Sanitas Magazin 1/24: Typisch Mann, typisch Frau

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Typisch Mann, typisch Frau Wo das Geschlecht eine Rolle spielt Frühgeburten Bessere Früherkennung dank neuer Technik

Sportverletzungen Ursachen, Diagnosen, Therapien


BINSENWEISHEIT

Nase hochziehen: eklig, aber auch ungesund? Es gehört zu den unangenehmen Geräuschen im Winter: Wenn das Gegenüber die Nase geräuschvoll hochzieht, ist das ziemlich unappetitlich. Schädlich aber ist es nicht. Einige Ärztinnen und Ärzte raten sogar dazu, denn kräftiges Schnäuzen kann den Schleim mitsamt Krankheitserregern in die Nebenhöhlen und das Mittelohr katapultieren und dort zu Entzündungen führen. Der Druck beim Schnäuzen ist zehnmal so hoch wie beim Niesen, wie Wissenschaftler herausgefunden haben. Wohlgemerkt bei trompeten­artigem Schnäuzen. Verhaltenes Blasen abwechselnd durch ein Nasenloch ist hingegen viel sanfter – und eine Alternative für alle, denen das Hochziehen trotz Gesundheitsaspekt unangenehm ist.

Illustration: Joël Roth

Was wollten Sie schon immer mal wissen? redaktion@sanitas.com

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EDITORIAL

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Binsenweisheit

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Editorial

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Kurz & bündig

DOSSIER

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Typisch Mann, typisch Frau

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Vasektomie

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Wir müssen reden!

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Krebs: auch eine Sache des Geschlechts

7 Fakten zum Frauenkörper 14

16 Gendermedizin: bedeutende Unterschiede Aktiv sein

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Sportverletzung: Was nun?

Aus dem Leben 22 Ich bin Christian

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Hausmittel

Was hilft gegen Ohrendruck und -schmerzen?

Entwickeln für morgen

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Risiko Frühgeburt

Wissenswert

26 Wie errechnet man Krankenkassenprämien?

Sani und Elina

Liebe Leserin, lieber Leser

Dr. Andreas Schönenberger CEO, Sanitas

Bei Sanitas arbeiten fast 1000 Menschen täglich zusammen. Das klappt meist reibungslos trotz all unserer Unterschiede und unabhängig vom Geschlecht. Denn einer der Werte von Sanitas lautet «partnerschaftlich». Das betrifft nicht nur das Miteinander im Unternehmen. Partnerschaftlichkeit ist auch unser Ziel im Kontakt mit Ihnen, unseren Kundinnen und Kunden. Natürlich spielt dabei das Berücksichtigen individueller Bedürfnisse eine wichtige Rolle. So sind beispielsweise Frauen und Männer nicht von allen gesundheitlichen Herausforderungen gleich betroffen. Darauf muss eine Krankenversicherung eingehen können. Damit wir jeder und jedem Versicherten das richtige Angebot unterbreiten können, entwickeln wir unsere Produktpalette ständig weiter und haben neu die Zusatzversicherung Vital für Sie lanciert. Sie ist so flexibel anpassbar und umfassend in ihren Leistungen, dass sie genau das beinhaltet, was Sie gerade brauchen. Egal, ob Mann oder Frau. Auf sanitas.com finden Sie mehr dazu. Bleiben Sie gesund!

27 ... putzen Zähne

IMPRESSUM: Herausgeber Sanitas Management AG, Jägergasse 3, 8021 Zürich, sanitas.com/magazin | Kontakt redaktion@sanitas.com| Gesamtverantwortung Claudia Sebald | Redaktion Irène Maria Schäppi (Leitung), Jessica Braun, Helwi Braunmiller, Julie Freudiger, Nicole Krättli, Katharina Rilling, David Torcasso | Übersetzungen Sanitas Übersetzungsdienste | Art Direction Festland AG | Lithografie Detail AG| Druck swissprinters.ch | Bildnachweise Alle nicht gekennzeichneten Bilder sind Eigentum von Sanitas oder von Sanitas lizenziert, Cover: Raphaela Pichler, herzlichen Dank ans Hotel Townhouse in Zürich, S. 6/7: Stas Pylypets / stocksy, S. 12/13: Christoph Burgstedt / Adobe Stock, S. 20: skynesher / iStock, Gesamtauflage ca. 550 000; 14. Jahrgang; gedruckt auf umweltfreundlichem FSC©-Papier: SGSCHCOC-002716 | Erscheinungsweise 4 × jährlich in D, F, I | Das nächste Magazin erscheint im Mai 2024.

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KURZ & BÜNDIG

Neu bei Sanitas

Ein herzliches Willkommen an unsere über 60 000 neuen Kundinnen und Kunden! Wir geben unser Bestes, damit Sie sich bei uns wohl und in guten Händen fühlen. Auch unseren treuen Kundinnen und Kunden möchten wir dieses Versprechen geben und wünschen Ihnen allen ein gesundes 2024. Was unsere Versicherten an uns schätzen: sanitas.com/gesundheitspartnerin Schon gewusst?

Heiss baden, gut schlafen Gehören Sie zu den Glücklichen, die nach gefühlt 30 Sekunden einschlafen? Oder zur anderen Kategorie Mensch, die sich stundenlang im Bett wälzt? Ein heisses Bad oder eine Dusche zwei Stunden vor der Schlafenszeit sollen gemäss Schlafforscherin Dr. Els van der Helm für ein besseres Einschlafen sorgen. Klingt machbar.

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Nachhaltigkeit wird bei Sanitas grossgeschrieben – was das Gesundheitswesen, aber auch was die Umwelt anbelangt. Deshalb sind unsere Versichertenkarten neu aus recyceltem Polyethylenterephthalat, kurz rPET. So sparen wir gegenüber herkömmlichen Karten aus Polyvinylchlorid (PVC) 42 Prozent CO2 ein. Mehr Infos zur Versichertenkarte finden Sie hier: sanitas.com/nachhaltigkeit

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KURZ & BÜNDIG

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Quelle: Sanitas Health Forecast 2023

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Typisch Mann, typisch Frau Frauen sind von der Venus, Männer vom Mars. Stereotype wie diese gibt es genug. Und wir haben sie oft genug gehört. Dennoch: Es gibt ihn, den kleinen Unterschied, der ganz schnell einen grossen Unterschied machen kann, wenn es um Medizin und Psychologie geht. Gut also, dass das Thema Geschlecht einen immer höheren Stellenwert gewinnt.

