STARTER-Magazin des Projektauswahltreffens 2014

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„Kinder und Jugendliche übernehmen Verantwortung für sich und andere in der Gesellschaft und engagieren sich solidarisch für Frieden, Chancengerechtigkeit und Demokratie.“ – So lautet die jüngst verabschiedete Vision von Schüler Helfen Leben. Mit Eurer Wahl, welche Projekte von den Geldern des diesjährigen Sozialen Tages gefördert werden sollen, habt Ihr diese Verantwortung stellvertretend für Eure Schulen übernommen. Denn an diesem Wochenende habt Ihr viel über die Projektregionen von Schüler Helfen Leben erfahren und wisst, welche Problematiken dort bestehen. Zum ersten Mal habt Ihr auf dem Projektauswahltreffen je ein Projekt aus den beiden Regionen gewählt. In Südosteuropa konnte Schüler Helfen Leben in nunmehr über 20 Jahren ganze 130 Hilfsprojekte realisieren. In Nordjordanien engagiert sich die Organisation erst seit April 2013 und so gibt es dieses Jahr zum ersten Mal ein zweites Projekt des Sozialen Tages, das syrische Flüchtlinge unterstützt. Es geht dabei nicht nur um bloße humanitäre Hilfe, sondern vor allem um Langfristigeres, Tiefgreifenderes. Es geht um die Unterstützung der Jugend, die durch ihre Flucht aus Syrien nach Jordanien nun fernab ihrer Heimat aufwächst. Kinder und Jugendliche müssen ihre Schulbildung nun an jordanischen Schulen fortsetzen. Für viele ist das allerdings nicht möglich. Die Schulen sind mit der großen Zahl neuer Schülerinnen und Schüler schlicht überfordert. Selbst wenn es Plätze gibt, fehlt den syrischen Familien oft das notwendige Geld,

beispielsweise für Schulmaterialien. Bildung steht also im Mittelpunkt der Projekte, die Schüler Helfen Leben in dieser Region unterstützt. Sie helfen, das Entstehen einer „verlorenen Generation“ zu verhindern. Und es geht um die Unterstützung der Jugend, die die Balkanländer in Zukunft gestalten soll. Viele junge Menschen spielen angesichts von Krisen-Situationen mit dem Gedanken, ihr Land zu verlassen, um sich anderswo eine Existenz aufzubauen. Die Staaten Südosteuropas sind vielerorts noch immer von Armut, Korruption, Kriminalität und Arbeitslosigkeit gezeichnet. Um diesen Problemen zu begegnen, sollen gesellschaftliche Integration, freiwilliges Engagement und regionale Zusammenarbeit gefördert werden. Die Projekte ermöglichen den Jugendlichen, offen und gleichsam kritisch mit der Geschichte ihrer eigenen Länder umzugehen und sich dort aktiv in eine Gesellschaft einzubringen, in der sie leben möchten. Was mir an dieser Arbeit besonders gut gefällt, ist dass Schüler Helfen Leben auf Augenhöhe mit den Projektpartnern vor Ort zusammen arbeitet. Schließlich sind sie die Experten ihrer eigenen Situation. Regelmäßig reisen Mitarbeiter von Verein und Stiftung in die Projektregionen und informieren sich über aktuelle Entwicklungen. Die Aktivitäten der Organisation überwinden so Grenzen, die nicht immer nur physischer Natur sein müssen.

Gerichtsverfahren die Verständigung und Toleranz zwischen den Völkergruppen Bosniens, Kroatiens und Serbiens fördert. Ich bin gespannt, wie Eure Wahl in diesem Jahr ausfällt. Herzlichst,

Ulrich Wickert

Letztes Jahr habt Ihr Euch für ein Projekt entschieden, das durch simulierte

Unterstützer

Offizieller Partner des Sozialen Tages 2014


An diesem Sonntag ist Europawahl. Obwohl viele von euch noch nicht stimmberechtigt sind, habt ihr heute eine genauso wichtige Wahl getroffen. Ihr habt entschieden, welche Projekte mit den Geldern des diesjährigen Sozialen Tages gefördert werden sollen. Und das war mit einem Stimmzettel auch eine Europawahl. Der Balkan gerät als Konfliktregion zunehmend in Vergessenheit, doch in diesen Ländern direkt vor der Haustür der Europäischen Union (EU) ist noch lange nicht alles gut. Im letzten Jahr durften die Menschen aus Kroatien sich über die Aufnahme ihres Landes in die EU freuen, auch Serbien und Montenegro stehen aktuell in Beitrittsverhandlungen. So positiv das ist, wisst ihr doch nach diesem Wochenende gut einzuschätzen, wo noch Probleme bestehen. Auf Seite 13 habt ihr zudem die Gelegenheit, euch über die aktuelle Lage in den überfluteten Gebieten zu informieren. Ihr könnt euren Mitschülern zu Hause allerdings nicht nur viel über den Balkan erzählen, sondern auch über die Situation syrischer Flüchtlinge in Jordanien. Auf Seite 12 haben wir für euch noch einmal die Lage vor Ort zusammengefasst. Den Film „Al Intithar“ – das Warten – über das Leben einer jungen Syrerin und ihrer Kin-

der konntet ihr bereits am Freitagabend sehen. Mehr über seine Eindrücke aus dem Camp Za’atari erzählt Regisseur Mario Rizzi im Interview auf S. 16. Ihr seid jetzt die Experten für die Arbeit von Schüler Helfen Leben (SHL). Das Projektauswahltreffen (PAT) 2014 ist zwar vorbei, es hat aber hoffentlich einige von euch mit dem SHL-Virus infiziert. Bestimmt werdet ihr die zahlreichen Energizer (S. 8) vermissen, die Abkürzungen, das Orga-Team. Aber keine Sorge, da können wir Abhilfe schaffen: Auf Seite 24 haben wir Heilmittel für euch parat. Außerdem findet ihr hinten im Heft (S. 25) alle Termine, die ihr euch jetzt rot im Kalender anstreichen solltet, wenn ihr bei SHL aktiv werden möchtet. Wir würden uns sehr freuen, euch auf einer dieser Veranstaltungen wiederzutreffen. Eine davon könnte das Summer Camp des SAME-Netzwerks sein – hier werden sich die Teilnehmer mit einer engeren Zusammenarbeit der Sozialer Tag-Organisationen Europas beschäftigen. Auf Seite 20 könnt ihr lesen, welche Visionen unsere Auslandsgäste aus Norwegen und Serbien im Hinblick auf einen europaweiten Aktionstag haben. Übrigens: Dieses

Magazin heißt Starter, weil ihr jetzt dran seid, die Dinge in die Hand zu nehmen. Startet durch, erzählt euren Mitschülern von diesem Wochenende, von SHL, vom Balkan, von Syrien und Jordanien. Erklärt ihnen, wofür sie am Sozialen Tag ihre Bücher gegen Aktenordner oder ihre Stifte gegen Gießkannen tauschen werden und warum soziales Engagement wichtig ist. Ihr kennt euch jetzt aus, macht euch zu Botschaftern SHLs und hinterlasst euren Sozialen Fingerabdruck. Wie das aussehen kann? Werft doch einfach mal einen Blick auf S. 22. Wir wünschen euch eine gute Rückfahrt und viel Spaß mit diesem Heft. Danke für eure Teilnahme am PAT und am Sozialen Tag!

Melanie Schippling für die STARTER-Redaktion

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PAT-STARTER 2014___


@running_drummer

@Simon1Kiel

#pat2014 Grenzkontrollen waren super nett... #NICHT

Das Highlight des Tages: Albanisches Tanzen #PAT2014 #schuelerhelfenleben @SozialerTag

11:46 AM - 23 May 2014

3:11 PM - 23 May 2014

@SHL_Kiencke

@nudlnadja

Die jungen frisch gebackenen Experten tauschen sich Ăźber die Projekte aus #pat2014 @SozialerTag

#PAT2014 @SozialerTag #GordischerKnoten #TeamSkopje

7:27 AM - 24 May 2014

3:11 PM - 23 May 2014

@Aluenschen

Wow so viele verschiedene und interessante Menschen hier. Auf‘n geiles Wochenende \o/ #PAT2014 3:11 PM - 23 May 2014

@Kaiser_Jaz

#CharlotteBesteTeamerin #StefanBesterTeamer #Funny #Laugh #AmmanGeilsteGruppeEver #SozialerTag #PAT2014 3:11 PM - 23 May 2014

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1 | Editorial 2 | Tweet-Wall 25 | Impressum pat gehabt 4 | Die Projekte im Überblick Eine Vorstellung der Projekte, die auf dem diesjährigen PAT zur Auswahl standen 7 | „Die Grenzen schwinden“ Wie sich das Projekt des PAT 2013 entwickelt hat 8 | Zeit für Energizer 9 | Projektreise Balkan und Syrien in einem? Nur auf dem PAT! 10 | Theater der Verständigung 11 | Das PAT in Zahlen

von zagreb bis amman 12 | Fokus Syrien Es gibt ein Leben nach dem Camp

shl aktuell 18 | Den Balkan hautnah erleben Schüleraustausch mit Bosnien

13 | Jahrhundertflut Die aktuelle Lage auf dem Balkan

19 | Zwischen Drei-GängeMenü und Radiowerbung FSJler plaudern aus dem Nähkästchen

14 | Ähnliche Traditionen - anderes Datum Fanzi, Freiwillige in Bijeljina, berichtet von ihrer Arbeit auf dem Balkan 16 | Abseits der Hauptstraße Interview mit Regisseur Mario Rizzi 17 | Bücher- und Filmtipps

20 | Europaweiter Sozialer Tag? Gespräch mit den SAME-Koordinatoren 21 | Frischer Wind aus Bosnien 22 | Wie arbeitet ihr am Sozialen Tag? 23 | Euer Sozialer Fingerabdruck 24 | PATienten - vom SHL-Virus infiziert 25 | Terminkalender

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PAT-STARTER 2014___


Sieben Projekte standen zur Wahl – ihr habt euch entschieden. Die Gewinnerprojekte findet ihr auf dem Einleger im Magazin, einen Überblick aller Projekte gibt es hier. (vr) Snaga Zene - Perspektiven für vergessene Flüchtlinge In Bosnien und Herzegowina gibt es 18 Jahre nach dem Bosnienkrieg noch immer 88 Flüchtlingslager. Ihre 7.223 Bewohner leben in menschenunwürdigen Zuständen. Die Lager sind überfüllt und der Alltag ist geprägt von Hoffnungslosigkeit und mangelnden Perspektiven. Sie leben alleingelassen am Rand der Gesellschaft und haben oft nur eine geringe Bildung. Die Jungen gehen in der Regel nur bis zur achten Klasse zur Schule, die Mädchen werden im Alter von etwa 13 Jahren verheiratet. Viele der Kinder leiden unter der ausweglosen Situation im Lager, sie sind verhaltensauffällig, aggressiv und haben oft psychische Probleme.

