Dieser Quartiersatlas versteht sich als wachsendes Dokument, an dem im gesamten Prozess laufend weitergearbeitet wird. Er fungiert als Grundlage für die Leitbilder und Maßnahmen und wird laufend um neue Erkenntnisse und Analysen ergänzt. Im Impressum befindet sich die Zahl der jeweiligen Version des Quartiersatlas inkl. Zeitpunkt der Finalisierung.
Impressum:
Eigentümerin und Herausgeberin Wirtschaftsagentur Wien
Inhalt
Sofern nicht anders angegeben: Raumposition, CIMA Österreich
Bearbeitung, Redaktion und Gestaltung Raumposition. OG Phorusgasse 2/28, 1040 Wien
Projektverantwortliche
Daniela Allmeier, Pia Knappitsch
Grafische Inhalte und Bilder
Sofern nicht anders angegeben: Raumposition.
Version 2: Wien, April 2024
INHALTSVERZEICHNIS
Ausgangslage und Zielsetzung
Ein Paradigmenwechsel: Von der Einkaufsstraße zum Quartier
Ansätze für ein mulitfunktionales, vielfältiges und buntes Quartier
Die Döblinger Hauptstraße als Quartier des Handels und der Versorgung
Die Döblinger Hauptstraße als Quartier des Arbeitens
Die Döblinger Hauptstraße als Quartier des öffentlichen Lebens
Die Döblinger Hauptstraße als Quartier der Kultur und Teilhabe
Die Döblinger Hauptstraße als Quartier des Wohnens
Befunde und Leitfragen zur Döblinger Hauptstraße
AUSGANGSLAGE UND ZIELSETZUNG
Lebendige, bunte und vielfältige Quartierszentren gehören zum Wesen einer Stadt. Sie prägen Wien sozial, kulturell, räumlich und vor allem auch wirtschaftlich. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung mit Gütern des (erweiterten) täglichen Bedarfs, übernehmen aber auch zentrale Funktionen zur Erfüllung sozialer Bedürfnisse, wie zum Beispiel der Gastronomie oder die soziale Nutzung konsumfreier, öffentlicher Räume, medizinischer Versorgungseinrichtungen und kommunaler Dienstleistungen.
Auch für die Umsetzung der „Stadt der kurzen Wege“ sind Quartierszentren essentiell: Hier werden möglichst alle Bedürfnisse auf engstem Raum befriedigt. Und schließlich bewahren sie auch die Vielfalt der Stadt. Dies setzt jedoch voraus, dass nicht nur wenige große Metropolzentren diese Funktionen erfüllen, sondern die Sicherung, Weiterentwicklung und Aufwertung von Zentren an unterschiedlichen Orten der Stadt gewährleistet und unterstützt wird.
Die Zentren stehen jedoch vor großen Herausforderungen. Nicht erst seit der Corona-Pandemie wurde der starke Fokus der Geschäftsstraßen auf den Handel sicht- und spürbar. Das Ausbleiben der Kund:innen hatte zahlreiche Ladenschließungen zur Folge. Zusätzlich verschärft die Digitalisierung die Bedingungen; das wachsende Angebot an Online-Shopping Möglichkeiten schwächt den stationären Handel. Auch der Anspruch an den öffentlichen Raum in den Quartierszentren ändert sich aktuell stark.
Galt der Handel lange Zeit als stabiles Standbein für ein erfolgreiches Quartierszentrum, so sind heute neue Wege einzuschlagen, die eine ganzheitliche Betrachtung aller Nutzungsmöglichkeiten in den Mittelpunkt rücken. Neben dem klassischen Handel müssen beispielsweise auch andere Angebote, wie etwa Kunst und Kultur oder die Gastronomie in den Fokus gerückt und mitbehandelt werden. Kurzum: Die Nutzungsvielfalt innerhalb der Quartierszentren ermöglicht deren Fortbestehen.
EIN PARADIGMENWECHSEL: VON DER
EINKAUFSSTRASSE ZUM QUARTIER
Resiliente und nachhaltige Geschäftsstraßen entwickeln sich weiter zu Quartieren. Neben den Erdgeschoßlokalen entlang der Straße richten wir den Blick auch nach oben und in die zweite, vielleicht auch dritte Reihe. Die Geschäftsquartiere von morgen leben von einem breiten Mix aus Angeboten und Nutzungsmöglichkeiten wie Handel, Wohnen, Arbeiten, Kunst und Kultur etc.
Unterschiedliche Ansprüche und Potenziale werden sichtbar und miteinander vernetzt. Erst die Hinwendung zum Geschäftsquartier ebnet den Weg für ein pulsierendes Zentrum.
TREFFEN UND AUSTAUSCHEN
EINKAUFEN, BEWEGEN UND FLANIEREN
VERKAUFEN, ERLEBEN, TAUSCHEN UND TEILEN
KUNST UND KULTUR MACHEN UND LEBEN
GEMEINSAM FESTE FEIERN
ANSÄTZE FÜR EIN
MULTIFUNKTIONALES, VIELSEITIGES UND BUNTES QUARTIER
Zusammengefasst: Die eine perfekte Rezeptur für die Geschäftsquartiere gibt es nicht. Jedes Quartier bringt unterschiedliche Rahmenbedingungen mit und überall bilden sich Potenziale und Herausforderungen heraus, auf die eingegangen werden muss. Was jedoch für alle Quartiere gilt: Ein resilientes Geschäftsquartier lebt von seiner Vielfalt.
Die Geschäftsquartiere werden nur dann als lebendige Quartierszentren funktionieren, wenn sie allen Aspekten des täglichen Lebens gerecht werden. Das umfasst den Handel, vielfältige Dienstleistungs-, Kunst- und Kulturangebote genauso wie qualitätsvollen Wohnraum und öffentlichen Raum. Es gilt also, den perfekten Mix für das Geschäftsquartier zu entwickeln, das alle Ansprüche an ein lebendiges Zentrum deckt. Diese Aufgabe kann nur mit den Akteur:innen in den Quartieren gemeinsam gelingen. Denn im kompakten Quartier zeigen sich nicht nur die Herausforderungen und der Handlungsbedarf, sondern ergibt sich auch das Potenzial für die Menschen, „ihr“ Quartier weiterzuentwickeln.
Öffentliches
Leben
Handel & Versorgung Wohnen Arbeit
Kultur und Teilhabe (inkl. Gastronomie)
HANDEL UND VERSORGUNG
Der Handel galt lange Zeit als der zentrale Frequenzbringer für Einkaufsstraßen. Auch bei der Betrachtung als Geschäftsquartier spielen Handel und Versorgung eine tragende Rolle. Im Sinne einer „Stadt der kurzen Wege“ sollte die Angebotsvielfalt erhalten und ausgebaut werden. Viele Herausforderungen, wie steigende Kosten oder die starke Konkurrenz des OnlineHandels, setzen den klassischen Einzelhandel zunehmend unter Druck. Hier gilt es, gemeinsam neue Potenziale sichtbar zu machen und resiliente, zukunftsgerichtete Strukturen zu entwickeln.
ARBEIT
Die Menschen, die in den Quartieren arbeiten, sind ein wichtiger Baustein für deren Lebendigkeit. Vielfältige Angebote im Quartier erleichtern ihnen den Alltag und werden gerne angenommen. Umgekehrt verändern aktuelle Trends auch den Umgang mit dem Thema Arbeit im Quartier, sei es weil Arbeiten im (halb-) öffentlichen Raum seit der Corona-Pandemie häufiger geworden ist, oder auch weil neue Verfahren die Produktion in die Innenstädte zurück bringen könnte.
ÖFFENTLICHES LEBEN
Der fortschreitende Klimawandel, ein sich veränderndes Mobilitätsverhalten und auch die Wahrnehmung als „erweitertes Wohnzimmer“ erhöhen die Bedeutung des öffentlichen Raums. In den Geschäftsquartieren versteht er sich einerseits als „roter Teppich“, der für die Besucher:innen und Bewohner:innen ausgerollt wird. Andererseits ist er aber auch geprägt von seiner Funktion als Durchzugsraum sowie als Start- und Zielpunkt der Menschen im Quartier.
KULTUR UND TEILHABE WOHNEN
Die Geschäftsquartiere sind auch Orte des Wohnens. Aufgrund ihrer zentralen Lage sind sie von Urbanität und Vielfältigkeit geprägt. Neben der Aufrechterhaltung zentraler Versorgungsbetriebe für den täglichen Bedarf gilt es auch, die Wohnqualität abzusichern und zu verbessern.
Kunst, Kultur und auch die Gastronomie tragen maßgeblich zur Identität eines Quartiers bei. Freizeitgestaltung wird den Bewohner:innen zunehmend wichtiger, gleichzeitig werden die Bedürfnisse dabei immer individueller. Auch hier ist Vielfalt Trumpf.
DIE DÖBLINGER HAUPTSTRASSE IM WANDEL DER ZEIT
12. Jahrhundert
Im frühen Mittelalter befindet sich in Döbling vermutlich eine slawische Siedlung. Die Döblinger Hauptstraße ist Teil der römischen Limesstraße und somit wichtige Handelsroute.
14001800
Das Dorf Döbling wird mehrfach verwüstet, einmal 1481 durch die Truppen des Matthias Covinius, sowie 1529 und 1683 während der Türkenbelagerungen.
Ferdinand Zögernitz lässt eine Residenz im Biedermeierstil auf ehemaligem kaiserlichen Besitz erbauen. Das Casino Zögernitz wird 1837 eröffnet und zu einem beliebten Treffpunkt der Wiener Gesellschaft. 1867 erwerben Leopold und Josephine von Wertheimstein die Villa in der Döblinger Hauptstraße 96 (heute Bezirksmuseum). Hier entsteht der Salon Wertheimstein, ein Treffpunkt liberaler Persönlichkeiten Wiens.
Ende des 19. Jahrhunderts erlebt der heutige Bezirk Döbling eine rasante Entwicklung. Zwischen 1850 und 1890 verdreifacht sich die Einwohner:innenzahl und allein in Heiligenstadt bestehen im Jahr 1890 bereits mehr als 300 Gewerbeund Industriebetriebe. 1892 wird Döbling zum 19. Wiener Gemeindebezirk. Die Döblinger Hauptstraße wird zu einer bedeutenden Verkehrsader.
Die Straßenbahnlinie 37 fährt ab April 1907 durch die gesamte Döblinger Hauptstraße.
Neben Floridsdorf ist Döbling während des Bürgerkrieges der am härtesten umkämpfte Bezirk.
19381945
Döbling wird im Zweiten Weltkrieg teilweise schwer getroffen und zerstört.
Von 1949 bis 1985 werden in Döbling fast 7.000 Gemeindewohnungen errichtet. Städtebaulich besonders markant ist der in den Jahren 1959 bis 1960 errichtete, dreizehn Stock hohe Schnitzlerhof in der Döblinger Hauptstraße 1.
1976 eröffnet die U4 und bindet auch die Döblinger Hauptstraße besser an die Innenstadt an. Mehrere Gründerzeithäuser, darunter das um 1900 erbaute Ensemble in der Döblinger Hauptstraße 2 (heute Ibis Hotel), werden abgerissen und somit das historische Stadtbild beeinträchtigt.
Die Döblinger Hauptstraße folgt dem Verlauf einer römischen Limesstraße, wobei sich im Bereich zwischen Hofzeile und Wertheimsteinpark eine slawische Siedlung befand, die urkundlich 1114 als Teopilic bzw. Toplice angeführt wurde. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Döbling zu einem begehrten Vorort, die Hauptstraße wurde von prachtvollen Villen und Herrenhäusern gesäumt.
Während der Gründerzeit und des Jugendstils prägten repräsentative Bauten das Stadtbild. Die Döblinger Hauptstraße wurde zu einem Boulevard mit exklusiven Geschäften und Cafés. In der Zwischenkriegszeit erfuhren einige Gebäude Modernisierungen, doch der historische Charme blieb erhalten.
Während des Zweiten Weltkriegs blieb die Döblinger Hauptstraße selbst von größeren Zerstörungen verschont. Nach dem Krieg wurden in Döbling viele Gemeindebauten errichtet. Die Döblinger Hauptstraße blieb bis in das 21. Jahrhundert hinein eine noble Einkaufsstraße.
DER AKTUELLE DÖBLINGER HAUPTSTRASSEN-MIX
Handel & Versorgung
Öffentliches Leben Wohnen Arbeit
Kultur und Teilhabe (inkl. Gastronomie)
Die Döblinger Haupstraße ist geprägt von einer Vielzahl an kleinteiligen inhaber:innengeführten Handels- und Dienstleistungsbetrieben. Auch gastronomische Angebote lassen sich über weite Teile des Straßenzuges immer wieder entdecken. Es kann von einem Nutzungsmix gesprochen werden, wobei der Fokus klar auf den Handelsbetrieben liegt. Das Angebot konzentriert sich vor allem auf das Mittel- bis HochpreisSegment und entspricht der Kaufkraft der meisten angrenzenden Bewohner:innen. Diese Kaufkraft spiegelt sich auch in der Gestaltung der öffentlichen Räume wieder: Der Fokus liegt auf der Gestaltung sauberer und attraktiver Gehwege und einer Vielzahl an Parkplätzen entlang der Straße. Angebote von Kunst und Kultur und weitere informelle Nutzungen sind nur vereinzelt vorzufinden.
KENNZAHLEN ZUR DÖBLINGER HAUPTSTRASSE
Durschnittliches NettoEinkommen der Bewohner:innen in Döbling zu Jahresbeginn: € 29.195
Vergleich Landstraßer Hauptstraße: 346,3 Millionen Euro
Passant:innenzählung 2022: Donnerstag: 4.277
Samstag (bei Regen): 2.536
Vergleich Landstraßer
Hauptstraße: Donnerstag: 18.449
Samstag (bei Regen): 11.465
DIE DÖBLINGER HAUPTSTRASSE ALS
QUARTIER DES HANDELS UND DER VERSORGUNG
Die Döblinger Hauptstraße zeichnet sich durch ihr breites Angebot an inhaber:innengeführtem Einzelhandel aus.
HANDELSBETRIEBE UND LEERSTAND ENTLANG DER DÖBLINGER HAUPTSTRASSE
Die Döblinger Hauptstraße ist geprägt von kleinteiligen, oftmals inhaber:innengeführten Handelsbetrieben. Diese werden ergänzt durch ein gängiges Angebot an Filialen, meist zur Deckung des täglichen Bedarfs (z. B. Spar Gourmet, Billa, Bipa). Mit einem vergleichsweise geringen Filialisierungsgrad von 24% liegt der Fokus der Straße auf spezialisierten Läden, wie etwa kleinen Boutiquen, einem Geschäft für Bilderrahmen, oder einer Schokothek. Große Einkaufszentren gibt es auf der Döblinger Hauptstraße nicht. Mit nur rund 6.000 m² Verkaufsfläche verteilt auf 38 Handelsbetriebe weist die Döblinger Hauptstraße nach der Praterstraße die geringste Fläche auf. 29 Handelsbetriebe sind aktuell inhaber:innengeführt. Das erklärt auch die geringere Geschäftigkeit im Vergleich zu den anderen betrachteten Geschäftsquartieren. Die beiden Straßenseiten sind durch Fahrbahnen, Straßenbahn-Schienenkörper und Parkplätze voneinander getrennt. Aufgrund der guten Einsehbarkeit beider Seiten stehen die jeweiligen Geschäftsbereiche dennoch in Beziehung zueinander. Auch die Tempo-30 Beschränkung leistet dazu einen Beitrag. Der Charakter der Straße wird maßgeblich vom Angebot – das hier in erster Linie dem Mittel- bis Hochpreissektor zugeordnet werden kann – definiert. Die Besucher:innen der Döblinger Hauptstraße bilden die Bevölkerung der umliegenden Quartiere ab. Mit nur einer indirekten Anbindung an die U6 und die U4 sind Besucher:innen aus anderen Bezirken seltener als in den restlichen Geschäftsquartieren vertreten. Leerstand kann entlang der Straße immer wieder identifiziert werden. Auf diesen wird jedoch meist schnell reagiert und Lokale neu vermietet.
Handelsnutzung (mindestens anteilig)
Leerstand
MIETPREISENTWICKLUNG UND LAGEGUNST
Beginnend vom Gürtel bis zur Osterleitengasse wird die Döblinger Hauptstraße als A-Lage bewertet. Dieser Bereich ist gut an die U-Bahn Linien U6 und U4 angebunden und es befinden sich hier auch eine Vielzahl an kleinteiligen Handelsstrukturen. Diese Lagegunst spiegelt sich auch in der Besucher:innenzahl des Abschnittes wider. Abseits der Geschäftsstraße wird das Quartier schnell zum Wohnort. Die Entwicklung des Quartierscharakters benötigt hier also zugeschnittene, konkrete Ansätze. Leerstände lassen sich über die gesamte Straßenlänge regelmäßig verteilt vorfinden. Vor allem die Nachbesetzung der inhaber:innengeführten kleinteiligen, Handelsstrukturen bereiten zunehmend Schwierigkeiten – hier gilt es resiliente Lösungen zu entwickeln! Die bis dato jedoch noch stabile Kaufkraft der Straße spiegelt sich auch in den stabilen, vergleichsweise hohen Quadratmeterpreisen wider. So liegen die Kosten für ein maximal 60 m² großes Objekt bei rund 32,10 €/m². Auf diesem Niveau konstatieren die Mietkosten seit 2016.
FILIALISIERUNGSGRAD
Mit rund 24 % weist die Döblinger Hauptstraße, im Vergleich zu den anderen Geschäftsstraßen der Stadt, einen niedrigen Filialisierungsgrad auf. Dies lässt sich vor allem auf den Charakter der Straße zurückführen, der über kleinteilige, inhaber:innengeführte Handelsbetriebe definiert ist. So gibt es auf der Döblinger Hauptstraße insgesamt 47 Handelsbetriebe, von denen nur 9 als Filialen gewertet werden. Von den restlichen 38 Handelsbetrieben werden 29 von deren Inhaber:innen geführt.
Mietpreisentwicklung in A-Lage bis 60 m²:
Filialisierungsgrad
Döblinger Hauptstraße
1
2
3
Mietpreis in A-Lage bis 60 m: € 32,00
Mietpreis in A-Lage 60-150 m: € 23,80 Mietpreis in A-Lage über 150 m: € 18,50
Filialisierungsgrad im Vergleich: Landstraßer Hauptstraße*
DIE DÖBLINGER HAUPTSTRASSE ALS QUARTIER DES ARBEITENS
Das Angebot an Dienstleistungsbetrieben variiert entlang der Döblinger Hauptstraße.
DIENSTLEISTUNGSBETRIEBE ENTLANG DER DÖBLINGER HAUPTSTRASSE
Entlang der Döblinger Hauptstraße können eine Vielzahl an Dienstleistungsbetrieben, wie etwa Banken oder aber auch Textilreinigungen und Friseure vorgefunden werden, die vor allem den täglichen Bedarf der Bewohner:innen decken sollen. Das Angebot variiert hier im Vergleich zu anderen Geschäftsstraßen stärker und entspricht der Kaufkraft der Besucher:innen. Anders als die Handelsbetriebe verteilen sich über beinahe die gesamte Länge der Straße die Dienstleistungsbetriebe auch in die zweite Reihe. Sie können im südlichen Bereich beispielsweise als Brücke zwischen der Döblinger Hauptstraße und der Billrothstraße fungieren. Auch als Arbeitsort ist die Geschäftsstraße recht beliebt. Hier werden in kleinteiligen (vor)gründerzeitlichen Strukturen Büroräume vorgefunden. Dezidierte Bürostandorte können eher nicht identifiziert werden. Es gilt, diese Vielfalt sowohl im Dienstleistungssektor als auch in den Büronutzungen beizubehalten. Sie fördert die Durchmischung in der gesamten Straße.
Barawitzgasse
Nußwaldgasse
Pyrkergasse Hofzeile
Pyrkergasse
Billrothgasse
Peter-Jordan-Straße
Kreindlgasse
Würthgasse
Dollinergasse
Gatterburggasse
Reithlegasse
Hardtgasse
Biedergasse
Schegargasse
Schegargasse
Philippovicgasse
Werkmanngasse Lißbauergasse
Osterleitengasse
Elmargasse
Bauernfeldgasse
Pokornygasse
Weilgasse
Straße
Heiligenstätter
Radelmayergasse
Guneschgasse
Pantzergasse
U6 Nußdorfer Straße Döblinger
Glatzgasse
U6/U4 Spittelau
ZENTRALE GEWERBESTANDORTE UND ARBEITSPLÄTZE IN UND RUND UM DIE DÖBLINGER HAUPTSTRASSE
Unternehmen mit hoher Beschäftigtenzahl
Die Döblinger Hauptstraße liegt eingebettet in kleinteiligen urbanen Strukturen am Rande der inneren Stadt. In diesem Gefüge gibt es aktuell keine größeren „Gravitationsfelder“, die auf die mögliche Entwicklung des Geschäftsquartiers Einfluss nehmen. Es stellt sich hier also im Vergleich zu den anderen Geschäftsquartieren viel mehr die Frage, welche Vision die Döblinger Hauptstraße verfolgt. Hier kann sowohl der vorstädtische Charakter der nördlichen Bereiche des Bezirkes auch auf der Straße seine Wirkung entfalten, oder aber die Straße kann näher an den Gürtel und damit die Innenstadt rücken, und so eher zu einem pulsierenden Zentrum des Bezirks werden.
Döblinger Hauptstraße
DIE DÖBLINGER HAUPTSTRASSE ALS
QUARTIER DES ÖFFENTLICHEN LEBENS
Der ruhende Verkehr und der breite Straßenkörper dominieren das Bild der Döblinger Hauptstraße. Aktuell sind nur wenige Aufenthaltsmöglichkeiten vorzufinden.
DER ÖFFENTLICHE RAUM ENTLANG DER DÖBLINGER HAUPTSTRASSE
Das öffentliche Leben auf der Döblinger Hauptstraße organisiert sich in erster Linie entlang der Randbereiche. Die Straße wird geteilt von einem Ein-Richtungs-Fahrstreifen, wie auch einem Straßenbahn-Gleiskörper. Aufgrund der Tempo-30-Geschwindigkeitsbeschränkung und einem gefühlt reduzierteren Aufkommen entlang der Straße, stehen die beiden Straßenseiten dennoch in Beziehung zueinander und erlauben ein schnelles Wechseln der Seiten. Der Geräuschpegel entlang des Geschäftsquartiers ist aufgrund des Verkehrsaufkommens sehr hoch. Auch die Vielzahl an Längsparkmöglichkeiten entlang beider Straßenseiten prägen das Bild der Straße entscheidend. Dem Kfz-Verkehr wird hier eine wichtige Rolle für die Geschäftigkeit der Straße zugesprochen. Generell kann die Döblinger Hauptstraße in drei unterschiedliche Sequenzen geteilt werden. Während sie sich im südlichen Abschnitt vom Gürtel bis zur Schegargasse vor allem als breiter Transitraum versteht, verändert sie ihr Bild im zweiten Abschnitt bis zur Hofzeile in die kleinteilige Geschäftsstraßenstruktur. Daran anschließend löst sich die enge Straßenstruktur in der dritten Sequenz ab der Hofzeile bis zur Barowitzgasse auf und vernetzt sich mit den angrenzenden Parkstrukturen und dem halböffentlichen Grün-Zwischenraum der angrenzenden Wohngebiete. Aufenthaltsbereiche gibt es entlang der gesamten Straße nur vereinzelt, diese sind dann vor allem im Umfeld der Straßenbahnhaltestellen vorzufinden. Eine Stellplatzreduktion erscheint im Sinne einer Belebung durch attraktive Aufenthaltsbereiche empfehlenswert.
Nußwaldgasse
Würthgasse
Gatterburggasse
U6/U4 Spittelau
Biedergasse
U6 Jägerstraße
Öffentliche Platzstrukturen
Parkstrukturen
Religiöse Einrichtungen
Bildungseinrichtungen
GEFÜHLTE HOHE FREQUENZ ENTLANG DER DÖBLINGER HAUPTSTRASSE
Vor allem im nördlichen Eingangsbereich der Straße vom Gürtel kommend, wie rund um den Zugang zur Straße von der U4/ U6-Station Spittelau auf Höhe der Guneschgasse, kann eine erhöhte Frequenz wahrgenommen werden. In den hinteren Abschnitten nimmt die Geschäftigkeit ab. Hier wandelt sich das Bild zunehmends in Richtung Wohngebiet. Die fehlende direkte Anbindung an ein höherrangiges Versorgungsnetz des öffentlichen Verkehrs durch die U-Bahn ist entlang der gesamten Straße spürbar. In den Haltestellenbereichen der Straßenbahn erhöht sich die Frequenz leicht. Im Vergleich zu anderen Geschäftsquartieren wird die Döblinger Hauptstraße jedoch weniger stark genutzt.
U6
Umgestaltung Gatterburggasse
Die Umgestaltung der Gatterburggasse, insbesondere des Vorplatzes der ehemaligen Bezirksvorstehung, ist 2023 abgeschlossen worden. Es entstanden ein etwa drei Meter breiter Grünstreifen, Radabstellanlagen, Parkplätze und eine Wasserstelle. Zudem wurden bis zu sechs Meter hohe Platanen gepflanzt.
Verlegung der Bezirksvorstehung
3 BUWOG Projekt „Inside XIX”
Das ehemalige Amtshaus wurde von der Buwog im klassischen Altbaustil renoviert und modernisiert. Die historische Gebäudefront wurde umfassend restauriert, wobei weite Teile des Hauses zur Gänze neu errichtet wurden und der Altbau um einen Neubau erweitert wurde. Das Projekt „Inside XIX“ umfasst 116 Eigentumswohnungen sowie eine Tiefgarage mit 119 Stellplätzen und ist im November 2022 fertiggestellt worden.
Die Bezirksvorstehung Döbling ist im Sommer 2019 von der Gatterburggasse 14 in die Grinzinger Allee 6 verlegt worden. Grund für den Umzug war das veraltete Gebäude. 2 4
Umgestaltung Billrothgasse Ecke Döblinger Hauptstraße? Gerüchten nach soll die Ecke Billrothgasse/Döblinger Hauptstraße zukünftig im Sinne eines Entrees zur Döblinger Hauptstraße umgestaltet werden.
DIE DÖBLINGER HAUPTSTRASSE ALS QUARTIER DER KULTUR UND TEILHABE
Das Casino Zögernitz fungiert als zentraler Anziehungspunkt entlang der Döblinger Hauptstraße. Das breite gastronomische Angebot lädt ebenfalls zum Verweilen ein.
KUNST, KULTUR UND GASTRONOMIE ENTLANG DER DÖBLINGER HAUPTSTRASSE
Mit dem Casino Zögernitz und dem Bezirksmuseum beherbergt die Döblinger Hauptstraße zwei zentrale kulturelle Einrichtungen für den gesamten Bezirk. Hier wird dem Vermächtnis des „Alten Wiens“ Rechnung getragen und mit neuen gastronomischen oder kulturellen Angeboten gespickt. Im Generellen ist jedoch auch hier – unter anderem mit Blick auf Kunst und Kultur im öffentlichen Raum –noch Luft nach oben gegeben. In Punkto Gastronomie lassen sich entlang der Döblinger Hauptstraße sowohl alteingesessene österreichische Gasthäuser wie auch klassische Wiener Kaffeehäuser entdecken. Auch hier wird dem Erbe der vergangenen Tage Rechnung getragen. Im südlichen Teil der Straße gibt es ein diverseres kulinarisches Angebot. In schönen Innenhöfen und alten Gemäuern bieten die Gastronomiestätten entlang der Döblinger Hauptstraße vielfältige Möglichkeiten zu verweilen. Insgesamt gilt es, das Reiche Erbe zu erhalten, es aber ins Heute zu überführen und mit den vorhandenen Potenzialen zu verbinden.
Nußwaldgasse Barawitzgasse
Pyrkergasse Hofzeile
Pyrkergasse
Würthgasse
Dollinergasse
Gatterburggasse
Billrothgasse
Biedergasse Peter-Jordan-Straße
Billrothgasse
Schegargasse
Lißbauergasse
Philippovicgasse
Kreindlgasse
Döblinger Hauptstraße
Reithlegasse
Schegargasse Hardtgasse
Billrothgasse
Werkmanngasse
Glatzgasse
Guneschgasse
Radelmayergasse
Osterleitengasse
Pantzergasse Elmargasse
Bauernfeldgasse
Pokornygasse
Weilgasse
Straße
Heiligenstätter
U6/U4 Spittelau
Gastronomie (mindestens anteilig)
öffentliche Platzstrukturen
Religiöse Einrichtungen
DIE DÖBLINGER HAUPTSTRASSE ALS
QUARTIER DES WOHNENS
Entlang der Döblinger Hauptstraße und in den Nebenstraßen können sowohl Gemeindebauten als auch hochpreisigere Immobilien vorgefunden werden.
WOHNEN ENTLANG DER UND UM DIE DÖBLINGER HAUPTSTRASSE
Die Döblinger Hauptstraße versteht sich als zentraler Wohnort für verschiedenste Bevölkerungsgruppen. So wird der Straßenzug in der Regel von dichten gründerzeitlichen Strukturen gesäumt, die im hinteren Teil um einen Gemeindebau ergänzt werden. Im nördlichen Teil der Straße löst sich diese klassische Wiener Bauweise in gelockerte Strukturen mit Zeilenbebauung und Wohntürmen auf. In den zweiten und dritten Reihen verändert sich die Bewohner:innenstruktur schnell und spiegelt die Einkommensstruktur der Bewohner:innen wider. Diesem Bild entspricht auch das Angebot an Nahversorgung entlang der Döblinger Hauptstraße. Im südlichen Bereich, in der Nähe des Gürtels und in Verbindung zur Billrothgasse, können vereinzelt auch in den zweiten Reihen noch aktive Erdgeschoßzonen verortet werden. Nach Norden hin verändert sich dieses Bild jedoch stark. Es gilt, vor allem in den gründerzeitlichen Strukturen und rund um die Zugänge der U-Bahnen, wie auch in der Verbindung zur Billorthstraße, den Quartierscharakter der Straße auszubilden und Verbindungen herzustellen.
+2,9%
Bevölkerungswachstum im Zählbezirk von 2014 - 2024
+0,006%
Bevölkerungswachstum in Döbling von 2014 - 2024
Gebäude mit Wohnnutzung im Erdgeschoss (mindestens anteilig)
Gebäude mit Wohnnutzung im Obergeschoss (mindestens anteilig)
Nahversorgung (Supermarkt, Wochenmarkt)
Nicht-aktive EG-Zonen
BEVÖLKERUNGSDICHTE
Im Zählbezirk Döblinger Hauptstraße liegt die Bevölkerungsdichte klar über dem Bezirksdurchschnitt. Dies lässt sich unter anderem auf die dichten Siedlungsstrukturen zurückführen, die sich hier im Gegensatz zu den nördlicheren Abschnitten, wie etwa der Hohen Warte vorfinden lassen.
Bevölkerungsdichte: 114
im Zählbezirk Döblinger
Bevölkerungsdichte: 28
Zählbezirk Döblinger Hauptstraße
MIGRATIONSANTEIL
Mit rund 36 % liegt der Migrationsanteil im Zählbezirk klar über dem Bezirksdurchschnitt von rund 32 %. Die größten internationalen Bevölkerungsgruppen innerhalb von Döbling sind Deutschland, Serbien und Polen (vgl. Wiener Nahversorgungs- und Passant:innenzählung Nr. 31 der WKW, 2022).
