Dorf-Blitz September 2014

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Monatsinterview

Dorf-Blitz

09/2014

Bernhard Krismer, Präsident «glow. das Glattal» treibt die Zusammenarbeit voran

Basis schaffen für die dritte Grossstadt im Kanton Unter dem Dach von «glow. das Glattal» haben sich vor 13 Jahren acht Gemeinden, unter anderem Bassersdorf, zu einem Verein zusammengeschlossen. Ziel ist es, den Lebens- und Arbeitsraum dieser boomenden Region mit einer gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit zu entwickeln. Eine Vision wäre, dass die acht Gemeinden in Zukunft auch politisch zu einer Einheit zusammenwachsen und als Glattalstadt die dritte Grossstadt des Kantons bilden. von Reto Hoffmann

Bernhard Krismer, seit über zwei Jahren sind Sie Präsident des Vereins «glow. das Glattal». Welches ist Ihre persönliche Bilanz nach dieser Zeit? Lassen Sie mich etwas zurückblenden, um die Bedeutung von «glow» zu verstehen. Der Verein ist 2001 entstanden aus der Vereinigung Zug (Zukunft Glattal). Das waren damals die vier Gemeinden Dübendorf, Wallisellen, Opfikon und Kloten, welche erkannten, dass sie das Thema Verkehr nicht mehr alleine meistern konnten und deshalb zusammenfanden. Daraus ist das Projekt Glattalbahn entstanden. Später sind dann die Gemeinden Bassersdorf, Dietlikon, Rümlang und Wangen-Brüttisellen dazugekommen, die jetzt im Verein «glow. das Glattal» organisiert sind. Wenn wir nun zur Kenntnis nehmen, dass man auf der einen Seite diese Glattalbahn gebaut hat und auf der anderen Seite das Wirtschaftsnetzwerk Flughafenregion Zürich dazugekommen ist, welches das Standortmarketing für sich in Anspruch nimmt, dann ist ein wesentlicher Teil von «glow. das Glattal» weggebrochen. Auch eine einfache Reform von «glow. das Glattal», bei der es nur um die Änderung des Namens ging zu «Verein Glattalstadt», konnte nicht verwirklicht werden. Das Vorhaben scheiterte an einer Zweidrittelmehrheit, welche nötig gewesen wäre. Es zeigt zwar, dass das überregionale Denken vorhanden ist. Die Angst vor dem Verlust von Auto­ nomie hemmt derzeit jedoch einzelne

Bernhard Krismer: «Es ist eine Vision, die sehr ähnlich ist zu jener meiner Vorgänger, welche mit der Realisierung der Glattalbahn sehr erfolgreich waren.» (Bilder: Reto Hoffmann)

Exekutiven, einen weiteren Schritt zu gehen. Deshalb fällt meine erste Bilanz eher etwas ernüchternd aus.

«Die Angst vor dem Verlust von Autonomie hemmt derzeit jedoch einzelne Exekutiven» Wo setzt der Verein «glow» nun heute seine Schwerpunkte? Ich sehe heute die Aufgabe von «glow» darin, die überregionalen Zusammenarbeit zu strukturieren und zu koordinieren und die Basis zu schaffen für einen möglichen Zusammenschluss zur Glattalstadt in der Zukunft. Dazu gehören im Moment wichtige Projekte, wie die Zusammenlegung der Zivilschutzorganisationen auf überregionaler Ebene. Auch der ganze Spitex-Bereich mit Wangen, Brüttisellen, Dietlikon und Wallisellen, welche die Spitex Glattal gründeten, geht in diese Richtung. Bereits realisiert ist auch die übergreifende Zusammenarbeit der Polizeiorgane von vier Gemeinden. Ein grosses Problem, mit dem wir uns seit Jahren beschäftigen, ist die Glattal­ autobahn, welche Entlastung für die

Region bringen soll. Auch hier können wir uns nur gemeinsam für die Sache einsetzen, um unserer Forderung nach einer raschen Realisierung bei Kanton und Bund entsprechend Nachdruck zu verleihen. Ebenfalls zuoberst auf der Prioritätenliste ist die zweite Ausbauetappe der Glattalbahn. Sie sehen: Im Moment setzen wir den Schwerpunkt im Bereich der kleinen Schritte. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bevölkerung zu stärken ist nur mit kleinen Schritten möglich.

«Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bevölkerung zu stärken ist nur mit kleinen Schritten möglich» Was treibt Sie persönlich an, sich für ein Vorhaben zu engagieren, das erst in ein bis zwei Jahrzehnten realisiert ist? Es ist eine Vision, die sehr ähnlich ist zu jener meiner Vorgänger, welche mit der Realisierung der Glattalbahn sehr erfolgreich waren. Es ist die Vision einer engen Zusammenarbeit, um für die Bewohner der Glattalstadt, also der acht Gemeinden, wesentliche Vorteile zu gewinnen.

Die Verkehrsprobleme beispielsweise in Bassersdorf sind erdrückend und für mich kaum mehr ertragbar. Wenn Bassersdorf nun allein gegen dieses Problem ankämpfen muss, ist es ungleich schwerer, als wenn der Zusammenschluss einer Glattalstadt zum Beispiel beim Kanton vorstellig wird. Von der Grösse her verkörpert das Glattal notabene bereits die dritt­ grösste Stadt des Kantons, neben ­Zürich und Winterthur. Dies würde uns ein ganz anderes Gehör verschaffen. Doch damit dies Tatsache wird, heisst es noch mehr zusammenzurücken. Man hat bei der Glattalbahn gesehen, was ein gemeinsamer Wille bewirken kann. Dies wird auch weit über die Grenzen des Kantons Zürich anerkannt.

«Man hat es bei der Glattalbahn gesehen, was ein gemeinsamer Wille bewirken kann» Weshalb ist denn das Glattal eine solche Boom-Region? Es ist vor allem die Lage, welche viele anzieht. Das Glattal verfügt in jeder Gemeinde auch über eine hervorragende Infrastruktur. Sei es im Einkaufsbereich, sei es im Bereich Sport


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