ALB-AID - Wir machen Schule Was bringen demokratische Institutionen, wenn sie nicht ernst genommen werden? In Kukës, einer Region im Nordosten Albaniens, gibt es zwar Schülervertretungen, sogenannte Student Governments (SGs), die vom Ministerium für Bildung genehmigt worden sind, doch leider werden ihre Ideen und Initiativen oft ignoriert. In einigen ländlichen Schulen wird das Oberhaupt des SG von den Lehrern ins Amt gehoben, statt demokratisch gewählt zu werden. Die Organisation Albanian Assistance for Integration and Democratic Development (ALB-AID) will mit ihrem Programm die Demokratiebildung an weiterführenden Schulen fördern und die Jugendlichen zu aktiven und verantwortungsbewussten Bürgern machen. Zu Beginn jedes Schuljahres wird an den 35 teilnehmenden Schulen eine Wahl für die SGs stattfinden. Mitarbeiter von ALB-AID werden

Rund 100 Programmteilnehmer aus den Regionen Jezevac und Visca werden von Mitarbeitern der Organisation Snaga Zene betreut. Sie nehmen an unterschiedlichen Workshops in den Bereichen Musik, Spiel und Kunst teil, um so Sozialkompetenz zu erlangen. Ferner sollen sie lernen, ihre Emotionen zu benennen und Konflikte zu lösen. Außerdem werden ihnen Lernmethoden gezeigt. Neben den interaktiven Gruppenworkshops sollen therapeutische Einzelsitzungen ihnen helfen, ihre Probleme selbstständig zu bewältigen. Auch die Eltern der Teilnehmenden sind in das Programm involviert und werden über Kindesentwicklung aufgeklärt und in Erziehungsfragen beraten.

die Wahl beobachten und dafür sorgen, dass die Wahl fair abläuft. Auf regelmäßigen Treffen der Schülerpräsidenten der unterschiedlichen Schulen soll über Probleme mit den lokalen Politikern diskutiert werden. Regelmäßige Runde Tische an der Schule sollen allen Schülern die Möglichkeit geben, an demokratischen Prozessen mitzuwirken. Die Schüler werden aufgefordert, sich selbst zu organisieren und Kampagnen für Themen, die ihnen wichtig sind, wie Umweltschutz oder mehr sportliche Aktivitäten, durchzuführen. Außerdem haben die Schüler die Möglichkeit, ihre Themen in Reportagen im Lokalfernsehen und Lokalradio bekannter zu machen. Eine Schülerzeitung, die von Schülern geleitet wird, fördert die freie Meinungsäußerung. Neben dem Austausch unter den Schülern wird auch der Kontakt zu den Lokalpolitikern gefördert. So werden Diskussionen mit den Lokalpolitikern organisiert, damit diese die Anliegen der SGs kennen und in ihre Arbeit einbeziehen.


Civic Initiatives - Deine Idee, dein Projekt High-School-Schüler in Serbien sind sehr passiv, engagieren sich nur selten in ihren Schulen oder Gemeinden. Werte wie Solidarität und gemeinsamer Einsatz werden in den Schulen nicht vermittelt. So kommt es, dass nur etwa 40 Prozent der Jugendlichen ehrenamtliche Organisationen in ihren Gemeinden kennen. Nur sieben Prozent der serbischen Schüler engagieren sich für ihre Umwelt und ihre Mitmenschen. Deshalb hat die Organisation Civic Initiatives (CI) das

Projekt „Deine Idee, dein Projekt“ ins Leben gerufen. Ziel des Projektes ist es, 20 Jugendleiter pro Jahr an 20 serbischen Schulen auszubilden. Diese sollen ihre Mitschüler motivieren, sich in Gruppen verschiedene Projekte zur Verbesserung des Schul- oder Gemeindelebens auszudenken. Jedes Jahr gibt es einen Wettbewerb für das beste Projekt. Die Mitarbeiter von CI und die Jugendleiter wählen aus den eingereichten Projektvorschlägen mindestens fünf aus, die an einem finalen Online-Voting teilnehmen. Alle Schüler der teilnehmenden Schulen dürfen nun ihr Gewinner-Projekt wählen. Das Sieger-Projekt wird von CI in der anschließenden Umsetzung unterstützt. Langfristiges Ziel der Organisation ist es, möglichst viele serbische Jugendliche für ehrenamtliches Engagement zu begeistern und ein SHL-ähnliches Netzwerk in Serbien aufzubauen.

GRUBB Foundation Express yourself - unsere Worte, unsere Stimme Ausgegrenzt, unbeliebt und diskriminiert – so geht es Kindern in Serbien, die der ethnischen Gruppe der Roma angehören. Viele Jugendliche brechen wegen der sozialen Ausgrenzung die Schule ab. Rund ein Drittel der Roma-Kinder besucht keine Schule. Nicht zuletzt auch, weil viele Eltern wollen, dass ihre Kinder keine Schule besuchen, sondern die Familie unterstützen, indem sie arbeiten gehen. Die Organisation GRUBB Foundation (GRUBB) will mit ihrem Projekt jugendlichen Roma helfen, ihre akademischen Fähigkeiten auszubauen, ihre Talente zu entdecken und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Ferner sollen gemeinsame

Aktivitäten von Roma und Jugendlichen, die anderen ethnischen Gruppen angehören, Vorurteile und Intoleranz abbauen. Drei Nachhilfezentren ergänzen die Regelschulen der Roma-Jugend. Außerschulische Workshops in Gesang, Tanz, Musik, Englisch und Deutsch, kreativem Schreiben, Fotografie und Kunst werden ebenfalls angeboten. Die GRUBB Show, eine Zusammenarbeit zwischen jungen Roma und internationalen Künstlern, die Hip-Hop und Roma-Musik vermischt, macht die Teilnehmenden besonders stolz. Dadurch wächst die Toleranz gegenüber den Roma, es entstehen Freundschaften zwischen Roma und Nicht-Roma. Ferner schließen viele Projektteilnehmer die weiterführende Schule ab.


Keine verlorene Generation: Schulbildung für syrische Flüchtlinge In den jordanischen Grenzregionen zu Syrien leben viele syrische Flüchtlinge, in einigen Regionen sind es mehr als Einheimische. Es gibt nur wenige, meist schlecht bezahlte Jobs. Da die syrischen Flüchtlinge offiziell nicht arbeiten dürfen, sind sie auf Hilfsleistungen und informelle Arbeitsmöglichkeiten angewiesen. Weil die Söhne eher Arbeit finden als Erwachsene, ernähren sie die Familie und besuchen keine Schule. Außerdem ist die Schulbildung für die syrischen Flüchtlingsfamilien sehr teuer. Deshalb besuchen circa 43 Prozent der syrischen Kinder und Jugendlichen, die außerhalb von Flüchtlingslagern leben, keine Schule. Im Norden Jordaniens in der Region um Irbid sind es in einigen Orten sogar bis zu 90 Prozent. Die Organisation Save the Children unterstützt hier 150 Kinder ein Jahr lang monatlich mit 100 Jordanischen Dinar (etwa 100 Euro). Dies ermöglicht ihnen den Schulbesuch und gleicht den daraus resultierenden Verdienstausfall für die Familie aus. Da auch die jordanische Bevölkerung sehr arm ist, unterstützt das Programm zu 70 Prozent syrische und zu 30 Prozent jordanische Familien. Save the Children wählt vor Ort Kinder für das Programm aus, die unter besonders schweren Bedingungen leben, also zum Beispiel ohne ihre Eltern auf der Flucht sind. Die Familien können selbst bestimmen, wofür das Geld am Nötigsten gebraucht wird. Zusätzlich werden Workshops angeboten, in denen die Familien lernen, ihre Ausgaben so zu tätigen, dass ihre Kinder die Schule besuchen können. Kindergärten im Flüchtlingscamp Sie haben Gewalt gesehen, mussten ihre Heimat verlassen und haben oft Familienmitglieder verloren – syrische Flüchtlingskinder. Rund 120.000 Menschen leben im jordanischen Camp Za’atari, etwa 20 Prozent von ihnen sind Kinder unter fünf

Jahren. Viele Familien sind traumatisiert und können ihren Kindern oftmals nicht ausreichend Aufmerksamkeit schenken. Es gibt kaum Bildungs- und Freizeitangebote für Kinder, da Versorgung mit humanitären Gütern Priorität hat. Größere Kinder haben die Möglichkeit, die Schule oder die „Child Friendly Spaces“ zu besuchen. Die Organisation Save the Children denkt an die Kleinsten und betreibt im Camp Za’atari drei Kindergärten, die derzeit von etwa 6.000 Kindern besucht werden. Jordanische Kindergärtner und syrische Freiwillige betreuen die Kindergartengruppen. Der Besuch des Kindergartens erleichtert den Kindern den Übergang in die Schule und schafft ein Stück Normalität. Durch die Betreuung werden ihre Eltern und ältere Geschwister entlastet und können das alltägliche Leben im Camp organisieren. Der Betrieb der Kindergärten kostet jährlich 1,3 Millionen US-Dollar, doch seit die internationale Aufmerksamkeit für die syrischen Flüchtlinge nachgelassen hat, fehlen die finanziellen Mittel, die Kindergärten weiter zu betreiben. Save the Children unterstützt das Projekt mit Spielsachen und Mahlzeiten für die Kindergartenkinder. Im April wurde das Camp Azraq eröffnet, das 130.000 Menschen aufnehmen kann. Auch hier fehlen bisher Angebote für Kinder. Deshalb wird eventuell ein Teil des Geldes für den Bau neuer Kindergärten eingesetzt.