Migrationsanteil
DURCHSCHNITTLICHE WOHNUNGSGRÖSSEN
Die durchschnittliche Wohnfläche liegt mit rund 41 m² im 19. Wiener Gemeindebezirk deutlich über dem städtischen Durchschnitt von 35 m².
Durchschnittliche Wohnungsgröße
Durchschnittliche Wohnungsgröße in Wien im Vergleich 2
2
DURCHSCHNITTSALTER Quelle
Die Bevölkerung in Döbling ist im Durchschnitt älter als im Rest von Wien. Mit rund 21,9 % Anteil an der gesamten Wohnbevölkerung, liegt die Gruppe der über 65-Jährigen klar über dem Wiener Durchschnitt von ca. 16,6 %.
BEFUNDE UND LEITFRAGEN ZUR DÖBLINGER HAUPTSTRASSE
Im Folgenden werden die zuvor erarbeiteten Analysen zu Befunden und Leitfragen für die weitere Bearbeitung verdichtet.
Sie verstehen sich als Grundlage für die Erarbeitung der Leitbilder und Maßnahmen für das Geschäftsquartier.
ALS QUARTIER DES ÖFFENTLICHEN LEBENS
Die Döblinger Hauptstraße versteht sich vor allem als Flanierstraße, die jedoch wenig Möglichkeiten zum Verweilen bietet. Mit Blick auf das durchschnittliche Alter im Bezirk, das deutlich über dem Wiener Durchschnittsalter liegt, und einem hohen Bevölkerungsanteil an Bewohner:innen über 65 Jahre, kann festgehalten werden, dass Verweilmöglichkeiten im Sinne einer altersgerechten Stadt von großer Bedeutung sind. Wie können (bzw. sollen) Verweilmöglichkeiten implementiert und die Döblinger Hauptstraße zu einem Begegnungsort entwickelt werden?
Die Döblinger:innen identifizieren sich in der Regel stark mit ihrem Bezirk - nicht so aber mit der Döblinger Hauptstraße im Speziellen. Im Vergleich zur Obkirchergasse besteht hier Luft nach Oben. Wie kann dazu beigetragen werden, die Identität der Bewohner:innen mit der Döblinger Hauptstraße zu stärken, bzw. das Image der Straße (weiter-) zu entwickeln?
Das Leben spielt sich entlang der Döblinger Hauptstraße vor allem im Inneren ab. Wie kann es gelingen, das geschäftige Treiben im Inneren auf die Straße zu bringen?
Entlang der Döblinger Hauptstraße können zahlreiche Stellplätze identifiziert werden. Diese verstehen sich als zentrale Potenzialfläche im öffentlichen Raum. Wie kann im Dialog mit allen an Fragen der Mobilität entlang der Döblinger Hauptstraße gearbeitet werden?
ALS QUARTIER DES ARBEITENS
Entlang der Döblinger Hauptstraße können vereinzelt oftmals alteingesessene, klassische Dienstleistungsbetriebe verortet werden. Wie kann diese gute Basis erhalten werden?
Im Vergleich zu den anderen Geschäftsquartieren können auf der Döblinger Hauptstraße vergleichsweise wenige Dienstleistungsbetriebe und Bürostandorte verortet werden. Dies führt zu einem unausgewogenen Brachenmix, der auch in Gesprächen vor Ort kritisiert wurde. Aus diesem geringen Angebot resultiert unter anderem auch eine reduzierte Frequentierung der Straße, insbesondere während der Mittagszeit (Stichwort Mittagsmenü in Gastronomiebetrieben). Wie kann diese Branchensparte entlang der Döblinger Hauptstraße stärker implementiert werden?
ALS QUARTIER DES WOHNENS
Der Bezirk Döbling versteht sich als noble Adresse, an der es sich gut wohnen lässt. Dennoch steigen Bewohner:innen in und um die Döblinger Hauptstraße oft ins Auto oder weichen auf andere Straßen wie die Obkirchergasse aus, um ihre täglichen Erledigungen zu machen. Wie kann dazu beigetragen werden, die Döblinger Hauptstraße als Versorgungszentrum für alle umliegenden Bewohner:innen zu etablieren und so die Frequenz zu erhöhen?
Mit einem Altersdurchschnitt von 44 Jahren liegt Döbling deutlich über dem Wiener Durchschnittsalter von 41 Jahren. Wie kann ein diverses und vor allem auch junges Publikum für die Döblinger Hauptstraße gewonnen werden?
ALS QUARTIER DES HANDELS UND DER VERSORGUNG
Entlang der Döblinger Hauptstraße befindet sich viel inhaber:innengeführter Einzelhandel mit oftmals sehr spezifischem, alteingesessenem Angebot. Im Vergleich zu den anderen Geschäftsquartieren, weist die Döblinger Hauptstraße mit 121,8 % KKI/EW die höchste Kaufkraft auf (im Vergleich Wien: 93,8 % KKI/EW). Wie kann diese hohe Kaufkraft langfristig abgesichert werden?
Zum Erhebungszeitpunkt im Herbst 2023 verzeichnet die Döblinger Hauptstraße eine überschaubare Anzahl an Leerständen. Mehr als 60 % der aktuell leer stehenden Lokale verstehen sich außerdem als Umbruchs- bzw. kurzfristiger Leerstand. Wie kann bereits heute ein Augenmerk auf potenziellen neuen Leerstand, z. B. aufgrund von fehlendem Nachwuchs, gelegt werden, um so unter anderem die hohe Qualität der Straße abzusichern und bestehende Leerstände einer neuen Nutzung überzuführen?
Die Obkirchergasse in unmittelbarer Nähe zur Döblinger Hauptstraße kann als starke Konkurrenz wahrgenommen werden. Wie kann das Angebot entlang des Geschäftsquartiers weiterentwickelt werden, um die Frequentierung der Straße zu verbessert?
ALS QUARTIER DER KULTUR UND TEILHABE
Entlang der Döblinger Hauptstraße kann ein qualitätsvolles Angebot an Gastronomie identifiziert werden. Dieses versteckt sich jedoch oft im (Innen-) Hof und ist entlang der Straße kaum sicht- bzw. spürbar. Wie kann die gastronomische Qualität der Döblinger Hauptstraße gestärkt und vor den Vorhang geholt werden?
In der Döblinger Hauptstraße wird das „Alte Wien“, wie Torberg es beschrieb, noch spürbar. Doch wie gestaltet sich die Zukunft der Döblinger Hauptstraße? Soll auf dem tradierten Weg weitergegangen, oder sollen neue Wege eingeschlagen werden? Welches Image soll die Straße forcieren?
QUARTIERSATLAS FAVORITENSTRASSE
Anmerkung vorneweg:
Dieser Quartiersatlas versteht sich als wachsendes Dokument, an dem im gesamten Prozess laufend weitergearbeitet wird. Er fungiert als Grundlage für die Leitbilder und Maßnahmen und wird laufend um neue Erkenntnisse und Analysen ergänzt. Im Impressum befindet sich die Zahl der jeweiligen Version des Quartiersatlas inkl. Zeitpunkt der Finalisierung.
Impressum:
Eigentümerin und Herausgeberin Wirtschaftsagentur Wien
Inhalt
Sofern nicht anders angegeben: Raumposition, CIMA Österreich
Bearbeitung, Redaktion und Gestaltung Raumposition. OG Phorusgasse 2/28, 1040 Wien
Projektverantwortliche
Daniela Allmeier, Pia Knappitsch
Grafische Inhalte und Bilder
Sofern nicht anders angegeben: Raumposition.
Version 2: Wien, April 2024
INHALTSVERZEICHNIS
Ausgangslage und Zielsetzung
Ein Paradigmenwechsel: Von der Einkaufsstraße zum Quartier
Ansätze für ein mulitfunktionales, vielfältiges und buntes Quartier
Die Favoritenstraße als Quartier des Handels und der Versorgung
Die Favoritenstraße als Quartier des Arbeitens
Die Favoritenstraße als Quartier des öffentlichen Lebens
Die Favoritenstraße als Quartier der Kultur und Teilhabe
Die Favoritenstraße als Quartier des Wohnens
Befunde und Leitfragen zur Favoritenstraße
AUSGANGSLAGE UND ZIELSETZUNG
Lebendige, bunte und vielfältige Quartierszentren gehören zum Wesen einer Stadt. Sie prägen Wien sozial, kulturell, räumlich und vor allem auch wirtschaftlich. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung mit Gütern des (erweiterten) täglichen Bedarfs, übernehmen aber auch zentrale Funktionen zur Erfüllung sozialer Bedürfnisse, wie zum Beispiel der Gastronomie oder die soziale Nutzung konsumfreier, öffentlicher Räume, medizinischer Versorgungseinrichtungen und kommunaler Dienstleistungen.
Auch für die Umsetzung der „Stadt der kurzen Wege“ sind Quartierszentren essentiell: Hier werden möglichst alle Bedürfnisse auf engstem Raum befriedigt. Und schließlich bewahren sie auch die Vielfalt der Stadt. Dies setzt jedoch voraus, dass nicht nur wenige große Metropolzentren diese Funktionen erfüllen, sondern die Sicherung, Weiterentwicklung und Aufwertung von Zentren an unterschiedlichen Orten der Stadt gewährleistet und unterstützt wird.
Die Zentren stehen jedoch vor großen Herausforderungen. Nicht erst seit der Corona-Pandemie wurde der starke Fokus der Geschäftsstraßen auf den Handel sicht- und spürbar. Das Ausbleiben der Kund:innen hatte zahlreiche Ladenschließungen zur Folge. Zusätzlich verschärft die Digitalisierung die Bedingungen; das wachsende Angebot an Online-Shopping Möglichkeiten schwächt den stationären Handel. Auch der Anspruch an den öffentlichen Raum in den Quartierszentren ändert sich aktuell stark. Galt der Handel lange Zeit als stabiles Standbein für ein erfolgreiches Quartierszentrum, so sind heute neue Wege einzuschlagen, die eine ganzheitliche Betrachtung aller Nutzungsmöglichkeiten in den Mittelpunkt rücken. Neben dem klassischen Handel müssen beispielsweise auch andere Angebote, wie etwa Kunst und Kultur oder die Gastronomie in den Fokus gerückt und mitbehandelt werden. Kurzum: Die Nutzungsvielfalt innerhalb der Quartierszentren ermöglicht deren Fortbestehen.
EIN PARADIGMENWECHSEL: VON DER EINKAUFSSTRASSE ZUM QUARTIER
Resiliente und nachhaltige Geschäftsstraßen entwickeln sich weiter zu Quartieren. Neben den Erdgeschoßlokalen entlang der Straße richten wir den Blick auch nach oben und in die zweite, vielleicht auch dritte Reihe. Die Geschäftsquartiere von morgen leben von einem breiten Mix aus Angeboten und Nutzungsmöglichkeiten wie Handel, Wohnen, Arbeiten, Kunst und Kultur etc.
Unterschiedliche Ansprüche und Potenziale werden sichtbar und miteinander vernetzt. Erst die Hinwendung zum Geschäftsquartier ebnet den Weg für ein pulsierendes Zentrum.
TREFFEN UND AUSTAUSCHEN
EINKAUFEN, BEWEGEN UND FLANIEREN
VERKAUFEN, ERLEBEN, TAUSCHEN UND TEILEN
KUNST UND KULTUR MACHEN UND LEBEN
GEMEINSAM FESTE FEIERN
ANSÄTZE FÜR EIN MULTIFUNKTIONALES, VIELSEITIGES UND BUNTES QUARTIER
Zusammengefasst: Die eine perfekte Rezeptur für die Geschäftsquartiere gibt es nicht. Jedes Quartier bringt unterschiedliche Rahmenbedingungen mit und überall bilden sich Potenziale und Herausforderungen heraus, auf die eingegangen werden muss. Was jedoch für alle Quartiere gilt: Ein resilientes Geschäftsquartier lebt von seiner Vielfalt.
Die Geschäftsquartiere werden nur dann als lebendige Quartierszentren funktionieren, wenn sie allen Aspekten des täglichen Lebens gerecht werden. Das umfasst den Handel, vielfältige Dienstleistungs-, Kunst- und Kulturangebote genauso wie qualitätsvollen Wohnraum und öffentlichen Raum. Es gilt also, den perfekten Mix für das Geschäftsquartier zu entwickeln, das alle Ansprüche an ein lebendiges Zentrum deckt. Diese Aufgabe kann nur mit den Akteur:innen in den Quartieren gemeinsam gelingen. Denn im kompakten Quartier zeigen sich nicht nur die Herausforderungen und der Handlungsbedarf, sondern ergibt sich auch das Potenzial für die Menschen, „ihr“ Quartier weiterzuentwickeln.
Öffentliches
Leben
Kultur und Teilhabe
Handel & Versorgung Wohnen Arbeit
(inkl. Gastronomie)
HANDEL UND VERSORGUNG
Der Handel galt lange Zeit als der zentrale Frequenzbringer für Einkaufsstraßen. Auch bei der Betrachtung als Geschäftsquartier spielen Handel und Versorgung eine tragende Rolle. Im Sinne einer „Stadt der kurzen Wege“ sollte die Angebotsvielfalt erhalten und ausgebaut werden. Viele Herausforderungen, wie steigende Kosten oder die starke Konkurrenz des OnlineHandels, setzen den klassischen Einzelhandel zunehmend unter Druck. Hier gilt es, gemeinsam neue Potenziale sichtbar zu machen und resiliente, zukunftsgerichtete Strukturen zu entwickeln.
ARBEIT
Die Menschen, die in den Quartieren arbeiten, sind ein wichtiger Baustein für deren Lebendigkeit. Vielfältige Angebote im Quartier erleichtern ihnen den Alltag und werden gerne angenommen.
Umgekehrt verändern aktuelle Trends auch den Umgang mit dem Thema Arbeit im Quartier, sei es weil Arbeiten im (halb-)öffentlichen Raum seit der Corona-Pandemie häufiger geworden ist, oder auch weil neue Verfahren die Produktion in die Innenstädte zurück bringen könnte.
ÖFFENTLICHES LEBEN
Der fortschreitende Klimawandel, ein sich veränderndes Mobilitätsverhalten und auch die Wahrnehmung als „erweitertes Wohnzimmer“ erhöhen die Bedeutung des öffentlichen Raums. In den Geschäftsquartieren versteht er sich einerseits als „roter Teppich“, der für die Besucher:innen und Bewohner:innen ausgerollt wird. Andererseits ist er aber auch geprägt von seiner Funktion als Durchzugsraum sowie als Start- und Zielpunkt der Menschen im Quartier.
KULTUR UND TEILHABE WOHNEN
Die Geschäftsquartiere sind auch Orte des Wohnens. Aufgrund ihrer zentralen Lage sind sie von Urbanität und Vielfältigkeit geprägt. Neben der Aufrechterhaltung zentraler Versorgungsbetriebe für den täglichen Bedarf gilt es auch, die Wohnqualität abzusichern und zu verbessern.
Kunst, Kultur und auch die Gastronomie tragen maßgeblich zur Identität eines Quartiers bei. Freizeitgestaltung wird den Bewohner:innen zunehmend wichtiger, gleichzeitig werden die Bedürfnisse dabei immer individueller. - Auch hier ist Vielfalt Trumpf.
DIE FAVORITENSTRASSE IM WANDEL DER ZEIT
Der Name Favoriten kommt vom ehemaligen Jagdschloss Favorita, das heutige Theresianum auf der Wieden. Nach Errichtung des Linienwalls befindet sich hier ein Ausgang der Stadt in Richtung Süden.
Im Zuge des Eisenbahnbaus ziehen viele Arbeiter:innen nach Favoriten. Der Bezirk wächst genau so wie die gesamte Stadt sehr schnell.
Favoriten wird zum 10. Wiener Gemeindebezirk. Er zählt zu Beginn 386 Häuser und ca. 25.800 Einwohner:innen. Die Favoritenstraße blüht auf: Das Modekaufhaus Tlapa wird vom Schneidermeister Wenzel Tlapa eröffnet.
Die Straßenbahnlinie 67 wird in Betrieb genommen. Seit der Eingemeindung sind viele bedeutende Gebäude entlang und Nahe der Favoritenstraße entstanden, u.a. die Keplerkirche, das Bezirksamtsgebäude und die Antonskirche.
Während des Novemberpogroms wird der Humboldtempel – das Zentrum jüdischen Lebens in Favoriten –zerstört. Die Gebiete in der Nähe der Bahnanlagen von der Gudrunstraße bis zur Favoritenstraße werden im Krieg schwer getroffen.
Der Südbahnhof wird von 1951 bis 1960 neu errichtet und 1956 teils neu eröffnet. Gleichzeitig ist der Reumannplatz einer der meist frequentierten Verkehrsknotenpunkte des öffentlichen Nahverkehrs in Wien.
Die U1 als erste U-Bahn Linie Wiens wird gebaut. Die Favoritenstraße wird zur Fußgänger:innenzone.
In dieser Zeit wird auch das Domenig-Haus von Günther Domenig im Auftrag der Zentralsparkasse als Bankgebäude und Kulturhaus in der Favoritenstraße 118 gebaut.
Auch der Abschnitt vom Südbahnhof bis zum Columbusplatz wird Fußgänger:innenzone. Die Straßenbahn verkehrte hier noch bis 2002.
Abriss des Südbahnhofs, bzw. Neubau des Hauptbahnhofs.
Neugestaltung Favoritenstraße. Der Bezirk feiert sein 150-jähriges Jubiläum.
Das Modekaufhaus Tlapa schließt. Die Angebotsvielfalt auf der Favoritenstraße nimmt zusehends ab.
Der Ursprung der Favoritenstraße geht auf Handelsverbindungen und Wege in die südlichen Vororte Wiens und nach Ungarn zurück. Die Umgebung war von landwirtschaftlichen Nutzflächen, kleinen Ansiedlungen und Landhäusern geprägt. Während des industriellen Aufschwungs im 19. Jahrhundert wurde die Favoritenstraße zu einem bedeutenden Handelszentrum, die Ansiedlung von Geschäften, Boutiquen und Cafés spiegelte den wachsenden Wohlstand wider. Die Straße wurde schnell zu einem sozialen Treffpunkt und einem wichtigen Schauplatz für städtisches Leben. In der Zwischenkriegszeit und während des Zweiten Weltkriegs blieb die Favoritenstraße nicht von den Wirren der Geschichte verschont. Bombenschäden und Zerstörungen verlangten nach dem Krieg einen umfangreichen Wiederaufbau. In den 1960er und 1970er Jahren erlebte die Straße erneut Veränderungen mit modernen Architekturelementen und neuen Geschäftsstrukturen. Die U1, die in den 1970er Jahren eröffnet wurde, trug entscheidend zur verbesserten Erreichbarkeit der Favoritenstraße bei und beeinflusste ihre Entwicklung positiv.
DER AKTUELLE FAVORITENSTRASSEN-MIX
Handel & Versorgung
Öffentliches Leben
Arbeit
Wohnen
Kultur und Teilhabe (inkl. Gastronomie)
Die Favoritenstraße zeichnet sich durch ihr breites Angebot an Handels-, Dienstleistungs- und Gastronomiebetrieben aus. Ein ausgewogener Nutzungsmix kann also identifiziert werden. Das vorhandene Angebot entspricht dabei der Kaufkraft der Straße. Auch als Wohnort werden die Favoritenstraße und ihre umliegenden Gebiete gut angenommen. Dank der Fußgänger:innenzone werden die öffentlichen Räume intensiv genutzt und sind zum größten Teil ausgelastet – ihre aktuelle Qualität bietet jedoch noch Luft nach oben. Im Generellen kann an der Gestaltung des öffentlichen Raumes nachgeschärft werden. Auch das Angebot an Kunst und Kultur und weiteren informelleren Nutzungen, wie Veranstaltungs- oder Vereinsräumen, kann verbessert werden.
KENNZAHLEN ZUR FAVORITENSTRASSE
Durschnittliches NettoEinkommen der Bewohner:innen in Favoriten zu Jahresbeginn: € 20.811
Vergleich Landstraßer Hauptstraße: 346,3 Millionen Euro
Passant:innenzählung 2022: Donnerstag: 31.152
Samstag (bei Regen): 25.879
Vergleich Landstraßer
Hauptstraße: Donnerstag: 18.449
Samstag (bei Regen): 11.465
DIE FAVORITENSTRASSE ALS QUARTIER DES
HANDELS UND DER VERSORGUNG
Neben einer Vielzahl an kleinteiligen - meist im Mittel- bis Niedrigpreissektor angesiedelten - Shops, versteht sich der Viktor-Adler-Markt als identitätsstiftender Handelsort entlang der Favoritenstraße.
HANDELSBETRIEBE UND LEERSTAND ENTLANG DER FAVORITENSTRASSE
Entlang der Favoritenstraße gibt es eine Vielzahl an kleinteiligen Handelsbetrieben und Filialen diverser Einkaufsketten (z. B. Deichmann, Humanic, Fielmann oder H&M). Unterbrochen wird diese Logik durch größere Einrichtungen, wie etwa dem Columbus-Center oder dem neuen Gebäude anstelle des einstigen Kaufhaus Tlapa. Auf Höhe der U-Bahn Station Keplerplatz versteht sich das Kaufhaus Müller als zentraler Frequenzbringer für die gesamte Straße. Im Vergleich mit den anderen Geschäftsquartieren weist die Favoritenstraße mit rund 40.000 m² die höchste Quadratmeteranzahl an Verkaufsfläche auf, die sich auf 165 Handelsbetriebe aufteilt. Damit lässt sich unter anderem auch die wahrgenommene Geschäftigkeit erklären. Die Fußgänger:innenzone begünstigt den Austausch der beiden Straßenseiten und lädt zum Bummeln und Verweilen ein. Der Charakter der Straße wird maßgeblich von dem Angebot – das hier in erster Linie dem Niedrig- bis Mittelpreissektor zugeordnet werden kann – definiert. Leerstand spielt auf der Favoritenstraße eine Rolle, die Geschäftslokale werden jedoch relativ schnell wieder weitervermittelt. Im Großen und Ganzen wird eine recht hohe Fluktuationsrate beobachtet.
WienHbf-Spielfeldstraße
Laxenburgerstraße
Landgutgasse
Dampfgasse
Hasengasse
Götzgasse
Gudrunstraße
Laxenburgerstraße
Columbusgasse
Reisingergasse
Gerhard-Bronner-Straße
Sonnwendgasse
Humboldtgasse
Landgutgasse
Raaber-Bahn-Gasse
Alfred-Adler-Straße
Antonia-Alt-Gasse
Keplergasse
Quellenstraße
Jagdgasse Senefeldergasse Columbusgasse
Buchengasse
Leibnizgasse
Laxenburgerstraße
Rotenhofgasse
Davidgasse
Schröttergasse
InzersdorferStraße
Ettenreichgasse
Scheugasse Humboldtplatz
Uhlandgasse
Wielandgasse
Sonnwendgasse
Gudrunstraße
Erlachgasse
Pernerstorfergasse
Quellenstraße
Buchengasse
Waldgasse Neusetzgasse Bürgergasse
GellertgasseStaudiglgasse
Laaer-Berg-Straße Puchsbaumgasse
Kennergasse
Handelsnutzung (mindestens anteilig)
Leerstand
U1 Südtiroler Platz Hauptbahnhof
U1 Keplerplatz
U1
MIETPREISENTWICKLUNG UND LAGEGUNST
Zum größten Teil wird die Favoritenstraße als A-Lage bewertet, einzig der Abschnitt zwischen dem Platz der Kulturen und dem Columbusplatz wird als B-Lage ausgewiesen. Dies entspricht der Frequentierung und der räumlichen Ausgestaltung dieses Abschnittes. Die Favoritenstraße und ihre umliegenden Gassen beherbergen eine Vielzahl an kleinteiligen Handelsbetrieben, weswegen auch abseits der Geschäftsstraße diverse C-Lagen verortet werden können. Auf diesem Potenzial gilt es mit Blick auf die Entwicklung des Geschäftsquartiers aufzubauen und die jeweiligen Geschäftszonen miteinander in Verbindung zu bringen. Im Vergleich mit den anderen Quartieren können die Mietpreise entlang der Favoritenstraße als sehr hoch eingestuft werden. Mit rund 40 €/m² für Shops unter 60 m² erreichten die Mietpreise 2019 ihren Höhepunkt. Seitdem wurden die Preise zwar wieder reduziert (2023 werden etwa 33,40 €/m² verlangt), sind jedoch nach wie vor vergleichsweise hoch. Mit Blick auf B- und C-Lagen nimmt der Mietpreis rasant ab.
FILIALISIERUNGSGRAD
Mit rund 33 % weist die Favoritenstraße im Vergleich zu anderen Geschäftsstraßen über die Stadt verteilt einen durchschnittlichen Filialisierungsgrad auf. Dies unterstützt die These, dass sie sowohl für größere Ketten, als auch für kleinteilige, inhaber:innengeführte Betriebe von großem Interesse ist. Größere Einkaufstrukturen, wie etwa das Columbus-Center oder das Kaufhaus Müller treiben diesen Wert entscheidend nach oben. Vor allem im Abschnitt zwischen Keplerplatz und Reumannplatz lassen sich eine Vielzahl von Einkaufsketten und Filialen verorten.
WienHbf-Spielfeldstraße
Mietpreisentwicklung in A-Lage bis 60 m²:
InzersdorferStraße
GellertgasseStaudiglgasse
1
2
3
2023: Mietpreis in A-Lage bis 60 m: € 33,40
2023: Mietpreis in A-Lage 60-150 m: € 24,50
2023: Mietpreis in A-Lage über 150 m: € 15,20
Filialisierungsgrad
Favoritenstraße
DIE FAVORITENSTRASSE ALS QUARTIER DES ARBEITENS
Auch zahlreiche Dienstleistungsbetriebe säumen die Favoritenstraße. Besonders auffällig ist die überdurschnittlich hohe Dichte an Fitnessstudios.
DIENSTLEISTUNGSBETRIEBE ENTLANG DER FAVORITENSTRASSE
Rund um die Favoritenstraße können eine Reihe an Dienstleistungsstandorten identifiziert werden. Das Angebot konzentriert sich hierbei in erster Linie auf Betriebe im Beauty-Sektor. Als Arbeitsort spielt die Favoritenstraße insgesamt eine untergeordnete Rolle, wobei hier unterschieden werden muss zwischen den südlichen Abschnitt und jenen Zonen rund um den Wiener Hauptbahnhof im Norden der Favoritenstraße. Mit der Fertigstellung des AMS-Standorts im ehemaligen Tlapa-Gebäudes kommen hier einige Arbeitsplätze dazu.
Die Implikationen, die mit einer zunehmenden Zahl an Angestellten einhergehen - wie etwa höhere Besucher:innenzahlen rund um die Mittagszeit - konzentrieren sich bisher jedoch in erster Linie auf die Zonen rund um den Hauptbahnhof bzw. in Richtung Innenstadt und den 4. Wiener Gemeindebezirk. Es gilt, diese Chance zu nutzen und sie aktiv in die Favoritenstraße als attraktiven Aufenthalts- und Konsumort einzuladen. Selbiges kann auch in Bezug auf die zahlreichen Hotel- und Nächtigungsbetriebe in Bahnhofsnähe übertragen werden. Das Potenzial, die Favoritenstraße als Aufenthaltsort für Tourist:innen zu attraktiveren, soll genutzt werden.
WienHbf-Spielfeldstraße
Laxenburgerstraße
Landgutgasse
Jagdgasse
Dampfgasse
Hasengasse
Götzgasse
Gudrunstraße
Laxenburgerstraße
Reisingergasse
Gerhard-Bronner-Straße
Sonnwendgasse
Humboldtgasse
Landgutgasse
Columbusgasse
Keplergasse
Raaber-Bahn-Gasse
Scheugasse
Humboldtplatz
Uhlandgasse
Alfred-Adler-Straße
Sonnwendgasse
Gudrunstraße
Columbusgasse
Quellenstraße
Laxenburgerstraße
Senefeldergasse
Buchengasse
Rotenhofgasse
Davidgasse
Schröttergasse
InzersdorferStraße
Leibnizgasse
Wielandgasse
Favoritenstraße
Neusetzgasse Bürgergasse
Ettenreichgasse
Antonia-Alt-Gasse
Erlachgasse
Pernerstorfergasse
Quellenstraße
Buchengasse
Puchsbaumgasse
Waldgasse
Gellertgasse
Staudiglgasse
Kennergasse
Laaer-Berg-Straße
Dienstleistung im EG (mindestens anteilig)
Hotel
U1 Südtiroler Platz Hauptbahnhof
U1 Keplerplatz
U1 Reumannplatz
ZENTRALE GEWERBESTANDORTE UND ARBEITSPLÄTZE IN UND RUND UM DIE FAVORITENSTRASSE
Favoritenstraße
Prägende Gewerbestrukturen
Unternehmen mit hoher Beschäftigtenzahl
Mit dem Quartier Belvedere und dem Hauptbahnhof-Areal liegt die Favoritenstraße in zentralem Einzugsbereich einer Vielzahl an Büro- und Gewerbestandorten. Das daraus resultierende Potenzial wird aktuell jedoch noch kaum genutzt. Auch das Stadtentwicklungsgebiet Sonnwendviertel und das momentan entstehende Neue Landgut beherbergen diverse Bürostandorte, von denen die Favoritenstraße profitieren kann. Vor allem für die Gastronomie erwachsen daraus neue Möglichkeiten. Um eine Diversifizierung in der Besucher:innenstruktur der Favoritenstraße zu fördern gilt es, diese umliegenden Strukturen nicht nur auf die Favoritenstraße zu locken, sonder sie aktiv in das Quartier zu integrieren.
DIE FAVORITENSTRASSE ALS
QUARTIER DES ÖFFENTLICHEN LEBENS
Was die Favoritenstraße maßgeblich von den anderen Geschäftsquartieren unterscheidet, ist die Fußgänger:innenzone, die sich durch den gesamten Betrachtungsraum zieht. Die Aufenthaltsmöglichkeiten entlang des Straßenzuges werden gut genutzt.
DER ÖFFENTLICHE RAUM ENTLANG DER
FAVORITENSTRASSE
Der öffentliche Raum entlang der Favoritenstraße wird vor allem durch die Fußgänger:innenzone definiert, die sich über das gesamte Quartier vom Platz der Kulturen im Norden bis zum Reumannplatz im Süden erstreckt. Täglich wird diese Zone von rund 30.000 Menschen frequentiert (vgl. Wiener Nahversorgungs- und Passant:innenzählung Nr. 31 der WKW, 2022). Diese hohe Besucher:innenzahl wird im öffentlichen Raum sowohl durch eine starke Auslastung des Aufenthaltsmobiliars entlang der Straße, als auch in der konstant hohen Frequenz, insbesondere rund um die U-Bahn Knotenpunkte Keplerplatz und Reumannplatz, sicht- und spürbar. Auch der Viktor-Adler-Markt fungiert als zentraler Anziehungspunkt. Vor allem am Wochenende sind die Besucher:innenzahlen sowohl am Markt, als auch in den Seitenstraßen entlang der Verkaufsstände hoch. Durch eine Vielzahl an Gastronomieständen und großen Blumentrögen wirkt der Straßenzug schnell überladen und zugestellt. Hier gibt es Potenzial zur Aufwertung. Mit der beginnenden Umgestaltung der Favoritenstraße kann auf diese Herausforderungen reagiert werden. Der öffentliche Raum – vor allem rund um den Keplerplatz – wird von der Bevölkerung zum Teil auch als unsicherer Raum wahrgenommen. Als Reaktion darauf wird dieser Bereich seit 2022 als Schutzzone ausgewiesen.
