business - Das Finanzmagazin von Raiffeisen OÖ

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Das Finanzmagazin von Raiffeisen Oberösterreich

NR. 3 / 2021

www.raiffeisen-ooe.at/business

SCHWERPUNKT KONNEKTIVITÄT

VERNETZUNG SCHAFFT NEUE PERSPEKTIVEN

Industrie 4.0 // Cybercrime // 5G-Revolution


WIR ENTWICKELN SICHERHEIT. Im Wirtschaftsleben lassen sich manche unliebsamen Ereignisse einfach nicht ausschließen. Daher ist ein Partner an Ihrer Seite besonders wichtig, der diese Gefahrenquellen kennt und mit einem durchdachten System abfedert. Die RVM Versicherungsmakler betrachten Ihre Risikosituation ganzheitlich und entwickeln zukunftsweisende Lösungen. Unsere Kernkompetenzen: All

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VORWORT

VERNETZUNG BRINGT NEUE SPIELREGELN

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ine Minute vergeht in der analogen Welt wahnsinnig schnell. In der digitalen Welt passieren in diesen 60 Sekunden unglaublich viele Dinge: Laut einer bei All Access veröffentlichten Statistik werden pro Minute durchschnittlich 695.000 Storys auf Instagram geteilt, 197,6 Millionen E-Mails verschickt, 3,8 Millionen Suchan­ fragen bei Google getätigt, 500 Stunden Videos bei YouTube hochge­ laden oder 1,6 Millionen Dollar Umsatz im E-Commerce erzielt. Wenn man sich die Datenmengen vorstellt, die in dieser Zeit via World Wide Web um den Erdball geschickt werden, kann einem schon schwindelig werden. Konnektivität und Vernetzung sind das Gebot der Stunde und dringen in sämtliche Bereiche vor: smarte Kühlschränke, vernetzte Rollläden, die sich automatisch an die Gewohnheiten des Hausbesitzers anpassen, selbstfahrende Autos, Unterricht mit Tablets in Schulklassen oder auch Smartwatches, die täglich Gesundheitsdaten aufzeichnen. Auch am ­Arbeitsplatz schreitet die digitale Vernetzung rasch voran.

© RLB OÖ/Werner Harrer

Digitaler Wandel in rasantem Tempo Nicht zuletzt aufgrund der Coronapandemie hat sich die Zusammen­ arbeit in Unternehmen in den letzten zwei Jahren massiv verändert. Auch in der Raiffeisenlandesbank OÖ wurden viele Prozesse in kürzester Zeit angepasst und sind heute nicht mehr wegzudenken. Kurz gesagt: Die Spielregeln haben sich geändert. Im Finanzsektor schreitet der digitale Wandel besonders rasant voran: Technologien wie künstliche Intelligenz oder Blockchain sind Werkzeuge, die nicht nur die Automatisierung ­beschleunigen, sondern Bankkunden künftig auch das Wirtschaftsleben erleichtern werden und damit maßgeschneiderte ­Produkte und Dienstleistungen ermöglichen. Dabei gilt es, die richtige Balance zwischen Benutzerfreundlichkeit, Sicherheit und persönlicher Beratung zu finden. Raiffeisen OÖ wird auch vor dem Hintergrund zunehmender digitaler ­Vernetzung in Zukunft nahe am Kunden sein. Wir wollen die Vorteile der Digitalisierung für unsere Kunden optimal einsetzen, dabei aber nach wie vor die persönliche Betreuung forcieren. Gerade die Coronakrise hat uns gezeigt, wie wichtig ein optimales Zusammenspiel beider Welten ist. Vierte industrielle Revolution Wir möchten Ihnen in dieser Ausgabe von business verschiedene Aspekte von Vernetzung und Konnektivität näherbringen und Zukunftsprojekte vorstellen. Digitale Infrastrukturen verändern die Rahmenbedingungen für unternehmerischen Erfolg. Aus ehemaligen Konkurrenten werden Partner. Kunden und Unternehmen sind nicht mehr strikt getrennt, sondern treten in Interaktion. Konsumenten erhalten ein Mitspracherecht bei der Gestaltung neuer Produkte. In der Kombination von Mensch und ­Maschine sehen viele Unternehmen große Leistungspotenziale. Mit Industrie 4.0 wird der vierten industriellen Revolution ein Name verliehen.

Dr. Heinrich Schaller, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank OÖ.

In der „Smart Factory“ kommunizieren Maschinen miteinander und heben ­gerade in der industriellen Produktion enorme Optimierungspotenziale. Voraussetzung für eine breite Umsetzung ist eine leistungsstarke digitale Infrastruktur. Andreas Bierwirth, CEO von Magenta, berichtet im Interview, wie es um den 5G-Ausbau in Österreich steht und welche Innovationschancen damit für Unternehmen verbunden sind. Parallel dazu steigt im Zuge dieser Entwicklung weltweit auch der Bedarf an Glas­faser-­ Leitungen. Die NBG-Gruppe möchte von Österreich aus die Nachfrage bedienen und hat dazu rund 50 Millionen Euro in eines der weltweit modernsten Werke für Glasfaser-Rohkörper im Waldviertel investiert. Lesen Sie in dieser Ausgabe, wie die Digitalisierung auch in der Landwirtschaft auf fruchtbaren Boden fällt und warum Cybercrime besonders für KMU eine ernst zu nehmende Nebenwirkung des Digitalisierungsbooms ist. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre!

Ihr

Dr. Heinrich Schaller, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank OÖ Aktiengesellschaft.

VOR ALLEM CORONA HAT DIE ZUSAMMENARBEIT IN UNTERNEHMEN MASSIV VERÄNDERT. business 03


INHALT/IMPRESSUM

3 VORWORT

Dr. Heinrich Schaller, Vorstandsvorsitzender.

6 DATA EX MACHINA

Das Industrial Internet of Things vernetzt Werkzeuge, Geräte, Maschinen und Produkte zu innovativen Geschäftsmodellen.

10 DIE ROBOTER-SCHULE

Ein Forschungsprojekt der FFG zeigt, wie mithilfe von künstlicher Intelligenz die Qualität der Produktion gesteigert werden kann.

14 NEUER HOTSPOT

Die NBG-Gruppe baut eines der weltweit modernsten Werke für Glasfaser-Rohkörper im Waldviertel.

18 DATENAUTOBAHN MIT NEUER SPUR

Andreas Bierwirth, CEO von Magenta Telekom, erklärt, warum der neue Mobilfunkstandard 5G viel mehr bringt als nur schnelleres Internet am Handy.

20 KLIMASCHUTZ BRAUCHT VERNETZUNG

Wie mit digitalen Kommunikationstechnologien Ressourcen geschont werden und die Kreislaufwirtschaft in Schwung kommt.

