Kulturhauptstadt St. Pölte #2 2018

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InHAltE

Offene Diskussionen in Werkstattatmosphäre beim KulturFORUM #1 ↦ Seite 2

Das kulturelle Kapital der Stadt ↦ Seite 4

Auf KulturtOUR in St. Pölten ↦ Seite 5

St. Pölten als Vorzeigemodell einer lebenswerten Mittelstadt ↦ Seite 6

Wir schreiben das Jahr 2024 – eine Vision ↦ Seite 8

Die Potenziale einer Stadt im Aufbruch ↦ Seite 9

Kulturstrategie St. Pölten 2030 ↦ Seite 10 Mitmachen, mitentscheiden und mitgestalten ↦ Seite 12

Die kulturelle Identität St. Pöltens – eine Annäherung ↦ Seite 13

Wie es dazu kam – St. Pöltens Entwicklung zur Kulturstadt ↦ Seite 14

Kulturhauptstadt St. Pölten – Zwischen Europa und Region ↦ Seite 16

Europa braucht Einigkeit und Solidarität ↦ Seite 17

Erfahrungen aus linz, Marseille und der EU-Jury ↦ Seite 18

Kulturhauptstädte Europas 2018 bis 2024 ↦ Seite 19

Kultur JOUR

Gestalten wir gemeinsam die kulturelle Zukunft St. Pöltens!

Beim KulturFORUM #1 im April galt es, mit den gut 200 Bürger*innen über den Ist-Stand und die kulturellen Qualitäten St. Pöltens zu diskutieren und Herausforderungen und Potenziale für die Kulturhauptstadt 2024 auszuloten. Beim KulturFORUM #2 am 6. Juni geht es nun darum, Zukunftsthemen für die Stadt und die Region zu identifizieren und diese für die Kulturstrategie St. Pölten 2030, die den Blick über das Kulturhauptstadtjahr hinaus richtet, gemeinsam zu vertiefen.

Für die Bewerbung als Kulturhauptstadt ist darzulegen, welche künstlerischen und kulturellen Aspekte für die Stadt, für die Region, für das Land und darüber hinaus für Europa besonders hervorzuheben sind. Die Grundlage für die inhaltliche und programmatische Ausrichtung der Bewerbung muss sich auf die Rahmenbedingungen, Perspektiven und Leitlinien einer übergeordneten Kulturstrategie der Stadt stützen.

Basierend auf den Diskussionen mit Bürger*innen im Rahmen des KulturFORUMS #1, den geführten KulturGESPRÄCHEN mit Akteur*innen aus Kultur, Wirtschaft, Politik und anderen Bereichen werden nun die Pflöcke für die strategische Weichenstellung der kulturellen Zukunft St. Pöltens eingeschlagen. Mit der Kulturstrategie St. Pölten 2030 wird das Ziel verfolgt, eine nachhaltige und zukunftsorientierte Entwicklung im Bereich Kunst und Kultur zu befördern

und die inhaltlichen Schwerpunkte der Kulturarbeit der nächsten Jahre zu definieren. Gemeinsam wollen wir mit Ihnen die Rahmenbedingungen, die Perspektiven und die Leitlinien der Kulturstrategie 2030 diskutieren und weiterentwickeln. Uns interessiert, was Sie dazu zu sagen haben!

Sie haben Interesse, sich in die Diskussionen einzubringen? Sie möchten wissen, wo wir im Bewerbungsprozess stehen und wie es weitergehen wird? Dann sind Sie eingeladen, sich aktiv am öffentlichen Kulturdialog zu beteiligen! Kommen Sie zum zweiten KulturFORUM am 6. Juni in die Halle 88 der Voith Werke und sprechen Sie mit uns über die Zukunft der Kulturstadt St. Pölten.

6. Juni 2018, 18:00 Uhr Einladung zum KulturFORUM #2 Mai/Juni 2018

Voith Werke, Halle 88 Linzer Straße 55, 3100 St. Pölten

Weitere Informationen finden Sie auf der Rückseite dieses Journals.

Offene Diskussionen in Werkstattatmosphäre beim KulturFORUM #1

Mehr als 200 Bürger*innen aus St. Pölten und der Region diskutierten unter dem Motto „Machen wir St. Pölten zur Kulturhauptstadt Europas“ beim KulturFORUM #1 am 4. April im ehemaligen löwa-Kaufhaus am neugebäudeplatz über die Zukunft ihrer Stadt. Ziel war es, das Profil, die eigenen Stärken, talente und Begabungen, aber auch die Defizite und Schwächen St. Pöltens zu erkennen und die regionale Identität zu stärken. Die Ergebnisse der Diskussionen flossen in die Ist-Analyse ein, die wiederum Basis für die Entwicklung der spezifischen Arbeitsfelder einer Kulturstrategie „St. Pölten 2030“ sowie einer Vision und Strategie zur Bewerbung St. Pöltens als Kulturhauptstadt Europas 2024 ist.

Ganz bewusst wurde das nun seit mehr als zehn Jahren leerstehende Geschäftslokal des ehemaligen Löwa-Kaufhauses am Neugebäudeplatz als Veranstaltungsort des ersten von insgesamt drei KulturFOREN im Rahmen des Bewerbungsprozesses um die Kulturhauptstadt Europas 2024 ausgewählt, um als Arbeits- und Handlungsraum zu fungieren. Ein außergewöhnlicher und unüblicher Ort für eine solche Veranstaltung, der unter großen Mühen der Verantwortlichen veranstaltungstauglich gemacht wurde. Dazu kommt, dass gezielt Orte bespielt und temporär aktiviert werden wollen, in denen auch Potenzial für die Weiterentwicklung von St. Pölten liegt.

Die Gäste wurden vom Bürgermeister der Stadt St. Pölten, Matthias Stadler, und dem Leiter der Abteilung Kunst und Kultur des Landes NÖ, Hermann Dikowitsch, begrüßt. Betont wurden dabei nicht nur das große Potenzial und die Entschlossenheit, mit der das Ziel verfolgt wird, Ende 2019 den Zuschlag der Jury für die Kulturhauptstadt 2024 zu erhalten. Auch das partnerschaftliche Vorgehen von Stadt und Land stellt eine ideale Grundlage dar und öff-

net neue Wege. In Einführungsvorträgen erklärten der Geschäftsführer des Bewerbungsbüros „St. Pölten 2024“ Michael Duscher sowie Prof. Rudolf Scheuvens vom Planungsbüro „Raumposition“ die Herausforderungen des Bewerbungsverfahrens und die Strategie für die gemeinsame Erarbeitung der inhaltlichen Grundlagen für die Bewerbung.

In diesem Sinne starteten die Bürger*innen anschließend mit einem offenen Brain-Storming. An sechs gemeinsam mit der Bürger*innen-Plattform KulturhauptSTART moderierten Thementischen wurden der Ist-Stand St. Pöltens und mögliche Zukunftsszenarien auf der Grundlage von 3 Fragestellungen diskutiert. Ausgehend von der Frage „Woher kommen wir? Wo stehen wir?“ wurde die Ergänzung der Bestandserhebung für den Bewerbungsprozess in den Fokus gerückt. Die nächste Runde setzte sich mit der Frage „Wohin wollen wir?“ auseinander, bei der es um die Identifizierung von Zukunftsthemen im Kontext einer nachhaltigen Kulturstrategie für St. Pölten 2030, die Voraussetzung für eine Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2024 ist, geht.

Im Folgenden möchten wir Ihnen einen Überblick darüber geben, was an den Tischen beim KulturFORUM #1 diskutiert wurde:

1. Der Raum & der Standort

Jeder Stadtteil hat eine eigene Identität

↦ St. Pölten ist eine gewachsene Struktur. Es gibt 11 Stadtteile mit 42 Katastralgemeinden.

↦ Jeder Stadtteil hat eine eigene Identität („die Wagramer“, „die Radlberger“, etc.), eine gemeinsame Identität ist schwer definierbar.

↦ Vielfalt der Identitäten als Stärke sehen und das Verbindende suchen. Vielleicht könnte man neben der „Kulturhauptstadt“ auch „Kulturhauptdörfer“ formen – in jedem Stadtteil das Besondere finden und alle Stadtteile vernetzen.

St. Pölten ist provinziell und keine landeshauptstadt

↦ Provinzialität ist negativ und positiv besetzt. Was heißt provinziell überhaupt?

↦ Landeshauptstadt St. Pölten: Ist das in den Köpfen und Herzen angekommen?

St. Pölten ist eine nutzstadt, keine lebensstadt

↦ St. Pölten ist Pendlerstadt für die Umlandbevölkerung, aber auch für Wiener*innen.

↦ St. Pölten ist Schul- und Universitätsstadt für Schüler*innen und Student*innen. Dies ist allerdings in der Stadt noch nicht sichtbar.

↦ St. Pölten ist für die Region eine Stadt, um Erledigungen des Alltags zu tätigen, um zum Arzt zu gehen, um Gemüse aus der Region (!) am Markt zu kaufen.

↦ St. Pölten ist also mehr Nutzstadt, als Lebensstadt. Die Menschen nutzen die Stadt, verlassen sie danach aber wieder. Sie ist also Transitraum.

St. Pölten ist nicht schön

↦ Die BewohnerInnen sehen die Stadt als „nichts Besonderes“ und sind sich nicht dessen bewusst, dass sie in einer schönen Barockstadt leben. Aber vielleicht ist St. Pölten die „goldene Mitte“?

↦ Die Außenwirkung und das Image sind noch immer eher negativ, genaue Gründe (etwa früher der Gestank der Glanzstoff) sind aber unbekannt.

Öffentlicher Verkehr: Benachteiligung der umliegenden Regionen, Bevorzugung Wiens

↦ Benachteiligung der umliegenden Region und Bevorzugung Wiens durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes (Westbahnstrecke).

↦ Daraus ergibt sich eine Verschiebung der räumlichen und zeitlichen Dimension. Während das Umfeld, die Region, räumlich zwar näher an St. Pölten liegt, rückt sie in der zeitlichen Dimension weiter weg. Kurz: Wien liegt zwar geografisch weiter weg, ist durch die Westbahnstrecke aber näher (weil in kürzerer Zeit erreichbar) als die umliegenden Orte. Ab einer bestimmten Zeit am Abend sind diese gar nicht mehr zu erreichen. Nach Wien fährt zwischen Mitternacht und 5:00 Uhr kein Zug.

Stadteinfahrten sind nicht einladend

↦ Sie haben einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung der Stadt von außen und sollen attraktiver gestaltet werden.

netzwerke aufbauen

↦ Kulturachse Krems–St. Pölten: Netzwerke anzapfen.

↦ Bestehende Städtepartnerschaften pflegen und ausbauen.

Infrastruktur für die Freizeit fehlt

↦ Verbindungen und Wege für freizeitliche Aktivitäten in St. Pölten schaffen und an die Region anbinden.

↦ Infrastruktur für neue (Tourismus-)Zielgruppen schaffen, z. B. für Reiter*innen, Radfahrer*innen.

St. Pölten ist noch keine tourismusstadt

↦ Das touristische Angebot ist noch nicht entwickelt und die touristische Vermarktung verweist wenig selbstbewusst auf woanders.

↦ St. Pölten wird neben der Bewerbung als Stadt der Meetings, Kongresse, Seminare und Incentives primär als Ausgangspunkt für Ausflüge in andere Orte vermarktet.

↦ Das gastronomische Angebot wird als gastronomische Wüste bezeichnet. Es fehlt z.B. die Kultur des Ausgehens nach einem Kulturbesuch.

2. Die Orte der Kultur & das Wesen

Überdurchschnittliches Kulturangebot für eine Mittelstadt

↦ Es gibt zahlreiche Vereine, kulturelle Einrichtungen und Initiativen, die aber wenig miteinander verbunden sind.

↦ Es braucht eine offensive Kulturvermittlungsstrategie.

↦ Die Kommunikation, Kooperation und Koordination der Kulturinitiativen soll gefördert werden.

↦ Die Freie Szene hat ein großes Gestaltungspotenzial für St. Pölten. Dieses soll verstärkt genutzt werden.

St. Pölten ist trotzdem keine Kulturstadt

↦ Die Bevölkerung St. Pöltens und aus der Region ist nicht (ausreichend) über kulturelle Angebote informiert (oder informiert sich nicht darüber). Krems wird stärker als Kulturstadt gesehen. Wobei auch eingebracht wird, dass St. Pölten diesbezüglich aufgeholt hat.

↦ Krems war schon immer die touristische Kulturstadt – St. Pölten die Arbeiterstadt.

leerstand aktivieren

↦ In der Stadt gibt es einige leerstehende Räume. Mit einem guten Leerstandsmanagement könnten diese aktiviert werden. Künstler und Vereine könnten diese Räume zwischennutzen und sichtbar machen. Dadurch können Impulse für die weitere Entwicklung dieser Räume gesetzt werden.

Der Kulturbezirk ist von der Innenstadt abgetrennt

↦ Der Kulturbezirk ist wenig belebt und als solcher nicht erfahrbar.

↦ Die Verbindung soll verbessert werden, vor allem für die Fußgänger*innen und Radfahrer*innen.

↦ Der Klangturm ist verstummt.

St. Pölten ist eine multikulturelle Stadt

↦ Menschen aus über 100 Nationen und aller Weltreligionen leben in St. Pölten. In der Innenstadt ist diese kulturelle Vielfalt allerdings kaum zu finden. Wo findet kulturelle Vielfalt statt?

↦ Bewusstsein, dass es viele Menschen mit Migrations-/Fluchterfahrung in St. Pölten gibt, ist kaum vorhanden und es wird nur wenig mit diesen Gruppen gearbeitet (und die Arbeit, die passiert ist meist nicht sichtbar).

↦ Dieses kulturelle Potenzial soll aufgezeigt und genutzt werden. Begegnungen sollen nachhaltig gefördert werden.

3. Das Bild & die Bühne

Der öffentliche Raum wird unzureichend genutzt

↦ Erlebnisräume schaffen

↦ Nutzbare Räume sind in den Stadtteilen genug vorhanden, es fehlen aber die Zugänglichkeit und verschiedenste Bespielungskonzepte.

↦ Die Traisen zugänglich machen

↦ Konsumfreie Räume und Begegnungszonen schaffen.

Straßen zerschneiden das Stadtbild

↦ Die Mariazellerstraße und die Bahnstrecke bilden große Trennlinien in St. Pölten und zerschneiden das Stadtbild und sind schwer zu Fuß oder mit dem Rad zu überqueren.

Infrastruktur für Kinder und Jugendliche fehlt

↦ Spielplätze fehlen in den Stadtteilen. Die vorhandenen Spielplätze sind leer, da sie unattraktiv sind und wenig gepflegt werden.

↦ Für Kinder und Jugendliche gibt es kaum kulturell nutzbare Räume.

Radwegenetz verbessern

↦ Sichere Radwege innerhalb der Stadt und in die umliegenden Orte schaffen (z.B. Waitzendorf)

Zusammenleben von Jung und Alt fördern (Projekte, Wohnbau,...)

↦ „Jeder kennt jeden“-Potenzial nützen

Ideenschmiede für gesellschaftliche Problemstellungen schaffen

↦ Projekte vorausdenken für Veränderungen in der Arbeitswelt und Gesellschaft -> St. Pölten als Ideenschmiede und potenzielles Vorbild für Lösungen gesellschaftlicher Problemstellungen in Europa.

Dieses im Rahmen der intensiven Diskussionen gesammelte Wissen bildet eine wertvolle Grundlage für die weitere Erarbeitung kulturstrategischer Themenund Handlungsfelder. Diese finden Sie auf den Seiten 10 und 11 dieser Ausgabe.

Das kulturelle

Kapital der Stadt

Eine der ältesten Städte Österreichs wurde 1986 zur niederösterreichischen landeshauptstadt erhoben und befindet sich seither in einem transformationsprozess von einer Industriestadt zur Stadt der Bildung, Kunst, Kultur sowie Kreativität. St. Pölten hat heute ein Kunst- und Kulturangebot zu bieten, das für eine Stadt dieser Größenordnung als überdurchschnittlich hinsichtlich Qualität und Quantität zu bezeichnen ist, und auf das bei der Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2024 sehr gut aufgebaut werden kann.

