Folgeerkrankungen: Augen auf! Diabetes kann schwere Folgen nach sich ziehen: Werden die kleinsten Blutgefäße in den Augen geschädigt, leidet die Netzhaut mit. Wie eine Sehschwäche oder Erblindung verhindert werden kann.
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Impfschutz: Vorsicht, Gürtelrose! Bei Diabetes führen Krankheiten, wenn dafür kein Impfschutz besteht, besonders häufig zu Komplikationen. Ein Experte erklärt im Interview, warum das Risiko für eine Gürtelrose nicht unterschätzt werden darf.
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Ernährung: Ran an die Pflanzen! Wer sich pflanzenbetont ernährt, hat eine höhere Lebenserwartung. Dies gilt laut einer neuen Studie auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes. Doch welche Lebensmittel sind besonders empfehlenswert?
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Die Koronare Herzkrankheit (KHK) ist die mit Abstand häufigste Herzerkrankung in der westlichen Welt. Allein in Deutschland sind etwa 4,7 Millionen Menschen betroffen, jedes Jahr sterben in Deutschland rund 120 000 Patienten daran. Von KHK spricht man, wenn es in den Herzkranzgefäßen zu Ablagerungen aus Kalzium, entzündlichen Zellen, Bindegewebe und Cholesterin kommt. Dieser Prozess der Gefäßverkalkung führt zu einer zunehmenden Verdickung der Gefäßwand mit Einengung des Gefäßinnenraums. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann es zu einem teilweisen oder vollständigen Verschluss der Gefäße kommen – einem Herzinfarkt.
Warnzeichen können sein:
Atemnot
Brustenge
Brustschmerzen unter körperlicher Anstrengung
Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt
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GRUSSWORT
Wissen hilft
Heute, am 14. November, ist Weltdiabetestag. Seit 1991 macht er mit verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen auf die zunehmende Verbreitung der chronischen Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus aufmerksam. Dies ist gegenwärtig mehr als nötig. Denn die Zahl an Betroffenen ist in den vergangenen Jahrzehnten rasant angestiegen. Geschätzt elf Millionen Menschen mit erhöhten Blutzuckerwerten (inklusive Dunkelziffer) gibt es aktuell allein in Deutschland,
und jede Minute kommt eine Neuerkrankung hinzu. Nicht zu vergessen: Ein unzureichend betreuter Diabetes zieht häufig weitere, teils schwere Krankheiten nach sich. Umso wichtiger ist Aufklärung –über Symptome, Ursachen, ein erfolgreiches Diabetes-Management sowie die neuesten Entwicklungen bei den Therapien und in der Medizintechnik. Ein erfülltes Leben mit Diabetes ist heute möglich – wir zeigen Ihnen, wie.
Nadine Effert Chefredakteurin
LEITARTIKEL
FOLGEERKRANKUNGEN
IMPFSCHUTZ
ERNÄHRUNG
INHALTSVERZEICHNIS
Das eigene Risiko im Blick — 4
Schäden an den Augen vermeiden — 6
„Bei Diabetes ist das Immunsystem geschwächter“ — 8
Gamechanger pflanzliche Nahrung? — 10
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Das eigene Risiko im Blick
LEITARTIKEL | VON NADINE EFFERT
Diabetes mellitus: eine Volkskrankheit auf dem Vormarsch. Der Typ-2-Diabetes und seine Folgeerkrankungen gehören zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit. Was es braucht: mehr Prävention, mehr Aufklärung, mehr Wissen – auch über den Stellenwert von Technologien und Digitalisierung im Rahmen einer modernen Therapie.
Jedes Jahr im Oktober wird er verliehen: der Nobelpreis. Für Medizin ging die Auszeichnung in diesem Jahr an Dr. Mary E. Brunkow, Dr. Fred Ramsdell und Prof. Shimon Sakaguchi für ihre grundlegenden Entdeckungen zur sogenannten peripheren Immuntoleranz. Genauer geht es um regulatorische T-Zellen, die wie eine Wachmannschaft andere Immunzellen überwachen und dafür sorgen, dass das Immunsystem körpereigene Zellen nicht attackiert. Ein Gen namens FOXP3 spielt dabei eine Schlüsselrolle. Und was hat das mit Diabetes zu tun? Beim Typ 1 greift das Immunsystem fälschlicherweise Insulin produzierende Zellen an. Insulin ist ein lebenswichtiges Hormon, das den Stoffwechsel reguliert. Die Forschenden schufen die Basis für Therapien, mit denen die Immunreaktion des Körpers in Zukunft kontrolliert werden könnte – mit dem Ziel, unter anderem Autoimmunkrankheiten wie den Typ-1-Diabetes gezielter behandeln oder sogar heilen zu können. Allein in Deutschland würden aktuell 32.000 Kinder und Jugendliche sowie 340.000 Erwachsene davon profitieren.
SCHON GEWUSST?
• Aktuell haben in Deutschland mindestens 9,1 Millionen Menschen einen Typ-2-Diabetes, darunter < 1.000 Betroffene, die jünger als 20 Jahre alt sind.
• Rund 32.000 Kinder und Jugendliche sowie 340.000 Erwachsene haben einen Typ-1-Diabetes.
• Pro Jahr treten 450.000 Neuerkrankungen an Typ-2-Diabetes auf. Die Inzidenzrate sank bis 2019 bei Frauen um 2,4 Prozent und bei Männern um 1,7 Prozent jährlich. Bei 20- bis 39-Jährigen stiegen die Neuerkrankungen bis 2019 jährlich.
• Die kardiovaskuläre Mortalität ist bei Menschen mit Diabetes in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken. Krebserkrankungen sind für einen größeren Anteil der Todesfälle verantwortlich als Gefäßerkrankungen.