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24 DER DIGITALISIERTE LANDWIRT

Technologie und Vernetzung machen auch vor der Bauernschaft nicht halt. Längst sind smarte Systeme im Einsatz, die Farming 4.0 ermöglichen.

26 BEDROHUNG AUS DEM INTERNET

Beim „New Industry Meetup“ von RLB OÖ und factory300 wurde gezeigt, wie sich Unternehmen gegen Cyberkriminalität schützen können.

30 AUFFANGBECKEN FÜR DIE DATENFLUT

Die österreichische Firmengruppe DBConcepts sorgt seit mehr als 20 Jahren mit DatenbankInfrastrukturen für effiziente Geschäftsmodelle.

32 FÜR SIE GELESEN

Buchempfehlungen für den Businessalltag.

Impressum/Offenlegung Medieninhaber und Herausgeber: Raiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktien­gesellschaft, Europaplatz 1a, 4020 Linz. ­Aktionäre der Raiffeisenlandesbank ­Ober­österreich ­Aktiengesellschaft sind zu rund 98,92 Prozent die RLB Verbund registrierte G ­ enossenschaft und zu rund 1,08 Prozent die RLB Holding registrierte ­Genossenschaft mit ­beschränkter Haftung OÖ. Nähere Details sind im Internet unter www.rlbooe.at/impressum a ­ brufbar. • Vorstand: Dr. Heinrich Schaller, Mag. Michaela Keplinger-Mitterlehner, Dr. Michael Glaser, Mag. Stefan Sandberger, Mag. Reinhard Schwendtbauer • Konzept und Produktion: PG The C ­ orporate ­Publishing Group GmbH (CPG), Lavaterstraße 1, RH 3, 1220 Wien, Tel.: +43/1/405 46 40-762, ­s.wagner@cpg.at • Für den Inhalt ­verantwortlich/Chef­redaktion: Wolfgang Aschenwald (Corporates) und Johannes Grüner (Public Relations) • Bestellung oder ­Abbestellung des M ­ agazins: business@rlbooe.at • Beratung: Mag. Stefan Schatz/CPG • Autoren dieser Ausgabe: Rosi Dorudi, Johannes Grüner, Robert Prazak, Markus Mittermüller, Christian Prenger, Stefan Schatz • Layout­konzept: CPG • ­Art­direction: ­Gerald Fröhlich/CPG • L ­ ektorat: Mag. Paul Zöchbauer • Redaktions­manage­ment: Silvia Wagner/CPG • ­Geschäftsführung CPG: M ­ arkus Wagner, Tel.: +43/1/405 46 40-768, m.wagner@cpg.at; Stefan Schatz, Tel.: +43/1/405 46 40-760, s.schatz@cpg.at • Coverbild: Getty Images/ Kamil Krawczyk • Druck: Gutenberg, 4020 Linz • gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des österreichischen Umweltzeichens, Gutenberg-Werbering GmbH, UW-Nr. 844 Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: R ­ aiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktien­gesellschaft, ­Europaplatz 1a, 4020 Linz. Grundlegende Richtung und Blattlinie: business ist das Finanzmagazin der Raiffeisenlandesbank OÖ und beleuchtet wichtige Finanz- und W ­ irtschaftsthemen. Das Magazin informiert über interessante ­Chancen und Entwicklungen, nützliche Services und zahlreiche Best-Practice-Beispiele. Es ist politisch unabhängig und b ­ ekennt sich zur sozialen Marktwirtschaft und zur Integration in Europa. Im Sinne leichterer Lesbarkeit werden geschlechts­spezifische ­Bezeichnungen meist nur in ihrer männ­lichen Form angeführt. Satz- und Druckfehler ­vorbehalten.

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© Shutterstock.com, stock.adobe.com / Polonio Video, Getty Images / Andrew Brookes, Magenta, stock.adobe.com / fotomek


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DATA EX

MACHINA Wenn Maschinen, Werkzeuge, Geräte und Produkte online miteinander kommunizieren, verwandeln sich Werkshallen zum „Industrial Internet of Things“. Das Meganetzwerk gilt als innovativer Technologie-Turbo für geschäftliche Höhenflüge. Text: Christian Prenger • Foto: Shutterstock.com


INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS

Dort bremst Corona zwar momentan noch diverse IIoT-Vorhaben, von Stillstand kann aber keine Rede sein. Laut der Studie des IT-Beratungsunternehmens IDC wollen fast 40 Prozent der befragten Firmen alleine wegen Covid-19 ihre Investitionen erhöhen, nur 18 Prozent planen eine Senkung. Viele Entscheider hoffen sich mit dem eingesetzten Geld ­zentrale Vorteile für die Bewältigung kurzfristiger Herausforderungen zu verschaffen. 53 Prozent der Befragten wollen Prozesse optimieren sowie Kosten sparen, 47 Prozent erwarten sich treffsichere und schnellere ­Entscheidungen durch exakte Daten. Insgesamt haben 59 Prozent der Befragten Projekte in der Pipeline – auch um den Herausforderungen der Pandemie besser begegnen zu können. Kontrolle und Effizienz Für Experten sind diese Umfrageergebnisse wenig überraschend. „Die Nachfrage nach neuen Technologien wächst stetig. IIoT ermöglicht ein höheres Maß an Effizienz, Kontrolle sowie Datenzugriff in Echtzeit. Das intelligente Verarbeiten von Informationen wandert stärker in die Produktionsstätten. Verlässliche Lösungen sind dort in der Lage, Abläufe zu überwachen. Probleme werden dadurch identifiziert, ehe negative F ­ olgen für den digitalen Arbeitsplatz entstehen. Eine derart vorausschauende Wartung von Komponenten, gekoppelt mit automatischen abgestimmten Einsatzplänen, fördert innovative Geschäftsmodelle“, unterstreicht Hannes Niederhauser, Vorstandsvorsitzender der S&T Gruppe. Der Technologiekonzern mit Hauptsitz in Linz hat für Manager, die den digitalen Expresszug Richtung Zukunft buchen möchten, das „SUSiEtec IoT-Toolset“ entwickelt. Durch die ganzheitliche Lösung SUSiEtec lassen sich verschiedene Infrastrukturen des Internet of Things zusammenführen. So können Industriebetriebe auf die oft sehr komplexen Herausforderungen der Transformation besser reagieren. Zusammen mit durch künstliche Intelligenz gestützten Analytics besteht die Chance, trotz ­imposanter Datenberge den Überblick über relevante Informationen zu wahren. Eine fundiertere Auswertung liefert außerdem Basismaterial für richtige strategische Entscheidungen. Ein frischer technologischer Wind weht auch durch die Werkshallen von Engel Austria. Das Unternehmen mit Stammsitz in Schwertberg verfolgt ebenfalls das Ziel, durch das Internet der Dinge Abläufe zu verbessern und die interne Flexibilität stark zu steigern. Der weltweit tätige Hersteller von Spritzgießmaschinen hat mit „iQ flow control“ ein Assistenzsystem entwickelt, das die Temperierung der Spritzgießformen dynamisch und selbstständig den jeweiligen Bedingungen anpasst und damit die Effizienz der Maschinen entscheidend beeinflusst. Ziel ist eine konstant hohe Güte der Erzeugnisse, während der Energiebedarf der Anlagen sinkt. Produktivität und Qualität Das schlaue System findet Anklang. So rüstet etwa ein großer Vorarl­ berger Kunde von Engel seine Maschinen mit der iQ flow control nach. ­Damit sollen die jährlichen Energiekosten um einen sechsstelligen Eurobetrag sinken. „Die Digitalisierung hilft, das volle Potenzial der Spritz­ gießmaschinen auszuschöpfen und mittels gewonnener Daten Fer­ti­ gungsprozesse zu optimieren. Schon bald werden sich die Anlagen von selbst perfektionieren. Als Folge wachsen die Produktivität und die Qualität, was beides in höherer Wirtschaftlichkeit resultiert“, erklärt Stefan Eng­leder, CEO von Engel Austria.

