kothgasser und dem Leitenden Komtur Thomas Steixner

Land Tirol verleiht Ehrenzeichen Anlässlich des Todestages des Tiroler Freiheitskämpfers Andreas Hofer sind am 20. Feber in Innsbruck die Ehrenzeichen des Landes verliehen worden.

Das Andreas-HoferDenkmal am Bergisel

28

Stift Wilten Aktuell

Die Verleihung nahmen Tirols Landeshauptmann Günther Platter und sein Südtiroler Amtskollege Arno Kompatscher im Riesensaal der Hofburg vor. „Es erfüllt mich mit großem Stolz, am heutigen Andreas-Hofer-Gedenktag diesen engagierten Persönlichkeiten das Ehrenzeichen verleihen zu dürfen. Sie sind gesellschaftliche Vorbilder und das größte Kapital, welches ein Land haben kann. Durch ihren Einsatz haben sie einen wertvollen Mehrwert für unsere Gesellschaft und einen unverzichtbaren Beitrag für das Land Tirol geleistet“, erklärte Platter. „Gerade in bewegten Zeiten ist es umso wichtiger, dass es Menschen gibt, die das Allgemeininteresse vor das persönliche stel-

len und so ihren Beitrag leisten, die Gesellschaft als ganze weiterzubringen“, betonte wiederum Kompatscher.

Das Ehrenzeichen ist nach der goldenen Ehrenkette gestaltet, die Andreas Hofer nach dem Sieg am Bergisel im Jahre 1809 vom Kaiser erhielt. Die Landeshauptleute überreichen die Auszeichnung traditionell am Todestag des 1810 hingerichteten Freiheitskämpfers, der sich 2016 zum 206. Mal jährt. Vor dem Festakt fanden im Gedenken an den Tiroler Freiheitskämpfer eine Kranzniederlegung am Andreas-HoferDenkmal am Bergisel und ein Gedenkgottesdienst in der Hofkirche statt.

Ausgezeichnet wurden der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, die Opernsän-

COMMUNIO Gedenkgottesdienst in der Hofkirche mit dem Erzbischof der Diözese Salzburg, Franz Lackner

Die Geehrten mit LH Platter und

gerin Eva Lind, die Sprachwissenschaftlerin Rut Bernardi, die ärztliche Direktorin des Landeskrankenhauses Hochzirl-Natters, Monika Lechleitner, Neue-Heimat-TirolGeschäftsführer Klaus Lugger, der Rektor der Universität Innsbruck, Tilmann Märk, der Präsident des Tiroler Landesverbandes des Roten Kreuzes, Reinhard Neumayr, die frühere Vorständin der Universitätsklinik für

plastische und Wiederherstellungschirurgie in Innsbruck, Hildegunde Piza, Fundamentaltheologie- und ReligionswissenschaftsProfessor Paul Renner, der frühere Vorsitzende des Alpenverein Südtirol, Luis Vonmetz, die Landesdirektorin der Wiener Städtische Versicherung AG in Tirol, Ida Wander, sowie Josef Wolsegger, Kirchenrektor der Spitalskirche in Innsbruck.

LH Kompatscher

Zum Gedenken an Prof. Hans Erhardt Am 29. Februar 2016 ist der leidenschaftliche Musiker im 94. Lebensjahr nach einem erfüllten Leben im Kreis seiner Familie friedlich eingeschlafen.

Am 28. November 1922 geboren, übernahm Professor Hans Erhardt bereits 1949 den Lanser Kirchenchor und 1952 den Kirchenchor Igls, sowie gleichzeitig die künstlerische Leitung und Organisation der Igler Kirchenkonzerte. Dazu kamen 1965 die Orgelkonzerte in Igls.

Er war Lehrer und Schuldirektor. Sein musikalischer Werdegang begann sehr früh, an der Kirchenmusikschule der Diözese Innsbruck vervollständigte er seine Ausbildung. Von 1953 bis 1968 leitete er den Innsbrucker Lehrerchor. Prof. Erhardt spielte jedes Wochenende vier Gottesdienste in Igls und Lans und hat unzählige Konzerte seit 1952 als künstlerischer Leiter und Organisator in Igls veranstaltet und blieb auch im hohen Alter unermüdlich.

