PAT STARTER 2011

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Grußwort der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Kristina Schröder, anlässlich des Projekt-Auswahltreffens zum Sozialen Tag 2011, am 10. Juni 2011

Alleine 100.000 Menschen sind dem Bosnien-Krieg zum Opfer gefallen. Die gesamte Anzahl der Menschen, die auf dem Balkan durch die Kriege und ihre Folgen umgekommen sind oder verletzt wurden, ist schwer zu ermessen. Was bleibt, sind traumatisierte Menschen, die vor der großen Aufgabe stehen, ihre Gesellschaft wieder aufzubauen und den Konflikt zu bewältigen. Den Weg in eine friedliche Zukunft müssen aber vor allem die Kinder und Jugendlichen des Balkans gehen. Daher freut es mich sehr, dass es auch in Deutschland so viele junge Menschen gibt, die einen Beitrag zur Friedensarbeit auf dem Balkan leisten. Der Verein „Schüler Helfen Leben“ mit seiner alljährlichen Aktion des „Sozialen Tages“ ist dafür das beste Beispiel.

Ganz besonders gern habe ich daher die Schirmherrschaft über den „Sozialen Tag“ und das Auswahltreffen übernommen, weil er sich durch zwei wichtige Aspekte von anderen Spendenaktionen unterscheidet: Erstens – ihr habt selber Hand angelegt und intensiv gearbeitet, um das Geld für die Projekte zu sammeln. Und zweitens – ihr übernehmt selber die Verantwortung für die Auswahl der Projekte, die mit euren Spenden realisiert werden. Auf das, was ihr da gemeinsam auf die Beine gestellt habt, könnt ihr stolz sein!

Ich würde mich freuen, wenn euch dieses Erfolgserlebnis zu weiterem Engagement beflügelt: für den Balkan, für andere Konfliktregionen oder auch für das eigene soziale Umfeld. Zunächst wünsche ich euch aber viel Erfolg bei der Auswahl der Projekte, die mit eurer Unterstützung auf dem Balkan finanziert werden sollen!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Kristina Schröder


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chüler Helfen Leben - ENGAGIERT?!“ steht auf einem T-Shirt eines PAT-Teilnehmers. Freitagnachmittag stolperte er zu uns in die Redaktion und fragte nach einer Schere. Eigentlich ist dieser Zwischenfall nicht erwähnenswert, aber dennoch steht ein Element der Szene stellvertretend für das Wochenende, die Aktion und auch für Schüler Helfen Leben: „Engagiert?“ Das ist ein persönlicher Aufruf, seinen eigenen Beitrag zu leisten, um etwas zu bewegen. „Engagiert!“ Soll zeigen, dass bei SHL jedes Jahr ein beachtlicher Beitrag zur Versöhnungsarbeit auf dem Balkan geleistet wird. Dabei zeigen Schüler jedes Jahr uneingeschränktes Engagement für Gleichaltrige. Mittlerweile ist Schüler Helfen Leben Europas größte Schülerinitiative.

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chüler Helfen Leben hat an diesem Juniwochenende 250 Schüler bewegt in die Bundeshauptstadt zu kommen. Zum sechsten Mal gibt es das Projektauswahltreffen – zum sechsten Mal haben Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, was mit ihrem Geld geschieht. So ein Wochenende geht an keinem spurlos vorbei: Viele neue Eindrücke, viele neue Leute, wenig Schlaf, ein kleines bisschen Chaos und auch ein kleines bisschen Aufregung – Welches Projekt wird gewinnen? Aber nicht nur die: Du hältst gerade ein Exemplar des Starters in der Hand. 28 Seiten, 36 Stunden – um nur zwei Dimensionen zu nennen, die genau dieses Exemplar umfasst. Die Redaktion hat unermüdlich versucht, das Wochenende so gut wie möglich einzufangen und für euch tragbar zu machen. Nimm dein PAT mit und trage es in die Welt hinaus, denn es ist dein Engagement, das zählt und das etwas bewegen kann.

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reitagnachmittag ging die Redaktionstür wieder – dann wieder auf. Der weiße Schriftzug auf dem schwarzen T-Shirt blitze kurz unter dem lächelnden Gesicht hervor: „Ach, danke!“

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eit dem Kriegsende 1995 in Bosnien und Herzegowina gibt es viele so genannte „Zwei Schulen unter einem Dach“. In diesen Schulen lernen die Schülerinnen und Schüler unter strenger ethnischer Trennung. Die Isolierung zeigt sich nicht nur in den unterschiedlichen Lehrplänen – besonders in den Fächern Geschichte und Sprache. Der Kontakt zwischen beiden ethnischen Gruppen sowohl bei den Lehrern als auch bei den Schülern ist nicht gewünscht – getrennte Schulhöfe stellen nichts Außergewöhnliches dar. Obwohl die Schüler und Schülerinnen den Krieg teils selbst nicht miterlebt haben, werden sie durch die Folgen und die ethnischen Konflikten stark beeinflusst. An vielen Schulen ist das Gewaltpotenzial mit ethnischer Motivation sehr hoch. Da sich aber auch die ethnische Trennung des Landes auf politischer Ebene widerspiegelt, ist von seitens der Politik keine Reform in der Schullandschaft zu erwarten. Die Organisation Genesis Project hat es sich zum Ziel gemacht, die Gesellschaft

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für diese Problematik zu sensibilisieren und friedliche Konfliktlösungen und Kommunikation voranzutreiben. Sie wollen für Lehrer und Schüler Workshops anbieten, die diese Themen aufgreifen. Mit an die Altersgruppe angepasste Methoden lernen Lehrer und Schüler beispielsweise, wie Konflikte friedlich gelöst oder dem Gewaltpoten-

zial von Schülern entgegengewirkt werden können. Die Organisation hat in den Themenbereichen bereits positive Erfahrungen zu verzeichnen. Da eine enge Zusammenarbeit mit dem regionalen Bildungsministerium besteht, soll auch auf staatlicher Ebene die Überwindung der „Zwei Schulen unter einem Dach“ durchgesetzt werden.

Altersgerechte Aufklärungsarbeit in Grundschulen


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as Projekt möchte ein Netzwerk für so genannte „lesbian, gay, bisexual and transgender“ (LGBT)-Jugendliche etablieren, das sich für Jugendliche mit homosexueller Orientierung einsetzt, von denen in Serbien rund 180.000 leben. Viele von ihnen sind Opfer verschiedener Formen von Gewalt oder dauerhafter Diskriminierung ausgesetzt, da die LGBT –Rechte in der Öffentlichkeit kaum vertreten werden. Durch öffentlichkeitswirksame Maßnahmen wie Kampagnen und eine Website soll sich eine offenere Meinung zu anderen sexuellen Orientierungen etablieren. Bei Trainings sollen bestehende Vorurteile abgebaut und Toleranz aufgebaut werden. Bei diesen Maßnahmen sind allerdings nicht nur Jugendliche involviert - auch staatliche Jugendbüros sollen beteiligt werden.