WienHbf-Spielfeldstraße
Laxenburgerstraße
Landgutgasse
Jagdgasse
Dampfgasse
Hasengasse
Götzgasse
Gudrunstraße
Laxenburgerstraße
Columbusgasse
Quellenstraße
Senefeldergasse
Buchengasse
Laxenburgerstraße
Rotenhofgasse
Davidgasse
Schröttergasse
InzersdorferStraße
Gerhard-Bronner-Straße
Sonnwendgasse
Scheugasse
Humboldtplatz
Alfred-Adler-Straße
Sonnwendgasse
Uhlandgasse
Gudrunstraße
Antonia-Alt-Gasse
Erlachgasse
Pernerstorfergasse
Quellenstraße
Buchengasse
Puchsbaumgasse
Ettenreichgasse
GellertgasseStaudiglgasse
Kennergasse
Laaer-Berg-Straße
Öffentliche Platzstrukturen
Fußgänger:innen-Zone
Religiöse Einrichtungen
Bildungseinrichtungen
U1 Südtiroler Platz Hauptbahnhof
U1 Keplerplatz
U1 Reumannplatz
GEFÜHLTE HOHE FREQUENZ ENTLANG DER FAVORITENSTRASSE
Vor allem rund um die Zu- und Abgänge der beiden U-Bahnstationen Keplerplatz und Reumannplatz wird die hohe Geschäftigkeit und Frequentierung der Straße sicht- und spürbar. Entlang einzelner Abschnitte der Favoritenstraße variiert die Frequenz jedoch entscheidend. So wird der südliche Abschnitt zwischen dem Platz der Kulturen und dem Columbusplatz vergleichsweise wenig genutzt, während die Geschwindigkeit zwischen Columbusplatz und Keplerplatz immer mehr zunimmt. Als aktivste Zone kann der Abschnitt zwischen Keplerplatz und Reumannplatz identifiziert werden. Dies lässt sich auch durch die zunehmende Menge an Filialen und ein vielseitigeres Shopangebot erklären. Auch der Reumannplatz wird über den Tag verteilt intensiv als Aufenthaltsort genutzt.
NEUE PROJEKTE IN DER UND UM DIE FAVORITENSTRASSE
Die unmittelbare Nähe zu den beiden innerstädtischen Entwicklungsgebieten Sonnwendviertel und Neues Landgut und das damit einhergehende Bevölkerungswachstum eröffnen neue Potenziale für das gesamte Geschäftsquartier. Dies kann sich sowohl in einer zunehmenden Heterogenität der Besucher:innen der Favoritenstraße niederschlagen, wie auch in einem damit einhergehenden veränderten Angebot an Handel, Dienstleistung und Gastronomie. Hier gilt es, sensibel in der Aufwertung vorzugehen und Verdrängungstendenzen entgegenzuwirken.
Bis 2026/27 soll in der Nähe des Hauptbahnhofes ein neues Stadtviertel entstehen. Das Areal, wird zu einem Wohnquartier mit großem Bildungscampus entwickelt. Der neue Bildungscampus “Innerfavoriten” wurde bereits im Schuljahr 2023/24 eröffnet. Es entstehen ca. 630 geförderte Wohnungen. Darunter auch ein Gemeindebau NEU an der Ecke Landgutgasse/Laxenburger Straße. Durch diese Entwicklung bildet die Landgutgasse eine Verbindungsachse zwischen dem Sonnwendviertel, der Favoritenstraße und dem Entwicklungsgebiet Neues Landgut.
2
Bücherei Neues Landgut
Die Bücherei Neues Landgut wird nach Fertigstellung der drittgrößte Standort der Stadt-Wien Büchereien sein. Der neue Standort befindet sich im Erdgeschoss des Gemeindebaus NEU, direkt gegenüber des neuen Bildungscampus im Stadtentwicklungsgebiet Neues Landgut. Die Eröffnung des Gemeindesbau und der Bücherei ist für Ende 2024 geplant.
3 Neubau ehemaliges Kaufhaus Tlapa
Das ehemalige Modehaus Tlapa wurde 2016 geschlossen und in der Folge abgerissen. Seit Ende 2021 wird an dieser Stelle ein Wohn- und Geschäftshaus mit „serviced apartments“ sowie Büro- und Geschäftsflächen und einer Tiefgarage errichtet. Der Bau soll Mitte 2024 fertiggestellt werden.
Umgestaltung Favoritenstraße
Ab Sommer 2024 wird auf der Favoritenstraße mit Umbauarbeiten begonnnen. Hierbei sind drei Bauabschnitte vorgesehen.
Bauabschnitt 1: Von 2024 bis 2025 wird der Abschnitt vom Platz der Kulturen bis zum Columbusplatz umgebaut. Hierbei werden auch die beiden Plätze umgestaltet.
Bauabschnitt 2: Von 2025 bis 2026 wird es zu Umbauarbeiten im Abschnitt Columbusplatz bis inklusive Keplerplatz kommen.
Bauabschnitt 3: Anschließend ist die Umgestaltung des Abschnittes Keplerplatz bis Reumannplatz von 2026 bis 2027 vorgesehen.
5 Umgestaltung Reumannplatz
Im Jahr 2020 wurde die Umgestaltung des Reumannplatzes abgeschlossen. Hierfür wurden auf der Favoritenstraße Schienen entfernt, um den durchtrennten Platz zu einer Einheit werden zu lassen. Es entstanden vielfältige Aufenthaltsbereiche und es wurden insgesamt 109 Bäume gepflanzt. Eine Besonderheit ist die “ReuMÄDCHENbühne”, die Raum für Lesungen, Konzerte und Auftritte bietet und Frauen und Mädchen in der Stadt sichtbar machen soll.
UMBAU DER FAVORITENSTRASSE
Mit 135 neuen Baum- und Strauchpflanzungen sowie großflächigen Kühlungsmaßnahmen reagiert die Stadt auf die Herausforderungen des Klimawandels und wertet die gesamte Fußgänger:innenzone entlang der Favoritenstraße zu einem klimafitten Grätzltreffpunkt auf. In drei Bauabschnitten - beginnend mit der nördlichen Zone zwischen dem Platz der Kulturen und (inklusive) dem Columbusplatz im Sommer 2024 - sollen qualitätsvolle Aufenthaltsmöglichkeiten und viel Schatten implementiert werden. Dabei wird in jenen Teilen, wo aufgrund der U-Bahn oder Tiefgaragen unter der Straße keine Bäume gepflanzt werden können, mit alternativen Begrünungsmaßnahmen, wie Pflanzentrögen, gearbeitet. Überall dort, wo es die Oberfläche zulässt, werden Bäume gepflanzt. Darüberhinaus soll eine Zonierungsverordnung dazu beitragen, die Schanigärten entlang der Favoritenstraße zu strukturieren und dem öffentlichen Raum ein aufgeräumtes und geordnetes Gesicht verleihen.
DIE FAVORITENSTRASSE ALS QUARTIER DER KULTUR UND TEILHABE
Sowohl der Viktor-Adler-Markt, als auch das Amalienbad sind identitätsstiftend für die Favoritenstraße. Das gastronomische Angebot lässt sich vor allem im Niedrigpreissektor verorten.
KUNST, KULTUR UND GASTRONOMIE ENTLANG DER FAVORITENSTRASSE
Gastronomie im Niedrig- bis Mittelpreissektor ist entlang der Favoritenstraße stark vertreten, wobei das Angebot hier eher homogen ausgeprägt ist. Große Gaststätten und Restaurants lassen sich am Columbusplatz, wie auch in den Seitenstraßen rund um die Favoritenstraße verorten. Entlang der Fußgänger:innenzone stehen vor allem Imbissbuden und Fast-Food-Restaurants im Vordergrund. Mit „Ferhat Döner“ – dem vermeintlich besten Döner der Stadt – befindet sich entlang der Favoritenstraße ein starker Magnet, von dem es gilt, auch in Bezug auf die umliegenden Zonen und den öffentlichen Raum, zu profitieren. Eine Vielzahl an Gastronomiebetrieben bündeln sich sowohl um den Columbusplatz, als auch im Abschnitt zwischen Keplerplatz und Reumannplatz. In Punkto Kunst und Kultur besteht entlang der Favoritenstraße Potenzial zur Verbesserung. Mit der „Reumädchenbühne“ am Reumannplatz wurde ein Leuchtturm in Richtung Kunst und Kultur im öffentlichen Raum geschaffen. Vor allem die Feierlichkeiten zu 150 Jahre Favoriten können dazu beitragen, diesen Aspekt verstärkt auf der Favoritenstraße zu implementieren.
Das Quartier ist auch ein attraktiver Wohnort. Zudem befinden sich zwei Stadtentwicklungsgebiete in unmittelbarer Nähe: das Sonnwendviertel und das Neue Landgut.
WOHNEN ENTLANG UND UM DIE FAVORITENSTASSE
An der Einwohner:innenzahl gemessen ist Favoriten die drittgrößte Stadt Österreichs. Diese hohe Bewohner:innenzahl wird auch entlang der Favoritenstraße als Wohn- und Aufenthaltsort sicht- und spürbar. Mit ihren dichten, gründerzeitlichen Strukturen versteht sich das Quartier seit jeher als attraktiver Wohnort, auch für eine internationale Bevölkerungsstruktur. Dies spiegelt sich auch im vielseitigen Angebot an Nahversorgung, wie etwa asiatischen, afrikanischen oder arabischen Lebensmittelläden, wider. Darüber hinaus weist die Favoritenstraße eine gute Dichte an Nahversorgungsangeboten auf. Während die Dichte an aktiven Erdgeschoßzonen in den zweiten und dritten Reihen um die Favoritenstraße zwar durchaus abnimmt, bündeln sich hier im Gegensatz zu anderen Geschäftsquartieren wie etwa der Praterstraße, noch einige aktive Erdgeschoßlokale. Demnach gilt es, auf der Favoritenstraße den bereits bestehenden Geschäftsquartiers-Charakter zu fördern und die Geschäftsstraße mit den umliegenden neu entstandenen oder gerade entstehenden Stadtteilen Sonnwendviertel und Neues Landgut zu vernetzen. Neue Bewohner:innen sollen dazu eingeladen werden, die Favoritenstraße als Versorgungs-, Freizeit- und Arbeitsort zu nutzen.
+19,8%
Bevölkerungswachstum in den Zählbezirken von 2014 - 2024
+14,1%
Bevölkerungswachstum in Favoriten von 2014 - 2024
WienHbf-Spielfeldstraße
Laxenburgerstraße
Landgutgasse
Jagdgasse
Dampfgasse
Hasengasse
Götzgasse
Gudrunstraße
Laxenburgerstraße
Reisingergasse
Gerhard-Bronner-Straße
Sonnwendgasse
Humboldtgasse
Landgutgasse
Raaber-Bahn-Gasse
Scheugasse
Humboldtplatz
Keplergasse Wielandgasse
Quellenstraße
Senefeldergasse Columbusgasse
Buchengasse
Leibnizgasse
Laxenburgerstraße
Rotenhofgasse
Davidgasse
Schröttergasse
InzersdorferStraße
Ettenreichgasse
Alfred-Adler-Straße
Antonia-Alt-Gasse
Sonnwendgasse
Uhlandgasse
Gudrunstraße
Erlachgasse
Pernerstorfergasse
Quellenstraße
Buchengasse
Puchsbaumgasse
GellertgasseStaudiglgasse
Kennergasse
Laaer-Berg-Straße
Gebäude mit Wohnnutzung im Erdgeschoss (mindestens anteilig)
Gebäude mit Wohnnutzung im Obergeschoss (mindestens anteilig)
Nahversorgung (Supermarkt, Wochenmarkt)
Nicht-aktive
EG-Zonen
U1 Südtiroler Platz Hauptbahnhof
U1 Keplerplatz
U1 Reumannplatz
Bevölkerungsdichte:
BEVÖLKERUNGSDICHTE
Die beiden Zählbezirke Quellenplatz und Humboldtplatz zählen rund 17.700 Bewohner:innen (vgl. MA23 Wien, 2021). Im Vergleich zum restlichen Bezirk, ist dieser Teil sehr dicht besiedelt. Dies lässt sich auf die engen Gründerzeitstrukturen in den beiden Zählbezirken zurückführen.
Bevölkerungsdichte:
Migrationsanteil Zählbezirk Praterstraße:
Bevölkerungswachstum
MIGRATIONSANTEIL
Mit einem Migrationsanteil von rund 54 % liegen die Zählbezirke Quellenplatz und Humboldtplatz deutlich über dem Durchschnitt von 40 % Migrationsanteil in Favoriten. Damit kann das Geschäftsquartier als international geprägter Wohnort bezeichnet werden. Die größten internationalen Bevölkerungsgruppen innerhalb Favoritens sind laut Wiener Nahversorgungs- und Passant:innenzählung Nr. 31 der WKW aus 2022 Serbien, die Türkei und Syrien.
Migrationsanteil in den Zählbezirken Quellenplatz und Humboldtplatz
DURCHSCHNITTLICHE WOHNUNGSGRÖSSEN
Mit 31 m² liegt die durchschnittliche Wohnfläche im 10. Wiener Gemeindebezirk eindeutig unter dem städtischen Durchschnitt von 35 m².
39 Jahre
41 Jahre
Durchschnittliche Wohnungsgröße in Favoriten
Durchschnittliche Wohnungsgröße in
DURCHSCHNITTSALTER
Die Bevölkerung in Favoriten ist im Durchschnitt jünger als im Rest von Wien. Vor allem die Gruppe der 0-14 Jährigen liegt mit etwa 16 % deutlich über dem Wiener Durchschnitt von rund 14,5 % Anteil an der gesamten Wohnbevölkerung.
BEFUNDE UND LEITFRAGEN
ZUR FAVORITENSTRASSE
Im Folgenden werden die zuvor erarbeiteten Analysen zu Befunden und Leitfragen für die weitere Bearbeitung verdichtet.
Sie verstehen sich als Grundlage für die Erarbeitung der Leitbilder und Maßnahmen für das Geschäftsquartier.
ALS QUARTIER DES ÖFFENTLICHEN LEBENS
Die Fußgänger:innenzone in der Favoritenstraße kann als besonderes Talent und Alleinstellungsmerkmal identifiziert werden. Sie versteht sich schon heute als Bühne für die junge und vielfältige Stadtgesellschaft und als Aufenthaltsort, bzw. zweites Wohnzimmer für viele. Die Qualitäten im öffentlichen Raum variieren jedoch je nach Abschnitt. Wie profitiert der öffentliche Raum von der Umgestaltung der Favoritenstraße? Wie wird sie in Zukunft genutzt und bespielt?
Die Fußgänger:innenzone entlang der Favoritenstraße verbindet vier (Platz der Kulturen, Columbusplatz, Keplerplatz, Reumannplatz), wenn nicht sogar fünf (Vorplatz zum Viktor-Adler-Markt) Plätze miteinander. Wie können ihre jeweiligen Qualitäten und Aufgaben im Geflecht sicht- und spürbar gemacht werden, und wie können sie entsprechend ihrer Fähigkeiten und Rahmenbedingungen sowohl räumlich als auch strukturell weiterentwickelt werden?
Mit der Waffenverbotszone am Reumannplatz und der Schutzzone am Keplerplatz wurden entlang der Favoritenstraße sicherheitspolitische Maßnahmen implementiert. Wie kann zusätzlich sichergestellt werden, dass sich alle (aktuellen und künftigen) Nutzer:innen entlang der Straße wohl fühlen?
Mit dem Sonnwendviertel und dem Quartier Belvedere sind in den vergangenen Jahren neue Stadtteile bzw. Stadtstrukturen in unmittelbarer Nähe zur Favoritenstraße entstanden. Das Stadtentwicklungsgebiet „Neues Landgut“ wird vom Columbusplatz sogar nur durch eine Straße getrennt. Wie können die umliegenden Strukturen besser an die Favoritenstraße angebunden und vernetzt werden?
Steht man am Reumannplatz und richtet den Blick Richtung Norden, erschließt sich einem eine beeindruckende Sicht in die Innenstadt und darüber hinaus. Im näheren Blickfeld kann beobachtet werden, dass der öffentliche Raum entlang der Favoritenstraße überfüllt, vielleicht sogar „verramscht“ erscheint. Wie kann die Qualität im öffentlichen Raum in Bezug auf das Stadtmobiliar verbessert und die Straße „aufgeräumt“ werden?
ALS QUARTIER DES HANDELS UND DER VERSORGUNG
Die Favoritenstraße weist schon heute ein guten Branchenmix auf - von Handel, Dienstleistung, Tourismus, bis hin zur Gastronomie etc. – und bietet somit ein breites Angebot. Mit einem Kaufkraftindex von 82,5 % pro Einwohner:in liegt Favoriten weit unter dem Wiener Durchschnitt von 104,5 % pro Einwohner:in. Wie kann die Kaufkraft entlang der Favoritenstraße erhöht und dem Wiener Durchschnitt angenähert werden?
Auf einer der längsten Fußgänger:innenzonen Wiens kann eine hohe Passant:innenfrequenz verzeichnet werden. Die Angebote sind zum großen Teil einer bestimmten Personengruppe im Niedrig- bis Mittelpreissektor zugeordnet. Wie kann es gelingen, das Nutzer:innenspektrum in Bezug auf den Handel entlang der Favoritenstraße zu diversifizieren?
Die unterschiedliche Lagegunst entlang der Favoritenstraße spiegelt sich auch in einer Zunahme an Leerständen im nördlichen Abschnitt zwischen Columbusplatz und Platz der Kulturen wider. Diesen unterschiedlichen Qualitäten im Angebot und der Nachfrage gilt es entgegenzutreten. Nichtsdestotrotz weist die Favoritenstraße im Vergleich zu den anderen Geschäftsquartieren auch in den zweiten und dritten Reihen abseits der Geschäftsstraße B- und C-Lagen auf und erfüllt demnach schon heute am ehesten die Voraussetzungen, um ein Geschäftsquartier herauszubilden.
Der Viktor-Adler-Markt versteht sich als zentraler Frequenzbringer und Besonderheit entlang der Favoritenstraße. Sein Angebot hat sich über die letzten Jahre jedoch zunehmend homogenisiert. Wie kann das Angebot am Markt vielfältiger gestaltet und der Leerstand reduziert werden?
ALS QUARTIER DES WOHNENS
Als zweitgrößter Bezirk Wiens ist Favoriten zentraler Wohnort für rund 220.000 Menschen. Mit der Entwicklung des Neuen Landguts wird diese Zahl um mehrere tausend Einwohner:innen steigen. Wie kann es gelingen, die künftigen Bewohner:innen des Neuen Landguts schon vorab für die Favoritenstraße zu begeistern und somit diese beiden Stadtteile miteinander zu verbinden?
Mit einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von 31 m² pro Person liegt Favoriten deutlich unter dem Wiener Durchschnitt von 35 m². Der öffentliche Raum versteht sich mit Blick darauf noch stärker als Wohnzimmer für viele Favoriten:innen. Wie kann es gelingen, die Favoritenstraße als attraktiven und klimafitten Aufenthaltsort für die bunte Stadtgesellschaft weiterzuentwickeln und abzusichern?
ALS QUARTIER DES ARBEITENS
Die Favoritenstraße versteht sich in erster Linie als Quartier des Handels und der Gastronomie. Dienstleistungsbetriebe sind hier nur in geringem Ausmaß vertreten, wobei der Schwerpunkt hier auf dem Beautybereich (Friseur:innen, Barber-Shops, Nagelstudios etc.) liegt. Besonders auffallend ist das breite Angebot an Fitnessstudios, die sich über die gesamte Länge verteilen. Wie kann das Angebot (im Fitness-Bereich) für ein breiteres Nutzungsspektrum weiterentwickelt werden?
Mit dem Neuen Landgut und dem Sonnwendviertel ist die Favoritenstraße von neuen Stadtentwicklungsgebieten mit neuen Bewohner:innen umgeben. Inwiefern können diese beispielsweise durch Angebote im Dienstleistungsbereich auf die Favoritenstraße gelockt werden?
Mit dem Quartier Belvedere rund um den Bahnhof, grenzt die Favoritenstraße unmittelbar an einen zentralen Hotel- und Bürostandort an. Aktuell wird dieses Potenzial entlang der Favoritenstraße jedoch noch nicht spürbar. Wie kann die Favoritenstraße vom Hauptbahnhof und dem Quartier Belvedere profitieren?
ALS QUARTIER DER KULTUR UND TEILHABE
Entlang der Favoritenstraße gibt es schon heute ein breites gastronomisches Angebot. - Der Fokus liegt jedoch auf Fast-Food-Restaurants und Lokalen im Niedrigpreissektor. Das geplante Schanigarten-Konzept für die gesamte Straße soll dazu beitragen, den Aufenthalt zu attraktiveren und die Angebote entlang des öffentlichen Raums zu ordnen und zu strukturieren. Wie kann das gastronomische Angebot für eine breitere Zielgruppe diversifiziert werden?
Am südlichen Ende des Projektgebiets, am Reumannplatz, befindet sich mit dem Eissalon Tichy ein Leuchtturm für die Straße, der auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Im nördlichen Abschnitt der Straße hat sich mit Ferhat Döner ein weiterer zentraler Anziehungspunkt entlang der Favoritenstraße etabliert. Wie kann es gelingen, diese und weitere Leuchttürme entlang der Favoritenstraße zu stärken oder zu entwickeln?
Durch verschiedene Feste, Veranstaltungen und Initiativen wie dem Stand 129 am Viktor-AdlerMarkt kann die Favoritenstraße im Vergleich zu anderen Geschäftsstraßen bereits heute ein vielfältiges Angebot an Kunst und Kultur vorweisen. Wie kann dieses bestehende Angebot gesichert werden und wie erleichtert man das Setzen weiterer Impulse?
Favoriten versteht sich als junger und diverser Bezirk – dies spiegelt sich auch an der Favoritenstraße als seine Bühne wider. Welche räumlichen Angebote in Bezug auf Orte zum Ausprobieren, als Treffpunkte oder kreative Zwischennutzungen können für ein breites Publikum entlang der Straße identifiziert und bespielt werden?
QUARTIERSATLAS HERNALSER ZENTRALBEREICH
Anmerkung vorneweg:
Dieser Quartiersatlas versteht sich als wachsendes Dokument, an dem im gesamten Prozess laufend weitergearbeitet wird. Er fungiert als Grundlage für die Leitbilder und Maßnahmen und wird laufend um neue Erkenntnisse und Analysen ergänzt. Im Impressum befindet sich die Zahl der jeweiligen Version des Quartiersatlas inkl. Zeitpunkt der Finalisierung.
Impressum:
Eigentümerin und Herausgeberin Wirtschaftsagentur Wien
Inhalt
Sofern nicht anders angegeben: Raumposition, CIMA Österreich
Bearbeitung, Redaktion und Gestaltung Raumposition. OG Phorusgasse 2/28, 1040 Wien
Projektverantwortliche
Daniela Allmeier, Pia Knappitsch
Grafische Inhalte und Bilder
Sofern nicht anders angegeben: Raumposition.
Version 2: Wien, April 2024
INHALTSVERZEICHNIS
Ausgangslage und Zielsetzung
Ein Paradigmenwechsel: Von der Einkaufsstraße zum Quartier
Ansätze für ein mulitfunktionales, vielfältiges und buntes Quartier
Der Hernalser Zentralbereich als Quartier des Handels und der Versorgung
Der Hernalser Zentralbereich als Quartier des Arbeitens
Der Hernalser Zentralbereich als Quartier des öffentlichen Lebens
Der Hernalser Zentralbereich als Quartier der Kultur und Teilhabe
Der Hernalser Zentralbereich als Quartier des Wohnens
Befunde und Leitfragen zum Hernalser Zentralbereich
AUSGANGSLAGE UND ZIELSETZUNG
Lebendige, bunte und vielfältige Quartierszentren gehören zum Wesen einer Stadt. Sie prägen Wien sozial, kulturell, räumlich und vor allem auch wirtschaftlich. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung mit Gütern des (erweiterten) täglichen Bedarfs, übernehmen aber auch zentrale Funktionen zur Erfüllung sozialer Bedürfnisse, wie zum Beispiel der Gastronomie oder die soziale Nutzung konsumfreier, öffentlicher Räume, medizinischer Versorgungseinrichtungen und kommunaler Dienstleistungen.
Auch für die Umsetzung der „Stadt der kurzen Wege“ sind Quartierszentren essentiell: Hier werden möglichst alle Bedürfnisse auf engstem Raum befriedigt. Und schließlich bewahren sie auch die Vielfalt der Stadt. Dies setzt jedoch voraus, dass nicht nur wenige große Metropolzentren diese Funktionen erfüllen, sondern die Sicherung, Weiterentwicklung und Aufwertung von Zentren an unterschiedlichen Orten der Stadt gewährleistet und unterstützt wird.
Die Zentren stehen jedoch vor großen Herausforderungen. Nicht erst seit der Corona-Pandemie wurde der starke Fokus der Geschäftsstraßen auf den Handel sicht- und spürbar. Das Ausbleiben der Kund:innen hatte zahlreiche Ladenschließungen zur Folge. Zusätzlich verschärft die Digitalisierung die Bedingungen; das wachsende Angebot an Online-Shopping Möglichkeiten schwächt den stationären Handel. Auch der Anspruch an den öffentlichen Raum in den Quartierszentren ändert sich aktuell stark.
Galt der Handel lange Zeit als stabiles Standbein für ein erfolgreiches Quartierszentrum, so sind heute neue Wege einzuschlagen, die eine ganzheitliche Betrachtung aller Nutzungsmöglichkeiten in den Mittelpunkt rücken. Neben dem klassischen Handel müssen beispielsweise auch andere Angebote, wie etwa Kunst und Kultur oder die Gastronomie in den Fokus gerückt und mitbehandelt werden. Kurzum: Die Nutzungsvielfalt innerhalb der Quartierszentren ermöglicht deren Fortbestehen.
EIN PARADIGMENWECHSEL: VON DER
EINKAUFSSTRASSE ZUM QUARTIER
Resiliente und nachhaltige Geschäftsstraßen entwickeln sich weiter zu Quartieren. Neben den Erdgeschoßlokalen entlang der Straße richten wir den Blick auch nach oben und in die zweite, vielleicht auch dritte Reihe. Die Geschäftsquartiere von morgen leben von einem breiten Mix aus Angeboten und Nutzungsmöglichkeiten wie Handel, Wohnen, Arbeiten, Kunst und Kultur etc.
Unterschiedliche Ansprüche und Potenziale werden sichtbar und miteinander vernetzt. Erst die Hinwendung zum Geschäftsquartier ebnet den Weg für ein pulsierendes Zentrum.
TREFFEN UND AUSTAUSCHEN
EINKAUFEN, BEWEGEN UND FLANIEREN
VERKAUFEN, ERLEBEN, TAUSCHEN UND TEILEN
KUNST UND KULTUR MACHEN UND LEBEN
GEMEINSAM FESTE FEIERN
ANSÄTZE FÜR EIN
MULTIFUNKTIONALES, VIELSEITIGES UND BUNTES QUARTIER
Zusammengefasst: Die eine perfekte Rezeptur für die Geschäftsquartiere gibt es nicht. Jedes Quartier bringt unterschiedliche Rahmenbedingungen mit und überall bilden sich Potenziale und Herausforderungen heraus, auf die eingegangen werden muss. Was jedoch für alle Quartiere gilt: Ein resilientes Geschäftsquartier lebt von seiner Vielfalt.
Die Geschäftsquartiere werden nur dann als lebendige Quartierszentren funktionieren, wenn sie allen Aspekten des täglichen Lebens gerecht werden. Das umfasst den Handel, vielfältige Dienstleistungs-, Kunst- und Kulturangebote genauso wie qualitätsvollen Wohnraum und öffentlichen Raum. Es gilt also, den perfekten Mix für das Geschäftsquartier zu entwickeln, das alle Ansprüche an ein lebendiges Zentrum deckt. Diese Aufgabe kann nur mit den Akteur:innen in den Quartieren gemeinsam gelingen. Denn im kompakten Quartier zeigen sich nicht nur die Herausforderungen und der Handlungsbedarf, sondern ergibt sich auch das Potenzial für die Menschen, „ihr“ Quartier weiterzuentwickeln.
Öffentliches
Leben
Handel & Versorgung Wohnen Arbeit
Kultur und Teilhabe (inkl. Gastronomie)
HANDEL UND VERSORGUNG
Der Handel galt lange Zeit als der zentrale Frequenzbringer für Einkaufsstraßen. Auch bei der Betrachtung als Geschäftsquartier spielen Handel und Versorgung eine tragende Rolle. Im Sinne einer „Stadt der kurzen Wege“ sollte die Angebotsvielfalt erhalten und ausgebaut werden. Viele Herausforderungen, wie steigende Kosten oder die starke Konkurrenz des OnlineHandels, setzen den klassischen Einzelhandel zunehmend unter Druck. Hier gilt es, gemeinsam neue Potenziale sichtbar zu machen und resiliente, zukunftsgerichtete Strukturen zu entwickeln.
ARBEIT
Die Menschen, die in den Quartieren arbeiten, sind ein wichtiger Baustein für deren Lebendigkeit. Vielfältige Angebote im Quartier erleichtern ihnen den Alltag und werden gerne angenommen. Umgekehrt verändern aktuelle Trends auch den Umgang mit dem Thema Arbeit im Quartier, sei es weil Arbeiten im (halb-) öffentlichen Raum seit der Corona-Pandemie häufiger geworden ist, oder auch weil neue Verfahren die Produktion in die Innenstädte zurück bringen könnte.
ÖFFENTLICHES LEBEN
Der fortschreitende Klimawandel, ein sich veränderndes Mobilitätsverhalten und auch die Wahrnehmung als „erweitertes Wohnzimmer“ erhöhen die Bedeutung des öffentlichen Raums. In den Geschäftsquartieren versteht er sich einerseits als „roter Teppich“, der für die Besucher:innen und Bewohner:innen ausgerollt wird. Andererseits ist er aber auch geprägt von seiner Funktion als Durchzugsraum sowie als Start- und Zielpunkt der Menschen im Quartier.
KULTUR UND TEILHABE WOHNEN
Die Geschäftsquartiere sind auch Orte des Wohnens. Aufgrund ihrer zentralen Lage sind sie von Urbanität und Vielfältigkeit geprägt. Neben der Aufrechterhaltung zentraler Versorgungsbetriebe für den täglichen Bedarf gilt es auch, die Wohnqualität abzusichern und zu verbessern.
Kunst, Kultur und auch die Gastronomie tragen maßgeblich zur Identität eines Quartiers bei. Freizeitgestaltung wird den Bewohner:innen zunehmend wichtiger, gleichzeitig werden die Bedürfnisse dabei immer individueller. Auch hier ist Vielfalt Trumpf.
DER HERNALSER ZENTRALBEREICH IM WANDEL DER ZEIT
16. Jahrhundert
Nach der Zerstörung des Dorfes durch die Osmanen im Zuge der ersten Türkenbelagerung (1529), wird Hernals Ende des 16. Jahrhunderts zum Zentrum des Protestantismus.
Alle Protestanten werden aus Hernals vertrieben. Als Zeichen des Sieges über den Protestantismus wird ein Passionsweg von St. Stephan nach Hernals errichtet. Drei der sieben Stationen des Weges befinden sich in Hernals.
Die erste Straßenbahnlinie verbindet den Vorort mit der Stadt. Um 1870 wird hier die Hernalser Wagons- und TramwayBaugesellschaft gegründet und wächst schnell zum Großbetrieb mit bis zu 1.100 Mitarbeiter:innen.