Nachdem St. Pölten 1986 die Landeshauptstadt Niederösterreichs geworden ist, wurde ein neues Kapitel in der Geschichte der Stadt aufgeschlagen. Als die niederösterreichische Landesregierung Ende der 90er-Jahre auch tatsächlich den Regierungssitz nach St. Pölten verlagerte, waren die damit verbundenen Begleiterscheinungen bzw. Konsequenzen in allen Zahlen ablesbar: Die Tourismuszahlen stiegen von 50.000 Übernachtungen im Jahr 1990 auf ca. 142.000 im Jahr 2016. Während 2016 ca. 6.000 Menschen ihren Arbeitsplatz außerhalb der Stadt aufsuchten, pendelten im gleichen Jahr über 30.000 jeden Tag in die Stadt, um dort zu arbeiten. Dabei hat sich die Stadt vom reinen Industriestandort zu einer wesentlich differenzierteren Stadt für Gewerbe, Handel, Dienstleistungen sowie Bildung, Wissenschaft, Kunst und Kultur gewandelt. Die Stadt ist damit Ausdruck des gelebten Strukturwandels und damit auch bestrebt, ihren (neuen) Anspruch zu finden.

Dreiteilung der St. Pöltener Kunst- und Kulturszene

Grundsätzlich gibt es in St. Pölten eine Dreiteilung der Kunst- und Kulturszene (Stadtbetriebe, Landesbetriebe, freie Szene). Dieses System stellt durchaus eine Besonderheit dar, die ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen aufzuweisen hat. Einerseits entstand dadurch ein breites und vielfältiges Kulturangebot in St. Pölten. Andererseits stellen eine zu geringe Kommunikation, Koordination und Kooperation zwischen allen Kulturbetreiber*innen eine Herausforderung dar.

Nach der Landeshauptstadtwerdung St. Pöltens hat das Land Niederösterreich Ende der 1990er-Jahre neue Kunst- und Kultureinrichtungen in der Stadt in Betrieb genommen. Das sind insbesondere:

↦ Museum NÖ (mit Haus der Natur und Haus der Geschichte)

↦ NÖ Landesarchiv

↦ Literaturarchiv NÖ

↦ NÖ Landesbibliothek

↦ Festspielhaus St. Pölten

↦ Landestheater und Bühne im Hof

↦ Ausstellungsbrücke in Landhaus

↦ Klangturm (derzeit nicht in Betrieb)

↦ Tonkünstler-Orchester NÖ

Organisiert werden diese Einrichtungen größtenteils unter dem Dach der NÖKU-Holding, die den Austausch, die Vernetzung und die Kooperation innerhalb der Gruppe fördert und neben dem regionalen Fokus vor allem auch einen überregionalen bzw. zentraleuropäischen Aktionsradius und Anspruch hat. Hinzu kommen zahlreiche Veranstaltungsformate und Festivals von dritten Kulturträgern, die vom Land mitfinanziert werden.

Die städtischen Kunst- und Kulturbetriebe sind dagegen in erster Linie naturgemäß lokal ausgerichtet. Zu den städtischen Einrichtungen zählen:

↦ Stadtmuseum St. Pölten

↦ Musik- und Kunstschule St. Pölten

↦ Volkshochschule St. Pölten

↦ Freiraum St. Pölten

↦ Stadtarchiv und Studienbibliothek St. Pölten

↦ Stadtbücherei St. Pölten

↦ Paradies der Fantasie (Kinderkreativhaus)

Im Selbstverständnis städtischer Fachbereiche für Kunst, Kultur und Bildung, ist eine Aufschlüsselung in die Bereiche „Geschichte und Dokumentation“ sowie „Bildung“ erkennbar. Neben der Durchführung und Beteiligung an verschiedensten Veranstaltungsformaten ist es zudem ein wesentlicher Arbeitsbereich, das Engagement der Bürger*innen im Kunst- und Kulturbereich durch Beratung und Förderung zu unterstützen. Hier scheint es aber vor allem hinsichtlich des Stadtbudgets für die Finanzierung der freien Szene noch Nachholbedarf zu geben.

Denn das von der freien Szene getragene Kunstund Kulturleben stellt einen wichtigen Anteil am kulturellen Jahresprogramm und somit am kulturellen Kapital der Stadt dar. Die zahlreichen Vereine und Initiativen aufzuzählen, wäre an dieser Stelle

nicht möglich, aber viele Festivals und Einzelveranstaltungen werden von Vereinen wie LAMES (mit dem Partnerverein Sonnenpark), von der Seedose, aber auch von lokalen kulturellen Zentren wie dem Kulturhaus Wagram oder den Volksheimen organisiert und durchgeführt. Sie alle sorgen dafür, dass der Fokus der künstlerischen und kulturellen Nahversorgung nicht nur auf die Innenstadt und den Kulturbezirk alleine beschränkt ist, sondern auch in den anderen Stadtteilen gewährleistet wird.

Somit hat St. Pölten ein Kunst- und Kulturangebot zu bieten, das sowohl hinsichtlich Quantität als auch Qualität überdurchschnittlich für eine Mittelstadt dieser Größenordnung ist. Damit kann schon jetzt festgehalten werden, dass die Stadt St. Pölten einen ausgeprägten und bereits relativ weit entwickelten Kunst- und Kulturschwerpunkt hat. Auf diesem kann die Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2024 sehr gut aufbauen.

Worin liegt nun das künstlerische und kulturelle Potenzial St. Pöltens?

Die besondere Struktur der Kunst- und Kulturlandschaft St. Pöltens hat dazu geführt, dass auf der einen Seite die Landesinstitutionen in der NÖKUGruppe organisiert sind, auf der anderen Seite die städtischen Institutionen im Fachbereich Kultur und Bildung des Magistrats gebündelt sind. Der dritte Bereich, die freie Szene, ist hingegen wenig untereinander vernetzt.

Das Potenzial liegt aber gerade in der Vielfalt des künstlerischen und kulturellen Angebots St. Pöltens, wobei sich das Land, die Stadt und die freie Szene ergänzen und ein überaus vielfältiges Bild abgeben. Allerdings erscheint es so, dass vor allem in der Kommunikation, der Koordination und der Kooperation der verschiedenen Akteur*innen das Vernetzungspotenzial in der Praxis noch nicht ausgeschöpft ist.

Ziel muss es sein, die Bevölkerung St. Pöltens und des Umlandes noch stärker an die vielfältigen Pro-

gramme heranzuführen, bisher noch kulturfernen Bevölkerungsschichten verstärkte Zugänge zu ermöglichen und durch verstärkte Kooperation Synergien zu erzeugen, die die strikte Angebots- und Publikumssegmentierung aufzulösen vermögen. Das gilt sowohl in der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land, als auch zwischen Stadt, Land und freier Szene innerhalb St. Pöltens sowie innerhalb einer potenziellen Kulturhauptstadtregion.

Um diese Potenziale zu heben, ergeben sich daher folgende Handlungsfelder:

↦ Stärkere Vernetzung und Kommunikation zwischen den Protagonist*innen der Kunst- und Kulturszene (Stadt, Land, freie Szene) in St. Pölten

↦ Stärkere Vernetzung und Kommunikation zwischen den Protagonist*innen in der Stadt St. Pölten und der Region, um die Kultur(hauptstadt)region zu etablieren

↦ Stärkere (v.a. inhaltliche) Kooperation der Institutionen, um die strikte Angebots- und Publikumssegmentierung aufzulösen

↦ Erarbeiten einer klaren und offensiven Vermittlungsstrategie, um durch ein gezieltes und nachhaltiges Audience Development und vielfältige Kulturvermittlungsmaßnahmen verstärkt Zugänge zu Kunst und Kultur, speziell für neue und deutlich erweiterte Zielgruppen, zu schaffen (insbesondere für Kinder und Jugendliche, Familien bzw. Gesellschaftsgruppen mit weniger Kunst- und Kulturzugang)

Auf KulturtOUR in St. Pölten

Was sagen die St. Pöltner*innen zu ihrer Stadt als Kulturhauptstadt 2024? Was kann St. Pölten zur Kulturhauptstadt machen? Was hat die Stadt derzeit schon zu bieten, was fehlt? Welche Ideen dazu gibt es?

Diese Fragen wurden und werden im Rahmen der KulturTOUR interessierten Bürger*innen aus St. Pölten und der Umgebung gestellt. Die KulturRÄDER – neu interpretierte Lastenräder, welche als mobiler Informations- und Ausstellungsstand fungieren und gleichzeitig auch für Zukunft und für ein neues Mobilitätsverständniss stehen – bewegen sich während des Bewerbungsprozesses an ausgewählten, bekannten und ungewöhnlichen Standorten in der Stadt: am Wochenmarkt, am Rathausplatz, beim 180-Jahre-Jubiläumsfest der Musikschule St. Pölten im VAZ, beim Volksfest, beim Sonnenparkfest, dem Radmarathon und vielen weiteren Orten.

Das Team rund um die Bewerbung zur Kulturhauptstadt St. Pölten 2024 hört zu, informiert über den Prozess und die Möglichkeiten zur Beteiligung und lädt aktiv ein. Mit den KulturRÄDERN können die Beteiligungsbarrieren „Zeit und Raum“ überwunden werden und auch jenen Menschen, die nicht vor Ort sein können, die Möglichkeit zur Teilhabe gegeben werden. „Damit wollen wir nicht nur die Menschen erreichen, die per se am Thema Kulturhauptstadt interessiert sind, sondern auch Gruppen wie Jugendliche, Pensionist*innen, Menschen mit Migrationshintergrund etc. – diese informieren und ihr Interesse wecken!“ erklärt Julian Staritz, der regelmäßig mit einem KulturRAD unterwegs ist, um mit den Bürger*innen ins Gespräch zu kommen.

Das sagten die Bürger*innen zur Kulturhauptstadt 2024 (ein Auszug):

↦ Jugend für Kultur begeistern! Jugend fördern und selbst gestalten lassen.

↦ Ich finde das Kulturangebot sehr vielseitig und international.

↦ Sonnenpark erhalten und ausbauen!

↦ Der Wochenmarkt ist großartig !!!

↦ Es braucht ein großes Veranstaltungsareal.

↦ Ich wünsche mir Workshops für Bewegung.

↦ Mehr Oper, mehr Musicals, mehr bildende Kunst

↦ Klassische Musik und neue Musik.

↦ St. Pölten hat eine funktionierende Malergemeinschaft.

↦ Cinema Paradiso ist super!

↦ Mehr Jugendangebot für den Abend und die Nacht.

↦ Das Festspielhaus ist kulturhauptstadtwürdig

↦ Ich wünsche mir ein Laien- und Bürgertheater.

↦ Gutes Programm an der Bühne im Hof.

↦ Es braucht eine lebhafte Bar- und Clubszene.

↦ Österreichische Wirtshaus- bzw. Kaffeehauskultur wieder beleben.

↦ Stärkere Kooperation zwischen Künstler*innen und Stadt

↦ Es braucht Provokation in der Kulturszene.

↦ Kulturell gibt es schon super Sachen.

↦ Kulturbezirk ist einmalig.

↦ Das gastronomische Angebot ist im Sommer sehr gut, im Winter nicht ausreichend.

↦ Sonnenpark Nutzung ausbauen!

↦ St. Pölten ist schön geworden.

↦ Glanzstoffareal nutzen.

↦ Alte Fassaden erhalten.

↦ Es gibt viele schöne Barock-Gebäude.

↦ Neugebäudeplatz aktivieren!

↦ Domplatz attraktiveren und Vergangenheit sichtbar machen!

↦ Mehr kleine und lokale Geschäfte!

↦ St. Pölten kann Natur und Bodenständigkeit zugleich.

↦ St. Pölten soll nicht einem Größenwahn verfallen!

↦ Anbindung zwischen Innenstadt und Regierungsviertel verbessern

↦ Es braucht mehr Grünflächen in der Stadt (vor allem für Kinder)

↦ St. Pölten ist eine lebenswerte Stadt – es braucht aber mehr vom Ursprung

↦ Innenstadt braucht mehr Belebung -> zu viel Leerstand

↦ Gastronomie, die auch Sonntags offen hat

↦ Was braucht St. Pölten? Öffentlichen Raum: Ohne Hundekot, Tschikstummel, Dosen, Plastikflaschen

↦ Nicht nur Innenstadt reinigen, auch Richtung Süden!

↦ Zweites Hallenbad im Norden!

St. Pölten als Vorzeigemodell einer lebenswerten Mittelstadt

Was kann Europa an und von St.

Pölten lernen?

Weltweit wohnen heute mehr Menschen in Städten als auf dem land. In Europa sind es sogar 80 Prozent – wobei hier ebenso viele Menschen in Mittelstädten wie in Großstädten leben. In der öffentlichen Wahrnehmung sind es meist nur die großen Metropolen, die als Rollenmodell für die Entwicklung der Städte in Europa stehen. Dabei sind es nicht sie, die die Masse an Städten in Europa prägen. Es sind vielmehr die Klein- und Mittelstädte und Regionen, deren Zukunftsentwicklung, lebensqualität, Dynamik und Attraktivität für die europäischen Städte entscheidend sind.

Im Wettstreit der Städte untereinander sind deshalb gerade die europäischen Klein- und Mittelstädte ganz besonders gefordert, auf den Wandel der Lebensstile, der demographischen Strukturen und des mit der Digitalisierung rapide voranschreitenden wirtschaftlichen und strukturellen Wandels zu reagieren.

Die Bewerbung St. Pöltens als Kulturhauptstadt Europas 2024 kann genau dies zum Anlass und zur Chance seines kreativen und inhaltlichen Anspruchs und Programms machen. Berücksichtigt werden müssen dabei vielfältige Ansprüche an eine wachsende Bedeutung von Kunst und Kultur als wesentliche Kräfte und Impulsgeber räumlicher wie funktionaler Veränderungsprozesse. Stellvertretend für viele andere europäische Mittelstädte kann und will St. Pölten hier deutliche und nachhaltig wirkende Impulse setzen. Die Voraussetzungen dazu sind ausgesprochen gut, kann die Stadt doch auf eine besondere europäische Geschichte, auf ausgezeichnete kulturelle Angebote und auf ein herausragendes bürgerschaftliches Engagement aufbauen.

typ Mittelstadt – Zwischen Stadt und land

Was ist eigentlich eine Mittelstadt? Mittelstädte liegen meist irgendwie „dazwischen“. Nicht zu groß und nicht zu klein, mit 20.000 bis 100.000 Einwohner*innen. Moderate städtebauliche Dichten, Kinder- und Familienfreundlichkeit und ein hohes Wohnniveau gehen einher mit guten Erholungsqualitäten und vergleichsweise differenzierten kulturellen Angeboten und Arbeitsplätzen. Es ist daher auch nicht überraschend, dass eine Mittelstadt wie St. Pölten gerade für Familien als Wohn- und Lebensmittelpunkt große Attraktivität ausstrahlt. Sie ist groß genug, um das urbane Leben zu genießen, gleichzeitig aber auch nicht zu groß, was sie – im Vergleich zu Großstädten – nachbarschaftlich, überschaubar und sicher erscheinen lässt.

Ein bedeutendes Merkmal von Mittelstädten ist ihr Bedeutungsüberschuss in der Region. Dies findet seinen Ausdruck im Vorhandensein von Handels-, Dienstleistungs-, Bildungs- und Kulturangeboten, die weit über die Bedarfe der jeweiligen Stadt hin-

Mittelstädte sind groß genug, um das urbane leben zu genießen, gleichzeitig aber auch nicht zu groß, was sie – im Vergleich zu Großstädten – nachbarschaftlich, überschaubar und sicher erscheinen lässt.

ausgehen und die ihre Zentralität bestimmen – so wie dies in besonderer Weise auf die Landeshauptstadt St. Pölten zutrifft. Viele dieser zentralen Angebote und Einrichtungen finden sich in der Mitte der Stadt und wirken damit maßgeblich auch auf die urbanen Qualitäten St Pöltens.

Interessanterweise bringen wir „Stadt“ und „Urbanität“ meist aber nur mit großen und sehr großen Städten in Verbindung. Indem wir uns dabei am pulsierenden Leben der Metropole, an ihren ästhetischen Qualitäten und ihren vielfältigen kulturellen Angeboten orientieren, verlieren wir schnell den Blick auf die spezifischen urbanen Qualitäten einer Mittelstadt.

St. Pölten und die Kultur(hauptstadt)region

Bis weit in die jüngere Geschichte hinein, waren es gerade die Klein- und Mittelstädte, die zum Sinnbild des Urbanen für die benachbarte regionale Bevölkerung wurden. Die Städte übernahmen eine wichtige „Mittlerrolle“ bei der Modernisierung und Urbanisierung der ländlichen Gesellschaft. Dies trifft auch auf das regionale Gefüge von St. Pölten zu. Dieser Stellenwert hat sich im Laufe der Zeit jedoch tiefgreifend verändert.

