Schauburg Cinerama Karlsruhe - Programmheft November 2019

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NEU IM NOVEMBER 18

MEIN ENDE. DEIN ANFANG. Deutschland 2019

Regiedebütantin Mariko Monoguchi wirbelt die Gesetze des filmischen Erzählens durcheinander und inszeniert unter Zuhilfenahme eines preiswürdigen Ensembles eine zu Tränen rührende Geschichte über Liebe, Verlust und Vergeben. Für Nora (Saskia Rosendahl) bricht eine Welt zusammen, als ihr Freund (Julius Feldmeier) bei einem Banküberfall ums Leben kommt. Zunächst versucht sie die Tragödie zu verdrängen. Doch nach und nach brechen die Gefühle aus ihr heraus und sie beginnt notgedrungen, den Verlust zu verarbeiten. Dazu schwelgt sie in Erinnerungen an ihr gemeinsames Kennenlernen, ihre große Liebe und all die Träume, die das glückliche Paar hatte und nun doch nie umsetzen können wird. Irgendwo in einer anderen Ecke der Stadt hat Natan (Edin Hasanovic) ein ähnliches Problem, das ihm den Boden unter den Füßen wegzieht. Seine kleine Tochter ist schwerkrank und benötigt dringend eine teure Behandlung, die für Natan jedoch unbezahlbar wird, als er durch eigenes Verschulden seinen Job verliert. Die Wege von Natan und Nora kreuzen sich eines Nachts, denn die beiden scheinen überraschend viel gemeinsam zu haben … Regisseurin Mariko Minoguchi arbeitet zwar nicht mit derart drastischen visuellen Stilmitteln wie ihr Kollege Noé, doch genau wie dieser hat auch sie die Wichtigkeit von inszenatorischer Experimentierfreude erfasst. Da rückt der Handlungsstrang rund um Noras One-Night-Stand Natan zeitweise fast in den Hintergrund, da man erst weit in der zweiten Filmhälfte von „Mein Ende. Dein Anfang.“ zu verstehen beginnt, von welch enormer Wichtigkeit Natans Eintritt in Noras Leben eigentlich ist. Sowohl die sich zaghaft aufbauende Beziehung zwischen den beiden, als auch die über kleine, dafür umso liebevollere Gesten funktionierende Lovestory zwischen ihr und ihrem verstorbenen Freund erinnern an die Filme eines Mikhaël Hers, der mit „Ein Sommergefühl“ einen der besten, wenn nicht gar den besten Film zum Thema Trauerverarbeitung inszeniert hat, den es überhaupt gibt. Hier trifft die reduzierte Intimität seiner Erzählungen auf die keinerlei Risiko scheuende Experimentierfreude von Filmemachern wie Christopher Nolan oder eben auch Gaspar Noé – eine Kombination, die man einfach erleben muss, um sie zu glauben.

AB 28. NOVEMBER IN DER SCHAUBURG

REGIE Bora Dagtekin​ DARSTELLER Elyas M'Barek, Karoline Herfurth, Florian David Fitz​ LAUFZEIT 110 Minuten VERLEIH Constantin


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