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Holz und Beton: Bauen mit Aussicht

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Bauhärepräis

Bauhärepräis

Holz und Beton

Ihr eigenes Haus zu planen, fand die Architektin Marianne Bolmer gar nicht so einfach. Mithilfe ihres Arbeitgebers verwirklichte sie die Pläne. Das Resultat kann sich sehen lassen.

Der Block aus Sichtbeton zieht sich durch alle drei Stockwerke.

Architekt: Thillens & Thillens Architecture SA, Diekirch Fertigstellung: 2017 Baukosten: auf Anfrage

Diese Treppe fällt mir als erstes auf, als ich die Bilder des Hauses geschickt bekomme. Irgendwie schick, wie sie da frei im Raum hängt – jede Holzstufe für sich an einer Wand aus Sichtbeton angebracht –, dennoch flößt sie mir einen Heidenrespekt ein. Allein bei der Vorstellung, ohne Handlauf oder Geländer von einer Etage in die andere zu gelangen, wird mir mulmig.

Marianne Bolmer lacht, als ich ihr bei meinem Besuch davon erzähle. Ich will das Haus von Nahem und natürlich von innen sehen, über das ich schreiben soll. Dann sagt sie: „Sie sind nicht die einzige, die mit so einer Treppe Probleme hat. Meinem 93-jährigen Opa geht es genauso. Glücklicherweise muss er die ja gar nicht hoch.“ Denn besagte Treppe führt vom Wohnzimmer im ersten zum Schlafzimmer in den zweiten Stock. Dort kommen Besucher und Großeltern in der Regel gar nicht hin. sitzt im Arm der jungen Frau. Noch reicht ein Gitter, um ihren einjährigen Sohn von den Stufen fernzuhalten, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine andere Lösung hermuss. „Wir haben an Metallstangen gedacht, die wir schräg mit der Decke verbinden, aber das ist noch nicht ganz klar.“

Marianne Bolmer ist Architektin, seit sieben Jahren arbeitet sie im Architektenbüro Thillens & Thillens in Diekirch. Das Haus, in dem sie mit Mann und Kind lebt, hat sie selbst entworfen. Was nur bedingt praktisch war, erzählt sie. Einerseits hatte sie bestimmte Bedürfnisse, wie sie ihr Haus gestalten wollte, andererseits konnte sie ihre professionelle Sicht darauf nicht abstellen. „Manchmal ist es vielleicht einfacher, wenn die Bauherren eine Entscheidung treffen, auch wenn diese nach Ansicht des Architekten nicht ganz so günstig ist.“

Das Grundstück im Norden des Landes war ein Geschenk der Schwiegereltern. Ein Glücksgriff. Groß genug, um ein ordentliches Haus zu bauen, aber

trotzdem noch etwas Garten zu haben. Außerdem liegt es direkt an der Sauer, nur eine Straße, ein anschließender Wall und ein Fahrradweg trennen die Grundstücksgrenze vom Flussufer – viel schöner kann man eigentlich nicht wohnen.

Dass Neubauten dort nicht mehr mit Kellergeschossen gebaut werden dürfen, liegt an dem Hochwasser, das die Sauer regelmäßig mit sich bringt. Ein Problem für Marianne Bolmer und ihren Mann war das allerdingst nicht. Erstens sehnt er sich nicht in die Situationen zurück, in denen das Wasser in seinem Elternhaus auf dem Nachbargrundstück bis knapp unter die Kellerdecke stand. Zweitens könnte man vom Erdgeschoss aus ohnehin nicht direkt zum Wasser sehen, weil dazwischen noch der kleine Wall – auch eine Maßnahme gegen das Hochwasser – die Sicht versperrt.

So wurden im Erdgeschoss die Garage, Heizung und Büroräume untergebracht, während die eigentlichen Wohnräume erst im ersten Stock beginnen. Herzstück des Hauses: die großzügige Wohnküche mit Fenstern von der Decke bis zum Boden, einer vorgesetzten Terrasse Richtung Süden mit Blick auf die Sauer und die dahinterliegenden ansteigenden Felder. Von draußen reinsehen kann hier keiner, höchstens von einem Wanderweg aus, der oben in den gegenüberliegenden Hügeln liegt. Doch richtig viel los, meint

Die Aussicht auf die Sauer war das wichtigste bei der Planung.

Marianne Bolmer, sei hier nicht. Nur am Wochenende seien viele Radfahrer unterwegs.

Das Haus ist eine Mischung aus Fertighaus und konventionellem Bau. Die aus Beton gegossenen Wände wurden fertig angeliefert und mit einem Kran aufgestellt. Das Besondere daran: Sie waren innen hohl und wurden nach dem korrekten Aufbau mit flüssigem Beton ausgegossen, was dem gesamten Bau und vor allem den Hausecken eine hervorragende Stabilität gibt. „Einen Tag pro Etage, und ein weiterer Tag für das Ausgießen – länger hat das nicht gedauert“, sagt Marianne Bolmer. Die Geschossdecken wurden vor Ort angefertigt, nach einem halben Jahr war der Rohbau fertig.