Das sich einst widersprechende Verständnis von „städtisch-urbanem“ einerseits und „dörflich-ländlichem“ andererseits gehört längst der Vergangenheit an. Aufgrund eines fortschreitenden Wandels der Lebensstile, der kulturellen Vielfalt, der Mobilität wie der Wirtschaftsstrukturen findet sich das „Städtische“ mittlerweile im „Dörflichen“ ein, während das „Dörfliche“ immer mehr Einzug in die Quartiersentwicklung der Stadt hält. Die Grenzen fließen ineinander und sind dynamisch.

Längst sind es hochkomplexe Prozesse, welche das regionale Gefüge prägen. St. Pölten: eine mittelgroße Stadt, urban und dennoch noch ländlich geprägt, provinziell im gut verstandenen Sinne und ein sie umgebender regionaler Raum, der kulturell hoch aufgeladen ist. Das gibt es nicht oft in Europa! Genau dies gilt es im Sinne der Kulturhauptstadt Europas 2024 weiterzudenken!

Die Schärfung spezifischer Eigenheiten, Qualitäten und Begabungen in dem dynamischen Spannungsfeld von Stadt und Land rücken in den Fokus des Selbstverständnisses und des kulturellen Profils der Kultur(hauptstadt)region St. Pöltens. Es gilt, Gestaltungsspielräume für regionale Entwicklung und Kooperationen zu eröffnen. Im Kontext touristischer Konzepte und Strategien ebenso wie bezogen auf die Entwicklung des Wirtschafts- und Kulturraumes insgesamt.

Der Anspruch als Modellstadt

Eingebunden in die Region, will die Mittelstadt St. Pölten mit der einseitigen Ausrichtung der Bemessung von Urbanität und Stadtqualitäten am Maßstab der Großstadt brechen. St. Pölten kann und will zur Modellstadt, zum Referenz- und Laborraum für die kreative Auseinandersetzung mit den urban/ländlichen Qualitäten europäischer Mittelstadtregionen werden. Orientiert an dem Gedanken von Brigitte Schmidt-Lauber können und wollen wir in St. Pölten das „Urbane Leben jenseits der Metropole“ zum Gegenstand und zur kreativen Reibfläche der Entwicklung des kulturellen Profils und der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2024 machen.

Kooperationsnetzwerk europäischer Mittelstädte

1995 wurde in St. Pölten das Kooperationsnetzwerk Europäischer Mittelstädte gegründet. Das Netzwerk versteht sich als Forum einer interkommunalen Zusammenarbeit und als Plattform zur Diskussion und Erarbeitung von Lösungsansätzen für kommunalpolitische Herausforderungen von Städten mittlerer Größe. In der Zeit seines Bestehens hat sich die Zahl der Mitglieder mehr als verdreifacht.

Unter dem Vorsitz der Stadt St. Pölten sind aktuell 34 (Stand 2018) Mitgliedsstädte aus insgesamt 13 europäischen Staaten im Netzwerk vertreten – Tendenz weiter steigend! Die Mitgliedsstädte fühlen sich dem Projekt der Europäischen Integration verpflichtet und unterstützen den europäischen Gedanken nach Kräften. In einem „Europa der Bürger*innen“ geht es um das „Voneinander lernen“ und das „Einander kennen lernen“.

Die Herausforderungen der Zukunft sieht das Kooperationsnetzwerk darin, Vorurteilen entgegenzutreten und Barrieren zu überwinden, die immer noch in den Köpfen vieler Menschen bestehen und die dem europäischen Gedanken entgegenstehen. Durch die Arbeit im Mittelstädtenetzwerk will man mithelfen, ein festes Fundament für das gemeinsame Haus Europa zu errichten. Das Projekt „Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2024“ bringt nun Dynamik in dieses Vorhaben. Jetzt gilt es, über die Bereiche Kunst und Kultur neue Impulse und Facetten in die Kooperation der europäischen Mittelstädte zu bringen.

01 Alba Iulia (Rumänien) 63.536 Einwohner*innen

02 Bozen (Italien) 106.951 Einwohner*innen

03 Brno (Tschechien) 377.973 Einwohner*innen

04 Ceske Budejovice (Tschechien) 93.470 Einwohner*innen

05 Clichy (Frankreich) 60.435 Einwohner*innen

06 Döbeln (Deutschland) 23.823 Einwohner*innen

07 Heidenheim (Deutschland) 48.709 Einwohner*innen

08 Hodonín (innen) 24.728 Einwohner*innen

09 Innsbruck (Österreich) 132.236 Einwohner*innen

10 Iserlohn (Deutschland) 93.197 Einwohner*innen

11 Jena (Deutschland) 110.321 Einwohner*innen

12 Jihlava (Tschechien) 50.559 Einwohner*innen

13 Kavaja (Albanien) 40.094 Einwohner*innen

14 Kazanlak (Bulgarien) 45.367 Einwohner*innen

15 leoben (Österreich) 24.915 Einwohner*innen

16 leszno (Polen) 64.159 Einwohner*innen

17 liberec (Tschechien) 103.853 Einwohner*innen

18 Maribor (Slowenien) 111.832 Einwohner*innen

19 Martin (Slowakei) x Einwohner*innen

20 nagykanizsa (Ungarn) 49.850 Einwohner*innen

21 nyíregyáhza (Ungarn) 117.852 Einwohner*innen

22 Opatija (Kroatien) 11.659 Einwohner*innen

23 Opava (Tschechien) 57.387 Einwohner*innen

24 Passau (Deutschland) 51.07 Einwohner*innen

25 Pernik (Bulgarien) 74.110 Einwohner*innen

26 Prostejov (Tschechien) 43.975 Einwohner*innen

27 Sisak (Kroatien) 47.768 Einwohner*innen

28 Vorsitz: St. Pölten (Österreich) 54.373 Einwohner*innen

29 Székesfehérvár (Ungarn) 101.943 Einwohner*innen

30 târgovişte (Rumänien) 79.610 Einwohner*innen

31 trnava (Slowakei) 65.382 Einwohner*innen

32 Velenje (Slowenien) 32.718 Einwohner*innen

33 Wels (Österreich) 60.739 Einwohner*innen

34 Zadar (Kroatien) 75.062 Einwohner*innen

Quellen: Mitgliedsstädte: www.st-poelten.gv.at Einwohner*innenzahlen: Wikipedia

Wir schreiben das Jahr 2024 – eine Vision

In den Feuilletons europäischer Qualitätszeitungen wird über eine vergleichsweise kleine, unbekannte, aber überraschend innovative Stadt vor Wien berichtet. nicht etwa neue Bauprojekte oder Großveranstaltungen stehen im Zentrum des Interesses, sondern der mutige und innovative Ansatz, die Zukunft der Stadt auf Basis der gewachsenen Strukturen, gemeinsam mit den lokalen Akteur*innen und inspiriert durch europäische Ideen aktiv für die nächsten Generationen neu zu gestalten. Experimentelle künstlerische, angewandte wissenschaftliche, aber auch praktische nachbarschaftliche Projekte erlaubten ein Ausprobieren, ein aus Fehlern lernen und machen die Zukunft dieser Stadt greif- und gestaltbarer.

Kunst als Katalysator

St. Pölten ist es gelungen, einen anspruchsvollen theoretischen Ansatz zu entwickeln, der durch die Form der künstlerischen Umsetzung bzw. Intervention, von den großen Institutionen bis zu den Initiativen und Akteur*innen der freien Szene und den starken Fokus auf Kunstvermittlung weit über das übliche Publikum hinaus wirkte. In einem breit angelegten Analyseund Diskussionsprozess wurden Themenfelder an der Schnittstelle zwischen Gegenwart und Zukunft, zwischen Ist- und Sollzustand definiert und formten damit Ausgangs- bzw. Bezugspunkte der künstlerischen Praxis.

Das Potenzial der Kunst als Motor und/oder Katalysator gesellschaftlicher Weiterentwicklung erlangt durch neue ambitionierte Formen der aufsuchenden Kunstvermittlung seinen höchsten Wirkungsgrad. Dies zeigt sich vor allem in Bezug auf die Gruppen der Kinder und Jugendlichen. Die Mischung aus der Stärkung des bereits Vorhandenen, wie etwa der Musikschulen und der Kreativ-Akademien, ging mit einem Ansatz einher, der gezielt die Selbstermächtigung und die Schaffung von kreativen Freiräumen wie Proberäumen und Ateliers ermöglichte. Kinder und Jugendliche als Subjekte und Objekte der gemeinsamen Weiterentwicklung der Stadt der Zukunft bekommen im Zuge des Kulturhauptstadtprojektes neue Inspirationen, neue Ideen, neue Diskussionsund Möglichkeitsräume und versinnbildlichen den Nachhaltigkeitseffekt.

Die nachbarschaft als Aktionsfeld

Wir leben in einem Europa, das sich in seinem Grundverständnis der Einheit, Solidarität und Prosperität sowie der Grundwerte wie Demokratie und Frieden herausgefordert sieht. Es ist nicht die Aufgabe einer Stadt, diese Fragen zu lösen, doch die europäische Idee beginnt bei den Menschen zu Hause. Das gemeinsame friedliche und partnerschaftliche Zusam-

menleben mit dem wechselseitigen Respekt vor dem anderen, gilt als klares unverhandelbares Ziel für die Gemeinschaft der EU ebenso, wie auch für ein kleines Dorf in Niederösterreich.

„In Vielfalt geeint“ nennt sich das Motto der EU und dient als eines der Leitmotive des europäischen Kulturhauptstadtjahres in St. Pölten. Denn so wie es in der EU die gute Nachbarschaft der Mitgliedsstaaten zur Lösungen der großen Herausforderungen braucht, so stützt sich eine Stadt und ihre Region auf die gute Zusammenarbeit und die Nachbarschaft der Gemeinden, der Stadtteile, der Institutionen, der Vereine, der Bürger*innen.

In St. Pölten selbst ist das Potenzial dieses Ansatzes in Form vieler kleiner Nachbarschaftsprojekte greifbar geworden. Nicht jedes war erfolgreich, doch man hat aus den Fehlern gelernt und heute sehen wir etwa nachbarschaftlich konzipierte Spielplätze, neue Nutzungen und Bespielungen von öffentlichen Räumen, Anlaufstellen für Zukunftsprojekte in jedem Stadtteil, neue (in St. Pölten entwickelte und erprobte) technologische Applikationen für die Organisation ehrenamtlicher Arbeit und für innovative Sammeltaxi-Systeme zur mobilen Erschließung von Stadt und Region. Es entstanden Experimentiermöglichkeiten mit dem Fokus auf die zündende Idee bei gleichzeitig größtmöglicher Unterstützung bei der Organisation und Verwaltung.

neue netzwerke

Der Schlüssel für die Entstehung eines gewissen Pioniergeistes liegt dabei in einem gemeinsam neu geknüpften Netzwerk der Stadt begründet. Das große und ambitionierte Ziel, Kulturhauptstadt Europas zu werden, definierte eine Zukunftsvision, die St. Pölten zu neuen Ansätzen und Ideen inspirierte. In Kooperation mit anderen europäischen Städten, in Diskussion mit visionären Expert*innen aus den verschiedensten Bereichen und in der Analyse von „best practi-

Projektleiter Jakob Redl

ce“ Beispielen, wurden gemeinsam mit den lokalen Akteur*innen maßgeschneiderte Konzepte für St. Pölten entwickelt. Dabei entstanden neue wechselseitig befruchtende Verbindungen zwischen den Schulen und Kultureinrichtungen, zwischen den Hochschulen, ehrenamtlichen Vereinen und der Wirtschaft, zwischen Stadtplaner*innen und neuen zivilgesellschaftlichen Initiativen, zwischen Historiker*innen und Zukunftsforscher*innen, zwischen Künstler*innen und der Bevölkerung, ja zwischen den Bürger*innen und Europa.

Die Verbindungen zu den europäischen Nachbarn erfolgt dabei nicht vertikal über die nationalstaatliche auf die europäische Ebene, sondern horizontal zwischen europäischen Regionen, Städten, Institutionen und Bürger*innen. Denn unabhängig von Land und Sprache teilen wir uns nicht nur einen Kulturraum, sondern wir teilen auch Herausforderungen – von den Fragen der Stadtentwicklung, der Mobilität, der Bildungsinfrastruktur über soziale Herausforderungen wie die Integration neuer Bewohner*innen oder der Umgang mit dem Anstieg der Anzahl an pflegebedürftigen Menschen, bis zu neuen Formen der Einbindung und Teilnahme der Bevölkerung an städtischen Transformationsprozessen.

„Lasst uns die europäische Stadt der Zukunft entwickeln“ war die zugrunde liegende Maxime der Kulturhauptstadtvorbereitungen in St. Pölten. Kunst und Kultur als Instrumente, ja Triebfedern auf dem Weg in die Zukunft ermöglichten die Schaffung von Experimentierfeldern, in denen Pioniergeist und Innovation für die Bevölkerung wie auch für die österreichischen und natürlich die europäischen Besucher*innen sichtbar, hörbar, spürbar und erlebbar werden. Die Kulturhauptstadt als Zukunftsschmiede!

Die Potenziale einer Stadt im Aufbruch

Eine Stadt ist ein komplexes Beziehungsgeflecht aus unterschiedlichen Ebenen und Strukturen, die sich wiederum aus kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen, landschaftlichen und gestalterischen Elementen zusammensetzen. Wie man eine Stadt erlebt und welche Schwächen, Stärken und Potenziale man ihr zuschreibt, ändert sich je nachdem wie und zu welcher Zeit man die Stadt nutzt, welche Orte für das persönliche leben prägend waren und sind, welchen Beruf man ausübt, wie man sich in der Stadt fortbewegt –und ob man sie mit einem „Blick von außen“ oder aber als Stadtbewohner*in selbst, mit einem „Blick von Innen“ wahrnimmt.

Für mich, als einem seit langem in Wien lebenden Oberösterreicher, formten vor meiner Bestellung als Geschäftsführer für die Bewerbung St. Pöltens als Kulturhauptstadt Europas 2024 einige Erlebnisse mein Bild von St. Pölten. Als damaliger frequencyBesucher auf der Suche nach einem guten Kaffee in entspannter Umgebung, verließ ich den Zeltplatz an der Traisen und fand mich plötzlich überraschenderweise in einer charmanten barocken Altstadt wieder – und kehrte nach jeder frequency Nacht wieder zurück. Den Sonnenpark – als spannendes Experimentierfeld für den selbstermächtigten Remix von Kultur und Grünraum – hätte ich beim Besuch des parquedel-sol Festivals so eher in Berlin als in St. Pölten vermutet. Die beiden Seen im Norden der Stadt geben mir immer wieder ein spontanes Urlaubsgefühl.

In meiner damaligen Wahrnehmung war auch der Klangturm etwas Aufsehenerregendes, Neues und Innovatives – ein „Must-See“ auch für Nicht-St. Pöltner*innen. Aus heutiger Sicht ist er Symbol für ein ambitioniertes Projekt, das derzeit allerdings im Dornröschenschlaf schlummert. Als „Schnittstelle zwischen den Verwaltungsgebäuden und dem Kulturbezirk“ könnte er ebenso wie eine Kulturachse eine entscheidende Rolle bei der Schaffung einer Verbindung zwischen der barocken Altstadt und dem Kulturbezirk leisten. Meine ersten Versuche diesen auf dem besten – im Sinn von logisch, kurz, interessant – Weg zu Fuß zu erreichen, scheiterten übrigens aufgrund der mangelnden Wegkennzeichnung – oder weil es diesen Weg so noch nicht gibt?

Als Autofahrer gab St. Pölten wiederum eine andere Seite preis: Mein Navigationssystem führte mich bei der Parkplatzsuche unmittelbar in das Herz der Landeshauptstadt – dem Domplatz. Wie ich später erfuhr, bietet die Innenstadt die österreichweit größte Anzahl an Parkplätzen pro Kopf. Nutze ich wiederum den öffentlichen Verkehr, erlebe ich diesen als Verbindung und Abgrenzung zugleich: Während die Bahnstrecke St. Pölten–Krems zur inneren Entschleunigung beiträgt, bin ich von Wien aus in exakt 21 Minuten mitten in der St. Pöltner Altstadt.

