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7,7 Tonnen pro Stunde. Der LAFC Discussion Guide

Durchschnittliche CO 2 -Emission eines europäischen Films pro Stunde Laufzeit. Quelle: BAFTA Albert Consortium, „Year One Report“, 2012

7,7 TONNEN PRO STUNDE

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Im Discussion Guide finden sich Fragen und Antworten zum Thema Green Filming – und Ernüchterndes zum ökologischen Fußabdruck der Film- und Fernsehindustrie.

Was Sie schon immer über Green Filming wissen wollten, aber nie zu fragen wagten – all das ist im Discussion Guide des Evergreen Prisma minuziös aufgelistet, und es wird in der Folge sukzessive aktualisiert und erweitert. Die naheliegendste dieser Fragen steht zu Recht gleich am Anfang: „Was bedeutet Green Filming?“ So präzise wie die Frage ist auch die Antwort: „Ein steigendes umweltpolitisches Bewusstsein und die Dringlichkeit, Schadstoff-Emissionen zu reduzieren, machen auch in der Filmwirtschaft ein Umdenken notwendig. Auch der bei der Filmherstellung verursachte ökologische Fußabdruck muss nach Möglichkeit reduziert werden. Green Filming beschreibt den Prozess, ressourcenschonende und ökologisch nachhaltige Produktions

Tonnen CO 2 -Emission pro Stunde TV-Ausstrahlung nach Genres. Quelle: BAFTA Sustainabilty Consortium, Report Januar 2014

methoden anzuwenden, um Filme möglichst klimaneutral zu produzieren. Dazu wird die gesamte Filmherstellung entlang aller Gewerke und Produktionsphasen von der Vorbereitung an über die gesamte Drehzeit, der Postproduktion bis hin zur Verwertung auf grüne Handlungsalternativen untersucht und in der Folge umgestellt.“

Wen das nicht überzeugt, der/die kann sich im Discussion Guide zahlreiche aufschlussreiche Statistiken und Diagramme zum Thema „Filmwirtschaft und Umwelt“ zu Gemüte führen. Das Diagramm oben links stammt aus dem „Year One Report“ des britischen BAFTA Albert Consortium (2012) und zeigt die durchschnittliche CO2- Emission eines europäischen Films pro Stunde Laufzeit, aufgeschlüsselt auf die einzelnen Arbeitsbereiche während der Filmherstellung. Die Info-Grafik veranschaulicht, dass der höchste Ausstoß bei Transporten und Transfers zu verzeichnen ist, gefolgt vom Produktionsbüro. Gründe hierfür liegen in den Emissionen durch Treibstoffe sowie im Energieverbrauch für Bürogeräte, Klimaregelung und Papier. Diese beiden Kategorien repräsentieren die ersten 3,9 Tonnen von insgesamt 5,8 Tonnen Emissionen pro Stunde im Durchschnitt – oder durchschnittlich 68% des CO 2 -Fußabdrucks. Interessant ist auch das obige Diagramm aus dem Report des BAFTA Sustainabilty Consortium vom Januar 2014. Dabei geht es um den CO 2 -Ausstoß von Fernsehausstrahlungen in Großbritannien und die schockierende Tatsache, dass pro Stunde TV-Programm durchschnittlich 7,7 Tonnen Kohlendioxid anfallen (linker Balken). Den höchsten Ausstoß haben Spielfilm-Komödien (über 20 Tonnen), gefolgt von Dramen. Signifikant ist, dass in beiden Genres der höchste Ausstoß am Drehort entsteht

CO 2 -Äquivalent-Emission pro Kopf und Jahr in Tonnen. Quelle: Umweltbundesamt Deutschland | EEA - Europäische Umweltagentur, 2019

(oranges Segment), mehr noch als im Bereich Transporte und Transfers (dunkelblau). Auch das Produktionsbüro sorgt für hohe CO 2 -Emissionen. Das „drittschlimmste“ Genre sind offensichtlich Kinderprogramme, wobei dabei weniger Ausstoß am Drehort entsteht, dafür umso mehr bei Transporten und Transfers. Die BAFTA Albert-2012erStudie zeigt auch, dass die Film- und Fernsehproduktion allein in London für die Emission von 125.000 Tonnen CO 2 pro Jahr verantwortlich ist. Das ist in etwa so viel, wie Flugzeuge während fast 16.000 Hin- und Rückflügen von Europa nach Neuseeland und zurück ausstoßen. Auch die Zahlen zur durchschnittlichen CO 2 -Emission in Europa (siehe Diagramm oben) ergeben kein schönes Bild. Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes Deutschland verursacht jede EU-Bürgerin und jeder EUBürger pro Jahr im Schnitt etwa neun Tonnen CO 2 - bzw. CO 2 -Äquivalent-Emissionen. Dabei liegt Deutschland mit 11,5 Tonnen deutlich über dem Durchschnitt, ebenso Österreich mit 9,7 Tonnen. Zum Vergleich: Die Pro-KopfJahresemission in Indien beträgt 1,6 Tonnen. Rechnet man die „erlaubte“ Gesamtmenge der CO 2 -Emissionen auf jeden einzelnen Menschen um, würde jeder von uns ein „Jahresbudget“ von nur 2,3 Tonnen CO 2 erhalten. Die letzte Frage im Discussion Guide lautet: „Was ist Green Storytelling?“ Dazu die kompetente Antwort: „Beim Green Storytelling geht es um ökologisches Verhalten, das in der Handlung eines Films gezeigt werden soll und dementsprechend als Charakterisierung oder als Element der Storyline im Drehbuch berücksichtigt wird.“ Man verweist auf die große Vorbildwirkung von Film- und TV-Produktionen und auf die Möglichkeit, durch Green Storytelling das Publikum positiv zu beeinflussen.

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