Bis die Bauherren einziehen konnten, dauerte es natürlich noch. Was zum einen daran lag, dass das Paar beim Ausbau vieles selbst machen wollte, zum anderen daran, dass sich Marianne

Bolmer einen Wunsch erfüllte: einen Block aus Sichtbeton, der mitten ins Haus gegossen wurde und sich durch alle drei Stockwerke zieht. „Dafür musste natürlich erst einmal die Verschalung aus Holz gebaut werden, in die anschließend der Beton gegossen wurde. Dann erst wurde das Holz wieder entfernt“, sagt die Architektin.

zu erkennen, dadurch wird dem Beton eine ungewöhnliche Struktur gegeben, er sieht aus wie eine versteinerte Holzwand. Durch das viele zusätzlich verbaute Holz – im Boden, in den Fenstern, in der Treppe – wirkt der Beton auch nicht kalt, sondern sogar recht wohnlich. Kein Wunder, dass Kombinationen aus Holz und Beton bereits seit einigen Jahren zum architektonischen Dauerbrenner gehören. Viele Gebäude der neuen Universitätsgebäude in Belval sind ähnlich gebaut.

Die Aussicht auf die Sauer sei das wichtigste bei der Planung des Hauses gewesen, sagt Marianne Bolmer. Trotzdem habe sie bewusst darauf verzichtet, die Wände des Wohnbereichs vollständig aus Glas zu bauen. Dadurch hätte sie zwar einen uneingeschränkten Blick aufs Wasser gehabt, aber auf ihre Privatsphäre wollte das Paar nicht verzichten. „Außerdem braucht man ja auch ein paar Wände, an die man Schränke, Regale oder einen Fernseher stellen kann.“

Warum sie über der Terrasse die Ecken des Hauses mit einer in der Luft hängenden Wand weitergeführt hat, erklärt sie so: „Wir wollten über der Terrasse einen Sonnenschutz, aber keine überdachte Terrasse. Jetzt können wir uns dort einfach Sonnensegel hineinhängen, wenn wir wollen.“ Positiver Nebeneffekt: Die etwa ein Meter tiefe Wand dient auch dem Wohnbereich als Schattenspender, in Zeiten des Klimawandels und wochenlangem Sonnenschein gar nicht verkehrt.

Dreifachverglaste Holz-Alu-Fenster, Fußbodenheizung, Belüftungsanlage – das alles gehört mittlerweile zum Standard bei Neubauten. Bewegungsmelder, über die das Licht in den Fluren geschaltet wird, nicht unbedingt. Aber praktisch ist es auf jeden Fall, wenn man nicht erst lange nach dem Lichtschalter suchen muss. Das hat sich auch Marianne Bolmers Mann gesagt und die Lichtanlage selbst installiert. Ob sie das Haus noch einmal so bauen würde? Wahrscheinlich schon, sagt sie. Nur für die Treppe würde sie vielleicht eine andere Lösung finden. Das ist zumindest meine Hoffnung.

BAUHÄREPRÄIS OAI 2020

La Pop-up Expo Bauhärepräis OAI 2020 - phase 2 (38 Winners) est ouverte jusqu’au 5 octobre 2020 à l’Ancien Hôtel des Postes (25 rue Aldringen à Luxembourg). Re-use des tissus de la Pop-Up Expo Bauhärepräis OAI 2020 Salon Home & Living à la Luxexpo THE BOX du 10 au 18 octobre 2020

BAUHÄREPRÄIS OAI 2020

CATÉGORIE 1 C1-13

B A U H Ä R E P R Ä I S O A I 2 0 2 0 O R D R E D E S A R C H I T E C T E S E T D E S I N G É N I E U R S - C O N S E I L S LAURÉAT O A I

12/42

LOGEMENT INDIVIDUEL MAISONS UNIFAMILIALE, JUMELÉE OU EN BANDE (NOUVELLE CONSTRUCTION ; RÉNOVATION ET/OU TRANSFORMATION)

BAUHÄREPRÄIS OAI 2020

CATÉGORIE 7 C7-12

OUVRAGES D’ART / INFRASTRUCTURES

B A U H Ä R E P R Ä I S O A I 2 0 2 0 O R D R E D E S A R C H I T E C T E S E T D E S I N G É N I E U R S - C O N S E I L S LAURÉAT O A I

30/42

BAUHÄREPRÄIS OAI 2020

CATÉGORIE 5 C5-02

B A U H Ä R E P R Ä I S O A I 2 0 2 0 O R D R E D E S A R C H I T E C T E S E T D E S I N G É N I E U R S - C O N S E I L S LAURÉAT O A I

BÂTIMENT À VOCATION ADMINISTRATIVE / LIEU DE TRAVAIL / SANTÉ 23/42

DACKNER LYNETTE ET JOHAN

Décision unanime : Intégration exceptionnelle au paysage, osmose avec la nature, belle harmonie des matériaux, implantation compacte et utilisation judicieuse du terrain, répartition fonctionnelle appropriée, luminosité

MAISON PASSIVE UNIFAMILIALE KOPSTAL ARTTEK ARCHITECTURALLIGHTING MARIA LUISA GUERRIERI GONZAGA PLAN B

OAI 30 ANS LUXEMBOURG 2020

© OAI 2020 / WWW.OAI.LU lauréat

déclaration du lauréat

commentaire du jury

objet localité architecte(s) ingénieur(s) conseil(s) LUXENERGIE S.A.