Quelle: „Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2025“, Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe
Prävalenz steigt
Weitaus häufiger vorkommend ist der Diabetes Typ 2, der vornehmlich aufgrund lebensstilassoziierter Risikofaktoren wie Übergewicht auftritt. Er gehört zu den häufigsten nicht übertragbaren Erkrankungen in Deutschland: 9,1 Millionen Menschen leben laut den Zahlen des „Deutschen Gesundheitsberichts Diabetes 2025“ mit der chronischen Stoffwechselerkrankung, jedes Jahr kommen rund 500.000 neu hinzu – Tendenz steigend, was der höheren Lebenserwartung und dem zunehmend ungesunden Lebensstil geschuldet ist. Das Durchschnittsalter bei Diagnose lag zuletzt bei 61,7 Jahren. Wobei die Bezeichnung „Altersdiabetes“ nicht mehr zutrifft, auch bei jungen Menschen wird die chronisch gestörte Regulation des Insulinspiegels immer öfter festgestellt. „Die Prävalenz von Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen steigt – auch in Deutschland“, bestätigt Professor Dr. med. Karsten Müssig, Tagungspräsident der Diabetes Herbsttagung 2025 und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Diabetologie am Franziskus-Hospital Harderberg der Niels-Stensen-Kliniken. „Ein früher Beginn bedeutet eine längere Krankheitsdauer, mehr Belastung und ein höheres Risiko für Komplikationen bereits im jungen Erwachsenenalter.“ Früh ansetzende Präventionsmaßnahmen und Aufklärung seien elementar, um diesem „besorgniserregenden Trend“ entgegenzuwirken.
Späte Diagnose mit Folgen Mehr Aufklärung braucht es auch in Sachen Früherkennung, denn Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens zwei Millionen Menschen in Deutschland nichts von ihrer Diabetes-Erkrankung wissen. Der Grund: Die
Stoffwechselerkrankung verläuft schleichend und bleibt häufig lange unerkannt. Diese Unwissenheit erhöht das Risiko schwerer Komplikationen und eines frühen Todes erheblich, da die Diagnose oft erst erfolgt, wenn bereits Schäden an etwa Nieren, Nerven und Augen vorliegen. Die diabetische Retinopathie zum Beispiel ist die häufigste Ursache für neue Erblindungsfälle bei Erwachsenen im Alter von
Jeder fünfte Mensch in Deutschland hat einen Prädiabetes.
20 bis 74 Jahren in Industrieländern. Auch das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Durchblutungsstörungen in den Füßen, Stichwort Diabetisches Fußsyndrom (DSF), steigt. Wie kommt es dazu? Diabetes schädigt die Gefäße, indem hoher Blutzucker langfristig die kleinen und großen Blutgefäße verengt und die Entstehung von Arteriosklerose beschleunigt.
„Folgeerkrankungen beim Diabetes sind real, und Menschen mit Diabetes werden durch ihr Umfeld, die Medien oder das Praxisteam ständig daran erinnert, dass sie sich mit dem Thema auseinandersetzen sollten“, erklärt Nicole Mattig-Fabian, Geschäftsführerin von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, die im Sommer 2025 ihre zweite Social-Media-Kampagne zum Thema „Diabetes und Folgeerkrankungen“ gestartet hat. „Das ruft oft Angst bei den Menschen mit Diabetes hervor und lähmt sie, die Kontrolluntersuchungen regelmäßig
Vor allem Menschen mit Typ-1-Diabetes sind auf ihn angewiesen: Über einen Pen gelangt das benötigte Insulin in die Blutbahn.
wahrzunehmen. Wir möchten dies ändern, denn Wissen hilft, immer die bestmögliche Lebensqualität zu genießen und nicht in Schockstarre zu verfallen.“ Das Gute sei, dass sich Folgeerkrankungen oft vermeiden, verzögern oder zumindest gut behandeln lassen, wenn sie rechtzeitig therapiert werden.
Risiko einschätzen
Eine rechtzeitige Behandlung setzt eine frühe Diagnose voraus. Ein Ansatzpunkt ist, Menschen mit einem erhöhten Diabetes-Risiko früh zu erkennen sowie Menschen mit einem Prädiabetes, den laut Robert Koch-Institut (RKI) jede fünfte erwachsene Person hat, gezielt zu behandeln, bevor sie einen Typ-2-Diabetes entwickeln. Wie hoch das eigene Risiko ist, in den nächsten zehn Jahren an Diabetes zu erkranken, lässt sich ganz einfach anhand weniger, additiv wirkender Routineparameter wie Nüchternblutzucker, Alter, Geschlecht und Body-Mass-Index (BMI) ermitteln, heißt es in der im September 2025 im Fachjournal „JAMA Network Open“ publizierten Rochester-Epidemiology-ProjectStudie. Die Untersuchungen von fast 45.000 US-amerikanischen Erwachsenen zeigte, dass bereits Nüchternblutzuckerwerte im oberen Normbereich das Diabetes-Risiko erhöhten. Kombinierte sich dieser Befund mit Übergewicht, verdoppelte sich die Wahrscheinlichkeit. „Das eröffnet Chancen für eine wirksame Prävention“, betont Dr. med. Tobias Wiesner, Vizepräsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Wir können betroffene Menschen früher identifizieren und mit ihnen über Veränderungen im Lebensstil sprechen – etwa zu Ernährung, Bewegung und Gewichtskontrolle.“
Tipp: Mit dem DIfE – Deutscher Diabetes-Risiko-Test® des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) können Erwachsene online (drs.dife.de) ihr Diabetes-Risiko ermitteln und erhalten Handlungsempfehlungen, um das eigene Risiko zu senken.
Prävention vorantreiben
Das A und O ist ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen und gesunden Ernährung, viel Bewegung, dem Verzicht auf Zigaretten,
keinem oder einem möglichst geringen Alkoholkonsum, ausreichend Schlaf und einem guten Stressmanagement. Bezüglich der beeinflussbaren krankheitsübergreifenden Risikofaktoren besteht ein hohes Präventionspotenzial. „Es wird derzeit viel und gern über Prävention gesprochen, aber die Politik zieht noch immer die falschen Schlüsse: Es reicht nicht aus, an die Eigenverantwortung zu appellieren und auf Aufklärung oder Bildungsangebote zu setzen“, sagt Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und Geschäftsführerin der DDG. „Wir brauchen verbindliche rechtliche Rahmenbedingungen, die die gesunde Wahl für Bürgerinnen und Bürger zur einfachen Wahl machen – unabhängig von Herkunft, Bildungsgrad oder Geldbeutel.“ Laut einer Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) begrüßen über 9 von 10 Menschen die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf gesunde Lebensmittel, fast 9 von 10 sprechen sich für strengere Werbeschranken zum Schutz von Kindern aus, 79 Prozent befürworten eine Abgabe auf stark zuckerhaltige Getränke.