Denn, Herr, du lässt mich fröhlich singen von deinen Werken, und ich rühme die Taten deiner Hände (Ps 92,5)

Das tiefes Mitgefühl gilt besonders der Familie Erhardt.

Oberschulrat Prof. Hans Erhardt 28.November 1922 - 29. Feber 2016 Stift Wilten Aktuell

29

COMMUNIO

Das Christentum bleibt für die Moderne das Wasser für morgen Rund 350 Schüler aus zwölf Tiroler Schulen stürmten am 4. Feber das Haus der Begegnung in Innsbruck und machten sich beim 8. TheoTag der Diözese Innsbruck ein Bild vom breiten Angebot an kirchlichen Berufen.

Im Vortrag zum Thema: „Christsein - bloß Schnee von gestern oder auch Wasser für morgen” setzte sich Univ.-Prof. Jozef Niewiadomski mit der verbreiteten Meinung, Religion und Modernsein würden sich schlecht vertragen, auseinander.

Niewiadomski: „Die Trends reden doch eine eindeutige Sprache: Wer up to date sein will, der redet nicht nur davon, dass Muslime erst in der Moderne ankommen müssen und sich Univ.-Prof. Jozef Niewiadomski im religiösen Bereich säkularisieren müssen. Der modern sein wollende Zeitgenosse wird auch kaum ein gutes Wort über die Kirche zu sagen haben. Die Sprache der Schlagzeilen aufgreifend fällt die Öffentlichkeit ein klares Urteil, dass die Kirche stirbt.“ Diesem weit verbreiteten Glauben setzte Niewiadomski den Grundsatz gegenüber, wer eine Situation als wirklich begreife, der trägt auch dazu bei, dass diese Situation auch wirklich wird. Den deutschen Soziologen Franz Xaver Kaufmann paraphrasierend, sagte er: „Wer an Geister glaubt, wird Geister sehen.

Wer bloß an die Macht der Gene oder der Gehirnströme glaubt, dem wird auch nichts Geistiges einfallen. Wer den Menschen als egoistisch oder gar bösartig definiert, wird entsprechende Erfahrungen machen. Wer an das Sterben der Kirche glaubt, wird dieses Sterben auch erleben.“ Direkt an die Schüler gewendet, vertrat Niewiadomski die Meinung, nicht die ständige Diskussion werde über das Gestrig-Sein der Kirche das Sterben der Kirche verhindern, sondern der gelebte Glaube.

Die Kirche werde nur dann keine sterbende Kirche werden, wenn es genug Menschen gibt, die glauben und durch ihr tagtägliches Vorleben das Vorurteil, Religion sei bloß der Schnee von gestern, in Frage stellen. Die Frage, wozu dies gut sein soll, beantwortete er mit Hilfe eines Gedichtes des polnischen Dichters Jan Twardowski: “Wir beten, weil andere nicht beten, 30

Stift Wilten Aktuell

wir glauben, weil andere nicht glauben, wir lieben, weil anderen das Herz erkaltet ist. Ungleiche brauchen einander, sie verstehen am besten, dass alle auf alle angewiesen sind und ahnen das Ganze.”

Es sei ein verhängnisvoller Irrtum zu glauben, die säkularisierte Welt brauche die Kirche nicht. Das Gegenteil sei der Fall, so Niewiadomski, und weiter: „Wir müssen der soziologischen Falle entrinnen, die uns ständig zur Überzeugung verführt, dass wir nur deswegen beten, weil andere beten und wir auch nur deswegen glauben, weil andere glauben. Umgekehrte Logik gilt es zu verinnerlichen. Nur dann wird die Kirche einen kreativen Kontrast zur Moderne bieten.“ „Wer nur modern sein will, der wird auch modern.

