

TOURING



SPOILER ALERT

Céline Zufferey
ist Schriftstellerin und eigentlich gar nicht so sportaffin. Für unsere Kolumne fand sie dann aber doch viele Parallelen zwischen ihrer Schreibpraxis und hartem Training.
Ab Seite 96

Lou Boyd
wollte schon lange den südafrikanischen Popstar Moonchild Sanelly interviewen. «Sie hat ungewöhnlich viel Power», sagt die britische Journalistin.
«Ihre Geschichte und ihr Weg zum Erfolg sind einfach inspirierend.» Ab Seite 62

Sandro Baebler
lebt zwischen Zürich und L. A., lichtet Weltstars und Sportikonen ab – für uns Daniela Ryf. «Dank Danielas Einsatz war es leicht, die Dynamik aller drei Triathlon-Sportarten in einer homogenen Fotostrecke einzufangen.»
Ab Seite 40
Der Herbst wird bunt – ob unter Wasser oder hoch oben an einer Felswand.
In schwindelerregende Höhen nimmt uns Kletterfotografin Claudia Ziegler mit (ab Seite 26). In Portugal taucht dagegen Pro-Surfer Nic von Rupp richtig tief ab. Apnoetaucher Morgan Bourc’his zeigt dem Bezwinger von 27-Meter-Wellen, wie er die Angst vor der Tiefe überwindet (ab Seite 52).
Die Furcht vor dem Scheitern ist auch der Schweizer LeichtathletikIkone Daniela Ryf nicht fremd: Zum Karriereende gibt sie sich im Interview mit Autor Christof Gertsch entwaffnend offen (ab Seite 40). Und Moonchild Sanelly? Die Pop-Sensation aus Südafrika (Koops mit Beyoncé und Gorillaz!) nimmt sich aus Prinzip kein Blatt vor den Mund (ab Seite 62).
Viel Freude mit dieser Ausgabe, die Redaktion
GEMEINSAM HOCH HINAUS.
Auf Deine Cornercard ist Verlass – immer und überall. cornercard.ch


8 Gallery
16 Zahlen, bitte!
18 Hype-Check
Heroes
Lily Gladstone 20
Schauspielerin
Haydo Caglar 22
Unternehmer
Oli France 24
Abenteurer
Portfolio
Hohe Kunst 26
Claudia Ziegler ist eine der gefragtesten KletterFotografinnen der Welt. Für uns hat sie eine sehr persönliche Bildauswahl zusammengestellt.
Triathlon
Mit Hochdruck unterwegs 40
Ausnahme-Athletin Daniela Ryf reflektiert offen über den Druck, die Freuden und die Intensität einer langen Karriere an der Weltspitze.
Freitauchen
Wenn sich Surfer Nic von Rupp und Apnoe-Taucher Morgan Bourc’his an der portugiesischen Küste treffen, wird es trotz Big Waves plötzlich ganz still.
Musik Mond-Energie
Moonchild Sanelly – schon mal von ihr gehört? Doch, höchstwahrscheinlich schon. Wenn nicht solo, dann auf Tracks mit Beyoncé oder den Gorillaz.
81 Reise
85 Uhren
86 Biohacking
87 Musik
88 E-Gadgets
94 Events
95 Impressum
96 On a Positive Note
98 Check-out

Moonchild Sanelly leuchtet am GhettoFunk-Himmel – und ist auch an Tracks der ganz Grossen beteiligt.


Die rechte Hand entschlossen an der Boardkante, die linke fast spielerisch an der WellenInnenseite, den Blick gebannt und dennoch ruhig auf den Ausgang der «Tube» gerichtet: Fotograf Domenic Mosqueira hat die erst 18-jährige USSurferin Caitlin Simmers in einem magischen Moment erwischt, in dem das Zusammenspiel aus Präzision und Lässigkeit spürbar wird – das Porträt einer Athletin, die ihren ganz eigenen Style fährt. domenicmosqueiraphoto.com
Teahupo‘o, Tahiti Tunnelblick

Schmallenberg, Deutschland
Wipfelruh
Was wir auf diesem Bild sehen: SlopestyleStar Erik Fedko springt im sauerländischen Green Hill Bikepark für seinen Clip «Above The Trees» von einer 24 Meter hohen Plattform und vollführt einen astreinen «Flair». Was wir auf dem Bild von Fotograf Lorenz Holder aber nicht sehen: die Arbeit dahinter. An dem Track arbeiteten zwölf Personen über elf Wochen. Dabei wurden zwei LkwLadungen Holz und 22 000 Schrauben verarbeitet. Das Ergebnis lässt sich sehen. lorenzholder.com

Berlin, Deutschland
Drehmoment
Skateboard-Star Leandre Sanders steht Kopf. Das Gesetz der Schwerkraft? Gilt für ihn offensichtlich nicht. «Ich werde wohl nie verstehen, wie er diesen Looping hinbekommen hat», sagt Fotograf Mason Miller über diese Aufnahme, die er bei Red Bull Illume eingereicht hat. «Aber deshalb mache ich wohl auch besser die Fotos und überlasse ihm lieber das Skaten.»
@millerrttime
redbullillume.com


Jakarta, Indonesien
Queen Badraw beim Red Bull Dance Your Style in Indonesien, festgehalten von Rosmadhany Rais. Die All-Style-Streetdance-Contestserie macht Station in über 50 Ländern. Von Hip-Hop über House bis hin zu Locking und Popping – die Tänzerinnen und Tänzer müssen beim Red Bull Dance Your Style die Stimmen des Publikums gewinnen. Dieses entscheidet auch, wer am 9. November beim Weltfinale in Mumbai, Indien, gewinnen wird. @queenbadraw.scratch Alle Infos zum Weltfinale findest du mit diesem QR-Code.


Zürich, Schweiz
Titanen unter sich
Es begann mit einer Blödelei – und endete mit einem der spektakulärsten Sportevents des Jahres. Bei einem Training schlug der Norweger Karsten Warholm dem Schweden Mondo Duplantis (re.) vor, sich im 100-Meter- Sprint zu messen. Der eine: schnellster 400-Meter-Hürdenläufer der Welt. Der andere: Überdrüber-Stabhochspringer, einer der Stars von Olympia. Jetzt, gute zwei Jahre später, gab’s das Duell der beiden Leichtathletik-Könige im Letzigrund in Zürich. Wer gewonnen hat? Der Springer (in 10,37 Sekunden). Der Läufer (10,47) nahm’s gelassen.

Scan den QR-Code, um die ausführliche Background-Story zu lesen – inklusive des Videos „100m to settle it all“!

8
Lara lässt es wieder krachen
Tanktop, Shorts und Abenteuerlust: Die Videospiel heldin Lara Croft erobert als animierter Serienstar ab 10. Oktober die Streamingwelt.
3
Figuren haben ChefGrafiker Toby Guard bei der Gestaltung Lara Crofts inspiriert: Indiana Jones, die Comic-Heldin Tank Girl und die schwedische PopSängerin Neneh Cherry.
1230
Magazin-Cover zierte Lara Croft, mehr als jedes menschliche Supermodel –was ihr einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde einbrachte.
3050
verschiedene Gegenstände machen die «Lara Croft»Sammlung des Spaniers Rodrigo Martin Santos zur grössten der Welt.

3
Schauspielerinnen verkörperten die Archäologin im Hollywood-Reboot 2018: Alicia Vikander als erwachsene Lara Croft, Emily Carey als Jugendliche und Maisy De Freitas als Kind.
Folgen gibt es in der animierten Streaming-Serie «Tomb Raider – The Legend of Lara Croft», die am 10. Oktober 2024 Weltpremiere auf Netflix feiert.
465 000 000
Franken spielte «Lara Croft: Tomb Raider» umgerechnet ein. Hollywoods erfolgreichster Film mit einer Action-Heldin begründete 2001 Angelina Jolies Weltkarriere.
1968
gilt als fiktives Geburtsjahr, der 14. Februar als Geburtstag der Figur Lara Croft. Bei ihrem ersten Computerabenteuer 1996 war sie 28 Jahre alt, im wirklichen Leben wäre sie heute 56.
1
Strasse wurde in der englischen Stadt Derby 2010 in «Lara Croft Way» umbenannt. Hier hatten die «Tomb Raider»Entwickler Core Design ursprünglich ihren Firmensitz.
99-46-84
waren Lara Crofts Körpermasse im ersten Videospiel – die Grösse der Oberweite verdankte sie allerdings einem Irrtum beim Programmieren.

Der neue California Das Abenteuer beginnt
Das erfolgreichste Reisemobil von Volkswagen Nutzfahrzeuge steht seit Jahrzehnten für überragende Campingmobilität, kombiniert mit höchstem Alltagsnutzen. Der neue California führt diese Tradition fort. Und vereint sie mit innovativen Konzepten und Funktionen, zum Beispiel dem brandneuen 3-Raum-Konzept mit Sommerküche und flexibler Bestuhlung. Das ist Smart Camping pur. Steigen Sie ein und geniessen Sie Alltag und Abenteuer.
Boost fürs Bike
Das Swytch Kit soll jedes herköm mliche Fahrrad mit ein paar Handgrifen in ein E-Bike verwandeln. Hat das Potenzial? TechChecker Kirafn nimmt eine erste Inspektion vor.
Kirafin heisst bürgerlich Jonas Willbold, ist 30 und unterhält seine 1,3 Millionen Follower auf TikTok mit Comedy-Formaten. Nebenbei folgt er seiner Faszination für Tech-Produkte und -Trends. Für uns nimmt er aktuelle Hypes unter die Lupe.


Das Teil
Im Paket enthalten sind ein Vorderrad mit 250-WattMotor, ein Pedal-Sensor und ein Akkupack, die sich mit drei simplen Handgriffen an jedem Fahrrad montieren lassen. Bloss noch alles mit einem Kabel verbinden, und aus einem Normalo-Bike wird ein E-Bike, das bis zu 25 km/h schnell fährt.
Der Hype
Nie mehr lästiges Strampeln? Klingt verlockend. Kein Wunder, dass die Bike-Szene gerade total am Rad dreht und haufenweise Videos zu dem Kit postet. Allein das Reel von «TheJunglebadger» dazu hat 18 Millionen Views.
Der Check
E-Bikes kommen oft recht klobig daher. Dieses hier nicht. Das ganze Kit wiegt je nach Ausführung gerade mal 2,2 bis 3,7 Kilo. Dafür ist die Reichweite recht ordentlich: Die teuerste Version schafft bis zu 90 Kilometer. Die ist mit rund CHF 780 aber auch nicht ganz billig.
MUST-HAVE-FAKTOR
Perfekt für …
… alle, die sich schon lange überlegen, auf ein E-Bike umzu… äh …swytchen, sich aber nicht von ihrem geliebten Drahtesel trennen möchten.
Ungeeignet für …
… alle, die das Rad bloss brauchen, um sonntags Brötchen zu holen.



Lily Gladstone
«Killers
of the Flower Moon» machte die Schauspielerin in Hollywood zum Shooting Star. Eine entscheidende Rolle spielt dabei ihre indigene Herkunft – allerdings auf eine andere Art, als man es erwarten würde.
Text Rüdiger Sturm
Dieses Jahr hätte beinahe ein ganzer Stamm amerikanischer Indigener einen der wichtigsten Oscars gewonnen. Lily Gladstone von den Blackfeet war für «Killers of the Flower Moon» als beste Hauptdarstellerin nominiert. Und wenn sie gesiegt hätte, dann nicht für sich allein: «Ich hätte diesen Preis für die ganze Stammesgemeinschaft gewonnen», sagt Gladstone. Denn Indigene denken in anderen Kategorien als die westlichen Gesellschaften, in denen sich das Leben vorwiegend um individuelle Selbstverwirklichung dreht.
Gemeinsam sind wir stark «Natürlich spüre ich auch meinen persönlichen Ehrgeiz», so die 38 Jährige, «aber ich weiss: Ich habe alles nur geschaft, weil ich aus einer Gemeinschaft komme, die mich auf meine Stärken hingewiesen und mich stets ermutigt hat, meinen Weg zu verfolgen.» Und sie ergänzt: «Wenn du unter den Blackfeet aufwächst, dann lernst du von Kindesbeinen an, wo dein Platz in der Gruppe ist und welchen Zweck du darin erfüllst. Wenn du erwachsen wirst, dann weisst du genau, wer du bist und dass der Sinn dieses Lebens darin besteht, einem grösseren Ganzen zu dienen und die Kultur deiner Gemeinschaft an künftige Generationen weiterzugeben.»
Deshalb war ihr auch die Vorstellung, wie die meisten hofnungsvollen Schauspielkollegen nach Los Angeles oder New York zu ziehen, völlig fremd. «Ich wollte lieber in Montana in meiner Community und in dem Landstrich bleiben, wo ich glücklich war.»
On point
Geboren in Kalispell, Montana, USA; Alter 38; gewann als erste indigene Person einen Golden Globe Award («Killers of the Flower Moon»); wurde am 26. März von der Blackfeet Nation mit dem «Lily Gladstone Day» geehrt
Nach Abschluss ihrer Universitätsausbildung mit dem Bachelor of Fine Arts begann sie zunächst in ihrer indigenen Gemeinde als Schauspiellehrerin zu arbeiten: «Mir war es wichtig, jungen Menschen Schauspieltechniken beizubringen, mit denen sie ein neues Selbstbewusstsein aufbauen konnten.» Dabei stützte sie sich insbesondere auf das von dem Brasilianer Augusto Boal entwickelte «Theater der Unterdrückten». «Du kannst darin die Traumata ausdrücken, die eine Gemeinschaft erlebt hat, und wenn du das schafst, dann erlangst du Kontrolle über diese Traumata. Das hat etwas sehr Heilendes.»
An Leos Seite
Obwohl sie nicht die grosse Karriere in Hollywood anstrebte, landete sie dann doch an der Seite von keinem Geringeren als Leonardo DiCaprio in Martin Scorseses «Killers of the Flower Moon». Bis dahin hatte sie unabhängige Produktionen gedreht, Auszeichnungen bekam sie für ihre Rolle als verzweifelte Rancharbeiterin in «Certain Women».
Starregisseur Scorsese rollte ihr aber nicht sofort den roten Teppich aus. Denn ursprünglich war ihr Part nicht sonderlich gross angelegt, insgesamt hatte sie nur drei Seiten Dialog. Aber dann wurde das Konzept der Geschichte komplett geändert:
Die Perspektive der Indigenen wurde viel stärker berücksichtigt, Lily Gladstone erhielt die Rolle von Leo DiCaprios Frau. Und gleich bei der Premiere des Films bei den Filmfestspielen von Cannes 2023 erkannte die Weltpresse, welch aussergewöhnliche schauspielerische Kraft sie dabei entfaltete. Der Hype begann.
Tanz der Generationen
Aktuell ist Lily Gladstone in «Fancy Dance» (auf Apple TV+) zu sehen – einem Film, der ihre Sicht auf das Leben sogar noch stärker widerspiegelt. In dem Drama um eine Dreizehnjährige vom Stamm der SenecaCayuga spielt ein grosser Tanz beim PowWow, einem Kulturtrefen amerikanischer Indigener, eine zentrale Rolle. Und auch der ist geprägt vom Gemeinschaftsdenken: «Wir tanzen dabei auch für diejenigen, die nicht dabei sein können», so Gladstone. «Für die Vorfahren, für die künftigen Generationen, für die Vermissten, für die Alten. Das ist eine ultimative Feier des Lebens, wo du die Verbundenheit mit allen anderen spürst.»
So ist die Karriere von Lily Gladstone auch eine sympathische Bestätigung der alten Weisheit, dass der Erfolg genau zu denjenigen kommt, die ihm nicht egoistisch hinterherjagen. Mit Solidarität, Geduld und Bescheidenheit gelangt man ofenbar eher ans Ziel. Und letztlich geht es ihr gar nicht primär um den Erfolg. Deshalb wird sie auch ihren Wurzeln immer treu bleiben und sich nicht in der Blase des Showbusiness verlieren: «Vor zwei Jahren habe ich mit einem kanadischen Kollegen gearbeitet, der mich wieder daran erinnert hat, worum es in der Schauspielerei eigentlich geht: Du machst das, weil du es liebst. Aber du brauchst es nicht. Was du brauchst, das ist deine Familie und deine Leidenschaft. Du brauchst es, ein glücklicher Mensch zu sein. Und ich kann nicht glücklich sein, wenn ich von den Menschen getrennt bin, die ich liebe.»
Instagram: @lilygladstone
Neue Krimiserie «Under the Bridge», verfügbar auf Disney+