Moderne Technologien
Trotz der besseren Behandlungserfolge bleibt die Beeinträchtigung durch Diabetes hoch. Menschen mit Diabetes leben länger als früher, verbringen dadurch aber mehr Lebenszeit mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Unabhängig vom Diabetes-Typ setzen derzeitige Therapien die Fähigkeit und Bereitschaft zum kontinuierlichen Selbstmanagement voraus. Vielen Betroffenen eröffnen moderne Technologien wie kontinuierliche Echtzeit-Zuckermessgeräte (rtCGM) oder automatisierte Insulinpumpen in Kombination mit einem rtCGM-Gerät (sogenannte Automated-Insulin-Delivery-Systeme – AID) neue Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben. Technische Innovationen und die fortschreitende Digitalisierung bieten den Betroffenen eine individualisierte Therapiemöglichkeit je nach Lebenssituation.
Eine aktuelle repräsentative Umfrage im Auftrag von Dexcom zeigt: Die Mehrheit der Deutschen sieht darüber hinaus großes Potenzial in den
Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes
Rauchen
Depression Fettleber
Bluthochdruck
Medikamente oder hormonelle Erkrankungen
Bewegungsmangel
ZAHL ZUM STAUNEN
853 Millionen
So viele Menschen weltweit (20–79 Jahre) sollen bis 2050 von Diabetes betroffen sein, davon 252 Millionen unterdiagnostiziert.
Quellen: International Diabetes Federation (IDF), Diabetes-Atlas 2025
CGM-Systemen zur Verbesserung des Lebensstils. 70 Prozent der Teilnehmenden können sich grundsätzlich vorstellen, einen Sensor zur Zuckermessung einmal auszuprobieren – nicht nur, um den eigenen Körper besser zu verstehen (52 Prozent), sondern auch als Motivation für mehr Bewegung (56 Prozent) oder bewussteres Essen (69 Prozent). Fast jede vierte Person gibt an, dass ein Sensor dabei helfen könnte, das eigene Gewicht zu halten oder abzunehmen. Für die korrekte Anwendung von Diabetes-Technologien und den daraus gewonnenen Daten seien intensive Schulungen und Beratungen unumgänglich, meint Dr. med. Sandra Schlüter, niedergelassene Diabetologin aus Northeim und Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft „Diabetes und Technologie“ (AGDT): „Technik ist nicht unfehlbar und kann ausfallen oder fehlerbehaftet sein. Für insulinbehandelte Menschen mit Diabetes ist es wichtig, sie zu verstehen, richtig einzusetzen, die korrekten Rückschlüsse für therapeutische Konsequenzen zu ziehen und im Notfall auch ohne sie ihre Selbsttherapie durchführen zu können.“ Dennoch steckt viel Potenzial in Neuentwicklungen: So können zum Beispiel smarte CGM-Sensoren nicht nur helfen, Zuckerwerte in Echtzeit zu verstehen, sondern auch zu mehr Bewegung und gesünderem Essen motivieren – neben neuen Erkenntnissen aus der Diabetes-Forschung eine wichtige zusätzliche Unterstützung, vor allem mit Blick auf die zunehmende Verbreitung von Diabetes Typ 2.
Übergewicht erhöhte Blutfette
Schwangerschaftsdiabetes ungesunde Ernährung
Typ-2-Diabetes in der Familie
höheres Alter
Quelle: Landgraf et. al.: Therapie des Typ-2-Diabetes, Diabetologie und Stoffwechsel, 2018
und Alkohol
Schäden an den Augen vermeiden
FOLGEERKRANKUNGEN | VON NADINE EFFERT
Diabetes mellitus gehört zu den häufigsten Ursachen für gravierenden Sehverlust. Regelmäßige Augen-Screenings sind wichtig – nicht nur für den Erhalt der Sehkraft –, werden aber längst nicht von allen Betroffenen wahrgenommen.
Wer Schwankungen seines Sehvermögens im Tagesverlauf bemerkt, verzerrt oder verschwommen sieht oder sogenannten „Rußregen“ vor dem Auge wahrnimmt, sollte umgehend eine Augenarztpraxis aufsuchen. Warum? Dahinter kann eine durch den Diabetes hervorgerufene Augenerkrankung stecken – zum Beispiel eine diabetische Retinopathie (DR), die zu beträchtlichen Sehstörungen und sogar zur
Diabetische Netzhautschäden werden meist spät bemerkt.
Erblindung führen kann. Wie kommt es dazu?
Durch einen permanent erhöhten Blutzuckerspiegel werden die kleinsten Gefäße in der Netzhaut geschädigt. Es können Gefäßwucherungen und Blutungen im Auge entstehen, die das
Rat und Hilfe bei Sehverlust
Blickpunkt Auge ist ein qualitätsgesichertes Beratungsangebot von Betroffenen für Betroffene. Es richtet sich an Menschen mit Sehproblemen und ihre Angehörigen – auch wenn Diabetes die Ursache des Sehverlustes ist.
„Da ist eine riesige Angst, dass mein Sehvermögen immer weiter schwinden wird. Die Vorstellung, Stück für Stück meine Unabhängigkeit zu verlieren, ist total schlimm für mich.“ Mit dieser Angst kommen viele Ratsuchende mit Diabetes nach der Diagnose einer chronischen Augenerkrankung in die Beratung. Die Grunderkrankung Diabetes stellt die Betroffenen im Alltag vor große Herausforderungen: Die Erkrankung ist sehr komplex, kann viele Gesundheitsfragen betreffen, bringt zusätzliche Belastungen mit sich, fordert oft gravierende Umstellungen, ganzheitliches Denken und Handeln sowie eine hohe Disziplin. Und diabetische Netzhauterkrankungen sind nur eine von vielen möglichen Folgeerkrankungen des Diabetes.