Freiräume schaffen - informelle Bildung an Schulen Ein Leben in Flüchtlingscamps bedeutet Enge und wenige Beschäftigungsmöglichkeiten. Viele syrische Jugendliche sind lange, oftmals mehrere Jahre, nicht zur Schule gegangen. Die staatlichen Schulen Jordaniens, insbesondere im Norden, wo die meisten syrischen Flüchtlinge leben, sind mit dem Andrang durch die Flüchtlingskinder überfordert. Viele Schulen unterrichten in einem Zwei-Schichten-System – in der Nachmittagsschicht für die syrischen Kinder gibt es meistens nur ein eingeschränktes Unterrichtsangebot. Dabei bräuchten viele der syrischen Kinder eine intensive Betreuung, weil sie traumatisiert, häufig unkonzentriert oder aggressiv sind. Ferner brauchen sie Zeit, um die Unterbrechung ihrer Schullaufbahn aufzuholen. Für diese Kinder hat Save the Children an fünf Schulen im grenznahen Gouvernement Irbid „Alternative Lernorte“ eingerichtet. Das sind zum Beispiel umgebaute Klassenzimmer, eine Theaterbühne oder ein Sportplatz. Dort bieten Lehrer Aktivitäten an, die es den Kindern ermöglichen, ihre Erlebnisse spielerisch zu verarbeiten oder einfach wie ein Kind herumzutollen. Zusätzlich werden „Child Clubs“ gegründet, die aus etwa zehn bis 15 Schülern bestehen. Die „Child Clubs“ entwerfen gemeinsam mit den Save the Children-Mitarbeitern Ideen für Aktivitäten. Sie gestalten die „Alternativen Lernorte“ nach ihren Wünschen und erlangen durch die Gruppenarbeit Sozialkompetenz.


Das Projekt des Sozialen Tages 2014 steht dank eurer Stimmen fest. Aber was bedeutet das eigentlich? Wir stellen das Gewinnerprojekt des letzten Jahres vor und geben euch einen Einblick in die Förderung von SHL. Aufgeregt reden die Teilnehmer des Seminars „Model International Criminal Court Western Balkans“ (MICC WeB) durcheinander. Sie verstummen erst, als sich die Doppeltür öffnet. Herein treten drei Jugendliche in schwarzen Roben. Während sie zur Richterbank gehen, erheben sich die Anwälte, Verteidiger und alle anderen Anwesenden. „Herzlich willkommen zur heutigen Verhandlung im Fall Dražen Erdemović“, sagt einer der Richter. „Sie dürfen sich setzen.“ Anschließend bittet er die Ankläger um ihr Eröffnungsstatement. Diese Szene spielt sich allerdings nicht in einem Gericht ab, sondern in einem Tagungshotel auf dem höchsten Gipfel des Gebirgszuges Medvednica nördlich von Zagreb in Kroatien. Verhandelt wird auch nicht der tatsächliche Prozess um den Kronzeugen des Massakers von Srebrenica, er wird simuliert.

len Tages 2013 rund um die Organisation „Open Communication“ sorgt durch Seminare und Simulationen für eine grenzübergreifende Aufarbeitung. Kinder und Jugendliche sollen verstehen, wie es zu den Konflikten der 1990er Jahre kam und wie sie dazu beitragen können, solche Auseinandersetzungen in Zukunft zu vermeiden. Bei der Simulation von Gerichtsverfahren geht es um Prozesse zu Menschenrechtsverletzungen, die unter anderem im ehemaligen Jugoslawien geschehen sind. Schülergruppen aus Serbien, Bosnien und Kroatien schlüpfen nach theoretischen Einheiten jeweils zu dritt (je ein Schüler aus jedem Land) in die Rollen von Anklägern, Verteidigern und Richtern. Sie erfahren so hautnah, was sich in den 1990er Jahren zugetragen hat und lernen dabei, Meinungen respektvoll zu äußern. Durch die Zusammenarbeit der Schüler aus drei unterschiedlichen Ländern

Vor mehr als zehn Jahren endeten die Kriege in Südosteuropa, doch eine umfassende Verständigung und Versöhnung gibt es zwischen den Völkern Serbiens, Bosniens und Kroatiens noch immer nicht. Das Projekt des Sozia-

trägt das Projekt dazu bei, Vorurteile gegenüber den Nachbarvölkern abzubauen, denn diese werden oft noch immer durch ältere Generationen geschürt. „Open Communication“ hofft, Tabus zu brechen und der Versöhnung

Jahr. Dieser Zeitraum kommt zustande, weil sich im Vorfeld SHL und die kooperiende Organisation zu ausgiebigen Verhandlungen treffen. Gesprochen wird über den genauen Starttermin, die finanzielle Unterstützung und Zuständigkeiten.

Stela Braje

einen Schritt näher zu kommen: „Als die Jugendlichen hier ankamen, haben wir über Vorurteile gesprochen, es sind tatsächlich einige geäußert worden. Aber jetzt, nach vier Tagen Seminar, ist kaum noch zu merken, wer aus welchem Land kommt. Die Grenzen schwinden im wahrsten Sinne des Wortes“, stellt die Studentin Stela Braje fest, die das Seminar in Zagreb organisiert hat. Auch die die Schülergruppen begleitenden Lehrer nehmen parallel an Workshops teil, um zu lernen, auch im Schulunterricht die Themen Menschenrechte, Krieg und Versöhnung, kritisches Denken und Toleranz aufzugreifen. Möglich ist das alles dank der Gelder des Sozialen Tages. Entsprechend kann ein Projekt nach der Wahl auf dem PAT nicht sofort starten, die Spenden müssen erst bei SHL eingehen. Meistens vergeht zwischen der guten Nachricht an das Gewinnerprojekt und dem tatsächlichen Startschuss der Projektarbeit ein halbes

Die Förderung von SHL ist auf ein paar Jahre begrenzt, denn die Projekte sollen selbstständig werden und sich langfristig selbst finanzieren können. Deshalb gibt SHL den Projektleitern vor Ort Hilfestellungen bei der Suche nach weiteren Unterstützern und Möglichkeiten, die Kosten selbst zu tragen. Für Stela ist jedoch erst einmal wichtig, dass das MICC WeB sich in den Köpfen der Menschen etabliert. Aktuell führt sie eine Warteliste diverser Schulen, die sobald wie möglich an einem der nächsten Seminare teilnehmen wollen. „Das ist ein wirklich guter Anfang. Wir wählen die Teilnehmer nach verschiedenen Kriterien aus – bestenfalls sind es kleinere Schulen aus ländlichen Regionen, die sich bisher mit der Thematik kaum auseinandergesetzt haben. Da bewegen wir am meisten“, erzählt sie. Ein Video über das Projekt findet ihr hinter dem QR-Code (ms)


Hat da etwa jemand gegähnt? Zeit für einen Energizer!

Alle aufstehen und einen Kreis bilden, bitte! Vom Pinguin zum Poni. Wir shaken was wir haben. Front to Front!

Wir machen den Pinguin. Padamm Padamm!

Niemand bleibt verschont. Früher oder später steckt sich jeder an. Ab jetzt sind wir süchtig!

Padamm! Los, schließ dich mir an! Wir tauen die Bewegungsmuffel wieder auf. „Mein bester Freund“: Sigrid und Jonathan brachten einen norwegischen Energizer mit.


Eindrücke der Projektreise von STARTER-Redakteurin Vanessa Reiber. Nebel, Blitzlicht und eine lange Schlange kündigen es schon an, hier findet die Projektreise nach Syrien und auf den Balkan statt. Doch bevor es losgeht, muss ich erst die Grenzkontrolle passieren. Die beiden grimmig aussehenden Polizisten stempeln nur Reisepässe, die korrekt ausgefüllt sind. Wer ein ungültiges Visum hat oder die „falsche“ Sprache spricht, muss sich vor ihnen in Acht nehmen. Nachdem ich die Grenzkontrolle passiert habe, kann die Projektreise beginnen. 1. Station: Albanien Jetzt muss ich mich erst einmal stärken und da kommt mir der Stand von Albanien wie gerufen. Dort esse ich Baklava, ein klebriges Blätterteiggebäck, das mit Nüssen gefüllt ist. Die Süßigkeit ist auf dem ganzen Balkan sehr beliebt und schmeckt vorzüglich, so nehme ich mir noch ein Stück für meine nächste Station mit. 3. Station: Ausrufezeichen Ein Mädchen hebt das Ausrufezeichen in die Luft und erzählt uns, dass aus Sicht der jungen Mazedonier Freundschaften, Beziehungen und Mitgliedschaften in Parteien, die wichtigsten Kriterien bei der Jobsuche seien. Nun muss das Ausrufezeichen auch schon weiter, um den anderen Teilnehmern verschiedene Kurzinformationen über die Projektregionen zu geben. Ich beschließe jetzt, mehr über Mazedonien herauszufinden.

2. Station: Jordanien und Syrien Mein Blick fällt auf eine Leinwand, auf der Bilder von Flüchtlingslagern in Jordanien gezeigt werden. Von den Standbetreuern erfahre ich, dass zurzeit neben den 60.000 irakischen Flüchtlingen etwa 600.000 syrische Flüchtlinge in Jordanien leben. Das ist kein leichtes Brot für das ohnehin wirtschaftlich schwache Land, das unter Wasserknappheit und einer hohen Arbeitslosigkeit leidet. Ich hätte gerne länger zugehört, doch ein neonfarbenes Ausrufezeichen erfordert meine Aufmerksamkeit.

4. Station: Mazedonien Ich lerne, dass das Mazedonische dem Serbokroatischen sehr ähnlich ist. Dank des Mini-Sprachkurses auf dem Plakat weiß ich nun, dass „te sakam“ „ich liebe dich“ auf Mazedonisch heißt. Neben meinen neuen Sprachkenntnissen weiß ich außerdem, dass Mutter Teresa in Skopje, der Hauptstadt Mazedoniens, geboren wurde.

Nun ist meine Reise auf den Balkan und nach Syrien auch schon wieder vorbei. Dank der Experten an den Ständen, den Auslandsfreiwilligen und den Projektpartnern von SHL habe ich viel Neues über die Projektregionen erfahren und Lust bekommen, sie bald im echten Leben zu bereisen.