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DOSSIER

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DOSSIER

Ein kleiner Akt der Gleichstellung Familienvater Matthias von Wartburg hat sich vor drei Jahren unterbinden lassen. Die Vasektomie ist ein Schritt, vor dem immer noch viele Männer zurückschrecken. Text Nicole Krättli

Bild Colin Frei

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igentlich sah Matthias von Wartburg seiner Vasektomie gelassen entgegen. Auf dem Weg ins Spital postete der Vater von drei Kindern noch lässig eine Story auf Instagram, in der er den bevorstehenden Eingriff ankündigte. Doch als er schliesslich auf dem Operationstisch lag, wurde ihm plötzlich mulmig. «Es war mein erster Eingriff und dann gleich noch an einer so heiklen Stelle. Ich habe mich innerhalb kürzester Zeit in etwas reingesteigert», erinnert sich der 37-Jährige. Er ist bei Weitem kein Einzelfall. Viele Männer schrecken vor einer Unterbindung zurück. Manchen ist bereits das Gespräch darüber zu viel. «Ich habe im Vorfeld der Operation mit vielen Männern gesprochen. Einige waren sehr interessiert, andere meinten, dass sie unter keinen Umständen einen solchen Eingriff durchführen lassen würden», erzählt von Wartburg. Kein Wunder. Männlichkeit ist in vielen Köpfen noch stark an die Zeugungsfähigkeit gekoppelt. Die Angst vor deren Verlust scheint deshalb weiterhin ein wichtiger Aspekt in der Entscheidung für oder gegen eine Vasektomie zu sein.

Non-Scalpel-Methode zur Anwendung: Die Haut des Hodensacks wird nach lokaler Betäubung einige Millimeter gespreizt, um an den Samenleiter zu gelangen. Der Eingriff dauert im Schnitt etwa 15 Minuten und der Patient kann anschliessend wieder nach Hause gehen. Die Wunde ist nach einigen Tagen verheilt. Etwas schonen sollte man sich jedoch anschliessend, um Schmerzen und Komplikationen zu vermeiden. Ein kurzer Eingriff mit weitreichenden Folgen. Denn obschon eine Vasektomie grundsätzlich rückgängig gemacht werden kann, gibt es keine Erfolgsgarantie bezüglich einer erneuten Zeugungsfähigkeit. Auch Matthias von Wartburg hat seine Entscheidung deshalb nicht leichtfertig getroffen. Im Gegenteil. Im Zeitraum von rund zwei Jahren haben er und seine Frau sich immer wieder darüber unterhalten.

Wenig riskante Unterbindung

Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass der Eingriff medizinisch betrachtet sehr risikoarm ist, wie Dr. med. Michael Kurz, Facharzt für Urologie, im Interview (siehe rechts) erklärt. Heute kommt in der Schweiz mehrheitlich die sogenannte

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Verhütung: Welche Methode passt zu mir? sanitas.com/ verhuetung

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DOSSIER

Dr. med. Michael Kurz, Sie sind Facharzt für Urologie. Wann ist eine Vasektomie sinnvoll? Wenn die Familienplanung endgültig abgeschlossen ist. Denn eine Vasektomie ist zwar grundsätzlich umkehrbar, die Fruchtbarkeit ist aber nie mehr gleich gut. Nicht selten muss dann eine künstliche Befruchtung durchgeführt werden. Wie belastend ist der Eingriff? Der Eingriff ist minimalinvasiv und daher wenig belastend. Das unterstützt eine schnelle Heilung. Die Patienten spüren den Eingriff noch ein bis zwei Wochen, können in der Regel aber normal zur Arbeit gehen. Birgt der Eingriff dennoch Risiken? Ernsthafte Komplikationen sind sehr selten. In wenigen Fällen kann es verlängert zu Schmerzen am und um den behandelten Bereich oder am Nebenhoden kommen. Diese sind aber gut zu behandeln. Chronische Schmerzen anschliessend gibt es kaum. Welche Nachsorge empfehlen Sie? Es ist ratsam, eine Woche lang auf Sport, Sex und Baden zu verzichten. Duschen geht bereits am nächsten Tag wieder.

Abwarten und Tee trinken: Erst nach zwei Jahren Überlegung entschied sich Matthias von Wartburg für eine Vasektomie.

Wo liegen die Vorteile einer Vasektomie? Die Unterbindung ist sehr sicher und nachhaltig, die Kosten sind deutlich geringer fürs Paar, und die Partnerin braucht keine hormonelle Verhütung oder regelmässige Wechsel der Spirale mehr. Welche Ängste treiben Ihre Patienten dennoch um? Gelegentlich werde ich nach einem erhöhten Prostatarisiko gefragt. Das ist aber wissenschaftlich widerlegt. Ein Hauptthema ist die Einbusse der «Männlichkeit» – die findet aber nur auf psychologischer Ebene statt.

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DOSSIER

Heute ist sich Matthias von Wartburg sicher, dass die Entscheidung richtig war – für sich, aber auch als Paar.

