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Grüne Motivation. Materielle Anreize für umweltgerechtes Produzieren
from GREEN FILMING
GRÜNE MOTIVATION
Eine Reihe von europäischen Förderinstitutionen bietet auch materielle Anreize für umweltgerechtes Produzieren.
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Das steigende gesellschaftliche Bewusstsein für Nachhaltigkeit und ökologisches Wirtschaften sowie die umweltpolitische Dringlichkeit, CO 2 - Emissionen zu reduzieren, macht auch in der Filmwirtschaft ein Umdenken notwendig. Damit soll die vor allem bei aufwändigen Filmproduktionen verursachte Menge an Treibhausgas-Emissionen deutlich reduziert werden. Mit dem Begriff „Green Filming“ werden ressourcenschonende Methoden in der Filmherstellung apostrophiert.
Auf europäischer Ebene gewinnt das Thema schon seit einigen Jahren an Bedeutung, Frankreich, Großbritannien, Belgien und Italien nehmen dabei eine Vorreiter-Rolle ein. Im Vergleich dazu gibt es in Deutschland und Österreich noch großen Handlungsbedarf. Im Sinne von Corporate Social Responsibility, der freiwilligen Bereitschaft der Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung, kann eine publikumswirksame Branche wie die Filmindustrie auch für andere ein Vorbild für ökologisch-nachhaltiges Arbeiten sein. Die Lower Austrian Film Commission – LAFC hat Green Filming bereits vor mehreren Jahren als bisher einzige Film Commission Österreichs als zukunftsweisenden Beitrag zu mehr ökologischer, ökonomischer und sozialer Verantwortung in ihr Service-Portfolio aufgenommen und sich mittlerweile darauf spezialisiert.
Um das Thema Green Filming in der Filmbranche bekannter zu machen und Möglichkeiten einer praktischen Umsetzung aufzuzeigen, wurde 2017 von der LAFC initiativ ein eigener Green Guide entwickelt, der seit 2018 online für alle Filmschaffenden verfügbar ist. LAFC Evergreen – als Teil des Netzwerkes der internationalen

Green-Filming-Szene und aktives Mitglied in Green Regio (einer Untergruppe von Cine Regio) – ist ein umfassendes Maßnahmenbündel für sämtliche Aspekte der Filmproduktion, um Filme klimaneutraler und umweltverträglicher zu produzieren.
Seit 2017 ist es in Österreich zudem durch die Umweltzeichen-Richtlinie für Green Producing möglich, den Film-Herstellungsprozess mit dem Österreichischen Umweltzeichen auszeichnen zu lassen, wobei die Zertifizierung für das Filmprojekt gilt, jedoch keine Zertifizierung für Produktionsfirmen darstellt. Dabei gliedern sich die Kriterien der Umweltzeichen-Richtlinie 76 in zwei Bereiche: Kriterien, die die Produktionsfirma als Unternehmen zu erfüllen hat und Kriterien, die auf die jeweilige Filmproduktion zutreffen.
Neben immateriellen Anreizen wie einer Zertifizierung im Bereich Green Producing gibt es jedoch mittlerweile in Europa unterschiedliche Green-Incentive-Modelle bzw. Systeme, die auch diverse materielle Anreize bieten. Die Trentino Film Comission and Fund vergibt etwa nach einem Punktesystem in Kategorien wie Energie, Transport und Unterkunft, Catering, Material, Müll sowie Kommunikation, in denen Filmproduktionen Kriterien erfüllen, Bonuszahlungen. Ein Punktesystem bildet auch die Grundlage für die Sardegna Film Foundation. Bonuszahlungen, wie etwa die Bezuschussung eines Green Consultant, bietet die MFG Baden-Württemberg, die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein übernimmt die Kosten für den Einsatz eines Green Runners bei geförderten Produktionen. Bei geförderten Projekten und nach Vorlage eines entsprechenden nachhaltigen Konzepts wird kostenlos ein geschulter Green Supervisor zur Seite gestellt.
Der Filmfonds der bedeutenden Region Île-de-France rund um Paris, wo nicht weniger als 400 Produktionsfirmen und nahezu alle wichtigen französischen Fernsehanstalten beheimatet sind, bietet wiederum einen Öko-Bonus bei Nachweis der Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen, basierend auf den französischen Ecoprod Guidelines, sowie der nachweislichen Anwendung eines CO 2 -Rechners. Seit 2013 hat der Flanders Audiovisual Fund in Belgien Nachhaltigkeit als Teil des Flämischen Klima- und Energiepaktes im Fokus. Die letzten zehn Prozent der Fördergelder werden nur nach Absolvierung einer Beratung und Abgabe einer vollständigen und schlüssigen CO 2 -Kalkulation ausbezahlt. Die Ausgaben für einen Green Consultant als Bestandteil der Herstellungskosten werden auch vom Medienboard Berlin-Brandenburg innerhalb der Produktionsförderung anerkannt.