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MONTAG, 13. APRIL 2015
Eine Garderobe aus dem Laser Langweilige MĂśbel sind von gestern, heute kann jeder seinen persĂśnlichen Stil auch mit seiner Einrichtung ausdrĂźcken. Ob StĂźhle, Tische oder Regale – alles gibt es in auĂ&#x;ergewĂśhnlichen Formen, Farben und Anfertigungen – aber nicht nur von Ikea! Vor allem junge MĂśbeldesigner sorgen zurzeit fĂźr Abwechslung in der Wohnung. VON ANNE KIRCHBERG
Christoph Schindler wusste beim Abschluss seines Architektur-Studiums an der Universität Kaiserslautern noch gar nicht genau, welchen beruflichen Weg er einschlagen wollte. Dabei zeigte das Thema seiner Diplomarbeit ihm eigentlich bereits ziemlich deutlich seine heimliche Leidenschaft auf: Er entwickelte im Rahmen eines Wettbewerbs die Inneneinrichtung eines Business-Flugzeuges fĂźr die Firma Boeing. „Nach meinem Abschluss faszinierten mich vor 14 Jahren dann als Assistent der EidgenĂśssische Technischen Hochschulen in ZĂźrich die MĂśglichkeiten der digitalen Fertigung, und ich entwarf als erstes Experiment auf einer industriellen Laserschneidemaschine eine parametrische, also in der Länge auf KundenwĂźnsche anpassbare, Garderobe.“ Nachdem sein Produkt zuerst im Freundeskreis und später in Geschäften zahlreiche Käufer fand, wollte der damals 27-Jährige diese Leidenschaft zum Beruf machen. Mittlerweile ist Christoph 41 Jahre alt und betreibt gemeinsam mit seiner Frau eine eigene MĂśbel-Firma. „Wir entwickeln die MĂśbel selbst und vertreiben sie auch. Gleichzeitig gehe ich damit kein groĂ&#x;es finanzielles Risiko ein, da ich an der Hochschule Luzern noch als Leiter der Studienrichtung Objektdesign arbeite.“ Der Wahl-Schweizer hat SpaĂ&#x; daran, neue BedĂźrfnisse am Markt aufzudecken und diese in seinen Produkten umzusetzen. Seiner Kreativität setzt Christoph dabei keine Grenzen, obwohl bei einigen MĂśbelstĂźcken gewisse Formen oder Funktionen natĂźrlich von vorne herein feststehen. „Trotzdem gibt es immer Nischen zu entdecken“, berichtet er. „Zu sagen, da kĂśnne man nichts mehr hinzusetzen, ist wie zu behaupten, alle Geschichten wären schon erzählt!“ Allerdings nimmt das Entwerfen in seiner täglichen Arbeit einen eher kleinen Teil ein, die meiste Zeit verbringt er mit Organisation und Logistik. „Es ist wichtig, dass man sich bei einem Beruf wie MĂśbeldesigner keine Illusionen macht, sondern die ganze Bandbreite der Aufgaben wahrnimmt“, meint Christoph. „Und neben dem Talent sowie der Leidenschaft benĂśtigt solch ein Weg sehr
ZUR SACHE
MĂśbeldesign FrĂźher entwarfen und fertigten vor allem Schreiner MĂśbel an, danach Ăźbernahmen diese Arbeit unter anderem Architekten und Ingenieure. Erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts gibt es spezialisierte MĂśbeldesigner. Ihre Tätigkeit ist ein Bereich des Produktdesigns, der sich mit dem Entwerfen von MĂśbeln beschäftigt. Die Gestaltung der verschiedenen Einrichtungsgegenstände wird dabei ganz nach den Vorstellungen des Designers entweder nach funktionalem, nach ästhetischen oder nach benutzertauglichen Aspekten vorgenommen. Häufig richtet sich das Design nach aktuellen Trends oder versucht, mit neuen Stilen einen nächsten Trend loszutreten. Abgesehen von der Erstellung schlieĂ&#x;t das MĂśbeldesign die Forschung und Entwicklung mit ein und