1894
Im Zuge des Abbruchs des Linienwalls verliert Hernals den inneren Gürtel an den 8. und 9. Bezirk. Die Hernalser Hauptstraße beginnt deshalb mit den Nummern 5 und 12. Alle hier befindlichen markanten Etablissements werden entfernt.
um 1910
Die erste Kunsteisbahn der Welt wird durch Ing. Eduard Engelmann errichtet. 1913 entsteht das markante Gebäude der Kommunalsparkasse – die „Hernalser SparCassa“ – am Elterleinplatz. 1914 eröffnet das Jörgerbad als erstes städtisches Hallenschwimmbad.
19381945
Während des Zweiten Weltkriegs befindet sich in der Jörgerstraße 22 ein Zwangsarbeiterlager.
Im März 1945 erfolgen besonders schwere Luftangriffe auf Hernals.
Ab 1. September 1945 gehört Hernals zum USamerikanischen Besatzungssektor Wiens. Ab Anfang der 1950er Jahre wird der kommunale Wohnbau wieder aufgenommen – bis 1955 sind im Bezirk mehr als 1.000 neue Wohnungen bezugsfertig.
Infolge der der Massenmotorisierung und ihren Begleiterscheinungen kommt es zu einer dramatischen Abwertung der Gründerzeitviertel westlich des Gürtels. Auch die Hernalser Hauptstraße, die wichtigste Geschäftsstraße und traditionelles Nahversorgungszentrum, beginnt unter dem Konsum- und Mobilitätswandel zu leiden, ein steigender Geschäftsleerstand ist die Folge.
Auf dem Dach des Plus-Kaufhauses (heute Interspar) wird die bis heute beliebte KunstEisbahn eröffnet.
Im Zuge der Neugestaltung des Elterleinplatzes wird das lang ersehnte Bezirkszentrum Hernals mit Wohnungen und einem Einkaufszentrum und diversen sozialen Einrichtungen erbaut.
Seit 2013 wurde der Ausbau der Manner-Fabrik im 17. Bezirk forciert. Seit 2015 werden nun sämtliche Schnitten im 17. Bezirk hergestellt und dadurch eine Vielzahl an Arbeitsplätzen abgesichert.
Im Zuge des Baus der U5 soll unter dem Elterleinplatz eine U-BahnStation entstehen. Hernals wird damit mit der Innenstadt verbunden. Die Bauarbeiten sollen 2026/2027 beginnen. Die Eröffnung der Station Elterleinplatz ist ab etwa 2030 geplant.
Der Hernalser Zentralbereich blickt auf eine reiche Geschichte zurück. Ursprünglich als Teil der römischen Heerstraße angelegt, entwickelte sich die Hauptstraße im Mittelalter zu einer bedeutenden Handelsroute weiter. Als Schauplatz der ersten Türkenbelagerung wurde das Gebiet zum Zentrum des Protestantismus. Im 19. Jahrhundert eingemeindet, erlebte die Hernalser Hauptstraße einen wirtschaftlichen Aufschwung. Handwerksbetriebe, Geschäfte und Gasthäuser prägten das Straßenbild. Die Industrialisierung brachte Veränderungen, und die Straße wurde mit neuen Gebäuden und Geschäften modernisiert. Während des Ersten Weltkriegs und der Ersten Republik wurde die Hernalser Hauptstraße oft Schauplatz von Demonstrationen und politischen Aktivitäten. In der Zwischenkriegszeit erlebte die Straße auch kulturelle Blütezeiten, mit Theatern und Kinos, die das Viertel belebten. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Straße schwer beschädigt, nach dem Krieg mit neuem Gesicht wieder aufgebaut und seitdem laufend adaptiert. Heute zeichnet sich der Hernalser Zentralbereich durch seine vielfältige Architektur aus, die die verschiedenen Epochen seiner Geschichte widerspiegelt.
DER AKTUELLE HERNALSER ZENTRALBEREICH-MIX
Handel & Versorgung
Öffentliches Leben Wohnen Arbeit
und Teilhabe (inkl. Gastronomie)
Der Hernalser Zentralbereich ist geprägt von einem breiten Angebot an Dienstleistungs-, Handels- und Gastronomiebetrieben, was einen guten Nutzungsmix kennzeichnet. Angesichts der beginnenden Umbauarbeiten zur U-Bahn erfährt der Zentralbereich jedoch derzeit einen starken Wandel. Außerdem müssen auch die verschiedenen Abschnitte des Zentralbereiches und ihre Qualitäten unterschiedlich betrachtet werden. Der Zentralbereich versteht sich als wichtiger Wohnort, der öffentliche Raum bietet jedoch nur bedingt Aufenthaltsmöglichkeiten. Generell drängen sich die Aufenthaltsbereiche an die oft sehr schmalen Ränder der Straßen, hier besteht Nachbesserungsbedarf. Dasselbe gilt für das Angebot an Kunst und Kultur.
Kultur
Durschnittliches NettoEinkommen der Bewohner:innen in Hernals zu Jahresbeginn: € 23.266
Vergleich Landstraßer Hauptstraße: 346,3 Millionen Euro
Passant:innenzählung 2022: Donnerstag: 4.319
Samstag (bei Regen): 3.140
Vergleich Landstraßer
Hauptstraße: Donnerstag: 18.449
Samstag (bei Regen): 11.465
DER HERNALSER ZENTRALBEREICH ALS
QUARTIER DES HANDELS UND DER VERSORGUNG
Die Qualität des Angebots an Handelseinrichtungen variiert entlang der Hernalser Hauptstraße. Die Nebenstraßen rund um den Elterleinplatz laden zum Bummeln ein. Im östlichen Bereich, dem Elterleinplatz folgend, ist der Zentralbereich stark von Leerstand betroffen.
HANDELSBETRIEBE UND LEERSTAND ENTLANG UND IM HERNALSER ZENTRALBEREICH
Der Handel spielt im Hernalser Zentralbereich eine tragende Rolle. Das Angebot variiert sowohl in Größe, als auch Preisklasse. Während im Bereich zwischen U-Bahn-Station Alser Straße und Elterleinplatz auch Filialen und Angebote im Mittel- bis Hochpreissegment vorzufinden sind, verschiebt sich dieses Bild ab dem Elterleinplatz bis zur Wattgasse in Richtung Mittel- bis Niedrigpreissegment. Als zentraler Frequenzbringer mit einem breiten Angebotsmix versteht sich das Einkaufszentrum Hernals am Elterleinplatz. Diesem Bild entspricht auch der vergleichsweise hohe Filialisierungsgrad von 38% im Geschäftsquartier. Mit dieser Zahl weist der Hernalser Zentralbereich nach der Simmeringer Hauptstraße den zweithöchsten Wert auf. Die Verkaufsfläche verteilt sich auf rund 16.500 m² und 116 Shops. Wichtig ist hier auch, die Struktur der Straße mit in den Fokus der Betrachtung zu rücken: In den östlichen Bereichen wird ein Queren der Straße zwar durch ein starkes KFZ-Aufkommen erschwert, ist aber prinzipiell möglich. Der breite Straßenquerschnitt im westlichen Bereich erlaubt es dagegen kaum, von einer Seite auf die andere zu wechseln. Vor allem im Nadelöhr westlich des Elterleinplatzes, bevor sich die Straße stark ausweitet, kann eine Vielzahl an Leerstand verortet werden. Diese Thematik wird auch mit Blick auf die kommenden Jahre des U-Bahn Baues eine zentrale Rolle im Geschäftsquartier spielen. Hierzu gilt es, Lösungsvorschläge zu entwickeln.
Leerstand
MIETPREISENTWICKLUNG UND LAGEGUNST
Das Gebiet rund um den Elterleinplatz, die davon abzweigenden Straßenzüge und auch die Hernalser Hauptstraße in Richtung Gürtel werden als A-Lage bewertet. Dies entspricht auch der Qualität und Anzahl der Geschäfte, die sich in diesen Abschnitten befinden. Auch die Frequentierung ist hier höher als im westlichen Abschnitt der Straße. Den Bereich zwischen Elterleinplatz und Gürtel gilt es, mit Blick auf den bevorstehenden U-Bahn-Bau aufzuwerten und gegebenenfalls abzusichern. Die fehlende direkte Anbindung an die U-Bahn, wie auch die unterschiedliche Qualität der Handelslokale schlagen sich auch beträchtlich auf die Mietpreise der Geschäftslokale nieder. So beläuft sich der Preis pro Quadratmeter für ein Lokal mit max. 60 m² in A-Lage auf ca. 14 €/m². Auch wenn die Mietpreise seit 2016 laufend steigen, sind diese im Vergleich zu den anderen Geschäftsquartieren am geringsten. Mit Blick auf kreative Lösungen und Zwischennutzungen kann hier Potenzial identifiziert werden.
FILIALISIERUNGSGRAD
Mit 38 % weist der Hernalser Zentralbereich im Vergleich zu den anderen Geschäftsstraßen einen hohen Filialisierungsgrad auf. Vor allem größere Ketten sorgen zwischen Gürtel und Elterleinplatz für hohe Frequenz und decken den Bedarf der Bewohner:innen entlang und rund um die Straße. Das Einkaufszentrum Hernals trägt ebenfalls zu der hohen Quote bei. Im westlichen Teil der Straße, ab dem Elterleinplatz, findet man in erster Linie Filialen zur Deckung des täglichen Bedarfs der Bewohner:innen, wie etwa Bäckereien, vor. Der östliche Teil bietet dagegen ein diverseres Bild.
Mietpreisentwicklung in A-Lage bis 60 m²:
1
2
3
Mietpreis in A-Lage bis 60 m: € 14,00
Mietpreis in A-Lage 60-150 m: € 12,90
Mietpreis in A-Lage über 150 m: € 10,50 2 2
Filialisierungsgrad
Hernalser Hauptstraße
DER HERNALSER ZENTRALBEREICH ALS QUARTIER DES ARBEITENS
Parallel zum Handel variieren auch die Dienstleistungsangebote je nach Abschnitt. Besonders auffallend ist die Dichte an KFZ-Dienstleistungsbetrieben entlang des Hernalser Zentralbereichs.
DIENSTLEISTUNGSBETRIEBE IM HERNALSER ZENTRALBEREICH
Entlang der Hernalser Hauptstraße und der Jörgerstraße, aber auch in den zweiten und dritten Reihen können eine Vielzahl an Dienstleistungsbetrieben identifiziert werden, wobei sich auch hier vor allem in den östlichen Lagen die Angebote weiter in die Seitenlagen verteilen. Das Angebot konzentriert sich in erster Linie auf den Niedrig- bis Mittelpreissektor und deckt Angebote des täglichen Bedarfs, sowohl in Bezug auf Beauty, als auch auf weitere Dienstleistungen wie Fitnessstudios oder Ähnliches, ab. Entlang der Straße besonders prominent vertreten sind Kfz-bezogene Dienstleistungen. Neben Werkstätten befinden sich auch Tankstellen an zentralen Knotenpunkten im Gebiet. Durch dieses Zusammenspiel wird die Dominanz des Automobils im Geschäftsquartier vor den Vorhang geholt.
Auch als Arbeitsort können die Zonen rund um die Geschäftsstraße identifiziert werden. Sowohl in einigen Erdgeschoßlokalen, vor allem aber in den oberen Stockwerken, können eine Vielzahl an Bürostandorten lokalisiert werden. Diese verteilen sich zumeist auf vorhandene gründerzeitliche Strukturen im Bestand. Dezidierte Bürogebäude werden kaum vorgefunden.
ZENTRALE GEWERBESTANDORTE UND ARBEITSPLÄTZE IN UND RUND UM DEN HERNALSER ZENTRALBEREICH
Hernalser Zentralbereich
Prägende Gewerbestrukturen
Unternehmen mit hoher Beschäftigtenzahl
Die unmittelbare Nähe zum Allgemeinen Krankenhaus spiegelt sich auch in der Dichte an (Fach-)Ärzt:innen im und rund um das Geschäftsquartier wieder. Dieses Potenzial gilt es weiterhin zu fördern und zu stärken. Auch der Ausbau der U5, der zusätzlich eine direkte Verbindung zum AKH sicherstellen wird, kann dazu beitragen. Darüber hinaus versteht sich das Geschäftsquartier als Bindeglied zwischen Gewerbe- und Arbeitsstandorten im 16. und 18. Wiener Gemeindebezirk und hat damit die Möglichkeit, verschiedene Nutzer:innenstrukturen zusammenzubringen.
Ottakringer Brauerei
AKH Campus
DER HERNALSER ZENTRALBEREICH ALS
QUARTIER DES ÖFFENTLICHEN LEBENS
Der Hernalser Zentralbereich ist geprägt vom Kfz-(Durchzugs)Verkehr. Dies spiegelt sich auch in der Gestaltung des öffentlichen Raumes wider.
DER ÖFFENTLICHE RAUM ENTLANG DES HERNALSER ZENTRALBEREICHES
Der Hernalser Zentralbereich und seine öffentlichen Räume können als drei unterschiedliche Abschnitte wahrgenommen werden: Vom Gürtel im Osten bis zum Elterleinplatz, zwischen Elterleinplatz und Lacknergasse und ab Lacknergasse Richtung Westen bis zur Wattgasse. Jede Sequenz folgt ihrer eigenen Logik und kann als Einheit begriffen werden, in der spezifische Anforderungen ausgearbeitet werden müssen. Zueinander stehen sie jedoch in manchen Punkten im Kontrast. Was alle Bereiche miteinander verbindet, ist die Dominanz des Kfz-Verkehrs und ein damit verbundener Geräuschpegel. Die Straßenbreiten im östlichen Abschnitt bis zum Elterleinplatz sind gering und bieten kaum Platz zum Schlendern, geschweige denn zum Verweilen. Auch im westlichen Bereich laden die Gehsteige an den Rändern kaum dazu ein, sich dort länger aufzuhalten. Hier findet sich jedoch vereinzelt Sitzmobiliar. Ebenfalls über die Abschnitte verbindend ist, dass die jeweiligen Straßenseiten in keinem Bezug zueinander stehen. Durch die Dominanz des Kfz-Verkehrs ist das Queren an zentralen Knotenpunkten möglich, abgesehen davon bleiben Besucher:innen eher auf einer gewählten Straßenseite. Einzig der Elterleinplatz fungiert innerhalb des Zentralbereiches als Aufenthaltsort. Durch den Ausbau der U5 wird dieser in den nächsten Jahren einer starken Transformation unterzogen. Der U-Bahn-Bau wird das öffentliche Leben und die Besucher:innenstrukturen entlang der Hernalser Hauptstraße entscheidend verändern.
Religiöse Einrichtungen
Bildungseinrichtungen
GEFÜHLTE HOHE FREQUENZ IM HERNALSER ZENTRALBEREICH
Bei den Einstiegsbereichen zum Hernalser Zentralbereich vom Gürtel entlang von Hernalser Hauptstraße und Jörgerstraße, kann eine vermehrte Geschäftigkeit verzeichnet werden. Diese nimmt bis zum Elterleinplatz leicht ab, um an diesem zentralen Knotenpunkt wieder zuzulegen. Generell wird rund um die Straßenbahnstationen der Linie 43 eine leichte Frequenzzunahme verortet. Abgesehen davon, ist die Frequenz im Vergleich zu den anderen Geschäftsstraßen eher gering. Dies lässt sich unter anderem auf die fehlende direkte Anbindung des Zentralbereiches an eine U-Bahn Linie und den starken Durchzugsverkehr zurückführen.
NEUE PROJEKTE IN UND UM DEN HERNALSER ZENTRALBEREICH
Mit der Ausweisung als Begegnungszone wurde in der Kalvarienberggasse unmittelbar angrenzend an den Elterleinplatz ein erster Schritt in Richtung einer nachhaltigen Umgestaltung gesetzt. Weitere Entwicklungen befinden sich laut dem Bezirk in Planung. Davon abgesehen bestimmen die Entwicklungen rund um den Ausbau der U5 das Geschehen entlang des Hernalser Zentralbereichs im westlichen Abschnitt und am Elterleinplatz entscheidend. Mit welchem Gesicht sich dieses Geschäftsquartier künftig präsentieren wird, muss gemeinsam mit dem Entstehungsprozess der U5 ausgearbeitet werden.
NEUE PROJEKTE IN UND UM
Hernalser Zentralbereich
Verlängerung der U5 bis nach Hernals
HernalserHauptstraße
U5 BAUARBEITEN IM BEREICH ELTERLEINPLATZ 2027 - 2033
Die U5 wird von der Station Frankhplatz, die ab 2026 vorerst die Endstation der U5 sein wird, mit Baustart Ende 2026/Anfang 2027 bis zur Bahnstation Hernals verlängert. Die U5 wird somit um die Stationen Arne-Karlsson-Park, Michelbeuern-AKH, Elterleinplatz, und S-Bahn Station Hernals erweitert. Die Fertigstellung dieses zweiten U5 Bauabschnittes soll zwischen 2032 und 2035 erfolgen. Verlaufen wird die U-Bahnstrecke unterirdisch unter der Hernalser Hauptstraße. Die Bauarbeiten ab Elterleinplatz bis zur S-Bahn-Station Hernals werden in geschlossener Bauweise, also unterirdisch, durchgeführt. Am Elterleinplatz wird auch eine neue Station errichtet. Bei der U5-Endstation Hernals wird besonders auf das denkmalgeschützte Otto-Wagner-Stationsgebäude Rücksicht genommen. Daher wird die Station sehr schlicht gehalten und es gibt vor dem
Gebäude keine Aufgänge, sondern eine unterirdische Bauweise und offene Abgänge. Das Stationsumfeld Hernals soll außerdem begrünt und durch breitere Gehwege und neue Radwege für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen verbessert werden. Die Straßenbahnlinie 43, eine der am stärksten frequenzierten Linien Wiens, die durch die U5 entlastet werden soll, wird sowohl während der Bauzeit als auch nach der Fertigstellung der U5 in Betrieb bleiben.
Fokusbereich
Dieser Teil der Hernalser Hauptstraße und der Jörgerstraße wird nicht direkt von den durch die U5 Verlängerung bedingten Bauarbeiten beeinträchtigt sein. Daher kann in diesem Bereich bis zur Fertigstellung der U5 stärker eingegriffen werden.
Lagerfläche
3
Baustelleneinrichtungfläche
Umgestaltung Kalvarienberggasse?
Nachdem die Kalvarienberggasse 2020 teilweise als temporäre Begegnungszone genutzt worden ist, wurden in einem Beteiligungsprozess unter dem Motto “Neues Miteinander in der Kalvarienberggasse”, durchgeführt von der GB*, Ideen zu Kalvarienberggasse und Dornerplatz erfragt. Das Ergebnis war vor allem der Wunsch nach einer Verkehrsberuhigung. Im März 2022 wurde in der Folge als erste Maßnahme eine Einbahnumdrehung beim Dornerplatz durchgesetzt. Auf Basis der Ergebnisse des Beteiligungsprozesses ist 2023 ein Entwurf für die Umgestaltung von Kalvarienberggasse und Dornerplatz präsentiert worden, der ab 2024 schrittweise umgesetzt werden soll. Die Kalvarienberggasse soll teilweise zu einer Begegnungszone werden, wann welche Maßnahmen umgesetzt werden sollen, ist allerdings noch unklar.
Pezzlgasse
Hilfsschacht Bergsteiggasse
Blockentwicklung Lacknergasse In der Lacknergasse wird ein gründzeitlicher Baublock entwickelt. Im Blockinneren wird ein gängiger Grün- und Freiraum geschaffen entsteht Wohnraum, der die historische Blockrandbe bauung erhält und das Stadtbild sichert. Hierfür erstmals eine Schutzzone für einen Block festgesetzt. Stand März 2024 ist die Konzepterstellung chlossen, der Gemeinderatsbeschluss ist noch 4
Fahrradstr. Seeböckgasse/Geblergasse?
Seit November 2023 setzt sich eine offene Petition eine Verkehrsberuhigung der Seeböckgasse (Ottakring) und der Geblergasse (Hernals) ein. Durchzugsverkehr soll für KFZ unterbunden und Querverkehr eingeschränkt werden, die aus beiden Straßen bestehende Verkehrsverbindung in erster Linie für Radfahrende zur Verfügung 5
Betriebsgebäude
Ranftlgasse
Baustellenbereich
Abbruch
Unterirdische U5 Trasse
Einschränkung ÖV-Station
Führung MIV
Geblergasse
Fußwegführung
Fokusbereich
Dieser Abschnitt der Hernalser Hauptstraße und der Jörgerstraße wird nicht direkt von den durch die U5 Verlängerung bedingten Bauarbeiten beeinträchtigt sein. Es würde sich aus diesem Grund anbieten, den Fokus auf diesen Bereich zu legen.
Umgestaltung Kalvarienberggasse
Nachdem die Kalvarienberggasse 2020 teilweise als temporäre Begegnungszone genutzt worden ist, wurden in einem Beteiligungsprozess unter dem Motto “Neues Miteinander in der Kalvarienberggasse”, durchgeführt von der GB*, Ideen zu Kalvarienberggasse und Dornerplatz erfragt. Das Ergebnis war vor allem der Wunsch nach einer Verkehrsberuhigung. Im März 2022 wurde in der Folge als erste Maßnahme eine Einbahnumdrehung beim Dornerplatz durchgesetzt. Auf Basis der Ergebnisse des Beteiligungsprozesses ist 2023 ein Entwurf für die Umgestaltung von Kalvarienberggasse und Dornerplatz präsentiert worden, der ab 2024 schrittweise umgesetzt werden soll. Die Kalvarienberggasse soll teilweise zu einer Begegnungszone werden, wann welche Maßnahmen umgesetzt werden sollen, ist noch unklar.
3 Blockentwicklung Lacknergasse
In der Lacknergasse wird ein gründzeitlicher Baublock entwickelt. Im Blockinneren wird ein durchgängiger Grün- und Freiraum geschaffen und es entsteht Wohnraum, der die historische Blockrandbebauung erhält und das Stadtbild sichert. Hierfür wird erstmals eine Schutzzone für einen Block festgesetzt. Stand März 2024 ist die Konzepterstellung abgeschlossen, der Gemeinderatsbeschluss ist noch offen.
Fahrradstraße Seeböckgasse/Geblergasse?
Seit November 2023 setzt sich eine offene Petition für eine Verkehrsberuhigung der Seeböckgasse (Ottakring) und der Geblergasse (Hernals) ein. Der Durchzugsverkehr soll für KFZ unterbunden und der Querverkehr eingeschränkt werden, die aus den beiden Straßen bestehende Verkehrsverbindung soll in erster Linie für Radfahr:innen zur Verfügung stehen.
5 Verlängerung der U5 bis nach Hernals
Die U5 wird von der Station Frankhplatz, die ab 2026 vorerst die Endstation der U5 sein wird, mit Baustart Ende 2026/Anfang 2027 bis zur Bahnstation Hernals verlängert. Die U5 wird somit um die Stationen Arne-Karlsson-Park, Michelbeuern-AKH, Elterleinplatz, und S-Bahn Station Hernals erweitert. Die Fertigstellung dieses zweiten U5 Bauabschnittes soll zwischen 2032 und 2035 erfolgen. Verlaufen wird die U-Bahnstrecke unterirdisch unter der Hernalser Hauptstraße. Die Bauarbeiten ab Elterleinplatz bis zur S-Bahn-Station Hernals werden in geschlossener Bauweise, also unterirdisch, durchgeführt. Am Elterleinplatz wird auch eine neue Station errichtet.
BAU DER U-BAHN LINIE 5
Mit dem Bau der U5 bekommen der Bezirk Hernals und das Geschäftsquartier Hernalser Zentralbereich gleich zwei U-Bahn Stationen: Einmal am Elterleinplatz und einmal an der S-Bahn Station Hernals. Diese Entwicklung birgt riesiges Potenzial für den gesamten Betrachtungsraum, da nicht nur neue Bewohner:innen und Geschäftstreibende entlang des Gebiets ihr neues Zuhause finden werden, sondern auch Besucher:innen einen direkten Zugang auf die Hernalser Hauptstraße bekommen. Außerdem rückt damit auch das Naherholungsgebiet Neuwaldegg näher an die Stadt heran. Neben den großen Chancen, bringt die Baustelle auch Ungewissheiten für alle bestehenden Ladenbesitzer:innen, Handelstreibenden etc. Es gilt hier sowohl Risiken als auch Potenziale sichtbar zu machen und sie zu benennen und dann gemeinsam an dem neuen Bild für den Hernalser Zentralbereich entlang zentraler U-Bahn Knotenpunkte zu arbeiten. Die Straßenbahnlinie 43, die durch die U5 entlastet werden soll, wird sowohl während der Bauzeit als auch nach der Fertigstellung der U5 in Betrieb bleiben.
DER HERNALSER ZENTRALBEREICH ALS QUARTIER DER KULTUR UND TEILHABE
Sowohl das Metropol, wie auch das Jörgerbad verstehen sich als Anziehungspunkt entlang des Hernalser Zentralbereiches. Das gastronomische Angebot variiert je nach Abschnitt.
KUNST, KULTUR UND GASTRONOMIE ENTLANG DES HERNALSER ZENTRALBEREICHS
In Bezug auf Kunst und Kultur (im öffentlichen Raum), gibt es entlang des Hernalser Zentralbereiches Luft nach Oben. Das Theater Metropol im östlichen Abschnitt kann als kultureller Anker verstanden werden, dazu werden in regelmäßigen Abständen Kunstveranstaltungen in leerstehenden Erdgeschoßlokalen abgehalten. Abseits dessen gilt es, das Angebot zu diversifizieren und auszubauen. Vor allem in Bezug auf die Umnutzung und Bespielung leerstehender Flächen, oder aber Kunst im öffentlichen Raum, kann hier vorhandenes Potenzial, bzw. mit dem U-Bahn Bau verbundenes neu entstehendes Potenzial genutzt werden.
Mit Blick auf die Gastronomie versteht sich der Hernalser Zentralbereich als Hotspot für eine Vielzahl griechischer Restaurants. Im westlichen Teil kommt Gastronomie im Mittel- bis Hochpreissektor dazu und wird ergänzt durch ein Angebot an klassisch österreichischen Gaststätten. Das Angebot steigt in diesem Bereich auch bzw. bleibt es stabil. Im westlichen Bereich nehmen sowohl die Dichte als auch das vielseitige Angebot an Gastronomiebetrieben ab. – Hier findet man vor allem Fast Food-Lokale.
Religiöse Einrichtungen
Kunst- und Kultureinrichtungen
DER HERNALSER ZENTRALBEREICH ALS
QUARTIER DES WOHNENS
Der Hernalser Zentralbereich versteht sich auch als wichtiger Wohnort für die Bevölkerung.
WOHNEN ENTLANG UND UM DEM HERNALSER ZENTRALBEREICH
Der Hernalser Zentralbereich versteht sich in erster Linie als Wohnort für eine Vielzahl an Menschen. In dichten gründerzeitlichen Strukturen und in Gemeindebauten sind die Zählbezirke Alt-Hernals und Äußere Hernalser Hauptstraße Zuhause für rund 35.500 Personen (Quelle: Statistik Austria). Die Dichte an Nahversorgungsangeboten entspricht dabei der Anzahl der Bewohner:innen und Besucher:innen. Mit Blick auf die aktiven Erdgeschoßzonen im Zentralbereich wandelt sich die Straße im westlichen Bereich in den zweiten und dritten Reihen schnell in reine Wohnstrukturen. Im östlichen Bereich können auch in den hinteren Lagen und zentralen Querverbindungen, wie etwa der Kalvarienberggasse, aktive Erdgeschoßzonen identifiziert werden. Dies entspricht der Analyse, dass vor allem im östlichen Bereich der Quartierscharakter der Geschäftsstraße gut in bestehende Strukturen integriert werden kann. Vor allem in den Blöcken zwischen Hernalser Hauptstraße und Jörgerstraße werden alle Häuserseiten gut bespielt.
Bevölkerungswachstum in den Zählbezirken von 2014 - 2024 +7,9%
Bevölkerungswachstum in Hernals von 2014 - 2024
Gebäude mit Wohnnutzung im Erdgeschoss (mindestens anteilig)
Gebäude mit Wohnnutzung im Obergeschoss (mindestens anteilig)
Nahversorgung (Supermarkt, Wochenmarkt)
Nicht-aktive EG-Zonen
Bevölkerungsdichte: 251 EW/ha in den Zählbezirken Alt-Hernals und Äußere Hernalser
Bevölkerungsdichte:
BEVÖLKERUNGSDICHTE
In den beiden Zählbezirken Alt-Hernals und Äußere
Hernalser Hauptstraße liegt die Bevölkerungsdichte klar über dem Bezirksdurchschnitt. Dies lässt sich unter anderem auf die – im Gegensatz zu den westlicheren Zonen in Richtung Neuwaldegg –dichten Siedlungsstrukturen zurückführen.
Migrationsanteil in den Zählbezirken Alt-Hernals und Äußere Hernalser Hauptstraße
Bevölkerungswachstum in den Zählbezirken von
Migrationsanteil Hernals
DURCHSCHNITTLICHE WOHNUNGSGRÖSSEN
Mit rund 34 m² liegt die durchschnittliche Wohnfläche im 17. Wiener Gemeindebezirk leicht unter dem städtischen Durchschnitt von 35 m².
Durchschnittliches
Zählbezirke Alt-Hernals und Äußere Hernalser Hauptstraße
MIGRATIONSANTEIL
Mit rund 43 % liegt der Migrationsanteil in den untersuchten Zählbezirken über dem Bezirksdurchschnitt von rund 40 %. Die größten internationalen Bevölkerungsgruppen sind hier Serbien, Deutschland und Polen (vgl. Wiener Nahversorgungs- und Passant:innenzählung Nr. 31 der WKW, 2022).
Migrationsanteil in den Zählbezirken Alt-Hernals und Äußere Hernalser Hauptstraße
Durchschnittliche Wohnungsgröße in Hernals
DURCHSCHNITTSALTER
Die Altersverteilung der Bevölkerung im Bezirk Hernals entspricht weitestgehend jener Verteilung in ganz Wien. Einzig die Gruppe der 15-64 Jährigen ist um rund 0,7 % größer als im Rest von Wien.
BEFUNDE UND LEITFRAGEN
ZUM HERNALSER ZENTRALBEREICH
Im Folgenden werden die zuvor erarbeiteten Analysen zu Befunden und Leitfragen für die weitere Bearbeitung verdichtet. Sie verstehen sich als Grundlage für die Erarbeitung der Leitbilder und Maßnahmen für das Geschäftsquartier.
ALS QUARTIER DES HANDELS UND DER VERSORGUNG
Die Hernalser Hauptstraße ist geprägt von einer Vielzahl an Handelsbetrieben, wobei die Qualität dieser je nach Abschnitt (vom Gürtel bis zum Elterleinplatz, bzw. vom Elterleinplatz bis zur Wattgasse) variiert. Durch den U-Bahn-Bau wird der Bereich ab dem Elterleinplatz nur noch schwer zugänglich sein. Wie kann das Bestehen der Handelsbetriebe auf ganzer Länge dauerhaft abgesichert werden?
Mit dem Umbau der Kalvarienberggasse ergeben sich auch neue Qualitäten und Chancen für Handelsbetriebe in und rund um diese Straße. Vieles ist hier jedoch noch unklar. Kann die Kalvarienberggasse in Bezug auf den U-Bahn Bau als „Ausweichquartier“ für diverse Handelsangebote entlang der Hernalser Hauptstraße fungieren?