Viele dieser Eindrücke mit einem Blick „von außen“, decken sich aber auch mit jenen der Stadtbewohner*innen. Bei zahlreichen KulturGESPRÄCHEN sowie beim Bürger*innen-Dialogformat „KulturFORUM #1“ konnten wir Themenfelder und Baustellen identifizieren, die vielen St. Pöltner*innen bereits seit längerer Zeit am Herz liegen – die sich im Lauf der Analyse des Ist-Zustands von St. Pölten immer mehr manifestiert haben und auch große Potenziale bergen:

Operativer Geschäftsführer Michael Duscher

Identität

St. Pölten ist eine gewachsene Struktur mit elf Stadtteilen und 42 Katastralgemeinden. Dementsprechend sind die Eigenheiten jedes Stadtteiles nicht einfach zu einer „gemeinsamen St. Pöltner Identität“ zusammenzufassen. Auch die Landeshauptstadtwerdung ist in vielen Köpfen und Herzen noch nicht ganz angekommen. Diese Vielfalt der Identitäten kann allerdings durchaus als Stärke gesehen werden, die es zu nutzen gilt.

Image

St Pölten wird – trotz seiner für eine Mittelstadt überdurchschnittlichen Anzahl an Kulturangeboten – in der Außenwahrnehmung noch nicht als Kulturstadt gesehen. Zu nahe sind die Kulturstädte Wien und Krems. Zu fern das Bewusstsein, dass St. Pölten als eine der ältesten Städte Österreichs und schöne Barockstadt sehr wohl seine Reize zu bieten und ein qualitativ hochwertiges kulturelles Angebot aufzuweisen hat.

Stadt/land „Ist das noch Stadt?“: Innerhalb des Stadtgebietes von St. Pölten wechseln bauliche Dichte mit großzügigen Grünräumen und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Das Stadt/Land-Verhältnis ist somit schon innerhalb der Stadt spürbar. Durch diese Kleinräumlichkeit ergibt sich aber auch ein Mehrwert an Lebensqualität: Man lebt im Grünen und ist trotzdem (sehr schnell) in der Stadt. nutzstadt vs. lebensstadt Viele Menschen nutzen die Stadt – etwa um einer Arbeit nachzukommen, um Erledigungen des täglichen Lebens zu tätigen oder um in die Schule zu gehen –verlassen sie aber danach wieder. Der „Transitraum St. Pölten“ bietet allerdings viele derzeit ungenutzte Räume, die für diverse Zielgruppen, z.B. Kinder und Jugendliche, zugänglich gemacht und so (konsumfreie) Erlebnisräumen geschaffen werden könnten.

Verbindungen innerstädtisch und regional Ein wichtiges Thema spielen auch die Verbindungen innerhalb der Stadt: die Stadtteile untereinander, die Altstadt mit dem Regierungsviertel, die Zugänglichkeit des Traisenufers. Aber auch die Vernetzung mit der Region, z.B. durch eine Kulturachse Krems–St.Pölten, und darüber hinaus ist derzeit noch unzureichend entwickelt. Gerade die Schaffung einer Kulturregion birgt eines der größten Potenziale, nachhaltig auf die europäische KulturtourismusLandkarte zu gelangen.

Mobilität

Beim öffentlichen Verkehrsnetz sind die Stadt und die umliegenden Regionen gegenüber Wien klar im Nachteil was Frequenz, Fahrzeit und Fahrplan betrifft. Daraus ergibt sich eine Verschiebung der räumlichen und zeitlichen Dimension. Wien liegt zwar geografisch weiter weg, ist aber durch die Westbahnstrecke und die kurze Fahrzeit näher als die umliegenden Orte.

Diese Liste an Stärken und Schwächen, die einen Auszug der Ergebnisse darstellt, ist Ausgangspunkt für die Ableitung von Potenzialen und spezifischen Handlungsfeldern wie etwa die Neudefinition öffentlicher Plätze, die Belebung der Traisen oder die Entwicklung von Projekten, die diese Bewerbung unterstützen werden. Nicht der Ist-Zustand einer Stadt ist ausschlaggebend für die Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas, sondern die vorgefundenen Ressourcen, Geschichten und Entwicklungsmöglichkeiten.

Dass sich St. Pölten als Kulturhauptstadt bewirbt, sorgt im Rest von Österreich in der ersten Reaktion oftmals für Verwunderung. Bei genauerer Betrachtung ist genau dieses Entwicklungspotenzial ein essentieller Grund, wieso der Titel einer Kulturhauptstadt als Instrument zur Stadtentwicklung in St. Pölten sinnvoll ist. „Kulturhauptstadt Europas“ ist kein Schönheitswettbewerb, sondern fungiert als Katalysator, als „Vehikel“, um uns gemeinsam auf die Suche nach den vorhandenen Potenzialen in St. Pölten zu begeben und diese zu aktivieren. Modelle und Konzepte können mittels Projekten an der Schnittstelle von sozialem Format, Architektur und Kunst in einer „Laborsituation“ erprobt werden, um damit strukturelle, gesellschaftspolitische, soziale und ästhetische Themen aufzugreifen.

Von der Provinzstadt zur innovativen Mittelstadt Mit dem Instrument „Kulturhauptstadt Europas“ und dem den St. Pöltnern eigenen - so auch ein Ergebnis der KulturGESPRÄCHE - Mittel der Selbstironie, Ehrlichkeit und Bodenständigkeit können Nachteile in Vorteile, Schwächen in Potenziale umgedreht werden. Der Vergleich des Blicks von außen mit dem Blick von Innen hilft zweifach: spannend sind einerseits die Themen die sich überschneiden, andererseits lohnt es sich dort genauer hinzusehen, wo es unterschiedliche Wahrnehmungen gibt.

Unter der Devise „small ist beautiful“ werden die lebenswerten Vorteile einer Mittelstadt gegenüber einer Metropole – Nahbarkeit, kurze Wege, persönliche Kontakte, kurze Kommunikationswege, einfache Vernetzung und andere Vorteile – zu einer guten Mischung aus neuer Urbanität und Ländlichkeit subsumiert. Dadurch hat St. Pölten das große Potenzial, vom der „Provinzstadt“ zu einer Mittelstadt mit Vorbildcharakter für andere europäische Städte dieser Größe innerhalb einer Metropolregion zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen braucht es allerdings viel Engagement der St. Pöltner*innen und den Willen, aktiv an der Gestaltung des eigenen Lebensraumes mitzuarbeiten und sich in den Bewerbungsprozess miteinzubringen. Sie sind es, die eine Stadt prägen und ihr eine vielfältige Identität und Zukunft geben.

Kulturstrategie St. Pölten 2030

Potenzielle Themen- und Arbeitsfelder

Auf der Basis der Analyse der Ausgangssituation und der Rahmenbedingungen wie unter Bezugnahme auf die grundlegenden Überlegungen und modellhaften Ansprüche des „Modells Mittelstadt“ haben sich folgende themen und leitlinien zu einer Kulturstrategie St. Pölten 2030 herauskristallisiert, die im Rahmen des Kulturforums #2 zum Gegenstand und zur Auseinandersetzung weitergehender Diskussionen werden sollen. Ausgerichtet auf den Zielhorizont 2030, soll die Kulturstrategie die wichtigen Schwerpunkte der Kunst- und Kulturarbeit der kommenden Jahre definieren. Sie bildet zudem die fundamentale Grundlage für die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2024.

1. St. Pölten als europäisches Vorzeigemodell einer lebenswerten Mittelstadt in einer Metropolregion

St. Pölten ist eine von vielen Mittelstädten, die sich im Schatten der großen Metropolen Europas entwickelt haben und zunehmend an Bedeutung gewinnen. Mittelstädte wie St. Pölten haben eine wichtige regionale Funktion, sind Drehscheibe zwischen Stadt und Land, Zentren für Verwaltung, Produktion, Handel und Kultur. St. Pölten steht als Beispiel und Modell für die Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft der Mittelstadt. 1986 wurde die Stadt bewusst als Landeshauptstadt gewählt, um abseits der Metropole Wien, die Entwicklung eines regionalen Zentrums zu forcieren. Heute ist St. Pölten bedeutendes Wirtschafts-, Wissenschafts-, Kultur- und Verwaltungszentrum von überregionaler Bedeutung. Hierauf gilt es aufzubauen und die Bedeutung St. Pöltens als Vorzeigemodell einer lebenswerten Mittelstadt in der Metropolregion und in einem Europa der Regionen zu festigen und zu entwickeln. (siehe hierzu auch den Beitrag zur Mittelstadt auf Seite 6 dieser Ausgabe)

2. Stadt – land – natur: Der städtisch/regionale Archipel St. Pölten

Mit seinen unterschiedlichen Stadt- und Ortsteilen, dem Regierungs- und Kulturbezirk, den Seen, den Industrie- und Gewerbegebieten bildet St. Pölten einen städtischen Archipel, in dem verdichtete Inseln wie die Innenstadt aus dem Meer an Landschaftsund Stadträumen herausragen. Landschafts- und Kulturräume wie der Korridor der Traisen durchziehen als „grüne Adern“ den städtischen und regionalen Kulturraum, gliedern und strukturieren diesen. Die Kulturstadt St. Pölten nimmt sich dieser konstituierenden Freiräume an, bindet sie ein in den Stadtraum und vernetzt diese mit den Erholungs- und Freizeiträumen der Stadt.

Das historische Stadtzentrum bildet das eindeutige Zentrum des städtisch/regionalen Archipels St. Pölten. Geografisch, vor allem aber symbolisch stellt die historische Innenstadt mit Domkirche, Dom- und Rathausplatz und seinen zahlreichen öffentlichen Ein-

richtungen den Mittelpunkt der Landeshauptstadt St. Pölten dar. Diese Symbolik ist auch baukulturell ablesbar in einer höheren Dichte, herausragenden Bauten und charakteristischen öffentlichen Räumen. Kaum ein Ort bleibt stärker im Gedächtnis haften als die Altstadt St. Pöltens.

Synergien werden möglich, die in dieser Vielfalt an keinem anderen Ort der Stadt zu finden sind. Diese Vielfalt generiert öffentliches Leben und benötigt attraktive öffentliche Räume. Hier muss die Kulturstrategie St. Pölten 2030 ansetzen: Indem sie die Innenstadt in ihrer Bedeutung für die Gesamtstadt und für die Region weiter entwickelt, ihre Qualitäten stärkt und auch neue Akzente setzt. Über die Neugestaltung des Domplatzes ebenso wie bezogen auf die Attraktivierung der hinführenden Straßen in die Innenstadt. In diesem Verständnis rückt auch die Inwertsetzung der räumlichen Nähe der Altstadt mit dem Kulturbezirk und dem Regierungsviertel in den Fokus der Kulturstrategie für die Landeshauptstadt St. Pölten.

Auch die Inseln im urbanen Archipel St. Pölten verändern sich kontinuierlich: innerhalb der einzelnen Ortslagen, entlang der Einfallstraßen, in den Neubau- und Transformationsgebieten, in den Räumen des industriellen Erbes. Der Archipel bildet sich weiter aus und es braucht die Bereitschaft und den Mut, diesen besonderen Kulturraum mit hohem (bau)kulturellen Anspruch weiterzugestalten und zu formen! Über die materielle Ebene hinaus, bedingt dies auch die Auseinandersetzung mit den immateriellen Kulturgütern, mit Traditionen und Bräuchen, mit Festen und gesellschaftlichen Praktiken – generationenübergreifend und sozial verbindend! Auch dieser Anspruch muss sich in der Kulturstrategie St. Pölten 2030 wiederfinden!

Insgesamt geht es in diesem Themenfeld um die Auseinandersetzung mit der spezifischen Urbanität der Stadt und um die Herausforderung, St. Pölten und die Kultur(hauptstadt)region als Gegenmodell zu dem sich in Europa verschärfenden Gegensatz zwischen attraktivem urbanen Stadträumen und sich vielfach entleerenden ländlichen Räumen zu positionieren.

3. Die Gründung der Kultur(hauptstadt)region: ein von Kunst und Kultur geprägtes räumliches netzwerk

Dass St. Pölten die Kulturhauptstadt Niederösterreichs ist, zeigt sich an der großen Anzahl kultureller Einrichtungen: Drei Theater mit einem abgestimmten Programm, eine Vielzahl an Literaturaufführungen auf höchstem Niveau, Tanz, Kabarett, zeitgenössische Musik, verschiedene Museen und Galerien u.v.m. Ergänzt wird dieses Spektrum um das Engagement der freien Kunst- und Kulturschaffenden. Dies macht die Mittelstadt St. Pölten zu einem bedeutenden Zentrum der Kultur(hauptstadt) region.

Hierauf gilt es aufzubauen und die Bedeutung St. Pöltens als Zentrum der Kultur(hauptstadt)region in einem Europa der Regionen zu festigen und zu entwickeln. Die Kulturstrategie St. Pölten 2030 wird sich dem annehmen und die Weiterentwicklung, die Einbindung der etablierten Kultureinrichtungen in den urbanen räumlichen Kontext der Stadt zu einem wichtigen Handlungsfeld machen (müssen).

St. Pölten steht aber nicht allein. Die Stadt ist eingebunden in einen kulturell hoch aufgeladenen regionalen Raum. Keine politisch und geografisch definierte Region, sondern ein regionales Netzwerk, welches von Kunst und Kultur geprägt ist bzw. stark über diese definiert wird. Im Rahmen der Kulturstrategie wird es darauf ankommen, die räumlichen Bezüge dieses Kulturnetzwerkes zu thematisieren. Nach Wien, Melk und Krems ebenso wie nach Mariazell und weitere kulturell hoch aufgeladene Städte und Orte. Es gilt, Handlungs- und Gestaltungsspielräume für die regionale Entwicklung und Kooperationen zu eröffnen. Im Kontext touristischer Konzepte und Strategien ebenso wie bezogen auf die Entwicklung des Wirtschafts- und Kulturraumes insgesamt.

Ganz nach dem Motto „Kultur für alle“ wird es dabei auch darum gehen, niederschwellige und neue Zugänge für erweiterte Zielgruppen unabhängig von Alter, Herkunft und persönlichem Hintergrund zu eröffnen.

4. Image/Identität: Eine Stadt findet zu Ihrem Anspruch – Wie steht es um den (bau)kulturellen Qualitätsanspruch an das Selbstbewusstsein einer landes(kultur)hauptstadt und einer Kulturhauptstadt Europas?

Identität hilft den Menschen einer Stadt und einer Region, ihre Herkunft und ihre Heimat zu identifizieren. Eine gemeinsame Geschichte, Traditionen, Werte und Symbole werden dabei zum „kulturellen Kit“ der Stadtregion und identitätsbildende Prozesse zum Ausdruck des städtischen/regionalen Selbstverständnisses. Die Bindung der Bürger*innen an ihre Stadt und ihr Engagement für die Stadt sollen gestärkt und Gestaltungsspielräume für regionale Entwicklung eröffnet werden. Zugleich geht es darum, die Stadtregion nach außen hin ablesbar, identifizierbar zu machen und ihre Konturen sowie ihr Profil im nationalen und internationalen Kontext zu schärfen.

Im Zeitalter der Internationalisierung steigt der Bedarf nach Orten und Prozessen, die Orientierung geben und Verlässlichkeiten im sozialen und kulturellen Umfeld bieten. Neben vielen anderen Aspekten (Politische Kultur, Gesellschaftliche Teilhabe, Arbeitsmarkt etc.) nimmt zunehmend die Baukultur einen relevanten Stellenwert ein, wenn es darum geht, sich mit einer Stadt identifizieren zu können – oder zu wollen.

So wie gute Architektur und Baukultur in gesellschaftliche Prozesse hineinwirken, sind sie immer auch sichtbarer Ausdruck der kulturellen Leistung und der Verantwortung der Gesellschaft für die Stadt. Die Baukultur ist wichtiger Teil des kulturellen Kapitals einer Stadt und deren Region und prägt deren Image und Identität fortwährend. Sie ist sowohl Spiegel als auch Impuls eines städtischen Bewusstseins und einer stadtgesellschaftlichen Verantwortung. Baukultur manifestiert sich in Gebäuden, Straßen und Plätzen, in Verkehrs- und Infrastrukturbauten, in Dorfzentren wie in Gewerbegebieten.

Eine lebendige Baukultur erfordert die Auseinandersetzung mit Geschichte und Tradition der Stadt. Sie sucht die Auseinandersetzung mit aktuellen und künftigen Herausforderungen, öffnet sich für Neues und Innovatives und definiert darüber das baukulturelle Erbe von morgen. Baukulturell wirksame Prozesse sind daher immer auch gesellschaftliche und kulturelle Lern-, Bildungs- und Vermittlungsprozesse.

In diesem Verständnis sind Bau- und Planungskultur, die kulturelle Bildung und die Kulturvermittlung unabdingbar miteinander verknüpft und bedingen sich gegenseitig. Es geht um das Eröffnen von Mitgestaltungsmöglichkeiten und um die Etablierung besonderer Prozesse und Verfahren der Kulturvermittlung. Gerade die Stadt St. Pölten mit ihrer historisch bedeutenden Altstadt muss sich diesem Anspruch annehmen, muss die Baukultur, die kulturelle Bildung und die Kulturvermittlung zu zentralen Anliegen der Kulturstrategie 2030 machen!