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as Zusammenleben verschiedener Ethnien und die gemeinsame Verarbeitung der Kriegstraumata stellen in Bosnien und Herzegowina noch heute ein Problem dar. Mit Workshops und Schulpartnerschaften sollen Schülerinnen und Schüler lernen, Vorurteile gegenüber anderen zu erkennen und zu überwinden. Die wöchentlichen Workshops werden von Psychologen begleitet und auch Eltern werden in das Projekt mit eingebunden. Das Ziel ist, die Workshops inhaltlich in die Lehrpläne zu integrieren. Das Projekt existiert in dieser Form bereits seit 2008, kann von mehreren Erfolgen berichten und wird auch vom Bildungsministerium der Republika Srpska unterstützt.

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erbische Jugendliche leben weiterhin in Armut und werden oft mit Problemen in und aus ihrer Umwelt konfrontiert. Menschen mit Behinderungen werden ausgegrenzt, die Jugendarbeitslosigkeit ist groß und durch fehlende Zukunftsperspektiven schließen sich Jugendliche nationalistischen Gruppen an – auch die Gewaltbereitschaft ist enorm. Jugendinitiativen, die versuchen den Missständen entgegen zu wirken, werden von den lokalen Behörden nicht gefördert oder gar beachtet. Trotz vieler guter Ideen, ist es für die Jugendlichen schwer ihr Engagement und ihre Vorstellungen umzusetzen.

Die Kampagne für soziales Engagement soll Jugendliche bei der Umsetzung ihrer Ideen unterstützen. Mit Hilfe eines eigens entworfenen Comic-Helden Rešivoje (rešenje = Lösung) möchte man serbische Jugendliche für soziales Engagement begeistern. In Zusammenarbeit mit der Organisation „European Movement in Serbia“ sollen 125 Jugendprojekte in den kommenden zwei Jahren unterstützt werden. 3


Zini Kore von ARSIS, Projektleiter des Gewinnerprojekts des PATs 2010 aus Albanien stand dem STARTER-Team für ein Interview bereit. Beim Interview befragten wir ihn nach den Einflüssen und positiven Folgen des Sozialen Tages auf sein Projekt. Hallo Zini, vielen Dank für deine Zeit. Viele Besucher des PATs 2011 kennen dein Projekt nicht, das letztes Jahr gewonnen hat. Bitte erkläre uns doch einmal dein Projekt „Straßenkindern eine Chance“. Unser Projekt hat letztes Jahr das PAT

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gewonnen. Unser Projekt kümmert sich vor allem direkt um Jugendliche mit Problemen: Es geht hauptsächlich um Jugendliche, die auf der Straße leben und arbeiten. Wir arbeiten auf der Straße und in unserem Zentrum in Tirana. Wir wollen die Lebensfähigkeiten, soziale Fähigkeiten und professionellen Fähigkeiten der Jugendlichen stärken. Und wir vertreten auch ihre Rechte. Die Ausbildung von Menschen ist wichtig, darum werden Schulungen für Sozialarbeiter durchgeführt und Kompetenzen aufgebaut. Die Schulungen finden sowohl für Partnerorganisationen als auch

für Behörden statt. ARSIS versucht sich aber auch durch Öffentlichkeitsarbeit. Die Fördermittel, die durch den Sozialen Tag generiert wurden, haben bestimmt einen großen Einfluss gehabt. Inwieweit hat sich deshalb das Projekt verändert oder gar verbessert? Rund 400 Straßenkinder können mit Hilfe von SHL an dem „normalen gesellschaftlichen Leben“ teilhaben. Sie machen hier von ihrem Recht der Partizipation Gebrauch und werden so in der Gesellschaft wahrgenommen. Dabei ist besonders, dass bei unserem Projekt


nicht nur die Kinder ein warmes Essen bekommen und Kleidung anhaben. Wir sorgen auch für eine soziale Basis und schaffen Freundeskreise und integrieren Straßenkinder in die Gesellschaft. Auch haben sie ein erhöhtes Selbstbewusstsein, eine besser Selbsteinschätzung. Sie werden von mehr Menschen geschätzt und anerkannt. Die Behörden wurden mehr sensibilisiert. Das Projekt selbst scheint dir wirklich am Herzen zu liegen. Wie müssen wir uns deine Arbeit dabei vorstellen? Bist du den ganzen Tag am Schreibtisch oder wie gestaltet sich dein Alltag? Seit 15 Jahren bin ich Menschenrechtsaktivist. Natürlich gibt es auch Büroarbeit, aber ich versuche in der Regel mehr mit den Kindern und den Familien zu arbeiten. Es ist wichtig, in der Arbeit für Kinderrechte Raum zu bieten, für sich selbst aufzukommen und nicht als Erwachsener ihre Rechte zu vertreten. Man muss direkt mit ihnen arbeiten, mit der Familie, Gemeinschaft und Gesellschaft. Man muss, um wirklich Hilfe leisten zu können, nicht nur das Problem selbst ansehen. Auch die Familien und die Gesellschaft um die Kinder herum werden von uns unterstützt. Mich fasziniert es zu sehen, wie die Kinder sich entwickeln. Wir gehen beispielsweise in Theater, Kino oder Zoo – das können die Kinder selbst entscheiden. Damals war das ein unerreichbarer Traum, der durch uns verwirklicht werden kann. Sie nehmen am normalen Gesellschaftsleben teil – wie andere Leute auch. Egal wie sie aussehen, welche Hautfarbe sie haben oder was auch immer: Sie lernen, ein normales Leben zu führen. Was hälst du vom Sozialen Tag? Wir möchten es gerne in Albanien nachmachen. Euer Projekt wird gewiss in Zukunft wachsen, das steht außer Frage. Gibt es aber noch Pläne, die in naher Zukunft realisiert werden sollen?