Ist dann aufgrund einer Augenerkrankung auch noch das Sehvermögen bedroht, drehen sich zunächst alle Gedanken um diese Diagnose, um Behandlungsmöglichkeiten und den
Sehvermögen bedrohen. Problem: Eine DR entwickelt sich lange Zeit unbemerkt, da sie im Frühstadium symptomfrei verläuft. Zu Sehstörungen kommt es erst, wenn die Netzhaut des Auges bereits deutliche und irreversible Schäden aufweist. In Deutschland hat rund jede vierte Person mit Diabetes Typ 1 eine Retinopathie – beim Diabetes Typ 2 ist etwa jeder Sechste betroffen, wobei bei jeder dritten Person bereits zum Zeitpunkt der Diagnose kleine Veränderungen an der Netzhaut vorliegen.
Frühe Diagnose wichtig Umso wichtiger sind regelmäßige VorsorgeScreenings, welche die Leitlinien im Abstand von einem bis zwei Jahren vorsehen. Diese Termine werden laut Deutscher Diabetes Gesellschaft (DDG) jedoch von bis zu 30 Prozent der Menschen mit Diabetes nicht eingehalten. Damit wird eine Chance vergeben: „Weitaus mehr DR-Fälle könnten identifiziert und deren Verschlechterung verhindert werden, würde konsequenter augenärztlich untersucht oder Risikofaktoren wie Bluthochdruck effektiver behandelt“, betont Professor Dr. Hans-Peter Hammes, ehemaliger Sektionsleiter Endokrinologie/Diabetologie des Universitätsklinikums Mannheim. Auch wenn eine DR nicht heilbar ist, können verschiedene Therapien, etwa Laserbehandlungen oder Injektionen in
Bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen können Schäden an der Netzhaut frühzeitig entdeckt und behandelt werden.
das Auge, das Fortschreiten der Netzhautbeschädigung aufhalten. Es gibt aber noch einen guten Grund für regelmäßige Kontrollen: „Die Augen sind ein Spiegel für den allgemeinen Gefäßzustand – Präventionsmaßnahmen an diesem Organ sind insbesondere bei einem Diabetes essenziell“, so der Experte. Denn durch ein konsequenteres Augen-Screening ließen sich auch eventuelle Schäden an großen Blutgefäßen voraussehen, verhindern und somit bestenfalls sogar das Sterblichkeitsrisiko – beispielsweise durch daraus entstehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen – verringern.
SCHON GEWUSST?
Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV) berät Menschen mit Diabetes und Sehbehinderungen. Mehr Infos gibt es unter: https://blickpunkt-auge.de.
Wunsch nach Heilung. Mit der Zeit werden andere Fragen immer drängender: Wie soll es weitergehen? Verliere ich meine Selbstständigkeit? Wie geht das mit dem Beruf? Kann ich geliebte Hobbys weiterhin ausüben? Was kann ich tun?
Informationen und Austausch
Sich mit anderen Menschen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann helfen, mit der Erkrankung umzugehen. Viele Hilfsmittel, vergrößernde Sehhilfen, Alltagshelfer und Schulungen ermöglichen den Betroffenen, ihre Selbstständigkeit zu erhalten.
Die Blickpunkt-Auge-Beratung in Anspruch zu nehmen, kann am Anfang Überwindung kosten. Hier gibt es eine Fülle an Informationen zu Sehhilfen und anderen Hilfsmitteln, zu rechtlichen und finanziellen Fragen, zur Alltagsbewältigung, Mobilität und beruflichen Teilhabe. Bei Bedarf kann ein Austausch mit Gleichbetroffenen ermöglicht und an Fachberatungen vermittelt werden. Aber der regelmäßige Augenarztbesuch ist wichtig, um das vorhandene Sehvermögen so lange wie möglich zu erhalten. www.dbsv.org
„Früherkennung ist entscheidend, um die Sehkraft erhalten zu können“
Das diabetische Makulaödem (DMÖ) gilt als die häufigste Ursache für eine signifikante Verschlechterung der Sehkraft. Univ.-Prof. Dr. med. Hakan Kaymak, Augenarzt, Augenchirurg und leitender Operateur der Breyer, Kaymak & Klabe Augenchirurgie in Düsseldorf, erklärt, wie es zu der Diabetes-Folgeerkrankung kommt und welche modernen Behandlungsmethoden Betroffenen wieder mehr Sehkraft und Lebensqualität schenken können.
Herr Professor Kaymak, was verbirgt sich hinter dem diabetischen Makulaödem, kurz DMÖ? Beim DMÖ handelt es sich um eine chronische Folgeerkrankung von Diabetes, bei der die Augen betroffen sind. Genauer gesagt, kommt es als Folge eines erhöhten Blutzuckerspiegels langfristig zu einer Schädigung der kleinsten Blutgefäße, den sogenannten Kapillaren, die die Netzhaut mit wichtigen Nährstoffen und Sauerstoff versorgen. Entzündungsprozesse werden in Gang gesetzt, bei denen verschiedene Botenstoffe freigesetzt werden, zum Beispiel der Vascular Endothelial Growth Factor, kurz VEGF. VEGF regt die Neubildung von Blutgefäßen an und erhöht zusammen mit anderen Faktoren die Durchlässigkeit der Blutgefäße. Flüssigkeit tritt aus und sammelt sich im Bereich der Netzhaut an, wo Sehzellen geschädigt werden. Der medizinische Fachbegriff für diese Veränderungen an der Netzhaut lautet diabetische
Retinopathie. Langfristig kann es zu einem Anschwellen im Bereich der Makula kommen.