Laut einer Studie wollen 40 Prozent der deutschen Unternehmen ihre Investitionen erhöhen. Ganz oben stehen Projekte zur Prozessoptimierung.

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© Engel, S&T AG, HEITEC AG

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anz alltägliche Gegenstände zeigen jetzt verborgene Ta­lente. Türen, Küchengeräte, Fenster oder Lampen können kommunizieren, interagieren und ihren Besitzern dadurch das Leben erleichtern. Das reicht von der Heizung, die sich selbst einschaltet und reguliert, bis zum Haus, das auf die Sicherheit seiner Insassen achtet. Alle Helfer erledigen ihre Aufgaben im Internet of Things (IoT), ausgestattet mit Chips, Antennen und Sensoren. Längst umweht diese Version von Konnektivität der Hauch eines Wunder­ mittels für Job und Alltag. Auf schlaue Dinge wartet eine Weltkarriere: 2023 werden 29,3 Milliarden Objekte vernetzt sein, prognostiziert das Technologieunternehmen Cisco. Aber nicht nur das traute Heim avanciert zum Smart Home. In der Industrie ist das Konzept ebenfalls längst angekommen. Digitalkollektive von Geräten, Maschinen, Werkzeugen und Produkten gelten als innovativer Technologie-Turbo für geschäftliche Höhenflüge. Wirklich enorm sind ­daher die Erwartungen an das Industrial Internet of Things (IIoT): Das ­Meganetzwerk soll als Gamechanger eine neue Ära einläuten und das kommerzielle Immunsystem von Betrieben nachhaltig stärken – und zwar in allen Abteilungen, von der Produktion über die Kommunikation bis hin zur ­Organisation. Wer digital abstinent bleibt, so IIoT-Experten, sieht von der Konkurrenz bald nur mehr die Rücklichter. Also wird fleißig in die neue Wunderwaffe investiert, wie ein Blick nach Deutschland bestätigt.


INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS

ALS FOLGE WACHSEN DIE PRODUKTIVITÄT UND DIE QUALITÄT, WAS BEIDES IN HÖHERER WIRTSCHAFTLICHKEIT RESULTIERT. STEFAN ENGLEDER, CEO ENGEL AUSTRIA

DAS INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS ERMÖGLICHT EIN HÖHERES MASS AN KONTROLLE, EFFIZIENZ UND DATENZUGRIFFE IN ECHTZEIT. HANNES NIEDERHAUSER, VORSTANDSVORSITZENDER DER S&T GRUPPE

WIR BEGLEITEN ENTSCHEIDUNGSTRÄGER IN UNTERNEHMEN STEP BY STEP BEI DER DIGITALISIERUNG UND AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0. EKKEHARD REUSS, VORSTAND DER HEITEC AG

Innovationen wie Edge Computing sollen den IIoT-Aufwind prolongieren. Damit sollen die Daten dort verarbeitet werden, wo sie entstehen. Ein zentrales Data Warehouse ist nicht mehr nötig. Die Vorteile: direkte Reaktionen auf veränderte Datenlagen, schnellere Analysen und raschere Antworten. Die Befragten der ICD-Studie denken sichtlich positiv über diesen Ansatz. Rund 42 Prozent sind schon mit IIoT-Projekten aktiv, 29 Prozent planen Pilotversuche in naher Zukunft. Beliebte Anwendungen der neuen Technologie sind in Fertigungsbetrieben vor allem Tracking und Monitoring zur Optimierung des Asset-Einsatzes. Oder die Kommunikation zwischen Fahrzeugen im Bereich Automotive. Autonome Roboter als Ersatz für Menschen bei gefährlichen Tätigkeiten gelten ebenfalls als Option. Die vierte industrielle Revolution nimmt Fahrt auf. Dennoch zögern manche Entscheider beim Betreten des IIoT-Parketts. Die Ursachen sind häufig mangelndes Budget, geringes Know-how im Betrieb oder Sicherheitsbedenken. Auch latente Sorgen vor komplizierter Hard- und Software verhindern Digitalisierung. Abhilfe bieten Projekte wie jenes der HEITEC AG aus Erlangen. Der Spezialist für System­ lösungen in der ­industriellen Automatisierung und Digitalisierung kreiert

jetzt mit dem ­ Industrial-IoT-Softwarespezialisten Cybus ein gemein­ sames Portfolio. Dieses Kompetenzzentrum in Sachen Datenvernetzung arrangiert für Kunden den Start einer modernen Produktion – schrittweise und nutzenorientiert, lautet das Versprechen. Ein Programm, das den kompletten Datenfluss zwischen IT und Shopfloor sichert, ebnet den Weg zur intelligenten Fabrik. Damit soll nicht nur die Premiere der Kunden in der New Economy gelingen; eine höhere Gesamtanlagen-Effek­ tivität und Maschinentransparenz gelten als durchaus willkommene ­Nebenwirkungen. Die ­Industrial-IIoT-Edge-Plattform von Cybus dient ­damit der Mission, Interessenten aus den verschiedensten Branchen Zukunfts­fitness zu verleihen. „Wir begleiten die Entscheidungsträger in Unternehmen step by step bei der Digitalisierung und auf dem Weg zu Industrie 4.0. Branchenwissen und Lösungsportfolio sind als ­Bindeglieder zwischen Feld­ebene und IT gedacht. Cybus ist mit seiner Software von der Konnektivität bis hin zur zentralen Fabrikdatendrehscheibe komplementär zu unserem Angebot. So lassen sich Betriebe ganzheitlich unterstützen und man kann Mehrwert schaffen“, erklärt Ekkehard Reuss, ­Vorstand der HEITEC AG. Das Netz wird immer engmaschiger. ••