Theaterspiel erfordert Mut, doch Improvisationstheater bedeutet viel mehr als das – die Teilnehmer des Workshops „Theater der Verständigung“, die sich vorher kaum kannten, haben sich richtig was getraut und ganz ohne Text oder Konzept spontan kurze Szenen auf der Bühne in der Aula gespielt. Die beiden Workshopleiter Raphael und Lukas, die seit sieben und neun Jahren Improvisationstheater machen, beginnen ihren Workshop sofort mit der ersten Aufgabe. Die Teilnehmer bilden auf der Bühne einen Kreis. Sie sollen „offen“ stehen, das bedeutet, die Füße leicht nach außen zu drehen und die Arme locker hängen zu lassen. So wirken sie interessiert und entspannt. Damit auch wirklich alle Teilnehmer locker werden, startet Raphael mit einem Aufwärmspiel. Die Schauspieler bewegen sich über die Bühne und sollen sich vorstellen, sie seien mit dem Flugzeug auf dem Weg zu einer einsamen Insel. Danach springen sie mit dem Fallschirm aus dem Flugzeug und landen im Dschungel, wo sie von aggressiven Vögeln angegriffen werden. Humpelnd müssen sie sich mit der Machete einen Weg durch die Bäume schlagen. In den folgenden Übungen hecheln sie wie Hunde, rennen durch die Aula und schlagen sich wie King Kong auf die Brust. Spätestens jetzt haben die Teilnehmer ihre anfängliche Scheu abgelegt. Nun werden die Jugendlichen in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe läuft aufrecht und sucht den Blickkontakt mit den Mitgliedern der anderen Gruppe. Sie sind im „Hoch-Modus“ und rempeln die anderen an. Die zweite Gruppe ist im „Tief-Modus“, sie gehen zusammengesunken, zwinkern nervös und entschuldigen sich stotternd. Nach diesem Spiel stellen die Teilnehmer fest, dass die Körperhaltung viel ausmacht: Im „Tief-Modus“ haben sie sich schwach und

Lukas (rechts) erklärt den Teilnehmern eine Übung

angreifbar gefühlt, aufrecht fühlen sie sich selbstbewusst und stark. Später entwerfen die Teilnehmer aus nur wenigen Informationen, wie dem Ort und der Stimmungslage, schnell verschiedene Situationen. Oft entstehen im spontanen Schauspiel Missverständnisse oder sogar Konflikte zwischen den Figuren auf der Bühne. Solche Situationen entstehen auch im Alltag und so lernen die Teilnehmer während des Workshops, ihre Worte und Gesten bewusster zu wählen, und können zukünftig ihre eigene Kommunikation verbessern. Kommunikation zwischen den Völkern zu fördern, das ist auch eine Vision von SHL. So hat Lukas während seiner Zeit als Auslandsfreiwilliger in Sarajevo eine Theatergruppe mit Schauspielern unterschiedlicher ethnischer Herkunft betreut und gemeinsam mit ihnen ein Stück über die Segregation zwischen den unterschiedlichen Kulturen aufgeführt. Am Ende des Workshops gibt es eine Feedbackrunde. Die Teilnehmer sind

sich einig, dass sie sich am Anfang unwohl gefühlt haben, aber schnell lockerer wurden. Außerdem haben sie gelernt, Emotionen zu präsentieren. Viele finden es schwierig, Gefühle wie Trauer zu vermitteln, wenn sie gar nicht traurig sind. Workshopleiter Lukas fasst am Ende zusammen, dass man durch das Improvisationstheater viel über sich selbst lernt. Er selbst hat „Hemmungen abgebaut“, das erleichtert ihm die Kommunikation mit anderen. Die Münchner PAT-Teilnehmerin Emily Strahl kann ihm da nur zustimmen. Sie hat in dem Workshop gelernt, dass auch Alltagsworte wie Ja und Nein viel ausdrücken können, wenn man sie besonders betont oder mit Gesten unterstreicht. (vr)


Betreuer und Helfer

Meter Armb채nder

Zimmer im Hostel

kg Bettw채sche

Tweets mit #pat2014 gesendet

Liter Getr채nke bestellt


Was ist los in Syrien und wie können wir helfen? Ein Novum auf dem PAT 2014: Erstmalig wurde ein Projekt zur Unterstützung syrischer Flüchtlingskinder und Jugendlicher gewählt, die vor dem Krieg in ihre Nachbarländer flüchten mussten. Einige von euch konnten sich in Workshops über die komplizierte Lage in Syrien und die Hintergründe des Konflikts informieren. Ihr konntet herausfinden, warum den Flüchtlingen geholfen werden muss und wie jeder Einzelne aktiv werden kann.

Mohannad, der lieber „Mo“ genannt werden möchte, ist aus seiner Heimatstadt Aleppo in Syrien nach Deutschland gekommen. Er kann wegen des Konflikts nicht mehr dorthin zurück, hat aber in Syrien immer noch Freunde und Familie. Mo leitet beim PAT den Workshop „Der Krieg in Syrien – allgemeine und persönliche Hintergründe“. Für ihn war Syrien seit seiner Geburt ein Land, in dem man nachts die Türen nicht abschließen musste. Er spricht von ver-

schiedenen religiösen Gruppen, die friedlich zusammen gelebt haben. Das änderte sich plötzlich mit dem Arabischen Frühling. Westliche Medien berichten von einer Revolution, einer Auflehnung gegen das Regime des Diktators Assad. Mo sieht das differenzierter. Er spricht von Bürgerkrieg, von vielen unkoordinierten Gruppen, die zwar das Regime, aber sich auch gegenseitig bekämpfen. Einige Städte und Dörfer sind nicht mehr unter Kontrolle der Regierung, sondern unter der von Islamisten wie Al-Qaida, die außerordentlich brutal vorgehen. Sie wollen einen Gottesstaat aufbauen und greifen dabei zu allen Mitteln. Assad will aber seinen Posten nicht räumen. Bis jetzt ist kein Ende des Konfliktes in Sicht. Vor allem die Zivilbevölkerung leidet. Millionen Menschen müssen flüchten. Jeder fünfte Syrer wird Prognosen zufolge sein Land bis Ende des Jahres verlassen haben. Mit dem Grenzübertritt sind die Strapazen für die Flüchtlinge aber keineswegs vorbei. Dort, wo sie ankommen, heißt man sie nicht unbedingt willkommen. Man hat Angst vor den Fremden, die beispielsweise in Jordanien bereits ein Zehntel der gesamten Bevölkerung ausmachen. Wer außerhalb der großen Flüchtlingslager lebt, gerät mit Einheimischen aneinander, zum Beispiel, wenn es um Wasser oder Wohnraum geht. Innerhalb der Camps sind es besonders Kinder und

Jugendliche, die viel ertragen müssen. Viele von ihnen sind traumatisiert und haben nicht die Möglichkeit, auf andere Gedanken zu kommen. Beim Sozialen Tag am 3. Juli werden auch Gelder für syrische Kinder- und Jugendliche in Jordanien gesammelt. Was eingenommen wird, können die Experten vor Ort gezielt einsetzen. Zum Beispiel wurden im Camp Sportplätze gebaut und weitere Freizeitmöglichkeiten geschaffen. Durch Gruppendiskussionen und Spiele werden die Kinder psychisch gestärkt und auf die Zukunft vorbereitet. In Seminaren und Workshops erlernen sie praktische Fähigkeiten. Es wird alles dafür getan, das Leben im Flüchtlingscamp einfacher zu gestalten und der jungen Generation eine Perspektive zu geben. Der beste Weg, diese Arbeit zu unterstützen, ist über sie zu reden und Aufmerksamkeit zu schaffen. (ak, jg)


Es ist die schlimmste Überflutung, die die Balkanregion seit Beginn der Wetteraufzeichnung vor 120 Jahren je erlebt hat. Vom 13. bis zum 18. Mai diesen Jahres hat es hier fast durchgehend Das Ausmaß der Verwüstungen in Maglaj, Bosnien geregnet. Besonders betroffen sind die Mitte und der Osten Bosnien und Herzogowinas, die Mitte und der Westen Serbiens sowie der Osten Kroatiens. Hier sind vielfach mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Üblich sind in dieser Region rund zehn bis 20 Liter in sechs Tagen. Diese enormen Wassermassen ließen die Flüsse über die Ufer treten und die Dämme brechen. Die Folgen der Flut sind verheerend, mindestens 50 Todesopfer melden die Behörden der drei Länder. Neben den Toten sind allein in Bosnien eine Million Menschen direkt oder indirekt von der Überschwemmung betroffen. Zehntausende mussten ihre Häuser verlassen und in Notunterkünfte ziehen. So leben einige von ihnen in der Belgrader Musikarena oder im SHL-Haus in Sarajevo, das zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert wurde.

Tasnim Hanachi

Es fehlt an allem – das Hochwasser hat viele Straßen zerstört, es herrscht Nahrungsmittel- und Trinkwasserknappheit. Tasnim Hanachi hat zwei Jahre in Bosnien gelebt und davon ein Jahr als Auslandsfreiwillige für SHL in Bijeljina gearbeitet. Das Jugendzentrum dort stand kniehoch unter Wasser und muss renoviert werden. Tasnims bosnische Freunde erzählen ihr, dass sie kein Brot mehr haben und dass die Preise extrem ansteigen.

Solidaritätsbekundung auf dem PAT

Die Wassermassen gehen zwar zurück, doch der Regen hat die Erde aufgeweicht. Nun steigt die Gefahr von Erdrutschen, die ganze Dörfer dem Boden gleichmachen können. Außerdem besteht ein hohes Seuchenrisiko, denn die Flut hat viele Tiere getötet, deren Kadaver nun im Wasser schwimmen. Das Wasser muss jetzt gereinigt werden, um das Ausbrechen von Krankheiten wie Nil-Fieber oder Typhus zu verhindern. Erst dann können die Menschen in ihre Häuser zurückkehren.

Viele Häuser müssen umfassend renoviert werden.