5. Die transformierte Stadt: Von der Industriestadt zur Stadt der Bildung, Kunst und Kultur sowie Kreativität.

Wir leben in einer Phase des raschen, intensiven und weitreichenden technologischen und gesellschaftlichen Wandels. Im Zuge der Digitalisierung zeichnet sich beispielsweise ein rasanter Wandel in den Bereichen des Einzelhandels, der Industrie und der Mobilität ab. In zunehmendem Maße werden Wissen, Bildung und Kultur dabei zu wichtigen Triebfedern in

diesem Transformationsprozess. Sie sind maßgeblich daran beteiligt, den Strukturwandel in Wirtschaft und Gesellschaft mitzugestalten. Kunst und Kultur, Wissen und Bildung entfalten zudem wirkungsvolle Bindekräfte in unserer Gesellschaft und sind Grundkapital für die Zukunft. Diese zu stärken heißt, den inneren Zusammenhalt der Stadtgesellschaft zu kräftigen. Die Grundlagen dafür werden bereits im Kindergarten und in der Schule gelegt und finden ihre wirkungsvolle Ergänzung und Bereicherung über Volkshochschulen, Museen, Büchereien, Theater etc.

In diesem integrativen Verständnis können Bildung, Wissen, Kunst und Kultur die anstehenden Transformationsprozesse mit kräftigen Impulsen versehen und dazu beitragen, dass die technologischen Innovationen auch in gesellschaftliche Prozesse eingebunden werden. Kunst und Kultur müssen dabei als Nährboden für kreative Milieus und als treibende Kräfte für ökonomische und gesellschaftliche Transformationsprozesse begriffen werden. Der Förderung von Kunst und Kultur, der Kommunikation und Vermittlung von Wissen und der Schaffung von Kooperationen zur Generierung und zur Teilung von Wissen kommen dementsprechend eine hohe Bedeutung für die Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit der Stadt zu.

6. Kunst und Kultur mit inklusivem Anspruch –niederschwellige, vielfältige und breitenwirksame Zugänge zu Kunst und Kultur, insbesondere für Kinder und Jugendliche

Die Größe der Stadt, der regionale Kontext, die differenzierten Angebote an schulischer und universitärer Bildung, ihre Überschaubarkeit und die damit einhergehende Verantwortungsbereitschaft für kulturelle und soziale Anliegen legen es nahe, diese besonderen Eigenschaften im Sinne des kulturellen Profils weiter zu thematisieren. St. Pölten kann sich hier unter anderem den Herausforderungen der Familien- und Kinderfreundlichkeit annehmen und diese im Rahmen der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2024 selbstbewusst weiterdenken. Dabei geht es auch um die Förderung des kritischen und kreativen Denkens und um den Aufbau unterschiedlichster Kompetenzen, z.B. im sozialen oder interkulturellen Bereich.

In Ergänzung zu schulischen Angeboten sollen dabei die Kulturvermittlung intensiviert und Kulturangebote (weiter)entwickelt werden, die dazu beitragen, Kinder und Jugendliche an Kultur heranzuführen. Beispielsweise über den Aufbau eines Zentrums der Künste für Kinder und Jugendliche als Hub- und Anlaufstelle bezogen auf Kunst- und Kulturtechniken bzw. im Kontext der Kulturvermittlung. Ein zentraler Baustein einer solchen Strategie kann sich auch auf die Sicherung und Entwicklung von konsumfreien Räumen für Kinder und Jugendliche fokussieren, an denen es in St. Pölten derzeit noch fehlt.

Über die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen hinaus sollen breitenwirksame Formate und niederschwellige Zugänge zum Kunst- und Kulturgeschehen geschaffen werden. In diesem Verständnis muss die Kulturvermittlung darauf angelegt sein, Bezüge herzustellen und Inhalte zu veranschaulichen. Über die intellektuelle kommt dabei auch die emotionale Ebene zum Tragen. Es geht um das Wecken von Neugierde und Interesse, künstlerische und kulturelle Inhalte und Programme verständlich und spürbar zu machen.

7. Europa in St. Pölten sichtbar und erlebbar machen: neue Formen der nachbarschaft, des Zusammenlebens und der Kooperation

Die Stadtgeschichte St. Pöltens ist eng mit dem Prozess der Industrialisierung und einhergehend damit auch mit dem Zuwanderungsphänomen verknüpft. Gekommen als Gastarbeiter sind viele Menschen aus unterschiedlichsten Ländern Europas mittlerweile fester Bestandteil der Gesellschaft St. Pöltens. Sie prägen das kulturelle Leben in den Stadtteilen und Quartieren und sind unverrückbarer Teil der kulturellen Vielfalt der Stadt. St. Pölten ist längst zum Zuhause, zur ersten, zur zweiten oder zur Wahlheimat für Menschen geworden, die sich mit der Stadt oder Region identifizieren – egal ob sie dort geboren oder aufgewachsen sind, dort (wieder) leben oder aus anderen Gründen eng mit dieser verbunden sind. Genau hier zeigt sich Europa in St. Pölten! Diese Vielfalt und dieser kulturelle Reichtum müssen sich in der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2024 wiederfinden. Es geht um die Einbeziehung auch jener Menschen, für die St. Pölten zum neuen Zuhause, zu neuer Heimat geworden ist. Damit einher geht gleichermaßen die Frage nach den Beiträgen von Migrant*innen zur Entwicklung des gesellschaftlichen Lebens und damit der kulturellen Vielfalt der Stadt St. Pölten in und für Europa.

8. Offene Möglichkeitsräume – Förderung von Engagement und Kreativität und Eröffnen von Räumen für Experimente

Die Entwicklung des kulturellen Profils der Stadt St. Pölten wird maßgeblich mitgetragen von einem stark ausgeprägten bürgerschaftlichen bzw. nachbarschaftlichen Engagement. Sich einzubringen in eine gesellschaftliche/kulturelle Verantwortung wird von vielen Bürger*innen als selbstverständlich und als lohnenswerte Aufgabe für die Gemeinschaft verstanden. Neue Formen des bürgerschaftlichen Engagements füllen jene Flächen und Orte aus, für die das Land bzw. die Stadt nicht immer die alleinige Verantwortung übernehmen kann.

Über die Aktivierung und kulturelle Bespielung aufgegebener Industrieareale und Geschäftslokale ebenso wie in der Entwicklung neuer kultureller Zentren in den Stadtteilen und Ortslagen, die so zu offenen Möglichkeits- und Experimentierräumen der Kulturstadt St. Pölten werden können. Beispiele dafür finden sich im Sonnenpark ebenso wie in der Transformation des Glanzstoffareals, in Kulturfesten oder Festivals, die der Stadt ein ganz besonderes urbanes Flair verleihen.

Wichtiger Knoten und Impulsgeber in diesem Geflecht ist die freie Kunst- und Kulturszene St. Pöltens. Sie ist ein Spiegel dessen, welchen Rahmen die Gesellschaft an Diskurs, Teilhabe und Austausch, an Raum für Experimente und Innovation zur Verfügung stellt. Die Kulturhauptstadt kann sich dort entfalten, wo Initiative, Spontanität und Temporalität in der Nutzung stadtentwicklungspolitisch zugelassen, gefordert und auch gefördert werden.

Dabei geht es immer auch um das Ausloten und Überschreiten der Grenzen von Konventionen und Routinen. Einzigartige Stadträume und Akteursnetzwerke lassen sich dadurch in ihren Veränderungsund Entwicklungspotenzialen sichtbar machen und im Sinne einer kreativen Urbanität gestalten. Daher muss die Kulturhauptstadt St. Pölten ausreichend Raum und Freiheit geben, solche Räume und Orte zu entwickeln. Der Prozess zur Kulturhauptstadt Europas 2024 muss damit auch als Lern- und Experimentierfeld begreifen, das kulturelle Profil der Stadt stetig weiterzuentwickeln.

Mitmachen, mitentscheiden und mitgestalten Wem gehört die Stadt?

St. Pölten hat sich vor Jahren auf einen neuen Weg begeben. Weg vom regionalen Zentrum, dominiert von Industrie, hin zum Mittelpunkt eines Zentralraumes – vielleicht auch des ganzen Bundeslandes – mit einem bunten Mix an Einrichtungen der Bildung, Kultur und Wirtschaft. Dabei werden alte Gewohnheiten, Strukturen und Wahrnehmungen aufgebrochen. Dies passiert gerade in hohem tempo, was nicht unmittelbar etwas mit der Bewerbung als Europäische Kulturhauptstadt zu tun hat. Jedoch macht der soeben gestartete Prozess diese Entwicklungen sichtbarer und gibt dem Ganzen einen Rahmen.

Um auf diesem Weg der Vielzahl an Menschen und Meinungen in dieser Stadt Rechnung zu tragen, begibt sich die Plattform in Kooperation mit dem Büro St. Pölten 2024 auf den Weg, um jene Menschen aufzusuchen, die bisher noch nicht ausreichend gehört wurden. Dies war unserer Meinung nach auch beim Kulturforum #1 zu sehen. Denn obwohl die Einladung nahezu alle Haushalte erreicht hat, spiegelten die Anwesenden bei Weitem nicht die Vielfalt unserer Stadt wieder. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass dieses Projekt nur so erfolgreich werden kann, wie die Bürger*innen dieser Stadt vom gemeinsamen Weg überzeugt sind, um glaubwürdige Botschafter*innen des Prozesses zu werden.

Wir als Bürger*innen-Plattform werden uns in den nächsten Wochen und Monaten mittels verschiedenster Formate auf die Suche nach jenen begeben, die uns im Prozess bis jetzt am wenigsten untergekommen sind. Seien es Kinder und Jugendliche, Senior*innen, Migrant*innen, Arbeitssuchende, Menschen mit Behinderungen oder Kunst- und Kulturschaffende, Aktivist*innen, Religionsgemeinschaften, u.v.m. Wir werden diese Menschen einladen und darin bestärken von ihrem Recht auf Teilhabe Gebrauch zu machen, sowie ihre Meinung in allen Facetten kundzutun. Bei diesen Gesprächen wollen wir uns vorrangig folgenden Fragestellungen widmen: Welche Möglichkeiten gibt es, teilzuhaben und sichtbar zu werden? Welche Orte und Akteur*innen gibt es, die dies unterstützen? Welche Barrieren sind vorhanden, was fehlt?

Gemeinsam mit verschiedenen Protagonist*innen haben wir ein erstes Stimmungsbild zu unterschiedlichen Themen gezeichnet, das wir im Folgenden skizzieren.1

Wie eingangs schon erwähnt, gibt es Grätzel, die aufgrund ihrer Lage, soziokulturellen Zusammensetzung oder besonderen Herausforderungen, von ihren Bewohner*innen kaum verlassen werden. Dass jedoch jene Menschen, die den Rathausplatz nur selten betreten, weniger gehört werden sollen, kann nicht sein. Daher auch hier das Bekenntnis unsererseits, den Kontakt vor Ort zu suchen, das Projekt vorzustellen und die Ursachen für die schwierigere Erreichbarkeit zu finden. Und somit auch erste Schritte in Richtung dringend notwendiger Grätzelarbeit zu setzen, Anlaufstellen vor Ort (Grätzelzentren) zu etablieren und diesen Menschen ein mehr an Aufmerksamkeit von offizieller Seite zu schenken.

St. Pölten sieht sich städtebaulichen Herausforderungen gegenüber: Die Zersiedelung am Stadtrand, die damit einhergehende Frage der Mobilität, der Anbindung ländlicher Regionen vor allem via öffentlicher Verkehrsmittel, die abseits der Westbahnstrecke, selbst in größere Städte wie Krems großen Verbesserungsbedarf haben.

Was die Region als Handreiche dafür tun kann, St. Pölten zu ihrem Zentrum zu machen, hat auch damit zu tun, inwiefern den Ideen und Personen aus der Region Sichtbarkeit und Plattform geboten wird, um Vorurteile abzubauen, sich kennenzulernen, auszutauschen und langfristig gesehen eine gemeinsame Identität zu bilden, wo es bis dato keine gibt. Die Bewerbung als Europäische Kulturhauptstadt bringt die Möglichkeit mit sich, die Grundsteine für diese gemeinsame Kulturhauptstadtregion „Mitten in Europa“ zu legen.

Eine weitere Herausforderung ist die Ansiedelung von Gewerbe und Industrie an den Stadträndern, welche das Zentrum stark belastet und zu allbekanntem Leerstand führt, dem nur schwierig beizukommen ist. Stadtteilzentren der eingemeindeten elf Dörfer, wie z.B. Wagram, Spratzern, Harland, etc., haben den Kampf gegen die Einkaufszentren längst verloren und auch die Innenstadt kämpft dagegen an. In St. Pölten wird das Problem momentan scheinbar mit dem Abbruch betroffener Gebäude gelöst, die Erdgeschoßzone bei den Neubauten jedoch wenig berücksichtigt und sonst mit allen Mitteln versucht, die Konsument*innen zurück in die Stadt zu locken. Was dazu führt, dass die Balance zwischen Konsumzonen und konsumfreien Orten schon lange nicht mehr gewährt ist. Schanigärten und Parkplätze nehmen immer noch einen viel zu wichtigen Stellenwert ein, auf Kosten der Aufenthalts- und Lebensqualität auf den Plätzen in der Innenstadt. Man will nicht immer als Konsument*in behandelt werden, sondern einfach als Bürger*in die Stadt ohne Zwang besuchen und nutzen. Wie ein gemeinsames Miteinander bestens funktionieren kann, davon kann man sich jeden Samstag Vormittag am Domplatz überzeugen.

Diese Freiräume, aktuell auch Thema der diesjährigen Biennale in Venedig, sind ein unglaublich wichtiger Katalysator für unsere Gesellschaft. Diese Möglichkeiten des Austauschs und Verhandelns untereinander, dürfen wir uns nicht unter den Prämissen der Gewinnmaximierung und Bequemlichkeit nehmen lassen. Selbes gilt für leerstehende Geschäftslokale und ganze Gebäude.

Bürger*innen-Plattform KulturhauptSTART

Besonderes Augenmerk möchten wir hierbei auf die Potenziale für kulturelle Nutzungen hinweisen, um auch Basisarbeit für heranwachsende Künstler*innen zu leisten und ihnen die Wertschätzung entgegenzubringen, wie es einer zukünftigen Kulturhauptstadt Europas gebührt. St. Pölten hat durchaus in einigen Sparten einen guten Ruf und vielversprechende Talente. Diese benötigen jedoch leicht zugängliche und kostengünstige Infrastruktur, wie z.B. Proberäume (aktuell bei der Mülldeponie). Eine Investition, die positiv auf die Stadt zurückfällt.

Hier ist klar eine Zusammenarbeit mit Entscheidungsträger*innen gefragt. Mit dem Ziel, Engagierte dabei zu unterstützen, einen Raum zu finden, sei es eben für kulturelle/soziale Bespielungen (temporäre Ausstellungsflächen/Ateliers/Gemeinschaftsräume) oder für gewerbliche Nutzungen (Pop-Up-Stores/Büros/Gastronomie). Dies führt zu einer langfristigen Belebung der Straßenzüge und Gebäude, hilft den Hausbesitzer*innen durch Aufwertung der Zwischennutzer*innen wieder langfristige Mieter*innen zu finden und den Akteur*innen günstig und ohne großen Organisationsaufwand Orte bespielen zu können. Erste Bemühungen von Seiten der Stadt sind sichtbar, aber Orte mit Potenzial gibt es noch viele.

Wir als Plattform nehmen uns schon seit Längerem dieses Themas an, sei es mit dem Jour-fixe im Jänner im zwischengenutzten Café über dem Pop-Up-Store oder mit der erfolgversprechenden Suche nach einem Büger*innenbüro in der St. Pöltner Innenstadt. Dazu laden wir Sie zu einer gemeinsamen Exkursion nach Wien ein, bei der wir uns auf die Suche nach solchen „kreativen (Frei-)Räumen“ begeben, um mehr über die Anfänge solcher Initiativen zu lernen und uns Tipps und Tricks nach St. Pölten zu holen, um gemeinsam einen konsumfreien Ort des Austauschs aufzubauen. Die Exkursion findet am 26. Mai statt, um Voranmeldung unter hallo@kulturhauptstart.at wird gebeten.

1 Die vollständigen Stellungnahmen von Jörg Bichler, Martina Eigelsreiter, Marcus Hufnagl und Lothar Rehse sind auf unserer Homepage (www.kulturhauptstart.at) zu finden.