«Unsere rituellen Tänze sind das ultimative Fest des Lebens.»
Lily Gladstone hat einen engen Bezug zu ihrer indigenen Kultur.
Haydo Caglar
verkauft in seinem Berliner Shop
Neuköllner:innen Cornflakes aus aller Welt – und begeistert damit nicht nur die Kinder im Kiez, sondern auch Rapper wie Olexesh oder Lil’ Yachty.
Text Daniel Schieferdecker
Foto Murat Aslan
Knallorangene Reese’s Pufs, feuerwehrrote Froot Loops, braune Cocoa Pebbles, himmelblaue Oreo O’s: Wer den Laden von Ali Haydar Caglar, genannt Haydo, in Berlin-Neukölln betritt, betritt eine bunte Welt. In den Regalen, an der Kasse, selbst an der Decke reihen sich die Cornfakes-Packungen aneinander. Haydo, der als kleiner Junge in den Neunzigerjahren Kellogg’s und Co liebte, verkauft heute in seinem Shop Neuköllner:innen Cereals aus aller Welt, vor allem aus den USA. Das begeistert nicht nur die Kinder im Kiez und mittlerweile viele Touristen, sondern zieht auch eine sehr spezielle Zielgruppe an: Rapperinnen und Rapper.
Beats zum Frühstück
Tatsächlich ist das Neuköllner:innen im Herzen des Viertels, zwischen Karl-MarxStrasse und Sonnenallee, zum Trefpunkt der Berliner Hip-Hop-Bubble geworden. Hier hängen sie alle ab: von den für ihre energiegeladenen Shows bekannten LiTKiDS über den musikalisch vielseitigen Greeny Tortellini bis zum Autotune-Artist KDM Shey, aber auch nationale Grössen wie die Strassenrapper Olexesh und Liz oder der progressive Kelvyn Colt. «Ich weiss auch nicht, wie das passiert ist. Plötzlich waren die da», sagt Haydo an einem sonnigen Tag an einem der Tische vor dem Laden und lacht. Für ihn, der seit seiner Kindheit nicht nur Cereals, sondern auch Deutschrap liebt, bedeutet die Kundschaft eine besondere Ehre.
On point
Geboren in Heidelberg; Alter 33; Lieblingsband Wu-Tang Clan; Lieblings-Cereals Cap’n Crunch’s Crunch Berries; Zukunftspläne Online-Shop mit eigenem Merch
Ganz zufällig tauchten die Artists aber dann doch nicht auf. Schliesslich wusste auch Haydo von der kulturellen Verbindung zwischen Rap und Cereals, dem Frühstück der Unterprivilegierten in den USA. Unzählige Rap-Tracks thematisieren Smacks, Pops und Crunchies, so zum Beispiel «Cartoon & Cereal» von Hip-HopSuperstar Kendrick Lamar. Unvergessen auch die Szene im Musikvideo zum Song «Rock N’ Roll» von Fam-Lay feat. Lil Flip, in der plötzlich Pharrell Williams mit einer riesigen Salatschüssel voller Cereals durchs Bild spaziert.
Als Kind der Neunzigerjahre wuchs Haydo mit jenen Cereals auf, die der deutsche Markt zu bieten hatte. Als der 33-Jährige vor ein paar Jahren einen befreundeten Candy-Shop-Betreiber in Amsterdam besuchte, kam ihm die Idee, in Berlin einen Laden mit amerikanischen Produkten zu eröfnen, die es hierzulande nicht gibt. «Bei uns bekommst du wirklich alles, selbst Froot Loops mit Marshmallows und viele limitierte Produkte», sagt Haydo. Mehr als 500 Artikel umfasst sein Sortiment – neben den Cereals zum Beispiel auch jede Menge Candy Bars, Bonbons, Sodas.
Diese riesige Auswahl an US-Produkten und der familiäre Vibe lassen sich selbst gestandene Gangsta-Rapper nicht entgehen. «Bonez MC ist einer meiner
absoluten Ehrengäste. Der hat Neuköllner:innen unendlich viel Liebe gegeben und mir sogar eine Goldene Schallplatte geschenkt.» Die hängt jetzt im Laden an der Wand und stammt von Bonez’ Song «Extasy» mit Frauenarzt, einer anderen Hip-Hop-Legende.
Apropos Legende: Selbst US-Rapper fnden mittlerweile den Weg zu Haydo nach Neukölln. Vor einigen Wochen stand plötzlich US-Grösse Lil Yachty bei einem Tourstopp im Laden. «Ich dachte, ich träume», erzählt Haydo. «Ich habe CerealPackungen, auf denen er drauf ist, also habe ich immer wieder auf die Packungen geschaut und dann auf ihn – er war es wirklich! Und hat sich mit reichlich Süssigkeiten und Sodas eingedeckt. Eine Riesenehre.»
Wenn Haydo über sein Neuköllner:innen spricht, spürt man sofort: Er lebt seinen Laden. Seine Augen leuchten, wenn er davon erzählt. Immer wieder unterbricht er kurz das Gespräch, um vorbeikommende Kunden, Nachbarn, Freunde zu begrüssen. Man merkt, wie sehr er im Viertel verwurzelt ist – und wie sehr sich seine Nachbarn über die bunte Kiezoase freuen. «Ursprünglich war der Laden mal ein Automatencafé», verrät Haydo. «Das hat zwar gutes Geld gebracht, aber schlechtes Karma. Damit habe ich mich nicht wohlgefühlt, und das ist jetzt anders.»
Mal hart, mal soft
Und dieses Gefühl des Miteinanders, des respektvollen Umgangs, das spürt man. Haydo erklärt das so: «Hier kommen alle vorbei: die ‹bösen Jungs›, die OGs (Original Gangsters; Anm.), aber auch die softeren Rapper, die sich mal die Fingernägel machen. Hier gibt es keine Vorurteile. Jeder chillt mit jedem, und man begegnet sich auf Augenhöhe. Daher auch der Name, der jede und jeden willkommen heissen soll.» Abgesehen davon: Wer hat schon Lust auf schlechte Vibes, wenn einem Froot Loop Toucan Sam, Cap’n Crunch und Coco der Afe über die Schulter schauen?
Instagram: @neukollnerinnen

«Bonez MC ist mein Ehrengast, er hat mir eine Goldene Schallplatte geschenkt.»
Mit manchen Artists verbindet Haydo eine besondere Story.
Oli France
verkaufte Küchen in der Provinz.
Heute will er als erster Abenteurer auf allen sieben Kontinenten vom niedrigsten zum höchsten Punkt reisen. Sein Ziel: andere zum Aufbrechen bewegen.
Text
Tom Ward Foto Aaron Rolph
Wüsten, Dschungel, Eislandschaften –Oli France hat sie alle durchquert. Der britische Abenteurer hat 75 Länder bereist – und das mit gerade einmal 33 Jahren. Zu den Bergen, die er bestiegen hat, gehören der Halgurd, der höchste Berg im Irak, und der Nyiragongo, ein aktiver Vulkan im Kongo. Doch France, ein professioneller Expeditionsleiter, hat noch mehr vor: Sein neuester und bis dato kühnster Plan heisst «Ultimate Seven». Er will als erster Mensch auf allen sieben Kontinenten aus eigener Kraft vom niedrigsten zum höchsten Punkt reisen. Die gesamte Strecke beträgt 24 000 Kilometer, sie erstreckt sich über 20 Länder. Im September des vergangenen Jahres hat Oli den Afrika-Teil geschaft. Er ist mit dem Fahrrad 2634 Kilometer von Dschibuti bis nach Tansania geradelt, wo er den 5895 Meter hohen Kilimandscharo bestieg.
Im März dieses Jahres hat er Teil zwei seiner Mission erfolgreich hinter sich gebracht: 5774 Kilometer, neuerlich auf dem Bike, vom Death Valley in Kalifornien nach Alaska, wo er den Denali (6190 Meter) bestieg. Als Nächstes stehen 2400 Kilometer durch Argentinien an, vom Salzsee Laguna del Carbón in die Anden, gefolgt von einem Aufstieg auf den 6961 Meter hohen Aconcagua.
Ein Wochenende verändert alles France ist in Wigan, einer kleinen Industriestadt in der Nähe von Manchester, aufgewachsen, «Arbeiterklasse», wie er selbst sagt. In seiner Jugend spielte er Fussball und Rugby. «Ich wollte jede Minute draussen verbringen, aber Reisen und
On
point
Geboren in Wigan, England; Mitglied der Royal Geographical Society; im Rucksack trägt er 200 Gegenstände mit sich rum; kalt erwischt wurde er bei minus 30 Grad auf dem Denali; Learning seiner Trips: Auch an dunklen Orten findet sich Schönheit.
Touren habe ich erst entdeckt, als ich mit siebzehn auf ein Kletterwochenende gefahren bin. Zum ersten Mal in meinem Leben hat mir niemand gesagt, ich solle wieder runterkommen. Sie ermutigten mich sogar, weiter hinaufzusteigen.» Bestärkt von diesem Wochenende, schrieb sich France für ein Studium in «Outdoor Leadership» an der Universität ein. Dort traf er Gleichgesinnte, hatte Sommerjobs im Nahen Osten, in Afrika, in Nordamerika. Er sagt: «Ich hatte Geschmack am Abenteuer gefunden.»
Die Challenge seines Lebens Die Idee der «Ultimate Seven» hat er eine Weile mit sich herumgetragen. «Während des Reisens hatte ich immer wieder neue Ideen», erzählt France. «Manche sind mit der Zeit verblasst, andere blieben. Zuerst dachte ich: Nein, das ist zu gross, zu hart, zu schwierig zu organisieren.»
Doch er sammelte im Laufe der Jahre so viel Erfahrung, dass ihm das Hirngespinst irgendwann tatsächlich umsetzbar erschien: sieben Touren, die ihn auf jede nur denkbare Art auf die Probe stellen würden. Selbst für einen ausgebildeten Expeditionsleiter ist es enorm schwierig, die einzelnen Touren zu organisieren. Nordamerika war seine bisher grösste und teuerste Expedition. «Ich musste
viele Menschen überzeugen, mir dabei zu helfen. Und es hat mich körperlich extrem gefordert. Nach drei Tagen war ich mit der Kraft am Ende und hatte noch zehn Wochen vor mir.» Er nahm Schmerztabletten, um nachts schlafen zu können. Ihm kamen Zweifel. «Ich hab mich gefragt: Werde ich das durchstehen? Oder werde ich alle enttäuschen?»
Die Einschätzung der Risiken ist immer wieder entscheidend. Für den Denali, den höchsten Berg Nordamerikas, nahm er sich dreieinhalb Wochen Zeit und arbeitete sich ganz langsam nach oben. Je näher man dem Gipfel kommt, desto grösser wird das Risiko. Jeder Schritt müsse überlegt werden, dafür müsse man «sein Ego zu Hause lassen», sagt France, und jede Art von Gipfelfeber abschalten. Bei seiner nächsten Tour, in Südamerika, beginnt die erste Herausforderung bereits an der Startlinie. Der tiefste Punkt in Südamerika befndet sich nämlich auf einem privaten Grundstück. Das könnte schwierig werden. Und der Aconcagua wird für ihn der bisher höchste Berg sein.
Lebensaufgabe: Probleme lösen Fragt man ihn, warum er das alles auf sich nimmt, sagt er: «Historisch gesehen kommen Abenteurer meistens aus wohlhabenderen Familien. Ich war Küchenverkäufer in Wigan. Ich bin nicht mit einem goldenen Löfel geboren worden, und niemand hat mir den Weg gezeigt.» Schwierigkeiten zu überwinden wurde für ihn zu einem Lebensmotto.
«Das Warum verändert sich mit der Zeit», sagt France über seinen Antrieb. Als Kind hatte er eine Landkarte an der Wand hängen und wollte einfach möglichst viele Länder sehen. Während seiner Ausbildung ging es ihm dann darum, Menschen kennenzulernen. Heute ist er Familienvater.
Er besucht ab und zu Schulen, erzählt von seinen Reisen und von dem Weg, den er zurückgelegt hat. «Ich hofe, dass jemand davon inspiriert wird und es wagt, selbst aufzubrechen. Ich sage immer: Niemand wird dich bestärken. Niemand wird an dich glauben. Das Beste, was du tun kannst, ist, dich selbst zu stärken. Wenn du das tun kannst, kannst du etwas Grosses schafen.»
Instagram: @oli_france

«Das Beste, was du tun kannst, ist, dich selbst zu stärken.»
So lautet Oli France’ Lebensmotto – am Berg und im Alltag.

Claudia Ziegler Alles im Griff
Text Simon Schreyer Fotos Claudia Ziegler

Fotografin Claudia Ziegler (Porträt Seite 30) fotografiert die Elite des internationalen Klettersports: Hier kämpft sich Mich Kemeter durch die erste Winterbegehung von «White Magic» (8b+) im Dezember 2016, einer Route an der Nordwand des Kleinen Barmsteins bei Salzburg, eröffnet von Alex Huber. Claudia: «Es war saukalt, nur kleine Griffe und harte Arbeit. Entgegen unseren Berechnungen erreichten die Strahlen des Sonnenaufgangs nicht die Wand. Dafür erleuchteten sie die Nebeldecke weit unten im Tal. Blöd für uns, gut für das Foto.»

Naturnähe, atmosphärisches Licht und die spürbar gute Stimmung ihrer Bilder: Dafür ist Claudia Ziegler bekannt. Hier hat die österreichische Outdoor-Fotografin ein sehr persönliches Portfolio zusammengestellt – mit internationalen Kletter-Profis, die am Felsen wachsen.
Die schattige Amalu Wall in Tafraoute ist ein Hingucker unter den Steilwänden des marokkanischen Antiatlas. Ihr orangegetigerter Granit bietet beste Bedingungen. Hier sehen wir Inbal Katznelson in der Route «Ninja Berber» 7b), 2019.
Inbal Katznelson, 2022, in ihrer Heimat Israel. Es handelt sich um eine Momentaufnahme, die Route im Hintergrund ist unwichtig. Vielmehr geht es um das Spiel von Licht und Schatten auf Inbals Gesicht und dessen Ausdruck. Ein Bild, das an die Malerei der späten Renaissance erinnert.

Claudia Ziegler ist eine der ganz wenigen Frauen unter den gefragtesten Kletterfotografen der Welt. Was kam zuerst in ihr Leben, die Fotografie oder das Klettern? Claudia: «Meine erste Kamera hielt ich mit sechs Jahren in Händen. Sie war klein und rot. Der Bergsport kam erst viel später, mit Anfang zwanzig.»
Mittlerweile hat sie regelmässig die Crème de la Crème internationaler TopAthletinnen und Athleten vor der Linse. Frei sein, draussen sein, reisen: Darauf legt die gebürtige Wienerin, die seit zwölf Jahren bei Salzburg wohnt, im Leben grossen Wert.

Und in ihrer Fotografie? «In meinem Fokus stehen immer Menschen und Emotionen. Was mir noch wichtig ist: das Licht sowie die Formen und Farben der Felsen, die ich fotografiere. Es kommt oft vor, dass ich das Outfit für die Kletterer vor meinen Shootings selbst auswähle, damit sie mit den Farbtönen des Settings harmonieren.»
claudiaziegler.com, Instagram: @claudia.ziegler
Mit der norwegischen Kletterin Rannveig Aamodt (im Bild rechts) reiste Claudia 2017 zur Hayonim-Höhle in Israel: «Hier klettert man nicht nur an der Aussenwand der Sandsteinhöhle, sondern hat auch innen Routen eingebohrt, wo es kühler ist. Um Rannveig in der Route ‹Samurai› (7b) zu fotografieren, seilte ich mich in das Ausstiegsloch der Höhle ab, die sich nach oben verjüngt wie eine Kathedrale.»


Die litauische, in Südtirol lebende Kletterin und Boulderin Egle Kirdulyte in den Wänden der Gorges du Verdon in Südfrankreich, 2015. Klettern ist ein hochkomplexer Sport, und als Fotografin muss Claudia die Techniken und Regeln genau kennen, um seine Ästhetik zu vermitteln. Momentan klettert sie selbst im Schwierigkeitsgrad 8– auf der UIAA-Skala.



Die ägyptisch-italienische Kletterin Wafaa Amer 2017 an einem Felsblock im Ginzling Wald, einem der ältesten Bouldergebiete im Tiroler Zillertal. Die Kantenvariante der Route «Leischtl» ist nicht schwierig (6c+), aber das Gesamtbild spricht für sich und erzählt von Konzentration und der Ruhe des Waldes.

«Ich unternehme alles, um meine konkrete Vision eines Bildes zu realisieren, plane aber immer Alternativen ein. Zu sehr an Vorstellungen festzuhängen macht unglücklich – in der Fotografie wie im Leben.»
Schau ins Land: Ofer Blutrich hängt als winzige Silhouette am Dach einer Ufo-artig ausgehöhlten Karstgrotte in Keshet, Israel, 2020. Mittlerweile ist das Klettern dort verboten, wie an vielen anderen Orten im Land. Die überhängende Route heisst «Icarus» und ist eine sehr luftig ausgesetzte 8a. Nur noch wenige Züge trennen Ofer vom erlösenden Top-out (Routenende). «Gegen das Foto kann man gar nichts sagen. Mir taugt’s», meint Claudia.
Shauna Coxsey ist eine der besten britischen Kletterinnen und konnte den Boulder-Gesamtweltcup 2017 für sich entscheiden. Bei den Olympischen Sommerspielen 2024 kommentierte sie als Co-Moderatorin die Kletterwettkämpfe. Ihr Porträt von 2015 stammt aus Claudias Fotobuch «The Young Savages»: «In diesem Bild spüre ich die Offenheit und Gelöstheit von Shauna, aber auch meine eigene: Ich bin dieser Frau nah!»