Das Projekt wird sich von selbst entwickeln, denke ich. Es befindet sich dauerhaft in einer „Entwicklung“ und wird sich der äußeren Situation anpassen. Wir haben auch andere Projekte, die eine ähnliche Thematik haben, aber los von diesem stehen. Wir waren nicht fertig als wir SHL gefunden hatten oder das Geld von SHL – es ist ein offener

Schule gehen und die bessere Möglichkeiten haben. Sie haben inzwischen ein besseres Selbstbewusstsein, sie vertrauen uns und sie kommen nicht nur um zu essen und gehen dann nicht mehr weg. Sie sind unsere Freunde und

Im Gespräch mit STARTER-Redakteur Philippe: Zini Kore, der Projektleiter von

„Straßenkindern eine Chance“ aus Albanien Prozess. Es gibt zwei verschiedene Pläne für die Zukunft. Erstens die Entwicklung und Integration in die Gesellschaft von Jugendlichen und als zweiten Aspekt die Vergrößerung von ARSIS. Wir werden auch keine volljährig gewordene Kinder einfach fallen lassen. Bei unserem Projekt bleiben auch die 18-Jährigen im Einzugsgebiet und werden bei Bedarf unterstützt – ein offener Prozess. Gibt es denn ein Problem, was fast jedes Kind hat, das in euer Jugendzentrum kommt? Oder sind es nur individuelle Probleme? Wir sprechen hier nicht nur über die sozio-ökonomischen Faktoren; arm sein, keine Familie haben, oder auf der Straße leben. Es geht mehr um die persönlichen Dinge in unserem Projekt. Dass die Jugendlichen gleichwertig behandelt werden, wie die Jugendlichen, die zur

sie betrachten uns als Familie. Alles im Zentrum wird mit ihnen besprochen, sie haben die endgültige Entscheidungsfreiheit. Gibt es noch irgendetwas, was dir auf dem Herzen liegt und du unseren Lesern mitteilen möchtest? Neben dem Aspekt, dass ich dankbar bin für eure Unterstützung möchte ich die Stimme der albanischen Jugendlichen herbringen. Ich bin traurig, dass ich hier bin, um sie zu repräsentieren und sie nicht selber hier sind. Sie sollten sich mit den Teilnehmern mischen und die kennenlernen, die auf gewisser Weise zu ihrem Leben beitragen. Philippe Fischer

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Mein Weg durch Patnien

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m Freitagabend reihe ich mich in die langen Schlangen vor der Passkontrolle zur Einreise in die achte Nachfolgerepublik des ehemaligen Jugoslawien ein. Um meine Einreise nach Patnien muss ich trotz meines gültigen Passes bangen, denn vielen meiner Mitreisenden wird die Einreise einfach verweigert. Ein roter „Abgelehnt“- Stempel wird von den Zöllnern auf den Pass geknallt und der Gang über die Grenze verwehrt. Glücklicherweise lassen mich die barschen Kontrolleure problemlos passieren, als ich sie unschuldig angelächele. Mein erster Weg führt mich in ein Café. Ich bestelle mir auf Bosnisch einen Kaffee und bekomme ein heißes, starkes Getränk. Außer Kaffee gibt es auch noch landestypisches Gebäck und Süßes. Auf einem weichen Sitzkissen lasse ich mich nieder, genieße die heimelige Athmosphäre und lausche der wehmütigen Musik, die leise durch den Raum klingt. Während ich an meinem Kaffee nippe, schweift meinen Blick durch das Café. Auch Patnier sitzen hier, trinken gelassen ihren Kaffee und lesen Zeitung. Sie scheinen ein sehr gelassenes Volk und die Zusammenkünfte in den Cafés eine beinahe tägliche Angelegenheit zu sein.

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ch verlasse das Café, vor dem eine Roma mit Kopftuch steht. Ich weiß, dass die Roma eine Minderheit sind, die von vielen Seiten ausgegrenzt wer-

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Die zwei Grenzkontrollbeamten prüften ganz genau, ob die Besucher in Patnien einreisen durften oder nicht. den. Viele bekommen keine Arbeit und müssen deshalb betteln oder verdienen ihren Unterhalt mit dem Sammeln von Plastikflaschen. In der ausgestreckten Hand der Frau liegt ein einzelnes Geldstück. Ich gebe ihr voller Mitgefühl auch eine meiner Münzen und setze meine Reise durch Patnien fort. Nur wenige Meter weiter gibt es ein Wettbüro. Neugierig worauf in Patnien das Geld gesetzt wird, betrete ich es und bin überrascht von der Vielzahl der Möglichkeiten, durch die man sein Geld vermehren oder gnadenlos verlieren

kann. Es scheint, dass nicht die Sportarten, auf die man wettet, der eigentliche Nationalsport sind, sondern das Wetten selbst. Von der vierten spanischen Bundesliga bis zu den Ergebnissen in Curling und Badminton hat dieses Wettbüro alles im Angebot. In Patnien scheint das Glücksspiel eine sehr gefragte Freizeitbeschäftigung zu sein.

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eicht verwirrt verlasse ich das Wettbüro und komme an der Straßenecke an einem Kiosk vorbei, an dem zwei Frauen laut ihre Waren anpreisen. Die


Süßigkeiten aus Patvon mir wissen will. Er nien sind in der Regel hat einen Zettel in der viel süßer als die deutHand, auf dem geschrieschen. Das stellte ich ben steht „Titos Weg ist fest, als ich Halva, eine unser Weg“, „Ein Leben Süßigkeit aus Mehl, Kafür Jugoslawien“ und ramell und Zucker, pro„Tod dem Faschismus“. biere. Da erinnere ich mich Weg von den Leckerbisan Tito, den sozialistisen zieht mich folklorisschen und charismatitische Musik, die ganz schen Führer, der den aus der Nähe erklingt. Quelle: www.wikipedia.org multiethnischen Staat Wenige Meter weiter Josip Broz, genannt Tito jahrelang mit Geschick werde ich Zeugin eines herrschte von 1943 bis 1980 zusammen hielt und traditionellen Tanzes, über Jugoslawien. auch heute noch - weit der die Geselligkeit nach seinem Tod - als dieses Volkes sehr gut zum Ausdruck Nationalheld verehrt wird. Viele Leute bringt. Die Tänzer halten sich alle an sehnen sich nach der sozialistischen Zeit den Händen und bewegen sich im Kreis, unter Tito zurück, weil sie Stabilität mit wobei vor allem die Fußbewegungen im sich brachte. Nach Titos Tod erhielt der Mittelpunkt stehen. Fasziniert schaue Nationalismus einen Aufschwung und ich ihnen zu, traue mich aber aufgrund der Auseinanderfall des Landes begann. von Verknotungsgefahr und mangeln- Wir unterhalten uns noch ein wenig und dem Koordinationstalent nicht, mich ih- zum Abschied bekomme ich ein Bild von nen anzuschließen. Tito geschenkt. Neben der folkloristischen Musik und Nach vielen visuellen und kulinarischen dem traditionellen Tanz entdecke ich Eindrücken mache ich mich endgültig auch modernere Musik in Patnien in auf den Rückweg. Ich nehme ein positieiner Disco. Mit zeitgenössischer Hip- ves Bild von Patnien und seinen EinwohHop- und Rock-Musik, die aber auch nern mit, die eben ein geselliges, balmit typischen Landesklängen gemischt kantypisches Volk sind, das seine Kultur wird, werden Probleme und Vielfalt des schätzt, aber auch mit den Problemen Landes in den Texten zum Ausdruck ge- dieser Region, wie Arbeitslosigkeit und der Roma-Problematik, zu kämpfen hat. bracht. Gerne würde ich länger bleiben und Pateinahe schwebend vor so vielen nien weiter erkunden, aber die Zeit ist Eindrücken mache ich mich auf den leider knapp bemessen und daher reise Rückweg. Auf der Straße spricht mich ich erfüllt, satt und glücklich aus und plötzlich ein Mann an und fragt mich, sage: „Auf Wiedersehen Patnien und bis wie es meiner Mutter geht. Ich bin zum nächsten Jahr - hoffentlich.“ überrascht, dass der Fremde so etwas Jennifer Mackert