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DAS BEETHOVEN PRINZIP Nur wenige heimische Unternehmen nutzen das Potenzial von künstlicher Intelligenz. Das Forschungsprojekt Interactive zeigt an konkreten Fällen, wie maschinelles Lernen funktioniert. Text: Markus Mittermüller • Foto: Adobe Stock



KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

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Mensch trifft Maschine Ein zweijähriges Forschungsprojekt namens Interactive will nun vor­ zeigen, wie mithilfe von künstlicher Intelligenz die Qualität der Produktion verbessert werden kann. Ziel dieses Projekts der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) ist die Erforschung und Entwicklung neuartiger interaktiver Lernmethoden, die den Menschen in den maschinellen Lernprozess einbeziehen. Das Grundprinzip ist dabei ähnlich wie bei der Entwicklung der Beet­ hoven-Sinfonie. Die Prozesse sind wie eine Art Pingpong-Spiel zwischen Mensch und Maschine. Die KI macht auf Basis ihrer Daten Vorschläge, wie eine bestimmte Stelle des Musikstücks weitergeführt werden könnte – das Expertenteam schaut sie sich an, wählt aus und spielt die Entscheidung ins System zurück.

MATHEMATISCHE MODELLE UNTERSTÜTZEN DIE QUALITÄTSSICHERUNG. STEFAN STRICKER, DATA SCIENTIST STIWA GROUP

Stefan Stricker Data Scientist STIWA Group: Mensch und Maschine ­a rbeiten zusammen.

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Bernhard Haslhofer Projektleiter AIT: Maschinen sollen lernen, Zusammen­ hänge zu verstehen.

Daten zu sammeln ergibt erst Sinn, wenn sie via künstliche Intelligenz interpretiert werden.

Im Fachjargon spricht man bei diesem interaktiven Austausch zwischen Mensch und Maschine von Active Learning. Dies wird auch in den konkreten Anwendungsfällen des Forschungsprojekts umgesetzt. Am Projekt beteiligt sind das Austrian Institute of Technology (AIT), der Kühlmöbelund Kältetechnik-Anbieter Hauser GmbH, die Siemens AG und der Automations-, Produktions- und Softwarespezialist STIWA Group. Komplexe Ursachenforschung „In unserer Produktion in Gampern werden vollautomatisiert hochwer­ tige Serienteile und Montagebaugruppen erstellt. Eine eigene Software sichert ­ineinander abgestimmte und digitalisierte Prozessabläufe. Mithilfe von mathematischen Modellen wollen wir die Qualitätssicherung in der Produktion unterstützen. Ein Beispiel: In einer Arbeitsschicht werden 6.000 Teile produziert. Während der Produktion werden gleichzeitig ­Daten aufgezeichnet, mehrere Hundert pro Teil. Am Ende der Schicht haben wir rund 100.000 neue Datensätze“, sagt der Data Scientist ­Stefan ­Stricker. Alle paar Hundert Teile wird ein Teil der Produktion im Labor überprüft. „Kommt es bei einem Teil zu einer Abweichung von der Norm, interessiert uns natürlich die Ursache. Diese Ursachenforschung wollen wir a ­ utomatisieren“, so Stricker. Bernhard Haslhofer, Projektkoordinator seitens des AIT und Data-­ Science- und KI-Experte, weiß genau, welche Vorteile ein maschinelles Lernmodell hier hat: „Diese Dimensionen an Daten und Parametern kann man als Mensch nicht mehr erfassen.“ Im nächsten Schritt werden daher die Daten aus dem Produktions­ prozess zusammengeführt und so aufbereitet, dass ein Benutzer über ein User-Interface erkennen kann, ob Einstellungen bei der Produktion ­geändert wurden und wo Fehler potenziell verortet sind. „Ein digitaler ­Assistent spuckt die relevanten Änderungen aus“, so Stricker. Hier

DIESE DIMENSION AN DATEN KANN EIN MENSCH NICHT MEHR ERFASSEN. BERNHARD HASLHOFER, PROJEKTKOORDINATOR AIT

© STIWA Group, Johannes Zinner, stock.adobe.com / fotomek

on seiner 10. Sinfonie hat Ludwig van Beethoven nur Skizzen hinterlassen. Wie würde sich diese anhören, hätte sie der als Genie geltende Komponist auch vollendet? Ein Team von ­Musikwissenschaftlern und Programmierern wollte genau das wissen. Mit künstlicher Intelligenz (KI) hat es nun tatsächlich etwas vollendet, das dem Meister vor seinem Tod nicht mehr gelang. Dazu wurde eine eigene „Beethoven-KI“ entwickelt, die auf einen USB-Stick passt. Kann sich die Wirtschaft hier etwas von der Kunst abschauen? Immer wieder wird von künstlicher Intelligenz als entscheidendem Zukunftsfaktor gesprochen. Das Potenzial davon ist aber noch lange nicht ausgereizt. Vor allem Österreich hinkt im internationalen Vergleich deutlich hinterher. So kam KI im Jahr 2018 bei nur zwölf Prozent der heimischen Betriebe zur konkreten Anwendung, wie eine Studie der Boston Consulting Group (BCG) herausgefunden hat. Die Studie zeigt auch das beachtliche Potenzial zur Produktions- und Effizienzsteigerung, das die österreichischen Unternehmen hier auslassen. So rechnet die BCG-Studie mit fünf Milliarden Euro zusätzlicher Wertschöpfung durch den Einsatz von KI in der heimischen Industrie.


KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

„Information ist Trumpf. Wer Daten verarbeiten und interpretieren kann, ist im Vorteil.“ Daten sammeln allein hilft nicht wirklich weiter. „Das haben die Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren gemacht. Ihnen war aber nicht klar, wofür sie das tun“, erklärt Haslhofer. Das Projekt Inter­ active geht daher einen anderen Weg. „Wir überlegen uns zuerst, welches Problem wir lösen wollen, und sammeln dann die passenden Daten dafür“, so der Wissenschaftler. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist, die ­Daten nicht an einem zentralen Ort sammeln zu müssen. „Datentransfer kostet Geld und Energie. Daher trainieren wir unsere Modelle lieber dezentral“, sagt Haslhofer. Auch Datenschutzaspekte spielen hier mit ­hinein. Diese relativ neue Methode des maschinellen Lernens nennt sich Federated Learning. Die Erwartungshaltung bei den Projektbeteiligten ist groß. Durch die I­mplementierung aktiver, maschineller Lernmethoden soll die Effizienz sowohl bei STIWA als auch bei Hauser um 25 bis 50 Prozent gesteigert werden. Haslhofer: „Künstliche Intelligenz bedeutet, Modelle zu bauen, die Zusammenhänge verstehen. Wir wollen das Wissen in den Köpfen der Menschen in Algorithmen überführen, damit die Maschinen die Menschen besser unterstützen können.“ ••

