Dorf-Blitz
Nürensdorf
08/2016
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Wie aus einem fünf Tonnen schweren Steinklotz ein Kunstwerk entsteht
Inspiration für neue Spielideen Am Anfang stand ein Block aus Sandstein mit den Massen 150x150x90 Zentimeter auf dem Land bei Steinbildhauerin Melanie Sterba (Bassersdorf) in Oberwil. Auf ihrem Schreibtisch lag der Auftrag für die Erstellung eines kindergerechten Brunnens für den Kindergarten Sunnerain in Birchwil.
aus.» Sind die grossen Brocken mal entfernt, beginnt die mühsame, aber interessante Kleinarbeit mit Meissel und Hammer.
Die Steine im Stein
von Marianne Flotron Im Auftrag der Architekten Bucher Partner aus Winterthur, welche vor zwei Jahren den neuen Kindergarten im Sunnerain Birchwil bauten, durfte die 22-jährige Melanie Sterba nach ihren eigenen Ideen den Brunnen gestalten. «Als einzige Vorgabe erhielt ich die Auflage mit auf den Weg», so die Steinbildhauerin, «es müsse die Kindergärtner begeistern. Also versetzte ich mich zurück in meine Kindheit und machte mir Gedanken, was mich als Knirps faszinieren würde.» Aus diesen Vorstellungen heraus erstellte sie ein Modell 1:5 und besprach sich mit ihren Atelierkollegen Karin Fiechter und Ralph Höck. «Beide waren von meiner Idee begeistert und unterstützten mich während der gesamten Arbeitszeit immer wieder», berichtet sie stolz über die Zusammenarbeit.
figur in Frage. «Ich mag das Meer, Ebbe und Flut begeistern mich, also musste der Brunnen irgendwie damit verbunden sein», so ihre Idee. Sie stellte sich vor, wie die Kinder rund um den Brunnen stehen und ihre kleinen Holzboote darin schwimmen lassen. «Also sollte es lebendig sein und den Nachwuchs inspirieren, eigene Ideen zum Spielen zu entwickeln.» Gleichzeitig dürfe aber nicht zu viel Wasser im Brunnen sein, da die Schüler nicht zu nass werden sollten, das sei der Wunsch der Kindergärtnerin, sagt Sterba lachend.
Idee der Naturliebhaberin
Die erste Phase
Sie sei ein Naturmensch, erzählt Melanie Sterba, so käme keine Disney-
Zuerst musste Melanie Sterba sich Gedanken machen, wie sie aus dem
Melanie Sterba und der zu bearbeitende Sandsteinblock. (zvg)
Durch diese kleinen Hölzer entsteht Druck und sprengt so die eingegrenzte Steinmasse. (zvg)
Sandsteinblock das notwendige Relief herausarbeiten wollte. «Bei unserem Beruf gibt es nicht für jedes Problem das richtige Werkzeug», schmunzelt sie, «aber wir sind sehr erfinderisch und lösen alle Aufgaben. Das ist ein grosser Teil der Faszination meiner Arbeit. Ich habe gelernt, quer und vernetzt zu denken und auch mal etwas Unkonventionelles auszuprobieren.» Im ersten Teil sprengte sie fast eine Tonne Material aus dem Klotz. «Unter ‹sprengen› darf man sich nicht Dynamit vorstellen», erklärt Sterba. «Ich bohre Löcher mit 2,2 Zentimeter Durchmesser in den Stein, welche schräg nach unten zusammenlaufen und setze dreiteilige Sprengkeile ein. Aufgrund des so entstehenden Druckes knallt das umrundete Gebiet
«Eine Herausforderung war es», beschreibt Melanie Sterba ihre Arbeit, «den Steinen ein natürliches Aussehen zu geben. Hier war viel Feinarbeit gefragt und ich brauchte viel Zeit für die drei Steine.» Aber sie sei sehr zufrieden mit der Ausführung und auch ihre beiden Kollegen seien begeistert. Nun ist sie gespannt, wie der Brunnen aussieht, wenn er mit Wasser gefüllt ist. «Der fertige Brunnen hat meine Vorstellung übertroffen», sagt Melanie Sterba stolz, «und ich freue mich, Kinder an ihm spielen zu sehen.»
Der Zusammenhang mit Birchwil Teile von Birchwil stehen auf einer Sandsteinplatte und es ist eine schöne Idee, diesen Stein auch für den Brunnen zu verwenden. So ist für die Betrachter das zu sehen, was unter der Erde liegt. Dies soll eine Einheit darstellen. Nicht nur die Kindergärtner dürfen beim Anblick des Kunstwerkes Freude haben, auch die Erwachsenen sollen sich Gedanken machen können über die Entstehung des Brunnens. Das Werk soll demnächst im Sunnerain montiert werden. ◾
Die Steinbildhauerin ist zufrieden mit ihrem fast fertigen Kunstwerk und freut sich auf die Reaktion der Kindergärtner. (mf)