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Was willst du den anderen noch mitteilen? Jenny Holzinh (18) aus Tegernsee

Was ist dein Lieblings-Energizer? Emin Tat (15) aus Wesseling

Wie reagierst du, wenn das von dir gewählte Projekt gewinnt? Nicole Winkler (18) aus Iptingen / Nora Afrifar (18) Mühlacker

Was hast du am sozialen Tag gemacht? Fanny Zintl (18) aus Tegernsee Was nehmt ihr aus diesem Wochenende mit? Thorben Meißner (19) aus Kiel Pat-Gallerie


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ährend Asterix und Obelix im Widerstand gegen das römische Reich schon auf den Zaubertrank von Miraculix setzen, um eine feindliche Einnahme Galliens durch Cäsar abzuwenden und die Selbstbestimmung zu wahren, ist die serbische Republik Srpska noch einen Schritt dahinter. Diese ist bislang nämlich noch nicht als unabhängig anerkannt: „Die Führung Srpskas will ihrem Bestreben, unabhängig zu werden, mit Drohungen Nachdruck zu verleihen“, weiß Sandra, Stiftungsmitarbeiterin von Schüler Helfen Leben. Daher kommt es immer wieder zu ethischen Konflikten. Bosnien besteht nämlich aus zwei Teilen. Srpska, einer der beiden, hat seit nunmehr 1992 den Status einer Entität und sogar eine eigene Regierung. Unabhängig ist die Teilrepublik derweil aber noch nicht. Doch warum will sich Srpska überhaupt von Bosnien und Herzegowina lösen? „Nach dem Krieg hat sich diese Republik etabliert. Jetzt haben die leitenden Staatsmänner einfach Angst, in einem einheitlichen bosnischen Staat, Macht und Privilegien abtreten zu müssen“, erklärt Sandra die Hintergründe. Daher will Srpska nun endgültig unabhängig werden. Dennoch glaubt Sandra nicht daran, dass die Entität in absehbarer Zeit diesen Schritt tatsächlich wagen könnte,

um seine Macht endgültig zu sichern: „Meiner Meinung nach sind das nur politische Machtspielchen.“ Da Serbien nämlich selbst einen Eintritt in die EU anpeilt, habe das Interesse an der Republik Srpska deutlich nachgelassen.

Srpska-Expertin: SHL-Stiftungsmitarbeiterin Sandra glaubt nicht an die Unabhängigkeit der Entität in absehbarer Zeit.

„Deshalb glaube ich nicht, dass Srpska auf Waffengewalt zurückgreift.“, ist Sandra skeptisch. Auch die Tatsache, dass Bosnien und Herzegowina auf die Republik angewiesen ist, lässt sie eine zukünftige Selbstbestimmung Srpskas bezweifeln. Zumal die Entität knapp die Hälfte der bosnischen Staatsfläche einnimmt: „Bosnien und Herzegowina kann auf Srpska nicht verzichten. Man kann es sich nicht leisten, der Unabhängigkeit der Teilrepublik zuzustimmen“, so Sandra. Zudem sei es traurig, dass die Führungsriege nur Eigeninteresse verfolge und damit einer gemeinsamen Perspektive eines einheitlichen Bosnien und Herzegowina entgegenwirke. Doch auch Asterix und Obelix widersetzten sich der Staatsführung und hatten damit durchaus großen Erfolg. Allerdings ist es mehr als nur zu bezweifeln, dass ein eigenständiges Srpska ebenso effizient sein könnte wie Gallien. Sebastian Leisgang

Aus diesem Grund könnte sich Srpskas Staatsoberhaupt Milorad Dodik im Fall einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit Bosnien und Herzegowina der Unterstützung Serbiens nicht sicher sein:

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Unsere Redaktion hat eine zufällig ausgewählte PATTeilnehmerin über das Wochenende begleitet. Mit Stift und Kamera ausgestattet berichtet unser Team in dieser Fotostory über Karolin, 18 Jahre alt, aus Nidda und ihren „PAT-Alltag“.

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arolin selbst ist als Schülersprecherin am Gymnasium in Nidda aktiv und spielt in ihrer Freizeit Basketball. Auf die Frage, wie sie zu SHL gekommen sei, antwortete sie, dass sie an ihrer Schule den Sozialen Tag durchführe und organisiere. Karolin hat auch schon an Aktiventreffen von SHL teilgenommen.

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er typische Tag eines PAT-Teilnehmers, in diesem Fall Karolin, beginnt mit einem guten Morgen – meistens nach wenig Schlaf. Auch unsere Protagonistin hat eine kurze Nacht hinter sich und wird von unserem Redaktionsteam überrascht und direkt „aus dem Bett heraus“ interviewt.

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informiere dicH an deiner ScHule!

Sozialer Tag 2011 wann?


organisiert von:

3 einfacHen ScHritten:

www.Soz i alertag.de

meHr infoS an deiner Schule oder im Internet unter

1. Such dir einen Job f端r einen Tag. 2. Arbeite und Spende deinen Lohn. 3. Unterst端tze so mit deinem Geld HilfSproJekte in S端dosteuropa.