Die kulturelle Identität

St. Pöltens – eine Annäherung

Susanne Wolfram arbeitet als Veranstalterin, Dramaturgin und Kulturvermittlerin an der Schnittstelle von Kunst und Gesellschaft und lehrt u.a. am Institut für Kulturkonzepte und an der MUK Musik und Kunst Privatuniversität Wien. Seit 2005 fühlt sie sich eng mit St. Pölten verbunden: Sie war leiterin der Kulturvermittlung am Festspielhaus St. Pölten und Mit-Initiatorin der Plattform „KulturhauptStARt“ und arbeitet an der FH St. Pölten, Forschung und Wissenstransfer im Bereich Outreach und Public Engagement. Im Rahmen ihrer Dissertation forscht sie zu Kultur und Zivilgesellschaft St. Pöltens.

Frau Wolfram, Sie forschen im Rahmen Ihrer Dissertation zur kulturellen Identität St. Pöltens. Wie kamen Sie auf dieses thema, was reizte Sie daran?

Die vielen Jahre am Festspielhaus und die Arbeit mit St. Pöltner Initiativen und Bürger*innen haben mich überzeugt, dass Kulturvermittlung Inkubator für Stadtentwicklung und zivilgesellschaftliches Engagement ist. Die 2016 begonnene Dissertation war befeuert vom Bedürfnis der Praktikerin, die gesellschaftliche Relevanz der eigenen Arbeit theoretisch abzusichern. Daraus hat sich in einem langen Prozess der Methodensuche u.a. folgende Frage herausgebildet: Was macht die kulturelle Identität der Stadt aus und wer prägt sie?

St. Pölten hat mit der landeshauptstadtwerdung eine Zäsur im positiven Sinne erlebt. Wie lässt sich die St. Pöltner Ausgangsposition jetzt am Beginn der Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2024 beschreiben?

Meine Untersuchung beginnt mit der Ära Schloemer am Festspielhaus – beschränkt sich also auf die letzten zehn Jahre. Aber das massive Investment in politische und kulturelle Repräsentation, die mit dem Bau des Regierungsviertels in St. Pölten getätigt wurde, der Qualitätsboom kultureller Nahversorgung, der den St. Pöltner*innen damit beschert wurde, und das schrittweise Zusammenwachsen von Stadtbevölkerung, Regierungsviertel und landesnahen Kulturbetrieben in St. Pölten hat ohnehin Vorlauf gebraucht und unter Schloemer erste Blüten getragen.

Sein Schritt auf die Bürger*innen zu und sein Interesse am Ort, an dem 1997 das „UFO Festspielhaus“ gelandet war, kam zum richtigen Zeitpunkt und die Brücken zum Beispiel eines Café Publik mit Verwirklichungs-Angeboten an die Bevölkerung – von Tangokurs bis Jugendklub – waren ein Anfang, ohne den vielleicht eine Bürger*innen-Bühne des Landestheaters, ein Welt-Chor oder eine engagierte St. Pöltnerin an der Spitze der Bühne im Hof nicht so bald passiert wären. Jetzt ist es Zeit für den nächsten Bedeutungssprung!

Das kulturelle leben ist aber natürlich keineswegs auf die großen Institutionen beschränkt.

Wie sehen die Kulturakteur*innen, die Sie befragt haben die sogenannte „freie Szene“ der Kulturinitiativen in St. Pölten?

Das ist eine der wesentlichsten Erkenntnisse meiner qualitativen Forschung: Dass nämlich St. Pölten gerade deshalb ein so fruchtbarer Boden für die institutionalisierten Angebote der Kulturvermittlung und für die Handreiche der NÖKU-Betriebe war und ist, weil es hier schon lange eine ausdifferenzierte Kultur der Selbstermächtigung gibt. Soziokultur, Zusammenschlüsse von Künstler*innen, die engagierte Musikschule und das über die Landesgrenzen hinaus beachtete BORG als Kaderschmiede der Künste zeichnen St. Pölten aus. Viele der heutigen Akteur*innen sind sozialisiert im Umfeld von Proton, Lames, Koll, Höfefest, Cinema Paradiso etc., die auf Initiative einiger ausgehungerter Kreativer aus einem Desiderat erwachsen sind.

Sie arbeiten gegenwärtig in der Wissenschaftsvermittlung der FH St. Pölten. Welche Rolle sehen Sie für die St. Pöltner Hochschulen im Rahmen des St. Pöltner Kulturlebens?

Hochschulen können von Kulturbetrieben lernen, sich in Fragen ihrer Sichtbarkeit im öffentlichen Diskurs auf die Stadtbevölkerung zuzubewegen und Allianzen mit nichtwissenschaftlichen Communities zu schließen. Die FH St. Pölten ist eine der forschungsstärksten Fachhochschulen in Österreich. Die Vielfalt der Themen, die hier behandelt werden, bringen den Standort St. Pölten massiv voran – der Standort muss diese Expertise aber auch abschöpfen. Da sind noch viele Barrieren auszuräumen. YOUNG CAMPUS. Das Zukunftsfestival der FH für alle (jungen) St. Pöltner*innen gleich ihrer Herkunft oder ihres Vorwissens erschließt die Zukunft der Stadt kreativ und inklusiv am Puls der Forschung.

Wir beschäftigen uns viel mit der Frage des Verhältnisses einer Mittelstadt zu einer Metropole. Wie ist in diesem Zusammenhang das Verhältnis St. Pöltens zu Wien, sowohl was die positiven als auch die negativen Einflussfaktoren betrifft, einzuschätzen?

Zwei Haltungen sehe ich: einerseits die Angst vor

Brain-Drain und davor, dass gewisse urbane Bedürfnisse in der Metropole befriedigt werden und deshalb in St. Pölten nicht angeboten werden (müssen). Andererseits das Plus, dass durch die räumliche Nähe einer zwanzigminütigen Zugfahrt – in London lachen sie mich aus, wenn ich das „pendeln“ nenne – St. Pöltner*innen, die zum Studium oder zur Arbeit nach Wien abwandern, sich weiterhin in St. Pölten engagieren.

Am Festspielhaus habe ich einen schönen Bogen erlebt: Michael Birkmeyer – von der Staatsoper kommend – hat in Programmierung und Ansprache ganz auf ein Wiener Publikum fokussiert. Joachim Schloemer war versessen, mit den St. Pöltner*innen hier ein kleines New York oder Berlin entstehen zu lassen und Brigitte Fürle schließlich versteht, dass gerade im Kleinen, Entschleunigten für internationale Top-Künstler*innen ein Reservoir an schöpferischer Energie liegen kann. St. Pölten muss nicht New York werden – auch nicht Wien oder Wiener Speckgürtel. Es darf eine eigenständige, kreative und nahbare Mittelstadt werden.

Welche Ansatzpunkte können Sie ausgehend von Ihrer Forschung St. Pölten für die Kulturstrategie 2030 empfehlen?

Bitte bleiben Sie so nahe wie möglich an den Menschen dieser Stadt dran. Auch an denen, die sich nicht eingeladen fühlen!

Susanne Wolfram

Wie es dazu kam – St. Pöltens Entwicklung zur Kulturstadt

Als St. Pölten 1986 zur Hauptstadt niederösterreichs erhoben wurde, verfügte es über eine Anzahl kultureller Einrichtungen, wie man sie auch in anderen Mittelstädten Österreichs fand. Vieles musste nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut oder überhaupt neu geschaffen werden, wie die aus dem Musikverein hervorgegangene Musikschule, das 1976 neu eröffnete Stadtmuseum oder die St. Pöltner Festwochen als damals wichtigstes kulturelles Ereignis des Jahres.

Ein konstanter Faktor im Kulturleben der Stadt war seit jeher das 1968/69 generalsanierte und aufgestockte Stadttheater. Das heutige Landestheater wurde lange Zeit privat als Dreispartenhaus (Musik, Schauspiel, Tanz) und ab 1975 von der Stadt als Intendanz-Theater geführt. 2005 ging es schließlich an das Land NÖ über und wird seither als Sprechtheater mit kleinem Ensemble und prominenten Gästen geführt.

Im 1946 gegründeten St. Pöltner Künstlerbund trafen sich die Vertreter*innen einer moderaten modernen Kunst, die regelmäßig mit Jahresausstellungen an die Öffentlichkeit gingen. Die aktuellen Mitglieder des Vereins werden heuer die 72. Jahresausstellung in den Räumen des Stadtmuseums präsentieren. Als erste überregionale Institution für zeitgenössische Kunst wurde im Jahr 1978 im Karmeliterhof das NÖ Dokumentationszentrum für Moderne Kunst ins Leben gerufen, das bis heute einen wichtigen Faktor im Kunstleben der Stadt darstellt.

Im Jahr 1969 eröffnete im Schloss Pottenbrunn das Österreichische Zinnfigurenmuseum. Nach der Eingemeindung Pottenbrunns 1972 wurden im Schloss ab 1973 auch Sonderausstellungen durchgeführt. Diese waren großen historischen Themen, z.B. „Österreich unter Kaiser Franz Josef I.“ (1978), gewidmet

und fanden regen Publikumszuspruch. Rund um die Volksabstimmung über den Beitritt Österreichs zur EU im Jahr 1994 fand die Ausstellung „Europa Schrankenlos?!“ statt, die an zwei Standorten einen Überblick über die Geschichte und Entwicklung Europas im 20. Jahrhundert bot. 1997 wurde in Pottenbrunn die letzte große Ausstellung präsentiert. Historische Ausstellungen deutlich kleineren Zuschnitts werden seither im Stadtmuseum gezeigt.

Inspiriert vom Geist der 68er-Jahre, formierte sich in den ausgehenden 60er- und frühen 70er-Jahren eine erste freie Szene, die gegen die Dominanz der Hochkultur rebellierte und etwa mit den „Restwochen“ einen avantgardistischen Kontrapunkt setzte. Allerdings war diese ebenso eine Episode wie die von Klaus Sandler gegründete avantgardistische Literaturzeitschrift „das Pult“, die von 1968 bis 1985 erschien.

Der Beginn der Landeshauptstadtwerdung wurde von einem weitgehend konservativen kulturellen Klima geprägt. Lediglich seitens der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt suchte man – im Sinne einer Erweiterung des Kulturbegriffs – neue Wege, indem man verschiedenste Fördermöglichkeiten für den Jugendkulturbereich schuf.

Um für die Herausforderungen der kommenden Zeit gerüstet zu sein, entstand 1989/90 eine Kulturstudie, die sowohl eine kulturelle Bestandsaufnahme des Ist-Zustandes als auch Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft vorsah.

Schon kurz zuvor war man nach dem Scheitern eines Theaterprojekts der freien Szene zur Erkenntnis gekommen, dass sich eine derartige Einrichtung nur dann etablieren könne, wenn sie an einem fixen Ort existiere. Dies führte letztlich zum ersten überregionalen Kulturprojekt der Landeshauptstadt: In Zusammenarbeit mit der Kulturplattform St. Pölten, die in weiterer Folge auch das „Höfefest“ als Marke in der Stadt etablierte, wurde die Bühne im Hof gegründet. Mit ihrer Palette aus Jugendtheaterproduktionen, Kabarett, Initiativen zur Begegnung neuer Kulturen, aber auch Tanz, schrieb die Bühne von Beginn an eine Erfolgsgeschichte.

Dasselbe gilt für das 1997 eröffnete Festspielhaus –Sitz des NÖ Tonkünstlerorchesters –, das nicht nur über einen akustisch herausragenden und hochwertigen Konzertsaal verfügt, sondern aufgrund seiner Bühne und des Besucherraumes auch für Musiktheater oder andere Produktionen geeignet ist. Tanz stand daher lange Zeit auch im Mittelpunkt der Programmierung des Hauses. Diese deckte sich mit den Bemühungen der Stadt um die Etablierung eines Ballettkonservatoriums, das – wie auch eine Zeitlang das Festspielhaus mit der „abcdancecompany“ – über ein eigenes Ballettensemble verfügt.

Die bisherigen künstlerischen Leiter*innen setzten programmatisch immer ihre eigenen Akzente. Diese reichten von einem stark konservativen, nichtsdestotrotz aber finanziell erfolgreichen, bis hin zu einem künstlerisch anspruchsvollen, avantgardistischen Weg, der allerdings bisher noch nicht die gewünschte Resonanz beim Publikum findet. Um überregional bestehen zu können, wird man hier weiterhin gezielt an der Programmierung, die dem Haus sein spezifisches Profil verleiht, arbeiten müssen. Ein weiteres wichtiges Ziel ist, die bisher in Ansätzen versuchte Vernetzung mit anderen Kultureinrichtungen St. Pöltens zu verstärken und auszubauen.

Thomas Karl Leiter Kulturamt St. Pölten
Thomas Pulle Leiter Stadtmuseum St. Pölten

Diese engere Verzahnung der Arbeit von städtischen und landeseigenen Kultureinrichtungen war längst überfällig. In den ersten Jahren der Hauptstadtentwicklung gab es kaum Kontakte – vieles wurde parallel erledigt, was in gemeinsamer Arbeit sicher mehr Nutzen gebracht hätte. Mit der gemeinsamen Bewerbung um den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt Europas 2024 wird nun erstmals bei einem großen Kulturprojekt eng und konzertiert zusammen gearbeitet!

Im Bereich der Popular-Kultur setzte die Stadt mit dem 1992 eröffneten Veranstaltungszentrum im Süden St. Pöltens ein Zeichen. Das VAZ mit dem integrierten Live-Club Ware House – einem Hotspot für jugendliche Besucher*innen – ist nicht nur wichtiger Veranstaltungsort für Kongresse, Messen und Veranstaltungen aller Art, sondern auch für Festivals wie das Beatpatrol oder das Frequency, das St. Pölten für mehrere Tage im Jahr zum mitteleuropäischen Mekka der Club-, Dance- und Popmusik macht. Diesen Festivals voraus gegangen war das nach der Ernennung zur Landeshauptstadt jährlich durchgeführte

„Hauptstadtfest“, das jahrmarktartig viele Straßen und Plätze der Stadt kulturell belebte und auch große Live-Acts auf der Bühne am Domplatz präsentierte.

Einen wesentlichen Impuls für die kulturelle Entwicklung setzte auch das 2002 ins Leben gerufene Programmkino Cinema Paradiso am Rathausplatz. Trotz längerer Anlaufphase ist der Ort mittlerweile längst nicht mehr aus der Stadtszene wegzudenken.

Die Jugendkultur wurde aber auch von der Stadt selbst durch das Jugendzentrum Steppenwolf und die Veranstaltungshalle Freiraum mit „Raum“ gefördert. Dadurch wird wichtiger Experimentier- und Handlungsspielraum für die junge und unabhängige Szene St. Pöltens und der Umgebung geschaffen.

Darüber hinaus entstanden im E-Musik-Bereich überregionale Konzertreihen wie die „Meisterkonzerte“, das St. Pöltner Barockfestival oder das Festival „Jazz im Hof“. Die überaus erfolgreiche städtische Musikschule mit angeschlossener Ballettschule und -konservatorium führt derzeit in enger Zusammenar-

beit mit dem Land NÖ eine Musik- und Kunstschule im Probebetrieb.

Als Pendant zum 2002 eröffneten NÖ Landesmuseum (inzwischen „Museum Niederösterreich“ mit dem neu eröffneten „Haus der Geschichte“ und einem „Haus der Natur“) öffnete das „geliftete“ Stadtmuseum 2007 seine Pforten. Neben den Dauerausstellungen zur Archäologie, zur Stadtgeschichte und zum St. Pöltner Jugendstil bietet das Haus eine breite Palette an Sonderausstellungen und anderen Veranstaltungen.

Das im Domareal untergebrachte Diözesanmuseum, das mit seinem Gründungsjahr 1888 auf eine reiche Geschichte zurück blicken kann, arbeitet aktuell intensiv an seiner Neupositionierung und einer Attraktivierung des Zugangs zum Museum. Die Diözese St. Pölten verfügt darüber hinaus mit dem Diözesankonservatorium über eine wichtige kulturelle Bildungseinrichtung, die hervorragende Kirchenmusiker heranbildet. Von überregionaler Bedeutung ist der Domchor, ebenso wie das Festival Musica Sacra, das zu den bedeutendsten Festivals seiner Art bis über die Grenzen Österreichs zählt.