geht von den ersten Skizzen Ăźber die Anfertigung eines Prototypen bis hin zum fertigen Einrichtungsgegenstand. In den Ausbildungen und Studiengängen werden sowohl Fach- als auch Methodenwissen gelehrt. Man erhält produktionstechnische und wirtschaftliche Kenntnisse sowie den Sinn fĂźr Formen, Farben und Gestaltung vermittelt. MĂśbeldesigner benĂśtigen auĂ&#x;erdem Wissen in Verfahrenstechnik, MĂśbelkonstruktionstechnik und Baustoffkunde. Studiert werden kann MĂśbeldesign in Deutschland abgesehen von Schwerpunkten bei Studiengängen der Innenarchitektur wie an der Hochschule Mainz auch an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle an der Saale, der Universität Weimar und der Universität Kassel. (akk)
Kein Massen-MĂśbelstĂźck: Designer wie Christoph Schindler entwerfen individuelle LĂśsungen. viel Ausdauer!“ UnterstĂźtzung erhalten junge MĂśbeldesigner unter anderem von der Online-Plattform selekkt.com, deren Betreiberfirma „Neue Projekt“ ihren Sitz in Mainz hat. „selekkt.com ist ein Marktplatz fĂźr junges Produktdesign, Projekte und Ideen, auch im Bereich
MĂśbeldesign“, erklärt Projektleiterin Pia Franziskus. Das Team besteht aus Studierenden und Ehemaligen der Mainzer Hochschulen und begann 2009 zuerst mit einem Blog Ăźber auĂ&#x;ergewĂśhnliches Design. „Seit drei Jahren bringen wir nun deutsche Jungdesigner und Kunden zusam-
FOTO: PRIVAT/SCHINDLER
men, bieten ihnen ein spannendes Netzwerk und schlieĂ&#x;en so die VertriebslĂźcke.“ Das funktioniert mit groĂ&#x;em Erfolg: Ăœber 800 junge Verkäufer verkaufen auf der Seite mittlerweile Ăźber 5.000 Produkte. Einige der jungen MĂśbeldesigner auf selekkt.com sind vielleicht ehe-
K URZ UN D B ĂœNDI G
Rollenspiel der alten Schule
Nach dem Abi: Pläne konkretisieren
COMPUTER- UND VIDEOSPIELE: Pillars of Eternity bietet viel Text, viele Kämpfe und vor allem viel Atmosphäre VON BENJAMIN GINKEL
Darauf haben Rollenspiel-Fans sehnlichst gewartet – mit Pillars of Eternity ist ein (zumindest geistiger) Baldur’s-Gate-Nachfolger erschienen, der die Tugenden der jahrzehntealten Rollenspielserie aufgreift und aktualisiert. Kurzum: Pillars of Eternity ist ein Juwel. Eigentlich sind die Spieleentwickler von Obsidian Entertainment vornehmlich fĂźr gute Auftragsarbeiten bekannt – mit Pillars of Eternity wollen sie endgĂźltig aus dem Schatten ihrer Auftraggeber treten. Die Zeichen dafĂźr stehen gut, die Vorschusslorbeeren (rund 4,6 Millionen Dollar), die Pillars of Eternity in Form von gut 77.000 UnterstĂźtzern bei der Crowdfunding-Plattform Kickstarter erhalten hat, waren berechtigt. Wer am PC Rollenspiele mag, dem sind Spielenamen wie Baldur’s Gate, Planescape: Torment und Icewind Dale nicht fremd. Ende der 90er und kurz nach dem Millenniumswechsel revolutionierten diese Spiele das Genre mit der sogenannten InfinityEngine – der Spieler steuert seine Abenteuergruppe in einer isometrischen Ansicht durch liebevoll gezeichnete, mittelalterliche Ländereien, Städte und Burgen. Kommt es zu Kämpfen mit Wildtieren, Wegelagerern oder anderen Monstern, pausiert das Geschehen und der Spieler kann seinen Recken in aller Ruhe Anweisungen geben. An diese Tradition knĂźpft nun also das ab 16 Jahren freigegebene Pillars of Eternity an. Ohne lange Vorgeschichte findet sich die Spielfigur, die zuvor den eigenen Vorlieben nach erstellt worden ist – neben Klassen, Rassen, Spezialisierungen ist auch die Vorgeschichte des Charakters auszuwählen –, findet sich der Spieler als Mitreisender einer Karawane wieder und gerät im Nu in eine VerschwĂśrung mit – wie sollte es auch anders sein – kollosalem AusmaĂ&#x;. Nach und nach schart man dann bis zu fĂźnf Gruppenmitglieder um sich, die ihrerseits eigene Geschichten und BeweggrĂźnde haben, sich der Gruppe