Hilf mit in



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achdem dann auch die Nägel fertig poliert worden sind, geht es auf zum Frühstück. Auch dort bleibt Karolin nicht unbeobachtet und wird sofort mit Kameras unseres Redaktionsteams belagert.

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ach dem Plenum beginnen die Workshopphasen. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit aus 26 Workshops zwei zu wählen. Auch Karolin erlebt zwei interessante Workshops mit und nimmt aktiv an Diskussionen teil. Das Mittagessen stärkt dann Magen und Geist, bevor der Programmpunkt „Marktplatz der Möglichkeiten“ in die Gegenwart rückt. Hier hat sie die Möglichkeit, sich über die vier Projektkandidaten ausführlich zu informieren und innerlich bereits eine Vorwahl für die eigentliche Wahl zu treffen.

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m Abend dann ist es soweit – der Höhepunkt des Wochenendes: Die Projektwahl mit anschließender Party. Die Wahl der vier Projekte ist spannend, doch dann endlich stetht der Gewinner fest. Mit guter Stimmung wird die Wahl begleitet und Karolin feiert ausgelassen in den Abend hinein.

Text: Philippe Fischer, Fotos: Johannes Guldner

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Das Mahnmal in Srebrenica: Die Liste der Namen auf der Gedenkstätte ist endlos. 1995 veranlasste der Oberbefehlshaber der Armee Ratko Mladić das Massaker von Srebrenica. Auch beim diesjährigen PAT stand das Thema Srebrenica wieder auf der Workshopliste. Wir haben zwei Personen zu dem Thema befragt und um Statements gebeten. Doch wie sieht die Situation aus und was ist 1995 genau passiert? Trotz der Anwesenheit von Blauhelmsoldaten also Friedenstruppen der Vereinten Nationen wurden unter der Führung von Mladić etwa 8.000 Männer und Jungen im Alter von zwölf bis 79 Jahren getötet. Das Massaker zog sich über mehrere Tage an verschiedenen Tatorten hin. Das Grausame an der Tat: Sie wurde systematisch im Voraus geplant. Rosalyn Higgins, der Präsidenten des nationalen Gerichtshofes erklärte in der Urteilsverkündung 2007 zum Prozess gegen den Staat Serbien, dass die Kriegsführer mit Absicht die Bevölkerungsgruppe der bosnischen Muslime zerstören wollte.

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Serbien ist auch in der heutigen Zeit ein nationalistisch geprägtes Land. Viele verehren auch 2011 noch immer die Kriegshelden der Republik. So ist es nicht verwunderlich, dass Ratko Mladić, der am 26. Mai 2011 wegen verschiedenen Kriegsverbrechen festgenommen wurde, über 16 Jahre gesucht wurde. Zahlreiche Pressemitteilungen meldeten bereits im Jahr 2006, dass Mladić in Belgrad verhaftet und zur Überstellung an das UNKriegsverbrechertribunal in Den Haag übergeben worden sei oder dass darüber verhandelt werde. Dies wurde von anderen Seiten dementiert, aber die Chefanklägerin in Den Haag vermutete weiterhin, dass die serbischen Behörden seinen aktuellen Aufent-

haltsort kannten. Wie auch bereits sein Komplize Karadžić lebte Mladić unter einer falschen Identität. Nur durch einen DNA-Test konnte seine Identität festgestellt werden. Am 3. Juni 2011 erschien Mladić vor dem UN-Tribunal. Es wurde Anklage in elf Punkten gegen ihn erhoben – darunter Völkermord, Kriegs-

Zerstörte Gebäude und Fenster zeigen, wie rücksichtslos die Soldaten vorgegangen sind.


verbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnienkriegs von 1992 bis 1995. Wir hoffen dass durch die Festnahme den Opfern des Massakers Gerechtigkeit widerfährt und das sich derartige Kriegsverbrechen nicht wiederholen. Kjeld Stein

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tatements zur Festnahme von Ratko Mladić

Jakob, SHL-Auslandsfreiwilliger im Jugendzentrum CK13 in Novi Sad, Serbien

nicht grundsätzlich etwas ändert. Eine Verhaftung von Mladić nützt höchstens der Regierung um an der Macht zu bleiben und die können die Verhaftung jetzt geschickt verkaufen. Du arbeitest im Jugendzentrum. Hast du dich da mit Jugendlichen unterhalten und Reaktionen bekommen? Die Festnahme erfolgte ein Jahr vor den nächsten Wahlen. Er konnte sich ja nicht ewig verstecken. Es war absehbar, dass er jetzt verhaftet wurde. Bei den Jugendlichen hier in Novi Sad hat es niemanden wirklich überrascht. Die Leute, die es in der Vergangenheit nicht gestört hat, werden es mehr mit Gleichgültigkeit aufgefasst haben, weil es in ihrem Leben nicht viel verändern wird.

Wie waren die Reaktionen als in den Medien bekannt gegeben wurde, dass Ratko Mladić verhaftet wurden ist? Ich war erst nach drei Tagen nach der Verhaftung wieder in Novi Sad. Ich bin Anica Stojanović, Volunteer im Jugendüber Belgrad nach Hause gefahren. Fa- zentrum CK13 in Novi Sad schisten demonstrierten in der Stadt, dass Mladić Die Reaktionen waren sehr nicht ausgeliefert wird. Ergeteilt. Einige waren froh, schreckend war auch, dass dass er verhaftet wurden ziemlich viele junge Mänist. Andere waren verärgert. ner dabei waren. Die StimMeiner Meinung werden mung vermittelte ein sehr viele mit der Verhaftung sehr einschüchterndes Genicht zufrieden sein. Er lebfühl, viele trugen Mladić-Tte in einem kleinen Dorf mit Shirts. Sie forderten, dass 3.000 Einwohnern mit seiMladić nicht ausgeliefert ner Familie. Keiner wusste wird. Gerade als Migrant angeblich, dass er dort lebhätte ich da noch mehr te. Die Kritiker dieser AktiAngst gehabt. Gerade in Anica Stojanović sieht on halten von der späten der Situation wurde mir den angestrebten Verhaftung nicht viel. Die bewusst, wie wichtig es ist EU-Beitritt als einen Regierung hätte ihn viel früFaschisten keinen Raum Hauptgrund für die her verhaften können, aber zu geben. In Novi Sad gab Verhaftung Mladićs keiner wusste angeblich wo es auch eine ähnlich ager sich aufhielt. Sie haben gressive Stimmung. Nationalistischen ihn nicht verhaftet, weil er Verbrechen Parteien wollten die Bevölkerung total begangen hat. Der EU-Beitritt ist einer instrumentalisieren. Glücklicherweise der Hauptgründe für seine jetzige Verflaute die Stimmung ziemlich schnell haftung. wieder ab. Andreas Reinshagen Hat sich durch die Festnahme etwas geändert? Durch die Verhaftung eines Menschen erreicht man nichts, solange es sich