«Mein Hauptargument gegen eine Vasektomie war lange Zeit: Würden meine Frau und meine Kinder zum Beispiel bei einem Autounfall sterben, wäre ich noch jung genug, um vielleicht irgendwann ein zweites Leben zu beginnen.» Wenn er heute darüber spricht, schmunzelt er ein wenig beim Gedanken an sein Hauptargument von damals. Irgendwann folgte der Sinneswandel: Das Horrorszenario Autounfall ist um einiges unwahrscheinlicher als das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft. «Und da waren wir uns einig, dass wir das wirklich vermeiden möchten», sagt der Journalist. Sichere Verhütungsmethode

Tatsächlich ist die Vasektomie eine der sichersten Verhütungsmethoden überhaupt. Das zeigt ein Blick in den sogenannten Pearl-Index. Er ist der Bewertungsmassstab für die Wirksamkeit von Verhütungsmethoden und gibt an, wie viele von 100 Frauen, die ein Jahr lang eine bestimmte Verhütungsmethode nutzen, trotzdem schwanger werden. Nach einer Vasektomie liegt der Pearl-Index bei etwa 0,1. Das bedeutet, dass statistisch gesehen nur eine von 1000 Frauen durch Sex mit einem unterbundenen Mann schwanger wird. Im Vergleich dazu liegt der Pearl-Index bei der Antibabypille zwischen 0,1 und 0,9, bei der Hormonspirale etwa bei 0,16.

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Matthias von Wartburg sieht seine Vasektomie deshalb als «kleinen Akt der Gleichstellung». «Meine Frau hat so viele körperliche Strapazen auf sich genommen, um unsere drei Kinder zur Welt zu bringen. Da ist eine Unterbindung das Mindeste, was ich für uns tun kann», so der Familienvater. Das Beste daran: Der Eingriff wirkte sich sogar positiv auf die Sexualität des Paares aus. Und das, obschon viele Männer sich genau davor fürchten, wie Urologe Michael Kurz erklärt: «Eine der häufigsten Fragen, die mir Patienten im Vorfeld stellen, ist die nach der sexuellen Potenz nach einer Vasektomie. Fakt ist: Eine Unterbindung macht körperlich nicht impotent.» Auch von Wartburg hatte etwas Respekt vor dem zweiten ersten Mal, verspürte dann aber eine grosse Erleichterung: «Die Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft war dank des Eingriffs komplett verschwunden. Das hat eine unglaubliche Entspannung gebracht.»

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Sanitas übernimmt Vasektomien zur Empfängnisverhütung, wenn Sie eine Zusatzversicherung wie Classic oder Vital abgeschlossen haben. sanitas.com/ vasektomie

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DOSSIER

Text David Torcasso

Illustration Joël Roth

Wir müssen reden! Mit diesen fünf Kommunikationstipps von Paartherapeut Klaus Heer können Paare lernen, die richtigen Worte zu finden und ihre Beziehung positiv zu beeinflussen.

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Gemeinsam laut denken

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Dampf ablassen

«Oft kommen Paare beim Reden nicht auf das Naheliegendste», sagt Klaus Heer. Er rät darum, laut miteinander zu denken. Vor allem bei Themen, bei denen beide nicht weiterkommen. Beispielsweise bei der gerechten Aufteilung der Haushaltspflichten. Fragen Sie konkret: «Erzähle mir mal frisch von der Leber weg, wie du dir das vorstellst. Ich höre dir einfach zu. Und anschliessend tauschen wir die Rollen. Einverstanden?»

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Miteinander reden dient in erster Linie dazu, sich über alltägliche Dinge auszutauschen. Studien haben ergeben, dass die Paare glücklicher sind, die ihr Gegenüber konkret an ihrem Leben teilhaben lassen – und weniger diejenigen, die ständig Beziehungsprobleme wälzen. «Plaudern über Alltägliches schafft Vertrauen, dass beide füreinander da sind», weiss der Paartherapeut.

Gemäss Heer gibt es in jeder Partnerschaft Anlass für Vorwürfe, denn: «Niemand ist perfekt. Deshalb müssen Paare lernen, Vorwürfe zu akzeptieren und sich nicht gleich zu verteidigen. Aber auch nicht zu schmollen. Oder abzurechnen und heimzuzahlen. Sie müssen es aufrichtig gelten lassen, dass Sie selbst in gewissen Punkten schwierig sind. Bieten Sie beherzt an, dass Ihre Partnerin oder Ihr Partner schildern kann, wie mühsam Sie gelegentlich sein können.»

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Reden beim Bewegen

Es gibt Situationen, in denen Beziehungsgespräche kaum Erfolgschancen haben. Sitzt man auf dem Badewannenrand oder liegt man im Bett, ist das Dialogdebakel beispielsweise vorprogrammiert, erklärt Heer. Besser: «Reden Sie über anspruchsvolle Themen an der frischen Luft, in Bewegung, Hand in Hand und während einer vereinbarten Zeit von maximal 30 Minuten. Und dann verabreden Sie sich für einen weiteren Termin.» SANITAS MAGAZIN

Locker bleiben

Neue Wege finden

«Viele Paare stellen fest, dass ihre Kommunikation unbefriedigend geworden ist, da sie sich immer mehr in einem Problemgestrüpp verheddert haben», erklärt der Paartherapeut. Für manche sei das Miteinanderreden sogar ein Moment geworden, den sie fürchten. Klaus Heer schlägt darum vor: «Versuchen Sie Probleme anders anzugehen, indem Sie diese neu benennen und identifizieren.» 1 / 2024

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DOSSIER

Auch eine Sache des Geschlechts Krebs kann uns alle treffen. Aber: Die häufigsten Krebsarten unterscheiden sich von Mann zu Frau. Text Katharina Rilling

Augen auf beim Wasserlassen Eine gutartige Prostatavergrösserung ist im Alter häufig und macht ähnliche Beschwerden wie das Prostatakarzinom, darf aber nicht mit diesem verwechselt werden. Symptome beider Erkrankungen sind: – Schwierigkeiten beim Wasserlassen – häufiger Harndrang – Schmerzen beim Wasserlassen – Blut im Urin oder Sperma – Schmerzen beim Samenerguss

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Prostatakrebs: Ab 50 steigt das Risiko Mit 7100 neu erkrankten Männern pro Jahr in der Schweiz ist Prostatakrebs das am häufigsten diagnostizierte Krebsleiden bei Männern. Die Prostata ist eine Drüse der inneren Geschlechtsorgane und produziert einen Teil der Samenflüssigkeit. Die Gründe

Man weiss nicht, warum Männer an Prostatakrebs erkranken. Wie immer wirkt sich ein gesunder Lebensstil aber positiv aus. Es gibt zudem Hinweise darauf, dass ein hoher Fleischkonsum das Risiko erhöht. Die Hauptfaktoren lassen sich aber nicht beeinflussen: das Alter und die genetische Vorbelastung. So trifft Prostatakrebs vor allem Männer ab 50. Ist bereits der Vater daran erkrankt, sollten sich Söhne ab dem 40. Lebensjahr untersuchen lassen.