malige Studierende von Bernd Benninghoff, der Professor fĂźr Innenarchitektur und Kommunikation im Raum an der Mainzer Hochschule fĂźr Gestaltung ist. Er weiĂ&#x;, dass viele der kreativen KĂśpfe aus Studiengängen wie Innenarchitektur oder Produktdesign kommen. „An der Hochschule Mainz setzen wir uns im Studiengang Innenarchitektur bereits im ersten Semester mit der Gestaltung und Realisierung von Leuchten und MĂśbeln auseinander“, erklärt Benninghoff. In Fächern wie MĂśbelkonstruktion, Materialtechnologie und Gestaltungslehre werden die Grundlagen gelegt, bevor die Studierenden ihre ersten Prototypen in den hochschuleigenen Werkstätten anfertigen. Eine handwerkliche Ausbildung ist fĂźr das Studium zwar nicht erforderlich, aber nach der Erfahrung des Professors gerade beim MĂśbeldesign sehr hilfreich. „Wer schon einmal in einer Tischlerei oder Schlosserei gearbeitet hat, der hat bereits erste Erfahrungen beim Umgang mit Materialien und Herstellungsverfahren gesammelt und somit eine gute Grundlage fĂźr ein gestalterisches Studium geschaffen.“ Wichtig fĂźr angehende MĂśbeldesigner ist daneben eine groĂ&#x;e Begeisterungsfähigkeit fĂźr die Gestaltung von Objekten und Räumen. Im Studium wird zudem eine groĂ&#x;e Bandbreite an anderen mĂśglicherweise interessanten Arbeitsfeldern aufgezeigt, wie Raumplanung, Ausstellungsgestaltung, TransportationDesign oder Szenografie. „Jeder kann ganz nach seinen eigenen Stärken Schwerpunkte auswählen und legt mit dem Bachelor-Abschluss eine solide Grundlage fĂźr die berufliche Zukunft“, weiĂ&#x; Bernd Benninghoff. „Wer sich spezialisieren oder selbstständig machen mĂśchte, sollte allerdings noch einen Masterstudiengang in Betracht ziehen.“ Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind nach Meinung des Professors besonders fĂźr diejenigen gut, die ihr Studium mit Engagement und Herzblut absolvieren. Positiv sind auch die vielen unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche, die sich anbieten, wenn es mit dem Traum vom Designer nicht klappt. „Sie reichen von der Gestaltung von Shops, Arztpraxen und Messeständen bis hin zur Entwicklung von seriell hergestellten MĂśbelstĂźcken.“
PILLARS OF ETERNITY
Geistiger Baldur’s-Gate-Nachfolger Plattform: PC Verlag: Paradox Interactive Fazit: Pillars of Eternity ist ein Rollenspiel-Schwergewicht. Die packenden Kämpfe, eine wendungsreiche Hintergrundgeschichte und wirklich wichtige Entscheidungen ergeben ein herausragendes Spiel – und einen Pflichtkauf fßr Rollenspielfans die gerne lesen. Wertung: 9 von 10 Punkten