Das Serbokroatische ist die Sprache, die in Jugoslawien vor dem Krieg gesprochen wurde. Es ist eine slawische Sprache, die sich je nach Region nur in Dialekten unterscheidet. Nach dem Bosnienkrieg wurde die Sprache ähnlich wie auch die Religion als Mittel der Trennung nach Ethnien genutzt und in das Serbische, Bosnische und Kroatische aufgespalten. Hier einige lebensnotwendige serbokroatische Sätze und Phrasen: Darf ich dich auf einen Drink einladen? Mogu li da ti platim piče? Was kostet die Welt? Šta košta sviet? Bist du Single? Jesi li zauzet/a? Ja, unbedingt! Do, obavezno! Ich hätte gern ein Bier. Ja želim pivo. Nein, danke. Ich bin nicht interessiert. Ne, hvala. Ne zanima me! Du hast wunderschöne Augen. Imaš prelijepe oči. Noch mehr Bier, bitte. Više piva, molim. Jugend Mlad 13


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ir alle kennen das: Während wir noch die Schulbank drücken, malen wir uns aus, wie unsere Zukunft aussehen soll. Wie es nach dem Schulabschluss weitergeht vielleicht mit einem Studium oder mit einer Ausbildung. Auch ein FSJ wäre denkbar. Vielleicht auch erst einmal ein Jahr ins Ausland, Work and Travel, AuPair oder Auslandssemester. Die Vielfalt der Möglichkeiten ist groß. Von zu Hause ausziehen und auf eigenen Beinen stehen und später vielleicht irgendwann auch heiraten. Viele Möglichkeiten und Raum zum Träumen bietet uns die Freiheit, die wir haben. Denn das Land, in dem wir leben, gibt uns die Eigenständigkeit, Sicherheit und Pluralität. Wir haben ein Anrecht auf Bildung, wir leben in Frieden und innerhalb der EU reisen wir frei mit unserem Personalausweis. In Bosnien sieht das alles ein bisschen anders aus, wie Ivan Bajdak aus der Hauptstadt Sarajevo erzählt. Denn etwa 68 Prozent der bosnischen Jugendlichen sind oftmals trotz abgeschlossener Ausbildung oder eines Studienabschlusses arbeitslos. Es ist schwer, in Bosnien Arbeit zu finden, erzählt Ivan, und wer Arbeit hat, der verdient auch nicht besonders gut. Das monatliche Durchschnittseinkommen liegt bei 400 Euro in Sarajevo, wohin viele nach Arbeit suchende junge Menschen kommen. Ivan selbst ist in Sarajevo geboren und

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aufgewachsen, er hat dort und in der Schweiz studiert. Für den Besuch der Grundschule, die in Bosnien über neun Jahre geht, herrscht eine Schulpflicht. Der darauf folgende vierjährige Besuch der weiterführenden Schule ist freiwillig und hängt von der finanziellen Situation der Familie ab. Trotzdem besuchen etwa 90 Prozent der Kinder in Bosnien diese. Für den Großteil der Jugendlichen beginnt nach der weiterführenden Schule der Sprung in die Arbeitswelt, denn ein Studium kostet viel. Studieren kann also nur, wer Geld hat. Nach dem Beenden der weiterführenden Schule im Alter von 18 Jahren träumen viele Jugendliche davon, einen Europatrip zu machen oder in Finnland, Deutschland oder Italien zu studieren, doch meistens fehlen die Möglichkeiten. Obwohl das Ausreisen aus Bosnien bereits einfacher geworden ist und man innerhalb der EU mit dem Personalausweis oder Reisepass reisen darf, bekommt man für das Ausland nur ein dreimonatiges Touristenvisum. Wenn man jedoch keine langfristige Aufenthaltserlaubnis vorzuweisen hat, muss man nach spätestens einem Jahr nach Bosnien zurückkehren. Die Bestrebungen der Jugendlichen, Bosnien zeitweise oder auch ganz zu verlassen, sind hoch. Etwa 71 Prozent der bosnischen Jugendlichen möchten das Land verlassen, weil sie hier einer

Ivan Bajdak gehört zu den jungen Menschen, die in Bosnien bleiben möchten, um das Land voranzubringen. Perspektivlosigkeit ohne große Chance auf einen Arbeitsplatz und der Segregation der Ethnien gegenüberstehen. Andere wiederum möchten in Bosnien bleiben und dafür sorgen, dass sich die Situation in ihrem Land verbessert, indem sie sich politischen Institutionen oder Organisationen anschließen oder versuchen einen Arbeitsplatz im der Politik, in Ministerien oder dem Parlament zu bekommen. Jennifer Mackert


In einer kurzen Umfrage vor dem Mittagessen des Samstages haben wir mehrere PAT-Teilnehmer zu jenem serbokroatischen Wort befragt. Dabei wurde explizit darauf hingewiesen, dass es nicht um eine korrekte Übersetzung geht, sondern die Kreativität bei den Assoziationen gefragt ist. Die interessantesten Ideen findet ihr in dieser Auswahl:

Tina denkt beim Klang des Wortes sofort an Marmelade

Konstantin kam der eigentlichen Antwort mit der Übersetzung Schüler am dichtesten.

Steffen hat im Moment nur das Wort Essen im Kopf

Aus dem Bauch heraus denkt Patrick an: Wein

Auflösung siehe Seite 13

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Aktiv sein!

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ls Aktiver hat man die Möglichkeit an den Aktiventreffen, die sowohl regional als auch bundesweit stattfinden, teilzunehmen und den Verein, seine Bemühungen, Motivationen und Mitglieder besser kennen zu lernen. Die Aktiven organisieren außerdem regelmäßig eine Aktivenaktion auf dem Balkan. Yannic Peper ist seit November 2010 als Aktiver dabei. Eine Freundin hat ihn zu einem Aktiventreffen mitgenommen und so hat er den Verein kennen gelernt. Seitdem engagiert er sich, besucht die Aktiventreffen und übernimmt beim Aktivenprojekt, dem jährlichen Projekt der Aktiven, Aufgaben im Bereich Werbung und Pressekommunikation. Beim Sozialen Tag 2011 ergatterte er einen der Top Jobs und durfte einen Tag lang bei Bundespräsident Wulff arbeiten. Bei SHL weiß Yannic, dass die Hilfe und das enthusiastische Engagement die Kinder und Jugendlichen auf dem Balkan auch wirklich erreichen.