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Was tun?

Das Thema nicht schleifen lassen. Früherkennung ist wichtig, denn wird der Prostatakrebs rechtzeitig festgestellt, kann er oft gut behandelt werden. Ab 50 Jahren sollten sich Männer durchchecken lassen. Dabei wird die Prostata durch den Enddarm abgetastet und ein Antigentest (PSA-Test) gemacht – bei Verdacht ein MRI und eine Biopsie. Das Prostatakarzinom wächst eher langsam und verursacht meist lange keine Beschwerden. Bei Männern über 70 ist daher oft keine Behandlung mehr notwendig. Allerdings neigt die Krebsart zu Metastasen und muss genau beobachtet werden. Die Behandlung kann unterschiedlich sein: Kleinere Tumore werden häufig nur überwacht. Operiert wird, wenn der Krebs ins umliegende Gewebe einwächst oder rasch wuchert. Heute sind Komplikationen nach der Operation wie Erektionsstörungen und Urininkontinenz seltener geworden.


DOSSIER

Ohne Therapie teilen sich Krebszellen unkontrolliert und werden immer mehr.

Welche Vorsorgeuntersuchung macht wann Sinn? sanitas.com/ vorsorge

Brustkrebs: Früherkennung durch Abtasten Jedes Jahr erkranken in der Schweiz rund 6500 Frauen neu an Brustkrebs – gegenüber lediglich 50 Männern. In den meisten Fällen entsteht der Tumor im weiblichen Drüsengewebe und dort in den Drüsenläppchen oder – am häufigsten – in den Milchgängen. Die Gründe

Warum sich ausgerechnet dort Tumore bilden, ist unklar. Eine wichtige Rolle spielt aber das Alter: Ab 50 Jahren steigt das Risiko deutlich an. Allerdings trifft ein Viertel der Betroffenen die Diagnose schon in jüngeren Jahren. Viele Faktoren lassen sich nicht oder nur schlecht beeinflussen, etwa Genetik, Hormone oder medizinische Behandlungen. So können etwa Brustkrebs in der Familie, eine frühe Regelblutung oder späte Menopause, keine oder eine späte Schwangerschaft, eine Hormonersatztherapie in der Menopause oder eine Strahlentherapie gegen

Krebs das Brustkrebsrisiko erhöhen. Wer gesund lebt, kann es aber wiederum senken: Übergewicht sowie Alkohol- und Tabakkonsum sollen Krebs begünstigen. Was tun?

Die Brüste abtasten und sich regelmässig durchchecken lassen sind das A und O. Die gute Nachricht: Seit Jahrzehnten gehen die Sterbefälle zurück. Wird Brustkrebs früh erkannt, ist er in den meisten Fällen sogar heilbar. Regelmässiges Röntgen der Brüste, sprich die sogenannte Mammografie, ist die wichtigste Vorsorgeuntersuchung und wird allen Frauen ab 50 Jahren empfohlen. Tumore können dann operativ entfernt und Tumorzellen mit Bestrahlung und Medikamenten abgetötet werden. Danach lässt sich die entfernte oder veränderte Brust auf Wunsch durch Implantate oder Eigengewebe wiederherstellen.

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Die Brust im Griff Zwar ersetzt das Abtasten die Mammografie ab 50 Jahren nicht, denn Brustkrebs verursacht meist über Jahre hinweg keine Symptome. Aber: Wer seine Brust regelmässig untersucht, bemerkt Veränderungen schneller: – harte Knoten in der Brust oder unter dem Arm – veränderte Grösse, Form oder Farbe der Brust – Ausschlag, Ent­ zündungen oder Rötungen rund um die Brustwarzen – Flüssigkeit aus den Brustwarzen – ohne Schwangerschaft oder Stillen – unerklärlicher Gewichtsverlust

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DOSSIER

7 Fakten zum Frauenkörper Frauen sind anders, Männer auch. Wenn wir vom Körper sprechen, stimmt das – insbesondere dann, wenn es um die Fortpflanzungsorgane geht. Text Anne-Sophie Keller und Irène Schäppi

Illustration Pia Bublies

Gebärmutter – Fakt 1 Die Gebärmutter ist etwa so gross wie ein Smartphone. Ihre Wand besteht aus drei Muskelschichten, die es ihr ermöglichen, während einer Schwangerschaft zu wachsen und sich zu dehnen, bis sie schliesslich bis zum Bauchnabel reicht.

Gebärmutter – Fakt 2 Normalerweise ist die Gebärmutter birnenförmig, aber manchmal kann sie auch wie ein Herz aussehen. Diese Fehlbildung nennt man Uterus bicornis, wovon zwischen 1 und 3,3 Prozent der Frauen betroffen sind.

Klitoris

1998

identifiziert

Kaum zu glauben: Die Klitoris wurde erst 1998 vollständig als Organ identifiziert. 2005 konnte die australische Urologin Helen E. O’Connell in einer Studie die exakte Lage und die Ausmasse der Klitoris sowie ihre zentrale Bedeutung für den weiblichen Orgasmus nachweisen.

2005

genauere Informationen und Bedeutung

Quellen: Manual of Obstetrics (3rd ed.). Elsevier 2011. pp. 1–16. ISBN 9788131225561, www.babycenter.de/a8472/anomalien-des-uterus-in-der-schwangerschaft, www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3706056/, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23713991/, www.msdmanuals.com/de/heim/gesundheitsprobleme-von-frauen/, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9598482/ und https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16145367/

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DOSSIER

Haut Die Haut von Frauen ist trockener als Männerhaut. Das wirkt sich etwa auf die Faltenbildung aus: Falten in der Lippenregion sind tiefer als bei Männern. Ab Eintritt der Menopause gleicht sich der Feuchtigkeitsverlust der Frauenhaut jenem der Männerhaut an.