Dasselbe Wort, unterschiedlich betont, sensibilisiert auf die Sackgassen der Moderne.“ Diese sei in der Ideologie des Aufstiegs, der freigelassenen Konkurrenz, der Logik des Seitenblicks und des Neides zu sehen. Die Folge davon sei die Karikatur des Menschseins: der moderne Mensch, der in der Logik von Aufstieg und Fall gefangen bleibt, wird zum selbstbezogenen Individualisten, dem klassischen homo incurvatus in se ipsum.“ Ungleiche brauchen einander: deswegen braucht die Moderne als Korrektiv zur Logik des Aufstiegs den Glauben an die Menschwerdung Gottes. Dieser Glaube steht für den freiwilligen Weg nach unten; er zeigt direkt die humanisierende Wirkung des Christentums an, so der Innsbrucker Theologe.

Deswegen - so das Fazit des Vortrags - bleibt das Christentum für die Moderne das Wasser für morgen.

Kirchliche Berufe wurden unter die Lupe genommen

COMMUNIO

Was heißt es, einen Menschen zu lieben?

All die äußeren Aktivitäten sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im Leben um eines geht: es in der Kunst der Liebe, wie es Erich Fromm genannt hat, möglichst weit zu bringen. „Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs und eins, so habe ich mir das vorgestellt“, mit diesen Worten eröffnete der promovierte Philosoph, Theologe und Sozialtheoretiker Clemens Sedmak am 3. März 2016 Univ.-Prof. Clemens Sedmak seinen Vortrag im Norbertisaal des Stiftes Wilten.

Ein Zeugnis, zwei Bilder, drei Theorien, vier Begriffe, fünf Zugänge, sechs Formen und eine Schlussbemerkung standen dann im Zentrum seiner überaus spannenden, mitreissenden Ausführungen zum Thema Liebe.

Ein Zeugnis - Erich Fromm sagte 1956: „Einen Menschen zu lieben heißt tätige Sorge für diesen Menschen zu übernehmen. Das ist eine Kunst, die man einüben muss. Dazu braucht man Vorbilder.“ Sedmak erzählte von einem polnischen Anwalt, der in einem Konzentrationslager - trotz der Ermordung seiner eigenen Familie - den Weg der Liebe weiterging.

Zwei Bilder - Sedmak stellte das Bild des Schirmes vor: er gibt dir Nähe, er gibt dir Schutz und er gibt dir Takt.

Mit dem Bild des Hauses verbindet er das Bauen von Gemeinsamkeit und das Auch-loslassen von Kontrolle.

Drei Theorien - Die drei wichtigsten philosophischen Theorien über die Liebe sind für den Referenten die Einheitstheorie, die Theorie der starken Sorge und die Wertetheorie (einen Menschen zu lieben heißt, in ihm einen Wert zu sehen, den andere nicht sehen).

Vier Begriffe - Ohne Dankbarkeit, Freude, Achtung und Loyalität ist wahre Liebe für Sedmak nur schwer denkbar.

Fünf Zugänge - Sedmak empfiehlt mit dem geliebten Menschen Zeit zu verschwenden, seine „Fremdsprache“ zu lernen, sich von ihm durchbrechen zu lassen, für ihn Tränen zu vergießen und sich von ihm formen zu lassen.

Sechs Formen der Liebe - Eltern zu lieben, ein Kind zu lieben, einen Freund zu lieben, einen Fremden zu lieben, einen Feind zu lieben, eine Ehefrau/einen Ehemann zu lieben. Diese grundlegenden Formen einer Liebesbeziehung gilt es im Leben zu bewältigen.

Die Schlussbemerkung - Zum Abschluss seines Vortrags stellte Clemens Sedmak die Frage: „Was heißt es ,

Gott zu lieben?“ Für ihn stand dabei vor allem die persönliche Beziehung zu Gott auf dem Prüfstand. „Das Buch Hiob gibt uns zumindest die Botschaft: Gott hat nichts dagegen, dass man ringt! Er will, dass man ringt. Die Freunde des Hiob ringen nicht mit Gott. Für Gott sind diese Menschen, obwohl sie alle Gebete richtig sprechen, ein Gräuel, wohl weil sie keine lebendige Beziehung zu Gott haben.