Welche Folgen hat die Flüssigkeitsansammlung in der Makula? Die nur wenige Millimeter große Makula liegt in der Mitte der Netzhaut, im hinteren Teil des Auges, und weist als „Ort des schärfsten Sehens“ die höchste Dichte an Sehzellen auf. Durch das Ödem kommt es unbehandelt zu fortschreitenden Einschränkungen des Sehvermögens bis hin zur Erblindung. Eine frühzeitige Behandlung ist daher das A und O, um die Sehfähigkeit zu erhalten. Da ein DMÖ sich in der Regel schleichend entwickelt und somit zu Beginn der Erkrankung kaum Beschwerden verursacht, sind regelmäßige Augenkontrolluntersuchungen einmal im Jahr unerlässlich. Ziel ist es, Netzhautschäden aufzudecken, bevor es zu einem DMÖ und den typischen Beeinträchtigungen in Form von unscharfem Sehen, grauen Flecken im zentralen Gesichtsfeld oder verschlechtertem Farbsehen kommt. Auch eigentlich gerade Linien, die beim Betrachten verzerrt erscheinen, sind ein Indiz.
Kann denn jeder Mensch mit Diabetes ein DMÖ bekommen? Ja, allerdings gibt es Faktoren, welche die Entstehung begünstigen können – darunter schlecht eingestellte Blutzuckerwerte, die Dauer der Diabetes-Erkrankung und ein zu hoher Blutdruck. Es ist also stets wichtig, auch vorliegende Grunderkrankungen zu behandeln. Das wirkt sich positiv auf die Prognose und den Therapieerfolg aus. Übergewicht und Rauchen sind ebenso Risikofaktoren.
Apropos Therapie. Wie kann ein DMÖ behandelt werden? Grundsätzlich ist zu sagen, dass eine vollständige Heilung in der Regel nicht möglich ist, der Krankheitsverlauf jedoch aufgehalten werden kann. Es gibt zwei verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, wobei die Entscheidung für oder gegen eine Therapie immer eine individuelle
ist. Sie richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung, aber auch nach den persönlichen Bedürfnissen und dem Zustand der jeweiligen Person. Eine Möglichkeit im frühen Stadium der Krankheit ist die Laserbehandlung der Netzhaut, bei der undichte Kapillaren verschlossen und die Schwellung reduziert wird. Spezielle Medikamente, die ins Auge injiziert werden, sind derzeit allerdings die wichtigste Behandlungsmethode. Das Auge wird mit Augentropfen lokal betäubt, die in der Regel ambulant durchgeführte Behandlung dauert nur wenige Sekunden.
Wie wirken solche Medikamente? Die Medikamente hemmen die Wachstumsfaktoren, wodurch sie das Wachstum der krankhaften Blutgefäße unterdrücken und die Durchlässigkeit der Gefäße reduzieren können. In der Folge verringert sich der Austritt der Flüssigkeit und damit die Schwellung der Makula.
Es handelt sich dabei entweder um Anti-VEGF oder Kortikosteroide. Worin unterscheiden sich die beiden Behandlungen? Anti-VEGF hemmen wie oben beschrieben den Wachstumsfaktor VEGF und werden wiederholt, alle vier bis sechs Wochen bei schrittweiser Verlängerung der Abstände, ins Auge injiziert. Die Termine hierfür müssen unbedingt eingehalten werden. Therapietreue ist ein wesentlicher Bestandteil für den Therapieerfolg, genauso wie regelmäßige Nachkontrollen, die es auch bei der Behandlung mit Kortikosteroiden einzuhalten gilt. Kortikosteroide wirken entzündungshemmend, blockieren neben dem Botenstoff VEGF auch Hormone und Proteine, die die Entzündung auslösen. Die Wirkungsdauer kann je nach Steroid über einen kurz wirksamen Zeitraum von wenigen Monaten bis hin zu einem lang wirksamen Zeitraum von mehreren Jahren anhalten.
Welche Nebenwirkungen gibt es bei intravitrealen Therapien? Nebenwirkungen können individuell
Die in dieser Veröffentlichung enthaltenen Informationen dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und stellen keine medizinische Beratung oder Aufforderung zur Verwendung von Arzneimitteln dar. Vor der Anwendung eines Arzneimittels sollten Sie immer einen Arzt oder qualifizierten Gesundheitsdienstleister konsultieren. Die Autoren und Herausgeber übernehmen keine Haftung für etwaige Schäden, die direkt oder indirekt aus der Nutzung dieser Informationen oder des beschriebenen Produkts entstehen können. Bitte lesen Sie die Packungsbeilage und Gebrauchsanweisung sorgfältig durch, und befolgen Sie die Anweisungen des Herstellers.
unterschiedlich auftreten. Es muss mit dem Patienten zusammen abgewogen werden, welcher Behandlungsansatz der richtige ist. Nachkontrollen sind bei jeder Art von Therapie notwendig.
DMÖ ist eine chronische Erkrankung und somit ein Lebensbegleiter. Was bedeutet dies für die Betroffenen? Wie bereits erwähnt, ist die konsequente Einhaltung der Arzttermine sehr wichtig. Nachkontrollen und Therapietreue sind für den Erhalt der Sehkraft entscheidend. Somit muss je nach Lebenssituation der Patienten auch die Art der Therapie und die damit zusammenhängenden Injektionsintervalle sorgfältig und individuell ausgewählt und mit dem Patienten besprochen werden. Schließlich ist allein der Umgang mit der Grunderkrankung, sprich dem Diabetes, aber auch etwaiger anderer Begleit- und Folgeerkrankungen, eine lebenslange Herausforderung.
https://alimerasciences.de
DIABETISCHES MAKULAÖDEM (DMÖ)
Definition: Beim DMÖ handelt es sich um krankhafte Veränderungen in der Makula, die durch Flüssigkeit verursacht werden, die aus „undichten“ Blutgefäßen in die Netzhaut dringt.
Folgen: Es kann zur Beeinträchtigung der Sehkraft kommen. Unbehandelt kann die chronische Netzhauterkrankung zur Erblindung führen.