«Wenn du willst, dass sich jemand vor deiner Kamera öffnet, musst du auch aufmachen!»

Der Südtiroler Simon Gietl (vorn) und sein Schweizer Partner Roger Schäli am Ende einer Mehrseillänge auf der griechischen Insel Kalymnos, 2016. «Am Ende» ist hier durchaus im doppelten Wortsinn zu verstehen, was man Rogers Mimik ansieht. Claudia: «Obwohl die Sonne bereits untergegangen war, war es noch immer so brütend heiss, dass die beiden beim Abseilen vollkommen erledigt im Gurt hingen.»
BEFLU ¨ U ¨ U ¨ GELT DURCH DEN WINTER.

NEU
BELEBT GEIST UND KÖRPER.
Iced Gummy Bear

LEBEN AM LIMIT

Text
Christof Gertsch
Fotos
Sandro Baebler
Styling
Patrick Häusermann
Volle Konzentration:
Bei unserem Fotoshoot in Zürich führt die AusnahmeAthletin Daniela Ryf durch ihre drei Disziplinen, samt Aufwärmprogramm.

AM LIEBSTEN MOCHTE SIE ES, WENN
ES BRUTAL HART IST. DIE SCHWEIZER TRIATHLON-IKONE DANIELA RYF ZIEHT NACH ZEHN JAHREN AN DER WELTSPITZE BILANZ.

Laufen, Schwimmen, Radfahren: Triathlon erfordert Fokus und unfassbar viel Disziplin.

Tunnelblick:
Der war notwendig für das Training, das Ryf an die Weltspitze brachte – und lange dort hielt.
ICH WÜRDE DIE LETZTEN ZEHN
JAHRE GERNE NOCH EINMAL ERLEBEN WOLLEN:
DIE ERFOLGE, DAS FEIERN,
DIE FREUDE. ABER DIE ARBEIT DAFÜR MÖCHTE ICH NICHT
EIN ZWEITES
MAL TUN.
the red bulletin: Daniela, du hast im Sommer das Ende deiner langen Karriere verkündet. Erinnerst du dich noch an dein allererstes Rennen? daniela ryf: Klar, das war 1999 in Zuchwil, Kanton Solothurn. Ich war zwölf.
Was würdest du mit dem Wissen von heute deinem Ich von damals sagen?
Gar nichts, denke ich. Mein Ich von damals würde sowieso nicht auf mich hören. Ich habe gemacht, was ich wollte, und auf niemanden gehört. Kürzlich las ich Trainingstagebücher von mir aus dieser Zeit und dachte: Schon damals mochte ich es am liebsten, wenn es brutal hart ist. Einfach rausgehen und Gas geben – das steckte schon immer in mir. Aber ja, eine Sache hätte ich gerne ein bisschen früher gewusst: dass ich die Dinge auch mal lockerer nehmen kann und etwas geniessen. Die Frage ist, ob ich dann trotzdem so gut geworden wäre … ich weiss es nicht.
Deine Triathlon-Karriere umfasst ein Vierteljahrhundert. Kannst du sagen, warum du das so lange durchgezogen hast?
Eigentlich hatte ich in all den Jahren nur einmal Rücktrittsgedanken: nach den Olympischen Spielen 2012 in London. Ich blieb dran, weil ich nichts anderes hatte. Wenn du eine Alternative hast, fällt dir das Aufhören leichter. Triathlon war damals mein einziger Lebensinhalt. Das änderte sich dann, als ich mich für das «Food Science & Management»-Studium an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften in Zollikofen einschrieb. Ab dann wusste ich, dass ich einen Notfallplan habe, wenn es irgendwann nicht mehr weitergeht.

Daniela Ryfs Devise lautet «Rausgehen und Gas geben». Daran hat sich in ihrer langen Karriere wenig geändert.
Immer weiter schwimmen: Selbst nach einem Quallenbiss beim Ironman 2018 gab Daniela Ryf nicht auf.

ICH HATTE OFT DAS GEFÜHL, DASS
ES EIGENTLICH ZU VIEL DRUCK WAR.
INTERESSANT IST, DASS ICH
MEINE BESTZEIT IN HAWAII ERZIELTE, ALS DER DRUCK WEG WAR.
Das Leben als Triathletin war dir nie zu hart?
Zum Ende hin schon. Ich würde die letzten, sagen wir, zehn Jahre gerne noch einmal erleben wollen: die Erfolge, das Feiern, die Freude. Aber die Arbeit dafür möchte ich nicht ein zweites Mal tun. Es war eine intensive Zeit. Ich teilte mein Jahr jeweils in drei Phasen ein: Sechs Monate waren cool, dann war ich drei Monate fokussiert, und dann folgten die drei Monate vor dem Ironman Hawaii, die nicht besonders schön waren. Ich war in einem Tunnel, war angespannt, sensibel, am Limit. Ich musste in diesen Zustand kommen, damit ich so hart trainieren konnte, wie es nötig war. Gleichzeitig kapselte ich mich derart ab, dass dadurch auch immer ein wahnsinniger Druck entstand. Bei so viel Verzicht wollte ich den Erfolg dann umso mehr.
War es auch mal zu viel Druck?
Ich hatte oft das Gefühl, dass es eigentlich zu viel Druck war, ja. Gleichzeitig ist es dann doch meistens irgendwie gut gegangen. Interessant ist, dass ich meine Bestzeit in Hawaii erzielte, als der Druck weg war.
Im Jahr 2018.
Genau. Da wurde ich kurz vor dem Schwimmstart unter der Achsel von einer Qualle gebissen. Es brannte höllisch, ich hatte keine Ahnung, wie schlimm es war. Ich schwamm trotzdem los, verlor aber sofort den Anschluss an die Besten. Ich überlegte hin und her: aufgeben oder nicht? Vor meinem inneren Auge sah ich mich weinend im Hotelzimmer, enttäuscht

von mir selbst, dass ich abgebrochen hatte. Also machte ich weiter. Ich sagte mir: Egal wie langsam du bist, du bringst das jetzt zu Ende – für dich, aber auch für all die Leute, die deinetwegen nach Hawaii gereist sind. Der Druck, die Erwartungen – alles war plötzlich weg. Ich war völlig befreit. Ich kam mit zehn Minuten Rückstand aus dem Wasser, doch auf dem Velo und beim Laufen folgte die grosse Aufholjagd. Ich gewann in 8: 26: 18 Stunden, so schnell war bis dahin nie eine Frau gewesen.
Wie bist du all die anderen Male mit dem Druck umgegangen, wenn du nicht gerade das «Glück» hattest, von einer Qualle gebissen zu werden? Wenn es wirklich zu viel wurde, machte ich mir bewusst, wie unbedeutend es ist, was ich hier mache. Klingt komisch, aber es half. Ich setzte mein Rennen in Relation zu dem, was auf der Welt wirklich wichtig ist, ich sagte mir, dass das, was ich hier tue, Luxus ist.
Würdest du sagen, dass Druck gut oder hinderlich ist?
Es gibt zwei Arten von Druck. Zum einen die Wettkampfatmosphäre, diese leichte Nervosität, dein Adrenalin steigt, weil du weisst, dass es gleich zählt. Das ist guter Druck, der deinem Körper und deinem Kopf signalisiert, dass es jetzt um etwas geht. Dann gibt es einen ganzen anderen Druck. Den erzeugst du selbst, aber er kommt auch durch die Erwartungen des Publikums. Dieser Druck ist eigentlich immer eine Belastung, ich glaube nicht, dass daran irgendetwas gut ist. Man kann vielleicht besser oder schlechter damit umgehen, aber gut ist daran nichts. Je besser man sich von diesem Druck befreien kann, desto erfolgreicher ist man.
In welcher anderen Sportart wärst du lieber Weltspitze gewesen?
(Lacht.) In einer, für die man weniger trainieren muss. Andererseits ist Triathlon schon dankbar: Erstens ist es eine ehrliche Disziplin – je mehr man investiert, desto grösser ist der Ertrag. Zweitens kann man Triathlon viel länger auf einem hohen Niveau betreiben als andere Sportarten.
SIEGESZUG
Unglaubliche fünf Mal gewann Daniela Ryf den Ironman Hawaii – und das gleich vier Mal in Folge. Als viele sie schon abgeschrieben hatten, setzte sie 2021 noch eins drauf.

2015 Acht Rennen, acht Siege: Das war die Bilanz dieses Jahres. Daniela Ryf war allen überlegen. In Hawaii war sie trotzdem so nervös wie nachher nie mehr – weil ihr Trainer Brett Sutton ihr nach dem zweiten Platz im Vorjahr gesagt hatte, dass man Hawaii nicht mehr gewinnen könne, wenn es einem nicht bei einer der ersten Teilnahmen gelingt. Hinzu kam, dass sie ihre Tage hatte, was bei ihr immer mit extremen Bauchschmerzen einherging. Als sie als Erste über die Ziellinie rannte, empfand sie vor allem eines: Erleichterung.

2016
Es heisst, nichts sei schwieriger, als einen Erfolg zu wiederholen. Auf Daniela traf das einerseits zu: Sie war die Titelverteidigerin, aber dass sie zu den Weltbesten zählte, glaubte sie in diesem Jahr trotzdem noch nicht. Sie musste es sich noch einmal beweisen. Andererseits fiel ihr der zweite HawaiiSieg auch leicht – leichter als vielleicht jeder andere. Mit fast einer halben Stunde war der Vorsprung auf die Zweitplatzierte nie grösser.

2017 Drei Siege hintereinander: Das hatten vor ihr nur Rekordsiegerin Paula NewbyFraser sowie Natascha Badmann und Chrissie Wellington geschafft. Dabei hatte Daniela in diesem Jahr nicht damit gerechnet. Schon die ganze Saison über plagten sie Rückenschmerzen, ausserdem kündigte Lucy CharlesBarclay, die in den kommenden Jahren zu ihrer grössten Konkurrentin werden sollte, einen Grossangriff auf sie an –der dann scheiterte.

2018
Unvergesslich: das Jahr der Qualle. Die grösste Überraschung. Daniela absolvierte den Ironman Hawaii schneller, als je zuvor eine Frau gewesen war, dabei hatte sie auf der Schwimmstrecke noch ans Aufgeben gedacht. So gross waren die Schmerzen, die eine Qualle ihr kurz vor dem Start zugefügt hatte (siehe auch Interview).

2021 Ihr letzter «HawaiiSieg» gelang Daniela gar nicht auf Hawaii, sondern in St. George im US Bundesstaat Utah, wohin der legendäre Triathlon in jenem Jahr coronabedingt verschoben wurde. 2019 war sie in Hawaii krank gewesen und hatte es erstmals überhaupt nicht auf das Podest geschafft. Danach schrieben sie viele schon ab, es hiess, ihre Karriere sei vorbei. Der fünfte Sieg bedeutete ihr darum besonders viel – es war der Erfolg, mit dem sie die Zweifler und Nörgler eines Besseren belehrte.

In welcher anderen Sportart bist du gut?
Ich war mal eine richtig gute Skifahrerin, total furchtlos. Aber damit musste ich aufhören, wegen der Verletzungsgefahr.
Was war der schwierigste Moment in deiner Karriere?
Der war jetzt gerade. Die Entscheidung, dass ich aufhören und den Rücktritt, der für Ende des Jahres geplant war, vorziehen muss. Ich bin eine, die die Dinge gern zu Ende bringt. Ich wollte noch einmal angreifen und die letzten Rennen bewusst auskosten. Aber die Entzündung am unteren Ende der Wirbelsäule ging einfach nicht weg. In manchen Trainingssessions dachte ich fünfmal, dass es nicht mehr weitergeht. Ich machte trotzdem weiter. Bis ich verstand, dass ich auf meinen Körper hören muss.
Was war der schönste Moment deiner Karriere? (Überlegt lange.) Ich könnte keinen einzelnen Wettkampf nennen, keinen bestimmten Zieleinlauf. Dafür
WAR ES UNZUFRIEDENHEIT?
ICH WEISS ES NICHT. ICH WÜRDE ES EHER HUNGER NENNEN.
habe ich zu viele besondere Erfolge gefeiert. Aber wenn du mich fragst, woran ich am liebsten zurückdenke, sind es nicht die Medaillen, Pokale oder Preisgelder. Es sind die Momente mit meinen Freundinnen und Freunden und der Familie am Abend nach einem Rennen. Wenn ich etwas erreicht hatte, mit dem ich nicht nur mir, sondern auch anderen eine Freude machte. Letztes Jahr nach dem Ironman in Roth war ein solcher Moment. Die Vorbereitung war schwierig gewesen, ich hatte wegen einer Magen-Darm-Grippe zu wenig trainiert. Ich startete nur, weil ich meine Mutter nicht enttäuschen wollte, die ihre Sommerferien schon um diesen Termin herum geplant hatte. Dann lief aber doch alles richtig gut, ich gewann sogar – und das auch noch in einer Weltbestzeit über die Ironman-Distanz. (Diese Fabelzeit wurde dieses Jahr, wieder in Roth, von der Deutschen Anne Haug um knapp sechs Minuten unterboten; Anm.) Am Abend suchten wir dann für die ganze Gruppe einen Platz zum Essen, doch alle Restaurants waren voll. Also liessen wir uns vom Lieferdienst Pizza kommen und setzten uns alle zusammen auf einen Spielplatz. Das war schön.
Worauf bist du stolz?
Dass es mir gelungen ist, mein Lebensglück nicht vom Sport abhängig zu machen, auch dank meiner Freundin Jenny.
Wie erkennt man, ob man aufgeben muss oder noch weitermachen kann?
(Lacht.) Grosse Frage. Darüber könnte man ein Buch schreiben. Ich würde sagen, dass man dranbleiben kann, solange das Weitermachen weniger schmerzhaft ist als das Aufhören.
Muss man unzufrieden sein, um sich quälen zu können?
Ich war immer erstaunt, wie kurz das Glücksgefühl nach einem Sieg anhielt. Auch nach grossen Siegen. Ich arbeitete ein Jahr, gewann den Ironman Hawaii –und war vielleicht drei Tage richtig glücklich. Es ist natürlich langfristig sehr befriedigend, so ein grosses Rennen zu gewinnen, aber ich war schon immer recht
TRIATHLETEN SIND EIN
VÖLKCHEN, DAS AUF
SICHER, OB DAS AUCH FÜRS LEBEN GILT.
schnell wieder an dem Punkt, an dem ich dachte, okay, jetzt muss ich zurück an die Arbeit, damit ich noch besser werden kann. War das Unzufriedenheit?
Ich weiss es nicht. Ich würde es eher Hunger nennen. Ich glaube, dass sich eine tiefe Zufriedenheit dem Leben gegenüber und die Fähigkeit, hart trainieren zu können, nicht grundsätzlich ausschliessen. Ich selbst habe aber die Erfahrung gemacht, dass es mich mehr Anstrengung kostet, mich zu quälen, wenn ich glücklich bin.
Quälst du dich auch gern in anderen Bereichen? Überhaupt nicht. Ich quäle mich nicht gern, auch nicht im Triathlon. Das ist ein Missverständnis. Mich zu quälen war nur der Weg, um mein Ziel zu erreichen.
Was hat dir mehr Glück verschaft: Training oder Wettkampf?
Training. Leider konnte ich dieses schöne Gefühl, etwas geleistet zu haben, nie lange geniessen, weil man als Triathletin jeden Tag drei Trainings absolvieren muss. Kam ich vom Schwimmen nach Hause, ging es bloss darum, möglichst schnell etwas zu essen, damit ich mich dann möglichst schnell hinlegen kann, um nachher möglichst schnell auf das Velo gehen zu können. Und so weiter.
Wie trainiert man, was man nicht so gut kann? Es gilt sicher nicht in jedem Fall, aber grundsätzlich würde ich sagen, dass man in den Dingen, die man weniger gut beherrscht, am meisten Potenzial zur Verbesserung hat. Sich das vor Augen zu führen kann helfen.
Sollte man lieber seine Stärken betonen oder an seinen Schwächen arbeiten?
Gegenfrage: Muss man im Leben wirklich immer aus allem das Optimum machen? Bisher habe ich natürlich nach dieser Maxime gelebt, Triathletinnen und Triathleten sind ein Völkchen, das auf Selbstoptimierung steht. Ich bin nicht sicher, ob das auch fürs Leben gilt. Auf einen IronmanTriathlon bezogen würde ich aber sagen, dass man sich eine Schwäche
eigentlich nicht erlauben kann. Wenn man im Schwimmen schwächelt, ist man weg vom Fenster, kaum dass das Rennen begonnen hat. Wenn man auf der Radstrecke schwächelt, hat man Schwierigkeiten ausgerechnet in der Disziplin, in der man wegen der langen Dauer am meisten herausholen kann. Schwächelt man im Laufen, hat man in der entscheidenden Phase keine Chance. Im Zweifel würde ich folgendes Vorgehen wählen, man hat ja meistens nicht für alles Zeit: Man überlegt sich, wo man die grössten Fortschritte machen kann, und konzentriert sich dann darauf. Für die meisten ist das dann wohl ihre Schwäche. Für wenige aber vielleicht auch ihre Stärke.
Drittletzte Frage: Wen bewunderst du?
Eigentlich niemanden, den ich nicht persönlich kenne. Ich hatte nie Idole, war nie eines dieser Kinder mit Plakaten von Sportlerinnen oder Musikstars im Zimmer. Ich hatte auch immer Mühe, zu verstehen, wie jemand, der mich nicht persönlich kennt, mich bewundern kann. Ich dachte, ich bin ja gar nicht so besonders, ich kann nur zufälligerweise ein bisschen besser schwimmen, Rad fahren und laufen als andere. Wenn ich beeindruckt bin, dann eher von Menschen aus meinem Umfeld, zum Beispiel von der Kollegin, die eine Familie hat, zwei Kinder – und die daneben noch ein erfolgreiches Fitnessbusiness aufbaut und das alles einfach megagut meistert.
Woran denkst du, wenn du nicht mehr denken kannst?
Das weiss ich nicht. Ich weiss nur: Solche Momente sind extrem selten. Aber es sind die besten Momente. Ich bin eher eine, die zu viel denkt, auch im Rennen. Nur ganz selten kam ich in diesen totalen FlowZustand rein, in dem alles einfach foss, ohne dass ich etwas überlegen musste. Am ehesten schafte ich das noch auf dem Velo, wenn ich schnell unterwegs war und der Körper genau wusste, was er tun musste. Der beste Ort, um in Trance zu kommen, war für mich aber sowieso nie der Wettkampf. Das war immer die Tanzfäche.
Was kommt eigentlich jetzt, also nach der Karriere?
Ich habe viele Projekte im Kopf, die ich gern umsetzen würde, ein paar sind schon spruchreif. Mit der FitnessApp Muuvr möchte ich nächstes Jahr noch enger zusammenarbeiten. Und ich habe mich mit Humango, einer CoachingApp, zusammengetan, bei der sich jede und jeder auf ein persönliches Ziel vorbereiten kann – zum Beispiel auf den Wings for Life World Run. Im März organisiere ich eine BikeSafari in Kenia, bei der wir Spenden für meine Foundation sammeln. Das Beste: Dafür verlose ich mein Zeitfahrrad vom letzten Jahr.
danielaryf.ch
danielaryf-foundation.com

«Nur ganz selten kam ich in diesen FlowZustand rein, in dem alles einfach floss, ohne dass ich etwas überlegen musste», sagt Daniela Ryf. Wenn, dann schaffte sie es am ehesten in ihrer Lieblingsdisziplin, dem Biken.