Das Hochwasser hat noch eine weitere lebensbedrohliche Gefahr zu Tage gefördert. Rund 120.000 Minen, die noch aus den Balkankriegen stammen, sind an die Oberfläche gespült worden. Obwohl die Minen durchnässt sind, sind sie noch immer explosiv. Eine Mine ist bereits in der Stadt Brcko, die im Nordosten von Bosnien-Herzegowina liegt, detoniert. Verletzt wurde zum Glück niemand, doch die Gefahr besteht weiterhin. Niemand kann abschätzen, wo die Minen hintreiben und das Hochwasser hat auch Schilder zerstört, die vor Sprengkörpern warnen sollen. Doch es gibt einen kleinen Lichtblick: Bosnier, Kroaten und Serben, zwischen denen es auch nach den Balkankriegen immer noch zu Spannungen kommt, rücken in ihrer Not näher zusammen. Diesen Eindruck hat Tasnim durch ihre bosnischen Freunde gewonnen. Mehr Infos über die SHL-Projekte, die von den Fluten betroffen sind, gibt es unter www.flutopfer.shl.info. (vr)


Franziska Wolfschaffner, 19 Jahre, absolviert derzeit ihren Freiwilligendienst bei der Organisation Otaharin in Bijeljina. Sie setzt sich dort für bessere Bildungschancen für junge Roma ein. In regelmäßigen Blogeinträgen gibt Franzi Einblicke in ihr Leben in Bosnien und Herzegowina: http://franziinbosnia.wordpress.com. Der QR-Code führt euch zum Blog, hier gibt es außerdem mehr Infos zum Projekt: http://otaharin.sozialertag.de.

Reisen auf dem Balkan ist immer eine Erfahrung. Der Moment an der Grenze, an dem der gesamte Bus weiß, dass du diejenige mit europäischem Pass bist, weil der Busfahrer schreit: „Wem gehört dieser deutsche Pass?“ Zum Glück gibt es auch die diskreten Busfahrer. Doch kaum spricht man die Sprache, erfährt man wirklich etwas und lernt die interessantesten Menschen kennen. Sei es die Bekanntschaft mit dem Belgrader Taxifahrer oder dem Touristguide mit dem Restaurant. Der Belgrader Taxifahrer kommt eigentlich aus Montenegro und erzählt vom schlechten Tagesgeschäft. Er fährt für den gleichen Preis wie die Busse, wenn sein Taxi voll ist, doch dieses Mal gibt es nicht genug Gäste und er wird weiter Zeitung lesen und auf Kundschaft warten. Er war schon im Libanon, auch Jordanien ist ihm nicht fremd, überall hat er gearbeitet, damals als es noch Jugoslawien gab. Doch nichts ist schöner als die Heimat. Ungeduldig auf dem Platz im Flugzeug sitzend fragt der Touristenguide mit dem Restaurant nach dem Sternzeichen, dann nochmal nach dem chinesischen. Das ist seine Methode, das Alter seines Gegenübers auszurechnen. Geburtsjahr ‘83 stimmt dabei allerdings nicht ganz. Auf einmal ein französischer Satz. Italienisch, Französisch, Deutsch – mehr als Grundkenntnisse. Serbo-Kroatisch, Englisch – Fließend. Slowenisch – Muttersprache. Doch was ist schöner als mit dem besten Kumpel ein Restaurant in Belgrad zu eröffnen?

Silvester ist in Bosnien bei manchen wie das zweite oder gar das erste Weihnachten. Schließlich gibt es dank drei hauptvertretenen Religionen keinen gleichen Termin für Weihnachten, beziehungsweise überhaupt Weihnachten, und so wird das gesamtgesellschaftliche Ereignis eben auf einen anderen Tag verlagert: Neujahr ist in aller Munde. Schon seit Wochen gibt es in jedem Supermarkt so genannte „Paketice“ – kleine Päckchen – zu kaufen, die mit allerlei Süßkram und Minispielzeugen gefüllt sind. Zuhause zu finden sind die Paketice für die Kinder dann unter dem Neujahrstannenbaum, der hier ganz traditionell aus Plastik ist. Ähnliche Tradition – anderes Datum. Der serbisch-orthodoxe Teil der Bevölkerung, der in Sarajevo nur zu einem kleinen Teil vorhanden ist, feiert Neujahr noch einmal am 14. Januar, denn sie folgen dem julianischen Kalender, der zwei Wochen hinterher hinkt. Doch zurück zum eigentlichen Silvester-Abend. In Sarajevo ist was los! Auf einem Platz spielen Bands und es wird erzählt, dass es dieses Jahr das erste von der Stadt gestellte Feuerwerk gibt; das ist dann aber gar nicht mal so lang. Doch was soll’s, der echte Bosnier ist an diesem Tag sowieso auf einer Hausparty… ;)


Wieder einmal stürmt an diesem Tag die Gastfreundschaft der Bosnier auf einen ein. Aus einer Frage, ob man mit in die Kirche gehen kann, wird eine Einladung zum Weihnachtsfest. Es ist abends – Heiligabend – nur dieses Mal am 6. Januar. Heiligabend stellt bei den Serbisch-Orthodoxen das Ende einer Fastenzeit dar, in der keine tierischen Produkte gegessen werden dürfen, wobei Fisch scheinbar nicht als Tier zählt. Es gibt aber trotz Fastenzeit reichlich Veganes zu essen, schließlich kann der gute Bosnier doch seine Gastgeberpflichten nicht auf Grund einer sechswöchigen Fastenzeit vernachlässigen. Nach üblichem Kaffee und ein bisschen TV geht es ein bisschen früher als sonst ins Bett, wenn man nicht gerade dem Spektakel auf dem Rathausplatz um Mitternacht beiwohnt, wo Eichenzweige verbrannt werden. Auch sonst sind Eichenzweige hier zur Weihnachtszeit beliebt und ersetzen mit Lichterkette geschmückt den Weihnachtsbaum, den es ja schon zu Neujahr gab. Morgens – oder: mitten in der Nacht – um fünf Uhr findet die Christmette statt. Es gibt keine Bänke und alles steht. Vom Gottesdienst verstehe ich nicht viel, denn über die Hälfte wird gemeinsam im Chor auswendig gemurmelt, gesungen wird nicht und auch nur ab und zu predigt der Priester. Man spürt die Gemeinschaft. Auch hier gibt es Wein und Brot. Wein per Löffel in den Mund und Brot in Würfeln am Ausgang. Noch im Dunkeln machen wir uns auf den Weg zurück zum morgendlichen Kaffee, dem ein Festmahl von Frühstück folgt. Es gibt nicht nur irgendwie Ferkel, sondern gleich ein ganzes und dazu Wurst, Käseplatten und Wein. Eine Kerze in einem Topf mit Weizengras wird angezündet und unter dem Tisch liegt Stroh. Beides steht dafür, ein gutes nächstes Jahr zu haben, mit viel zu Essen. Ähnliche Wünsche gelten demjenigen, der die Münze oder das Maiskorn im Brot findet. Weihnachtsgeschenke gibt es für die Kinder natürlich auch – 5 Mark für jeden: 2,50€ –, die sie vernünftig auf die Bank legen wollen. Und etwas Neues soll man heute anziehen, deshalb bekommt jeder noch ein paar Socken. Es ist ein Feiertag, der vielen anderen in Bosnien gleicht. Familie und viel zu essen.

Zwei Mal über die Füße gestolpert und schon stehe ich im ersten Tante-Emma-Lädchen meiner Straße, der praktischerweise meinen Vermietern gehört. Nicht einmal eine Minute weiter ist noch einer, in dem man immer die gleiche nette Frau antrifft. Die Familienbetriebe versetzen sicher den ein oder anderen in nostalgisches Schwärmen vom Süßigkeitenladen von früher, in dem man Brausebonbons noch einzeln kaufen konnte. Auf dem Rathausplatz gibt es Popcorn und zur Winterzeit auch geröstete Maroni. Abend für Abend stehen die Verkäufer mit ihren Wägelchen da und beglücken die Spaziergänger mit ihren Kleinigkeiten. Geht man an den Lädchen und Fastfood-Buden (den Burek-Verkäufern) entlang, stellt man fest, dass Fastfood auf dem Balkan billiger sein kann, als selbst zu kochen. Trotz endlosem Charme ist das auch ein Zeichen dafür, wie wenig Wert Arbeitskraft hier hat und wie viele sich, um der Arbeitslosigkeit zu entkommen, in die Selbstständigkeit flüchten. Doch zurück zu den Freuden des Lebens und den ökologisch positiven Seiten der Kleinstbetriebe und Bauern: Auf dem Markt wird täglich von 8 bis 16 Uhr Frisches und vor allem fast ausschließlich Regionales angeboten. Die Frische sieht man dem Gemüse und Obst nicht nur an, man schmeckt sie auch. Dort macht noch das hiesige Angebot den Preis und nicht die Nachfrage nach internationalen Früchten. Zu den allerkleinsten Läden Bijeljinas gehören Knjizaras – Schreibwarengeschäfte, die an fast jeder Ecke zu finden sind. Wer so wie ich Dinge zum Basteln für Workshops braucht, erreicht aber auch nach ein paar Minuten mit dem Fahrrad Supermärkte, die an Real und amerikanische Walmarts erinnern, in denen man einfach alles bekommt. Nur etwas seltsam ist die Frauenquote in der Heimwerker- und Lampenabteilung. Denn die liegt bei null. Auf der Suche nach einem gebrauchten Handy war ich übrigens in mindestens zehn Geschäften ausschließlich für Handys und ich kann mir bei weitem nicht vorstellen, alle gefunden zu haben. Wer auch immer diese Mobiltelefone alle gebrauchen kann? In einem Land, in dem sich lange nicht jeder ein Auto leisten kann, ist das Handy eben ein besseres Statussymbol.


Mario Rizzi hat im jordanischen Flüchtlingscamp Za‘atari das Leben einer jungen Syrerin und ihrer Kinder mit der Kamera begleitet. Das Ergebnis? Der Kurzfilm „Al Intithar“, der am Freitagabend auf dem PAT lief. Im STARTER-Hintergrundgespräch berichtet der Künstler von Vertrauen, vom Warten – und von Hoffnung. Du hast für Deinen Film „Al Intithar“ sieben Wochen in einem Flüchtlingscamp in Jordanien verbracht. Welche drei Adjektive assoziierst Du spontan mit dem Camp? Gastfreundlich, wartend, barsch (die Lebensbedingungen).

Gab es einen Schlüsselmoment, der Dein Interesse für syrische Flüchtlinge in Jordanien geweckt hat? Nein, ich beschäftige mich schon seit 20 Jahren mit der Situation von Flüchtlingen und bin in das Camp gereist, um die andere Seite zu zeigen: Medien vermitteln ein Bild vom ständigen Kampf, aber das ist nicht die Realität. In Wirklichkeit versuchen die Menschen dort, Normalität, wie ein Familienleben, zurückzugewinnen.