Häufigkeit: Von den circa sieben Millionen behandelten Menschen mit Diabetes in Deutschland leiden etwa 420.000 Menschen im Alter über 50 Jahren an einem DMÖ.
Weitere nützliche Informationen: Unter www.pro-retina.de finden Sie weitere nützliche Informationen, Beratungsangebote zu diagnosespezifischen und sozialen Themen, Hilfsmitteln und vielem mehr. Der Austausch mit anderen Betroffenen ist über die Regional- und Patientengruppen möglich.
Univ.-Prof. Dr. med. Hakan Kaymak, Breyer, Kaymak & Klabe Augenchirurgie
„Bei Diabetes ist das Immunsystem geschwächter“
IMPFSCHUTZ | IM GESPRÄCH MIT TOBIAS LEMSER
Jedes Jahr erkranken hierzulande rund 300.000 – zumeist ältere – Menschen an Gürtelrose. Erhöht ist das Erkrankungsrisiko bei Diabetes. Prof. Dr. med. Baptist Gallwitz, Facharzt für Innere Medizin und Endokrinologie/ Diabetologie und Pressesprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), erläutert die Gründe und wie man sich schützen kann.
Herr Prof. Gallwitz, was ist Gürtelrose, und wodurch entsteht diese Erkrankung? Gürtelrose ist eine Infektionserkrankung, die viele Jahre und Jahrzehnte als Folge einer Windpockenerkrankung auftreten kann. Auch unter dem Namen Herpes Zoster ein Begriff, wird die Erkrankung durch sogenannte Varizella-ZosterViren ausgelöst. Diese nisten sich nach zumeist im Kindesalter durchgemachter Infektion in bestimmten Nervenzellen ein, schlummern dort ein Leben lang und treten zu einem späteren Zeitpunkt erneut in Erscheinung.
Wie kann es zu einer Reaktivierung des Virus kommen? Das ist dann möglich, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Vor allem ab dem 50. Lebensjahr ist die Wahrscheinlichkeit, an Gürtelrose zu erkranken, erhöht – ganz unabhängig davon, wie es um den eigenen Gesundheitszustand bestellt ist. Denn im Laufe der Jahre nimmt die Leistungsfähigkeit des Immunsystems auf natürliche Weise ab. So haben es die Viren leichter auszubrechen. Zudem können weitere chronische Krankheiten, wie Rheuma, Diabetes oder Krebs, sowie psychischer Stress als zusätzliche Risikofaktoren die Immunabwehr schwächen.
Welche Beschwerden verursacht Herpes zoster? Bei Gürtelrose entzünden sich eine oder mehrere Nervenwurzeln, in denen das Virus
reaktiviert wird. Viele Betroffene leiden unter teils unerträglichen Nervenschmerzen. Hinzu kommt ein einseitiger, gürtelförmiger Hautausschlag mit brennenden oder juckenden Bläschen – insbesondere im Bereich des Rumpfes. Nicht selten sind zudem Fieber und Abgeschlagenheit.
Viele Betroffene haben ebenso mit Spätfolgen zu kämpfen … Absolut. Denn eine Nervenentzündung mit Schmerzen kann sich chronifizieren. Diese sogenannte Neuralgie kann bei bis zu 30 Prozent der Menschen mit Gürtelrose auftreten – ohne dass die Nervenschmerzen jemals komplett abheilen. Das ist für die Betroffenen in der Regel noch belastender, da deren Lebensqualität stark beeinträchtigt ist.
Sie erwähnten Diabetes. Warum ist bei Menschen mit Diabetes das Risiko, an Gürtelrose zu erkranken, um mehr als 30 Prozent erhöht? Bei Diabetes ist das Immunsystem geschwächter als bei gesunden Menschen. Denn man weiß, dass Blutzuckerschwankungen und besonders hohe Blutzuckerwerte die Immunabwehr schwächen. Sie führen dazu, dass die Abwehrzellen des Immunsystems – die weißen Blutkörperchen und Lymphozyten – weniger gut Botenstoffe, welche Infektionen in Schach halten, abgeben können. Auch ist bei langjährig bestehendem Diabetes häufig die Durchblutung etwas schlechter, was die Infektanfälligkeit erhöhen kann. Wir sehen das nicht nur bei Gürtelrose, sondern auch bei anderen Infektionserkrankungen.
Umgekehrt kann Gürtelrose aber auch Diabetes verschlechtern … Richtig, denn wir wissen auch, wenn eine akute Infektion besteht, kann sich der Blutzuckerstoffwechsel verschlechtern und instabiler werden. Menschen mit Diabetes müssen sich bei einer Infektion viel intensiver um ihre Stoffwechsellage kümmern. Das ist wichtig, um keine Blutzuckerentgleisungen zu erleben.
So schlägt das Varizella-Zoster-Virus zweimal zu
Windpocken
Die Viren gelangen in den Körper.
Ruhephase Die Viren ruhen im Körper.
Gürtelrose
Die Viren werden wieder wach.
Kinder infizieren sich bereits in den ersten Lebensjahren mit dem Virus.
Quelle: eigene Darstellung
Einige Viren überleben in den Nervenknoten in der Nähe des Rückenmarks. Sie können dort über Jahre „schlafen“.
Die Viren wandern über die Nervenbahnen an die Hautoberfläche. Es bilden sich schmerzhafte Bläschen, und es kommt zu starken Nervenschmerzen.
SCHON GEWUSST?
Eine Impfung gegen Gürtelrose empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO):
• allen Personen ab 60 Jahren,
• allen Personen ab 50 Jahren, deren Immunsystem durch Krankheit oder Therapie geschwächt ist,
• allen Personen ab 50 Jahren mit Grunderkrankungen wie Diabetes, rheumatoider Arthritis, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, chronischer Lungenerkrankung und Asthma.
Gemäß Empfehlungen der Ständigen Impfkommission sollte man sich ab 60 Jahren gegen Gürtelrose impfen lassen. Gilt dies auch für Menschen mit Diabetes? Die STIKO empfiehlt Menschen mit Diabetes, sich bereits mit 50 Jahren impfen zu lassen. Bei sehr instabiler Stoffwechsellage und weiteren Begleiterkrankungen sollte man in Erwägung ziehen, die Impfung, die in zwei Dosen im Abstand von zwei bis sechs Monaten gegeben wird, auch schon früher einzusetzen.