Viel Luft nach unten
Text Lisa Hechenberger
Fotos André Carvalho

Freediver Morgan Bourc’his (li.) begleitet Surfprofi Nic von Rupp auf seinem allerersten Apnoe-Tauchgang.
Big-Wave-Surfer Nic von Rupp zählt zur
absoluten Weltelite in seinem Sport und fühlt sich in haushohen, lebensbedrohlichen
Wellen wie zu Hause. Ohne Brett sieht die Sache allerdings völlig anders aus.
Gemeinsam mit Freedive -Profi Morgan Bourc’his stellt sich der Portugiese im Atlantischen Ozean zum ersten Mal seiner Angst vor dem, was unter der Oberfläche
liegt. Und geht dabei seiner zweiten Heimat, dem Wasser, aber auch seiner Furcht auf ungewohnte Weise auf den Grund.

Born to dare ist nicht nur der Slogan von Tudor Watch, sondern auch das Motto von Nic von Rupp (li.) und Morgan Bourc’his. Die beiden lernten sich bei einem Event des gemeinsamen Sponsors in Barcelona kennen und waren sofort auf einer Wellenlänge.

Erste Hilfe. Jetski-Fahrer Sergio Cosme zählt zu Nics engsten Vertrauten. Er ist derjenige, der den Surfer nach einem Wipe-out, also einem schweren Sturz, vor der nächsten anrollenden Welle aus der Gefahrenzone rettet.

Zwischen Training, Surfsessions, Content-Produktion für Social Media und Fotoshootings bleibt Nic im Alltag wenig Zeit zum Durchatmen.
Im Pool des Arribas Sintra Hotel macht Nic erste Einheiten im und unter Wasser. Der Atlantik ist aber nur wenige Meter entfernt.

«Freediving erfordert körperliche Fitness, aber eigentlich dreht sich alles um absolute Gelassenheit.»
Morgan Bourc’his

Morgan hilft Nic dabei, sich auf das anstehende Workout vorzubereiten. Hier zeigt er ihm, wie er die seitliche Bauchmuskulatur dehnen kann.
«W
enn ich nach fünf Minuten nicht auftauche, wisst ihr, dass es das war mit mir», sagt Surfer Nic von Rupp scherzhaft, kurz bevor er vom Rand des Speed-Boots ins kalte Wasser des Atlantiks gleitet. Ob er nervös sei, fragt ihn jemand aus seiner Crew. «Ich weiss nicht …», antwortet er mit plötzlich ungewohnt ernster Miene. «Da sind gerade ganz viele Gefühle.»
48 Stunden zuvor
Es ist noch früh im portugiesischen Nazaré, doch man kann erahnen, wie sehr die Sonne die Temperaturen in die Höhe treiben wird. Im Hafengebiet des Fischerortes befndet sich Nics Warehouse, eine Mischung aus Aufbewahrungshalle, Büro und Werkstatt. Und erster Trefpunkt mit dem Freitaucher Morgan Bourc’his, der für ein Shooting des gemeinsamen Sponsors Tudor Watches aus Frankreich angereist ist: für einen ganz besonderen Tauchgang. Zunächst zeigt sich Morgan aber sichtlich beeindruckt von dem, was Nics Raum beherbergt: An der einen Seite stehen Surfbretter in unterschiedlichen Grössen und Ausführungen – jene, die der Portugiese mit deutsch-amerikanischen und Schweizer Wurzeln momentan nutzt. Und jene, die den letzten Wellenritt nicht überstanden haben. Daneben zieren bunte Trikots die Wände, Erinnerungen an seine vielen Erfolge – am aktuellsten das vom Biggest Wave Award 2023, als Nic in Nazaré eine 27 Meter hohe Welle bezwang. Nur einen Meter unter dem aktuellen Weltrekord.
«Surfen ist so viel mehr als ein Sport. Es ist ein Lebensstil, eine Art des Seins», sagt der stets gut gelaunte Nic und winkt den vorbeifahrenden Fischern

Trockentraining. Morgan treibt Nic bis an seine Belastungsgrenze. Sinn der Übung: den Puls in die Höhe zu treiben und so die Situation zu simulieren, wenn Nic von einer Welle erwischt wird und dann, völlig ausgepowert, möglichst lange die Luft anhalten muss.

Ab geht’s. Mit einer zehn Kilo schweren Kettlebell in der Hand springt Nic vom 3-Meter-Brett in den Pool. Das soll den Impact erhöhen, mit dem er auf der Wasseroberfläche aufkommt, da auch Wellen betonhart werden können.
zu. Seine blaugrünen Augen strahlen. Im Alter von neun Jahren fng er mit dem Surfen an, mit elf hatte er bereits erste Sponsoren. «Wir sind gesegnet mit dem Atlantischen Ozean und haben einige der grössten Wellen der Welt», erklärt der Prof. «Die Einheimischen sind an sehr raue Bedingungen gewöhnt, und ich glaube, das ist auch der Grund, weswegen ich mich in grossen Wellen immer wohlgefühlt habe.» Dabei ist Wohlgefühl nicht gleichbedeutend mit fehlendem Respekt vor den tonnenschweren, im schlimmsten Fall tödlichen Wellenbrechern. «Meine Eltern und meine Freundin sind keine Fans von dem, was ich tue. Aber sie wissen, dass ich vorsichtig bin und meine Entscheidungen bewusst trefe. Schliesslich möchte ich ein langes, gesundes Leben führen.»
Darum ist Morgan hier. Der 47-jährige Franzose ist darauf spezialisiert, möglichst viel Zeit unter der Wasseroberfäche zu verbringen. Mit nur einem Atemzug, ohne Flossen oder andere Hilfsmittel – im Fachjargon heisst das CNF, was für «Constant weight, no fns» steht. Dreimal holte der Freitaucher in dieser Disziplin den Weltmeistertitel, zuletzt 2019 mit einer persönlichen Bestmarke von 91 Meter Tiefe. Diese Kunst will er auch Nic beibringen. «Natürlich steckt mehr dahinter, als einfach die Luft anzuhalten –am Ende aber gar nicht so viel mehr», sagt Morgan und lacht. Wohl wissend, wie viel langjähriges hartes Training solche Leistungen erfordern, bis man, wie er, siebeneinhalb Minuten unter Wasser überlebt, ohne ein einziges Mal Luft zu holen.
«Ich hatte schon als Kind eine besondere Verbindung zum Meer, obwohl ich in Joué-lès-Tours fernab der Küste aufwuchs. Aber ich durfte mit meinen Eltern viel verreisen, häufg ans Mittelmeer, und diese Orte behielt ich in besonderer Erinnerung. Während meines Sportstudiums, ich war schon 22, spürte ich einen regelrechten Drang, dorthin, ans Wasser, zurückzukehren. Und weil ich zum Thema kardiovaskuläre Physiologie im Freitauchen forschen wollte, zog ich nach Marseille und wurde mein eigenes Versuchskaninchen.»
Letzte Worte. Morgan gibt finale Tipps, für ihn ist so ein Tauchgang mittlerweile Routine – was seine Vorfreude allerdings nicht schmälert. Nic hört sichtlich fokussiert zu. Das selbst erklärte Ziel der beiden: 15 Meter Tiefe.
Straffer Zeitplan
Das gemeinsame Ziel ist klar: Nics allererste Freediving-Session. Um, in weiterer Folge, weniger Angst und mehr Kontrolle im Falle eines Wipe-outs zu haben – also in jener lebensgefährlichen Situation, wenn es einen Surfer mit voller Wucht vom Brett reisst und unter Wasser zieht. «Ohne Board fühle ich mich im Meer nicht wohl», gesteht Nic. «Ich mag die Tiefe nicht, und der Sauerstofmangel ist das, was ich am meisten fürchte.» Die anstehenden Trainingseinheiten mit Morgan sollen ihn dafür wappnen – die erste gleich an Ort und Stelle im Warehouse mit ein paar ApnoeBasics. Von langsamen, tiefen Atemzügen in den Bauch hin zu schnellem, rhythmischem Schnauben zum Beispiel. «Freediving erfordert natürlich körperliche Fitness, aber eigentlich dreht sich alles um absolute Gelassenheit. Je smoother, füssiger und entspannter du bist, desto leichter wird es», sagt Morgan zu Nic und strahlt dabei selbst eine Ruhe aus, um die ihn so mancher Yoga-Guru beneiden würde. Egal wie anstrengend die Agenda auch sein mag, in kleinen Gesten – ein anerkennender Klopfer auf die Schulter, ein Kompliment, ein angeregtes Gespräch –zeigt sich immer wieder, wie viel Respekt die zwei Athleten füreinander haben. Und wie viel Leidenschaft sie auf unterschiedliche Weise mit dem Ozean verbindet. Selbst wenn Morgan, völlig untypisch –weil sonst so tiefenentspannt –, beim intensiven Workout im Fitnessstudio in voller Lautstärke «Go! Go! Go!» brüllt, während Nic auf dem Airbike alles gibt, bis ihm dicke Schweissperlen die Stirn hinunterlaufen. Oder bei der «statischen Session im Wasser», wie Morgan es nennt. Es sieht ein wenig bizarr aus, wie Nic regungslos mit dem Gesicht nach unten

Unter Druck
Im Kopf und im Wasser herrschen beim Freediving im besten Fall absolute Ruhe – im Rest des Körpers ist dafür umso mehr los.

Der Tauchreflex … setzt automatisch ein, wenn das Gesicht in kaltes Wasser eintaucht. Die Folgen sind u. a., dass die Herzfrequenz sinkt und der Blutkreislauf sich zentralisiert. («Bloodshift»).
Die Lunge … wird mit zunehmender Tiefe zusammengepresst. Ab etwa 40 Metern unter Wasser hat sie ihr Residualvolumen erreicht und kann nicht weiter schrumpfen. Das Kopfkino «Man muss sich an den Sauerstoffmangel gewöhnen», so Morgan, «sonst sagt dein Hirn nonstop, dass du sterben wirst, und der Körper schaltet auf volle Leistung und verbraucht den Sauerstoff noch schneller.»

Mehr Meer. Heute nimmt Morgan nicht mehr aktiv an Wettbewerben teil, er engagiert sich hauptberuflich für den Schutz der Meere und der Lebewesen darin. Dafür ist er Teil verschiedenster Forschungsexpeditionen und Projekte in der ganzen Welt.

Atempause. Mithilfe einer Boje halten sich Nic und Morgan mit möglichst wenig Kraftaufwand über Wasser, wenn sie zum Luftholen auftauchen. So können sie sich zwischen den Tauchgängen kurz ausruhen, ohne ständig zum Boot zurückkehren zu müssen.
im Becken treibt, während Morgan ihn dreht, anstupst und ihm Kommandos gibt, bis es langsam dunkel wird und die Lichter im Pool andeuten, dass es Zeit ist, die Kräfte für den nächsten Tag zu sparen.
Mr. Perfect und das Aufatmen
Denn endlich ist es so weit. Vom Hafen in Sesimbra aus, etwa 160 Kilometer südlich von Nazaré, geht es mit dem Schnellboot die Küste entlang hinaus auf den Atlantik. Der Bootsführer hat ofenbar ein konkretes
Ziel im Kopf. «Die Umgebung ist so wichtig für den ersten Versuch», sagt Morgan, und er spricht aus Erfahrung, immerhin hat er schon viele Anfänger auf Freitauchgängen begleitet. Dort angekommen, wo das Wasser ruhig und der Wind nicht zu stark ist, fängt Morgan an, eine Boje, fast so gross wie ein
«Alle meine Erfahrungen unter Wasser bisher waren brutal, aber das ist etwas völlig anderes. Es hat sich wie Meditation angefühlt.»
Nic von Rupp
Autoreifen, aufzublasen. Er schlüpft in den Neoprenanzug, zurrt Schnüre fest, prüft akribisch Flossen, Gewichtgurte und Schnorchel. Nicht umsonst trägt er den Spitznamen «Mr. Perfect». Er reicht Nic eine Taucherbrille, dieser steht auch schon im Neoprenanzug bereit. Und ist merklich wortkarger als sonst. Die zwei treiben einige Meter vom Boot entfernt im Wasser und halten sich an der Boje fest, die als Rettungsanker und Orientierungshilfe dient. Morgan gibt letzte Anweisungen. Wie Nic etwa den fünf Kilo schweren Gurt loswird, der beim Abtauchen hilft, sollte er doch in Panik geraten. Und eine Erinnerung an das wohl wichtigste Zeichen im Tauchsport, geformt aus Zeigefnger und Daumen: alles okay. Schon sind ein paar Luftblasen alles, was von den beiden zu sehen ist.
«Es ist völlig verrückt!» ist Nics erste Reaktion, als er nach gut eineinhalb Stunden wieder an Bord klettert, Morgan direkt hinter ihm. «Alle meine Erfahrungen unter Wasser bisher waren brutal, aber das ist etwas völlig anderes. Es hat sich wie Meditation angefühlt, man ist vollkommen bei sich. So bin ich noch nie in meinem Leben getaucht!» Auch Morgan strahlt, schliesslich war es auch seine erste Erfahrung in den Gewässern vor Portugal. Wie kleine Kinder erzählen sie aufgeregt von dem gemeinsamen Abenteuer, den Fischen, denen sie begegnet sind, und der Höhle, die sie unter Wasser entdeckt haben. Dreizehn Meter Tiefe hat Nic geschaft. «Ich glaube, ich hätte noch weiter runtergehen können, aber ich hatte Probleme mit dem Druck auf meinen Ohren», meint er. Das scheint seine Freude jedoch nicht zu schmälern. Er wendet sich noch mal Morgan zu, umarmt ihn. Und wieder fehlen ihm die Worte, wie vor dem Tauchgang – nur jetzt auf völlig andere Art.
Einer Sache ist er sich sicher: «Das war vielleicht das erste, aber auf keinen Fall das letzte Mal.»