Camps

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HL bietet euch zweimal im Jahr die Möglichkeit eine Reise auf den Balkan zu machen. Die Herbst- und Ostercamps sind eine gute Möglichkeit die Kultur und die Menschen auf dem Balkan näher kennen zu lernen. Berit Kemper war dieses Jahr auf dem Ostercamp, das sie in den Kosovo und nach Albanien führte. Die Reise brachte ihr die Kultur der Länder näher, sie erfuhr die Gastfreundlichkeit der albanischen Familie und die Aufgeschlossenheit der kosovarischen Jugendlichen. Aber auch bleibende Eindrücke von Armut, Zerstörung und Krankheit hat Berit von ihrer Reise in die Länder mitgenommen. Trotzdem oder gerade deswegen ist sie begeistert von der Arbeit, die die Jugendlichen von SHL in Deutschland und auf dem Balkan leisten. Die nächste Reise auf den Balkan steht für Berit auch schon fest – beim Herbstcamp dieses Jahr möchte sie wieder dabei sein.

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Praktikum

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HL bietet im Vereinsbüro in Neumünster und im Stiftungsbüro in Berlin Praktikumsplätze für Jugendliche an. Aber egal ob im Norden oder in Berlin - mit spannenden Aufgaben, abwechslungsreichen Tätigkeiten und einer ordentlichen Portion Teamgeist kannst du auf jeden Fall rechnen. Hanna Fischer hat im Herbst letzten Jahres ein einwöchiges Wirtschaftspraktikum im Büro in Neumünster absolviert, weil sie sich auch ein FSJ bei SHL vorstellen kann. Jeden Tag war sie in einem anderen Arbeitsbereich und hat einem Freiwilligen über die Schulter geschaut. Das Praktikum hat das SHL-Leben widergespiegelt und der Blick hinter die Kulissen hat Hanna sehr gut gefallen.

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ein FSJ kannst du bei SHL in ganz verschiedenen Bereichen machen. Egal ob vor Ort im Bundesbüro oder als Auslandsfreiwilliger auf dem Balkan, nette Leute und abwechslungsreiche Aufgaben sind immer mit dabei. Gunnar Zigan tritt im Sommer sein Freiwilliges Soziales Jahr bei SHL an. Seit 2009 ist er schon als Aktiver im Verein tätig. Der Spaß an der Arbeit mit vielen Jugendlichen und ein Bewusstsein für die Wichtigkeit des ehrenamtlichen Engagements hat ihn zu der Bewerbung für ein FSJ bei SHL bewegt – genau wie sein Wunsch, quer durch Deutschland zu reisen, was ihm die Aufgaben als Freiwilliger sicherlich ermöglichen werden.

Vorstand

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ls Mitglied des Vorstands kann man darüber entscheiden, wie sich SHL in den nächsten Jahren weiterentwickeln soll. Auf den Mitgliederversammlungen gibt es aktuelle Berichte über die Aktivitäten und die Situationen des Vereins. Hier werden neue Aktionen und Konzepte ausgearbeitet und abgestimmt. Außerdem übernimmt der Vorstand die Betreuung der Freiwilligen. Daniel Duncker ist seit 2009 im Verein, er machte sein FSJ 2009/10 auf der Stelle Schulkommunikation. Im Oktober 2010 hat er sich in den Vorstand wählen lassen. Das Besondere an SHL ist Daniels Meinung nach, die Vielfalt, die das SHL-Universum mit seinen ganzen Planeten und Sonnensystemen bietet. Und die vielen jungen Menschen, die alle an SHL glauben und gemeinsam an einem Projekt arbeiten. Jennifer Mackert

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chwule Fußballer sollen sich einen anderen Job suchen.“, so intolerant zeigt sich Rudi Assauer, ehemaliger Manager von Schalke 04. Damit steht er exemplarisch für die Homophobie im deutschen Fußball, denn gleichgeschlechtliche Liebe ist ein Tabuthema in diesem Sport. De facto müssten statistisch dennoch mindestens vier der 18 Bundesligamannschaften ausschließlich mit homosexuellen Spielern besetzt sein. Bislang hat keiner der Sportler den Mut gefasst, sich in der Öffentlichkeit zu outen. Zu groß ist die Angst im deutschen Fußball vor Schmach und Häme. Die homosexuellen Menschen auf dem Balkan sehen sich in einer vergleichbaren Misere und stehen unweigerlich der Intoleranz gegenüber. Auch sie können sich aufgrund des enormen Einflusses der christlich-orthodoxen Kirche und anderer gesellschaftlicher Kräfte nicht zu ihrer sexuellen Neigung bekennen: „Einerseits hat die Religion in den Gesellschaften einen hohen Stellenwert. Andererseits mobilisieren auch die politischen Parteien die Bevölkerung gegen Homosexuelle vorzugehen“, bestätigt Jakob, Freiwilliger von Schüler Helfen Leben im serbischen Novi Sad. Da das Gewaltpotenzial gegenüber Homosexuellen selbst auf offener Straße sehr hoch ist und Schwulen, Lesben und Transsexuelle große Angst vor Anfeindungen und tätlichen Angriffen haben, ist ihnen ein Outing unmöglich oder lebensbedrohlich.

Justiz verschließt die Augen

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m südosteuropäischen Raum, beispielsweise in Rumänien, werden die Menschenrechte homosexueller Personen missachtet. Verbale und körperliche Angriffe bleiben oftmals ungeahndet und werden von der Justiz nicht weiter verfolgt. Zudem spielt auch die patriar-

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chalisch geprägte Gesellschaft sowie die traditionelle Einstellung der Menschen auf dem Balkan eine gewichtige Rolle. „Homophobie wird oft von Menschen ausgeübt, die wenig Kontakt zu schwulen und lesbischen Menschen haben.“, erklärt Jakob weiter. Häufig passiert auch, dass man sich selbst vor der Abstemplung als Homosexueller schützen möchte. Daher schlüpfen einige Homosexuelle in die Täterrolle und unterdrücken auf diese Weise eigene Neigungen. Die Angst vor diesen Neigungen lässt die Regierung Herr über die Bürger und deren gesellschaftliches Leben werden. Somit instrumentalisieren Parteien und Kirche die Bevölkerung und damit die Homosexuellen selbst gegen die Homosexuellen. Aus diesem Grund führen sie sogar im engsten Kreis ihrer Familien ein Doppelleben. Darüber hinaus sind sie diversen Vorurteilen ausgesetzt. Es wird ihnen nachgesagt, sie hätten mehr Sexualpartner als Heterosexuelle. In den Köpfen der Menschen ist zudem noch immer das Bild aktuell, dass sowohl ein Schwuler als auch eine Lesbe dem Stereotypen des jeweils anderen Geschlechts entspricht. Demnach eignen sich manche lesbische Frauen typisch männliche Verhaltensmuster und gleichen sich weitgehend männlichem Aussehen an. Auch leisten

sie einen Beitrag zum Aussterben der Menschheit, da sie sich nicht fortpflanzen, so die Argumentation weiter.