Gehen Nebenwirkungen mit der Impfung einher? Es können lokale Reaktionen in Form von Schmerzen, Rötung oder Schwellungen an der Einstichstelle auftreten. Kurzfristig kann es ebenso zu Müdigkeit und zu einem leichten Krankheitsgefühl kommen, so wie auch bei anderen Impfungen, wie etwa der Influenza-Impfung.
Sollten Menschen, die bereits eine Gürtelrose durchgemacht haben, sich dennoch impfen lassen? Auf jeden Fall, da man an einer Gürtelrose mehrfach erkranken kann. Bereits Erkrankte sind nicht automatisch immun; das Virus schlummert weiter im Körper. Durch die Impfung wird das Auftreten einer Gürtelrose um 90 Prozent reduziert.
Gibt es weitere Impfungen, die für Menschen mit Diabetes wichtig sind? Grundsätzlich sollten sie Sorge dafür tragen, die empfohlenen Impfungen wahrzunehmen. Dazu zählen einmal jährlich eine Grippeschutzimpfung, die sich gut mit einer COVID-19-Impfung kombinieren lässt. Auch wird empfohlen, sich gegen Pneumokokken und die Frühsommer-Meningoenzephalitis, die durch Zecken übertragen wird, impfen zu lassen. Gleiches gilt für RSV, ein Virus, das die Atemwege befällt. Nicht zuletzt wird Patientinnen und Patienten, die eine Dialyse beziehungsweise einen Gefäßeingriff vor sich haben, zu einer Impfung gegen Hepatitis B geraten.
„Gürtelrose? Die Nervenschmerzen waren unerträglich. Ich hätte nie gedacht, dass ich eine Gürtelrose bekommen kann.“*
Mehr Infos & Risiko-Selbsttest: guertelrosewissen.de
Keine echten Patient*innen gezeigt.
1 Ständige Impfkommission
* Inspiriert durch wahre Geschichten von Betroffenen. Gürtelrose kann Schmerzen verursachen, die über Wochen anhalten können.
Über 95 % der Erwachsenen tragen das Virus, das Gürtelrose auslösen kann, bereits in sich.
Die STIKO1 empfiehlt eine Impfung ab 50 bei chronischen Erkrankungen und ab 60 für alle.
Unterschätzen Sie Ihr Risiko nicht. Vereinbaren Sie einen Vorsorge-Termin und lassen Sie sich ärztlich beraten.
Gamechanger pflanzliche Nahrung?
ERNÄHRUNG | VON TOBIAS LEMSER
Dass bei der Entstehung von Diabetes oft die Nahrungsweise eine Rolle spielt, ist bekannt. Wie nun jedoch aktuelle Studien zeigen, gilt Gleiches ebenso für die Therapie. Denn Betroffene könnten demnach auch ohne Medikamente die Erkrankung in den Griff bekommen – mit viel Disziplin und dem passenden Speiseplan.
Wer die Diagnose Diabetes erhält, steht in der Regel vor der Aufgabe, den Lebensstil kritisch zu betrachten. Neben mehr Bewegung im Alltag richtet sich das Augenmerk vor allem auf die Ernährung. Denn häufig essen wir zu viel, zu fett
Wichtig
ist es, bewusst auf nährstoffreiche
Lebensmittel zu setzen.
und zu süß, was sich nicht selten am Körpergewicht bemerkbar macht – Übergewicht ist einer der größten Risikofaktoren für Diabetes. Eine Ernährungsumstellung fällt da oft nicht leicht – auch weil der Lohn nicht von heute auf morgen erkennbar ist.
Purzelnde Pfunde
Doch es gibt ermunternde Nachrichten aus der Forschung für Menschen mit Typ-2-Diabetes –der Diabetes-Form, bei der das Insulin von den Körperzellen sukzessive immer schlechter aufgenommen wird: Wie eine im April 2025 in der Fachzeitschrift „The Lancet Diabetes & Endocrinology“ veröffentlichte Analyse von 22 Studien mit mehreren Tausend Teilnehmenden zeigt, erhöht jedes verlorene Kilogramm Körpergewicht
die Chance, dass sich die Blutzuckerwerte auch ohne Medikamente normalisieren. Das heißt: Wer zwischen 20 und 29 Prozent seines Körpergewichts verliert, erreicht in rund der Hälfte der Fälle eine Normalisierung der Blutzuckerwerte ohne Medikamente. Bei mehr als 30 Prozent Gewichtsabnahme konnten fast 80 Prozent der Teilnehmenden ganz auf die Einnahme von Diabetes-Medikamenten verzichten – unabhängig von Alter oder Diabetes-Dauer.
Sinkendes Sterberisiko
Wie wichtig zudem eine pflanzenbetonte Ernährung ist, um die Blutzuckerwerte zu senken, untersuchten Forschende des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ), der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) unter rund 4.800 Typ-2-Diabetes-Erkrankten. Das Ergebnis dieser jüngst publizierten Studie: Personen, die sich stark pflanzlich, also mit viel Vollkorn, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen, ernähren, haben ein um 21 Prozent niedrigeres Sterberisiko als jene, die weniger pflanzliche Lebensmittel verzehren.
„Unsere Studie zeigt, dass Menschen mit Typ2-Diabetes von einer pflanzenbetonten Ernährung profitieren können – vorausgesetzt, die Ernährung ist qualitativ hochwertig“, betont Prof. Dr. Michael Roden, Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Wichtig sei also, bewusst auf nährstoffreiche Lebensmittel zu setzen. Was diese Untersuchung wert ist, bringt die Erstautorin der Studie, Edyta Schaefer, auf den Punkt: „Bisher gibt es für Menschen mit Diabetes vor allem allgemeine Ernährungsempfehlungen – personalisierte wären daher ein neuer und vielversprechender Ansatz.“
SCHON GEWUSST?