Du hast in dem syrischen Flüchtlingslager nicht nur als Journalist gearbeitet, sondern auch Hilfe geleistet. Was konntest Du für die Flüchtlinge tun? Ich bin als Künstler in das Camp gekommen, nicht als Journalist. Ich hatte das Glück, mit den Flüchtlingen zu leben – abseits der Hauptstraße, an der die Journalisten entlanggeführt werden, um den gleichen drei Menschen die gleichen drei Fragen zu stellen. Ich wurde mit der Zeit zum Vermittler zwischen den jordanischen beziehungsweise internationalen Institutionen und den syrischen Flüchtlingen.

Du bist also zur Vertrauensperson für die syrischen Flüchtlinge geworden. Wie hast Du das geschafft? Wenn du du selbst bist und in das Camp reist, um etwas zu geben, nicht um etwas zu nehmen, wird das von den Flüchtlingen akzeptiert und sie heißen dich willkommen, weil du ihr Leben – mit allen Schwierigkeiten – lebst. Ich war einer von ihnen.

Während Deines Aufenthalts hast Du einen Eindruck von den Menschen im Camp gewonnen. Wie hast Du die Kinder und Jugendlichen wahrgenommen? Die Kinder und Jugendlichen müssen früh erwachsen werden, weil der Krieg in der Heimat und die Situation im Camp ihnen Verantwortung auferlegt, die ihre Schultern noch nicht zu tragen bereit sind. Einige erleben den Schulalltag im Camp als ein Stück Normalität, andere – besonders Jungen – fühlen sich verpflichtet, mit ihren Vätern in der Heimat zu kämpfen und verweigern aus Protest den Schulbesuch. Stattdessen treiben sie Handel, um ihre Familie zu unterstützen. Die Mädchen werden häufig früh verheiratet.

Der Titel Deines Kurzfilms heißt übersetzt „das Warten“. Worauf warten die Flüchtlinge? Sie warten auf etwas, das ihr Leben lebenswert macht: Die Überwindung der Notlage – die Anerkennung als menschliches Wesen.

Auf dem Projektauswahltreffen von Schüler Helfen Leben haben viele deutsche Schülerinnen und Schüler Deinen Film gesehen. Was hoffst Du, werden diese daraus mitnehmen? Die Botschaft ist, dass Flüchtlinge Menschen wie wir sind. Sie haben vielleicht ihr zu Hause verloren und tun nun alles dafür, ihre Familie vor dem Krieg zu schützen. Zuvor führten sie meist ein „normales“ Leben. Was wir immer vergessen, ist, dass kein Flüchtling ausschließlich selbstverschuldet in die gefährliche Lage geraten ist. Jeder von uns ist genauso für die Situation vor Ort verantwortlich, auch wenn Syrien weit weg scheint.

Was möchtest Du unserer Organisation mit auf den Weg geben, wenn wir Projekte für syrische Flüchtlinge in Jordanien unterstützen? Die Kinder und Jugendlichen werden nicht ihr ganzes Leben im Camp verbringen. Unterstützt sie, für ein „Morgen“ bereit zu sein und ihre Persönlichkeit zu entfalten. Dabei lernt ihr eine fremde Kultur kennen, also bringt ihnen auch eure Kultur näher. Lasst einen Dialog entstehen, den wir dringend brauchen! Das Interview führte Anna-Lena Oltersdorf.


Rafik Schami

Juli Zeh

Ein Bäckersjunge schreibt Tagebuch über sein Leben in Damaskus. Er ist Klassenbester und möchte Journalist, doch soll Bäcker wie sein Vater werden. Mit seinen Freunden Mahmud, Josef und Onkel Salim vertreibt er sich die Zeit, die er anfangs nicht in der Schule, später nach dem erzwungenen Schulabbruch nicht in der Bäckerei seines Vaters verbringen muss. Eines Tages trifft der junge Bäcker auf seiner Lieferroute Habib, einen Journalisten, der ihm hilft, selbst Texte zu schreiben. Habib macht sich oft medienwirksam Luft über Korruption und Verlogenheit der wechselnden Regierungen und wird zum Mentor des Protagonisten. Doch alles ändert sich nach einem erneuten Putsch, als Habib für seine Regimekritik verhaftet wird. Die Geschichten des jungen Schreibers illustrieren ein farbenfrohes, multikulturelles Damaskus. Die Stadt ist vielschichtig und geprägt von Menschen aus aller Welt, die nebeneinander leben. Rafik Schami zeichnet in dem als Tagebuch aufgebauten Roman ein Abbild seiner Heimatstadt Damaskus, das vor allem durch die jugendliche Sichtweise des Erzählers besticht. (pns)

Im Sommer 2001 reiste Juli Zeh nicht etwa als Filmregisseurin oder Professorin für Friedensforschung nach Bosnien, sondern als junge Frau – mit einem Rucksack und ihrem Hund. Ihr Ziel: Herausfinden, ob Bosnien „ein Ort ist, an den man fahren kann. Oder ob er zusammen mit der Kriegsberichterstattung vom Erdboden verschwand“. Den Anspruch, Antworten zu finden, stellt sie nicht. Diese erfrischend pragmatisch-unvoreingenommene Einstellung paart Juli Zeh mit einer gesunden Portion Selbstironie. So sorgt die Autorin dafür, dass der Leser sie auf Augenhöhe begleiten kann: als Gefährte, nicht als jemand, der belehrt werden muss. Zwischendurch nehmen die poetisch anmutenden Personifikationen der Landschaft überhand – bis Juli Zeh es ein paar Zeilen weiter schafft, einen der Ernsthaftigkeit des Themas angemessenen Humor zu kreieren. Das regt zum Schmunzeln an, bevor es zu anstrengend wird. Fazit: Unbedingt Lesen! (alo)

Michaela Kezele Kosovo, 1999: Es herrscht Krieg zwischen Albanern und Serben. Tägliche Bombardements der NATO-Truppen prägen den Alltag. Der Fluss Ibar trennt den albanischen und den serbischen Teil des strittigen Gebietes. In einem kleinen Dorf am Fluss wohnen Danica und ihre beiden Söhne im serbischen Teil. Eines Tages dringt ein verwundeter Albaner auf der Flucht vor den serbischen Milizen in ihr Haus ein. Ungeachtet der Bedenken ihrer Kinder und der Gefahr durch die anderen Serben pflegt die Witwe ihn und die beiden beginnen, Gefühle füreinander zu entwickeln. Michaela Kezeles Debüt in Spielfilmlänge ist ein eindrucksvoller Film, der den Kosovokonflikt in seiner Vielschichtigkeit gekonnt darstellt. Anhand der verschiedenen Interessen und Ansichten der Kriegsopfer wird die Unmenschlichkeit des Krieges deutlich: Die Milizen schielen scheinbar nur auf Selbstbereicherung,

sind getrieben von Hass auf das andere Volk. Jeder ist sich selbst der nächste, einzig und allein Danica und ihre Söhne scheinen noch reinen Herzens zu sein. Sie nehmen den Flüchtling bei sich auf und riskieren dabei ihr eigenes Leben. Die Nachbarin der dreiköpfigen Familie wird jedoch misstrauisch und versucht, den ungewöhnlichen Gast zu erkennen. Die Kämpfe sind brutal, Schüsse fallen aus allen Richtungen, meist auf den ersten Blick, sodass auch Unschuldige sterben. Die Kinder spielen in ausgebombten Panzern und nehmen den Krieg nur dann wahr, wenn sie durch magere Mahlzeiten oder das Verbot, nach Albanien zu gehen, daran erinnert werden. „My Beautiful Country“ bildet die Schrecken des Kosovokrieges vor den malerischen Kulissen der Balkanlandschaft ab und zeigt vor allem die Sinnlosigkeit und Absurdität dieses Krieges, in dem es wie in jedem anderen nur Verlierer gibt.

(88 Min., Deutschland 2012) (pns)


Macht mit beim Austauschprogramm mit Bosnien und Herzegowina!

Bosnien und Herzegowina hat eine bewegte Geschichte und gehört kulturell zu den spannendsten Ländern Europas. Die junge Demokratie ist bekannt für ihre religiöse Vielfalt und gilt als Schmelztiegel verschiedener Kulturen. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft in Sarajevo hat SHL ein Austauschprogramm mit bosnischen Schülern ins Leben gerufen. Ihr seid zwischen 14 und 18 Jahre alt und möchtet den Balkan hautnah erleben? Dann meldet euch jetzt mit eurer Schule, Jugendgruppe, eurem Sport- oder Musikverein an! Ihr reist mit eurer Gruppe und den Betreuern und werdet für ein bis zwei Wochen in Gastfamilien untergebracht. Der Gegenbesuch eurer bosnischen Austauschschüler kann bis zum Juni 2015 stattfinden. Ihr liebt die Natur? Super, denn das bergige Land im Balkangebiet hat eine wunderschöne Grünlandschaft, die größtenteils noch unberührt ist. Die Hauptstadt Sarajevo bietet aber auch Urbanität und kulturelle Vielfalt. Katholische und orthodoxe

Kirchen stehen hier neben Moscheen. „Ich habe vorher gar nichts über Bosnien gewusst, vor allem Sarajevo hat mich überwältigt. Die Bezirke sehen so unterschiedlich aus, manchmal alt, manchmal ganz modern“, war der Eindruck eines Schülers, der beim Austauschprogramm dabei war. Alle bisherigen Fahrten sind sehr erfolgreich verlaufen, die Schüler waren begeistert von der Schönheit des Landes, den überaus freundlichen Menschen und dem herzlichen Empfang in den Gastfamilien. Bisher sind 17 Schulpartnerschaften zustande gekommen, in denen regelmäßig Austauschfahrten organisiert werden. Bereits sieben bosnische Gruppen waren in Deutschland, zum Zeitpunkt des PAT werden sich weitere zwei in deutschen Gastfamilien aufhalten. Der erste Besuch in Bosnien findet außerdem vom 20. bis 27. Mai statt: Zwölf Schüler einer Berliner Gemeinschaftsschule sind zu dieser Zeit in Sarajevo. Teil des Austausches ist in der Regel auch ein gemeinsames Projekt. Die Schüler entwickeln zusammen eine Idee und setzen diese im Zeitraum ihres Aufenthaltes um. Zum Beispiel gab es in der Vergangenheit selbstgedrehte