WER DATEN VERARBEITEN UND INTERPRETIEREN KANN, IST KLAR IM VORTEIL. LEOPOLD SCHÖFFL, PROJEKTLEITER HAUSER GMBH

kommt – Stichwort Active Learning – wieder der Mensch ins Spiel. „Ein Experte kann dem virtuellen Assistenten dann Rückmeldungen geben, welche der angezeigten Änderungen für die schlechtere Qualität des Endprodukts relevant waren und welche nicht“, sagt der Data Scientist von STIWA. Damit lernt die Maschine mit. Der Effekt: eine ­massive Zeitersparnis für das Unternehmen bei der Ursachenforschung. Störungen früher erkennen Beim Kühlmöbel- und Kältetechnik-Anbieter Hauser wird ein anderer ­Anwendungsfall erforscht. Hier lautet das Ziel, so früh wie möglich Störungen erkennen zu können, die den Kühlprozess oder die Temperatur der gelagerten Waren gefährden könnten. Als Pilotprojekt wurde eine 1,2-­ Megawatt-Kälteanlage ausgewählt. Auch hier werden im ersten Schritt die bisher vorhandenen Daten gesammelt. „Wir haben bereits Werte aus der Historie und wissen dadurch, welche Komponenten einer Kälteanlage störungsanfällig sind. Die Frage ist, welche Daten die Störungskategorien beeinflussen und welche nicht. Diese Anomalien aus den historischen Daten sieht man mit konventionellen Beobachtungen nicht“, meint ­Leopold Schöffl. Er leitet bei Hauser ein vierköpfiges Team, das dieses Projekt umsetzt. Neu ist in diesem Fall die Art, wie die Daten analysiert werden, nämlich mittels Data Science. „Hier werden die Daten neu aufbereitet, um Muster und Zusammenhänge zu erkennen“, sagt Schöffel. Dann kommt der Ball wieder zu den Geräteexperten, die diese neuen Erkenntnisse interpretieren. Die größte Herausforderung dabei ist laut Schöffel, zwei konträre Welten – also die Data Scientists und die Geräteexperten – in der Zusammen­ arbeit auf eine Flughöhe zu bringen. „Wir wollen einen Weg finden, die passenden Workflows zu kreieren, damit diese beiden Seiten gut koo­ perieren können“, sagt Schöffl. Denn eines ist für den Projektleiter klar:

Forschungsprojekt Interactive Im zweijährigen Forschungsprojekt Interactive geht es um die Frage, wie mithilfe von künstlicher Intelligenz die Qualität der Produktion ver­ bessert werden kann. Ziel dieses Projekts der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft ist die Erforschung und Entwicklung neuartiger interaktiver Lernmethoden, die den Menschen in den ­m aschinellen Lernprozess einbeziehen. Projektkoordinator: AIT Austrian Institute of Technology GmbH Projektpartner: STIWA Automation GmbH, HAUSER GmbH, Siemens AG Österreich Diese Website informiert laufend über den Projektfortschritt: https://www.interactive-project.info

Wichtige Begriffe Künstliche Intelligenz, auch artifizielle Intelligenz, ist ein Teilgebiet der Informatik, das sich mit der Automatisierung intelligenten Verhaltens und maschinellem Lernen befasst. Active Learning: Aktives Lernen ist ein Sonderfall des maschinellen ­Lernens, bei dem ein Lernalgorithmus einen Benutzer interaktiv abfragen kann, um neue Datenpunkte mit den gewünschten Ausgaben zu kennzeichnen. Federated Learning: Föderales Lernen ist eine vergleichsweise neue ­M ethode des maschinellen Lernens, die einzelne Geräte in die Lage ­v ersetzt, zusammen anhand eines gemeinsamen Modells zu ­l ernen. Es ermöglicht das individuelle Training von Modellen an verschiedenen, isolierten Datensätzen. Data Science ist ein interdisziplinäres Wissenschaftsfeld, das wissenschaftlich fundierte Methoden, Prozesse, Algorithmen und Systeme zur Extraktion von Erkenntnissen, Mustern und Schlüssen sowohl aus strukturierten als auch unstrukturierten Daten ermöglicht.

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GLASKLAR Im Waldviertel hat die NBG-Gruppe eines der weltweit modernsten Werke für Glasfaser-Rohkörper errichtet. Und ist überzeugt, damit zum Big Player der Zukunft zu werden. Text: Robert Prazak • Foto: Getty Images / Image Source


INFRASTRUKTUR

GLASFASER IST ZWAR SCHON SEIT 20 JAHREN VON BEDEUTUNG, ABER ERST JETZT SO RICHTIG ANGEKOMMEN. DIESE TECHNOLOGIE IST ZUKUNFTSSICHER. KARL BAUER, CEO NBG-GRUPPE

Mehr als nur Internet Der Markt für den Einsatz von Glasfaser wächst, hat aber noch nicht ­einmal ansatzweise sein Potenzial ausgeschöpft, ist sich Bauer sicher. „Es geht ja nicht nur um Telekommunikation, sondern etwa auch um die Sensorik, zum Beispiel sensible Straßen und Schienen oder dynamische Ampelschaltung zur CO2-Reduktion.“ Das alles werde auf Basis von ­Fiberoptik passieren. Ebenso ist der 5G-Ausbau für NBG interessant. „Wie kommen die Daten sonst zu den 5G-Sendern?“ Ein weiterer Punkt ist der Green Deal beziehungsweise der Umbau in Richtung einer klimafreundlichen Gesellschaft und Wirtschaft: „Enormes Potenzial bieten Energienetze, die sich ja komplett ändern: Es wird überall kleine Kraftwerke geben, da stehen wir erst am Anfang“, sagt Karl Bauer, der vor Kurzem ein neues Betriebsbüro in Houston eröffnet hat. Denn Chancen ergeben sich nicht nur in der Öl­förderung, sondern auch in der Über­ wachung von Geothermie-Bohr­löchern – dieser Bereich ist für die Ölund Gasindus­trie das nächste große Geschäft. „Da sind wir mit dabei.“ Alles in allem führt kein Weg an Glasfaser vorbei: „Insgesamt sehe ich sehr großes Wachstum, wir werden in Richtung 700 Millionen Faser­