Neben einer Vielzahl von Vereinen, die seit Jahrzehnten fixer Bestandteil des Kulturlebens sind – z.B. der Stadtchor, der Musikverein, die Literarische Gesellschaft oder die über 30 Jahre erfolgreiche Amateurtheaterformation Perpetuum – mischen in der jüngeren Geschichte auch eine Reihe avantgardistischer Kulturveranstalter*innen die Kulturszene auf. LAMES mit seinem Partnerverein Sonnenpark oder das Institut für Medienarchäologie bereichern die Kulturszene der Stadt enorm. Aber auch die ansässigen Schulen und Hochschulen – allen voran das BORG, die Fachhochschule und die New Design University (NDU) – haben großes Potenzial, die Stadtkultur noch intensiver mitzuprägen.

All diese Akteur*innen – die erwähnten „großen“ Kulturinstitutionen genauso wie die freie Szene – bilden einen wichtigen Teil des kulturellen Kapitals der Stadt und sind somit (potenzielle) Träger*innen für die weitere Entwicklung sowie für die Bewerbung St. Pöltens als Kulturhauptstadt Europas 2024.

YAnG lIPInG COntEMPORARY DAnCE, FEStSPIElHAUS St. PÖltEn

WAnDl BEI PARQUE DEl SOl 2017
FREIRAUM St. PÖltEn

Kulturhauptstadt St. Pölten Zwischen Europa und Region

St. Pölten bewirbt sich um die Ausrichtung der Kulturhauptstadt Europas 2024. Der Blick ist nach Europa gerichtet, alle sind startklar. Wie kann die Bewerbung zum Vorteil sowohl der Stadt als auch der umgebenden Region, ja sogar ganz niederösterreichs werden?

Zunächst stellt sich wohl die Frage, wie eine „Kulturhauptstadtregion“ definiert werden könnte. Genau genommen umfasst ja selbst das Gemeindegebiet von St. Pölten urbane wie auch dörfliche Strukturen. Nicht zu Unrecht war beim ersten Kulturforum der Begriff der „Dorfstadt“ in vieler Munde. Dass „ganz St. Pölten“ ins Rennen geht, ist wohl klar, doch was versteht man dann unter Umland? Den politischen Bezirk, mit oder ohne dem ein oder anderen Nachbarbezirk? Hier wird bald klar, vor allem beim Gedanken an die zahlreich eintreffenden Gäste von fernen Gestaden, dass ein Denken mit kommunalen Grenzziehungen oder politischen Bezirken nicht darstellbar sein wird.

Nicht uncharmant wirkt der von KulturhauptSTART lancierte Vorschlag eines 24 Kilometer Rings um die Stadt St. Pölten – unter sublimem Hinweis auf die Bewerbung für das Jahr 2024. Tatsächlich findet sich in diesem Umkreis ein Einzugsgebiet für St. Pölten, das zumindest einen Rahmen (mit Augenzwinkern) bieten kann. Denn natürlich sind 24 Kilometer ein bisschen willkürlich. Bei Linz 09 oder erst recht bei Graz 2003 wäre man wohl sehr bald auf starre Grenzen gestoßen.

Betracht man den 24 Kilometer Kreis als erste Orientierung, die nicht in aller Strenge exekutiert wird und vor allem Kunst und Kultur keine willkürlichen Limits verpasst, so kann dies eine Annäherung für eine Kulturhauptstadtregion darstellen. Stellt man nämlich die Frage nach dem Wirkungskreis, den eine mittelgroße Stadt wie St. Pölten entfaltet, dann sieht man die Ausstrahlung dieser Stadt als Ort der Arbeit, der Bildung, des Konsums, der Freizeitgestaltung, von Sport und Kultur. Für viele Menschen im Umkreis von rund 30 Kilometern, manchmal mehr (z.B. Studium) und manchmal weniger (im Falle alltäglicher Besorgungen), übt St. Pölten mit seinem vielfältigen Angebot eine gewisse Sogwirkung aus und stellt somit einen attraktiven Anziehungspunkt dar.

Und blickt man von St. Pölten aus in die Kulturhauptstadtregion, so sieht man einige der renommiertesten Kulturstandorte im Osten Österreichs. Beginnend mit Melk im Westen mit seinem Barockstift von wahrhaft europäischem Format und als längst dienendem Standort für Freilufttheater, über die Schallaburg als wichtiges Ausstellungszentrum des Landes Niederösterreich durch das Welterbe Wachau bis zum Stift Göttweig und Krems am anderen Donauufer mit seinem Schwerpunkt im Bereich der Bildenden Kunst. Weiter über Grafenegg, das sich in kürzester Zeit als musikalischer Fixstern für Orchester aus halb Europa

und dem Rest des Erdkreises etabliert hat. Im Osten St. Pöltens bildet der Wienerwald jenseits von Neulengbach und Eichgraben wohl eine natürliche Grenze für das St. Pöltner Einzugsgebiet ebenso wie die Berge der Voralpen eine Grenze im Süden jenseits von Lilienfeld darstellen.

Viel an Potenzial steckt in dieser nur äußerst rudimentär skizzierten Zone, in kultureller und ganz besonders auch in touristischer Hinsicht: Jährlich ziehen die Kulturdenkmäler, Ausstellungshäuser und Festivals dieser Region eine Million Kulturtouristen an. Die Übernachtungsbetriebe in den Gemeinden konnten im Jahr 2017 über 600.000 Nächtigungen verzeichnen. Nicht zuletzt der Status als UNESCO

Martin Grüneis Abteilungsleiter-Stellvertreter Amt der NÖ Landesregierung Abteilung Kunst und Kultur

ist: nämlich zu zeigen, wie die Wechselwirkungen zwischen einer mittelgroßen Stadt und ihrer Umgebung für beide Seiten zum Mehrwert führen kann. Natürlich speziell mit den Mitteln und Möglichkeiten von Kunst und Kultur.

Hier könnte noch ein Muster erwachsen, das auf ähnlich gelagerte Mittelstädte in Europa anregend und in manchem sogar vorbildhaft wirken könnte. So könnte St. Pölten mit seiner Bewerbung den

Stellt man die Frage nach dem Wirkungskreis, den eine mittelgroße Stadt wie St. Pölten entfaltet, dann sieht man die Ausstrahlung dieser Stadt als Ort der Arbeit, der Bildung, des Konsums, der Freizeitgestaltung, von Sport und Kultur. Und blickt man von St. Pölten aus in die Kulturhauptstadtregion, so sieht man einige der renommiertesten Kulturstandorte im Osten Österreichs.

Welterbestätte der Wachau sorgt schon jetzt für ein internationales Publikum, von dem bei erfolgreicher Kandidatur 2024 auch St. Pölten profitieren sollte.

Aber ist dieses Denken in kulturtouristischen Effekten legitim und nicht etwa schädlich für die künstlerische Dimension der Kulturhauptstadt?

Diese Frage kann mit Referenz zu den Beschlüssen des Europäischen Parlaments und des Rates klar beantwortet werden. Die Beschlüsse Nr. 445/2014/ EU und als Vorgänger Nr. 1622/2006/EG bilden die Grundlage für die Durchführung der Aktion der Kulturhauptstädte Europas und zeigen das explizite Ziel, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Dies bezieht sich sowohl auf die Einbeziehung eines Umlands als auch die gesteigerte Ausstrahlung, die dem Kulturtourismus starke Impulse verleihen soll. Definitiv festgehalten wird im Beschluss aus dem Jahr 2014 jedoch auch, dass der Titel einer Stadt vorbehalten bleibt und die umliegende Region einbezogen werden kann.

Gut möglich, dass darin eine Chance für die gesamte Kulturhauptstadtregion und darüber hinaus zu sehen

Versuch unternehmen, auf Erfahrungen bisheriger Kulturhauptstädte aufzubauen und durch seine spezifische Verfasstheit (etwa als einzige demokratisch per Volksentscheid gewählte Landeshauptstadt, die von einer historisch bedingten Randsituation in die Mitte Europas gerückt ist) neue Facetten dem überaus vielseitigen Gesamtbild Europas hinzuzufügen –alles denkbar.

Aber jedenfalls und immer nur im Zusammenwirken mit den Kreativen und Kunstschaffenden, denen der Titel der Kulturhauptstadt als Inspiration und Bühne ihres Schaffens dienen möge. Folglich geht es nicht um die exakte Definition der Kulturhauptstadtregion und ihrer Begrenzung, sondern in erster Linie um die Entfesslung des künstlerischen und kulturellen Potenzials in und um St. Pölten, um die Schärfung des eigenen Profils im Austausch und zum Nutzen der Stadt, der Region und des Landes: als funkelnder Glasstein im Kaleidoskop Europas.

Die Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2024 kann somit den Grundstein dafür legen, das große Potenzial einer Kulturhauptstadt-Region nachhaltig auf die europäische Landkarte zu bringen.

Europa braucht Einigkeit und Solidarität

Der Kosmopolit, Humanist und überzeugte Europäer Dr. Hugo Portisch, 1927 in Pressburg (damals tschechoslowakei) geboren, übersiedelte nach Kriegsende mit seiner Familie nach St. Pölten in das Haus seiner Großeltern. Er gehört zu den bedeutendsten Journalisten Österreichs und hat mit seinen Fernsehsendungen das Geschichtsbewusstsein einer ganzen nation geprägt. Seit Anfang April 2018 ist er Ehrenbürger der Stadt St. Pölten.

Herr Dr. Portisch, Sie haben in Ihrer Kindheit und Jugend viel Zeit in St. Pölten verbracht, wie würden Sie die Entwicklung St. Pöltens in den letzten Jahrzehnten charakterisieren bzw. wo sehen Sie für die Zukunft das größte Entwicklungspotenzial?

Wenn ich an das St. Pölten meiner Kindheit denke, so ist das heutige St. Pölten daran nicht wiederzuerkennen. Das Haus meiner Großeltern befand sich ja in Oberwagram, das war ein kleines Dorf, in dem man sich aufmachte, um in die Stadt zu gehen. Und die Stadt fing jenseits der Traisen gerade erst mal an. Aber von dort ging es recht schnell zum Rathausplatz und damit war´s das auch schon. Dagegen ist St. Pölten heute eine moderne Großstadt.

Die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas wird immer wieder als großes Zukunftsprojekt beschrieben. Dabei stellt sich natürlich die Frage der europäischen Dimension als Bezugspunkt. Vor welchen Herausforderungen steht Ihrer Meinung nach unser Europa im Moment?

Das sind zwei Fragen in Einem, Kulturhauptstadt Europas zu sein ist immer eine positive Herausforderung, jede der bisherigen Kulturhauptstädte hat sich dieser Aufgabe gestellt, mit vielen neuen Gebäuden und Kulturstätten, hat an Selbstbewusstsein und Zukunftsperspektive wesentlich gewonnen.

Die Herausforderungen Europas hingegen müssen gemeinsam von allen Mitgliedern angenommen und bewältigt werden. In allererster Linie bedarf es dazu

aber der Einigkeit und des Willens, die Probleme gemeinsam und in großer Solidarität zu lösen. Zurzeit fehlt dieser gemeinsame Wille, Nationalismus und Populismus werden in einzelnen Ländern von den Politikern als Mittel zur Stärkung ihrer eigenen Herrschaft ausgiebig missbraucht.

Viele zentrale neuerungen in der Geschichte Europas sind nicht zuletzt aus Krisen heraus entstanden. Welche Rolle können Städte bzw. Regionen in diesem Kontext einnehmen und worin lägen hier die Chancen bzw. Aufgaben St. Pöltens?

Es kommt auf die Art der Krise an. Bisher hatten wir es vorwiegend mit Finanzkrisen zu tun. Auch diese war nur durch gemeinschaftliche Anstrengungen zu bewältigen. Das waren Herausforderungen, die vorwiegend von den Regierungen der Mitgliedstaaten zu bewältigen waren. Einzelne Landeshauptstädte konnten da nur beisteuern, eine größere Rolle fiel ihnen nicht zu.

Sollte es aber einmal wieder zu einer ernstlichen Wirtschaftskrise kommen, da meine ich, dass eine Stadt wie St. Pölten gewiss eine bedeutende eigene Rolle bei der Bewältigung der entstehenden Aufgaben zu spielen hätte. Zurzeit hat Europa vor allem eine Flüchtlingskrise zu bewältigen. Und dabei kommt es gewiss auf jede einzelne Gemeinde an, das heißt, die Gemeinschaft und ihre politischen Funktionäre – die haben Mut, Menschlichkeit und Entschlossenheit zu beweisen.

Sie sind viel gereist und haben geschichtliche Entwicklungen und Umbrüche persönlich miterlebt. Ist es aus Ihrer Sicht möglich, eine europäische Kultur zu definieren bzw. wodurch zeichnet sie sich aus?

Natürlich gibt es eine ausgeprägte europäische Kultur, die sich deutlich von den kulturellen Entwicklungen anderer Kontinente unterscheidet. Das hängt damit zusammen, dass es nirgendwo in der Welt so viele verschiedene, kleine und große Völker gibt wie in Europa. Ihr viele Jahrhunderte dauerndes Zusammenleben, auch ihr gemeinsames vor allem christlich geprägtes Weltbild und die daraus entwickelte Renaissance hat viel zur Entstehung europäischer gemeinsamer Kultur beigetragen.

Was würden Sie der Europäischen Union für die nächsten fünfzig Jahre wünschen?

Vor allem Einigkeit, Solidarität und den gemeinsamen Willen, das ungeheure Potenzial Europas zur Bewältigung großer Aufgaben einzusetzen. Etwa ein großes gemeinsames europäisches Projekt zur Rettung Afrikas – etwa analog zum Marshall Plan, den die USA zur Rettung Europas entwickelt haben. Denn eines werden die Europäer bald einzusehen haben: Nur wenn wir Afrika retten, können wir Europa retten. Interessanterweise, wenn auch wahrscheinlich mit anderer Zielsetzung, hat das China schon erkannt.

HUGO PORtISCH BEI SEInEM BESUCH IM MUSEUM nIEDERÖStERREICH

Auf Einladung von Bürgermeister Matthias Stadler besuchte die ORF-Legende Hugo Portisch Mitte April die Landeshauptstadt und sicherte seine Unterstützung für die Bewerbung St. Pöltens als europäische Kulturhauptstadt 2024 zu.

v. l. n. r.: Michael Duscher, Hugo Portisch, Siegfried Nasko (ehem. Kulturstadtrat St. Pölten), Christian Rapp (wissenschaftlicher Leiter Haus der Geschichte), Jakob Redl, Thomas Karl (Kulturamtsleiter St. Pölten)

Hugo Portisch

Erfahrungen aus linz, Marseille und der EU-Jury

Ulrich Fuchs ist Hochschullehrer und Kulturmanager. Bis Jahresende ist er Vorsitzender der EU Jury zur Auswahl, Begleitung und Evaluierung aktueller und künftiger Europäischer Kulturhauptstädte, allerdings nicht mehr für die Auswahl der österreichischen Kulturhauptstadt Europas 2024 zuständig. Davor war er stellvertretender Intendant und Programmdirektor der Kulturhauptstädte linz 2009 und Marseille-Provence 2013.

Als Programmdirektor zweier europäischer Kulturhauptstädte und als derzeitiger Vorsitzender der EU-Auswahljury sind Sie einer der genauesten Kenner dieses titels. Wie würden Sie erklären, was es braucht um Kulturhauptstadt Europas zu werden und worauf die Jury am genauesten schaut?

Für die Jury sind die Qualität und die Glaubwürdigkeit des Projekts – orientiert an den präzise beschriebenen sechs Kriterien – der entscheidende Prüfstein. Um diesen Anforderungen einer Bewerbung gerecht zu werden, bedarf es Offenheit, Neugierde, Humor, Orientierung an europäischen Werten wie Toleranz, Demokratie, Solidarität und Mitmenschlichkeit. Es macht auch Sinn, Erreichtes in Frage zu stellen, auf Qualität zu überprüfen und neue Horizonte zu definieren. Jede Bewerberstadt sollte sich fragen, was können wir Europa über uns erzählen und was können wir von Partnern aus Europa für uns lernen.

Die langzeit-Strategie findet sich in den Bewerbungsunterlagen immer wieder. Hier gibt es von Seiten der EU die klare Anforderung, dass man als Bewerberstadt eine langfristige Perspektive definiert, die über das Kulturhauptstadtjahr hinausgeht. Das war nicht immer so. Warum wurde hier von Seiten der EU nachgebessert?

In der Vergangenheit hat es sich einige Male gezeigt, dass die ausgewählten Städte das Projekt mit einer einmaligen Stadtmarketing-Kampagne verwechselt haben. In Wirklichkeit handelt es sich aber darum, das Kulturhauptstadtjahr als einen Katalysator für ein langfristiges Stadt- und Regionalentwicklungskonzept zu nutzen und ein breit angelegtes Kulturverständnis als Treiber in diesem Prozess zu begreifen. Mit der Verpflichtung, eine Kulturstrategie zu erarbeiten und sie politisch zu verankern, versucht die EU, die verantwortlichen Politiker*innen einzuladen, über Legislaturperioden hinaus zu denken.