Brüste

50 %

Die Grösse und Form von Brüsten werden nicht direkt von der Mutter vererbt. Es besteht eine 50/50-Chance, dass Brüste nach dem Stammbaum des jeweiligen Vaters kommen.

50 %

Gene der Mutter

Gene des Vaters

1 000 000 Eizellen bei Geburt

400

Eizellen

Eizellen werden freigesetzt

Menstruation

Mädchen werden mit mehr als 1 000 000 Eizellen geboren, aber nur 400 werden während der Menstruationszyklen innerhalb der fruchtbaren Jahre einer Frau freigesetzt.

6–74 ml

Blut während eines Zyklus

Der Blutverlust während eines Zyklus schwankt zwischen 6 und 74 Millilitern. Plastisch umgerechnet: Bei heftigen Blutungen können das bis zu zwei Schnapsgläser sein.

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DOSSIER

Prof. Cathérine Gebhard ist eine der führenden Kardiologinnen weltweit und Vorreiterin in der Gender­medizin. An der Klinik für Kardiologie des Universitätsspitals Bern liegt ihr Fokus auf weiblicher Herzgesundheit.

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DOSSIER

Gendermedizin: bedeutende Unterschiede Die Frage: «Mann oder Frau?», beeinflusst Diagnose und Therapie. Und wird dennoch im klinischen Alltag zu wenig beachtet, sagt Professorin Cathérine Gebhard. Ein Gespräch über die Bedeutung von geschlechtersensibler Medizin. Text Jessica Braun

Bild Colin Frei

Frau Professor Gebhard, Sie sind Kardiologin und auf Gendermedizin spezialisiert. Welche Rolle spielt das Geschlecht in der Herzmedizin?

Frauenherzen sind kleiner als Männerherzen und schlagen in einer höheren Frequenz. Um die gleiche Leistung wie ein Männerherz zu erbringen, müssen sie stärker schlagen. Ein Herzinfarkt äussert sich bei Frauen wie Männern durch Brustschmerzen. Bei Frauen kommen jedoch oft noch Symptome wie Erbrechen, Übelkeit, Bauchschmerzen oder Schwindel hinzu. Deswegen glauben die Patientinnen zuweilen, sie hätten nur eine Magen-Darm-Grippe.

einen Lehrstuhl für Gendermedizin geben – den ersten in der Schweiz. Ich leite hier in Bern das neue Frauenherzzentrum des Inselspitals, wo wir gezielt auf frauenspezifische Risikofaktoren eingehen. Bislang fehlt allerdings eine übergeordnete Strategie. Da hoffe ich auf das nationale Forschungsprogramm zur Gendermedizin, das 2024 startet. Womit liesse sich die Situation landesweit verbessern?

Damit sich die klinische Praxis verändert, benötigen wir sehr viele Daten, gerade von Frauen. Bislang sind Frauen in den klinischen Studien aber stark unter-

Gibt es noch andere Erkrankungen, bei denen das Geschlecht die Symptome beeinflusst?

Diabetes wird bei Frauen zum Beispiel oft erst erkannt, wenn er bereits Schäden angerichtet hat. Einer der Gründe ist, dass gewisse Blutzuckertests bei den Geschlechtern unterschiedlich genau sind. Bei Männern dagegen ist unter anderem die Osteoporose so ein Fall. Sie gilt als typische Frauenerkrankung, obwohl Männer mit schwereren Folgen kämpfen. Warum sind wir nicht schon weiter?

Für die Gendermedizin interessieren sich leider vor allem Frauen. Führungspositionen sind jedoch nach wie vor überwiegend mit Männern besetzt. Das schlägt sich dann in den medizinischen Leitlinien nieder, aber auch in den Lernkatalogen für Studierende.

«Von einigen Herzmedikamenten wissen wir schon länger, dass Frauen mit nur etwa 50 Prozent der empfohlenen Dosis die geringste Sterblichkeit haben.»

Wo steht die Schweiz hier im Vergleich zu anderen Ländern?

Prof. Cathérine Gebhard

Wir holen auf. Die Universität Lausanne beispielsweise legte schon sehr früh Wert auf Gendermedizin als Teil des Medizinstudiums. In Zürich soll es bald SANITAS MAGAZIN

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DOSSIER

Wieso reagieren Frauen auf Medikamente öfter mit Nebenwirkungen?

Wir vermuten, dass es oft ungewollt zu einer Überdosierung kommt. Wie sich ein Medikament im Körper verteilt und wie es abgebaut wird, beeinflusst, wie es wirkt. Ein Beispiel: Narkosemedikamente. Diese reichern sich oft im Fettgewebe an. Frauen haben mehr Fettgewebe als Männer. Der Körper speichert das Medikament also besser. Es ist damit niedriger konzentriert und wirkt weniger. Frauen haben deshalb ein höheres Risiko, während der Narkose aufzuwachen. Ihr Körper benötigt aber auch mehr Zeit, das Medikament wieder abzubauen, was dann zum Beispiel verstärkt zu Übelkeit führt. Von einigen Herzmedikamenten wissen wir schon länger, dass Frauen mit nur etwa 50 Prozent der empfohlenen Dosis die geringste Sterblichkeit haben. Wie gendersensibel ist die Behandlung psychischer Erkrankungen?

Männer leiden eher an Autismus und Schizophrenie, Frauen häufiger an Depressionen und Alzheimer. Was fehlt, ist die Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Weil Frauen besser darin sind, sich bei Depressionen zeitig Hilfe zu suchen, sind Männer hier das benachteiligte Geschlecht. Ihre Symptome wie Gereiztheit und Aggressivität sind weniger mit der Erkrankung assoziiert und sie nehmen Hilfsangebote oft erst spät in Anspruch. Das zeigt, dass geschlechtersensible Medizin nicht nur die biologischen Aspekte, sondern immer auch die kulturellen und sozialen berücksichtigen muss.