Die Hernalser Hauptstraße hat mit einer hohen Anzahl an leer stehenden Lokalen zu kämpfen. 45% der im Herbst 2023 erhobenen Leerstände konnten bei der Begutachtung als strukturelle Leerstände identifiziert werden. Durch den bevorstehenden U-Bahn-Bau ist zu vermuten, dass die Anzahl an Leerstand zunehmen wird. Wie kann bestehender Leerstand neuen Nutzungen zugeführt und künftiger Leerstand schon heute in den Fokus gerückt werden?
ALS QUARTIER DER KULTUR UND TEILHABE
Das gastronomische Angebot entlang der Hernalser Hauptstraße variiert je nach Abschnitt. Wie kann die gastronomische Vielfalt auf ganzer Länge erhöht und Bestehendes langfristig abgesichert werden?
Aktuell lassen sich einige Impulse rund um die Hernalser Hauptstraße verzeichnen. So versteht sich zum Beispiel auch das mit Hilfe der GB* neu entwickelte AlsCafe bei der Alszeile als Treffpunkt für die Nachbar:innenschaft. Wie kann an diesen Impulsen angeknüpft und sie gestärkt werden?
ALS QUARTIER DES ÖFFENTLICHEN LEBENS
Der Bau der U5 mit zwei Stationen direkt entlang der Geschäftsstraße, wird maßgeblich die Gestaltung des öffentlichen Raumes und die Entwicklung der Qualitäten beeinflussen. Während der Umbauzeit wird der öffentliche Raum stark an Qualität einbüßen. In welcher Form können für diese Zeit und darüber hinaus Ausgleichsflächen geschaffen werden?
Aktuell lassen sich entlang der Hernalser Hauptstraße nur bedingt Treffpunkte und qualitätsvolle Aufenthaltsräume im öffentlichen Raum identifizieren. Dies bedingt sich zusätzlich durch ein hohes MIV-Aufkommen entlang der Straße. Wie können Treffpunkte und Begegnungsorte (sowohl innen als auch außen) geschaffen werden?
Die Hernalser Hauptstraße kann in drei unterschiedliche Abschnitte (vom Gürtel bis zum Elterleinplatz; vom Elterleinplatz bis zur Weißgasse; von der Weißgasse bis zur Wattgasse) unterteilt werden, die sich auch in unterschiedlichen Qualitäten und räumlichen Konfigurationen widerspiegeln. Worauf gilt es im Zuge der Geschäftsquartiere den Fokus zu richten?
An und rund um die Hernalser Hauptstraße arbeiten eine Vielzahl verschiedener Akteur:innen (GB*, Wohnfonds, WieNeu+ etc.). Wie können diese Kräfte am besten gebündelt werden?
ALS QUARTIER DES ARBEITENS
Vor allem im östlichen Abschnitt der Hernalser Hauptstraße lassen sich eine Vielzahl an Handwerksbetrieben lokalisieren. Oftmals befinden sich diese in interessanten räumlichen
Strukturen wie Hinterhof-Gebäuden o. Ä.. Wie kann dieser bereits vorhandene Fokus auf Handwerksbetriebe weiterentwickelt und gestärkt werden, um einen möglichen HandwerksCluster entlang der Hernalser Hauptstraße zu entwickeln?
Durch den U-Bahn-Bau ist von einer sinkenden Frequenz entlang der Hernalser Hauptstraße auszugehen. Demnach können sich diverse Dienstleistungsbetriebe mit finanziellen Einbußen durch das Fehlen von Laufkundschaft konfrontiert sehen. Wie kann das Überleben diverser
Dienstleistungsbetriebe entlang der Hernalser Hauptstraße auch während der Zeit des U-BahnBaus gesichert werden?
Aufgrund der unmittelbaren räumlichen Nähe zum AKH befinden sich entlang der Hernalser Hauptstraße eine Vielzahl an medizinischen Dienstleistungseinrichtungen. Wie kann auf diesem Potenzial aufgebaut werden?
ALS QUARTIER DES WOHNENS
Im Vergleich mit den anderen Quartieren ist die Identifikation der Bewohner:innen der Hernalser Hauptstraße mit ihrem Quartier noch relativ überschaubar. Wie kann diese Identifikation mit dem Quartier gestärkt und ein Image der Straße entwickelt werden, das auch über den U-Bahn Bau hinweg Besucher:innen anzieht und sich als attraktiver Wohnort für die Hernalser:innen darstellt?
Auch für die Bewohner:innen der Hernalser Hauptstraße wird der U-Bahn Bau zentrale Auswirkungen auf ihren Alltag haben. Wie kann Versorgungssicherheit und ein qualitätsvolles Wohnumfeld auch während der Bauzeit sichergestellt werden?
QUARTIERSATLAS PRATERSTRASSE
Anmerkung vorneweg:
Dieser Quartiersatlas versteht sich als wachsendes Dokument, an dem im gesamten Prozess laufend weitergearbeitet wird. Er fungiert als Grundlage für die Leitbilder und Maßnahmen und wird laufend um neue Erkenntnisse und Analysen ergänzt. Im Impressum befindet sich die Zahl der jeweiligen Version des Quartiersatlas inkl. Zeitpunkt der Finalisierung.
Impressum:
Eigentümerin und Herausgeberin Wirtschaftsagentur Wien
Inhalt
Sofern nicht anders angegeben: Raumposition, CIMA Österreich
Bearbeitung, Redaktion und Gestaltung Raumposition. OG Phorusgasse 2/28, 1040 Wien
Projektverantwortliche
Daniela Allmeier, Pia Knappitsch
Grafische Inhalte und Bilder
Sofern nicht anders angegeben: Raumposition.
Version 2: Wien, April 2024
INHALTSVERZEICHNIS
Ausgangslage und Zielsetzung
Ein Paradigmenwechsel: Von der Einkaufsstraße zum Quartier
Ansätze für ein mulitfunktionales, vielfältiges und buntes Quartier
Die Praterstraße als Quartier des Handels und der Versorgung
Die Praterstraße als Quartier des Arbeitens
Die Praterstraße als Quartier des öffentlichen Lebens
Die Praterstraße als Quartier der Kultur und Teilhabe
Die Praterstraße als Quartier des Wohnens
Befunde und Leitfragen zur Praterstraße
AUSGANGSLAGE UND ZIELSETZUNG
Lebendige, bunte und vielfältige Quartierszentren gehören zum Wesen einer Stadt. Sie prägen Wien sozial, kulturell, räumlich und vor allem auch wirtschaftlich. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung mit Gütern des (erweiterten) täglichen Bedarfs, übernehmen aber auch zentrale Funktionen zur Erfüllung sozialer Bedürfnisse, wie zum Beispiel der Gastronomie oder die soziale Nutzung konsumfreier, öffentlicher Räume, medizinischer Versorgungseinrichtungen und kommunaler Dienstleistungen.
Auch für die Umsetzung der „Stadt der kurzen Wege“ sind Quartierszentren essentiell: Hier werden möglichst alle Bedürfnisse auf engstem Raum befriedigt. Und schließlich bewahren sie auch die Vielfalt der Stadt. Dies setzt jedoch voraus, dass nicht nur wenige große Metropolzentren diese Funktionen erfüllen, sondern die Sicherung, Weiterentwicklung und Aufwertung von Zentren an unterschiedlichen Orten der Stadt gewährleistet und unterstützt wird.
Die Zentren stehen jedoch vor großen Herausforderungen. Nicht erst seit der Corona-Pandemie wurde der starke Fokus der Geschäftsstraßen auf den Handel sicht- und spürbar. Das Ausbleiben der Kund:innen hatte zahlreiche Ladenschließungen zur Folge. Zusätzlich verschärft die Digitalisierung die Bedingungen; das wachsende Angebot an Online-Shopping Möglichkeiten schwächt den stationären Handel. Auch der Anspruch an den öffentlichen Raum in den Quartierszentren ändert sich aktuell stark.
Galt der Handel lange Zeit als stabiles Standbein für ein erfolgreiches Quartierszentrum, so sind heute neue Wege einzuschlagen, die eine ganzheitliche Betrachtung aller Nutzungsmöglichkeiten in den Mittelpunkt rücken. Neben dem klassischen Handel müssen beispielsweise auch andere Angebote, wie etwa Kunst und Kultur oder die Gastronomie in den Fokus gerückt und mitbehandelt werden. Kurzum: Die Nutzungsvielfalt innerhalb der Quartierszentren ermöglicht deren Fortbestehen.
EIN PARADIGMENWECHSEL: VON DER
EINKAUFSSTRASSE ZUM QUARTIER
Resiliente und nachhaltige Geschäftsstraßen entwickeln sich weiter zu Quartieren. Neben den Erdgeschoßlokalen entlang der Straße richten wir den Blick auch nach oben und in die zweite, vielleicht auch dritte Reihe. Die Geschäftsquartiere von morgen leben von einem breiten Mix aus Angeboten und Nutzungsmöglichkeiten wie Handel, Wohnen, Arbeiten, Kunst und Kultur etc.
Unterschiedliche Ansprüche und Potenziale werden sichtbar und miteinander vernetzt. Erst die Hinwendung zum Geschäftsquartier ebnet den Weg für ein pulsierendes Zentrum.
TREFFEN UND AUSTAUSCHEN
EINKAUFEN, BEWEGEN UND FLANIEREN
VERKAUFEN, ERLEBEN, TAUSCHEN UND TEILEN
KUNST UND KULTUR MACHEN UND LEBEN
GEMEINSAM FESTE FEIERN
ANSÄTZE FÜR EIN MULTIFUNKTIONALES, VIELSEITIGES UND BUNTES QUARTIER
Zusammengefasst: Die eine perfekte Rezeptur für die Geschäftsquartiere gibt es nicht. Jedes Quartier bringt unterschiedliche Rahmenbedingungen mit und überall bilden sich
Potenziale und Herausforderungen heraus, auf die eingegangen werden muss. Was jedoch für alle Quartiere gilt: Ein resilientes Geschäftsquartier lebt von seiner Vielfalt.
Die Geschäftsquartiere werden nur dann als lebendige Quartierszentren funktionieren, wenn sie allen Aspekten des täglichen Lebens gerecht werden. Das umfasst den Handel, vielfältige Dienstleistungs-, Kunst- und Kulturangebote genauso wie qualitätsvollen Wohnraum und öffentlichen Raum. Es gilt also, den perfekten Mix für das Geschäftsquartier zu entwickeln, das alle Ansprüche an ein lebendiges Zentrum deckt. Diese Aufgabe kann nur mit den Akteur:innen in den Quartieren gemeinsam gelingen. Denn im kompakten Quartier zeigen sich nicht nur die Herausforderungen und der Handlungsbedarf, sondern ergibt sich auch das Potenzial für die Menschen, „ihr“ Quartier weiterzuentwickeln.
Öffentliches
Leben
& Versorgung Wohnen Arbeit
Kultur und Teilhabe (inkl. Gastronomie)
Handel
HANDEL UND VERSORGUNG
Der Handel galt lange Zeit als der zentrale Frequenzbringer für Einkaufsstraßen. Auch bei der Betrachtung als Geschäftsquartier spielen Handel und Versorgung eine tragende Rolle. Im Sinne einer „Stadt der kurzen Wege“ sollte die Angebotsvielfalt erhalten und ausgebaut werden. Viele Herausforderungen, wie steigende Kosten oder die starke Konkurrenz des OnlineHandels, setzen den klassischen Einzelhandel zunehmend unter Druck. Hier gilt es, gemeinsam neue Potenziale sichtbar zu machen und resiliente, zukunftsgerichtete Strukturen zu entwickeln.
ARBEIT
Die Menschen, die in den Quartieren arbeiten, sind ein wichtiger Baustein für deren Lebendigkeit. Vielfältige Angebote im Quartier erleichtern ihnen den Alltag und werden gerne angenommen. Umgekehrt verändern aktuelle Trends auch den Umgang mit dem Thema Arbeit im Quartier, sei es weil Arbeiten im (halb-) öffentlichen Raum seit der Corona-Pandemie häufiger geworden ist, oder auch weil neue Verfahren die Produktion in die Innenstädte zurück bringen könnte.
ÖFFENTLICHES LEBEN
Der fortschreitende Klimawandel, ein sich veränderndes Mobilitätsverhalten und auch die Wahrnehmung als „erweitertes Wohnzimmer“ erhöhen die Bedeutung des öffentlichen Raums. In den Geschäftsquartieren versteht er sich einerseits als „roter Teppich“, der für die Besucher:innen und Bewohner:innen ausgerollt wird. Andererseits ist er aber auch geprägt von seiner Funktion als Durchzugsraum sowie als Start- und Zielpunkt der Menschen im Quartier.
KULTUR UND TEILHABE WOHNEN
Die Geschäftsquartiere sind auch Orte des Wohnens. Aufgrund ihrer zentralen Lage sind sie von Urbanität und Vielfältigkeit geprägt. Neben der Aufrechterhaltung zentraler Versorgungsbetriebe für den täglichen Bedarf gilt es auch, die Wohnqualität abzusichern und zu verbessern.
Kunst, Kultur und auch die Gastronomie tragen maßgeblich zur Identität eines Quartiers bei. Freizeitgestaltung wird den Bewohner:innen zunehmend wichtiger, gleichzeitig werden die Bedürfnisse dabei immer individueller. Auch hier ist Vielfalt Trumpf.
DIE PRATERSTRASSE IM WANDEL DER ZEIT
ca. 1560 15.-17. Jahrhundert
Der ursprüngliche Name der Praterstraße lautet Jägerzeile. , Diese „Jägerzeile“ ist die Route die der Kaiser in den Prater zum Jagen nimmt. Sie wird ab 1560 von pensionierten Jägern besiedelt, die den Auftrag erhalten 18 Häuser zu bauen. Diese Häuser erhalten außerdem Schankfreiheit.
Die Besiedlung der Jägerzeile stockt in den Folgejahren.
1766
Der Prater wird öffentlich zugänglich gemacht. Die einzige Verbindung der Stadt jenseits des Donaukanals mit dem Prater führt von der Schlagbrücke (Schwedenbrücke) über die Jägerzeile. Sie entwickelt sich rasch zu einer der vornehmsten Straßen der Wiener Vorstädte.
19. Jahrhundert um 1900
Die prächtige Allee wird zum beliebten Wohnort und zählt Anfang des 19. Jahrhunderts rund 1.600 Einwohner:innen.
1862 wird die Jägerzeile in Praterstraße umbenannt.
Die Praterstraße ist Zentrum jüdischen Lebens. Der Leopoldstätter Tempel wird als erste nach außen sichtbare Synagoge eröffnet.
Die Praterstraße ist als Prachtboulevard weit über die Grenzen Wiens hinaus bekannt. Am „Broadway von Wien“ befinden sich viele Theater und Vergnügungsetablissments, wie das Carltheater, das Theater Reklame in den Nestroy-Sälen oder die EXL Bühne.
Während der Novemberpogrome wird die Synagoge Leopoldstädter Tempel am Morgen des 10. November 1938 in Brand gesetzt und zerstört.
Dem 2. Weltkrieg fallen einige historische Gebäude entlang der Praterstraße zum Opfer.
Die Praterstraße ist als Gastro-Meile bekannt, dieser Eindruck wird auch durch den Branchenmix 2022 bestätigt. Mit 60 Shops auf insgesamt ca. 6.100m ist die Gastronomie die vorherrschende Branche. Vor allem der Bereich nahe der Schwedenbrücke gilt als kulinarischer Hot-Spot.
Seit 1979 wurde die Tramway durch die U-Bahnanbindung (U1) ersetzt. 1981 erfolgte der Bau der U2. Beide Linien verlaufen über eine längere Strecke direkt unter der Praterstraße.
An der Oberfläche entsteht neuer Raum, der dem motorisierten Individualverkehr zur Verfügung gestellt wird. Die Praterstraße wird zur Durchzugsstraße.
Die Praterstraße wird umgebaut und erhält einen breiten ZweiRichtungs-Radweg („Rad-Highway“). Zugleich werden der Nestroyplatz und der Rosl-BerndtPlatz neu gestaltet. Die Umbauarbeiten sollen im Herbst 2024 abgeschlossen sein.
Die Jägerzeile, wie die Praterstraße bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts offiziell hieß, verband die Stadt mit dem königlichem Jagdrevier - dem Prater. Als dieser 1766 öffentlich zugänglich gemacht wurde, entwickelte sich die Straße weiter zu einer der vornehmsten Straßen der Wiener Vororte. Im Zuge der Weltausstellung 1873, mauserte sich die Praterstraße zum regelrechten Prachtboulevard und in weiterer Folge zum Zentrum des kulturellen Lebens in Wien. So wurde die Praterstraße aufgrund der hohen Bühnen-Dichte auch der „Broadway von Wien“ genannt. Die Novemberprogrome 1938 und der darauffolgende Krieg setzten dem ein jähes Ende und beschädigten die bauliche Substanz schwer. Einige historische Gebäude wurden jedoch erhalten oder wieder aufgebaut, der alte Glanz konnte aber nicht mehr in vollem Maß hergestellt werden. Vielmehr war und ist der motorisierte Individualverkehr seit den 1960er Jahren prägendes Strukturmerkmal der Praterstraße. Seit des U-Bahn-Baus 1979 wird die Praterstraße von einer Baumallee gesäumt.
DER AKTUELLE PRATERSTRASSEN-MIX
Handel & Versorgung
Öffentliches Leben
Wohnen Arbeit
Kultur und Teilhabe (inkl. Gastronomie)
Die Praterstraße ist vor allem für ihr breites Angebot an Gastronomiebetrieben bekannt und begehrt.
Andere Funktionen und Nutzungen in den Erdgeschoßlokalen, wie etwa Handel oder Dienstleistungen, sind weniger stark ausgeprägt. In den oberen Geschoßen ist die Praterstraße bis heute Wohnort. Das Angebot an Kunst- und Kultureinrichtungen entlang der Straße ist – vor allem mit Blick auf die Vergangenheit –karg. Auch die Aufenthaltsmöglichkeiten im öffentlichen Raum lassen (noch) zu Wünschen übrig. Fuß- und Radverkehr erfahren mit dem Umbau der Straße eine Aufwertung.
KENNZAHLEN ZUR PRATERSTRASSE
Durschnittliches NettoEinkommen der Bewohner:innen in der Leopoldstadt zu Jahresbeginn: € 24.124
Vergleich Landstraßer Hauptstraße: 346,3 Millionen Euro
Passant:innenzählung 2022: Donnerstag: 8.930
Samstag (bei Regen): 5.323
Vergleich Landstraßer
Hauptstraße: Donnerstag: 18.449
Samstag (bei Regen): 11.465
DIE PRATERSTRASSE ALS QUARTIER DES HANDELS UND DER VERSORGUNG
Die Praterstraße weist einen Mix an Handelsangeboten auf. Im südwestlichen Bereich bündeln sich Angebote im Hochpreissegment, wohingegen Richtung Praterstern auch Handelsbetriebe im Mittel- und Niedrigpreissegment zu finden sind. Leerstand lässt sich auf gesamter Straßenlänge immer wieder verorten.
HANDELSBETRIEBE UND LEERSTAND ENTLANG DER PRATERSTRASSE
Die Praterstraße definiert sich unter anderem über kleine, vielfältige Handelsbetriebe. Entlang des Straßenzugs befinden sich keine großen Einkaufszentren oder andere Frequenzbringer. Die jeweiligen Handelsbetriebe locken die Besucher:innen durch ihr Angebot gezielt auf die Praterstraße. Leerstand ist vorhanden, dieser wird jedoch meist zügig um- bzw. nachgenutzt. Dabei wird zum Teil darauf geachtet, die ursprüngliche Identität des Gebäudes beizubehalten und es mit den neuen Nutzungskonzepten zu kombinieren (siehe z. B. Bild oben auf Seite 12). Im Vergleich zu anderen Geschäftsstraßen ist die Praterstraße mit 48 Geschäften und rund 4.350 m² Verkaufsfläche klein und überschaubar. Die Breite der Straße mit dem Fahrstreifen in der Mitte erlauben kein wechselseitiges Bummeln und die Straßenseiten stehen kaum in Beziehung zueinander. Dies wird sich auch mit der Umgestaltung nicht maßgeblich verändern. Der Charakter der Straße definiert sich in Bezug auf den Handel also über ein speziell zugespitztes Angebot, das Besucher:innen gezielt lockt. Zwei Bereiche stechen dabei besonders hervor: Einerseits der innenstadtnahe Abschnitt zwischen Donaukanal und Nestroy-Denkmal, der sich ruhig und idyllisch präsentiert, hier befinden sich schicke Boutiquen in der gehobenen Preisklasse. Andererseits zeichnet sich seit Kurzem auch in der Gegend rund um den Nestroyplatz eine Entwicklung ab: Der Einzug des Stadtsalons Starkl in das Erdgeschoßlokal im Nestroyhof und ein eine neue Filiale von Öfferl, mit qualitativ sehr hochwertigem Brotangebot, kündigen eine Aufwertung an.
GroßeStadtgutgasse
U2 Taborstraße
Taborstraße
Große Mohrengasse KleineMohrengasse
Blumauergasse
Zirkusgasse
Schmelzgasse Rotensterngasse
Weintraubengasse
Taborstraße
Große Mohrengasse
Weintraubengasse Afrikanergasse
Heinestraße
Vivariumstraße Novaragasse Glockengasse
Komödiengasse
Zirkusgasse
Aspernbrückengasse
U1 Nestroyplatz
Tempelgasse Czerningasse Czerningasse Fruchtgasse
Nordbahnstraße
U1/U2 Praterstern
Hofenedergasse Franzensbrückenstraße Praterstraße
Lichtenauergasse Körnergasse
Ferdinandstraße UntereDonaustraße
Handelsnutzung (mindestens anteilig)
Leerstand
MIETPREISENTWICKLUNG UND LAGEGUNST
Die gesamte Länge der Praterstraße wird als A-Lage definiert. In den Seitenstraßen wandelt sich der Charakter des aktuellen Geschäftsquartiers sehr rasch zu Wohngegenden mit vereinzeltem Handelsangebot. Dementsprechend werden hier B-, oder C-Lagen verortet. Im Vergleich zu den anderen Geschäftsquartieren können die Mietpreise entlang der Praterstraße als hoch eingeschätzt werden. Mit einer durchschnittlichen Shopgröße von 118 m² (vgl. Wiener Nahversorgungs- und Passant:innenzählung Nr. 31 der WKW, 2022), liegt ein großer Teil der Mietpreise in A-Lage bei rund 25 €/m² – Tendenz steigend. In den angrenzenden B- und C-Lagen nimmt der Mietpreis rasch ab. Hier liegt der Quadratmeterpreis für ein Geschäftskokal in B-Lage mit einer Größe zwischen 60 und 150 m² bei rund 11,15 €. Dies unterstreicht eindrücklich, dass der Fokus aktuell stark auf die Praterstraße als Einkaufsstraße gelegt wird. Dem Quartiersgedanken entsprechend, gilt es daher, das Potenzial der zweiten und dritten Reihen zu aktivieren und mit der Praterstraße zu verbinden.
FILIALISIERUNGSGRAD
Der vergleichsweise geringe Filialisierungsgrad (im Vergleich zur Landstraßer Hauptstraße) verdeutlicht den hohen Anteil an kleinen, inhaber:innengeführten Betrieben entlang der Praterstraße. Gleichzeitig ist diese Struktur aber auch ein Hinweis darauf, dass sich dieses Quartier aktuell nicht über das Handelsangebot definiert. Der Schwerpunkt liegt vielmehr auf der Gastronomie.
Lagegunst entlang der Praterstraße:
Mietpreisentwicklung in A-Lage bis 60 m²:
Filialisierungsgrad Praterstraße
1
2
3
Mietpreis in A-Lage bis 60 m: € 37,00
Mietpreis in A-Lage 60-150 m: € 24,40
Mietpreis in A-Lage über 150 m: € 17,60
Filialisierungsgrad im Vergleich: Landstraßer Hauptstraße*
DIE PRATERSTRASSE ALS QUARTIER DES ARBEITENS
Neben Bürogebäuden sind entlang der Praterstraße auch zahlreiche Dienstleistungsund Nächtigungsbetriebe zu finden.
DIENSTLEISTUNGSBETRIEBE ENTLANG DER PRATERSTRASSE
In und rund um die Praterstraße bündeln sich eine Vielzahl an Hotel- und Nächtigungsbetrieben, die das Geschäftsquartier durch seine Lage zwischen der Wiener Innenstadt und dem Naherholungsgebiet Prater zum attraktiven Aufenthaltsort für den Urlaub aufwerten. Dabei kommen auch in diesem Sektor
Nachnutzungskonzepte zum Zug (siehe Stadthotel Henriette, Bild links, Seite 16). Klassische Dienstleistungsbetriebe, wie etwa Friseur:innen oder Installateur:innen lassen sich entlang der Praterstraße nur vereinzelt vorfinden, bzw. spielen für das Gesicht der Staße nur eine untergeordnete Rolle.
Dank großer Bürostandorte, wie etwa dem Generali-Tower oder dem Unica-Tower versteht sich die Geschäftsstraße als zentraler Arbeitsort für eine Vielzahl von Menschen. Auch im näheren Umkreis der Praterstraße sind weitere größere Bürostandorte angesiedelt, die um die Mittagszeit zentral zur Belebung der Straße beitragen. Hieraus ergibt sich ein gutes Zusammenspiel zwischen Bürobetrieben und der Gastronomie entlang der Geschäftsstraße.
ZENTRALE GEWERBESTANDORTE UND ARBEITSPLÄTZE IN UND RUND UM DIE PRATERSTRASSE
Praterstraße
Prägende Gewerbestrukturen
Unternehmen mit hoher Beschäftigtenzahl
Mit der „Messe Prater“ liegt das größte Messegelände der Stadt Wien im direkten Einzugsgebiet der Praterstraße. Diese räumliche Nähe lukriert zusätzliche Hotelauslastung und kann als Frequenzbringer für die Gastronomiebetriebe entlang der Straße dienen. Möglicherweise kann künftig auch die Nähe zum Austria Campus als zentraler Gewerbepark besser genutzt werden. Zudem lässt sich erkennen, dass sich entlang der Lassallestraße eine Vielzahl an Unternehmen und Gewerbestandorten mit einer hohen Beschäftigtenzahl bündeln.
Austria Campus
Messe Prater
DIE PRATERSTRASSE ALS
QUARTIER DES ÖFFENTLICHEN LEBENS
Mit der Umgestaltung der Praterstraße erfährt der öffentliche Raum eine Aufwertung. Neben der Verbesserung der Radinfrastruktur werden Platzbereiche erneuert und Aufenthaltsmöglichkeiten geschaffen.
DER ÖFFENTLICHE RAUM ENTLANG
DER PRATERSTRASSE
Der Bezeichnung als „Broadway von Wien“ kann die Praterstraße heute nur mehr bedingt gerecht werden. Durch den starken Fokus auf den KFZ-Verkehr beschränkt sich das öffentliche Leben auf die Seitenbereiche. Allgemein wird die Praterstraße in zwei Teilbereiche unterteilt: Der südwestliche Abschnitt mit dem Einstieg an der Oberen Donaustraße bis zum Nestroy-Denkmal bzw. bis zur Ecke Aspernbrückengasse kann als Einheit verstanden werden. Auch hier gibt es KFZ-Verkehr, jedoch nur einspurig stadtauswärts. Die breiten Gehwege und das Wechselspiel aus kleinteiligem Handel, gastronomischen Außenflächen und öffentlichen Sitzgelegenheiten laden zum Schlendern und Verweilen ein. Außerdem ist der gesamte Bereich im Sommer gut durch großkronige Bäume beschattet. Ab der Ecke Aspernbrückengasse weitet sich die Praterstraße in Richtung Praterstern stark aus und überlässt dem KFZ-Verkehr das Feld. Aktuell bieten die Ränder der Praterstraße Platz zum Gehen, Querungsmöglichkeiten sind allerdings nur vereinzelt vorzufinden. Mit der Umgestaltung der Geschäftsstraße werden die Platzstrukturen entlang der Straße (Nestroyplatz und Rosl-Berndt-Platz) gestärkt.
GroßeStadtgutgasse
U2 Taborstraße
Taborstraße
Blumauergasse Novaragasse
Große Mohrengasse Glockengasse KleineMohrengasse Weintraubengasse Weintraubengasse Afrikanergasse
Schmelzgasse
Taborstraße
Große Mohrengasse
Zirkusgasse Komödiengasse
Zirkusgasse
Aspernbrückengasse
Rotensterngasse
Nordbahnstraße
Heinestraße
U1/U2
Tempelgasse
Praterstraße
Czerningasse Czerningasse
Fruchtgasse
Ferdinandstraße
Lichtenauergasse Körnergasse
Hofenedergasse
Franzensbrückenstraße
Öffentliche Platzstrukturen
Parkstrukturen
Vivariumstraße
UntereDonaustraße
Platzstrukturen die umgestaltet werden nicht zugängliche Parkstrukturen
Religiöse Einrichtungen
Bildungseinrichtungen
GEFÜHLTE HOHE FREQUENZ ENTLANG DER PRATERSTRASSE
Sowohl entlang der Entréebereiche der Straße, als auch rund um die U-Bahn Station Nestroyplatz wird eine gefühlte hohe Geschäftigkeit und Frequentierung der Straße spürbar. Während am Nestroyplatz die Schwelle zum Eintritt in die Praterstraße leicht überwunden werden kann, leitet der Praterstern nur bedingt in die Praterstraße. Abseits dessen fungieren der Vorplatz der Nepomukkirche, wie auch die gastronomische Zone rund um den Rosl-Berndt-Platz als zentrale Frequenzbringer für die Straße. Angrenzend an das Gebiet wird auch entlang der Taborstraße eine hohe Frequenz vernommen. Eine Verbindung dieser beiden Geschäftsstraßen könnte das gesamte Quartier stärken.
NEUE PROJEKTE IN UND UM DIE PRATERSTRASSE
Die unmittelbare Nähe zu den beiden innerstädtischen Entwicklungsgebieten Nordbahnhof und Nordwestbahnhof eröffnet dank des starken Bevölkerungswachstums neue Entwicklungspfade für das Geschäftsquartier. Vor allem das gastronomische Angebot kann hier zu einer verstärkten Frequentierung beitragen.
NEUE PROJEKTE IN UND UM DIE PRATERSTRASSE IM DETAIL
Ende August 2022 ist der umgestaltete Praterstern eröffnet worden. Im Zuge der Umgestaltung wurden Grünbereiche ausgeweitet und vielfältige Sitzmöglichkeiten geschaffen, um die Hitzebildung auf dem Platz zu reduzieren und einen Verweilraum zu schaffen. Entlang des Kreisverkehrs verläuft nun ein erhöhtes Pflanzenbeet, die Grünflächen sowie der Baumbestand wurden verdoppelt. Am Praterstern befinden sich nun knapp 120 Bäume. Außerdem wurden die Fahrradabstellplätze erneuert und um ein Drittel auf insgesamt 340 Plätze erweitert.
Umgestaltung Praterstraße
Die Umbauarbeiten entlang der Praterstraße laufen seit Mitte 2023 und sollen im Herbst 2024 abgeschlossen werden.
3 Umgestaltung Rosl-Berndt-Platz
Im Zuge der Umgestaltung Praterstraße werden auch die angrenzenden Plätze bis Ende 2024 umgestaltet. Die Grünflächen am Rosl-Berndt-Platz werden erweitert und der Platz wird durch ein Wasserspiel ergänzt.
Umgestaltung Nestroyplatz
Der Nestroyplatz bekommt im Rahmen der Umgestaltung der Praterstraße zwei Wasserspiele und sechs neue Bäume.