Wie werden vonseiten der EU-Institutionen der Erfolg bzw. die Auswirkungen des Projekts Kulturhauptstadt Europas bewertet?

In der Tat gibt es sehr viele offizielle und inoffizielle

Evaluierungen des Projekts – generell und bezogen auf einzelne Städte. Und darüber hinaus mittlerweile zahlreiche Doktorarbeiten und Publikationen. Monitoring und Evaluierung sind für Kulturhauptstädte auch verpflichtender Bestandteil. Der Zuschlag beziehungsweise der Titel „Kulturhauptstadt Europas“ allein sind keine Garantie für Erfolg. Es hat in der Vergangenheit erfolgreiche, weniger erfolgreiche und gescheiterte Kulturhauptstädte gegeben. Das sind – wie im Übrigen bei allen Unternehmungen –eben auch die Risiken eines solchen Projekts.

Der Aspekt der Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen – aus guten und wichtigen Gründen. Zur Nachhaltigkeit zählt zum Beispiel für den Diskurs der Jury auch, wie die Politik nach dem Kulturhauptstadtjahr mit dem kulturellen Sektor umgeht.

Sie haben Kulturhauptstädte in so unterschiedlichen ländern wie Österreich und Frankreich umgesetzt und in Deutschland eine Bewerbung vorbereitet. Welche Rolle spielten dabei die politischen Erwartungshaltungen bzw. wie behandelt die Jury dieses thema?

Dass es bei einem Projekt wie „Kulturhauptstadt Europas“ politische Erwartungshaltungen gibt, gelegentlich auch politischen Druck, ist völlig normal und auch berechtigt. Schließlich trägt man zum Beispiel als Intendant*in die Verantwortung auch dafür, viele Millionen Euro öffentlicher Gelder, Steuermittel, sinnvoll einzusetzen. Die professionelle Handhabung zu kontrollieren ist Aufgabe eines Aufsichtsrats, in dem auch die Politik vertreten ist.

Auf der anderen Seite muss ebenso klar sein, dass die Gestaltung des Programms einer Kulturhauptstadt nicht Sache der Politik oder des Aufsichtsrats ist, sondern der künstlerischen Leitung des Projekts. Das gilt auch für die Inhalte des Bewerbungsprozesses. Ich hatte sowohl in Linz als auch in Marseille diese künstlerische Unabhängigkeit und Freiheit als Bestandteil meines Anstellungsvertrags, den ich ohne diese Zusicherung auch nicht unterschrieben hätte. Die europäische Jury erwartet in der Bewerbung eine entsprechende Formulierung auch im „bid book“.

In St. Pölten denkt man bei dem thema natürlich schnell an linz09. Wenn Sie jetzt auf das Kulturhauptstadtjahr und die Vorbereitungen zurück blicken, wovon könnte St. Pölten lernen?

Kurz gesagt: Von den Erfolgen und den Fehlern! Es lohnt sich, das Beispiel Linz09 genauer zu studieren. Ich will nur wenige Beispiele nennen. Sehr gut gelungen scheint mir, wie Linz seine eigene Geschichte heute glaubwürdig und authentisch „erzählt“. Das ist vor allem ein Verdienst der dank Linz09 neu entwickelten Zusammenarbeit zwischen den Kulturakteuren und dem Tourismusverband Linz. Eines unseres größten Versäumnisse ist es, der Kulturpolitik von Stadt und Land keine Verpflichtung abgerungen zu haben, den eingeschlagenen Weg konsequent fortzusetzen.

nach zehn Jahren „Kulturhauptstadt Machen“ und fast fünf Jahren in der Jury, was macht für Sie die Faszination dieses titels aus und wie würden Sie ein gelungenes Kulturhauptstadtjahr beschreiben?

Wenn man bedenkt, wie gering die Mittel sind, die die Europäische Union für Kunst und Kultur aufwendet, dann ist der Erfolg des Projekts schon erstaunlich. Mich fasziniert immer wieder die unglaubliche Vielfalt kultureller Ausdrucksformen in Europa. Geographisch gesehen ist unser Kontinent ja eigentlich vergleichsweise klein und zugleich aber so wunderbar heterogen. Diesen Reichtum sollten wir gegen diejenigen verteidigen, die Europa schlecht reden und nationalistische Dumpfheit auf ihre populistischen Fahnen schreiben. Ein gelungenes Kulturhauptstadtjahr fördert die Offenheit und Neugierde eines möglichst großen Publikums auf diese Vielfalt.

Kulturhauptstädte Europas 2018 bis 2024

lEEUWARDEn 2018

niederlande, 108.583 Einwohner*innen

„Criss-Crossing Communities“

Drei Themen prägen das kulturelle Programm: „natur & Kultur“ versteht sich als openLab für Ideen und Konzepte bezogen auf das natürliche und kulturelle Erbe. „Stadt & land“ fokussiert auf den Werteaustausch zwischen urbanen und ländlichen Gemeinschaften. „Gemeinschaft & Vielfalt“ ist bestrebt, unerwartete Bewegungsräume zu eröffnen. Hierbei geht es um die Produktion interkultureller Empathie im Verstehen unterschiedlicher kultureller Prägungen.

GAlWAY 2020

Irland, 79.504 Einwohner*innen

„Making Waves“

Migration, Sprache und landschaft Galway ist seit Jahrhunderten geprägt von Immigrationsprozessen, vor allem aus dem europäischen Raum. Die vielfältigen geografischen und kulturellen Einflüsse und Verbindungen werden zum Thema der Kulturhauptstadt gemacht. Der einzigartigen Kulturlandschaft Galways kommt eine bedeutende Wiedererkennungs- und Identifikationsfunktion zuteil, die sich seither durch die visuelle Kunst, Literatur und Sprache repräsentiert. Als Wiege der irischen Sprache lebt die Gesellschaft von Galway die Mehrsprachigkeit. Die Kulturhauptstadt will die Grenzen und Möglichkeiten der kulturellen Integration durch den Einfluss der Mehrsprachigkeit thematisieren.

ESCH/AlZEttE 2022

luxemburg, 35.040 Einwohner*innen

„Remix Culture“

Remix Europe: Europa steckt in der Krise und Nationalismus kommt daher wie der Wolf im Schafspelz. Daher wollen die europäischen Grundwerte wiederentdeckt und mit einer neuen Vorstellung von Europa in Einklang gebracht werden. Remix nature: Der Region fehlt die Sichtbarkeit des Naturraums. Das Programm versteht sich als Aufruf zu einer aktiven und anregenden Neuentwicklung, welche die Bevölkerung mobilisieren soll und sich aber gleichzeitig auch immer wieder zurück an die Tradition und das kulturelle Erbe erinnert.

„From temporary to Contemporary“ Um zukunftsfähig (COntemporary) zu werden, muss Kaunas die Verwirrung (COnfusion) ihrer fragmentierten und zensierten Geschichte und Mentalität aufarbeiten und überwinden. Kaunas muss sich als Zusammenfluss (COnfluence) verstehen, der sich nicht nur aus den zwei größten Flüssen Litauens ergibt, sondern vielmehr auch in der gesellschaftlichen und kulturellen Struktur ablesen lässt. Es gilt Bewusstseinsbildung (COnsciousness) zu befördern, um eine erfolgreiche und nachhaltige Gemeinschaft in und für Europa zu stärken.

litauen, 304.097 Einwohner*innen

RIJEKA 2020

Kroatien, 305.505 Einwohner*innen

„Port of Diversity – Water Work Migrations“

2024

Remix Culture: Das Konzept widmet sich einer der wichtigsten Fragen der Gesellschaft und indirekt auch einer grundlegenden wirtschaftlichen Rahmenbedingung für die Zukunft: Digitalisierung als tiefgehende Konsequenz für die Warenproduktion und für Dienstleistungen. KAUnAS 2022

ÖStERREICH

Der Hafen von Rijeka wird vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Identitätsstiftung, des wirtschaftlichen Einflusses, der Rolle für die Stadtentwicklung und der treibendenden Kraft für Migrationsprozesse zur Säule des Konzeptes für die Kulturhauptstadt. Das Wasser als Grundlage für die städtische Existenz von Rijeka bildet die Reibfläche zur Auseinandersetzung mit dem Thema einer nachhaltigen und ökologischen Verantwortung. Arbeit als Menschenrecht und Daseinsvorsorge hat sich in den letzten Dekaden verändert. Die Eröffnung neuer Wege in der Erwerbstätigkeiten werden zu einer zentralen Herausforderungen für die Entwicklung der Stadt.

VAllEttA 2018

Malta, 5.700 Einwohner*innen

„Island Stories – Future Baroque – Voyages“ Generationen: Die Befähigung der bürgerschaftlichen Teilhabe an kulturellen Aktivitäten zur Förderung einer inklusiven und partizipativen Stadtgesellschaft. Wegrichtungen: Valletta 2018 versteht sich als kultureller Laborraum für die Gesellschaft zur Auseinandersetzung der Vergangenheit, der zukünftigen Herausforderungen, Grenzen, Disparitäten, Gemeinsamkeiten bezogen auf die europäische und mediterrane Dimension. Städte: Fragen der Baukultur, des Umgangs mit dem baulichen Erbe, der Weiterentwicklung der Stadt und der Qualitätssicherung wie die Frage nach den dahinterstehenden Prozessen werden thematisiert. Inseln: Der Bezug zwischen der Stadt und dem Meer als einflussnehmender Faktor der Kultur, des Alltagslebens, der Wirtschaft und des Handels steht im Zentrum dieses Themenfeldes.

„Open Future“

Die Themen der Bewerbung sind: „Die historische Zukunft“, „Herkunft und Richtungen“, „Betrachtungen und Verbindungen“, „Kontinuität und Unterbrechungen“ sowie „Utopien und Dystopien“.

Italien, 60.351 Einwohner*innen

2019 MAtERA

„Shine your light – light up your city!“

Manchmal passieren Veränderungen direkt auf der Straße: 1884 verfügte Timişoara als erste Stadt am Festland Europas über elektrische Straßenbeleuchtung. 1989 wurde die Revolution gegen das Regime von Ceauşescu auf den Straßen von Timişoara eingeleitet. 2021 wird Timişoara zur Kulturhauptstadt, um Europa an den Bestrebungen der Stadt teilhaben zu lassen. Das Konzept der Kulturhauptstadt fokussiert auf die Freisetzung und Stärkung des zivilen Engagements sowie der gesellschaftlichen Mitwirkung und -gestaltung. Den Ausdruck der eigenen Werthaltungen an andere europäische Städte und dessen Teilhabe daran stellt Timişoara in den Vordergrund ihrer Strategie und Programmatik zur Kulturhauptstadt. Rumänien, 319.297 Einwohner*innen

PlOVDIV 2019

Bulgarien, 343.424 Einwohner*innen „#together“

Die Stadt möchte ihre multikulturelle Dimension sichtbar machen. Durch die Eröffnung neuer Perspektiven zur Förderung des kulturellen Unternehmergeistes und der Kreativwirtschaft möchte Plovdiv ihre Stadtgesellschaft in Europa integrieren und Anreize der Ansiedelung für junge Talente aus dem Ausland schaffen. EStlAnD

ElEUSIS

Griechenland, 29.902 Einwohner*innen „transition to EUphoria“

Der Wandel („transition“) referenziert einerseits zur aktuellen wirtschaftspolitischen Krisensituation in Europa, unter der Griechenland in den letzten Jahren maßgeblich leidet. Andererseits bezieht sich der Wandel gleichermaßen auf die Notwendigkeit der neudefinition von nachhaltigkeit bezogen auf soziale als auch auf ökonomische Aspekte und Dimensionen.

„4 new Bridges“

Die Neubewertung der modernen Identität von Novi Sad, die Revitalisierung des kulturellen Erbes, die Rekonstruktion bestehender und die Eröffnung neuer Räume für die Kultur und die Entwicklung der kulturellen teilhabe der Bürger*innen sind einige der Prinzipien der Kulturhauptstadt, um neue Ziele für eine demokratische kulturelle Entwicklung der Stadt zu setzen.

Serbien, 60.351 Einwohner*innen

Informieren! Mitreden! Mitmachen!

Kommen Sie vorbei und arbeiten Sie mit uns gemeinsam an der Zukunft St. Pöltens! Die Gelegenheit dazu haben Sie unter anderem bei den weiteren KulturFOREN und den Stationen der KulturTOUR.

KulturFORUM #2

↦ Mittwoch, 6. Juni 2018, 18:00 Uhr

Voith Werke, Halle 88

KulturFORUM #3

↦ Mittwoch, 26. September 2018, 18:00 Uhr

Details zum KulturFORUM #3 finden Sie zeitgerecht auf unserer Facebook-Seite (St. Pölten 2024) sowie auf www.st-poelten2024.eu.

Die nächsten Stationen der KulturtOUR

Volksfest, VAZ

↦ Samstag, 19. Mai 2018

Wochenmarkt, Domplatz

↦ Samstag, 2. Juni 2018

Radmarathon

↦ Samstag, 10. Juni 2018

Barockfestival

↦ Samstag, 23. Juni 2018

WM Public Viewing, Egon

↦ Samstag, 23. Juni 2018

Franziskanerfest

↦ Samstag, 8. September 2018

Weitere Stationen unserer KulturTOUR werden laufend auf unserer Homepage veröffentlicht.

Informieren Sie sich über weitere Veranstaltungen sowie den aktuellen Stand unserer Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2024!

Webseite: www.st-poelten2024.eu

Facebook: St. Pölten 2024

Instagram: stp2024

Schicken Sie uns Ihre Vorstellungen für St. Pölten als Kulturhauptstadt Europas 2024 gerne auch per Email an office@st-poelten2024.eu oder per Post an die NÖ Kulturlandeshauptstadt St. Pölten GesmbH Rathausplatz 1, 3100 St. Pölten

KulturFORUM #2

Wie gestaltet sich die kulturelle Zukunft St. Pöltens? Auf welche Rahmenbedingungen, Perspektiven und leitlinien einer Kulturstrategie St. Pölten 2030 kann sie gestützt werden?

Das zweite KulturFORUM bildet die Halbzeit im gemeinsamen Dialog über St. Pöltens Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2024. Wir laden Sie herzlich dazu ein, in Werkstattatmosphäre gemeinsam mit uns über die Rahmenbedingungen, die Perspektiven und die Leitlinien zur Kulturstrategie 2030 zu diskutieren und diese weiterzuentwickeln.

Uns interessiert, was Sie dazu zu sagen haben: Wie soll sich St. Pölten zukünftig kulturell profilieren? Befinden wir uns mit den Leitlinien am richtigen Weg? Was haben wir zu wenig oder nicht bedacht?

Darüber hinaus wollen wir Sie an diesem Abend auch über den aktuellen Stand des Bewerbungsprozess sowie Ihre weiteren Mitwirkungsmöglichkeiten informieren. Machen wir St. Pölten gemeinsam zur Kulturhauptstadt Europas 2024!

Mittwoch, 6. Juni 2018, 18:00 Uhr

Voith Werke, Halle 88 Linzer Straße 55 3100 St. Pölten

In freundlicher Zusammenarbeit mit

Zwischen dem 4. und 9. Juni bevölkert das partizipative und generationenübergreifende Festival ZUKUnFtSBÜRO – eine Koproduktion des Landestheaters Niederösterreich und makemake produktionen in Kooperation mit dem Festspielhaus St. Pölten – den Rathausplatz und viele andere Orte in St. Pölten. Alle Infos & Termine: www.landestheater.net

Impressum: KulturJOURNAL #2

Redaktion und Herausgeberin:

NÖ Kulturlandeshauptstadt St. Pölten GmbH Rathausplatz 1, 3100 St. Pölten

Redaktion und Gestaltung: Raumposition. Scheuvens | Allmeier | Ziegler OG

Bildnachweise:

↦ Seiten 1, 2, 3 und 5: St. Pölten 2024/Christian Fürthner; ↦ Seite 3: Peter Rauchecker; ↦ Seite 13: privat; ↦ Seite 14: Josef Vorlaufer (Portraitfotos), Stadtarchiv St. Pölten (links) ; ↦ Seite 15: Klaus Engelmayer (oben links), Thomas Schnabel (Fotodiaz) (oben rechts), Ding Yi Jie (unten); ↦ Seite 17: Ernst Kainerstorfer/picturedesk.com (oben), Florian Müller (unten); ↦ Seite 18: privat

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