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kilometer gehen.“ Und es ist kein Ende in Sicht, weil jene Strecken, die vor 25 Jahren gebaut wurden, nun erneuert werden müssen. Das Werk in Gmünd beruht auf präziser Vorbereitung, denn sowohl die Quantität als auch die Qualität der produzierten Glasfaserrohlinge müssen höchsten Anfor­derungen entsprechen: „Im neuen Werk werden sieben Millionen Faserkilometer pro Jahr pro­duziert, es ist das modernste PreformWerk der Welt“, erläutert Bauer, der dafür nicht nur auf Bewährtes zurückgegriffen hat: Mithilfe von ­Partner Rosendahl Nextrom – einem Unternehmen der österreichischen Knill-Gruppe und Weltmarktführer bei Preform- und Faserproduktionstechnik – wurden für die HightechProduktion sogar eigene Maschinen entwickelt. Produziert wird nun das reinste Glas der Welt: Die Licht­dämpfung eines Fensterglases mit fünf Millimetern Dicke entspricht einer Glasfaser von NBG mit vier Kilo­metern Länge. „Der Knackpunkt ist also, dermaßen reines Glas her­zustellen.“ Die Reinheit als Kunst Für NBG bedeutete das entsprechende Anstrengungen: Der Investitionsbedarf nur für Maschinen betrug 28 Millionen, für das gesamte Werk insgesamt 50 Millionen, inklusive der Anlaufkosten sind es schon knapp 60 Millionen Euro. Kein Wunder, muss doch auf höchste Präzision geachtet werden. So werden in dem Werk mehr als vier Millionen Sensoren eingesetzt. Zudem braucht es einen enorm hohen Reinheitsgrad, dieser wurde durch die Produktion in einem beinahe partikelfreien Reinraum garantiert. Es herrscht dort eine Atmosphäre wie in einem Operationssaal, nur dass der Raum in diesem Fall eben rund 20.000 Kubikmeter groß ist. Karl Bauer bringt es auf den Punkt: „Ein solches Werk zu bauen und zu betreiben ist höchste Kunst.“ Dazu brauchte es aber auch die passenden Partner. „Ich bin froh, dass wir die Raiffeisenlandesbank OÖ und die ­Invest AG dafür gefunden hatten“, sagt Bauer. Die Gründe: Es gebe rasche Entscheidungsprozesse und die Konditionen würden seinen ­ Anforde­rungen entsprechen. „Es handelt sich um Finanzpartner, die sich nicht e ­ inmischen, sondern mitdenken und mitleben.“ Aber auch innerhalb des Unternehmens achtet der NBG-Chef auf die passende Werte: „Wir haben eine eigene Unternehmenskultur und legen großen Wert auf Teamgeist und flache Hierarchien. Mitarbeiter sehen wir als Mitunternehmer.“ Bauer, der eigentlich Verhaltensforscher werden wollte, war immer schon davon fasziniert, wie riesige Tierkolonien ohne Chef auskommen. „Es kommt darauf an, wie sich der Einzelne entwickeln kann, wie er seine Stärken und seine individuellen Charakterzüge einbringen kann.“ Das macht sich bezahlt: Die NBG-Gruppe hat in den letzten eineinhalb Jahren 130 Mitarbeiter aufgenommen – es gab rund 1.400 Bewerbungen. Nun steht für die NBG Holding weiteres Wachstum auf der Agenda: „Wir haben heuer einen schönen Umsatzsprung gemacht, wir werden auf rund 34 Millionen Euro Umsatz kommen.“ Das neue Werk bringt heuer noch keinen Ertrag, aber nächstes Jahr werden knapp 70 Millionen Umsatz angepeilt. „Wir sind auf Expansionskurs“, sagt Bauer. ••

© NBG-Gruppe

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ie neueste Netflix-Serie ansehen? Die Daten des Stromzählers übermitteln? Heikle Firmendaten vom Homeoffice über­tragen? Videokonferenzen, Online-Gaming? Alle diese An­wendungen benötigen stabiles und zuverlässiges Breitbandinternet, sonst wird es mühsam. Genau aus diesem Grund werden Glasfasernetze benötigt und in den meisten Ländern derzeit rasch ausgebaut. Das dafür notwendige Rohmaterial wird nun im nördlichen Waldviertel produziert: Die niederösterreichische NBG-Gruppe hat in Gmünd eines der weltweit modernsten Werke für sogenannte Glasfaser-Preforms hochgezogen. Das sind hochreine Glaskolben, die unter enormem Aufwand hergestellt werden und die in weiterer Folge zu den kilometerlangen Glasfasern ver­arbeitet werden. Konkret wird das Werk von der NBG Fiber GmbH betrieben, 50 Millionen Euro wurden dafür investiert, die Planung läuft ­bereits seit mehreren Jahren. Umgesetzt wird das Projekt in enger ­Partnerschaft mit der Raiffeisenlandesbank OÖ: Die Invest AG unterstützt die Finanzierung des Vorhabens und hält Geschäftsanteile. Da­ rüber h ­ inaus wurde die RVM mit der notwendigen Versicherung des Werks ­beauftragt. In Gmünd wird also die Grundlage dafür geschaffen, dass das Breitbandinternet für Wirtschaft und Privathaushalte rasch aus­gebaut werden kann. „Glasfaser ist zwar schon seit 20 Jahren von Bedeutung, aber erst jetzt so richtig angekommen“, erläutert Karl Bauer, CEO der NBG-Gruppe, im Gespräch mit business. Seit der Covid-Pandemie wurde noch mehr erkannt, wie wichtig die Breitbandversorgung ist – und die wiederum ist ohne Glasfaser nicht möglich. „Dabei ist die Kapazität von Glasfaser bei Weitem noch nicht ausgelastet, diese Technologie ist zukunftssicher.“ Der Beweis dafür: Die Datenmengen entwickeln sich rasant, aber Glasfaser hat damit kein Problem.


Weltklasse: Das Werk der NBG-Gruppe in Gmünd zählt zu den globalen GlasfaserVorzeigebetrieben.

Glasfasertechnologie

Breitbandinternet in Österreich

Geht es um den Ausbau des Breitbandinternets, kommt man an Glas­ faser nicht vorbei: Nicht nur für die Versorgung von Privathaushalten mit raschem Internet ist diese wichtig, sondern auch für die stark ­s teigende Zahl vernetzter Geräte. Weshalb überhaupt Glasfaser? „Auf einer G­ lasfaser mit einem Kilometer Länge könnte man den gesamten ­D atenverkehr der Welt transportieren“, erklärt NBG-Chef Karl Bauer. In der Praxis sind indes die aktiven Geräte die Beschränkung, weil ­o ptisch-elektrisch gewandelt werden muss. Eine weitere Hürde ist die Latenz, also die Verzögerung, berichtet Bauer: Diese drosselt die ­G eschwindigkeit. „Man merkt das, wenn bei Fernsehübertragungen der Ton nicht zum Bild passt.“

Europaspitze? Leider nicht wirklich. In den frühen 2000er-Jahren war Österreich in der EU die Nummer drei bei der Breitbandversorgung, ­h eute sind wir Statistiken zufolge auf den vorletzten Platz abgerutscht. „Wir haben zehn Jahre versäumt, im Gegensatz zu den Niederlanden oder skandinavischen Ländern“, sagt Bauer. Schätzungen zufolge sind erst 2,5 Prozent der österreichischen Haushalte mit Glasfaser ausgerüstet. Hier muss etwas getan werden, will das Land in Sachen Breitbandinternet nicht hoffnungslos zurückfallen – und dadurch auch als Wirtschaftsstandort an Attraktivität verlieren. Daher rechnet der NBGChef mit großem Potenzial im Heimatland. „Wir bieten auch alles, was man für den Ausbau der Glasfasernetze in Österreich braucht.“ ­

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INTERVIEW

„DIE DATENAUTOBAHN BRAUCHT MEHR FAHRSPUREN“ Warum der neue Mobilfunkstandard 5G weit mehr als nur die weitere Beschleunigung von mobilem Internet ist und wie auch Unternehmen und ländliche Regionen ­profitieren, erklärt Magenta-CEO Andreas Bierwirth im Interview. Interview: Stefan Schatz

DER GROSSTEIL DER BEVÖLKERUNG WIRD BEREITS 2025 MIT 5G UND SCHNELLEM INTERNET VERSORGT SEIN.