Nach der Schule sind sich viele Abiturienten Ăźber ihre Zukunftspläne noch unsicher. Wer nicht weiĂ&#x;, ob er studieren soll, was er studieren soll oder welcher Beruf generell infrage kommt, kann drei Tipps beherzigen. Sie kommen vom Studienkompass, einer Initiative der Accenture-Stiftung, der Deutsche Bank Stiftung und der Stiftung der Deutschen Wirtschaft. 1. Studiengänge ausprobieren: Gut ist, sich mit Studierenden der jeweiligen Studiengänge auszutauschen und sie einmal zu Veranstaltungen zu begleiten. Die meisten Hochschulen listen auf ihrer Webseite Ansprechpartner und Angebote speziell fĂźr Abiturienten auf. 2. Berufe kennenlernen: Von auĂ&#x;en ist schwer ersichtlich, ob ein Beruf einem tatsächlich liegt. Hier helfen Praktika, Ferienjobs oder ein ehrenamtliches Engagement. 3. BrĂźckenjahr: Bringt auch das Hineinschnuppern in Studiengänge und Berufe den Abiturienten nicht weiter, hilft vielleicht ein BrĂźckenjahr. Das kann zum Beispiel mit einem freiwilligen sozialen Jahr oder einem Au-PairAufenthalt gefĂźllt werden. So lernt man Neues kennen und hat nachher womĂśglich konkrete Pläne, was den Jobwunsch angeht. (dpa)
Android-Erfinder: UnterstĂźtzung fĂźr Startups
anzuschlieĂ&#x;en. Gemeinsam, in einem sorgsam zusammengestellten Team aus Kriegern (die auf Feinde zustĂźrmen und mĂśglichst lange deren Aufmerksamkeit auf sich ziehen), Kämpfern (die mit brachialer Gewalt oder tĂźckischer List den Gegnern zusetzen), Magiern (die verheerende Flächenzauber nutzen oder Helfer beschwĂśren) und UnterstĂźtzern (die Gruppenmitglieder heilen oder deren Fähigkeiten verbessern), erkundet
man dann die Fantasiewelt von Eora. Die ßbrigens sehr abwechslungsreich geraten ist: Mal durchstÜbert die Heldengruppe eine dunkle HÜhle, mal eine Festungsanlage oder ein Verlies voller Untoter. Immer gibt es irgendwo etwas zu entdecken – und zu entscheiden. Beispiel gefällig? Während Bauern ßber zu hohe Preise in der Ürtlichen Mßhle klagen, rechtfertigt sich der Mßller mit hohen ZÜllen an den Herrscher. Der Spieler
kann nun vermitteln – mit geschickten Worten in Multiple Choice Gesprächen oder mit Waffeneinsatz. Einfach sind die Entscheidungen in den wenigsten Fällen: Schwarz und weiss, gut und bÜse, gibt es in Pillars in Eternity nur selten, meist liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Mit aktuellen Effektgewittern, wie beispielsweise Dragon Age: Inquisition, kann Pillars of Eternity nicht mithalten. Dennoch ist die Grafik sehr
liebevoll gestaltet, die Zauber sehen hĂźbsch aus und die Landschaften sind mit vielen kleinen Details versehen. Da passt alles zusammen. Einziger Wehmutstropfen eines ansonsten sehr gelungenen Spiels, sind die teilweise fehlerhafte Ăœbersetzung ins Deutsche und die fehlende deutsche Sprachausgabe. Zumindest ersteres wird hoffentlich mĂśglichst bald noch nachträglich verbessert.
Andy Rubin, der bei Google das Smartphone-System Android an die Weltmarktspitze fĂźhrte, will kĂźnftig Startups groĂ&#x; machen. Rubin will GrĂźnder darin unterstĂźtzen, ihre eigene vernetzte Hardware zu entwickeln. Dazu sollen sie Rat von Experten bekommen, sagte Rubin der Zeitung. Bisher habe er 48 Millionen Dollar fĂźr seine Arbeit gesammelt, unter anderem bei Rubins ehemaligem Arbeitgeber Google. Im Gegenzug fĂźr die UnterstĂźtzung der Startups wird den Geldgebern ein Teil der Firmen gehĂśren. Diesen Anteil kĂśnnen die UnterstĂźtzer zu Geld machen, wenn eine Firma verkauft wird oder an die BĂśrse geht. Rubin ist einer der Erfinder des Betriebssystems Android. Google kaufte 2005 die Firma Android, die er mitgegrĂźndet hatte. Rubin verlieĂ&#x; Google Ende 2014. (dpa) kai_hp06_juge.01