Rumänien foltert – Armenien geht voran

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n jüngster Vergangenheit kam es sogar zu Verhaftungen und Folter in Rumänien. Sogar in Deutschland wurde bis vor 40 Jahren Homosexualität als Krankheit diagnostiziert, in Serbien ist dies teilweise auch heute noch der Fall. In Albanien herrscht ein striktes Verbot für homosexuelle Organisationen sowie Kneipen und anderweitige Institutionen, die sich an ein anders sexuell orientiertes Publikum richten. Lösungsvorschläge indes kommen aus Armenien. Dort wird jährlich ein internationaler Tag gegen Homophobie veranstaltet, um die Gesellschaft zu sensibilisieren. Auch wenn das ein erster Schritt in die richtige Richtung ist, so müssen sich auch die übrigen Balkanstaaten künftig liberaler zeigen. Erst dann können schwule und lesbische Menschen auch auf dem Balkan ein menschenwürdiges Leben führen. Sebastian Leisgang & Kjeld Stein

Info-Kasten Etwa 7% der Männer sind homosexuell (Schätzungen eines Aktivisten aus der Schwulenszene Serbiens) Bei der ersten LGBT-Demonstration seit 2001 im Oktober 2010 kam es zu so heftigen Krawallen, dass es Verletzte gab. Umfrage des Instituts „Factor Agency“ (Jahr 2006): 14,5 % der Befragten würden Homosexualität gesetzlich verbieten.


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ndersartigkeit: eine andere Sprache, eine andere Religion oder andere Hautfarbe. Begründungen für Ausgrenzungen von Randgruppen sind meist so banal wie häufig. „Menschen in Machtpositionen praktizieren Rassismus. Sie können ihre Ansichten in der Praxis durchsetzen und grenzen Minderheiten bewusst aus.“, klären Robert und Lukacs im Workshop „Alltagrassismen – Was ist Rassismus und welche verschiedenen Formen gibt es?“ auf. Zudem diskriminiere ein solches Verhalten bestimmte Menschen nicht nur, sondern belege diese auch mit Vorurteilen. Erschreckend sei auch, dass Rassismus mit unterschiedlichen Maßstäben bewertet werde: „Wenn eine Mehrheit hinter einem Täter steht, so wird seine Tat legitimiert. Sollte aber eine Minderheit auffällig werden, schreit die gesamte Gesellschaft auf“, kritisieren die Referenten.

Doch worauf gründet Rassismus überhaupt? Was sind die Hintergründe? Die Ursachen seien vielfältig, machen Robert

berücksichtigen: „Es hat unweigerlich zur Folge, dass Einzelne auf der Strecke bleiben. Diese werden ausgegrenzt und nicht mehr in die Gemeinschaft integriert.“ Zudem könnten im Einzelfall negative Erfahrungen eine Rolle spielen. Auch die Intensität rassistischer Akte sei zu differenzieren. Demnach reiche es von unterschwelligen Aussagen bis hin zu gar tätlichen Angriffen.

Nur gemeinsam gegen den Rassismus Bei dem Workshop referierten Robert und Lukacs über Alltagsrassismen. Dabei war der Hörsal bis auf den letzten restlos gefüllt. und Lukacs deutlich. Einerseits ist eine gewisse „Höherbewertung“ der eigenen Gruppierung für Ausgrenzungen verantwortlich, andererseits ist aber auch das Konkurrenzdenken der Gesellschaft zu

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a Rassismus zwangsläufig Menschen isoliert und der Gleichheit aller Individuen widerstrebt, ist dieser undemokratisch und unmenschlich. Eine Lösung des Problems sei nur dann zu erreichen, wenn jeder Einzelne Tag für Tag einen Beitrag dazu leistet, Rassismus und Diskriminierung frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Sebastian Leisgang

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roatien 2002: Die beiden Lesben Mare (Nina Violić ) und Iva (Olga Pakalović) entschließen sich, eine Wohnung in Zagreb zu beziehen. Allerdings haben sie ihre Rechnung ohne ihre konservativen und peniblen Vermieter Blaz (Ivica Vidović) und Olga (Inge Appelt) gemacht. Als letztere nämlich von der sexuellen Neigung ihrer neuen Mieter erfährt, nimmt das Schicksal seinen Lauf.

Die anfangs nur verbalen Anfeindungen des intoleranten Umfelds, das bereits frühzeitig ein tragisches Ende erahnen lässt, eskalieren. Vergewaltigung, Mord und Totschlag. Die Action-Film-Fans kommen ebenso auf ihre Kosten. Doch auch kürzere, witzige Passagen zaubern immer wieder ein Lächeln ins Gesicht des Zuschauers. Mit durchaus pädagogischem Anspruch zeigt Regisseur Dalibor Matanić darüber hinaus auch die Missstände der kroatischen Gesellschaft auf.

Besuche uns auf:

Zwei Lesben liebkosen sich: Gleichgeschlechtliche Liebe erfährt auf dem Balkan keinerlei Akzeptanz, wie in dem Film deutlich wird.

Henrik Schmidtke (16) aus Lübeck: „Meiner Meinung nach ist der Film sehr gelungen. Er regt zum Nachdenken an. Vor allem die drastische, aber trotzdem realistische Darstellung der Ausgrenzung homosexueller Menschen hatte bei den Zuschauern und auch bei mir selbst, eine große Wirkung.“ Da „Schöne tote Mädchen“ die Genres Tragödie und Komödie vereint, ist eine Zielgruppe nicht eindeutig zu definieren. Dennoch spricht der Film in erster Linie wohl ein jüngeres Publikum an. Insbesondere Zuschauern, die sich emotional von einem Film ergreifen lassen und zugleich auf lustige Elemente nicht verzichten wollen, ist Dalibor Matanic´ Werk allemal zu empfehlen. Sebastian Leisgang

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www.schueler-helfen-leben.de Pat-Gallerie




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