Genau hinhören und hinschauen: In puncto Herzgesundheit von Männern und Frauen kann das einen grossen Unterschied machen.

Was raten Sie Patientinnen oder Patienten, wenn diese beim Arztbesuch sichergehen wollen, dass ihr Geschlecht ausreichend berücksichtigt wird?

repräsentiert. Ihr Anteil liegt in der Herz-Kreislauf-Forschung bei maximal 30 Prozent. Auf diesen Studien basieren jedoch die Leitlinien, die vorgeben, wie wir zu behandeln haben. Fehlen also Frauen in den grossen randomisierten klinischen Studien, fehlen auch passende Behandlungskonzepte. Warum nehmen so wenige Frauen an diesen Studien teil?

Ich sage immer: Know your own risk. Welche Erkrankungen gibt es in der Familie? Welches sind meine Risikofaktoren? Auch bei der Dosierung von Medikamenten gilt es, sensibel zu sein: Hilft mir das neue Medikament oder fühle ich mich schlechter als vorher? Und gerade Männer sollten aktiv Themen wie Krebsfrüherkennung ansprechen. Das tun sie noch viel zu selten.

Frauen sind gegenüber Studien kritischer. Häufig scheitert es aber auch einfach an der Mehrfachbelastung aus Job und Familie.

Die Sanitas Coach App ist eine zertifizierte Medizin-App, die Sie zu einem gesünderen Lebensstil führt – Schwerpunktthema: Blutdruck. sanitas.com/ blutdruck

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EDITORIAL / INHALT

25 000 Franken für Ihr Sport­ projekt Seit 30 Jahren unterstützt Sanitas Vereine und Organisationen, die Kinder und junge Erwachsene für Sport und Bewegung begeistern. Engagieren Sie sich im Kinderund Jugendsport oder kennen Sie einen Verein oder eine Organisation, den oder die Sie für den Sanitas Challenge Award empfehlen möchten? Anmeldeschluss ist der 28. Februar 2024.

Jetzt bewerben!

Es werden drei Kategorien bewertet: – Innovative Ideen – Ehrenamt­liche Helfer:innen – Inklusionsprojekte Die 15 besten Sportengagements gewinnen Förderbeiträge zwischen 1000 und 25 000 Franken für ihr Projekt.

sanitas.com/jetztbewerben SANITAS MAGAZIN 1 / 2021

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10 einfache Übungen für ein stabiles Knie: sanitas.com/ knie

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AKTIV SEIN

Sportverletzung: Was nun?

Wenn aus der Joggingrunde ein Ausflug in die Arztpraxis wird: ein kurzer Überblick über die häufigsten Verletzungen an Bändern und Sehnen. Text Julie Freudiger

Verletzungen von Bändern

Vorbeugen ist besser als behandeln

Bänder können an allen Gelenken gezerrt oder angerissen werden oder sogar vollständig abreissen – besonders häufig ist dies an Aussenbändern der Knie- und Sprunggelenke der Fall. Grund ist oft ein starker Krafteinsatz bei gespannter Muskulatur oder ein Schlag in die gespannte Muskulatur. Die meisten Bandverletzungen heilen von allein. Nur das Kreuzband wird bei sportlich Ambitionierten oft operiert – zumindest in Sportarten, die ein besonders stabiles Knie erfordern. Ob operiert wird, hängt von der Aktivität und dem Alter des Patienten oder der Patientin ab und welche Sportarten er oder sie auf welchem Niveau ausübt.

Wer nur einmal im Jahr die Ski aus dem Keller holt oder unvorbereitet an einem Fussballturnier teilnimmt, erhöht das Risiko für eine Verletzung. Eine langsame und sinnvolle Steigerung der Intensität ist die Lösung für alle, die lange gesund Sport treiben möchten. Dazu gehört ein Aufbautraining mit koordinativen Übungen sowie Kräftigung der beanspruchten Muskulatur. Und ein korrekter Bewegungsablauf. Dieser hilft, Fehlbelastungen von vornherein zu vermeiden. Oft vernachlässigt wird die Erholung: Übermüdung infolge zu intensiven Trainings oder eines anstrengenden Alltags erhöht das Verletzungsrisiko. Ebenfalls wichtig: das Aufwärmen. Ein Kaltstart überfordert Muskeln, Sehnen und Gelenke.

Zerrungen, Prellungen und Muskelrisse

Explosive Bewegungen wie Sprinten oder Springen bergen ein erhöhtes Risiko für einen Muskelfaserriss oder einen kompletten Muskelabriss. Eine Prellung oder Quetschung entsteht durch einen dumpfen Schlag auf den Muskel, etwa bei Team- und Kontaktsportarten. Meist braucht es einfach etwas Geduld: Ein Muskelfaserriss etwa heilt von allein. Ein Achillessehnenriss wird bei Sportlern dagegen oft operiert.

Erste Hilfe mit der PECH-Regel

Die Erste-Hilfe-Massnahmen bei Verletzungen wie einer Verstauchung oder Muskelverletzung orientieren sich an der PECH-Regel: Pause, Eis, Compression (Kompression), Hochlagerung. Gehen Sie bei jedem Verdacht auf eine schwerere Verletzung wie einen Knochenbruch, eine Band- oder Sehnenverletzung zum Arzt oder zur Ärztin. Ist die betroffene Stelle weiterhin normal belastbar, können Sie auch erst mal abwarten.

EXPERTENTIPP Dr. med. Stefan Fröhlich Sportarzt Universitätsklinik Balgrist «Ob eine Operation stationär oder ambulant durchgeführt wird, lässt sich nicht verallgemeinern. Je grösser die Operation und je eingeschränkter die Mobilität, desto wahrscheinlicher ist ein Spitalaufenthalt. Darunter fallen Operationen an der Achillessehne, an Kreuzbändern im Knie und komplizierte Brüche oder Brüche grosser Knochen. Auch bei Gefahr einer Wundinfektion sollte man erst einmal im Spital bleiben. Einfache Operationen beispielsweise am Skidaumen oder an kleineren Bändern sind dagegen ambulant möglich. Auch nach einer Meniskus-OP kann man meist am gleichen Tag wieder nach Hause.»