Mond Landung
Die südafrikanische Musikerin Moonchild Sanelly hat schon immer gewusst, dass sie ein Weltstar ist. Jetzt holt auch der Rest der Welt auf.
Text Lou Boyd Fotos Benedikt Frank

Moonchild Sanelly, geboren als Sanelisiwe Twisha, war eine ausserhalb von Durbans Open-Mic-Szene völlig unbekannte Modestudentin, Poetin, Tänzerin und Musikerin in ihren Zwanzigern, als sie ihre Frisur urheberrechtlich schützen liess. Ihre saphirblauen Wollzöpfe als «Moon Mop» zu bezeichnen und sich die Trademark dafür zu sichern, betrachtet sie als logischen Schritt.
«Die Leute dachten, ich sei verrückt», erzählt sie. «Aber ich wusste, was in mir steckt. Ich wusste einfach, dass ich einmal berühmt sein würde. Und ich wusste, dass mir jemand mein Ding wegnehmen würde, bevor ich im Rampenlicht angekommen bin. Nein, danke, darauf hatte ich keine Lust.»
Moonchild Sanelly sollte recht behalten. Nicht nur ihre knalligen Zöpfe sind rund ein Jahrzehnt nach diesem selbstbewussten Akt weltweit bekannt, auch ihre Musik ist es. Ihr «Future Ghetto-Funk» (Eigendefnition) verbindet Einfüsse aus ihrer Heimat wie Amapiano – eine Fusion aus Deep-House-Grooves, Jazz und traditionellen südafrikanischen Rhythmen – und das House-Subgenre Gqom mit Electronica, Afro-Punk, Pop und Hip-Hop. Abgemischt wird der wilde Mix mit Sanellys charakteristischem sexpositivem Flair und einer Prise ihrer Muttersprache Xhosa. «Ich lasse mich nicht in eine Schublade stecken», erklärt sie. «Meine Story passt in jedes Genre. Was auch immer das Genre ist, sag es mir, und ich liefere dir eine Geschichte.»
«Die Leute haben gelacht, als ich sagte, dass ich mit Beyoncé arbeiten möchte.
Wer lacht jetzt?»
Ihr im März 2015 veröfentlichtes Debütalbum «Rabulapha!» schlug ein. Die zwölf chaotischexperimentellen Tracks brachten Sanelly bei den 22. South African Music Awards eine Nominierung für das beste alternative Album des Jahres ein und machten sie mit einem Schlag zum grossen GqomStar in ihrer Heimat. Eine Reihe von Singles – «Buthi Madlisa» (mit dem südafrikanischen Hip-Hop-Künstler Jay Cubed) und «Guestlist» im Jahr 2016 – sowie Gastauftritte auf Tracks anderer Musiker befeuerten Sanellys weiteren Aufstieg. 2019 dann der Anruf ihres Lebens: Beyoncé meldete sich und fragte Sanelly, ob sie bei ihrem Song «My Power» auf dem SoundtrackAlbum «The Lion King: The Gift» mitschreiben und mitsingen wolle. «Ich wollte», sagt sie. «Und wie ich wollte!»
Mit ihrer nächsten EP («Nüdes», 2020) und einem weiteren Studioalbum («Phases», 2022) erregte Sanelly die Aufmerksamkeit weiterer Big Shots der Musikindustrie – die Folge waren Kollaborationen mit Diplo, Wizkid, Ghetts und Steve Aoki. «Moonchild ist ein globaler Superstar, der nur darauf wartet, entdeckt zu werden», sagte Gorillaz-Gründer und BlurFrontmann Damon Albarn, bevor er sie einlud, an der Gorillaz-Welttournee im Jahr 2022 teilzunehmen.
Wann, mit wem und bei welchem Projekt Sanelly kooperierte, entschied sie sorgfältig und durchaus auch strategisch. «Kollaborationen sind ein perfektes Mittel, wenn es darum geht, dich an verschiedenen Orten der Welt und in verschiedenen Szenen bekannt zu machen», sagt sie mit einem breiten Grinsen. «Es geht dabei natürlich um künstlerische Inspiration. Aber es geht auch darum, das Beste aus jeder Gelegenheit zu machen, die sich einem bietet.»
Im Juni dieses Jahres tat sie sich mit einer weiteren Künstlerin voller Inspiration zusammen: Rebecca Lucy Taylor, besser bekannt als Self Esteem. Ergebnis der Zusammenarbeit ist «Big Man», ein lauter, trotziger Popsong und eine Ode an alle Typen, die ihre Freundinnen auf ganz selbstverständliche Weise

Ihre saphirblauen Wollzöpfe sind ihre Trademark und mittler weile weltberühmt: Moonchild Sanelly, fotografiert für The Red Bulletin in London im Juli dieses Jahres.

«Meine Mutter hat mir beigebracht: Geh voran. Immer!»
Happy Place: Beim Fotoshooting lässt Moonchild Sanelly ihrer Kreativität freien Lauf.
respektvoll behandeln – ohne eine Medaille dafür zu verlangen. Der Erfolg des Songs sowie Sanellys triumphales Wochenende beim diesjährigen Glastonbury Festival – neun Auftritte auf sieben Bühnen (einschliesslich eines besonderen Auftritts im Park Studio der BBC) –, ihre im Mai veröfentlichte Single «Scrambled Eggs» und ein Spot auf dem ColorsxStudioKanal auf YouTube (im Juli) katapultierten sie ins MainstreamRampenlicht.
Der plötzliche Erfolg wäre für andere Künstler vielleicht eine Überraschung gewesen, aber nicht für Sanelly. «Das ist genau das, wo ich hingehöre», sagt sie. «Die Weltherrschaft steht auf meiner Liste. Ich bin ein Weltstar, geboren in Südafrika.»
Am Morgen ihres Red BulletinShootings in London tanzt Sanelly mit ihrem Manager, BackgroundTänzer und Freund Ashwin Abioye Bosman ausgelassen durch das Studio, sie trägt ein langes, durchsichtiges goldfarbenes Kleid, darunter schwarze Unterwäsche. Ihre charakteristischen blauen Zöpfe fiegen durch die Luft, als sie durch das Studio springt.
In den kommenden Stunden pickt sich Sanelly für die Aufnahme der verschiedenen Fotos wieder und wieder die unglaublichsten Outfts raus, und es scheint, als würde ihr jedes der Outfts noch mehr Energie geben. «Das hier ist dein Happy Place!», ruft ihr ein Mitglied ihres Teams zu, während sich Sanelly wie auf einer Showbühne dreht, tanzt, hüpft und ausgiebig mit der Kamera firtet. Nur ab und zu hält sie inne, um sich über den Monitor zu beugen und die soeben entstandenen Fotos zu begutachten.
Bruch vor dem Durchbruch
Anfang 2025 erscheint Sanellys drittes Studioalbum «Full Moon», produziert von Johan Hugo (Mumford & Sons, Kano). Neben den energiegeladenen, tanzbaren Beats, mit denen sie sich einen Namen gemacht hat, und ihren typisch selbstbewussten, frechen Texten zeigt das Album mit einfühlsamen, nachdenklichen Tracks eine neue Seite der Künstlerin.
«Dieses Album hat mir Angst gemacht», gibt Sanelly zu, «ich liess meinen Gefühlen freien Lauf und musste die richtigen Worte für all die schwierigen Momente in meinem Leben fnden. Ich wusste, ich musste mich dem stellen. Als ich es dann tat, fand ich sofort die richtigen Sätze, ganz frei von Angst.»
Sanelly wuchs in Port Elizabeth – die Stadt heisst seit 2021 ofziell Gqeberha – in der südafrikanischen OstkapProvinz bei ihrer Mutter auf, einer Jazzsängerin. «Meine Mutter hat mir vor allem eines beigebracht: immer zu glänzen, immer Stärke zu zeigen», sagt sie. «Sie sprach ununterbrochen davon. Meine
Fünf der besten MoonchildSanelly-Kollaborationen

DJ MAPHORISA & SHIMZA
feat. Moonchild Sanelly Makhe
Diese 2018 veröffentlichte Gqom-Hymne festigte Sanellys Platz in Südafrikas HouseMusikszene. Lass dich von dem Synthie-Beat und dem Dancefloor-basierten Musikvideo nicht täuschen – in diesem Track geht es um eine starke Botschaft: um sexuelle Übergriffe und eine frauenfeindliche Kultur.
BEYONCÉ
feat. Moonchild Sanelly, Yemi Alade, Nija Charles, Tierra Whack, Busiswa Gqulu und DJ Lag My Power
Beyoncé rekrutierte fünf starke schwarze Frauen (plus Gqom-Produzent DJ Lag) für diesen Track auf dem Album «The Lion King: The Gift». Mit seinem mitreissenden Beat und den Lyrics über soziales Bewusstsein, Empowerment und Solidarität feiert der Song die Power schwarzer Frauen und macht gleichzeitig auf die Systeme aufmerksam, die diese untergraben.
MAJOR LAZER
feat. Moonchild Sanelly und Morena Leraba Hands Up «Hands Up» erschien auf der Reloaded-Ausgabe von Major Lazers Album «Music Is the Weapon» aus dem Jahr 2020. Der Track ist eine Club-Hymne, die Sanellys unverwechselbare Vocals mit denen des Rappers Leraba aus Lesotho und einer soliden Produktion von Diplo kombiniert.
GORILLAZ feat. Moonchild Sanelly With Love to an Ex Eine Ode an Selbstermächtigung und Unabhängigkeit als perfekte Kombination der Klangwelten Sanellys und der Gorillaz. Sanellys Lyrics erzählen von einem Ex, der die Beziehung wieder aufnehmen möchte, und handeln von Selbständigkeit und dem Loslassen früherer, erdrückender, einengender Beziehungen.
MOONCHILD SANELLY feat. Ghetts Strip Club
Dieser Track wurde 2022 veröffentlicht und war Sanellys zweite Zusammenarbeit mit dem Rapper Ghetts. Das erste Mal hatten sie bei seinem Song «Mozambique» kollaboriert, der im Jahr zuvor erschien. Dieser dröhnende Track feiert die Stripperinnen und Twerkerinnen, die um ihr Überleben kämpfen.
Mutter kannte und liebte viele verschiedene Menschen, denn sie hatte einen Jazzclub, in dem sich alle trafen. Ich bin mit allen möglichen Leuten aufgewachsen, den Kriminellen, die mit Polizisten verheiratet waren, den Lehrern, die sich nicht outen konnten … ich kannte sie alle.»
Sanelly war die Jüngste in einer Familie, deren Alltag von Kunst und Kreativität geprägt war – und in der es alles andere als unüblich war, einen künstlerischen Beruf zu ergreifen. Ihre Geschwister und Cousins waren als KwaitoTänzer und HipHopProduzenten erfolgreich. «Meine Mutter hat Kreativität immer gefördert, vor allem hat sie Träume immer ernst genommen», sagt Sanelly. «Erst in den letzten
«Ich musste lernen, zu vergeben und meine Vergangenheit loszulassen.»

Sanelly beschreibt ihre Musik als «Future Ghetto-Funk». Dafür, für ihren auffälligen Stil und ihre Sex Positivity wird sie respektiert und geliebt.
Jahren wurde mir klar, wie privilegiert ich war: umgeben von künstlerischen Menschen aufzuwachsen, von denen man früh lernen konnte, auf die eigene Kreativität zu vertrauen. Wann immer mich meine Mutter hinter einer Gruppe von Freunden herlaufen sah, sagte sie mir: ‹Nein! Du solltest bei allem, was du tust, vorangehen! Immer!› Meine Mutter war eine Macherin.»
Sanelly war siebzehn Jahre alt, als sich plötzlich alles änderte. Ihre Mutter starb, und die Unterstützung durch die Familie liess zunehmend nach –schliesslich beschloss Sanelly, für eine ModeAusbildung allein nach Durban zu ziehen. «Mit neunzehn bin ich von zu Hause weggelaufen und nie wieder zurückgekehrt. Ich werde mich nie beschweren, dass mich meine Familie nach dem Tod meiner Mutter nicht mehr unterstützt hat. Aber sie werden mich nie scheitern sehen. Ich weiss, dass sie beobachten, was ich mache», sagt sie. Das will sie auch so.
Während ihres ModedesignStudiums an Durbans Linea Academy lebte Sanelly allein in der Küstenstadt. Sie trat bei Poetry Slams in der HipHopSzene auf und hielt sich mit dem Verkauf von selbst entworfener und geschneiderter Kleidung über Wasser. Sie stand kurz vor dem Umzug nach Johannesburg und hatte gerade mal 25 Pfund in der Tasche, als sie erfuhr, dass sie schwanger war. Sie entschied sich dafür, ihre Tochter zur Welt zu bringen und für sie zu sorgen –als alleinerziehende Mutter, aber ohne ihre künstlerischen Ambitionen aufzugeben.
Auf ihrem neuen Album verarbeitet sie die Erfahrungen dieser harten Zeit. «Falling», ein untypisch sanfter und kontemplativer Track, öfnet dem Publikum einen seltenen Einblick in Sanellys Verletzlichkeit und Unsicherheit. «I’m scared of falling, scared of losing Bitch, I know my family looking», singt sie. «It’s not my baby, that’s what he said. Kicked me out without a test. Had to fnd a house for kids, now I’m in it.» (In etwa: «Ich habe Angst vor dem Scheitern, Angst vor dem Verlieren Scheisse, ich weiss, dass mich meine Familie beobachtet. Es ist nicht mein Kind, das hat er gesagt. Hat mich ohne Vaterschaftstest rausgeworfen. Musste ein Haus für die Kinder fnden, jetzt bin ich drin.»)
Spitze Zunge, schnelle Finger
Sanelly ist stolz auf diesen Song. «Das Schreiben von ‹Falling› fühlte sich wie ein Teil eines Vergebungsprozesses an», sagt sie. «Aber ich spürte, dass es da noch etwas gab, ich musste loslassen, meine Vergangenheit endgültig hinter mir lassen.»
War es schwierig, so persönliche Songs zu schreiben? Sanelly lacht und schüttelt den Kopf. «Ich bin eine der schnellsten Songwriterinnen, die es gibt. Ich fnde immer einen Weg, den Song fertigzustellen. Ich glaube, das liegt daran, dass ich viel Bullshit rede, in meinem Kopf läuft immer ein Film, eine Geschichte ab. Meine Gedanken rasen, ich muss sie nur niederschreiben.»
Ein herausragender Track auf dem neuen Album ist «To Kill a Single Girl (Tequila)», ein Song, der weitere wichtige Facetten von Sanelly zeigt: dass es ihr wichtig ist, eine öfentliche Person zu sein, und ihr Eintreten für Sex Positivity. Der Track erzählt von


einer neuen Beziehung, durch die sie gelernt hat, eingeübte Muster zu überwinden: «I am so much more than sex», singt sie, «and he sees it.» (Auf Deutsch: «Ich bin so viel mehr als nur Sex, und er sieht das.»)
Sanelly ist während unseres Interviews völlig entspannt und ofenherzig, was umso beeindruckender ist, als sie von den Medien in der Vergangenheit gerade wegen ihrer sexuellen Ofenheit und ihres Eintretens für sexuelle Befreiung oft falsch zitiert wurde – und unter den Folgen zu leiden hatte. In einem Interview hatte sie 2018 über die Notwendigkeit von SaferSexPartys gesprochen. Veröfentlicht wurde etwas ganz anderes. Sie plane die Eröfnung eines
«Es macht die Leute fertig, dass ich mit meinem Hintern wackle, zu meinem Körper stehe.»
Bordells in Südafrika, wurde geschrieben, mit der Folge, dass sie in ihrem Heimatland ein Jahr lang keine Kredite aufnehmen oder Immobilien mieten konnte. «Das kam alles aus Ahnungslosigkeit», sagt sie. «Der Journalist, der die Story schrieb, wusste einfach nicht, was Sexpartys eigentlich sind.»
«Mein Hauptanliegen in dem Interview war es eigentlich, Sexpartys auch für Farbige zu öfnen», erklärt sie. «Sie zu einem Ort zu machen, an dem dich niemand wegen deines Körpers oder deiner Art verurteilt, an dem du dich frei bewegen kannst, ohne Angst haben zu müssen, dass dich jemand ohne deinen Willen anfasst. Ein Ort, an dem jeder respektvoll mit dem anderen umgeht. Im Gegensatz zu den von der Gesellschaft akzeptierten Orten, den MainstreamClubs, an denen dir irgendein Typ irgendwas in deinen Drink kippt. So viele Menschen wissen gar nichts von diesen anderen Orten, in denen man als eine Person mit einer Vagina sicher ist und einen niemand stört.»
Während besagtes Interview in ihrer Heimat für Aufsehen sorgte, war Sanelly für die Aufnahme ihres neuen Albums in Schweden. «Ich war gar nicht zu Hause in Südafrika, aber die Leute beschimpften mich als Hure, als was auch immer», sagt sie und rollt mit den Augen. «Es ist verrückt. Nur weil ich ofen queer lebe (Sanelly hatte in der Vergangenheit Beziehungen mit Männern und mit Frauen; Anm.), tun die Leute so, als bräuchte ich Sex, egal mit wem, um überhaupt atmen zu können», sagt sie unverblümt.
«Was die Leute so fertigmacht, ist, dass ich mit meinem Hintern wackle, dass ich zu meinem Körper stehe», sagt sie. «Würde ich das alles mit südafrikanischer Folklore verbinden, wären die Reaktionen ganz andere. Es gibt Leute, die in Südafrika mit dem Hintern wackeln, aber weil sie es zu traditioneller Musik tun, ist es erlaubt. Und dann komme ich mit meinem Körper, meiner Musik, meinem Style, und sie ertragen es nicht.»
Eines der wichtigsten Hilfsmittel, denen Sanelly vertraut, ist die Technik des Manifestierens. Sie stellt sich konkrete Ziele und Wünsche vor und wie sie diese erreicht. Sie spricht sie aus oder schreibt sie nieder –und überlässt deren Erfüllung dann dem Lauf der Dinge. Sanelly manifestiert schon ihr ganzes Erwachsenenleben, und die Erfolge sind erstaunlich.
Ehrgeizige Ziele
«Es begann in der Zeit, als ich überhaupt kein Geld hatte», sagt sie. «Ich war von zu Hause abgehauen, hielt mich irgendwie über Wasser, wurde schwanger. Das Einzige, was ich noch hatte, war mein Notizbuch. Ich fng an, Dinge aufzuschreiben wie ‹Am Ende des Tages werde ich ein fettes Stück Vanillekuchen verdrücken›. Und was lag abends auf meinem Teller?
Richtig. Alles, was ich aufschrieb, passierte tatsächlich! Ich achtete immer genauer darauf, dachte darüber nach und fragte mich: ‹Moment mal, was würde passieren, wenn ich mir etwas Grösseres vornähme, etwas richtig Grosses?› So fng es an.»
Sanelly begann, immer ehrgeizigere Wünsche zu manifestieren. Sie schrieb, dass sie ein Album veröfentlichen, dass sie eine weltbekannte Künstlerin werden, dass sie mit Beyoncé, Diplo und einer ihrer