© Magenta

ANDREAS BIERWIRTH, CEO MAGENTA TELEKOM


INTERVIEW

M

it Höhenflügen kennt sich Andreas Bierwirth aus: Der ausgebildete Berufspilot war in der Geschäftsführung von Eurowings und Germanwings, im Lufthansa-Marketing, ­ CCO und CFO der Austrian Airlines Group. 2012 wechselte er Arbeitgeber und Branche: Seitdem leitet er als CEO Magenta Telekom, einen führenden Anbieter von Internet, Mobilfunk, Entertainment und Business-Lösungen. Im Interview spricht er über die Chancen des ­Mobilfunkstandards 5G und den Infrastrukturausbau in Österreich. business: Zurzeit wird in die Infrastruktur für das 5G-Netz investiert. Welche Vorteile bietet der neue Mobilfunkstandard für Unternehmen? Andreas Bierwirth: Die fünfte Mobilfunkgeneration ist weit mehr als nur die weitere Beschleunigung von mobilem Internet. Das Internet der Dinge, Industrie 4.0 und Smart Cities mit intelligenten, autonomen Fahrzeugen, Robotern und Drohnen können zukünftig mit 5G verlässlich betrieben werden. Zusammen mit einem Robotik-Unternehmen haben wir in Wien demonstriert, wie eine 5G-Drohne Leben retten kann. Zu Hause, in Betrieben oder Schulen wird 5G dafür sorgen, dass sehr große Datenmengen transportiert werden können, wie sie von ­Anwendungen der Virtual und Augmented Reality oder für hochauf­ lösendes 8K-Fernsehen benötigt werden. Nicht nur hohe Datenraten, sondern auch minimale Reaktionszeiten (Latenz) sind für die zukünf­ tige Vernetzung wichtig. Diese Vernetzung erfordert eine verlässliche, schnelle Infrastruktur – eine Autobahn, auf der kein Datenstau entsteht und genug Platz für alle ist, für Menschen, Tiere und Dinge. business: Kritiker meinen, 5G sei eher eine Evolution und der Stau auf der Datenautobahn auch mit dem aktuellen LTE-Standard auflösbar. Bierwirth: Würden Sie lieber mit 3G surfen als mit LTE? Dann wäre die maximale Bandbreite 40 statt 300 Mbit. Oder VHS-Kassetten benutzen statt UHD Streaming? Technologien stoßen irgendwann an ihre Grenzen, so auch LTE. Der menschliche Forschergeist und der Drang nach einem besseren Leben führen zu vielen spannenden Erfindungen, Inno­vationen und Entwicklungen. Das 5G-Datenübertragungsprotokoll ist eine solche Erfindung. Sie sprengt jene Limitierung, die LTE erreichen wird. Die Datenautobahn benötigt mehr Fahrspuren, das heißt: mehr Kapazität – weil das Datenwachstum jedes Jahr enorme Sprünge macht. Ein Plateau ist noch lange nicht in Sicht. business: Vielen KMU wird vorgeworfen, die Digitalisierung verschlafen zu haben. Ist 5G ein Weckruf? Bierwirth: 5G ist ein Beschleuniger für die Überholspur. Die Digitalisierung bedarf einer ordentlichen Internetinfrastruktur. Die große 5GStärke liegt in der Versorgung ländlicher Regionen, in denen entweder nur langsames DSL oder gar kein kabelgebundenes Internet vorhanden ist. Dort werden dank 5G vorhandene Firmenstandorte mit Bandbreitinternet über die Luft versorgt und der Standort wird für neue ­Firmenansiedlungen attraktiver gemacht. business: Werden mit schnellerem Datentransfer auch neue Geschäfts­ modelle möglich? Bierwirth: Der durch die erste Welle der Coronakrise verursachte Shutdown hat gezeigt, dass die Versorgung mit hochverfügbarem mobilem Breitband zu einer existenziellen Frage für Österreich wurde. Die Digitalisierung macht vor keiner Branche halt. Für viele Unternehmen, uns eingeschlossen, war der Ausbruch der Coronapandemie eine Stoßgeburt der Digitalisierung. Viele Unternehmen mussten ihr Geschäftsmodell rasch an die neue digitale Welt anpassen. Es braucht nicht immer ein neues Produkt – die Digitalisierung kann auch bei bestehenden