Videodokumentationen über historische Ereignisse wie den 1. Weltkrieg, in dem Passanten zu dem Thema befragt wurden oder Fotoausstellungen von historischen Orten in Sarajevo. Die bosnischen Schüler brachten Bilder mit, die dann im Rathaus der jeweiligen Stadt in Deutschland ausgestellt wurden. Das ist eure Chance, einen spannenden Einblick in die kulturelle Vielfalt der Balkangebiete zu erlangen. Ihr macht einmalige Erfahrungen, lernt etwas über die spannende Geschichte von Bosnien, trefft nette Leute und könnt Freundschaften über den Austausch hinaus schließen. Überzeugt? Dann motiviert eure Mitschüler und Lehrer, mitzumachen! Bei Fragen zur Planung, Austauschbetreuung und InfoVeranstaltungen an eurer Schule hilft SHL euch gerne weiter. Eure Ansprechpartnerin ist Rune Meissel. Ihr erreicht sie unter rune.meissel@ schueler-helfen-leben.de. Wir freuen uns auf eure Teilnahme! (ak)

Sarajevos orientalisch geprägte Altstadt


FSJler plaudern aus dem Nähkästchen Ein Freiwilliges Soziales Jahr – eine von vielen Engagement-Möglichkeiten bei SHL. Beim PAT habt ihr unsere ehemaligen, aktuellen und zukünftigen FSJler als Mitglieder des Orga-Teams kennengelernt. Aber wie sieht der FSJ-Alltag jenseits des PATs aus? Der Auszug von zu Hause und das WG-Leben in der unbekannten Stadt Neumünster. Die Überlegungen, wie sich das Leben zwischen Büroalltag und Wochenend-Events wohl anfühlen wird. Die Neugierde, wer die neuen Kollegen und Mitbewohner sein werden. Die Vorfreude darauf, in die Projektregion zu reisen. Das sind Momente, die jeder Jugendliche, der bei SHL sein FSJ absolvierte, erlebt hat. Über ganz Persönliches aus dem Freiwilligenalltag sprach der STARTER mit ehemaligen, aktuellen und zukünftigen FSJlern. (alo) Tabea Brenner (20), Regionalkoordination 2012/13 Was hat dich am WG-Leben am meisten genervt? Die verschiedenen Ansprüche in puncto Ordnung und Sauberkeit… Wie ging es nach dem FSJ für dich weiter? Ich habe ein Fotoalbum gebastelt, um die Highlights des Freiwilligenjahres festzuhalten, dann habe ich meinen Umzug vorbereitet, bevor das erste Semester Jura begann.

Philipp Kiencke (24), Aktivenbetreuung 2009/10 Nenne drei Dinge, die du seit FSJ-Ende vermisst: Das Bürofeeling, gemütliche Abende im Team, die Aktiven in ihren Regionen zu besuchen. Welche deiner Eigenschaften haben sich während des FSJs als wertvoll erwiesen? Meine offene Art, auf Menschen zuzugehen.

Till Wiechmann (19), Unterstützerbetreuung 2013/14 Was ist euer liebstes WG-Gericht? Da wir viel unterwegs sind, kochen wir fast nie zusammen. Wenn doch, trumpfen wir richtig auf und es gibt ein Drei-Gänge-Menü. Dein Tipp für die Next Generation? Ach, die machen das schon, da bin ich mir sicher. Tipps wird es eh noch genug hageln.

Mia-Leonie Luckmann (20), Regionalkoordination 2013/14 Nenne drei Verben, die deine Tätigkeit bei SHL beschreiben! Vortragen, umhercruisen, (hinterher)telefonieren. Dein bisher skurrilstes Erlebnis mit SHL? Auf dem Weg zum ersten selbst organisierten Aktiventreffen standen wir im Stau. Ein Kollege kam im Radio mit einem Songwunsch durch. Daraufhin wurde er interviewt. Wir bekamen Radiowerbung für den Sozialen Tag mit supergroßer Reichweite!

Christopher Funke (19), Schulkommunikation 2014/15 Was dachtest du über deine erste SHL-Veranstaltung? Ich habe wahnsinnig viele offene Menschen getroffen, mit denen ich gute Gespräche führen konnte. Außerdem habe ich mich gefreut, meine Kollegen kennenzulernen. Ich dachte mir: „Toller Verein!“ Für wie WG-tauglich hältst du dich? Absolut WG-tauglich. Mal gucken, was ich nach einem Jahr sage. Etwas kochen kann ich, am Wäsche-Waschen hapert es noch…

Marlene Doktor (18), Regionalkoordination 2014/15 Beschreibe in drei Worten, was du vom FSJ erwartest! Spaß, Produktivität, Anstrengung. Bist du schon ein alter Hase oder noch ein SHL-Küken? Ich bin seit eineinhalb Jahren Aktive bei SHL – das ist wohl so ein Zwischending.


Mittlerweile engagieren sich rund 300.000 Schüler aus ganz Europa bei einem Sozialen Tag. Dafür sorgt das Netzwerk Solidarity Action Day Movement in Europe (SAME), das sich dafür einsetzt, die Kommunikation zwischen den beteiligten Ländern aufrecht zu erhalten. Das ist aber längst nicht alles. Beim PAT 2014 sprachen wir mit Jonathan und Sigrid von Operation Daywork aus Norwegen sowie Angela, Milan und Stefan von der UNSS in Serbien und Niklas von SHL über ihre Arbeit und das Summer Camp. Lasst uns über eure Organisationen sprechen. Auf welche Bereiche fokussiert ihr euch da? Jonathan: Wir arbeiten in Afrika, Asien und Lateinamerika. Wir konzentrieren uns dort auf die verschiedenen Bildungssysteme der jeweiligen Länder. Letztes Jahr haben wir mit dem Kastensystem und an den damit verbundenen Problemen im Bildungssystem in Nepal gearbeitet. Wir hatten ein Projekt in Mexiko, in dem wir uns mit Gewalt an Schulen beschäftigt haben. Es geht also um verschiedene Dinge, aber die Basis ist die Bildung. Stefan: In der UNSS ist unser Hauptpunkt das Bildungssystem in Serbien. Vor allem konzentrieren wir uns darauf, dass Schüler in nationalen Entscheidungen, die das Bildungssystem betreffen, involviert sind. Wie kamt ihr dazu, euch bei SAME zu engagieren? Jonathan: Ich bin 2012 zum Summer Camp nach Berlin gefahren. Es war einfach super, diese ganzen Organisationen kennenzulernen, in denen jeder mit jedem zusammen arbeitet und einfach alle dieselbe Botschaft verbreiten. Somit hab ich beschlossen, mich ebenfalls zu engagieren. Milan: Ich habe in der Schule von der UNSS gehört, fand es interessant und habe mich informiert. Ihr seid seit ein paar Tagen in Berlin. Was habt ihr so gemacht? Stefan: Wir haben uns bei unserem Strategie-Treffen erst einmal auf die internen Strukturen des Netzwerkes fokussiert.

Milan: Wir hatten dazu auch eine zweistündige Skype-Konferenz mit zwei Organisationsmitgliedern aus Belgien und Italien, die leider nicht nach Berlin kommen konnten. Am Freitag waren wir auf Sightseeing-Tour. Was sind eure Erwartungen an das PAT 2014? Jonathan: Es ist interessant zu sehen, wie SHL seine Projekte wählt. 250 Schüler, die abstimmen. Da wird eine Menge an organisatorischem Talent benötigt.

Jonathan: Das Wetter. Ich habe nicht erwartet, dass es so heiß wird. Stefan: Ich bin von der Energie der Stadt positiv überrascht. Angela: Und, dass es hier so viele Radfahrer gibt. Jonathan: Das ist super, aber die sind verdammt gefährlich. Ich wurde heute dreimal fast angefahren, weil ich nicht darauf geachtet habe. Die kommen aus dem Nichts.

Stefan: Ich möchte vor allem Inspirationen für Zuhause mitnehmen. Bei uns geht der Soziale Tag erst in die vierte Runde. SHL ist schon länger dabei, vielleicht kann man sich da was abgucken.

Stefan: Und es gibt viele Parks.

Was hat euch am meisten an Deutschland überrascht?

Jonathan: Das nächste Summer Camp findet Ende Juli in Belgien in der Nähe von Brüssel statt. Dort treffen sich wieder

Ihr habt bereits das Summer Camp erwähnt. Könnt ihr etwas darüber erzählen?


alle Organisationen. Wir werden weiter über die interne Struktur des Netzwerks diskutieren, weil dort alle anwesend sind, und wie wir Dinge in Zukunft entscheiden werden.

im Jahr 2010 ist das Netzwerk jedes Jahr weiter gewachsen. Es kamen mehrere neue Länder dazu und es wurden viele Kontakte geknüpft. Das ging alles sehr schnell.

Was sind eure Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Ländern?

Ist neue Organisationen zu gewinnen zurzeit euer Hauptaugenmerk?

Jonathan: Beim Summer Camp passiert am meisten, weil wir dort Zeit haben, stundenlange Diskussionen zu führen und zu planen. Und am Ende gibt es meistens auch gute Lösungen für verschiedene Probleme. Ansonsten gibt es sehr viel Mail- und Facebook-Kontakt, was nicht immer die beste Lösung ist, weil es auch aufgrund von Sprachbarrieren zu Missverständnissen kommen kann. Niklas: Wenn wir uns treffen, sind wir immer sehr produktiv. Der persönliche Kontakt ist sehr wichtig. Inwiefern hat sich die Organisation in den letzten Jahren entwickelt? Jonathan: Seit dem Start in Kopenhagen

Niklas: Da gibt es mehrere Dinge, auf die wir uns konzentrieren. Klar freuen wir uns, wenn mehr Länder den Sozialen Tag bei sich etablieren. Aber auch Erfahrungen auszutauschen und den Sozialen Tag in vielen Aspekten zu verbessern, sind wichtige Dinge, auf die wir uns fokussieren. Wir können uns einen einheitlichen Sozialen Tag in Europa vorstellen. Aber das ist Zukunftsmusik. Ist es eine Vision oder eher ein Wunschtraum? Stefan: Ich denke, es ist eine Vision. Jonathan: Es wird natürlich sehr lange dauern, vielleicht 20 Jahre, bevor wir realistisch über so etwas sprechen können. Aber es ist möglich.

