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Im grünen Bereich. Die Lower Austrian Film Commission und Green Filming
from GREEN FILMING
Donau-Auen © Michael Liebert
ckages) und deren Entsorgung. Man bedenke: Ein Film startete früher mit bis zu viertausend Kopien allein in den USA, von denen 99 Prozent nach wenigen Wochen nicht mehr benötigt wurden. Man will gar nicht wissen, wie viele hunderttausende Filmkopien mitsamt ihren Chemikalien früher einfach verbrannt wurden – übrigens auch in Wien. Weiter geht es mit den Tonnen von Werbe-, Merchandising- und, ja, Pressematerial bis hin zur Aufbereitung der Filme in überheizten oder unterkühlten Kinocentern voller Popcorn- und Softdrink-Gebinde. Und selbst Filmfestivals, die selbsternannten Gralshüter der Filmkultur, haben Dreck am Stecken. Unvergessen sind die – dank der Digitalisierung gottlob vergangenen – Tage, als bei den großen Festivals in Berlin, Cannes oder Venedig jeden Tag Unmengen von nutzlosem Papier gedruckt, kopiert, in die Pressefächer gestopft und anschließend von genervten Journalisten mehr oder weniger direkt in die bereitstehenden Altpapier-Behälter verfrachtet wurden. Zurück zur Produktion: In den letzten Jahren ist sowohl in den USA als auch in Europa doch einiges in Gang gekommen. Vor allem Institutionen und Initiativen in Deutschland, Belgien, Frankreich und Italien treiben Grünes Produzieren voran. Als beispielhaft können die Medien- und Filmgesellschaft (MFG) Baden-Württemberg und die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein gelten, in Italien die Trentino Film Commission, in Belgien der Flanders Audiovisual Fund (VAF) oder die französische Plattform Ecoprod, zu der sich sechs große französische Player im Film- und TV-Bereich zusammengeschlossen haben. Auch im Cine-Regio-Netzwerk, dem derzeit 48 regionale Filmförderungen aus ganz Europa angehören, gibt es ein ständig steigendes Interesse an nachhaltiger Filmproduktion. 2012 wurde deshalb „Green Regio“ als Untergruppe des Netzwerks gegründet, mit dem Ziel, das Bewusstsein zu erhöhen und das Wissen um nachhaltige Produktionsmaßnahmen zu vertiefen. Auch verstärkte Trainingsaktivitäten und ein CO 2 -Rechner für Ko-Produktionen sind in Diskussion. Gerade Ko-Produktionen sind aufgrund der erhöhten Reisetätigkeit von Cast und Crew ein besonders sensibler Bereich.
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In Österreich, bekanntlich die Insel der Seligen, tat sich bis vor kurzem wenig bis gar nichts im „grünen Bereich“, aber allmählich scheint doch Leben in die Wüste zu kommen. Ein frühes Vorzeigeprojekt ist nach wie vor David Schalkos ORF-Landkrimi Höhenstraße (2017), der von der Produktionsfirma Superfilm nach den Kriterien
Retzerland © Michael Liebert

des Green Producing hergestellt wurde. In Absprache mit dem (damaligen) Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und dem Verein für Konsumenteninformation wurde ein Kriterienkatalog erstellt, den man erfolgreich umsetzte. Es gab einen Green Consultant, die Anreisen von Cast und Crew erfolgten mehrheitlich per Bahn, und es wurde das energieeffiziente Cine Reflect Lighting System verwendet. Auch der anfallende Müll konnte drastisch reduziert werden. Die Treibhausgas-Emissionen, die nicht zu vermeiden waren, wurden durch die Investition in ein Aufforstungsprojekt in Uganda kompensiert.
Damit nicht genug: Seit 1. Jänner 2017 gibt es das Umweltzeichen GreenProducing (UZ 76), das Kriterien in den Bereichen Mobilität, Klimaschutz am Set, Bauten, Szenenbild und Requisiten, Kostüm und Maske, Technik, Catering und Unterkünfte vorgibt. Mit der Firma Gebhardt Productions (Die letzte Party deines Lebens, SOKO Kitzbühel, usw.) wurde kürzlich eine weitere heimische Produktionsgeselllschaft mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Green Producing ausgezeichnet.
Innerhalb der offiziellen und regionalen Förderstellen und Commissions in Österreich schreitet die Lower Austrian Film Commission (LAFC), die zentrale Servicestelle für nationale und internationale Dreharbeiten in Niederösterreich, voran. Sie engagiert sich seit 2016 stark in Sachen Green Filming und entwickelte mit ihrem Green Guide einen innovativen Beitrag zu ökologischer, ökonomischer und sozialer Verantwortung im Filmbereich. Das neu geschaffene LAFC Evergreen Prisma ist ein noch umfassenderes, weit verzweigtes grünes Kompendium für sämtliche Aspekte der Filmproduktion.
Das laufend aktualisierte Evergreen Prisma zeigt Maßnahmen und praktische Möglichkeiten auf, um Filme umweltverträglicher zu produzieren und Filmschaffende in ihrem Nachhaltigkeitsbestreben zu unterstützen. Die LAFC will längerfristig als umfassende Plattform für Green Networking bereitstehen. Darüber hinaus sind – nach zwei sehr erfolgreichen Veranstaltungen in Krems und in Baden im Jahr 2019 – weitere praxisorientierte Weiterbildungen für Filmschaffende vorgesehen, in denen gemeinsam mit international erfahrenen Green Consultants Know-how für die Umsetzung grüner Produktionen vermittelt wird. Und auch die Akademie des Österreichischen Films stellt sich 2020 gezielt dem Thema Nachhaltigkeit. Es geht voran.