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Bücher übers Wohnen
Green Living
Wie kann ich mein Zuhause nachhaltiger gestalten und wo fange ich damit an? In dem Guide „My Green Home“ gibt es jede Menge Tipps und Ideen, wie man einer umweltschonenden Welt jeden Tag ein Stückchen näherkommt.
Als Jana Wischnewski-Kolbe, Anne Peter und Christine Weidenweber sich vor einigen Jahren zum ersten Mal treffen, ist jede von ihnen schon ein bisschen nachhaltig unterwegs. Sie erzählen einander von ihren Experimenten – auf Alufolie verzichten, Hühner halten und das Auto auch mal stehenlassen –, und weil alle drei in der Zeitschriften- und Buchbranche tätig sind, wird irgendwann die Idee geboren, ein Magazin für ein „grünes“ Zuhause herauszubringen. Mit Reportagen über Menschen, die einen Unverpackt-Laden führen, sich für ein Tiny House entschieden haben oder vegan essen. Im November 2018 erscheint schließlich die erste Nummer von „My GREEN Home“. Seither hat das Autorinnen-Trio sein Leben umgestellt.
Lebensmittel werden in Glasbehältern eingefroren, die Haare mit Roggenmehl gewaschen. Und in die Waschmaschine kommen keine herkömmlichen Mittel, sondern Kastanien und Efeu. Gut. Aber macht das wirklich auch Spaß? Ja, behaupten die Literaturwissenschaftlerin, die Artdirektorin und die Agrarspezialistin. Man muss lediglich den ersten Schritt wagen und sich nach und nach von alten Gewohnheiten und einer bestimmten Bequemlichkeit trennen. Kaffee im Becher muss nicht sein. In Luxemburg sind öffentliche Verkehrsmittel kostenlos. Saisonal einzukaufen, ist billiger. Essigwasser zum Fensterputzen soll prima sein. Brillen mit Einwegputztüchern zu reinigen ist pure Verschwendung. Es gibt tatsächlich unglaublich viele „kleine“ Dinge, die man – mehr oder weniger tränenlos – zugunsten eines grüneren Lifestyles verändern kann.
Da ich gerade mein zweistöckiges Eigenheim ausräumen muss, ist mir auf beschämende Weise bewusst geworden, wie viele unnötige Gegenstände sich in den letzten 20 Jahren angesammelt haben. Als müsste ich jederzeit für einen Was-wäre-wenn-Fall gerüstet sein. Dabei wird sich die Welt ganz sicher auch ohne elektrische Orangenpresse, Nudelmaschine oder Teelichtersammlung weiterdrehen. Jana, Anne und Christine raten in diesem Zusammenhang, sich vor der nächsten Shopping-Tour die Frage aller Fragen zu stellen: Brauche ich dieses Produkt wirklich? Mit einem Nein würde man sich nicht nur gegen unnötigen Konsum entscheiden, sondern zudem die Umwelt schonen. Wasser, Strom und weitere Ressourcen werden nämlich nicht unendlich verfügbar sein, und wenn man bedenkt, dass für die Herstellung einer Jeans durchschnittlich 8.000 Liter Wasser verbraucht werden, könnte man sich selbst durchaus als Extremist bezeichnen. geplanter und vor allem weniger einzukaufen, haben die Autorinnen mehrere Gleichdenkende besucht. Die Betreiberinnen des Unverpackt-Ladens „gramm. genau“ in Frankfurt am Main zum Beispiel. Anfangs waren Franziska und ihre Kollegen etwas gestresst, weil ihre Kunden nicht schon nach fünf Minuten bedient waren. Aber dann haben sie gemerkt, dass es den Leuten gar nicht so wichtig ist, dass alles ganz fix geht.
Verhaltensänderungen sowie ein Umdenken zugunsten von mehr Nachhaltigkeit sind wichtig, weil die Erde bereits jetzt über Gebühr belastet ist.