5 Generalsanierung Aspernbrücke
Als besonders frequentierte Donaukanalbrücke und Verbindungsglied des Radhighways wird die Aspernbrücke generalsaniert und ein Lückenschluss des Zwei-Richtungs-Radwegs durchgeführt. An dieser Stelle sollen die Bauarbeiten Mitte 2024 abgeschlossen sein.
UMBAU DER PRATERSTRASSE
Neben der Umgestaltung des Nestroyplatzes und des Rosl-Berndt-Platzes, wird vor allem der neue sechs Meter breite Zwei-Richtungs Radweg – der Radhighway – zum identitätsstiftenden Merkmal der neuen Praterstraße. Dieser verbindet künftig den 1. Bezirk ausgehend von der Urania mit der Reichsbrücke stadtauswärts. Die Verschiebung der Mobilitätsformen begünstigt auch die Handles-, Dienstleistungs- und Gastronomiebetriebe, da aktive Mobilitätsformen spontanes Stehenbleiben erleichtern. Der Stadtraum gewinnt durch die Ausweitung attraktiver Rad- und Fußwege also an Aufenthaltsqualität. Die Gehwege an den Rändern der Praterstraße werden attraktiviert und an Kreuzungen werden die Übergänge für Fußgänger:innen verkürzt. Die beiden neuen Plätze laden künftig zum Verweilen ein und sorgen im Sommer mit Wasserspielen für spontane Abkühlung. Entlang der Straße entstehen insgesamt sechs neue Trinkbrunnen. Zusätzliche Baumpflanzungen werden außerdem mehr beschattete Aufenthaltsflächen schaffen.
DIE PRATERSTRASSE ALS QUARTIER DER KULTUR UND TEILHABE
Das Theater Hamakom erinnert daran, dass die Praterstraße früher auch als Broadway von Wien bekannt war. Heute wird vor allem das breite gastronomische Angebot geschätzt.
KUNST, KULTUR UND GASTRONOMIE ENTLANG DER PRATERSTRASSE
Anfang des 20. Jahrhunderts avancierte die Praterstraße zum Ort der Kunst, der Kultur und des Theaters – sie war der „Broadway von Wien“. Diesen Charakter büßte die Straße über das letzte Jahrhundert zunehmend ein. Das gastronomische Angebot entwickelte sich währenddessen stetig zur treibenden Kraft weiter. Wie bereits ausgeführt, befinden sich sowohl im südwestlichen Teil als auch im Abschnitt rund um den Rosl-Berndt-Platz eine Vielzahl an Gastronomiebetrieben.
Auch hier nimmt das Angebot mit Blick auf die hinteren Lagen stark ab. In puncto Kultur und Religion fungieren vor allem das Theater im Nestroyhof / Hamakom, bzw. die Johann-Nepomuk-Kirche als Leuchttürme entlang der Praterstraße. Im Sommer 2025 wird das Zentrum Johannes Paul II – eine missionarische christliche Kirche – in der Praterstraße 28 eröffnen und hier einen weiteren religiösen Schwerpunkt setzen. Durch die Umgestaltung der öffentlichen Räume, wie auch mit Blick auf das historische Erbe der Straße, besteht das Potenzial zur Verdichtung des kulturellen und künstlerischen Angebotes. Auch das gastronomische Angebot gilt es abzusichern und zu erweitern, um die Praterstraße als Gastromeile und als Ort zum Verweilen in den Köpfen der Besucher:innen zu verankern.
Die Praterstraße und die umliegenden Straßen sind ein beliebtes Wohnquartier. Dies schlägt sich auch im Branchenmix nieder: Nach der Gastronomie bilden Geschäfte zur Deckung des kurzfristigen Bedarfes das größte Angebot.
WOHNEN ENTLANG UND UM DIE PRATERSTRASSE
In den zweiten und dritten Reihen wandelt sich das Bild des Geschäftsquartiers schnell von der aktiven Handels- und Gastronomiezone hin zum Wohnquartier. Ein Blick auf die in der Karte unten dargestellten nicht-aktiven Erdgeschoßzonen bestätigt diesen Eindruck. Die Wohnqualität wird unter anderem auch durch die Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs definiert. Diese gilt es abzusichern. Die Bewohner:innen sollen sich dazu eingeladen fühlen, entlang der Praterstraße zu konsumieren, Güter des täglichen Bedarfs zu erwerben und das Geschäftsquartier als Quartierszentrum in ihren Köpfen zu verankern. Ein Vorteil des stationären Einzelhandels liegt dabei vor allem darin, soziale Kontakte zwischen Bewohner:innen zu ermöglichen.
+2,2%
Bevölkerungswachstum in den Zählbezirken von 2014 - 2024
+14,1%
Bevölkerungswachstum in der Leopoldstadt im Vergleich 2014 - 2024
Gebäude mit Wohnnutzung im Erdgeschoss (mindestens anteilig)
Gebäude mit Wohnnutzung im Obergeschoss (mindestens anteilig)
Nahversorgung (Supermarkt, Wochenmarkt)
Nicht-aktive EG-Zonen
Bevölkerungsdichte: 222 EW/ha im Zählbezirk Praterstraße
BEVÖLKERUNGSDICHTE
Im Zählbezirk Praterstraße liegt die Bevölkerungsdichte klar über dem Bezirksdurchschnitt. Dies lässt sich unter anderem auf die dichten Siedlungsstrukturen entlang der Praterstraße zurückführen.
+2,2%
Bevölkerungswachstum in den Zählbezirken von 2014 - 2024
Migrationsanteil Zählbezirk Praterstraße:
Zählbezirk Praterstraße
Bevölkerungsdichte: 59 EW/ha im Bezirk Leopoldstadt
Migrationsanteil Leopoldstadt
MIGRATIONSANTEIL
Mit einem Migrationsanteil von 44 % ist der Zählbezirk Praterstraße ein international geprägter Wohnort. Auf Platz 1. der internationalen Staatsangehörigkeit im Bezirk Leopoldstadt liegt Deutschland, gefolgt von Serbien und Polen (vgl. Wiener Nahversorgungs- und Passant:innenzählung Nr. 31 der WKW, 2022).
Migrationsanteil Zählbezirk Praterstraße:
44%
DURCHSCHNITTLICHE WOHNUNGSGRÖSSEN
Die durchschnittliche Wohnungsgröße liegt im 2. Wiener Gemeindebezirk mit 33 m² etwas unter dem städtischen Durchschnitt von 35 m².
Durchschnittliche Wohnungsgröße in der Leopoldstadt
33m2 2
DURCHSCHNITTSALTER 35m
Durchschnittliche Wohnungsgröße in Wien im Vergleich
In Punkto Versorgungssicherheit gilt es, auf die Gegebenheiten der kommenden Jahre – also die stetig alternde Bevölkerung – Rücksicht zu nehmen und sie schon heute in die Konzepte zu integrieren.
BEFUNDE UND LEITFRAGEN ZUR PRATERSTRASSE
Im Folgenden werden die zuvor erarbeiteten Analysen zu Befunden und Leitfragen für die weitere Bearbeitung verdichtet.
Sie verstehen sich als Grundlage für die Erarbeitung der Leitbilder und Maßnahmen für das Geschäftsquartier.
ALS QUARTIER DES HANDELS UND DER VERSORGUNG
Die Praterstraße versteht sich als Straße mit qualitätsvoller Bausubstanz und einer überschaubaren Anzahl an Leerständen. Jene Leerstände, die zum Erhebungszeitraum 01/2024 verzeichnet wurden, verstehen sich zu rund 80 % als kurzfristige oder Umbruchsleerstände, sie können also entweder innerhalb eines Jahres wieder einer Verwendung überführt werden, oder sind aktuell schon im Umbau befindlich. Hier gilt es, die Um- bzw. Neunutzung mit innovativen Shopkonzepten auch zukünftig zu stärken.
Vor allem im Bereich der kleinen Praterstraße, im Westen, weist die Praterstraße ein spezialisiertes Angebot an Handelswaren auf. Es kann daraus geschlossen werden, dass ein Besucher der Praterstraße in Bezug auf Handelswaren sehr bewusst ein Geschäft aufsucht. Inwiefern kann die Praterstraße von der Umgestaltung der Straße profitieren und die vorbeifahrenden Radfahrer:innen dazu einladen, abzusteigen und entlang der Straße einzukaufen?
ALS QUARTIER DES ÖFFENTLICHEN LEBENS
Die Praterstraße fungiert als direkte Verbindung zwischen dem Naherholungsgebiet Prater und dem 1. Wiener Gemeindebezirk. Vor allem auf Seiten des Donaukanals und der Inneren Stadt leitet die räumliche Struktur vielmehr zur Taborstraße als zur Praterstraße. Wie kann es gelingen, die Verbindungsfunktion sicht- und spürbar zu machen, Besucher:innen auf die Praterstraße zu lenken und somit die Frequenz zu erhöhen?
Als räumliche Besonderheit können die vielen Hinterhöfe und Durchgänge entlang der Praterstraße identifiziert werden. Durch diese „Schleichwege“ wird die Praterstraße mit den umliegenden Strukturen verbunden. Wie können diese Strukturen genutzt werden, um das Geschäftsquartier Praterstraße weiterzuentwickeln?
Neben breiten neuen Radwegen und zusätzlicher Begrünung entlang der Straße werden angrenzend an die Praterstraße auch zwei neue Platzstrukturen entwickelt. Wie kann diese Umgestaltung den Charakter des „Broadway“ unterstützen?
ALS QUARTIER DES ARBEITENS
Sowohl entlang der Praterstraße als auch in den umliegenden Strukturen können große Bürostandorte identifiziert werden. Dies trägt zu einer guten Frequentierung der Straße auch untertags und besonders rund um die Mittagszeit bei. Dieses Angebot gilt es abzusichern bzw. zu erweitern.
In unmittelbarer Nähe zum 1. Wiener Gemeindebezirk, zum Naherholungsgebiet Prater und zum Messegelände Messe-Prater versteht sich die Praterstraße als günstiger Hotelstandort. Mit Initiativen wie dem Stadthotel Henriette werden auch kreative Umnutzungskonzepte realisiert. Wie können bestehende Hotelstrukturen abgesichert und neue, kreative Konzepte gefördert werden?
ALS QUARTIER DER KULTUR UND TEILHABE
Die Praterstraße war einst bekannt als der Broadway von Wien. Das Theater im Nestroyhof/ Hamakom erinnert bis heute an diese Zeit. Wie kann an dieses Erbe angeknüpft und in die heutige Zeit überführt werden?
Durch verschiedenste Zwischen- bzw. Umnutzungen wird schon heute eine Vielzahl an Kunst und Kultur auf die Praterstraße gebracht. Wie kann es gelingen, dieses Angebot auch in den öffentlichen Raum zu tragen und zu fördern?
Mit ihrem breiten und ansprechenden Angebot ist die Praterstraße auch bekannt als „Gastromeile“ der Stadt. Wie kann die hohe gastronomische Qualität der Straße gesichert und gestärkt und die Marke der Straße als Gastronomie-Hotspot weiterentwickelt werden?
ALS QUARTIER DES WOHNENS
Die Praterstraße versteht sich als Flaniermeile und damit als Durchzugsraum mit vergleichsweise wenig Möglichkeiten, im konsumfreien Raum zu verweilen. Wie gewinnen die Anwohner:innen dank der Umgestaltung der Praterstraße neue Aufenthaltsorte?
Die Leopoldstadt versteht sich bis heute als Heimat für einen großen Teil der jüdischen Bevölkerung in Wien. Wie kann dieses geschichtliche Erbe entlang der Praterstraße sicht- und spürbar gemacht werden?
QUARTIERSATLAS SIMMERINGER HAUPTSTRASSE
Anmerkung vorneweg:
Dieser Quartiersatlas versteht sich als wachsendes Dokument, an dem im gesamten Prozess laufend weitergearbeitet wird. Er fungiert als Grundlage für die Leitbilder und Maßnahmen und wird laufend um neue Erkenntnisse und Analysen ergänzt. Im Impressum befindet sich die Zahl der jeweiligen Version des Quartiersatlas inkl. Zeitpunkt der Finalisierung.
Impressum:
Eigentümerin und Herausgeberin Wirtschaftsagentur Wien
Inhalt
Sofern nicht anders angegeben: Raumposition, CIMA Österreich
Bearbeitung, Redaktion und Gestaltung Raumposition. OG Phorusgasse 2/28, 1040 Wien
Projektverantwortliche
Daniela Allmeier, Pia Knappitsch
Grafische Inhalte und Bilder
Sofern nicht anders angegeben: Raumposition.
Version 2: Wien, April 2024
INHALTSVERZEICHNIS
Ausgangslage und Zielsetzung
Ein Paradigmenwechsel: Von der Einkaufsstraße zum Quartier
Ansätze für ein mulitfunktionales, vielfältiges und buntes Quartier
Die Simmeringer Hauptstraße als Quartier des Handels und der Versorgung
Die Simmeringer Hauptstraße als Quartier des Arbeitens
Die Simmeringer Hauptstraße als Quartier des öffentlichen Lebens
Die Simmeringer Hauptstraße als Quartier der Kultur und Teilhabe
Befunde und Leitfragen zur Simmeringer Hauptstraße
AUSGANGSLAGE UND ZIELSETZUNG
Lebendige, bunte und vielfältige Quartierszentren gehören zum Wesen einer Stadt. Sie prägen Wien sozial, kulturell, räumlich und vor allem auch wirtschaftlich. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung mit Gütern des (erweiterten) täglichen Bedarfs, übernehmen aber auch zentrale Funktionen zur Erfüllung sozialer Bedürfnisse, wie zum Beispiel der Gastronomie oder die soziale Nutzung konsumfreier, öffentlicher Räume, medizinischer Versorgungseinrichtungen und kommunaler Dienstleistungen.
Auch für die Umsetzung der „Stadt der kurzen Wege“ sind Quartierszentren essentiell: Hier werden möglichst alle Bedürfnisse auf engstem Raum befriedigt. Und schließlich bewahren sie auch die Vielfalt der Stadt. Dies setzt jedoch voraus, dass nicht nur wenige große Metropolzentren diese Funktionen erfüllen, sondern die Sicherung, Weiterentwicklung und Aufwertung von Zentren an unterschiedlichen Orten der Stadt gewährleistet und unterstützt wird.
Die Zentren stehen jedoch vor großen Herausforderungen. Nicht erst seit der Corona-Pandemie wurde der starke Fokus der Geschäftsstraßen auf den Handel sicht- und spürbar. Das Ausbleiben der Kund:innen hatte zahlreiche Ladenschließungen zur Folge. Zusätzlich verschärft die Digitalisierung die Bedingungen; das wachsende Angebot an Online-Shopping Möglichkeiten schwächt den stationären Handel. Auch der Anspruch an den öffentlichen Raum in den Quartierszentren ändert sich aktuell stark.
Galt der Handel lange Zeit als stabiles Standbein für ein erfolgreiches Quartierszentrum, so sind heute neue Wege einzuschlagen, die eine ganzheitliche Betrachtung aller Nutzungsmöglichkeiten in den Mittelpunkt rücken. Neben dem klassischen Handel müssen beispielsweise auch andere Angebote, wie etwa Kunst und Kultur oder die Gastronomie in den Fokus gerückt und mitbehandelt werden. Kurzum: Die Nutzungsvielfalt innerhalb der Quartierszentren ermöglicht deren Fortbestehen.
EIN PARADIGMENWECHSEL: VON DER
EINKAUFSSTRASSE ZUM QUARTIER
Resiliente und nachhaltige Geschäftsstraßen entwickeln sich weiter zu Quartieren. Neben den Erdgeschoßlokalen entlang der Straße richten wir den Blick auch nach oben und in die zweite, vielleicht auch dritte Reihe. Die Geschäftsquartiere von morgen leben von einem breiten Mix aus Angeboten und Nutzungsmöglichkeiten wie Handel, Wohnen, Arbeiten, Kunst und Kultur etc.
Unterschiedliche Ansprüche und Potenziale werden sichtbar und miteinander vernetzt. Erst die Hinwendung zum Geschäftsquartier ebnet den Weg für ein pulsierendes Zentrum.
TREFFEN UND AUSTAUSCHEN
EINKAUFEN, BEWEGEN UND FLANIEREN
VERKAUFEN, ERLEBEN, TAUSCHEN UND TEILEN
KUNST UND KULTUR MACHEN UND LEBEN
GEMEINSAM FESTE FEIERN
ANSÄTZE FÜR EIN
MULTIFUNKTIONALES, VIELSEITIGES UND BUNTES QUARTIER
Zusammengefasst: Die eine perfekte Rezeptur für die Geschäftsquartiere gibt es nicht. Jedes Quartier bringt unterschiedliche Rahmenbedingungen mit und überall bilden sich Potenziale und Herausforderungen heraus, auf die eingegangen werden muss. Was jedoch für alle Quartiere gilt: Ein resilientes Geschäftsquartier lebt von seiner Vielfalt.
Die Geschäftsquartiere werden nur dann als lebendige Quartierszentren funktionieren, wenn sie allen Aspekten des täglichen Lebens gerecht werden. Das umfasst den Handel, vielfältige Dienstleistungs-, Kunst- und Kulturangebote genauso wie qualitätsvollen Wohnraum und öffentlichen Raum. Es gilt also, den perfekten Mix für das Geschäftsquartier zu entwickeln, das alle Ansprüche an ein lebendiges Zentrum deckt. Diese Aufgabe kann nur mit den Akteur:innen in den Quartieren gemeinsam gelingen. Denn im kompakten Quartier zeigen sich nicht nur die Herausforderungen und der Handlungsbedarf, sondern ergibt sich auch das Potenzial für die Menschen, „ihr“ Quartier weiterzuentwickeln.
Öffentliches
Leben
Handel & Versorgung Wohnen Arbeit
Kultur und Teilhabe (inkl. Gastronomie)
HANDEL UND VERSORGUNG
Der Handel galt lange Zeit als der zentrale Frequenzbringer für Einkaufsstraßen. Auch bei der Betrachtung als Geschäftsquartier spielen Handel und Versorgung eine tragende Rolle. Im Sinne einer „Stadt der kurzen Wege“ sollte die Angebotsvielfalt erhalten und ausgebaut werden. Viele Herausforderungen, wie steigende Kosten oder die starke Konkurrenz des OnlineHandels, setzen den klassischen Einzelhandel zunehmend unter Druck. Hier gilt es, gemeinsam neue Potenziale sichtbar zu machen und resiliente, zukunftsgerichtete Strukturen zu entwickeln.
ARBEIT
Die Menschen, die in den Quartieren arbeiten, sind ein wichtiger Baustein für deren Lebendigkeit. Vielfältige Angebote im Quartier erleichtern ihnen den Alltag und werden gerne angenommen. Umgekehrt verändern aktuelle Trends auch den Umgang mit dem Thema Arbeit im Quartier, sei es weil Arbeiten im (halb-) öffentlichen Raum seit der Corona-Pandemie häufiger geworden ist, oder auch weil neue Verfahren die Produktion in die Innenstädte zurück bringen könnte.
ÖFFENTLICHES LEBEN
Der fortschreitende Klimawandel, ein sich veränderndes Mobilitätsverhalten und auch die Wahrnehmung als „erweitertes Wohnzimmer“ erhöhen die Bedeutung des öffentlichen Raums. In den Geschäftsquartieren versteht er sich einerseits als „roter Teppich“, der für die Besucher:innen und Bewohner:innen ausgerollt wird. Andererseits ist er aber auch geprägt von seiner Funktion als Durchzugsraum sowie als Start- und Zielpunkt der Menschen im Quartier.
KULTUR UND TEILHABE WOHNEN
Die Geschäftsquartiere sind auch Orte des Wohnens. Aufgrund ihrer zentralen Lage sind sie von Urbanität und Vielfältigkeit geprägt. Neben der Aufrechterhaltung zentraler Versorgungsbetriebe für den täglichen Bedarf gilt es auch, die Wohnqualität abzusichern und zu verbessern.
Kunst, Kultur und auch die Gastronomie tragen maßgeblich zur Identität eines Quartiers bei. Freizeitgestaltung wird den Bewohner:innen zunehmend wichtiger, gleichzeitig werden die Bedürfnisse dabei immer individueller. Auch hier ist Vielfalt Trumpf.
DIE SIMMERINGER HAUPTSTRASSE IM WANDEL DER ZEIT
1900
1900
1874
Die Wiener TramwayGesellschaft eröffnet am 13. Juni 1874 als ersten Pferdebahnabschnitt in Simmering die Strecke Simmeringer Hauptstraße von der St. Marxer Linie (heute Grasbergergasse) bis zur Molitorgasse, wo sich auch die Remise Simmering 1 befindet.
In Simmering befinden sich Ende des 19. Jahrhunderts die größte und die drittgrößte Brauerei Europas (Dreher und Mautner).
Die Simmeringer Hauptstraße ist eine wichtige Verkehrsader. Die Verbindung zum Zentralfriedhof spielt dabei eine große Rolle. 1901 wird die Pferdestraßenbahn von der „Elektrischen“ abgelöst.
Im frühen 20. Jahrhundert gibt es entlang der Simmeringer Hauptstraße vier Großkinos mit insgesamt über 2.000 Sitzplätzen. Das bekannteste ist das 1907 als Simmeringer Biograph Theater eröffnete Zentral Kino in der Simmeringer Hauptstraße 57 mit 750 Plätzen, das noch bis 1972 als Olympia Kino geführt wurde.
19381945
Als Industriebezirk ist Simmering im 2. Weltkrieg besonders von Zerstörung betroffen. Tausende Menschen werden obdachlos.
Das Ekazent Zentrum wird 1981 eröffnet. In den 80er und 90er Jahren werden in der Simmeringer Hauptstraße 30-32 (Franz-Haas-Hof, 158 Wohnungen) und 34-40 (Johann-Hatzl-Hof, 422 Wohnungen) zwei weitere große Gemeindebauten errichtet.
Die U-Bahn Linie U3 wird eröffnet.
Die Bezirksvorstehung präsentiert Pläne zur Umgestaltung des Enkplatzes. Eine Studie zur Neugestaltung der Simmeringer Hauptstraße liegt vor. Im Fokus steht die Verbesserung der Aufenthaltsqualität.
Die Geschichte der Simmeringer Hauptstraße ist von einem stetigen Wandel geprägt. Ursprünglich im Mittelalter als Handelsroute genutzt, gewann die Straße im 19. Jahrhundert mit der Industrialisierung an Bedeutung. Im Bezirk siedelte sich immer mehr Industrie an - auch die Simmeringer Hauptstraße wurde von Fabriken und Gewerbebetrieben gesäumt, was zu einem signifikanten Strukturwandel führte. Während des Ersten Weltkriegs spielten die Simmeringer Werke, insbesondere die Lokomotivfabrik, eine Schlüsselrolle in der Rüstungsproduktion. Nach dem Krieg brachte die Nachkriegszeit soziale Veränderungen, und die Simmeringer Hauptstraße wurde zum Mittelpunkt des Bezirkslebens. In der Zwischenkriegszeit erlebte sie eine kulturelle Blüte mit Theatern und Kinos, die jedoch von den Kriegswirren beeinträchtigt wurde. Während des zweiten Weltkrieges wurden Teile der Hauptstraße zerstört. Der Wiederaufbau in den Nachkriegsjahren führte zu modernen Geschäftsgebäuden und einer Umstrukturierung des Stadtbildes. Die Straße entwickelte sich zu einer belebten Einkaufsmeile mit einer Mischung aus traditionellen Betrieben und zeitgenössischen Einrichtungen.
DER AKTUELLE SIMMERINGERHAUPTSTRASSEN-MIX
Handel & Versorgung
Öffentliches
und Teilhabe (inkl. Gastronomie)
Die Simmeringer Hauptstraße ist geprägt von einem breiten Angebot an Dienstleistungs-, Handels- und Gastronomiebetrieben mit hoher Fluktuation. Es kann also grundsätzlich von einem Nutzungsmix gesprochen werden, dieser ist jedoch einem stetigen Wandel unterzogen. Das vorhandene Angebot entspricht der Kaufkraft der Straße. Die Simmeringer Hauptstraße wird vor allem auch als Wohnort umfangreich genutzt. Dies spiegelt sich auch in den öffentlichen Räumen entlang der Ränder der Geschäftsstraße wieder. Sie sind gut ausgelastet, das Angebot an Aufenthaltsmöglichkeiten, wie auch die Qualität des öffentlichen Raumes im Allgemeinen bietet jedoch Luft nach oben. Auch am Angebot von Kunst und Kultur und weiteren informellen Nutzungen kann nachgeschärft werden.
Kultur
KENNZAHLEN ZUR SIMMERINGER HAUPTSTRASSE
Durschnittliches NettoEinkommen der Bewohner:innen in Simmering zu Jahresbeginn: € 22.179
Der Großteil der Handelseinrichtungen entlang der Simmeringer Hauptstraße kann dem Mittelbis Niedrigpreissegment zugeordnet werden. Leerstand lässt sich entlang dieses Straßenzuges ausmachen.
HANDELSBETRIEBE UND LEERSTAND ENTLANG DER SIMMERINGER HAUPTSTRASSE
Die Simmeringer Hauptstraße zeichnet sich durch eine Vielzahl an kleinteiligen Handelsbetrieben aus. Diese werden durch ein gängiges Angebot an großen Filialen, wie etwa Pagro, Billa, New Yorker etc. ergänzt. Vor allem das Zentrum Simmering im südlichen Abschnitt des Betrachtungsraumes trägt zum vergleichsweise hohen Filialisierungsgrad von 44 % bei. Nach der Favoritenstraße weist die Simmeringer Hauptstraße mit rund 37.000 m² Verkaufsfläche verteilt auf 136 Handelsbetriebe die zweithöchste Quadratmeterzahl auf, wodurch sich die Geschäftigkeit entlang des Straßenzuges erklären lässt. Die beiden Straßenseiten sind durch Fahrbahnen und Straßenbahn-Schienenkörper voneinander getrennt und stehen demnach kaum in Bezug zueinander. Querungen können nur vereinzelt bei zentralen Knotenpunkten identifiziert werden. Es erscheint also wahrscheinlich, dass Passant:innen sich für eine Straßenseite der Simmeringer Hauptstraße entscheiden und sich dann entlang dieser aufhalten. Der Charakter der Straße wird maßgeblich vom Angebot – das hier in erster Linie dem Niedrig- bis Mittelpreissektor zugeordnet werden kann – definiert. Die Besucher:innen der Simmeringer Hauptstraße bilden die Bevölkerung der umliegenden Quartiere ab. Besucher:innen aus anderen Bezirken sind, im Vergleich zu den übrigen Quartieren, seltener auf der Simmeringer Hauptstraße unterwegs. So verhält es sich auch mit Tourist:innen. Leerstand kann entlang der Geschäftsstraße immer wieder identifiziert werden. Auf diesen wird zum Teil mit (kurzfristigen) Umnutzungskonzepten reagiert, oftmals bleiben hier jedoch Lokale leer.
Dopplergasse Litfaßstraße
Gratian-Marx-StraßeSchneidergasse
Urschenböckgasse
Handelsnutzung (mindestens anteilig)
Leerstand
MIETPREISENTWICKLUNG UND LAGEGUNST
Einzig der Abschnitt zwischen Enkplatz und Dommesgasse wird entlang der Simmeringer Hauptstraße als A-Lage gewertet. Innerhalb dessen, lässt sich auch das Zentrum Simmering verorten, welches die Kaufkraft der Straße beeinflusst. Die besondere Lagegunst dieses Abschnittes, spiegelt sich auch in seiner Frequentierung wieder. Abseits dessen werden weite Teile der Geschäftsstraße als B-Lage interpretiert. An den beiden Einstiegspunkten der Straße, sowohl beim Übergang unterhalb der Tangente, wie auch rund um die U-Bahn Station Simmering, werden C-Lagen ausgewiesen. Dies zeigt sich auch durch vermehrten Leerstand entlang dieser Abschnitte. Es gilt, die heutigen B-Lagen rund um den Enkplatz verstärkt in den Fokus der Betrachtung zu rücken. Die aktuelle Kaufkraft der Straße spiegelt sich auch in ihren Mietpreisen wieder. So liegen die Kosten für ein maximal 60 m² großes Objekt bei rund 22,80 €/m². Mit knapp unter 27 €/m² war der Mietpreis 2019 am höchsten, seitdem gingen die Preise wieder leicht zurück, halten sich in Summe aber relativ stabil.
FILIALISIERUNGSGRAD
Mit rund 44 % weist die Simmeringer Hauptstraße im Vergleich zu anderen Geschäftsstraßen einen hohen Filialisierungsgrad auf. Vor allem größere Ketten des Mittel- und Niedrigpreissektors sorgen für eine hohe Frequenz, bzw. decken den Bedarf der Bewohner:innen entlang und um die Straße. Auch das Zentrum Simmering ist hierbei von zentraler Bedeutung. Vor allem rund um die U-Bahn-Stationen Zippererstraße und Enkplatz werden vermehrt Filialen vorgefunden, die zum shoppen einladen.
Mietpreisentwicklung in A-Lage bis 60 m²:
Filialisierungsgrad Simmeringer Hauptstraße
1
2
3
Mietpreis in A-Lage bis 60 m: € 22,80
Mietpreis in A-Lage 60-150 m: € 19,30
Mietpreis in A-Lage über 150 m: € 12,90 2 2 2
Filialisierungsgrad im Vergleich: Landstraßer Hauptstraße*
DIE SIMMERINGER HAUPTSTRASSE ALS QUARTIER DES ARBEITENS
Im Dienstleistungssektor finden sich auf der Simmeringer Hauptstraße eine Vielzahl an Friseur:innen und Barbershops.
DIENSTLEISTUNGSBETRIEBE ENTLANG DER SIMMERINGER HAUPTSTRASSE
Entlang der Simmeringer Hauptstraße gibt es eine Reihe an Dienstleistungsbetrieben. Das Angebot fokussiert sich hierbei in erster Linie auf Betriebe im Beauty-Sektor und entspricht der Kaufkraft der Besucher:innen. Im Bereich rund um die U-Bahn Station Simmering verteilen sich die DienstleistungsAngebote auch in die zweite Reihe abseits der Simmeringer Hauptstraße. Als Arbeitsort spielt die Simmeringer Hauptstraße eine untergeordnete Rolle, wobei hier die angrenzenden Gebiete in den Fokus der Betrachtung gerückt werden müssen.
Als identitätsstiftendes Merkmal der Gewerbestrukturen entlang der Straße und darüber hinaus, können Bestattungsbetriebe die im Zusammenhang mit dem Zentralfriedhof stehen, verortet werden. Demnach versteht sich der Friedhof als zentraler Frequenzbringer für das gesamte Gebiet, bei dem das Potenzial genutzt werden kann, Besucher:innen länger im Bereich der Simmeringer Hauptstraße zu halten. Die Bestattungsbetriebe verstehen sich zudem als identitätsstiftend für Simmering und das Geschäftsquartier.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Tangente grenzt St. Marx an den Betrachtungsraum. Hier leben und arbeiten viele Menschen, die der Simmeringer Hauptstraße die Möglichkeit zu neuem Aufschwung verhelfen könnten. Mit dem Siemens-Areal in der Leberstraße, oder den großen Büro-Standorten wie etwa dem T-Mobile Center in St. Marx im 3. Bezirk, können große Standorte identifiziert werden, die auch für die Belebung der Simmeringer Hauptstraße von Bedeutung sein können. Aktuell wird dieses Potenzial jedoch kaum genutzt, bzw. wandern die Besucher:innenströme in St. Marx eher in Richtung Landstraßer Hauptstraße als in Richtung Simmering. Hier gilt es anzusetzen, um unter anderem auch die Gastronomie entlang der Simmeringer Hauptstraße zu stärken.