Brüche

Bei einer zu hohen Belastung eines Knochens, zum Beispiel durch einen Sturz oder Schlag, bricht er. Auch durch konstante Fehl- oder Überbelastung können feinste Risse entstehen, sogenannte Ermüdungsbrüche. Ruhe ist hier das A und O.

Mit Hospital Day Comfort profitieren Sie auch bei ambulanten Eingriffen vom Privatstandard im Spital sowie von Spezialservices vor und nach der OP. sanitas.com/ privatstandard

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AUS DEM LEBEN

Ich bin Christian Aufgezeichnet von Helwi Braunmiller

Bild Karin Heer

Bei Sanitas arbeitet Christian als Content & Channel Manager Multimedia. Er plant und produziert Videos, ist hinter der Kamera und im Schnitt im Einsatz. Auch privat achtet er auf eine perfekte Inszenierung – beim Breaking.

Breakdance und Bewegtbild: Das sind zwei, die für mich seit Langem zusammengehören. Denn meine Begeisterung fürs Breaking kam zeitgleich mit derjenigen fürs Filmen – mit dem YouTube-Kanal von JuBaFilms: drei Jungs, die Kurzfilme machen. Zwei von ihnen waren ebenfalls Breaker. Ich habe die Moves gesehen und mir gedacht: Das will ich auch können! Und heute bin ich zuständig für die Sanitas Videos, studiere Film und tanze. Natürlich Breakdance, und gerne auch an Battles in der ganzen Schweiz, bei denen einzelne Tanzende oder Gruppen gegeneinander antreten. Das ist für mich ein Hobby, aber gleichzeitig auch ein Lebensstil. Denn das Herumreisen zu Battles und das Treffen mit immer wieder neuen Gleichgesinnten prägt. Und schafft eine gute Basis für die beruflichen Herausforderun-

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gen: Ich tanze seit elf Jahren. Ein Battle gewonnen habe ich noch nie. Das lehrte mich, die kleinen Erfolge zu feiern und nicht gleich aufzugeben. Mut für Neues

Auf die Arbeit übertragen heisst das: Der Erfolg kommt nicht immer sofort, aber er kommt. Das habe ich auch beim Videomachen gemerkt. Und das gilt genauso fürs Selbstbewusstsein: Denn beim Battle steht man im Mittelpunkt, lauter Fremde schauen zu. Mit der Zeit gewinnt man Vertrauen ins eigene Können und schreckt nicht mehr davor zurück, etwas zu präsentieren, was neu oder anders ist. Dieses Vertrauen kann ich nun auch bei meinen eigenen Filmen im Studium und im Job bei Sanitas gut gebrauchen.

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HAUSMITTEL

Text: Julie Freudiger

Was hilft gegen Ohrendruck und -schmerzen?

EXPERTENTIPP Dr. med. Markus von Grote, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin bei Medgate «Um Ohrenschmerzen zu lindern und der Entzündung entgegenzuwirken, sind rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol eine gute Option, sofern keine Vorerkrankungen vorliegen. Ohrentropfen sind erst dann sinnvoll, wenn die Ursache für die Beschwerden eingegrenzt worden ist. Klingen die Schmerzen nicht innert weniger Tage von allein ab oder leiden Sie unter Hörverlust, Schwindel oder einem andauernden Pfeifen im Ohr, sollten Sie eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren.»

Schmerzen die Ohren, liegt das oft an einer Mittelohrentzündung. Aber auch Entzündungen des äusseren Gehörgangs, Belüftungsstörungen des Mittelohrs, Lärm, Trommelfellverletzungen oder eine Kiefererkrankung können schuld sein. Ist die Ursache harmlos, helfen ein paar Tricks aus der Naturheilkunde. Wärme etwa wirkt wohltuend, verbessert die Durchblutung und kurbelt den Stoffwechsel an. Legen Sie eine Bettflasche, ein warmes Kirschkernkissen oder einen warmen Wickel auf das schmerzende Ohr. Achten Sie darauf, dass die Auflage nicht zu heiss ist. Das gilt auch für Zwiebelumschläge, die wegen ihrer antibakteriellen Inhaltsstoffe entzündungshemmend wirken. Bei Ohrendruck ist Kaugummikauen angesagt. Durch die Bewegung der Gehörgangswand wird einerseits Ohrenschmalz nach aussen transportiert. Andererseits verbessert dies indirekt die Belüftung des Mittelohrs, weil das Kauen den Speichelfluss anregt und man dadurch Wo Hausmittel sonst noch helfen: häufiger schlucken muss. sanitas.com/ hausmittel

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ENTWICKELN FÜR MORGEN

Klein und schmerzlos Das Pregnolia-System besteht aus einer Sonde und einer Kontrolleinheit mit Display. Die Steifigkeit des Gebärmutterhalses ist ein wichtiger Indikator für das Früh­ geburtsrisiko. Deshalb wird zur Messung der Steifigkeit der Zervix eine Sonde vaginal eingeführt und am Muttermund aufgesetzt. Dann wird ein Vakuum in der Sonde aufgebaut. Je weicher das Gewebe, desto eher verformt es sich und desto höher ist das Risiko einer Frühgeburt.

Sabrina Badir ist Gründerin und CEO von Pregnolia mit einem Doktortitel in Biomechanik der ETH Zürich.