Und hat man es doch mal eilig, kann man morgens seine Gläser vorbeibringen und nachmittags befüllt wieder abholen. Zudem gibt es in dem Laden ein kleines Café. Haferflocken sind übrigens das Produkt, das sich am besten verkauft.
Man kann vieles aber auch selbst herstellen. Jeanette und Jette von „Sauberkasten“ wissen wie. Mit Essig wird Glas glänzender als mit jedem Glasreiniger. Mit Natron, einem wahren Alleskönner im Haushalt, lässt sich sogar fest verkrusteter Schmutz wegschrubben. Und die Herstellung eines Allzweckreinigers für Fliesen, Holz, Böden und Glas ist superleicht: Man
mischt 60 Milliliter Essigessenz (25%) mit 500 Milliliter Wasser und gibt ein paar Tropfen ätherisches Öl dazu. Vanessa von „vnf Handmade“ geht noch einen Schritt weiter. Sie häkelt und strickt Hand- und Peelingtücher sowie Abschminkpads. Ihr erstes Spültuch ist über ein Jahr im Einsatz gewesen und wurde etwa alle zehn Tage gewaschen. Wodurch die Baumwolle immer fester und griffiger wurde – also besser. Diese kreative Idee hat mir persönlich sehr gut gefallen. Vor allem weil man statt teurer Bio-Baumwolle herkömmliche Baumwolle verarbeiten kann und es wirklich kein Kunstwerk ist, für ein kleines Handtuch 35 Maschen aufzunehmen und dann Reihe für Reihe nur rechts zu stricken. Als Aufhänger kann man aus Resten ein kurzes Band flechten oder häkeln. Sieht wirklich toll aus.

Inga Kälber von Zero Waste Deutschland
Und nun zu einem etwas delikaterem Thema: Zahnhygiene. Inga von „Zero Waste Deutschland“ hat selbst gemachte Zahnpasta ausprobiert, und als ihr nächster Zahnarztbesuch anstand, war sie etwas nervös. Allerdings war die Zahnärztin positiv überrascht von ihrer Zahngesundheit im Vergleich zu der von anderen Patienten. Was zwar nicht heißt, dass DIY-Zahncreme besser ist als konventionelle, aber es funktioniert immerhin ebenso gut. Bei der Haarwäsche ist Inga wählerischer und kritischer gewesen. Mit Heilerde und Roggenmehl konnte sie sich nicht anfreunden. Haarseife war für sie auch keine dauerhafte
Mit 17 Einsteiger-Tipps zeigen die Autorinnen von „My Green Home“, wie man konventionelle Produkte gegen nachhaltige austauschen kann.
Lösung. Schließlich hat sich ein nachhaltiges festes Shampoo als geeignetes Mittel für ihre langen Haare herausgestellt.
Insgesamt gibt es in „My Green Home“ fünf Schritte zu einem umweltbewussteren Leben zu bewältigen. Auf den ersten Blick scheint der Weg schwierig zu sein, aber man muss ja nicht alle 17 NachhaltigkeitseinsteigerTipps innerhalb kürzester Zeit umsetzen. Ich empfehle ein langsames Tempo. Und Geduld. Starten Sie mit einem Projekt und beenden Sie es, bevor Sie sich dem nächsten widmen. Das Resultat lohnt sich umso mehr.