Wiener Netze Campus
Kraftwerk Simmering Gasometer
St. Marx
DIE SIMMERINGER HAUPTSTRASSE ALS
QUARTIER DES ÖFFENTLICHEN LEBENS
Vor allem im Bereich des Enkplatzes bietet die Simmeringer Hauptstraße Aufenthaltsbereiche im öffentlichen Raum. Abseits dessen kann sie vor allem als Straßenraum wahrgenommen werden.
DER ÖFFENTLICHE RAUM ENTLANG
DER SIMMERINGER HAUPTSTRASSE
Das öffentliche Leben auf der Simmeringer Hauptstraße organisiert sich in erster Linie entlang der Randbereiche. Die Straße wird von breiten Fahrstreifen in beide Richtungen geteilt, wie auch einem Straßenbahn-Gleiskörper. Dementsprechend stehen die beiden Straßenseiten nur bedingt in Beziehung zueinander. Dieser starke Fokus auf den KFZ-Verkehr spiegelt sich auch im hohen Geräuschpegel wieder. Auch in Bezug auf Beschattung und Kühlung bietet die Straße noch Luft nach oben. Ziel dieses öffentlichen Raumes ist es, die Besucher:innen zum Schlendern und Einkaufen einzuladen, Aufenthaltsmobiliar lässt sich dementsprechend nur vereinzelt entlang des Straßenzuges vorfinden. Eine Ausnahme bilden hier große Platzstrukturen wie etwa der Enkplatz, wo Sitzmobiliar und Beschattung zur Verfügung gestellt und auch gut genutzt wird. Vereinzelt lassen sich entlang der teils breiten Gehwege auch Schanigärten identifizieren, die zum Verweilen einladen sollen. Auch hier hindert der hohe Geräuschpegel jedoch oft daran, länger zu bleiben. Die hohe Auslastung der Straße – vor allem entlang der Aus- und Einstiegspunkte der Straßenbahn – verleiht dem öffentlichen Raum schnell einen überladenen Eindruck, wobei hier der Raum zwischen Enkplatz und Zippererstraße, bzw. bis zur U-Bahn Station Simmering vom nordwestlichen Teil der Straße unterschieden werden muss. In diesem Bereich nimmt die Geschäftigkeit der Straße immer mehr ab.
Vor allem rund um die Zu- und Abgänge der U-Bahn Stationen Zippererstraße, Enkplatz und Simmering wird eine gefühlt hohe Geschäftigkeit und Frequentierung der Straße sicht- und spürbar. Im Abschnitt nördlich der U-Bahn Station Zippererstraße bis zur AutobahnUnterführung nimmt die Frequenz laufend ab und der öffentliche Raum wandelt seinen Charakter zunehmend in Richtung Transit- und Durchzugsraum. In diesem Abschnitt findet sich auch der Johann-Hatzl-Hof als zentraler Wohnort. Hier rückt der öffentliche Raum in die zweite Reihe innerhalb der Gemeindebaustrukturen. Die Relevanz der U3 wird entlang der Simmeringer Hauptstraße spürbar, da sie Besucher:innen gezielt in Richtung bestimmter Straßenabschnitte leitet und damit essenziell zur Frequentierung dieser beiträgt.
NEUE PROJEKTE IN UND UM DIE SIMMERINGER HAUPTSTRASSE
Die Tangente im Norden trennt die Simmeringer Hauptstraße vom 3. Wiener Gemeindebezirk und dem Entwicklungsgebiet St. Marx. Dieses Gebiet versteht sich zunehmend als Zentrum für Kunst- und Kulturangebote, wie sie etwa in der Marx-Halle stattfinden. Als weiteren Impuls für das Gebiet nördlich der U-Bahn Station Zippererstraße kann das SEK Tangente verstanden werden, welches sich unter anderem zum Ziel setzt, die Gebiete unter und um die Tangente zu verbinden und qualitativen Freiraum sowohl auf der Seite des 3. als auch den 11. Bezirks zu schaffen. An diesen Impulsen gilt es anzuknüpfen und den nordwestlichen Teil der Geschäftsstraße in diese Entwicklungen zu integrieren.
Gratian-Marx-StraßeSchneidergasse
Dampfmühlgasse Rinnböckstraße
Lebererstraße
Lebererstraße
Urschenböckgasse
Dopplergasse
Molitorgasse
Pachmayergasse
Zippererstraße
DelsenbachgasseEisteichstraße
Rautenstrauchgasse
Sedlitzkygasse
Hauffgasse
Felsgasse
Drischützgasse
Greifgasse
Strindberggasse
Kopalgasse
Delsenbachgasse
Enkplatz
Geiselbergstraße
Polkorabplatz
Gotschalkgasse
Hakelgasse
Sedlitzkygasse
Grillgasse
Simmeringer
Dommesgasse
Herderplatz
Lorystraße
Koppalgasse
Hutterergasse
Rappachgasse
Lautenschlägergasse
Hauptstraße
Hugogasse
Braunhubergasse Fuhrygasse
Haugerstraße
Hasenleitengasse
Simmeringer
Hauptstraße
Umgestaltung Enkplatz
Der Enkplatz im Zentrum Simmerings soll zum Hauptplatz weiterentwickelt werden. Im Oktober 2023 wurde eine Befragung der Bevölkerung durchgeführt, um deren Wünsche in Erfahrung zu bringen und diese im Anschluss berücksichtigen zu können. Nun sollen 38 neue Bäume und 1.000 Quadratmeter Staudenbeete gepflanzt werden. Insgesamt sollen 3.000 Quadratmeter Grünfläche entstehen, hierfür werden 550 m² Pflasterfläche entsiegelt. Geachtet wird dabei auf die U-Bahn und Garagenabgänge. Die Bauarbeiten beginnen im Sommer 2024 und sollen im Frühjahr 2025 abgeschlossen werden.
Gasometervorfeld 2.0
Auf dem Areal des westlichen und südlichen Gasometervorfeldes im 3. und im 11. Bezirk wird ein neuer Stadtteil entwickelt. Auf Basis des Siegerprojektes eines vorausgegangenen Wettbewerbs wurde 2019 ein städtebaulicher Rahmenplan erstellt. Es soll ein Stadtteil, in dem ein Mit- und Nebeneinander von Arbeiten und Wohnen möglich ist, entstehen. Dabei wird der Zentralpark das Herzstück darstellen. Wann das Projekt umgesetzt wird, ist noch offen. Stand März 2024 ist das Widmungsverfahren im Gange.
3 Tangentenpark an der Ostbahn
Auf einem 6 Hektar großen Areal der ehemaligen Ausfahrt Simmering der Südosttangente entsteht ein öffentlicher Grün- und Freiraum mit Spiel-, Sport-, Erholungs- und Freizeitangeboten. Die Fertigstellung ist bis Ende 2024 geplant.
Am Kempelenpark
Auf den ehemaligen Siemens-Gründen entsteht ein neues Stadtquartier mit hohem Grünanteil. Das neue Bezirksgrätzl verbindet das Sonnwendviertel mit dem Böhmischen Prater. Es entstehen hier 1.100 Wohnungen. Im Jahr 2023 fand ein Architekturwettbewerb statt, erste Abbrucharbeiten sind ab 2024/2025 geplant. Der Baubeginn der ersten Teilphase ist für 2026 vorgesehen.
NEUGESTALTUNG DER SIMMERINGER HAUPTSTRASSE
Mit dem Enkplatz wird der Startschuss zur fortlaufenden Umgestaltung der Simmeringer Hauptstraße gesetzt. Als zentraler Platz entlang der Geschäftsstraße, der unter anderem auch das Bezirksamt beheimatet, soll er unter dem Motto „Raus aus dem Asphalt“ erneuert werden. Neben zusätzlichen Bäumen und Sträuchern, die dazu beitragen sollen den Platz abzukühlen, werden auch Wasserelemente eingesetzt und die Oberfläche heller gestaltet. Der Platz soll also auf die kommenden klimatischen Veränderungen vorbereitet werden. Außerdem reagiert der Enkplatz mit zusätzlichen Sitzgelegenheiten auf den Anspruch, mehr Aufenthaltsflächen im öffentlichen Raum zu schaffen und zum Verweilen einzuladen. Gleichzeitig soll der Enkplatz auch künftig Platz für Feste und Veranstaltungen bieten.
In Bezug auf die Gastronomie weist die Simmeringer Hauptstraße eine hohe Fluktuation auf. Das Angebot scheint sich in letzter Zeit jedoch zu diversifizieren.
KUNST, KULTUR UND GASTRONOMIE ENTLANG DER SIMMERINGER HAUPTSTRASSE
In Bezug auf Kunst und Kultur (im öffentlichen Raum) gibt es entlang der Simmeringer Hauptstraße Luft nach oben. In unmittelbarer Nähe zur Simmeringer Hauptstraße, in St. Marx, sind dagegen viele Kunstund Kultureinrichtungen (Marx-Halle, WerkX, Brut, etc.) angesiedelt. Dieses Gravitationsfeld gilt es zu nutzen und über die Tangente hinaus bis in das Herz der Geschäftsstraße weiterzutragen. Sowohl die Umnutzung und Bespielung leerstehender Flächen als auch Kunst im öffentlichen Raum sind vorstellbar. Mit der SimmCity im Zentrum Simmering wurde in den letzten Jahren ein florierender Veranstaltungsraum entlang der Hauptstraße implementiert.
Mit Blick auf die Gastronomie lassen sich entlang der Simmeringer Hauptstraße eine Vielzahl an kleinen Strukturen (von Beisln zu Imbissbuden) im Mittel- bis Niedrigpreissegment verorten. Das Angebot ist eher homogen ausgeprägt, so ist vor allem die Dichte an Schnitzel-Angeboten auffällig. Im Allgemeinen kämpft die Geschäftsstraße mit vielen Schließungen und einer damit verbundenen hohen Fluktuation an Gastronomiebetrieben.
Dopplergasse Litfaßstraße
Gratian-Marx-StraßeSchneidergasse
Dampfmühlgasse Rinnböckstraße
Lebererstraße
Lebererstraße
Urschenböckgasse
Molitorgasse
Pachmayergasse
Zippererstraße
Zippererstraße
Rautenstrauchgasse
Sedlitzkygasse
Hauffgasse
Felsgasse
Geiselbergstraße
DelsenbachgasseEisteichstraße
Strindberggasse
Enkplatz Hauffgasse Rinnböckstraße
Drischützgasse Greifgasse
Polkorabplatz
Gotschalkgasse
Sedlitzkygasse
Hakelgasse
Herderplatz
Lorystraße
Mautner-Markhof-Gasse
Rappachgasse
Lautenschlägergasse
Kunst- und Kultureinrichtungen
DIE SIMMERINGER HAUPTSTRASSE
ALS QUARTIER DES WOHNENS
Das Quartier ist ein besonders beliebter Wohnort und fällt durch die hohe Dichte an Gemeindebauten auf.
WOHNEN ENTLANG UND UM DIE SIMMERINGER HAUPTSTRASSE
Die Simmeringer Hauptstraße versteht sich als zentraler Wohnort für eine Vielzahl an Menschen. Dies verdeutlicht unter anderem der Johann-Hatzl-Hof als großer Gemeindebau entlang der Straße nördlich der U-Bahn Station Zippererstraße. Die Straße ist außerdem geprägt von dichten, gründerzeitlichen Strukturen, die sich als Wohnort für eine internationale Bevölkerungsstruktur verstehen. Dies spiegelt sich auch im vielseitigen Angebot an Nahversorgung wieder. Darüber hinaus entspricht die Dichte an Nahversorgungsangeboten entlang der Simmeringer Hauptstraße den Bewohner:innen und Besucher:innen. Im Bereich rund um die U-Bahn Station Simmering können in der zweiten Reihe vereinzelt aktive Erdgeschoßzonen verortet werden. Dieses Bild verändert sich in nördlicher Richtung zunehmend zu einem reinen Wohngebiet. Blickt man über den Betrachtungsraum hinaus in Richtung Kaiserebersdorf, so verlaufen sich die Gebäudestrukturen zunehmend in Einfamilienhaus-Strukturen. Es gilt, vor allem in den gründerzeitlichen Strukturen rund um Enkplatz, Zippererstraße und der U-Bahnstation Simmering den Quartierscharakter der Simmeringer Hauptstraße zu stärken und so die Geschäftsstraße als Ort für Versorgung, Freizeit und Arbeit zu positionieren.
Dopplergasse Litfaßstraße
Gratian-Marx-StraßeSchneidergasse
Lebererstraße
Urschenböckgasse
Molitorgasse Pachmayergasse
Lorystraße
+13,8%
Bevölkerungswachstum in den Zählbezirken von 2014 - 2024
+9,2%
Bevölkerungswachstum in Simmering von 2014 - 2024
Gebäude mit Wohnnutzung im Erdgeschoss (mindestens anteilig)
Gebäude mit Wohnnutzung im Obergeschoss (mindestens anteilig)
Nahversorgung (Supermarkt, Wochenmarkt)
Nicht-aktive EG-Zonen
Bevölkerungsdichte: 177 EW/ha in den Zählbezirken Enkplatz und Alt-Simmering
Bevölkerungsdichte: 44 EW/ha im Bezirk Simmering
BEVÖLKERUNGSDICHTE
In den beiden Zählbezirken Alt-Simmering und Enkplatz liegt die Bevölkerungsdichte klar über dem Bezirksdurchschnitt. Dies lässt sich unter anderem auf die dichten Siedlungsstrukturen zurückführen, die sich hier im Gegensatz zu den hinteren Zonen in Richtung Kaiserebersdorf vorfinden lassen.
Bevölkerungsdichte:
177 EW/ha in den Zählbezirken Alt- Simmering und Enkplatz
Bevölkerungsdichte:
44 EW/ha im Bezirk Simmering
Bevölkerungswachstum
MIGRATIONSANTEIL
Mit rund 42 % liegt der Migrationsanteil in den untersuchten Zählbezirken klar über dem Bezirksdurchschnitt von rund 35 %. Damit kann das Geschäftsquartier als international geprägter Wohnort bezeichnet werden. Die größten internationalen Bevölkerungsgruppen innerhalb von Simmering sind Serbien, die Türkei und Rumänien (vgl. Wiener Nahversorgungsund Passant:innenzählung Nr. 31 der WKW, 2022).
Migrationsanteil Zählbezirke Alt-Simmering und Enkplatz:
DURCHSCHNITTLICHE WOHNUNGSGRÖSSEN
Mit rund 32 m² liegt die durchschnittliche Wohnfläche im 11. Wiener Gemeindebezirk klar unter dem städtischen Durchschnitt von 35 m².
39 Jahre
Durchschnittliches
32m2
Durchschnittliche Wohnungsgröße in Simmering
DURCHSCHNITTSALTER
Die Bevölkerung in Simmering ist im Durchschnitt jünger als im Rest von Wien. Vor allem die Gruppe der 0-14 Jährigen liegt mit rund 17 % klar über dem Wiener Durchschnitt von rund 14,5 % Anteil an der gesamten Wohnbevölkerung.
BEFUNDE UND LEITFRAGEN
ZUR SIMMERINGER HAUPTSTRASSE
Im Folgenden werden die zuvor erarbeiteten Analysen zu Befunden und Leitfragen für die weitere Bearbeitung verdichtet.
Sie verstehen sich als Grundlage für die Erarbeitung der Leitbilder und Maßnahmen für das Geschäftsquartier.
ALS QUARTIER DES HANDELS UND DER VERSORGUNG
Im Vergleich zu den anderen Geschäftsquartieren weist die Simmeringer Hauptstraße nur auf einem sehr kurzen Abschnitt rund um das Zentrum Simmering A-Lagen nach immobilienwirtschaftlichen Bewertungsmethoden auf. Inwiefern kann das Angebot entlang der Simmeringer Hauptstraße diversifiziert und abgesichert werden?
Mehr als die Hälfte aller zum Erhebungszeitpunkt registrierten Leerstände entlang der Simmeringer Hauptstraße können als strukturelle Leerstände klassifiziert werden. Welche Schritte müssen gesetzt werden, um den Leerstand entlang der Simmeringer Hauptstraße zu verwalten und Lokale einer neuen und dauerhaften Nutzung zuzuführen?
Die Simmeringer Hauptstraße kann auf eine breite Auswahl an Handelsangeboten zurückgreifen, in Bezug auf die Kaufkraft besteht jedoch Luft nach oben. Wie kann die Kaufkraft entlang der Simmeringer Hauptstraße gestärkt werden?
ALS QUARTIER DER KULTUR UND TEILHABE
Entlang der Simmeringer Hauptstraße gibt es eine Vielzahl an Gastronomieangeboten im Niedrigpreissektor, wobei die hohe Dichte an Schnitzelbuden besonders auffällt. Alteingesessene, oftmals klassische österreichische Gasthäuser, mussten ihre Türen in den letzten Jahren leider schließen. Nichtsdestotrotz können zum Beispiel mit dem „Café Frog“ oder dem „Delicious“ neue Impulse im Quartier verzeichnet werden. Wie können diese Impulse gestärkt und das Angebot entlang der Straße diversifiziert werden?
Im Umkreis der Simmeringer Hauptstraße befinden sich mit der neu entstehenden WH-Arena, dem Werk X, der Marx-Halle in St. Marx und der Arena Wien eine Vielzahl an Kunst- und Kulturangeboten in unmittelbarer Nähe. Auch die SimCity lockt neue Besucher:innen auf die Simmeringer Hauptstraße. Wie kann die Simmeringer Hauptstraße von diesem breiten Spektrum an Angeboten profitieren?
ALS QUARTIER DES ARBEITENS
Die Simmeringer Hauptstraße ist geprägt durch ihre räumliche Nähe zum Wiener Zentralfriedhof. Dies lässt sich auch unschwer an der Vielzahl von friedhofsbezogenen Dienstleistungsbetrieben entlang der Geschäftsstraße erkennen. Welches Potenzial kann aus dieser räumlichen Nähe gewonnen werden, um Besucher:innen auf die Simmeringer Hauptstraße zu locken?
Die Simmeringer Hauptstraße versteht sich in erster Linie als Quartier des Wohnens und des Handels. Dienstleistungsbetriebe sind hier weniger verbreitet, wobei der Schwerpunkt bei den vorhandenen Betrieben auf dem Beautybereich (Friseur:innen, Barbershops, Nagelstudios etc.) liegt. Wie kann das Angebot erweitert werden, um ein breiteres Nutzungsspektrum anzusprechen?
Im Umfeld der Marx-Halle befinden sich bedeutende Standorte von Unternehmen, und wissenschaftlichen und kommunalen Einrichtungen, wie dem Media Quarter Marx, dem Campus Vienna Biocenter und dem T-Mobile Center. Darüber hinaus finden zahlreiche hochkarätige Veranstaltungen in der Marx-Halle statt. Wie kann die Simmeringer Hauptstraße von der Nähe zu diesem „Hot Spot“ profitieren?
ALS QUARTIER DES WOHNENS
Die Simmeringer Hauptstraße versteht sich vor allem als zentraler Wohnraum mit vielen Gemeindebauten. Dies wird unter anderem mit dem Johann-Hatzl-Hof und dem direkt daran anschließenden Franz-Haas-Hof sicht- und spürbar. Mit Blick auf die Demographie im Bezirk, bietet der 11. Wiener Gemeindebezirk ein Zuhause für viele junge Personen. Der Altersdurchschnitt liegt mit 39 Jahren zwei Jahre unter dem Wien-Durchschnitt von 41 Jahren. Welche Simmeringer Hauptstraße brauchen die jungen und diversen Bewohner:innen von Simmering?
Mit 32 m² pro Person, liegt die durchschnittliche Wohnungsgröße drei m2 unter dem Wiener Durchschnitt von 35 m². Der öffentliche Raum hat demnach verstärkt die Aufgabe, als zweites Wohnzimmer für die Bewohner:innen zu fungieren. Wie kann es gelingen, die Simmeringer Hauptstraße als attraktiven und klimafitten Aufenthaltsort für die bunte Stadtgesellschaft weiterzuentwickeln?
ALS QUARTIER DES ÖFFENTLICHEN LEBENS
Die Umgestaltung des Enkplatzes versteht sich als wichtige Maßnahme in Richtung eines klimafitten Bezirks Simmering. Welches Potenzial kann (darüber hinaus) aus der Umgestaltung des Enkplatzes gezogen werden?
Die Simmeringer Hauptstraße kann als Flaniermeile, die wenig Aufenthaltsmöglichkeiten oder gar Platz zum Verweilen im öffentlichen Raum bietet, wahrgenommen werden. Auch das hohe MIV-Aufkommen entlang der Straße mindert die Erlebnisqualität für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen. Inwiefern kann und soll die Simmeringer Hauptstraße konsumfreie Begegnungsräume und Aufenthaltsorte schaffen?
Der Bereich im Nordwesten der Simmeringer Hauptstraße – zwischen der Tangente und Zippererstraße gelegen – ist vergleichsweise untergenutzt. Sein Bild prägen schmale Gehwege, wenig Grün und viel (Schwer-)Verkehr. Welche Rolle kann dieser Bereich der Simmeringer Hauptstraße auch in Hinblick auf die unmittelbare Nähe zu St. Marx in Zukunft spielen? Wie kann dabei unterstützt werden, die Identität dieses Abschnitts zu entwickeln?
QUARTIERSATLAS ZENTRUM FLORIDSDORF
Anmerkung vorneweg:
Dieser Quartiersatlas versteht sich als wachsendes Dokument, an dem im gesamten Prozess laufend weitergearbeitet wird. Er fungiert als Grundlage für die Leitbilder und Maßnahmen und wird laufend um neue Erkenntnisse und Analysen ergänzt. Im Impressum befindet sich die Zahl der jeweiligen Version des Quartiersatlas inkl. Zeitpunkt der Finalisierung.
Impressum:
Eigentümerin und Herausgeberin Wirtschaftsagentur Wien
Inhalt
Sofern nicht anders angegeben: Raumposition, CIMA Österreich
Bearbeitung, Redaktion und Gestaltung Raumposition. OG Phorusgasse 2/28, 1040 Wien
Projektverantwortliche
Daniela Allmeier, Pia Knappitsch
Grafische Inhalte und Bilder
Sofern nicht anders angegeben: Raumposition.
Version 2: Wien, April 2024
INHALTSVERZEICHNIS
Ausgangslage und Zielsetzung
Ein Paradigmenwechsel: Von der Einkaufsstraße zum Quartier
Ansätze für ein mulitfunktionales, vielfältiges und buntes Quartier
Das Zentrum Floridsdorf als Quartier des Handels und der Versorgung
Das Zentrum Floridsdorf als Quartier des Arbeitens
Das Zentrum Floridsdorf als Quartier des öffentlichen Lebens
Das Zentrum Floridsdorf als Quartier der Kultur und Teilhabe
Das Zentrum Floridsdorf als Quartier des Wohnens
Befunde und Leitfragen zum Zentrum Floridsdorf
AUSGANGSLAGE UND ZIELSETZUNG
Lebendige, bunte und vielfältige Quartierszentren gehören zum Wesen einer Stadt. Sie prägen Wien sozial, kulturell, räumlich und vor allem auch wirtschaftlich. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung mit Gütern des (erweiterten) täglichen Bedarfs, übernehmen aber auch zentrale Funktionen zur Erfüllung sozialer Bedürfnisse, wie zum Beispiel der Gastronomie oder die soziale Nutzung konsumfreier, öffentlicher Räume, medizinischer Versorgungseinrichtungen und kommunaler Dienstleistungen.
Auch für die Umsetzung der „Stadt der kurzen Wege“ sind Quartierszentren essentiell: Hier werden möglichst alle Bedürfnisse auf engstem Raum befriedigt. Und schließlich bewahren sie auch die Vielfalt der Stadt. Dies setzt jedoch voraus, dass nicht nur wenige große Metropolzentren diese Funktionen erfüllen, sondern die Sicherung, Weiterentwicklung und Aufwertung von Zentren an unterschiedlichen Orten der Stadt gewährleistet und unterstützt wird.
Die Zentren stehen jedoch vor großen Herausforderungen. Nicht erst seit der Corona-Pandemie wurde der starke Fokus der Geschäftsstraßen auf den Handel sicht- und spürbar. Das Ausbleiben der Kund:innen hatte zahlreiche Ladenschließungen zur Folge. Zusätzlich verschärft die Digitalisierung die Bedingungen; das wachsende Angebot an Online-Shopping Möglichkeiten schwächt den stationären Handel. Auch der Anspruch an den öffentlichen Raum in den Quartierszentren ändert sich aktuell stark.
Galt der Handel lange Zeit als stabiles Standbein für ein erfolgreiches Quartierszentrum, so sind heute neue Wege einzuschlagen, die eine ganzheitliche Betrachtung aller Nutzungsmöglichkeiten in den Mittelpunkt rücken. Neben dem klassischen Handel müssen beispielsweise auch andere Angebote, wie etwa Kunst und Kultur oder die Gastronomie in den Fokus gerückt und mitbehandelt werden. Kurzum: Die Nutzungsvielfalt innerhalb der Quartierszentren ermöglicht deren Fortbestehen.
EIN PARADIGMENWECHSEL: VON DER
EINKAUFSSTRASSE ZUM QUARTIER
Resiliente und nachhaltige Geschäftsstraßen entwickeln sich weiter zu Quartieren. Neben den Erdgeschoßlokalen entlang der Straße richten wir den Blick auch nach oben und in die zweite, vielleicht auch dritte Reihe. Die Geschäftsquartiere von morgen leben von einem breiten Mix aus Angeboten und Nutzungsmöglichkeiten wie Handel, Wohnen, Arbeiten, Kunst und Kultur etc.
Unterschiedliche Ansprüche und Potenziale werden sichtbar und miteinander vernetzt. Erst die Hinwendung zum Geschäftsquartier ebnet den Weg für ein pulsierendes Zentrum.
TREFFEN UND AUSTAUSCHEN
EINKAUFEN, BEWEGEN UND FLANIEREN
VERKAUFEN, ERLEBEN, TAUSCHEN UND TEILEN
KUNST UND KULTUR MACHEN UND LEBEN
GEMEINSAM FESTE FEIERN
ANSÄTZE FÜR EIN MULTIFUNKTIONALES, VIELSEITIGES UND BUNTES QUARTIER
Zusammengefasst: Die eine perfekte Rezeptur für die Geschäftsquartiere gibt es nicht. Jedes Quartier bringt unterschiedliche Rahmenbedingungen mit und überall bilden sich Potenziale und Herausforderungen heraus, auf die eingegangen werden muss. Was jedoch für alle Quartiere gilt: Ein resilientes Geschäftsquartier lebt von seiner Vielfalt.
Die Geschäftsquartiere werden nur dann als lebendige Quartierszentren funktionieren, wenn sie allen Aspekten des täglichen Lebens gerecht werden. Das umfasst den Handel, vielfältige Dienstleistungs-, Kunst- und Kulturangebote genauso wie qualitätsvollen Wohnraum und öffentlichen Raum. Es gilt also, den perfekten Mix für das Geschäftsquartier zu entwickeln, das alle Ansprüche an ein lebendiges Zentrum deckt. Diese Aufgabe kann nur mit den Akteur:innen in den Quartieren gemeinsam gelingen. Denn im kompakten Quartier zeigen sich nicht nur die Herausforderungen und der Handlungsbedarf, sondern ergibt sich auch das Potenzial für die Menschen, „ihr“ Quartier weiterzuentwickeln.
Öffentliches
Leben
& Versorgung Wohnen Arbeit
Kultur und Teilhabe (inkl. Gastronomie)
Handel
HANDEL UND VERSORGUNG
Der Handel galt lange Zeit als der zentrale Frequenzbringer für Einkaufsstraßen. Auch bei der Betrachtung als Geschäftsquartier spielen Handel und Versorgung eine tragende Rolle. Im Sinne einer „Stadt der kurzen Wege“ sollte die Angebotsvielfalt erhalten und ausgebaut werden. Viele Herausforderungen, wie steigende Kosten oder die starke Konkurrenz des OnlineHandels, setzen den klassischen Einzelhandel zunehmend unter Druck. Hier gilt es, gemeinsam neue Potenziale sichtbar zu machen und resiliente, zukunftsgerichtete Strukturen zu entwickeln.
ARBEIT
Die Menschen, die in den Quartieren arbeiten, sind ein wichtiger Baustein für deren Lebendigkeit. Vielfältige Angebote im Quartier erleichtern ihnen den Alltag und werden gerne angenommen. Umgekehrt verändern aktuelle Trends auch den Umgang mit dem Thema Arbeit im Quartier, sei es weil Arbeiten im (halb-) öffentlichen Raum seit der Corona-Pandemie häufiger geworden ist, oder auch weil neue Verfahren die Produktion in die Innenstädte zurück bringen könnte.
ÖFFENTLICHES LEBEN
Der fortschreitende Klimawandel, ein sich veränderndes Mobilitätsverhalten und auch die Wahrnehmung als „erweitertes Wohnzimmer“ erhöhen die Bedeutung des öffentlichen Raums. In den Geschäftsquartieren versteht er sich einerseits als „roter Teppich“, der für die Besucher:innen und Bewohner:innen ausgerollt wird. Andererseits ist er aber auch geprägt von seiner Funktion als Durchzugsraum sowie als Start- und Zielpunkt der Menschen im Quartier.
KULTUR UND TEILHABE WOHNEN
Die Geschäftsquartiere sind auch Orte des Wohnens. Aufgrund ihrer zentralen Lage sind sie von Urbanität und Vielfältigkeit geprägt. Neben der Aufrechterhaltung zentraler Versorgungsbetriebe für den täglichen Bedarf gilt es auch, die Wohnqualität abzusichern und zu verbessern.
Kunst, Kultur und auch die Gastronomie tragen maßgeblich zur Identität eines Quartiers bei. Freizeitgestaltung wird den Bewohner:innen zunehmend wichtiger, gleichzeitig werden die Bedürfnisse dabei immer individueller. Auch hier ist Vielfalt Trumpf.
DAS ZENTRUM FLORIDSDORF IM
WANDEL DER
ZEIT
Die Prager und Brünner Straße werden zu Poststraßen ausgebaut und bilden wichtige Verbindungen nach Böhmen und Mähren. Sie laufen am Spitz zusammen, der auch danach benannt ist. An dieser Gabelung wächst die neue Ansiedlung Jedlersdorf am Spitz. 1782 werden hier Grundstücke für Siedler zur Verfügung gestellt.
Am 23.11 beginnt mit der Eröffnung des ersten Teilstücks der Kaiser-FerdinandNordbahn zwischen Floridsdorf und Deutsch-Wagram das Eisenbahnzeitalter in Österreich, was maßgeblichen Einfluss auf die Industrialisierung hat. Auch Floridsdorf – bisher von der Landwirtschaft geprägt – wandelt sich zur Industriestadt.
Das heutige Bezirksamt und das secessionistische Sild-Haus werden gebaut. Zur selben Zeit wird auch das Kaufhaus Wodicka eröffnet. Das Zentrum am Floridsdorfer Spitz floriert.
Floridsdorf wird 1905 als 21. Wiener Bezirk eingemeindet.
In der Zwischenkriegszeit werden zahlreiche kommunale Wohnbauten –unter anderem der Schlingerhof – errichtet. Hier wird auch der Floridsdorfer Markt 1926 von seinem bisherigen Standort am Spitz hin verlegt.