Warum sollte man sich bei SAME engagieren? Und wie kann ich das? Jonathan: Es macht großen Spaß. Ihr lernt viele coole Leute kennen. Ihr habt immer einen Schlafplatz in verschiedenen Ländern. Ihr lernt sehr viel, seid Teil von etwas Größerem. Es gibt verschiedene Wege, sich zu engagieren. Seid aktiv in eurem Heimatland. Eine Teilnahme am Summer Camp wäre auch ein erster Schritt. Glaubt ihr, dass ihr die Welt damit ein bisschen besser macht? Jonathan: Ich denke schon. Wir mobilisieren rund 300.000 Schüler aus ganz Europa, die sich freiwillig für etwas Gutes engagieren. Ich würde sagen, wir arbeiten aktiv darauf hin. Vielleicht wirkt es nicht immer so, wenn wir müde und kaputt im Büro sitzen. Trotzdem: Wir arbeiten alle zusammen an etwas Großem. Das Interview führten Paul Niklaus Stahnke und Artur Kasper.

Das PAT ist international! Zwischen die Teilnehmer mischten sich auch Gäste aus unseren Projektregionen, deren Neuigkeiten aus ihren eigenen Projekten frischen Wind nach Berlin brachten. 2008 gründete SHL in Bosnien und Herzegowina zwei landesweite Jugendorganisationen, die mittlerweile selbstständig arbeiten. Das zeigt einerseits, dass die SHL-Mission, jugendliches Engagement langfristig in den Projektregionen zu verankern, erfolgreich ist. Andererseits… …verdeutlicht ASuBiH, ein landesweites Netzwerk von Schülervertretungen, dass der Austausch zwischen Schülern verschiedener Kulturen und Herkunft nicht selbstverständlich ist. In Bosnien werden die Schüler teilweise nach den unterschiedlichen ethnischen Gruppen getrennt unterrichtet – die Qualität des Bildungssystems leidet darunter. ASuBiH sorgt dafür, dass sich Schüler via Peer to Peer-Education über ihre Rechte informieren und am „Tag der Schüler“ neben ihrer Arbeit in den regionalen Schülervertretungen gemeinsam überregionale Aktionen starten können. Hajrudin Solak (18) aus Sarajevo, Präsident der Organisation, sagt dazu: „Wir verbinden Jugendliche aus ganz Bosnien miteinander!“

…verdeutlicht ONAuBiH, ein landesweiter Jugendmedienverband, dass eine demokratische Medienlandschaft nicht selbstverständlich ist. In Bosnien gibt es wenige politisch unabhängige Zeitungen, die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen finden in den Medien kaum Gehör. ONAuBiH vernetzt junge Journalisten beim Sommercamp miteinander, sie können eigene Texte im Jugendmagazin „Karike“ veröffentlichen und in Seminaren dazulernen – so sichern sie die Zukunft eines demokratischen Journalismus in ihrer Heimat! Vorstandsmitglied Edita Velić (22) aus Sarajevo sagt dazu: „ONAuBiH ist das Sprachrohr der Jugendlichen – frei von Zensur!“

SHL und seine Partnerorganisationen können viel voneinander lernen, da ONAuBiH und ASuBiH mittlerweile eigene Methoden gefunden haben, Jugendliche für ihre Aktionen zu begeistern. An Ideen für eine Zusammenarbeit mangelt es keinesfalls. Auch nach dem PAT bleibt also viel zu tun. Auf geht’s! (alo)


André Auras (17, Todesfelde) Yasmina Dutschmann (17, Bad Oldesloe)

Lara Bruns (17, Oldenburg)

Liv Windern (17, München)

Valentin Anton (18, München)


Vivien Müller (15) aus Ellenberg: „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenig zu haben und möchte jetzt, wo es mir selbst gut geht, anderen helfen, die es nicht so gut haben wie ich.“

Juliane Vorig (15) aus Rauschenberg: „Meine beste Freundin ist Kosovarin, deshalb liegt mir die gesamte Problematik dort sehr am Herzen.“

Maike Schad (21) aus Darmstadt: „Mich interessiert der Prozess und die Teilnahme an der Entscheidungsfindung besonders. Deshalb bin ich hier beim PAT und entscheide mit.“

Hendrik Laur (15) aus Brunsbek: „Ich engagiere mich an meiner Schule für Schüler Helfen Leben und habe den Verein auf einer Messe in Trittau vertreten.“

Linda Nowottny (16) aus München: „Ich habe mich schon immer für Entwicklungshilfe interessiert und bin durch den Sozialen Tag auf Schüler Helfen Leben gekommen. Jetzt bin ich als Stellvertretende Schülersprecherin selbst für die Organisation des Sozialen Tages an meiner Schule zuständig.“

Frauke Lang (18) aus Wachenheim an der Weinstraße: „Durch meine Cousine bin ich auf Schüler Helfen Leben gekommen. Man kann als Jugendlicher und Einzelner selten so gut helfen, wie beim Sozialen Tag. Deshalb habe ich ihn dieses Jahr als Schülersprecherin an meiner Schule eingeführt.“

Judith Stricker (17) aus Essen: „Wir haben es in Deutschland besser als die Menschen in vielen anderen Ländern und deshalb sollten wir ihnen helfen. Sie würden schließlich auch das gleiche für uns tun, wenn es uns schlecht ginge.“

23

PAT-STARTER 2014___


Übers Aktiv-Sein und Aktiv-Werden

„Was sollen diese Energizer eigentlich?“, „ST, PAT, SHL, AV? Bidde was?“, „Gleich erstmal ein saftiges Steak!“– könnten die Gedanken sein, die euch auf der Rückfahrt aus der Bundeshauptstadt bis nach Hause begleiten. Aber eine Sache ist gewiss: Ihr seid jetzt PATienten – der SHL-Virus hat euch infiziert. Und das einzige Heilmittel heißt „Aktiv bleiben“! Wie das geht und was „aktiv sein“ bedeutet, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Jeden Tag eine Dosis Schule hilft da nicht!

„Das sind ja keine Pflichtveranstaltungen. Das ist für mich einfach zum Hobby geworden!“ Die 17-jährige Leonie Lukasiewicz engagiert sich schon ziemlich lange neben der Schule. Leonie verbrachte Recherchereisen in Südosteuropa, nahm an diversen Jugendtreffen von SHL teil und begleitete sogar zwei Hilfstransporte nach Montenegro in das Flüchtlingslager „Camp Konik“. Mehr erfahren und auch aktiv werden? Checkt das Einsteigertreffen aus: www.einsteigertreffen.shl.info. Hinter dem QR-Code findet ihr noch einen Bericht über den letzten Hilfstransport nach Montenegro.

Do-Balkan direkt – das Heilmittel!

„Butter bei die Fische, was passiert jetzt eigentlich mit meinem Sozialer-Tag-Lohn?“, fragte sich Simon Koopmann (17) aus Bordesholm. Ohne lange zu grübeln packte er seine sieben Sachen und fuhr einfach mal auf den Balkan. Natürlich nicht alleine: Im Rahmen des Ostercamps besuchte Simon zusammen mit einer Jugendgruppe Hilfsprojekte in Bosnien und Herzegowina und Serbien. Wollt ihr unsere Projekte und den Balkan auch kennenlernen? Zieht euch das rein: www.camps.shl.info.

Selbsthilfegruppen? Selbst helfen in Gruppen!

„Schüler Helfen Leben ist die Plattform. Aber wir organisieren uns selbst!“, so die 19-jährige Sjelle Hiebner. Sie ist Regionalgruppensprecherin der Gruppe KEN. Wer jetzt an Barbie denkt, liegt falsch: KEN steht für Kiel, Eckernförde, Neumünster. Regionalgruppen sind Verbände aus Jugendlichen, die sich bei SHL engagieren und in derselben Region

leben. Dort planen sie eigene Aktionen wie Benefizkonzerte, Spendenläufe und machen den Sozialen Tag an den Schulen in ihrer Umgebung bekannt. Auch Lust, einer Regionalgruppe beizutreten und das Netzwerk auszubauen? Meldet euch bei uns: info@schueler-helfen-leben.de.

Behandlung von Zuhause

„Für mich wunderbar, weil ich einfach nicht die Zeit habe, zu vielen Treffen zu fahren!“, sagt das 18-jährige Vorstandsmitglied des SV-Bildungswerks, Lukas Johnsen, über den „Call for Proposals“ (zu Deutsch: Aufruf zu Vorschlägen). Zusammen mit anderen Schülern, Stiftungsmitarbeitern und Freiwilligen aus dem Bundesbüro von Schüler Helfen Leben las Lukas vor dem PAT Förderanträge von Hilfsorganisationen aus Südosteuropa. Auf zwei Meetings in Berlin stimmte er als Mitglied der „CfP-Jury“ darüber ab, welche Projekte den Teilnehmern auf dem PAT vorgestellt werden. Mehr über den CfP und die Förderpolitik von SHL erfahren? Klickt das mal an: www.wie_und_wo_wir_helfen.shl.info.

Einjährige Kur nach dem Schulabschluss!

„Wenn ich auf Heimatbesuch in München bin, schauen mich meine Freunde komisch an, wenn ich etwas sage“, erklärt der Bundesbürofreiwillige Till Wiechmann (19), den nicht nur der SHL-Virus sondern auch der norddeutsche Slang erwischt hat. Für sein Freiwilliges Soziales Jahr hat er „Weißwurscht“ und Bergen den Rücken gekehrt und ist nach Schleswig-Holstein umgesiedelt. Zusammen mit sechs anderen Freiwilligen zieht er dort die Fäden des diesjährigen Sozialen Tages. Ihr möchtet auch ins Bundesbüro von SHL? Kein Problem, schaut euch hier mal um: www.fsj.schueler-helfen-leben.de.

Hat das ein oder andere Beispiel schon einen wohltuenden Effekt bei euch hinterlassen und euer Interesse geweckt? Konntet ihr euch sogar mit einigen der beschriebenen Personen identifizieren? Dann zögert nicht, geht auf uns und SHL zu! Bis dahin könnt ihr euch mit Energizern warmhalten und die abertausenden Abkürzungen in euren aktiven Wortschatz aufnehmen. Ach und eins noch: „Guten Hunger“ zum Steak!

24___PAT-STARTER 2014


13. bis 15 Juni 2014: Das Einsteigertreffen in Kassel

27. Juli bis 1. August 2014: SAME-Sommer Camp in Belgien

3. Juli 2014: Sozialer Tag

10. bis 26. Oktober 2014: Zehnt채giges Herbstcamp in die Balkanregion



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