Text: Gabrielle Seil Fotos: Followtheflow (Shutterstock),
Inga Kälber, Sauberkasten, Knesebeck Verlag

Erschienen bei Knesebeck. 224 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, 26 Euro, www.knesebeck-verlag.de
Books to read
Zusammengestellt von: Gabrielle Seil Fotos: Verlagshäuser
Bildband
Wer träumt nicht von einem eigenen Haus in den Bergen? Die Faszination, die die Alpen ausüben, ist ungebrochen. Hier kann man dem Alltag entfliehen, das Geschehen aus einer anderen Perspektive betrachten, verschiedene Dinge wieder zurechtrücken. Eine entsprechende Architektur gibt dabei den besonderen Rahmen: Die in Traumhafte Häuser in den Alpen von Andreas K. Vetter vorgestellten Projekte bilden eine große Bandbreite ab – von opulenten Privatchalets über modern sanierte Ferienhäuser bis zur einsamen Hütte für Puristen. Zudem zeigt der Bildband auf sehr eindrucksvolle Weise, wie sich Bauherren und Architekten der Herausforderung stellen, sich vernünftig und angemessen in den baukulturellen Kontext der Alpen einzufügen. Zudem werden besonders gelungene Umbauten von Berg- und Bauernhäusern als lohnenswerte Alternative zu einem Neubau vorgestellt.

Bei Callwey, 59,95 Euro.
Architektur
Günstig bauen und wohnen ist eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Im Ausland fällt es mittlerweile selbst Besserverdienern schwer, in Ballungsräumen mit hohem Zuzug Wohnraum zu tragbaren Kosten zu erwerben. In Luxemburg sieht es nicht anders aus. In vielen Fällen gibt es demnach keine andere Lösung, als sich zusammen mit einem findigen Planer ans Werk zu machen, um das persönliche Low-Budget-Projekt in Angriff zu nehmen. Die von Thomas Drexel in Low Budget Architektenhäuser vorgestellten Häuser zeigen anhand von 21 Beispielen aus den letzten Jahren, dass es auch in Zeiten explodierender Baupreise möglich ist, architektonisch hochwertigen und dennoch bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Zusätzlich bietet der Anhang des Buches praktische Hilfestellungen in Gestalt eines Planungsfahrplans, einer Sparcheckliste und einer Auflistung günstiger Materialien. Klingt einfach. Was man dennoch unbedingt braucht: die Bereitschaft und den Mut zur Innovation.
Bei Prestel, 42 Euro.
Botanik
Pflanzen machen fast 80 Prozent der Biomasse unserer Welt aus, und doch wissen die meisten Menschen von Botanik so gut wie nichts. Im Handel gibt es Hunderte von Produkten, aber wären Sie in der Lage, eine blühende Pflanze korrekt zu benennen? Summer Rayne Oakes schon. Ihr Buch Pflanzenliebe ist eine Liebeserklärung, die dazu einlädt, sich auf die Wunder von Orchideen und Begonien, auf zarte Farne und die aus fernen Welten hereinwehenden Bromelien einzulassen, und wenn die Autorin davon erzählt, wie Pflanzen ihr Leben verändert haben, liefert sie zugleich eine Richtschnur, an der entlang der Leser eine gleichermaßen lohnende wie aufschlussreiche Beziehung entdecken kann. Was schon erstaunlich ist, denn früher war Summer Rayne Oakes ein international gefragtes Model und überall und nirgends zu Hause. Heute ist sie eine leidenschaftliche Gartenbauexpertin, die in einer überwucherten Stadtwohnung ihr Glück – die Natur – gefunden hat.
Bei Mosaik, 15 Euro.
Wohnglück
Macht Ihnen die Vorstellung, zu Hause gründlich aufzuräumen, auch etwas Angst? Gut, dann dürfen Sie sofort aufatmen. Die Autorinnen von Happy at Home sind nämlich mit einfacheren Aufgaben wie Bügeln oder Reiskochen überfordert. Eines dagegen können Clea Shearer und Joanna Teplin von „The Home Edit“ richtig gut: Sie erkennen in den chaotischsten Zimmern auf Anhieb, was man daraus machen könnte und wie man dazu am besten vorgeht. Denn eigentlich gibt es für sie nur ein Ziel: die Einstellung zum Ordnunghalten verändern. Allerdings geht es ihnen nicht darum, Dinge in Behältern zu sortieren und den Marker zu schwingen. Räume sollen nämlich nicht nur eine Funktion erfüllen, sondern auch schön sein. Wie das geht? In diesem Buch erfahren Sie es.