« ...laisser la liberté créative à son équipe afin que celle-ci puisse développer un projet brillant... »

Décision unanime : Objet d’art pour une fonction technique

SILOT À PELLETS LUXEMBOURG PAUL BRETZ ARCHITECTES SOGEDEC S. À R. L.

OAI 30 ANS LUXEMBOURG 2020

© OAI 2020 / WWW.OAI.LU lauréat

déclaration du lauréat

commentaire du jury

objet localité architecte(s) ingénieur(s) conseil(s) ADMINISTRATION DES BÂTIMENTS PUBLICS

« Le challenge le plus audacieux a été la réalisation du projet dans un délai très restreint. Les concepteurs ont su répondre à cette attente avec une grande réactivité. De même, ils ont réalisé une remise en valeur patrimoniale de l’immeuble, ..., tout en tenant compte des exigences du Ministère d’Etat. »

Sobre et généreux, intégration de la technique dans l’ancien de manière raffinée

HÔTEL SAINT MAXIMIN, MINISTÈRE D’ETAT LUXEMBOURG KAELL ARCHITECTE AUCARRÉ INGÉNIEURS-CONSEILS S. À R. L. GOBLET LAVANDIER & ASSOCIÉS INGÉNIEURS-CONSEILS S.A.

OAI 30 ANS LUXEMBOURG 2020

© OAI 2020 / WWW.OAI.LU

Heures d’ouverture : LU, MA, JE : 12-18H / ME, VE : 12-21H / SA, DI : 10-16H ENTREE LIBRE

Appel de candidature auprès de designers pour la création de vêtements / objets à partir des tissus de l’exposition Pop-Up Présentation de l’exposition complète lors du salon HOME & LIVING DIMANCHE 18 OCTOBRE 2020 à 15H : VENTE AUX ENCHÊRES au pro t de l’Oeuvre Nationale et de Secours Grande-Duchesse Charlotte

Partenaires : Luxexpo The Box / Luxinnovation (Creative Industries) /

Luxembourg Design / Oeuvre Nationale et de Secours Grande-Duchesse Charlotte

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La richesse des informations, fournies par les maîtres d’ouvrage à travers leurs témoignages écrits, est impressionnante, et constitue une source d’inspiration et de discussion.

Des fi lmsfi lms sur les Lauréats et Prix Spéciaux du Bauhärepräis OAI 2020 sur les Lauréats et Prix Spéciaux du Bauhärepräis OAI 2020 avec interviews des maîtres d’ouvrage sont disponibles sur la page Youtube de l’OAI et sur www.bhp.lu

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BAUHÄREPRÄIS OAI 2020 PRIX MAÎTRES D’OUVRAGE / BAUHERRENPREIS / CLIENTS AWARD / PRÉMIO DO DONO DA OBRA

Pierre HURT, Directeur de l’OAI, partage son message principal dans le contexte du Bauhärepräis OAI et de la culture du bâti au Luxembourg :

« QUI CONSTRUIT, CONSTRUIT POUR NOUS TOUS ! D’OÙ L’IMPORTANCE QUE LE MAÎTRE D’OUVRAGE PARTAGE SA RESPONSABILITÉ SOCIÉTALE AVEC DES CONCEPTEURS INDÉPENDANTS.

WIE BAUT, BAUT FIR ONS ALL! DOFIR D’WICHTEGKEET, DATT DEN BAUHÄR SENG GESELLSCHAFTLECH VERANTWORTUNG MAT ONOF HÄNG EGE BERODER DEELT.

WHO BUILDS, BUILDS FOR ALL OF US! HENCE THE IMPORTANCE THAT THE CLIENT SHARES HIS SOCIAL RESPONSIBILITY WITH INDEPENDENT PLANNERS.

WER BAUT, BAUT FÜR UNS ALLE! DAHER DIE WICHTIGKEIT, DASS DER BAUHERR SEINE GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG MIT UNABHÄNGIGEN FACHPLANER TEILT.

QUEM CONSTRÓI, CONSTRÓI PARA NÓS TODOS ! DE ONDE A IMPORTÂNCIA QUE OS DONOS DA OBRA PARTILHAM SUA RESPONSABILIDADE SOCIETAL COM UM CONSULTOR INDEPENDENTE. »

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