Während des Bürgerkrieges 1934 sind das Arbeiterheim Floridsdorf und der Schlingerhof Brennpunkte. Auch Gemeindebauten werden hier vom Bundesheer mit Kanonen beschossen, es gibt Dutzende Tote.
Das Modekaufhaus Wodicka wird von den Nationalsozialisten „arisiert“. 1940 wird in der Brünner Straße die heutige VanSwieten-Kaserne errichtet, am Ende des 2. Weltkriegs ist hier ein Außenlager des KZ Mauthausen. Hier mussten mehr als 2700 Häftlinge Zwangsarbeit verrichten. Ab 1944 wird das Gebiet von den Alliierten bombardiert.
Nach dem Krieg werden neuerlich viele Gemeindebauten errichtet und Floridsdorf wächst schnell. Bis in die 1960er Jahre ist das Zentrum von Kleingartensiedlungen geprägt. Mitte der 60er Jahre wird der neue Bahnhof errichtet.
Das Einkaufsviertel rund um den Floridsdorfer Spitz floriert. Die Einwohner:innen der umliegenden Gebiete kaufen hier bei Gerngroß, Woolworth und Turek ein. 1996 wird die U6 bis Floridsdorf verlängert.
Einkaufszentren wie die Millennium City (ab 1999) und später auch das G3 (ab 2012) machen dem Zentrum Floridsdorf Konkurrenz. Nach und nach verlassen die Frequenzbringer das Gebiet.
Der öffentliche Raum im Zentrum Floridsdorf wird schrittweise aufgewertet und die Aufenthaltsqualität verbessert. Auch die Radverbindungen werden nach und nach gestärkt.
Das Zentrum von Floridsdorf war ursprünglich von Ackerland und kleinen Siedlungen geprägt. Im 19. Jahrhundert erlebte es eine rasche Entwicklung: die Industrialisierung brachte Fabriken und Arbeiter:innenwohnungen. 1904 wurde Floridsdorf Teil von Wien. Während des Ersten Weltkriegs spielte das Zentrum eine wichtige Rolle in der Kriegsproduktion. In der Zwischenkriegszeit entstanden moderne Wohnviertel. Der Zweite Weltkrieg hinterließ eine Spur der Verwüstung, jedoch formte der nachfolgende Wiederaufbau maßgeblich das Stadtbild. Das Zentrum wurde zu einem bedeutenden Handels- und Verwaltungszentrum. Die 1960er und 1970er Jahre brachten städtebauliche Veränderungen mit Hochhäusern und Einkaufszentren, mit dem Handelskai und der Donauuferautobahn konnte sich der Bezirk auch als zentraler Verkehrsknotenpunkt etablieren. In den 1980ern erlebte das Zentrum einen wirtschaftlichen Aufschwung. Heute ist das Floridsdorfer Zentrum ein lebendiger Stadtteil mit Geschäften, Büros und Freizeiteinrichtungen. Historische Gebäude, wie die Floridsdorfer Pfarrkirche, erinnern an die Vergangenheit. Das Donauzentrum, ein Einkaufszentrum, bietet moderne Einkaufsmöglichkeiten. Das Zentrum Floridsdorf bleibt ein Schlüsselbereich für die florierende Wirtschaft und das soziale Leben im ganzen Bezirk.
DER AKTUELLE MIX IM ZENTRUM FLORIDSDORF
Handel & Versorgung
Öffentliches Leben Wohnen Arbeit
Das Floridsdorfer Zentrum ist geprägt von einem breiten Angebot an Handel und Gastronomie sowie vereinzelt Dienstleistungen. Es kann also von einem Angebotsmix gesprochen werden, der jedoch oftmals von viel Leerstand begleitet wird. Das vorhandene Angebot entspricht der Kaufkraft des Gebiets. Das Zentrum Floridsdorf versteht sich auch als zentraler Wohnort mit einem wichtigen Knotenpunkt am Bahnhof Floridsdorf. Die Qualität der öffentlichen Räume variiert stark je nach Standort von qualitätsvollen Aufenthaltszu vorwiegenden Transiträumen. Der Schlingermarkt bietet großes Potenzial sowohl für die Gastronomie als auch für den öffentlichen Raum und die Kunstund Kulturangebote im Bezirk. In diesem Bereich ist, von einem geringen Angebot ausgehend, Aufschwung spürbar.
Kultur und Teilhabe (inkl. Gastronomie)
Straßenlänge: 2.200 m
Vergleich Landstraßer Hauptstraße: 2.450 m
Durschnittliches NettoEinkommen der Bewohner:innen in Floridsdorf zu Jahresbeginn: € 24.061
Vergleich Landstraßer Hauptstraße: 346,3 Millionen Euro
Passant:innenzählung 2022: Donnerstag: 4.823
Samstag (bei Regen): 3.637
Vergleich Landstraßer
Hauptstraße: Donnerstag: 18.449
Samstag (bei Regen): 11.465
DAS ZENTRUM FLORIDSDORF ALS
QUARTIER DES HANDELS UND DER VERSORGUNG
Der Großteil der Handelseinrichtungen entlang des Zentrum Floridsdorf können dem Mittelbis Niedrigpreissegment zugeordnet werden. Leerstand lässt sich entlang der Straßenzüge ausmachen.
HANDELSBETRIEBE UND LEERSTAND IM ZENTRUM FLORIDSDORF
Das Zentrum Floridsdorf ist geprägt von einer Vielzahl an kleinteiligen Handelsbetrieben. Diese werden ergänzt durch ein gängiges Angebot an großen Filialen wie etwa Pagro, Müller, oder Kik, die sich vor allem in den großen Einkaufszentren befinden. Das Einkaufszentrum am Franz-Jonas-Platz versteht sich als zentraler Frequenzbringer für das Gebiet. Mit einem Filialisierungsgrad von 28 % liegt das Zentrum Floridsdorf im Wiener Durchschnitt. Der Fokus liegt eher auf kleinteiligeren Handelsstrukturen. Dies wird unterstützt durch den Anteil an inhaber:innengeführten Geschäften im Gebiet. Von in Summe 103 Betrieben, werden 74 % von den Inhaber:innen geführt. Das Angebot der Geschäfte entspricht hierbei der Kaufkraft, es handelt sich überwiegend um Handelsbetriebe im Mittel- bis Niedrigpreissektor. Das Angebot adressiert einerseits klar eine migrantische Community, andererseits besteht es auch aus traditionsreichen österreichischen Betrieben. Der Floridsdorfer Spitz ist durch das Einkaufszentrum am Franz-Jonas-Platz räumlich vom Bahnhof abgetrennt. – Demnach ist es eine Herausforderung, Besucher:innen von hier aus in den nördlichen Zentrumsbereich zu locken. Entlang der Brünner Straße und der Prager Straße lässt sich derzeit viel Leerstand verorten. Die jeweiligen Straßenseiten treten aufgrund des starken Kfz-Verkehrs wenig in Beziehung zueinander. Diese Bereiche können von den geplanten Neugestaltungen und der damit einhergehenden Aufwertung des öffentlichen Raums profitieren. Der Schlingermarkt entlang der Brünner Straße versteht sich als großes Potenzial für das gesamte Gebiet. Hier sind verschiedenste Handelsstrukturen angesiedelt.
MIETPREISENTWICKLUNG UND LAGEGUNST
Sowohl der Franz-Jonas-Platz als auch der Floridsdorfer Spitz werden als A-Lage gewertet. Entlang der Ausläufer des Platzes wandelt sich die Situation zu B-Lagen. Die Lagegunst des Franz-Jonas-Platzes wird vor allem in seiner Frequentierung sicht- und spürbar. Dies ist auch dem Bahnhof Floridsdorf zu verdanken. Auch die Franklinstraße wird als B-Lage bewertet. Sowohl in den Querverbindungen, als auch in den Ausläufern der Prager- und Brünner Straße werden C-Lagen verortet. Dies zeigt sich auch durch vermehrten Leerstand entlang dieser Abschnitte. Es gilt, vor allem die A-Lagen rund um den Bahnhof und den Floridsdorfer Spitz stärker miteinander in Beziehung zu setzen und somit dem Anspruch eines „Zentrums“ für Floridsdorf gerecht zu werden. Mit rund 25,30 €/m² liegen die Mietpreise in den A-Lagen für Objekte mit max. 60 m² im Durchschnitt. Die Preise blieben mit einer Schwankung von ca. plus 2 €/m² im Vergleich von 2016 bis 2023 stabil. Als Problem muss der vermehrte Leerstand benannt werden, der Maßnahmen zur Reaktivierung, bzw. zur Umnutzung bedarf.
FILIALISIERUNGSGRAD
Mit rund 28 % weist das Zentrum Floridsdorf im Vergleich zu den anderen Geschäftsstraßen der Stadt einen durchschnittlichen Filialisierungsgrad auf. Vor allem rund um den Franz-Jonas Platz tragen größere Ketten des Mittel- und Niedrigpreissektors zu einer hohen Frequenz bei. In den hinteren Bereichen sind überwiegend kleinere (innhaber:innengeführte)
Handelsbetriebe angesiedelt. Der Bahnhof Floridsdorf wird als zentraler Frequenzbringer für die Shops in der Umgebung identifiziert.
Mietpreisentwicklung in A-Lage bis 60 m²:
Filialisierungsgrad
Zentrum Floridsdorf
1
2
3
Mietpreis in A-Lage bis 60 m: € 25,30
Mietpreis in A-Lage 60-150 m: € 21,20
Mietpreis in A-Lage über 150 m: € 13,20 2 2 2
Filialisierungsgrad im Vergleich:
DAS ZENTRUM FLORIDSDORF ALS QUARTIER DES ARBEITENS
Das Angebot an Dienstleistungsbetrieben ist entlang der Brünner- und Prager Straße vergleichsweise gering.
DIENSTLEISTUNGSBETRIEBE IM ZENTRUM FLORIDSDORF
Im und rund um das Zentrum Floridsdorf, lassen sich eine Reihe an Dienstleistungsbetrieben identifizieren - im Vergleich zu den anderen Geschäftsquartieren spielen diese hier jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Das Angebot fokussiert in erster Linie auf Betriebe im Beauty-Sektor und entspricht der Kaufkraft der Besucher:innen. Am Floridsdorfer Spitz befinden sich größere Dienstleistungsstrukturen, wie etwa Versicherungen oder Banken, die neben dem Bezirksamt auch zur Frequentierung in diesem Bereich beitragen. Abseits dessen verteilen sich die Dienstleistungsstrukturen über den gesamten Betrachtungsraum auch in zweiter und dritter Reihe. Als Arbeitsort spielt das Zentrum Floridsdorf eine untergeordnete Rolle. Bürostrukturen sind eher in durchmischte Strukturen eingebettet, reine Bürogebäude können kaum identifiziert werden.
Gerichtsgasse
Rudolf-Schön-Gasse
FloridsdorferMarkt
Schlingerhof
Arnoldgasse
Hermann-Bahr-Straße
Weisselgasse Stryeckgasse Michael-Dietmann-Gasse
Brünner Straße
Schwaigergasse
Frömmlgasse
Haidschüttgasse
Plus-Parsch-Platz
Weisselgasse
Schleifgasse
AngererStraße
Plus-Parsch-Platz
SchloßhoferStraße
Schöpfleuthnergasse
Franz-Jonas-Platz
Bodenstedtgasse
Kramreiterweg
Lottgasse
Pitkagasse
RechteNordbahngasse
Karl-Waldbrunner-Platz
Fahrbachgasse
Holzmeistergasse
Freytaggasse
LeopoldauerStraße
SchloßhoferStraße Patrizigasse
Franklinstraße
ZENTRALE GEWERBESTANDORTE UND ARBEITSPLÄTZE IM UND RUND UM DAS ZENTRUM FLORIDSDORF
Zentrum Floridsdorf
Prägende Gewerbestrukturen
Unternehmen mit hoher Beschäftigtenzahl
Mit der Klinik Floridsdorf befindet sich ein wichtiger und zentraler Arbeitgeber am Rand des Geschäftsquartiers, der zur Belebung des Gebietes beitragen kann. Auch die neuen Entwicklungen rund um das Donaufeld können zu einer zusätzlichen Passant:innenFrequenz im Gebiet beitragen. Größere Dienstleistungsstrukturen, wie auch Bürokomplexe gibt es vor allem in nördlicher Richtung mit der Siemens City oder auch der Shopping City Nord. Diese können eher dazu beitragen, die vorhandene Kaufkraft vom Zentrum wegzulenken.
Klinik Floridsdorf
Shopping City Nord
Siemens City
DAS ZENTRUM FLORIDSDORF ALS
QUARTIER DES ÖFFENTLICHEN LEBENS
Der Floridsdorfer Bahnhof versteht sich als zentraler Ankunftsort und Frequenzbringer für den gesamten Zentralbereich. Der öffentliche Raum wird hier stark vom KFZ-Verkehr und damit verbundenen breiten Ausfallstraßen definiert.
DER ÖFFENTLICHE RAUM IM ZENTRUM FLORIDSDORF
Das öffentliche Leben im Zentrum Floridsdorf ist in erster Linie rund um den Franz-Jonas-Platz und damit um den Bahnhof Floridsdorf organisiert. Diese hohe Frequentierung wird in abgeschwächter Form auch an den Ausläufern im Bereich der Fußgänger:innenzone in der Franklinstraße spürbar. Die Geschäftigkeit und Geschwindigkeit ist hier sehr hoch, verliert sich jedoch stark in Richtung Floridsdorfer Spitz. Das Einkaufszentrum muss hier klar als räumliche Barriere identifiziert werden. Durch die Umgestaltung des Vorplatzes des Bezirksamtes am Floridsdorfer Spitz, einschließlich der Installation von Aufenthaltsmobiliar, wird zum Verweilen eingeladen. Das hohe Verkehrsaufkommen und die damit verbundene Lautstärke werten den Bereich jedoch ab. Der an die Prager- und Brünner Straße angrenzende öffentliche Raum organisiert sich in erster Linie entlang der schmalen Gehwege an den Rändern und ist bisher wenig einladend. Durch das hohe Verkehrsaufkommen werden auch diese Bereiche vor allem als Transitraum wahrgenommen. Die geplanten Umgestaltungen mit großzügigen Gehwegen, Radverbindungen, Baumpflanzungen sowie einer Reduktion des motorisierten Individualverkehr werden in diesen Bereichen eine deutliche Verbesserung der Aufenthaltsqualität bringen. Der Schlingermarkt fungiert als Anker - seine räumliche Situation lädt zum Verweilen und Schlendern ein. Durch diverse Bespielungen und die Ansiedlung von Gastronomie- und Handelsbetrieben kann dieser als zentraler Aufenthaltsort im Bezirk wahrgenommen werden. Es gilt, den Bahnhof mit dem Floridsdorfer Spitz und dem Schlingermarkt zu verbinden und so das Zentrum Floridsdorf herauszubilden. Mit der Neugestaltung der Schleifgasse wurde hier bereits ein wichtiger Schritt gesetzt.
Peitlgasse
Gerichtsgasse
Rudolf-Schön-Gasse
Weisselgasse
FloridsdorferMarkt Schlingerhof
Werndlgasse
Schwaigergasse
Hermann-Bahr-Straße Am Spitz
Brünner Straße
Plus-Parsch-Platz
Weisselgasse
Schleifgasse
AngererStraße
Pius-Parsch-Platz
SchloßhoferStraße
Kramreiterweg
Franz-Jonas-Platz Karl-Waldbrunner-Platz
RechteNordbahngasse
Lottgasse
LeopoldauerStraße
SchloßhoferStraße Patrizigasse
Öffentliche Platzstrukturen
Parkstrukturen
Platzstrukturen die umgestaltet werden
Religiöse Einrichtungen
Bildungseinrichtungen
GEFÜHLTE HOHE FREQUENZ IM ZENTRUM FLORIDSDORF
Vor allem rund um den Bahnhof Floridsdorf wird eine hohe Geschäftigkeit und Frequenz sichtund spürbar. Diese ist auch in den Ausläufern des Platzes in Richtung der Promenade in der Franklinstraße noch erkennbar, verliert sich aber auf der anderen Seite Richtung Floridsdorfer Spitz. Die fehlende Sichtbeziehung der beiden Bereiche durch das Einkaufszentrum am Franz-Jonas-Platz, trägt entscheidend zum Frequenzverlust bei. Nichtsdestotrotz ist die Geschäftigkeit am Floridsdorfer Spitz rund um das Amtshaus noch deutlich höher, als entlang der Brünner Straße und der Prager Straße. Diese Bereiche verstehen sich in erster Linie als Transitraum, bzw. als Durchzugsraum. Der Schlingermarkt im Norden entlang der Brünnerstraße fungiert wieder als Frequenzbringer.
NEUE PROJEKTE IN UND UM DAS ZENTRUM FLORIDSDORF
Mit dem Stadtentwicklungsgebiet Donaufeld zwischen Kagran und dem Zentrum Floridsdorf entsteht im unmittelbaren Einzugsbereich ein ca. 60 ha großer neuer Stadtteil mit rund 6.000 Wohneinheiten. Die neuen Bewohner:innen bergen ein großes Potenzial für das gesamte Zentrum Floridsdorf. Darüber hinaus wurde mit dem Stadtentwicklungskonzept (SEK) Brünner Straße sowohl von Expert:innen als auch im Austausch mit den Bürger:innen die Zukunft des Zentrums Floridsdorf erarbeitet. Als möglicher neuer zentraler Frequenzbringer kann außerdem das Zoom-Kindermuseum begriffen werden, das voraussichtlich 2027 im Zentrum Floridsdorf eröffnen wird.
NEUE PROJEKTE IN UND UM DAS ZENTRUM FLORIDSDORF IM DETAIL
Sanierung und Aufwertung „Siedlung Werndlgasse“
Neugestaltung
Neugestaltung
Radweg-Offensive Floridsdorf
In Floridsdorf soll ab 2024 die Radwegeinfrastruktur um 6,6 Kilometer erweitert werden. Unter anderem sind ein neuer 2-Richtungsradweg auf der Floridsdorfer Hauptstraße, sowie auf der Prager Straße bis Hohe Nordbrücke geplant. Zudem ist ab 2026 auf der Brünner Straße, vom Floridsdorfer Spitz bis zur Katsushikastraße, eine neue Radinfrastruktur geplant und auch entlang der Angerer Straße und der Leopoldauer Straße entsteht in 2 Bauphasen 2025 und 2026 ein beidseitiger 1-Richtungsradweg.
2
Neugestaltung Prager Straße
Der neue 2-Richtungsradweg mit einer Länge von 335 Metern soll 2024 fertiggestellt werden.
3 Neugestaltung Floridsdorfer Hauptstraße
Die Floridsdorfer Hauptstraße wird zu einer Allee mit mehr als 50 neuen Bäumen umgestaltet. Zudem wird ein baulich getrennter 2-Richtungsradweg errichtet. Die Bauarbeiten sollen im Jahr 2024 starten.
Neugestaltung Franz-Jonas-Platz?
Im Jahr 2022 wurde von der Stadt Wien eine Sozialraumanalyse am Franz-Jonas-Platz durchgeführt, die als Grundlage für Diskussionen rund um die Entwicklung des Platzes dient.
5 Klimafitte Schleifgasse
Die Schleifgasse wird durch 18 neue Bäume und 450 m² an zusätzlichen Grünflächen ergänzt. Das Projekt soll im Sommer 2024 fertiggestellt werden.
Einkaufsspitz Neu
An Stelle des ehemaligen Kaufhauses “Einkaufsspitz” entstehen bis August 2024 unter dem Projektnamen “green 21” 147 freifinanzierte Mietwohnungen sowie Büro- und Gastronomieflächen.
Schlingermarkt Leitbild 2030
Im Jahr 2018 wurde für den Schlingermarkt ein Leitbild erstellt. Stand Jänner 2024 liegt bereits eine Gestaltungsplanung für die Umsetzung des Freimachens der Mitte des Marktes für einen Marktanger vor.
Siedlung Werndlgasse
Die Wohnhausanlage ermöglicht eine Nachverdichtung, hier sollen Wohnbauten saniert und geschaffen werden. Der neue Flächenwidmungs- und Bebauungsplan ist im Februar 2024 beschlossen worden.
Kinderliteraturhaus und ZOOM
In der Schloßhofer Straße entsteht ein zweiter Standort des ZOOM Kindermuseum sowie ein Kinderliteraturhaus. Der Baubeginn ist für Anfang 2025 geplant. Im Frühjahr 2027 soll der Betrieb aufgenommen werden.
Neubau BAfEP 21
Die bestehende Bildungsanstalt für Elementarpädagogik wird bis 2026 um ein neues Gebäude ergänzt.
Coole Straße Franklinstraße
Die Franklinstraße ist im Herbst 2020 dauerhaft in eine klimaangepasste Straße umgestaltet worden.
DAS ZENTRUM FLORIDSDORF ALS QUARTIER DER KULTUR UND TEILHABE
Der Schlingermarkt markiert eine Besonderheit im Gebiet. Das gastronomische Angebot sammelt sich in erster Linie im Bereich des Floridsdorfer Spitzes und des Bahnhofes.
KUNST, KULTUR UND GASTRONOMIE IM
ZENTRUM FLORIDSDORF
Am und rund um den Schlingermarkt setzt die Gebietsbetreuung sowie das Kulturankerzentrum Schlingermarkt spannende Impulse. So werden aktiv Kunstinitiativen im öffentlichen Raum am Marktgelände angeboten und gefördert. In der Schleifgasse gibt es eine Zwischennutzung in einem leerstehenden Erdgeschoßlokal, organisiert über die Universität für angewandte Kunst Wien. In den vergangenen Jahren wurde der Franz-Jonas-Platz jeweils über ein bis drei Monate von Basis.Kultur.Wien mit vielseitigem kulturellem Programm bespielt. Die Finanzierung ist mit 2023 jedoch ausgelaufen und aktuell ist keine Fortsetzung geplant. Ein Highlight im Kulturprogramm ist seit 2019 das Stramankerl am Pius-Parsch-Platz, mit 7.000 Besucher:innen, mittlerweile Wiens größtes Straßenkunst Festival. Der Verein „bezirksschmankerl“, der das Stramankerl organisiert, zeigt sich auch mitverantwortlich für die Ergänzung der „1210 Feierlichkeiten“ – einem jährlich am 12.10. rund um das Stehbuffet stattfindendes identitätsstiftendes Event. In den kommenden Jahren ist damit zu rechnen, dass das Zoom-Kindermuseum zum Angebot beitragen wird. Mit Blick auf die Gastronomie lassen sich im Zentrum Floridsdorf eine Vielzahl an kleinen Strukturen im Mittel- bis Niedrigpreissegment verorten. Hier wird neben kleinen Beisln vermehrt auch in Fleischerbetrieben o. Ä. Verpflegung angeboten. Im Generellen ist das Angebot an Gastronomie im Gebiet jedoch überschaubar. Es gilt, mehr Treffpunkte im Zentrum für die Floridsdorfer:innen zu schaffen.
DAS ZENTRUM FLORIDSDORF ALS
QUARTIER DES WOHNENS
Der Schlingerhof überzeugt als qualitätsvoller Gemeindebau. Die Nebenstraßen zur Pragerund Brünner Straße können als reine Wohngebiete wahrgenommen werden.
WOHNEN IM UND RUND UM DAS ZENTRUM FLORIDSDORF
Das Zentrum Floridsdorf versteht sich als zentraler Wohnort. An den inneren Kern des Zentralbereichs angrenzend, also abseits der Brünner- und der Prager Straße sowie rund um den Floridsdorfer Spitz und den Franz-Jonas-Platz, findet man überwiegend reine Wohnstrukturen vor. Das Bild ist geprägt von großen Gemeindebauten, wie dem Schlingerhof und weiteren entlang der Brünner- und Prager Straße. Daneben können dichte Gründerzeitstrukturen, Zeilenbebauungen und gelockerte Wohnsiedlungen vorgefunden werden. Dies spiegelt sich auch in einer vergleichsweise hohen Bevölkerungsdichte im Gebiet im Vergleich zum restlichen Bezirk wieder. Außerdem kann das Untersuchungsgebiet auch als Wohnort für eine breite internationale Bevölkerungsstruktur identifiziert werden. Das Angebot an Nahversorgung entspricht dem Bedarf. Vor allem rund um den Bahnhof Floridsdorf, den Floridsdorfer Spitz und die Brünner- und Prager Straße bis zur Höhe des Schlingermarktes sowie in südwestlicher Richtung entlang der Floridsdorfer Hauptstraße können aktive Erdgeschoßzonen identifiziert werden. Diese Strukturen gilt es im Sinne des Geschäftsquartiersgedanken und als Zentrum für Floridsdorf gemeinsam zu denken und weiterzuentwickeln.
Bevölkerungswachstum in den Zählbezriken von 2014 - 2024 +9,2%
Bevölkerungswachstum in Floridsdorf von 2014 - 2024
Rudolf-Schön-Gasse
Schwaigergasse
Gebäude mit Wohnnutzung im Erdgeschoss (mindestens anteilig)
SchloßhoferStraße
Gebäude mit Wohnnutzung im Obergeschoss (mindestens anteilig)
Nahversorgung (Supermarkt, Wochenmarkt)
Nicht-aktive EG-Zonen
BEVÖLKERUNGSDICHTE
In den Zählbezirken Brünner Straße, am Spitz und Donaufeld, liegt die Bevölkerungsdichte klar über dem Bezirksdurchschnitt. Dies kann auf die dichten Siedlungsstrukturen zurückgeführt werden, die sich in den Randbereichen des Bezirkes nur vereinzelt vorfinden lassen.
Zählbezirke Brünner Straße, Am Spitz und Donaufeld
MIGRATIONSANTEIL
Mit rund 37 % liegt der Migrationsanteil in den untersuchten Zählbezirken klar über dem Bezirksdurchschnitt von 28 %. Damit ist das Geschäftsquartier klar international geprägter Wohnort. Die größten internationalen Bevölkerungsgruppen innerhalb von Floridsdorf sind Serbien, Polen und die Türkei (Wiener Nahversorgungs- und Passantenzählung Nr. 31 der WKW, 2022).
Migrationsanteil Zählbezirke Brünner Straße, Am Spitz und Donaufeld :
DURCHSCHNITTLICHE WOHNUNGSGRÖSSEN
Mit rund 35 m² liegt die durchschnittliche Wohnfläche im 21. Wiener Gemeindebezirk im städtischen Durchschnitt.
Durchschnittliches
Durchschnittliche Wohnungsgröße in Floridsdorf
DURCHSCHNITTSALTER
Die Floridsdorfer Bevölkerung ist etwas jünger als der Wiener Durchschnitt. Vor allem bei den 0-14 Jährigen ist der Anteil an der Gesamtbevölkerung im Bezirk höher als im Wien-Vergleich.
BEFUNDE UND LEITFRAGEN
ZUM ZENTRUM FLORIDSDORF
Im Folgenden werden die zuvor erarbeiteten Analysen zu Befunden und Leitfragen für die weitere Bearbeitung verdichtet.
Sie verstehen sich als Grundlage für die Erarbeitung der Leitbilder und Maßnahmen für das Geschäftsquartier.
ALS QUARTIER DES HANDELS UND DER VERSORGUNG
Der Floridsdorfer Zentralbereich ist, insbesondere entlang der Prager- und der Brünnerstraße, geprägt von Leerstand. Mehr als die Hälfte der Leerstände, die bis Januar 2024 erhoben wurden, werden als strukturelle Leerstände eingestuft, das heißt sie wurden über ein Jahr lang nicht mehr genutzt. Wie lässt sich der Leerstand wieder einer Nutzung zuführen?
Der Floridsdorfer Zentralbereich weist ein sehr einseitiges Handelsangebot auf. Wie kann das Nutzungsspektrum diversifiziert werden?
Rund um den Bahnhof Floridsdorf bündeln sich eine Vielzahl an Handelsangeboten. Kann das Zentrum Floridsdorf als Versorgungszentrum für den gesamten Bezirk etabliert werden?
ALS QUARTIER DES ÖFFENTLICHEN LEBENS
Der Floridsdorfer Zentralbereich ist geprägt von unterschiedlichen Kubaturen und Grenzen zwischen den einzelnen Zonen. So sind der Floridsdorfer Spitz und der Bahnhof Floridsdorf durch einen Durchgang miteinander verbunden, dieser kann jedoch nicht so schnell erkannt werden. Auch der Schlingermarkt ist über die Schleifgasse an den Bahnhof Floridsdorf angebunden - die Verbindung ist jedoch nicht sofort ersichtlich. Wie können diese verschiedenen Zonen verbunden, Barrieren abgebaut und die Bereiche zu einem Zentrum Floridsdorf weiterentwickelt werden?
Das Zentrum Floridsdorf wie auch der ganze Bezirk zeichnen sich durch eine breite und vielfältige Akteur:innenlandschaft aus, die in engem Austausch miteinander steht. Dies spiegelt sich auch in einer Reihe an Entwicklungen innerhalb verschiedenster Handlungsfelder wieder. Wie kann diese Kraft der Transformation im Quartier gebündelt und genutzt werden?
Die Qualität des öffentlichen Raumes unterscheidet sich stark je nach Zone im Quartier (verglichen Pragerstraße mit Franklinstraße). Bereits geplante Umgestaltungsmaßnahmen sollen dazu beitragen, diese Zonen aufzuwerten und weiterzuentwickeln. Wie kann der öffentliche Raum als Aufenthaltsort gestärkt und damit die Zentrenfunktion des Quartiers verbessert werden?
ALS QUARTIER DES WOHNENS
Mit Projekten wie der Bildungsmeile Franklinstraße oder der Zertifizierung „Familienfreundliche Gemeinde“ bemüht sich Floridsdorf darum, sich als junger Bezirk für Familien zu etablieren. Wie können künftige Entwicklungen diesen Fokus einerseits berücksichtigen und andererseits stärken?
Die Identifikation mit dem Heimatbezirk ist bei den Floridsdorfer:innen sehr hoch. Auch bei den neuen Bewohner:innen soll diese Identität gestärkt und das Projektgebiet als Zentrum des Bezirkes wahrgenommen werden.
ALS QUARTIER DER KULTUR UND TEILHABE
Bereits heute können im Zentrum Floridsdorf verschiedenste gastronomische Angebote identifiziert werden. Leuchttürme wie das Stehbuffet oder die Likörstube stechen dabei hervor. Das Angebot an „Beisln“, die als Treffpunkt für den ganzen Bezirk fungieren, kann jedoch nachgebessert werden. Wie kann die Entwicklung von Quartierstreffpunkten gezielt vorangetrieben werden?
Im Zentrum Floridsdorf werden in den kommenden Jahren neue Impulse, wie beispielsweise das Zoom-Kindermuseum, implementiert. Diese bieten eine große Chance für das gesamte Gebiet. Wie kann schon heute von diesen Impulsen profitiert und mit Bestehendem vernetzt werden?
Der Schlingermarkt versteht sich unter anderem als zentrale Anlaufstelle für Kunst und Kultur (im öffentlichen Raum). Sichtbar wird dies durch die Unterbringung der Gebietsbetreuung im Gemeindebau oder auch dem Kulturankerzentrum Schlingermarkt. Auch kreative Zwischennutzungsprojekte, wie etwa jenes der Angewandten, befinden sich unweit des Schlingermarktes in der Schleifgasse. Es gilt, dieses Angebot abzusichern und zu erweitern.
ALS QUARTIER DES ARBEITENS
Im Floridsdorfer Zentralbereich werden in erster Linie Dienstleistungsangebote im Niedrig- bis Mittelpreissektor angeboten. Wie kann das Nutzungsspektrum diversifiziert werden?