Vortrag im Norbertisaal

Im Evangelium stechen die Szenen von Nähe und Zärtlichkeit heraus. Die Frau, die Tränen für Jesus vergießt, ihm die Füße küsst und bei Jesus ist. Oder der Lieblingsjünger, der an der Brust Jesu liegt. Gott zu lieben heißt vielleicht, die Nähe zu suchen und diese auch auszuhalten. Es ist auffallend. Petrus hat immer wieder die Nähe zu Jesus gesucht, obwohl er jedesmal eins auf die Schnauze gekriegt hat. Jesus war ja nicht zimperlich mit Petrus, aber er suchte trotzdem seine Nähe.

Theologisch wäre es eine schöne Aufgabe, sich in der Fastenzeit Fehlformen der Gottesliebe zu überlegen.

Ich zum Beispiel glaube, dass es eine Fehlform der Gottesliebe ist, ihn als kumpelhaft, als Kumpel Jesus , zu sehen. Man sieht das bei den Auferstehungserzählungen. Jesus bleibt der Fremde. Ich mag es auch nicht, wenn man so flapsig redet ‚der Boss da oben’, Sie sehen, ich ringe damit ... Was heißt es, Gott zu lieben? Vielleicht ist es auch : Du liebst Gott, wenn du die Nähe suchst, dich formen lässt und es auch aushältst, nicht zu verstehen“ so Clemens Sedmak am Ende seiner Ausführungen.

Stift Wilten Aktuell

31

Gottesdienste und Termine 24. März Gründonnerstag 19.00 Uhr Messe vom Letzten Abendmahl

mit Fußwaschung in der Basilika Ignaz Mitterer (1850 St. Justina – 1924 Brixen)

27. März 10.30 Uhr

Ostersonntag Pontifikalamt in der Stiftskirche

Joseph Haydn (1732-1809)

Missa in tempore belli (Paukenmesse)

aus: Missa solemnis in laudem Sanctissimi Salvatoris

Orgelwerke von Johann Sebastian Bach

Kyrie und Gloria

(1685-1750)

Kurt Estermann (* 1960 Innsbruck)

Präludium und Fuge E-Dur BWV 566

„Hoc corpus“

Capella Wilthinensis

Anton Bruckner (1824-1896)

„Tantum ergo Es-Dur“ WAB 41,1

Norbert Matsch (* 1969)

„Ubi caritas“

18.00 Uhr Feierliche Ostervesper mit

Taufwasserritus in der Stiftskirche Alessandro Grandi (1577-1630)

Gesänge im Gregorianischen Choral

„Dixit Dominus“

Orgelwerke von Max Reger

Francisco Guerrero (1527-1599)

„Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut“ op. 67,10

„Beatus vir“

„Magnificat“

Giovanni Andrea Cima (1580-ca. 1627)

„Haec dies“

Carlo Donato Cossoni (1623-1700)

„Regina coeli“

Alle Gesänge alternierend mit dem Konvent.

Orgelwerke von Johann Jacob Froberger

(1616-1667)

Capella und Schola Gregoriana Wilthinensis

25. März 07.00 Uhr

Karfreitag Trauermette in der Stiftskirche

19.00 Uhr Feier vom Leiden und Sterben Christi

in der Stiftskirche Christoph Demantius (1567-1643)

Passion nach dem Evangelisten Johannes

Fantasia sopra UT . RE . MI . FA . SOL . LA FbWV 201,

Giovanni Perluigi da Palestrina (1514/15 – 1594)

Libro Secondo Wien 1649

Improperia

Capella Wilthinensis

Capella Wilthinensis

26. März 07.00 Uhr

Karsamstag Trauermette in der Stiftskirche

10.00 Uhr

Anbetung der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem in der Basilika

Gesänge im Gregorianischen Choral

Schola Gregoriana Wilthinensis

Osternacht 20.30 Uhr Pontifikalamt in der Basilika

Gesänge für Kantor, Schola, Gemeinde,

Bläser und Orgel

Schola Gregoriana und Bläser der Capella Wilthinensis

Das Jahresprogramm 2016 der Musica Sacra Wilthinensis ist in gedruckter Form und auf der Stift-Wilten-homepage (www.stift-wilten.at/Musik) verfügbar.