Sanelly glaubt an die Macht der Manifestation: «Deine Worte sind dein Liebesbrief an das Universum», sagt sie.
«Ich lasse mich nicht in eine Schublade stecken.
Meine Story passt in jedes Genre.»
Lieblingsbands, den Gorillaz, arbeiten wolle. Alle diese Wünsche gingen in Erfüllung. «Deine Worte sind dein Liebesbrief an das Universum», sagt Sanelly. «Du musst nur einen Brief schreiben, ihn veröfentlichen und dabei die richtigen Worte benutzen, und alles wird wie von selbst zu dir kommen. Du hast schon alles in dir. Nicht jeder glaubt daran, aber was soll’s. Alle haben gelacht, als ich sagte, dass ich mit Beyoncé arbeiten möchte. Und wer lacht jetzt?»
Ob es am Manifestieren lag oder an ihrem Talent, ihrem Fleiss und der ihr eigenen Energie, Sanelly hat Enormes erreicht. Aus einer einsamen Neuzehnjährigen ohne Geld, aus einer jungen Mutter in einer verzweifelten Situation wurde ein 39jähriger globaler Popstar mit drei Töchtern im Teenageralter, einer langen Liste von Erfolgen und einer noch längeren


Liste von Zielen, die sie noch erreichen will. Zum Abschluss von «Full Moon» meditiert Sanelly über ihre bisherige Reise. «I was so young, in love, from home I ran, you took me in, for that I’m glad, so thanks», singt sie. «I put my hands in the sky, ’cause I’m proud of the girl that I’ve become.» Übersetzt: «Ich war so jung, verliebt, bin von zu Hause weggelaufen, du hast mich aufgenommen, darüber bin ich froh, also: danke. Ich strecke meine Hände in den Himmel, weil ich stolz auf das Mädchen bin, das ich geworden bin.»
Auf welchen ihrer Erfolge ist sie am meisten stolz? Sanelly antwortet schnell. «Dass ich die Lektion meiner Mutter befolgt habe: immer zu glänzen, immer Stärke zu zeigen. Nicht nur für mich selbst, sondern auch für meine drei Töchter. Würde ich heute sterben, hätte ich ihnen diese Lektion durch meine Art zu leben weitergegeben. Sie haben gelernt, dass ihre Träume etwas Echtes sind, keine Hirngespinste, dass sie ihre Träume ernst nehmen sollen, dass sie sie leben sollen. Als ich nach Jo’burg ging, sagte ich: ‹Ich werde meinen Kindern nicht nur beibringen, wie man überlebt. Ich werde ihnen zeigen, wie man erfolgreich ist. Ich will, dass sie wissen, dass alles möglich ist, wenn man seine Träume lebt. Ich bin der beste Beweis dafür. Niemand wird sie je vom Gegenteil überzeugen. Ihre Träume sind keine Träume. Sie sind das wahre Leben.»
Instagram: @moonchildsanelly

3, 2, 1, GO!
FIS Alpine Ski Weltmeisterschaften 2025 in Saalbach. Stars zum Angreifen, ein Berg für alle Rennen und absolut lässiges Ski-Vergnügen.

«Der Ort hat das gewisse Alles.»
Marcel Hirscher
Gerade ist die Sonne aufgegangen, der Himmel ist wolkenlos blau, die Menschen stossen Atemwölkchen aus. Es ist kurz nach acht, als Mikaela Shiffrin am Zwölferkogel mit geschulterten Ski über den Schnee stapft. Sie wirft einen Blick auf Marco Odermatt, der seine Beine durch die Luft schleudert, dass du dich duckst, und zwinkert dir fröhlich zu. Die erfolgreichste Skifahrerin aller Zeiten im Home of Lässig. – Wir sind im Salzburger Land, genauer im Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn, 90 Autominuten von Salzburg entfernt. Hier, im Home of Lässig, findet im Februar 2025 die Ski-WM statt. Aber warum lässig? Und was heisst das überhaupt? Hier sind zwölf Antworten, wir starten mit dem grossen Rückkehrer Marcel Hirscher.
Lässig ist …
… die Magie von Weltmeisterschaften als ewige Inspiration. «Ski-WM oder Heim-WM, das macht einen Unterschied. Als Stephan Eberharter bei der letzten Heim-WM in Saalbach im Jahr 1991 als No-Name Doppelweltmeister wurde, war ich noch nicht einmal zwei Jahre alt. Und auch wenn ich diese Ski-Sternstunde gar nicht bewusst wahrgenommen habe, so hat mich die Inspiration seiner beiden Goldmedaillen später dennoch erreicht. Das ist die Magie von Weltmeisterschaften im eigenen Land: Die grossen Momente werden zur kollektiven Erinnerung für Generationen. Ich habe das Phänomen in Schladming 2013 erlebt: Nichts ist in meiner Erinnerung so lebendig wie der Slalom-Titel damals bei der HeimWM! Aus Sicht der Athleten sind Weltmeisterschaften im eigenen Land im Erfolg wie im Misserfolg Meilensteine, an die allenfalls Olympische Spiele heranreichen. So wird es auch in Saalbach Hinterglemm 2025 sein: Der Ort hat das gewisse Alles, und es arbeiten die Richtigen daran, diese Ski-WM zu einem Fest für alle zu machen! Eines weiss ich jetzt schon mit Sicherheit: Ich werde, egal in welcher Rolle, dabei sein und freue mich extrem darauf!»


Lässig ist auch …
… dass dir die Stars im Gänsemarsch entgegenkommen. Wie beim Weltcup Finale 2024, als Vincent Kriechmayr & Co nach dem Training zu Fuss zum Hotel spazierten.
… dass die Talstation der 12er Kogel Bahn zentral liegt. Der Norweger Timon Haugan: «Ich bin vom Hotel zu Fuss in ein paar Minuten beim Lift.»
… dass es die Stars mögen, von Fans angesprochen zu werden. Dave Ryding, 37: «Die Aufmerksamkeit zeigt, dass du beliebt bist.»
… dass in Saalbach nicht jedes Jahr ein Weltcup-Event stattfindet Beat Feuz, Schweizer Weltmeister 2017: «Das macht die Rennen am Zwölferkogel viel spannender.»
… dass die Rennläufer merken, wie skiverrückt die Zuschauer sind. «Ab dem letzten Übergang hörst und siehst du die Massen, und das pusht dich», sagt ÖSVStar Marco Schwarz.
… dass Saalbach perfekt für internationale Gäste ist. «Meine Frau ist Holländerin, deshalb ist mir aufgefallen, wie viele Holländer ich hier treffe», sagt Dave Ryding.
… dass die Superstars mit ihren Fans feiern. Beim Weltcup Finale 2024 machte Manuel Feller Party in einer Bar direkt im Zielbereich.
… dass auch die jüngsten Fans nah am Geschehen sind. Marco Odermatt nahm sich beim Weltcup Finale Zeit, um mit Kindern zu plaudern und für Fotos zu posieren.
… dass Saalbach aus Sicht der Experten absolut WM-würdig ist. «Als Aktiver suchst du bei Grossereignissen nach der maximalen Herausforderung», sagt die deutsche Skilegende Felix Neureuther.
… dass die Stars im Trubel entspannt bleiben. Steffi Venier geht zwischendurch in einem der vielen gemütlichen Lokale einen Kaffee trinken: «Es ist enorm wichtig, sich zwischendurch auch zu entspannen.»
… dass ein Weltrekordler in Saalbach Pizza bäckt. DownhillMountainbiker Max Stöckl bereitet während der WM geniale Snacks zu.
Small Talk zur WM: Fakten zum Staunen
Mit Ski, Schmäh und Kanonen –was du über Saalbach wissen musst.

15 000
Zuseher haben in der Arena am Zielhang Platz, unzählige Gäste direkt an der Strecke.
4200
Volunteers aus aller Welt haben sich beworben, um die WM 2025 als freiwillige Helfer zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.
7,8
Kilometer lang ist der neue Notweg, der zwischen Vorderglemm und Hinterglemm errichtet wurde, um Einsatzkräften während der Grossveranstaltung eine durchgehend freie Durchfahrt zu garantieren. Das Glemmtal profitiert also nachhaltig von der SkiWM: Die Nachnutzung als gemütlicher Rad und Fussweg an der Saalach erweitert das zukünftige Freizeitangebot.
Fans feiern beim Weltcup Finale im März 2024 in Saalbach ihre Helden.
73
Prozent Gefälle müssen die Abfahrer an der steilsten Stelle, dem Osthang, bezwingen.

25
Euro kosten die günstigsten Tickets (Stehplätze für die TeamKombinationsbewerbe der Damen und Herren).
260
Loipenkilometer bietet der Skicircus allen, die Lust auf eine Auszeit vom Skifahren haben – 150 Kilometer davon sind in Saalfelden Leogang, 100 Kilometer in Fieberbrunn.

3500
Menschen können mit der 12er Kogel Bahn pro Stunde auf den Gipfel befördert werden. Neu: die 12er Nord in Hinterglemm, die Streuböden Bahn und der Zillstattlift in Fieberbrunn.
125
Quadratkilometer ist das Gemeindegebiet von Saalbach Hinterglemm gross, davon werden nur rund vier Quadratkilometer fürs Skifahren genutzt.

1991
war Didi Ziesel (Bild) schon als Stadionsprecher bei der SonnenWM am Mikrofon. 2025 wird der Salzburger gemeinsam mit der Fieberbrunner ModeratorenLegende Stefan Steinacher im Zielraum live für Information und beste Unterhaltung sorgen.
2
neue Busterminals in Hinterglemm vereinfachen die Anreise zur WM. Die WM 2025 ist ein Green Event: Um nachhaltige Alternativen zum Individualverkehr anbieten zu können, wurde der Bahnhof Maishofen-Saalbach modernisiert und barrierefrei ausgebaut.
100
Prozent des Skigebiets können auch während der WM von allen Gästen genutzt werden.

250 000
Kubikmeter Wasser werden auf dem WM-Berg für die Beschneiung verwendet. Gesammelt wird es in zwei Speicherteichen, die von Schmelzwasser und Regen gespeist werden.
Alle Rennen auf einem Berg
Der Zwölferkogel ist das Zentrum der Ski-Weltmeisterschaften.
Ein Berg, der viel Gefühl einfordert.
Der Pistenprofi mit dem Popometer
Für Pistenbullyfahrer wie Richard Mayr, der seit 1995 am Zwölferkogel im Einsatz ist, kommt es bei ihrer Arbeit mit den tonnenschweren Maschinen übrigens «auf die feine Klinge an», wie er sagt. «Ich kann dir den Schnee auf den Zentimeter genau an die gewünschte Stelle schieben.» Sein «Hilfsmittel»: der «Popometer», wie er sagt, also sein besonderes Gespür für Schnee. «Da hilft mir keine Technik, das muss ich alles mit freiem Auge sehen.»

Gefühlvoll: Richard Mayr in seinem Pistenbully

können alle Schneedaten kontrolliert werden.
Tatsächlich können die Bullyfahrer aber auf eine Technik zurückgreifen, die ungemein effektiv und ressourcenschonend ist: Im Sommer wird das Gelände des Zwölferkogels (und aller anderen Berge im Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn) mithilfe von Drohnen so genau vermessen, dass im computergenerierten Geländemodell sogar Maulwurfshügel zu erkennen sind. Ultraschallmessgeräte an den Pistengeräten errechnen in Echtzeit, also während des Präparierens, wie hoch die Schneedecke ist. So kann auf den Zentimeter genau nachgebessert werden – und nur jene Schneemenge produziert werden, die tatsächlich benötigt wird, um die gewünschte Höhe an jeder Stelle des Hanges zu garantieren


Legende
DH: Downhill (Abfahrt)
SG: Super-G
GS: Giant Slalom (Riesentorlauf)
SL: Slalom
TP: Team Parallel (Team-Parallel-Bewerb)
Hier geht’s um die Medaillen
Rennstrecke
Ulli Maier
Auf der Ulli-Maier-Strecke finden fünf Rennen statt: die Damen-Abfahrt (Start auf 1835 Meter Seehöhe), der Damen-Super-G (1600 Meter), der Herren-Slalom (1280 Meter), der Damen-Slalom (1260 Meter) und die Damen-Team-Kombination.
Rennstrecke
Schneekristall
Hier werden sechs Events durchgeführt: die Herren-Abfahrt mit dem Start auf 1974 Meter Seehöhe der Super-G der Herren (1780 Meter), der Riesenslalom der Herren (1520 Meter), der Damen-Riesenslalom (1460 Meter) und die Herren-Team-Kombination. Der Team-ParallelBewerb, mit dem die WM am 4. Februar eröffnet wird, beginnt bei 1220 Metern, also knackige 160 Höhenmeter über dem Ziel.
Ski-WM 2025
4. bis 16. Februar
Hier geht’s zu den Tickets!
Fritz Steger verantwortet die Pistenpräparierung.
Per Handy
STARTSCHUSS
Ein rasanter Auftakt:
Gefälle 73 %, danach eine scharfe Linkskurve –Highspeed-Action vom Feinsten.
DH Start Damen

Mittelstation 12er Kogel
PANORAMASPRUNG
Schlüsselstelle auf der Damenstrecke, verlangt hohes technisches Können und enormen Mut.
Bergstation 12er Kogel
DH Start Herren
SG Start Herren
SCHNEEKRISTALLSPRUNG
Mit Tempo 140 springen die Herren hier 55 Meter weit. Kein Wunder bei 73 % Gefälle.
SG Start Damen
GS Start Herren
GS Start Damen
OCHSENRITT
Erst eine Kompression, dann ein Sprung – die Kombi aus Druck und Anspruch verlangt alles.
SL Start Damen & Herren
Talstation 12er Kogel
In 80 Zeilen zum WM-Insider
Der Zwölferkogel ist 1984 Meter hoch und liegt in den Pinzgauer Grasbergen, die wiederum zu den Kitzbüheler Alpen gehören. Geologisch zählen die Pinzgauer Grasberge (wie generell die gesamten Ostalpen) zur Grauwackenzone.
Seinen Namen trägt der Zwölferkogel, weil die Sonne zur Mittagszeit direkt über dem Gipfel steht.
600 Athletinnen und Athleten aus mehr als 60 Ländern werden bei der SkiWeltmeisterschaft 2025 um Gold, Silber und Bronze fahren. Sie tun das auf einem einzigen Berg: Alle Rennen werden auf dem Zwölferkogel ausgetragen.
Die TechnikBewerbe weisen übrigens überdurchschnittlich grosse Höhendifferenzen auf, mussten die Skistars beim Weltcup Finale
2024 erkennen. Wie Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt: «Der Riesenslalomhang ist eher flach, aber sehr, sehr lang. Und das macht es für uns sehr schwierig.»
Um die Rennen auf dem Zwölferkogel noch sicherer zu machen, wurde die Strecke im obersten Bereich an zwei Stellen verbreitert Aber keine Sorge, es wurden keine Bäume
gefällt, sondern bestehende Gräben aufgeschüttet. Die österreichischen Athletinnen und Athleten geniessen in Saalbach einen sportlichen Heimvorteil: Der Zwölferkogel ist seit der Saison 2016/17 eine offizielle Teststrecke des ÖSV, die SpeedSpezialisten konnten hier in der Vergangenheit nach Belieben testen und trainieren.
Je nach Event sind zwischen 150 und 250 Menschen im Einsatz, um Rennablauf und TopPisten am Zwölferkogel zu garantieren.
Gefeiert werden die Sieger auf der Medal Plaza mitten in der Fussgängerzone von Hinterglemm – die rund 900 Meter sind das Zentrum der SkiWM, in den Hotels, die sich dort befinden, wohnen auch die meisten Skistars.