Ernährungstipps bei Typ-2-Diabetes
• Essen Sie abwechslungsreich, um alle Nährstoffe aufzunehmen. Gemüse, Obst und Getreide liefern Vitamine, Ballast- und Nährstoffe.
• Greifen Sie bei Brot, Reis, Nudeln und Mehl zur Vollkornvariante, da sie länger sättigt.
• Verzehren Sie pflanzliche Öle, Nüsse und fetten Fisch. Sie liefern wichtige Fettsäuren und Vitamine.
• Trinken Sie täglich 1,5 Liter Wasser, ungesüßten Kräuter- oder Früchtetee.
• Essen Sie langsam. Das ist bekömmlicher und hilft, das Körpergewicht zu regulieren.
Quelle: www.aok.de; letzter Zugriff: 29.10.2025
Geeignete Lebensmittel Wer den Blutzuckerspiegel positiv beeinflussen möchte, um damit langfristig einige Medikamente einzusparen, kann auch vermehrt auf Knoblauch setzen. Forschende der Southeast University in China betonten im vergangenen Jahr nicht nur seine antibakterielle Wirkung. Knoblauch kann auch den Blutzuckerspiegel positiv beeinflussen. Ebenso befinden sich unter den Top-10-Lebensmitteln für Menschen mit Diabetes zum Beispiel grünes Blattgemüse, Zimt, Olivenöl und Obstsorten wie Äpfel, Beeren und Orangen.
„Gereifter Knoblauch: wissenschaftlich belegter Schutz für Herz und Gefäße”
Apotheker und Mikronährstoffexperte Mustafa Ghafuri aus München rät bei Diabetes, Gefäße früh zu schützen.
Welche Gefahr bergen erhöhte Blutzuckerwerte? Erhöhte Blutzuckerwerte greifen die Gefäße an und fördern stille Entzündungen –ein Risiko, das viele unterschätzen. Man kann jedoch die Gefäßfunktion unterstützen – durch Bewegung, bewusste Ernährung und weniger Stress. Ich empfehle zudem gereiften Knoblauchextrakt.
Welche Erkenntnisse gibt es zu dessen Wirkung? Der Aged Garlic Extract, kurz AGE, wird in Japan seit mehr als 75 Jahren in der natürlichen Herz-Kreislauf-Prävention eingesetzt. Zahlreiche klinische
Doppelblindstudien zeigen, dass AGE von Kyolic den systolischen Blutdruck um 8 bis 10 mmHg senken, die Gefäßelastizität und somit die Durchblutung verbessern kann. Auch Entzündungsmarker wie TNF- und IL-6 können signifikant reduziert werden. Gerade bei Menschen mit Diabetes, deren Gefäße besonders beansprucht sind,
kann das einen entscheidenden Beitrag leisten.
Gibt es weitere Effekte? Ja, mehrere Studien belegen, dass AGE den LDL-Cholesterinspiegel senkt und so zur Stabilität der Gefäßwände beiträgt. Bemerkenswert: So adressiert AGE gleich mehrere entscheidende Faktoren – Blutdruck, Entzündung und Cholesterin –, die das Herz von Diabetikern besonders belasten.
Viele denken bei Knoblauchpräparaten an starken Geruch oder Magenprobleme. Verständlich, jedoch werden während des über 18 Monate dauernden Reifungsprozesses scharfe Schwefelverbindungen in milde, antioxidative Substanzen umgewandelt.
Dadurch verursacht Kyolic AGE keinen Mund- oder Körpergeruch und gilt zugleich als sehr gut verträglich – auch bei regelmäßiger Medikamenteneinnahme. https://kyolic.de
Wir sind dabei
Versorgung zukunftssicher aufstellen
Können wir es uns leisten abzuwarten angesichts der steigenden Zahlen an Diabetes-Erkrankten? Die Antwort lautet klar: nein. Notwendig dafür sind dringend politische Maßnahmen. Daher fordert unter anderem die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) mit ihrer „Agenda Diabetologie 2030“: „Diabetes behandeln: Die Versorgung von Menschen mit Diabetes sichern – heute und morgen! Diabetes erforschen: translationale Forschung stärken und
strukturierte Versorgungsforschung etablieren! Diabetes verhindern: Mehr Prävention wagen!“
Das Gute: In der Forschung tut sich bereits was, wie auf dem Europäischen Diabetes-Kongress 2025 Ende Oktober präsentiert. In Zukunft könnte zum Beispiel ein Cortisol-Blocker oder eine Kombi aus dem Pflanzenstoff Berberin und einer Gallensäure die Blutzuckerwerte effektiv senken. Achten Sie bis dahin vor allem auf eins: einen gesunden Lebensstil!
Diese Publikation des Reflex Verlages erscheint am 14. November 2025 in DIE WELT. Der Reflex Verlag und DIE WELT sind rechtlich getrennte und redaktionell unabhängige Unternehmen. Inhalte von Werbebeiträgen wie Unternehmens- und Produktporträts, Interviews, Advertorials, Anzeigen sowie Gastbeiträgen und Fokusinterviews geben die Meinung der beteiligten Unternehmen beziehungsweise Personen wieder. Die Redaktion ist für die Richtigkeit der Beiträge nicht verantwortlich. Die rechtliche Haftung liegt bei den jeweiligen Unternehmen.
UNSERE NÄCHSTE AUSGABE
Deutsche Herzstiftung e. V. 2 https://herzstiftung.de
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. 6 www.dbsv.org
Aktion Deutschland Hilft e. V. 12 www.Aktion-Deutschland-Hilft.de
Schutz und Sicherheit
Die Publikation „Schutz und Sicherheit“ beleuchtet die sicherheits- und verteidigungspolitischen Herausforderungen Europas und zeigt Wege zu einer widerstandsfähigen, gerechten und freien Zukunft. Expertinnen und Experten diskutieren darin neue Strategien, Technologien und Lösungen für militärische, digitale und gesellschaftliche Sicherheit.
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