Risiko Frühgeburt Biomechanikerin Sabrina Badir hat ein Gerät entwickelt, das die Häufigkeit von Frühgeburten reduziert und damit Kindern das Leben rettet. Text Nicole Krättli

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Bild Markus Bertschi / ETH Zürich

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ENTWICKELN FÜR MORGEN

in wenigen Jahren dank gross angelegter Studien mit schwangeren Frauen ändern. «Sobald wir diese Studien publiziert haben, können wir Ärztinnen und Ärzten klare Richtwerte liefern, ab wann sie handeln sollten», sagt Badir. Von der Wissenschaftlerin zur Unternehmerin

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Doch die Biomechanikerin setzt sich mit weit mehr als medizinischen und technischen Daten auseinander. Als Unternehmerin musste sie zuerst einmal ein tragfähiges Geschäftsmodell entwickeln und dieses verschiedenen Anspruchsgruppen schmackhaft machen. Was gar nichts so einfach war, zumal Frauengesundheit noch nicht lange auf dem Radar der Start-up-Investoren ist. «Als wir Pregnolia gegründet haben, galten wir damit als Nischenanbieter. Wir waren gewissermassen die Exoten in der Startup-Welt», erinnert sich die Wissenschaftlerin. Überraschend, wenn man bedenkt, dass weltweit jährlich 134 Millionen Frauen schwanger sind. Neben den gesundheitlichen Risiken für die Säuglinge und ihre Mütter belasten Frühgeburten auch das Gesundheitssystem enorm. Im Durchschnitt liegen die Kosten bei 50 000 Franken pro Frühgeburt. Kommt ein Baby schon in der 30. Schwangerschaftswoche zur Welt, steigt dieser Betrag um das Zwanzigfache. In den USA und Europa fallen so jährlich Kosten in Höhe von 50 Milliarden Dollar für Frühgeburten und die entsprechenden Folgebehandlungen an. «Neben den Frauen und ihren Kindern profitieren also auch Krankenkassen und letztlich die Gesellschaft davon, wenn wir versuchen, Frühgeburten zu verhindern», erzählt Badir weiter.

edes Jahr kommen rund 13 Millionen Säuglinge zu früh zur Welt, knapp 1 Million dieser Babys stirbt aufgrund von Komplikationen. Eine horrende Zahl, die Sabrina Badir nicht einfach hinnehmen wollte. Die Wissenschaftlerin der ETH Zürich hat deshalb im Rahmen ihrer Doktorarbeit ein Gerät gebaut, das die Gewebefestigkeit des Gebärmutterhalses bestimmt. «Im Vergleich zur konventionellen Ultraschallmessmethode hat diese Messung eine viel höhere Aussagekraft für die Früherkennung von Frühgeburten», erklärt Badir. Die neue Technologie bietet Ärztinnen und Ärzten einen weiteren Indikator zur Einschätzung des Risikos einer Frühgeburt. Aktuell gibt es jedoch noch keine klaren Empfehlungen, ab welchem Messwert eine Frühgeburt realistisch ist. Das soll sich jedoch

Femtech-Markt im Aufschwung

Pregnolia steht beispielhaft für die Dynamik im Femtech-Markt und für die wachsende Anerkennung der Bedeutung von Frauengesundheit. «Wir haben eben die dritte Finanzierungsrunde erfolgreich hinter uns gebracht. Das macht mich wirklich stolz und zeigt mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind», so Badir.

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Für Frauen mit einer ambulanten Zusatzversicherung übernimmt Sanitas seit 2021 die Kosten für eine Voruntersuchung mit Pregnolia. sanitas.com/ frauengesundheit

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WISSENSWERT

Die Prämien folgen den Leistungskosten

Für die Berechnung der Prämien müssen diverse Zahlen zusammengetragen werden. Zum einen die Leistungskosten, die durch Arztbesuche, Spitalaufenthalte, Laborleistungen, Medikamente usw. im vergangenen Jahr angefallen sind. Das Schwierigste dabei ist, auf dieser Basis die Leistungskosten des nächsten Jahres vorherzusagen. Denn vieles spielt dabei eine Rolle – neue Gesetze, neue Medikamente oder wie oft Versicherte zum Arzt gehen beispielsweise. Zum anderen der Risikoausgleich: In diesen Ausgleichstopf zahlen Krankenkassen mit vielen gesunden Versicherten ein, während diejenigen mit vielen kranken Versicherten Beiträge daraus erhalten. Auch Verwaltungskosten werden eingerechnet, selbst wenn diese nur einen kleinen Teil der Prämie ausmachen. Hat man alles zusammengerechnet, ergibt sich ein Gesamtbetrag, den die Prämieneinnahmen decken müssen.

Wie errechnet man Krankenkassenprämien? Die Prämienhöhe wirkt nach aussen vielleicht wie reine Willkür, aber: Hinter den Prämien stecken komplizierte Berechnungen, viele Erfahrungswerte und ein möglichst realistischer Blick in die Zukunft.

Die Rolle des Bundesamts für Gesundheit (BAG)

Versicherungschinesisch? Unser Lexikon erklärt wichtige Fachbegriffe: sanitas.com/ wissenswert

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Illustration: Joël Roth

Nachdem die Krankenversicherer ihre Prämienvorschläge erstellt haben, prüft das BAG diese kritisch: Die Prämien müssen die erwarteten Kosten decken und den gesetzlichen Rahmenbedingungen entsprechen. Letztlich liegt also die finale Entscheidung über die Prämienhöhe bei der Abteilung Versicherungsaufsicht im BAG, bevor der Bundesrat die endgültige Genehmigung erteilt.


Sani und Elina putzen Zähne Sani und Elina putzen mindestens zweimal am Tag ihre Zähne: nach dem Frühstück und nach dem Abendessen. Leider fehlt auf ihrer Zahnputz-Sanduhr mittlerweile der Aufdruck, wie lange die beiden schrubben sollen. Sani glaubt, eine Minute. Elina dagegen meint, drei. Was stimmt denn nun?

Wettbewerb Wie lange sollte man ungefähr die Zähne putzen? Schick deine Antwort an redaktion@sanitas.com Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir sieben elektrische Kinderzahnbürsten von Trisa. Einsendeschluss ist der 21. März 2024. Die Gewinner:innen werden schriftlich informiert. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Barauszahlung und Rechtsweg sind ausgeschlossen.

Illustration: Michael Meister



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