Bartl Gensbichler, Jahrgang 1956, gilt als der Vater der Ski-WM, er war bereits 1991 dabei.
So
#skiverrückt
ist Saalbach
Als sich der ÖSV, der Österreichische Skiverband, einen neuen Look verpasste, reichte dafür ein Wort –« skiverrückt» –, um die Leidenschaft, Emotion und Professionalität auszudrücken, die in Ski Austria steckt. Skiverrückt – ein Wort, das auch den Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn perfekt beschreibt. Bartl Gensbichler, Vater der SkiWM 2025 und als Rennleiter schon bei der SonnenWM 1991 dabei, erinnert sich an seine Kindheit: «Bei uns ist man in dieser Zeit fast mit den Skiern auf die Welt gekommen. Ich habe Ski fahren direkt hinterm Haus gelernt, ein paar Schwünge, dann ist es den Hang runtergegangen. Und irgendwann war der Tag da, wo wir es bis zum Zwölferkogel geschafft haben.»
100 % Skibetrieb während der WM
«Das Tal war früher einmal erbärmlich arm», sagt Bartl Gensbichler, «wir hatten nur eine Chance, das war der Tourismus. Der Tourismus hat die Leute hier gehalten.» Und er hat den Ort und mit ihm den gesamten Skicircus verändert. Im Bewusstsein der Menschen ist diese Tatsache noch immer verankert – und Antriebskraft für permanente Verbesserungen. Ja, selbst Marcel Hirschers Start für die Niederlande wird hier gefeiert: «Der Marcel wird immer ein Österreicher sein. Jetzt startet er für die Niederlande, für uns ist das eine Riesensache, weil wir ein HolländerHotspot sind.»
PS: Während der WM sind alle Pisten, auch die am Zwölferkogel, geöffnet. Noch mehr Infos: saalbach.com
12 Dinge, die du bei der WM erleben musst
Frühstück am Berg, Party mit den Stars und ein Heli mit Lollipops – was du nicht versäumen darfst.
1
Volles Vergnügen
Sogar während der Weltmeisterschaft bietet Saalbach absolutes Pistenvergnügen – auch am Zwölferkogel, direkt neben den WM-Strecken.
2 Auf Ski zur Ski-WM
Der Zwölferkogel in Hinterglemm ist von Saalbach, Leogang und Fieberbrunn perfekt auf Ski oder Snowboard erreichbar.
3
Nimm dir Zeit
Erkunde den Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn in Ruhe. 270 Pistenkilometer liefern dir auch während der Rennen garantiert eine Abwechslung.
4 Wirf einen Blick auf das Gemeindewappen
Du erkennst: Saalbach ist skiverrückt! Das Wappen zeigt einen Schneekristall und ein Paar gekreuzte goldene Ski – als Erinnerung daran, dass der Wintersport in Salzburg hier seit 1898 gefeiert wird. Das Logo des Skicircus zeigt übrigens einen springenden Clown.
5
Pack Sonnencreme ein
Am besten Sonnenschutzfaktor 30. Mindestens! Schon die WM 1991 war die «Sonnen-WM». Blauen Himmel erwarten wir auch im Februar 2025.


Diese Geschichte entstand in Kooperation mit dem Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn.
6 Halt die Augen offen
Skifirmen sind rund ums Zielgelände mit eigenen Trucks präsent. Dort gibt es Merchandising, Goodie Bags – und vielleicht sogar ein Treffen mit deinem Star.
7
Feiere mit den Stars
Auf der Medal Plaza innerhalb der FanMeile feiern 4000 Fans ihre Heldinnen und Helden.
8
Besuch die StartnummernAuslosung
Auf der Plaza erlebst du alle TopStars am Abend vor dem jeweiligen Rennen auf der Bühne – und ergatterst mit ein bisschen Glück sogar ein gemeinsames Selfie.
9
Entspannte Skihelden
Kurzfristig gibt es immer wieder Autogrammstunden und «Meet & Greets» mit den Stars. 2024 nahm sich Superstar Marco Odermatt eine Stunde Zeit für seine jüngsten Fans. Und sei nicht überrascht, wenn dir Mikaela Shiffrin & Co über den Weg laufen. Die Athletinnen und Athleten sind selbst meistens zu Fuss zwischen ihren Hotels und dem Zwölferkogel unterwegs.
10 Steh früh auf
Mit etwas Glück sitzt du in der ersten Gondel neben einem der Stars auf dem Weg zur Pistenbesichtigung.
11
Auf die Tribüne!
Nirgends geniesst du die Stimmung besser als auf der Tribüne unter den Fanclubs von Manuel Feller & Co.!
12
Geniess dein Frühstück am Berg
Fieberbrunn bietet die Möglichkeit der «First line» – magische Morgenstimmung und umfangreiches Frühstück inklusive.

IM NEUEN JOB SCHNELL EIN ALTER HASE.
Reise /Uhren / Biohacking / Musik / E-Gadgets / Events

SINGLETRAILS
Mountainbiken in Colorado
GUIDE
AB IN DIE
STEINZEIT
Nachdem unser Autor in Europa jeden Biketrail zu kennen glaubt, macht er sich auf nach Colorado, in die inoffizielle Heimat der Outdoor-Action in den USA. Hier entdeckt er seinen Sport zwischen Felsgiganten und Wüsten�air noch einmal neu.

Nach einem steilen Aufstieg brennt in der dünnen Luft jenseits der 2000 Meter die Kehle. Aber es ist nicht nur die Höhe, die mir hier im Westen des US-Bundesstaats Colorado den Atem raubt, sondern auch der Blick ins Tal. Von meinem nächsten Ziel, der Stadt Grand Junction, trennen mich 1,5 Kilometer bergab. «Weinglas» nennen die Einheimischen die Strecke, weil sie auf einem glatten, kelchartig geformten Felsen beginnt und dann auf einen schmalen Pfad führt – den Stiel. Die anspruchsvolle Passage ist Teil des Ribbon Trail, einer 4,5 Kilometer langen schwarzen Bike-Piste, die wiederum zum Revier Lunch Loops rund um Grand Junction gehört. Devon Balet, mein lokaler Guide und Fotograf, warnt, man könne hier 100 Stundenkilometer erreichen.
Das «Weinglas» soll meine letzte grosse Herausforderung für heute sein. Seit fünf Tagen erkunde ich Colorado mit dem Mountainbike. Auf den Britischen Inseln und dem europäischen Festland ist mir kaum eine Strecke fremd. Klar, dass ich mir das Angebot, erstmals die inoffizielle Heimat des Offroad-Sports zu erleben, auf keinen Fall entgehen lassen konnte. Colorado bietet die perfekte Mischung aus Granit-Singletrails, schneebedeckten Bergstrecken und wüsten Marslandschaften und somit das Beste der Vereinigten Staaten in verdichteter Form. Nirgendwo sonst findet man so viele verschiedene Trails auf einem Fleck.
Gewaltige Gipfel im Blick
Mein Startpunkt ist die Stadt Fort Collins eine Stunde nördlich von Denver. Von dort befahre ich am ersten Tag Strecken westlich des Horsetooth Reservoir. Der Ausgangspunkt der Tour liegt am Flussufer, von dort geht es eine Stunde lang bergauf. Am Anfang ist noch alles easy, als ich 500 Höhenmeter in fünf technisch schwierigen, aber machbaren Kilometern gewinne. Nur am letzten Abschnitt muss ich absteigen und das Rad über den unfahrbaren Untergrund schieben. Doch mit dem Blick gen Westen auf die gewaltigen Gipfel der Front Range, des Vorgebirgszugs der Rocky Mountains, erscheint mir das alles halb so schlimm.
WILDER RITT
Autor Charlie Allenby navigiert durch eine technisch schwierige Stelle im Horsetooth Reservoir.

«Das Beste der Vereinigten Staaten gibt es hier in verdichteter Form: Granit-Singletrails, schneebedeckte Bergstrecken, wüste Marslandschaften.»
Endlich wieder im Flow
Von da an geht es nur noch bergab –leider auch im übertragenen Sinn. Ich fahre den Wathen Trail: zwei Kilometer lang, Schwierigkeitsstufe schwarz. Er ist gesäumt von glänzenden Quarzfelsen und losen Böschungen. Leider verwechsle ich als Brite auf dem ungewohnten Bike Vorder und Hinterbremse, dazu kommen rutschige Wurzeln, und ich stürze gleich zweimal hintereinander. Schwer atmend kämpfe ich mich vorsichtig den Rest der engen und verblockten Abfahrt hinunter. Nachdem ich die Talsohle erreicht habe, muss ich mich erst einmal sammeln. Auf dem Bike verkrampft zu sein hilft nicht, wenn das Terrain schwierig wird – im Gegenteil. Ich muss meinen Flow wiederfinden. Der Rest des Tages verläuft ohne Zwischenfälle.

STEINIGER WEG Allenby wirft einen Blick über die Kante am Beginn des Ribbon Trail.


«Finale Herausforderung ist ein Abschnitt, der ‹Hospital Hill› genannt wird.»
EINMAL DURCHATMEN
Allenby geniesst die Aussicht auf die Weinreben und Pfirsichhaine von Palisade.
PICK-UP ZONE
Für das US-Feeling reicht ein Blick auf die Strasse – hier im Ort Palisade.
Tags darauf überquere ich die kontinentale Wasserscheide und dringe weiter in den Westen des Bundesstaats vor. Das Bergdorf Snowmass Village mag zwar im Schatten des weltbekannten Skiorts Aspen stehen, in Sachen Biketrails übertrifft es den berühmteren Nachbarn aber mit links: Aufwärts geht es über steile Serpentinen zwischen den weissen Baumstämmen der Espenwälder, oben auf der Kammlinie bietet sich ein freier Blick in alle Richtungen. Auf den Jumps des künstlich angelegten Deadline Trail finde ich mein in Fort Collins verlorenes Selbstvertrauen wieder.
MILE HIGH CITY
Mit einer durchschnittlichen Erhebung von 2074 Metern über dem Meeresspiegel ist Colorado der höchstgelegene Bundesstaat der USA. Die Hauptstadt Denver wird aufgrund ihrer Seehöhe von 1609 Metern «Mile High City» genannt. Von Mai bis September fliegt Edelweiss direkt von Zürich nach Denver. Innerhalb Colorados empfiehlt es sich, ein Auto zu mieten, aber es gibt auch Flugverbindungen ab Denver.
Plötzlich Wüste
Meine weitere Reise führt entlang des schäumenden Colorado River. Hoch aufragende Bergspitzen weichen flachen, weiten Kuppen; grüne Vegetation macht einer trockenen Wüstenlandschaft Platz. Wie eine Fata Morgana tauchen am Horizont die Pfirsichhaine von Palisade auf, doch meine Aufmerksamkeit richtet sich auf den Gipfel südlich der Kleinstadt. Mit dem Crater Peak als höchstem Punkt (3454 Meter) ist das Grand Mesa der grösste Tafelberg der Welt. Hier befindet sich auch der Powderhorn Bike Park mit seinem Höhepunkt, dem 51 Kilometer langen Palisade Plunge.
Es ist das erste Mal, dass ich auf Sandstein fahre, und tatsächlich habe ich meine Schwierigkeiten damit. Mein Guide empfiehlt mir, auf einem vier Meter hohen Rock Roll, also einem runden, steilen Sandstein, den es nur hier gibt, das Vorderrad stets rollen zu lassen. Der Adrenalinschub beim Überwinden jeder Herausforderung ist deutlich spürbar. Finale Herausforderung: ein Streckenabschnitt, der «Hospital Hill» genannt wird. Ich denke an all das, was ich in Colorado gelernt habe, und beschliesse, es gut sein zu lassen. Mein Trip wird auch so unvergesslich bleiben. Dazu bedarf es keiner Narben.
Charlie Allenby lebt in London und schreibt übers Laufen, übers Velofahren sowie andere Abenteuer. Instagram: @charlie.allenby
UHREN/ KÖNIGIN
DER OZEANE
Mit der Seascoper 600 CarbonTech, einer der jüngsten Schöpfungen aus dem Hause Titoni, können moderne Abenteurer in neue Tiefen abtauchen.

Für alle Tauchbegeisterten:
Ein Ventil an der Seite des Gehäuses lässt beim Aufstieg
Helium entweichen und beugt so einem Überdruck im Gehäuse vor.
Robust und zuverlässig Es ist das erste Carbon-Modell der Schweizer Traditionsmarke Titoni, die in vierter Generation mechanische Zeitmesser produziert. Diese robuste wie leichte Uhr im sportlichen Design ist mit einem COSCzertifizierten Manufakturwerk ausgestattet und zeichnet sich durch eine matte Carbonoberfläche, eine kratzfeste Lünette und optimale Ablesbarkeit – dank Super-LumiNova-Leuchtpigmenten – aus. Die Uhr verspricht Wasserdichte bis zu 600 Metern und überzeugt mit ihrem Armband aus recyceltem Ozeanplastik auch Umweltbewusste.
2850 CHF, titoni.ch
BIOHACKING/
GIB GUMMI!
Warum es sich nicht nur für Sportler lohnt, ein fünf Zentimeter breites Gummiband im Haus zu haben, verrät Biohacker Andreas Breitfeld.
Man soll ja Anglizismen nach Möglichkeit meiden, aber in diesem Fall geht es nicht anders: Wir reden über Flossing. Nein, nicht über die Reinigung der Zahnzwischenräume, sondern über die beinahe magische Wirkung eines handbreiten Gummibands auf schmerzende Gelenke. Ich machte zuletzt selbst Erfahrung mit der Flossing-Technik, als sich mein rechtes Knie sehr plötzlich und sehr empfindlich meldete. So, dass kaum noch ein Schritt möglich war. Zum Glück war ein versierter Physiotherapeut anwesend, der das Knie abtastete, ein paar Bewegungen testete, «hm, hm» sagte, das mitgebrachte Gummiband so eng um das Knie legte, dass die Blutzufuhr weitgehend abgeklemmt war, mich etwa zwei Minuten lang ein paar aktive und ein paar passive Bewegungen durchführen liess und das Band danach wieder lockerte. Das unglaubliche Ergebnis: komplette Schmerzfreiheit. (Lieben Dank an Julian Gunkel für den Rettungseinsatz! julian-gunkel.com)
Nur zwei Minuten genügen
Ein ums Gelenk gewickeltes Gummiband plus ein wenig Bewegung kann wahre Wunder wirken, wenn es um die Funktion unserer Gelenke geht. Funktioniert nicht nur als Hack bei akuten Schmerzen, sondern auch prophylaktisch.
Wieso funktioniert diese so simple Gummiband-Technik so verblüffend gut? Vermutlich spielen drei Effekte zusammen.
Erstens strömt nach dem Lockern des Flossbands verstärkt Blut in das Gewebe, was die Zufuhr von Nährstoffen und den Abtransport von Abfallprodukten verbessert.
Zweitens kann die Kompression und anschliessende Entlastung Verklebungen im Gewebe lösen und so die rein mechanische Beweglichkeit des Gelenks signifikant verbessern. Und drittens kommt eine Desensibilisierung der Mechanorezeptoren ins Spiel. Ähnlich wie wir uns die Hand reiben, wenn wir uns angestossen haben, überlagert der Druck des Gummibands die Schmerzsignale und kann im Gehirn zu einem Reset der Schmerzwahrnehmung führen. Ich habe es selbst erlebt –die Wirkung ist sogar dauerhaft.
ANDREAS BREITFELD (links im Foto unten zu sehen) ist Deutschlands bekanntester Biohacker. Er forscht in seinem speziellen Lab in München. Biohacking umfasst, vereinfacht gesagt, alles, was Menschen eigenverantwortlich tun können, um ihre Gesundheit, Lebensqualität und Langlebigkeit zu verbessern.

Die BiohackingPraxis ist der PerformanceLifestylePodcast für alle, die mehr über Biohacking (und sich selbst) erfahren wollen. QRCode scannen und reinhören!
MUSIK/ NACHHILFE IM GYM
Die britische Pop-Künstlerin
Nilüfer Yanya, 29, über vier Songs, die ihr beim Schreiben am neuen Album halfen.
Nilüfer Yanyas emotionaler Mix aus Indie-Pop, Jazz und Rock hat die britische Singer-Songwriterin seit ihrer Debüt-EP vor acht Jahren immer höher auf den Musik-Olymp geführt. Ihre letzten beiden Alben wurden von Kritikern, etwa der «New York Times», zu den besten des Jahres gezählt. Mittlerweile spielt sie Shows in den USA, Australien, Asien und Europa, die ausverkauft sind. Am 26. November kommt die 29-Jährige nach Deutschland und spielt im Berliner Kesselhaus ihr neues Album «My Method Acting». Für die Arbeit an der Platte schottete sie sich mit Schreibpartner Wilma Archer von allen äusseren Einflüssen ab. Sie wollte sich nur auf ihren Instinkt verlassen. «Man braucht Mut, um seinen Instinkten zu vertrauen», sagt sie. Hier verrät Yanya vier Songs, die sie beim Schreiben inspirierten.
Hör mal! Alle Termine zu Nilüfer
Yanyas USA- und Europa-Tour unter: niluferyanya.com

PJ Harvey
Rid of Me (1993)
«Ich liebe diesen Song, weil er so simpel ist. Die ganze Zeit über hört man ein dumpfes Klimpern. Und obwohl hier so viel passiert, ändert sich dieses Klimpern nicht, und das ist es, was den Song so stark macht. Ich habe das Gefühl, dass ich genau diese simple Eleganz mit meinen Songs zu erreichen versuche. Es ist ein schönes Gefühl, zu wissen, dass es solche Songs gibt.»


Kae Tempest
More Pressure (2022)
«Ich liebe alle Songs von Kae, aber dieser Track gefällt mir besonders. Er hat ein starkes Riff, das ihn vorantreibt. Als ich das letzte Mal auf Tour war, habe ich ihn immer im Hotel gehört, beim Training im Gym. Ich habe Kae schon ein paar Mal live gesehen, und es hat mich jedes Mal umgehauen. Ich liebe ihr Storytelling und versuche, es in meinen eigenen Texten auch ein bisschen so zu machen.»

Westerman
Easy Money (2018)
«Obwohl es schon mehrere Jahre her ist, dass der Song rauskam, höre ich ihn mir immer noch ständig an. Er hat diese wunderbare, ungewöhnlich altmodische Stimme. Ich mag diesen alternativen IndieSound von Westerman, der auch FolkElemente enthält. Es ist merkwürdig, wenn man mit einem Künstler befreundet ist und seine Musik anders wahrnimmt als den Menschen.»

Big Thief Simulation Swarm (2022)
«Als ich mit Wilma Archer an meiner neuen Platte arbeitete, sprachen wir darüber, wie schön es wäre, einen einheitlichen Sound auf dem Album zu haben. Dabei bezogen wir uns oft auf diesen Track. Er lässt sich nicht greifen. Alles klingt, als hätte es denselben Ursprung. Es ist erstaunlich, wenn Bands das können. Vielleicht, weil sie lange zusammen sind und einander und ihre Musik blind verstehen.»
JUGENDLIEBE Mit zwölf Jahren begann Yanya Gitarre zu spielen. Mittlerweile hat sie bereits drei Alben veröffentlicht.
Redaktion
Karin Boba, Paul Neusiedler
Fotos
Max Manavi-Huber
Set-Design & Styling
Karin Boba

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EVENTS/ DIESER HERBST
WIRD WILD
Kletterwahnsinn, Gaming-Hype und Brettakrobatik: Diese Events solltest du nicht verpassen.

30.
Oktober bis 2. November
Red Bull Dual Ascent
Das Kletterspektakel am Verzasca-Staudamm geht in diesem Jahr in die dritte Runde: 20 der weltbesten Athletinnen und Athleten treten in Zweierteams gegeneinander an und erklimmen im Duell-Modus die 180 Meter hohe Staumauer auf zwei identischen Routen. Die Schwierigkeitsgrade der sechs Seillängen reichen von einer 6c bis zu einer unglaublichen 8b. Qualifikation und Halbfinale sind am 30. und 31. Oktober. Das Finale findet dann am Samstag, dem 2. November, statt und wird live auf Red Bull TV übertragen. redbull.com/dualascent
10. bis 13. Oktober
Hero Fest
Im Rahmen der BernExpo finden gleichzeitig zwei Gaming-Highlights des Jahres statt: das HeroFest, eine der grössten Schweizer GamingConventions, sowie die SwitzerLAN, die legendäre LAN-Party mit über 2000 Gamern. herofest.ch, switzerlan.ch

31.
Oktober bis 10. November
Digital Arts
Internationale Künstlerinnen und Künstler treffen sich bei diesem Festival, das gesellschaftlich relevanten Beiträgen der digitalen Kultur gewidmet ist, zu Ausstellungen, Performances, Konferenzen und Panels in der Zürcher Innenstadt. da-z.net
11.
bis 13. Oktober
Freestyle Roots
Freestyle-Profis aus der ganzen Welt bringen in der Thuner Stockhorn Arena mit ihren Performances das Publikum wieder zum Staunen. Bike-, Snowboard- und Skate-Athleten sind ebenso vertreten wie Breaker und Beatboxer. freestyleroots.ch
2. bis 3. November Velodux
Gravel- und Radquer-Enthusiastinnen und -Freunde treffen sich in Estavayer-le-Lac für zwei Tage und zwei legendäre Velo-Events: das Velodux Radquer-Rennen und den GravelKlassiker Gravelodux. velodux.ch
18. bis 19. Oktober Big
Air Chur
Action-, Sport- und Musik-Fans, aufgepasst: Die weltbesten Skifahrer und Snowboarderinnen zeigen auf der grössten Freestyle-Rampe der Schweiz auf der Oberen Au wieder ihr Können. Erlebe die einzigartige Atmosphäre des ultimativen FreestyleEvents. bigairfestival.com
25.
Oktober Swiss Influence Award
Nicht verpassen: die Awardshow des Jahres! In The Hall in Dübendorf werden wieder die Top People of Influence des Landes ausgezeichnet. Und zwar in sogenannten Established Categories von Beauty über Entertainment bis Travel, aber auch in Upcoming Categories von Gaming bis Podcasts. Geboten werden ein Hands-on-Programm mit Keynotes und Workshops von Branchenexperten. Dazwischen ist natürlich reichlich Zeit für Networking. swissinfluence.ch/award

2.
und 3. November Alaïa Bay Open
Der jährliche Wettkampf ist der letzte Stopp der Edelweiss Surf Tour, die aus vier Etappen in der ganzen Schweiz besteht. Die Veranstaltung in Sion findet zum Saisonende der Alaïa Bay statt, die im Frühjahr 2025 wieder öffnet. Neben den Kategorien Männer, Frauen und Jugendliche gibt es in diesem Jahr zwei neue Kategorien: Open Heroes – für Surfer, die sich in einem weniger kompetitiven Umfeld weiterentwickeln wollen – und Bodyboard. Infos und Anmeldung unter: edelweisssurftour.ch
3. November
Red Bull Basement
Hast du eine zündende Idee, die die Welt zum Positiven verändern könnte? Schlummert in dir ein Innovationsgeist, der auf eine Gelegenheit wartet, loszulegen? Dann ist jetzt der perfekte Zeitpunkt dazu! Red Bull Basement ruft nach Ideen und bietet die Chance, diese auf der grossen Bühne vorzustellen. Die Schweizer Gewinnerinnen und Gewinner vertreten das Land beim Weltfinale in Tokio. Das Siegerteam gewinnt eine Mentoring-Woche im Silicon Valley. redbull.com/basement
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Branden Peters
Hier schreiben Schweizer Literaturtalente über Themen, die sie bewegen – und liefern ihren positiven Spin dazu.
Céline Zufferey Schreiben und Spitzensport –eine Analogie
Ich war nie sonderlich sportiv, und als Sportlerin würde ich mich schon gar nicht bezeichnen.
Mein Beruf untermalt diese Tatsache: Ich bin Schriftstellerin. Den grössten Teil meines Tages sitze ich vor dem Computer. Zwar können meine Finger recht schnell über die Tastatur fiegen, die Zahl meiner Anschläge pro Minute ist hoch, doch die Menge meiner pro Tag zurückgelegten Schritte erreicht bisweilen unrühmliche Tiefen. Ich habe schon versucht, meinen überaus bequemen Bürostuhl gegen einen Gymnastikball einzutauschen oder Pilates-Übungen zu machen, während ich über die passende Wortwahl in einem Absatz nachdenke. Aber eine Athletin? Ich? Wohl kaum. Und doch

keiten. Die Parallelen, die Murakami skizziert, beginnen sich allmählich und in kleinen Schritten auch bei mir durchzusetzen.
Eines Tages fel mir ein Buch des japanischen
Autors Haruki Murakami in die Hände: «Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede». Darin schreibt er über seine Leidenschaft fürs Laufen, die fast noch grösser als die fürs Schreiben zu sein scheint. Beide Dinge ergänzen einander, haben viele Gemeinsam-
Das Schreiben erfordert viel Ausdauer. An meinem Debütroman «Sauver les meubles» habe ich zwei Jahre lang geschrieben. An meinem zweiten Werk «Nitrate» habe ich sogar fünf Jahre gearbeitet (Anmerkung der Redaktion: Beide Bücher sind noch nicht auf Deutsch erschienen). Monat für Monat bestand mein Rhythmus darin, fünf Tage die Woche von 9.00 bis 13.00 Uhr an den richtigen Worten zu feilen. Dabei weiss niemand, wie lange diese literarische Überfahrt am Ende dauern wird. Man muss sich auf den Weg machen, die Küste hinter sich lassen und daran glauben, dass es auf der anderen Seite ein Ufer gibt, auf das man zusteuert. Beim Schreiben gibt es keine Ziellinie. Man weiss nie, wohin die Reise geht. Die
vermeintliche Linie wird immer wieder neu gezogen, sie verändert sich – und zwar durch uns selbst. Gegenüber von meinem Schreibtisch hängt das Bild einer Seiltänzerin. In der Mitte sieht man sie aufrecht auf dem Seil stehen, fest und stabil, mit einer Balancierstange in der Hand. In den beiden oberen Ecken sind ihre Füsse vergrössert dargestellt, wie sie auf dem dünnen Seil balancieren und einen Schritt nach dem anderen vollziehen. Für mich ist diese Darstellung sinnbildlich für das Schreiben: Es erfordert Anpassungsfähigkeit und Entschlossenheit. Man muss den Blick nach vorn richten und auf seine Intuition vertrauen, um den nächsten Schritt geschmeidig auf das Seil zu setzen, stabil zu bleiben und Ruhe zu bewahren.
Von dem weit verbreiteten Klischee des fortlaufend alkoholisierten Schriftstellers, der in seiner kleinen Pariser Dachstube schlaflos vor sich hin kritzelt, weit und breit keine Spur. Es gibt keine Musen, keine Magie und keine Geheimnisse. Um etwas Gutes zu schreiben – über die vielen Seiten eines ganzen Buches hinweg –, braucht es vielmehr den stabilen, verbindlichen und bisweilen etwas monotonen Alltag eines Spitzensportlers. Wenn ich schreibe, gehe ich früh zu Bett, stehe früh wieder auf, schliesse mich jeden Morgen in meinem Büro ein und stelle das Telefon lautlos. Um 10.30 Uhr esse ich ein paar Mandeln, ich bereite mir ausgewogene Mahlzeiten zu und mache am Ende meiner Session sogar ein paar Stretchübungen, um meinen Rücken zu lockern. Am Nachmittag erledige ich Einkäufe, treibe etwas Sport und mache den Haushalt. All das hat nur ein Ziel: dass ich am nächsten Tag wieder in bester Verfassung bin, um zu schreiben.
Die immense Freiheit, die mit dem Metier des Schreibens einhergeht, erfordert ein Höchstmass an Disziplin. Ich habe weder einen Zeitplan, noch habe ich Fristen. Ich setze mir meine eigenen Ziele und kann einem Projekt mehrere Jahre widmen. Es erfordert viel Kraft, sich vier Stunden lang konzentriert hinzusetzen und zu schreiben. Es erfordert viel Kraft, jeden Tag aufs Neue in dieses Büro zu gehen und vor dieser einen Seite zu sitzen. Es erfordert viel Kraft, etwas zu schafen, das vorher noch nicht existierte, das niemand verlangt hat und das man aus dem Nichts neu schöpfen muss. Es erfordert viel Kraft, sich Tag für Tag mit dieser Leere auseinanderzusetzen und sie mit Dingen aufzufüllen, von denen man keine spürbare Ahnung hat.
Wenn ich schreibe, tickt für mich keine Stoppuhr, stehe ich keinen Gegnerinnen gegenüber, keinen extremen Elementen. Und doch strebe ich dasselbe an wie Sportler: Ich möchte über mich hinauswachsen. Beim Schreiben weiterzumachen bedeutet, mich der Ungewissheit zu stellen – und das ist ein bisschen verrückt: Ich begebe mich auf die Suche, ohne zu wissen, wonach ich suche.
Dabei muss ich ausdauernd sein und verbissen. Vor allem aber muss ich mit Misserfolgen umgehen können, so wie Sportler mit einer Verletzung oder einer empfndlichen Niederlage. Ich erinnere mich
«Für mich erfordert das Schreiben Flexibilität und Entschlossenheit: geradeaus blicken, auf den Instinkt vertrauen und Ruhe bewahren.»
an Zeiten, in denen ich den Eindruck hatte, von meinem Weg abgekommen zu sein; ein Hindernis reihte sich ans andere, nichts war mehr klar. Entmutigende Momente, in denen jedes einzelne Wort eine mühselige Anstrengung bedeutet, in denen Sätze falsch klingen, die Übergänge nicht füssig sind oder alles ins Stocken gerät. In diesen Momenten muss man kehrtmachen, neue Strategien wagen, Figuren ins Abseits stellen, auch mal im Dunkeln tappen. In diesen Momenten ist unsere ganze Ausdauer und Kreativität gefragt, um unsere Arbeit aus einem anderen Blickwinkel heraus zu betrachten, sie neu zu defnieren, einen Grif loszulassen, ohne zu wissen, ob man an einem anderen wieder Halt fndet. Doch nur so fnden wir manchmal zurück in die Spur. Und dann, eines Tages, ist es so weit, und der Roman ist fertig. Das Buch ist dabei nur die Spitze des Eisbergs, unter dem sich Monate, manchmal gar Jahre geduldiger und harter Arbeit verbergen – so wie ein Rennen, ein Wettkampf oder ein Spiel nicht weniger als das Ergebnis von täglicher Aufopferung und absoluter Hingabe ist. Und wenn man dann in die Kabine zurückkehrt oder das letzte Satzschlusszeichen gesetzt hat, wartet der Abstieg, die Leere nach der getanen Arbeit. Regeneration und Erholung erfordern andere Ressourcen. Es geht darum, auf den eigenen Weg mit Wohlwollen zurückzublicken, die kleinen Dinge zu schätzen und zu einem «normalen Leben» zurückzukehren. Durchzuatmen, zu lernen, wie man sich entspannt, neue Kraft zu schöpfen, um sich später wieder von Neuem auf das Spiel einzulassen.
Es hat einige Zeit gedauert, bis ich diese Analogie von der Schriftstellerin und der Hochleistungssportlerin für mich akzeptieren konnte. Lange Zeit hielt ich meine Arbeit für unseriös und mich selbst für illegitim. Es hat fünfzehn lange Jahre gedauert, bis ich mir erlaubt habe, mich selbst als Prof zu betrachten und mein Wissen sowie meine schriftstellerischen Fähigkeiten anzuerkennen. Ich nehme meinen Platz wahr, und ich fühle mich dabei wohl. Und von diesem Platz aus – mit dem nötigen Training, der nötigen Praxis und der Anerkennung, die ich erhalten habe – fühle ich mich bereit, meiner Neugier freien Lauf zu lassen, meine Fragen weiter zu vertiefen und meinen Wünschen und Sehnsüchten allen Raum zu geben und ihnen auf diese Weise zu ermöglichen, sich voll zu entfalten.

CÉLINE ZUFFEREY Die 1991 geborene Walliserin lebt in Lyon und ist der Ansicht, dass das Schreiben aus 2 Prozent Talent und 98 Prozent harter Arbeit besteht. Sie gewann mehrere Literaturpreise und veröffentlichte zwei Romane bei Gallimard. zuffereyceline. com
9 Fragen an Raphael Dähler
ist MTB-Street-Trial-Fahrer und Content Creator aus Winterthur. Was er heute über seine GastroAusbildung denkt – und über Eichhörnchen –, erfahrt ihr hier.

Wenn du für einen Tag ein Tier sein könntest, welches?
Ein Eichhörnchen. 100 Prozent. Die sind so klein, flink und herzig und kommen überall durch. Sie sehen irgendwie lustig aus und können mit ihrem Schwanz so Tricks machen.

EYE CANDY Rund 30 000 Menschen verfolgen die Stunts des 23-Jährigen auf Social Media. @raphael.dahler
Nervige Angewohnheit?
(Nach sehr langem Nachdenken:) Zeiteinschätzung ist bei mir immer etwas schwierig. Ich nehme mir zu viel auf einmal vor.
Hätte ich gerne früher gewusst:
Dass mir meine Ausbildung als Kellner später noch helfen wird. Das hat meine Social Skills von «awkward» auf ein neues Level gebracht. Das hatte ich damals nicht realisiert.
Schlimmste Farbe für einen Helm? Neonpink. Grelle Farben allgemein.
Aktuelle Nr. 1 auf deiner Playlist?
Harry Mack, ein Freestyle Rapper aus Los Angeles.
Immer in deiner Tasche?
Ein Inbusschlüssel oder ein Multitool. Und meine Krankenkassenkarte.


Schlimmste Verletzung?
Eine gebrochene Ferse. Ich bin an der Zürcher Seepromenade von der Mauer gefallen. Zwei Wochen war ich im Spital. Es hat etwa ein halbes Jahr gedauert, bis es verheilt war. Die Platte war drei Jahre lang drinnen.
Bike Heroes?
Danny MacAskill. Joacim Lundgren. Und Fabio Wibmer – auch weil er so einen eigenen Fahrstil hat.

Vergangenheit oder Zukunft?
Ich bin zehn Jahre zu spät auf die Welt gekommen. Ich hätte gerne die goldene 90erHipHopÄra miterlebt.



Er ist klein. Er ist grossar tig. Er ist hier.



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