Prozessen viel bewirken und vor allem zur Effizienzsteigerung, aber auch zu einer Kostenreduktion beitragen. Wir werden die Produkte ­unserer Kunden nicht neu erfinden, aber mit unserem Know-how und Best-Practice-Erfahrungen können wir die besten technologischen Lösungen erarbeiten, um sie für die digitale Zukunft fit zu machen. business: Viele österreichische Hidden Champions sind weitab von Ballungsgebieten zu Hause. Wann werden diese mit 5G erreicht? Bierwirth: Wir sind derzeit mitten im 5G-Ausbau, den wir auf Hochtouren vorantreiben. Wer gestern noch keinen 5G-Empfang hatte, könnte ihn schon morgen haben. Ein österreichweites 5G-Internet­ erlebnis kommt bis 2023. business: Wie läuft der Ausbau der Infrastruktur? Bierwirth: Derzeit gibt es österreichweit mehr als 1.400 5G-Standorte in über 1.000 Gemeinden. Damit erreicht Magenta heute circa 40 Prozent der Bevölkerung, bis Jahresende werden es bis zu 50 Prozent sein. Der Großteil der Bevölkerung wird bereits 2025 mit 5G versorgt sein. Wir betreiben auch das größte Gigabit-Glasfasernetz Österreichs, mit dem wir bereits mehr als 1,4 Millionen Haushalte und Betriebe erreichen. Bis 2025 werden 150.000 neue Gigabit-Haushalte erschlossen. Übrigens werden heute drei Viertel aller gigabitfähigen Internetanschlüsse in Österreich von Magenta bereitgestellt. Dem liegt eine massive Investition in die mobilen wie fixen Netze zugrunde, die seit 2018 mehr als eine Milliarde Euro beträgt. business: Werden Sie auch Netze im 700-MHz-Bereich anbieten, die in dünn besiedelten Gebieten Netzabdeckung gewährleisten? Bierwirth: Bei der letzten 5G-Frequenzauktion haben wir gezielt das meiste Spektrum im 700-MHz-Band erworben und uns so die 5GQualitätsführerschaft gesichert. Das niedrige Band steht nicht nur für eine exzellente Versorgungsreichweite für schnelles Internet im länd­ lichen Raum. Es bringt auch eine optimale Gebäudedurchdringung in der Stadt. Den ersten 700-MHz-5G-Standort haben wir bereits im Mai in Betrieb genommen. Hunderte Standorte folgen dieses Jahr, viele weitere werden über die nächsten Jahre laufend ausgerollt. business: Wie schnell ist Österreich im internationalen Vergleich bei Netzausbau, Frequenzversteigerung und Genehmigungsverfahren? Bierwirth: Die Verlagerung weiter Teile unseres Wirtschafts­lebens ins Homeoffice hat uns die Möglichkeiten unserer mobilen Breitband­ versorgung vor Augen geführt, die zu den besten Europas gehört. Wenn wir aus der Krise lernen und die Vorteile der Mobilisierung unserer Arbeitswelten, aber auch der Schul- und Fortbildungswelten mit ins 21. Jahrhundert nehmen, müssen wir massiv in die ­Weiterentwicklung investieren. 5G ist die Breitbandtechnologie der Zukunft, der neue Tele­komrahmen muss uns jenen 5G-Investitionsschub ermöglichen, den dieses Land im internationalen Wettbewerb so dringend braucht. Der Erfolg von 5G in Österreich ist nur als großes Gemeinschaftswerk von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu erreichen. ••

Magenta in Zahlen • Umsatz 2020: 1,3 Milliarden Euro • Mitarbeiter: 2.400 • M agenta Telekom ist Teil der Deutsche-Telekom-Gruppe, versorgt 5 Mil­ lionen Kunden in Österreich und gilt als Vorreiter in der 5G-Technologie.

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KLIMASCHUTZ BRAUCHT  VERNETZUNG Die Industrialisierung hat den Klimawandel beschleunigt, die Digitalisierung soll ihn bremsen. Um eine Chance zu ­haben, die Erderwärmung zumindest zu beschränken, ­müssen Mensch, Umwelt und Technik nachhaltig und ­effizient in Einklang gebracht werden. Der Schlüssel dazu sind ressourcenschonende Innovationen. Text: Rosi Dorudi • Foto: stock.adobe.com / Polonio Video



ÖKOLOGIE

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b intelligente Städte, effiziente Energienetze oder die Fa­ briken der Zukunft – überall bestimmt die Mikroelektronik die Richtung und das Tempo der Innovation. In der Industrie bildet sie die Basis des Internets der Dinge (IoT), indem sich die smarten Geräte zu intelligenten Systemen vernetzen. Dieser anhaltende Fortschritt der Informationstechnik ermöglicht immer leistungsfähigere Systeme zur Kommunikation und Steuerung. „Vor allem mobile, über Funktechnologien vernetzte Systeme werden zukünftig in der Produktion eine immer wichtigere Rolle spielen“, konstatiert HansPeter Bernhard, Leiter des Forschungsschwerpunkts drahtlose Kommunikationstechnologien bei Silicon Austria Labs (SAL). Das Forschungszentrum mit Standorten in Graz, Linz und Villach ist ein anwen­dungs­orientierter Partner für neue Möglichkeiten und Lösungen mithilfe elektronikbasierter Systeme. „Hier schafft die fünfte Generation des Mobilfunks, 5G, eine neue Dimension der Vernetzung von Produk­ tionsprozessen und Dienstleistungen“, so Bernhard. „Sie ist ein wesent­ licher Aspekt in der Automatisierungsbranche, wo gigantische Daten­ raten bei minimalen Latenzzeiten – also Verzögerungszeiten – die Möglichkeit für die kabellose Echtzeitanwendung schaffen.“ Vernetzung schont Ressourcen Flexibler, mobiler, produktiver. Doch wie kann der neue Standard der ­Superlative das Klima schützen? „Der wesentliche Punkt dabei ist die Anhebung der Vernetzung auf ein Level, das nicht nur kürzere Wege in der Produktion und weniger Einsatz von wesentlichen Materialien möglich macht, sondern auch die Wiederverwertung und Reparatur der Geräte fördert“, erläutert Bernhard. „Die beiden Aspekte müssen Teil des Entstehungsprozesses sein, nur dann hat die Mikroelektronik und Softwaretechnik das Potenzial von grüner Innovation.“ In vielen Betrieben werden bereits heute alte Maschinen und Anlagen mit moderner Sensorik und Kommunikationstechnik ausgestattet und so für Anwendungen des Internets der Dinge fit gemacht. Das sogenannte Retrofitting spart

WOLFGANG DENK, NETZ OÖ

Wolfgang Denk Sprecher Netz OÖ: Kontrolle des Energieverbrauchs hilft, Ressourcen zu schonen.

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Hans-Peter Bernhard Leiter Forschungsschwerpunkt drahtlose Kommu­n i­ka­t ions­ technologie SAL.

Intelligenter Stromzähler Daten zu erfassen und nutzbar zu machen, um die Energieeffizienz zu steigern, ist auch Ziel des Strom- und Erdgasnetzbetreibers Netz Oberösterreich. „Über den eigenen Energieverbrauch Bescheid zu wissen, hilft beim schonenden Umgang mit Ressourcen“, sagt Pressesprecher Wolfgang Denk. „Wir unterstützen unsere Kunden dabei mit der digitalen Zählertechnologie, dem Smart Meter.“ Mithilfe des intelligenten Zählersystems AMIS wird der Energieverbrauch elektronisch erfasst. Auf expliziten Wunsch des Kunden kann der Netzbetreiber mit dieser Technologie den Stromverbrauch nun auch detailliert in Viertelstunden-Werten über

NACHHALTIGE VERNETZUNG MUSS INTELLIGENTE RES­ SOURCENNUTZNG FÖRDERN. HANS-PETER BERNHARD, SAL

© Hermann Wakolbinger, SAL, NGR, Steve Glass

SMART METER HELFEN, POTENZIELLE ENERGIEFRESSER ZU ENTDECKEN.

nicht nur Anschaffungskosten und mindert den CO2-Fußabdruck. Die neu erfassten Maschinendaten bringen außerdem Transparenz in Produktionsabläufe und bilden die Basis für langfristige Prozessverbesserungen, darunter die Reduzierung von Maschinenstillständen, die Optimierung der Material- und Energieeffizienz und das gezielte Ausschalten von Fehlerquellen.


ÖKOLOGIE

DIe Recyclingmaschinen von NGR können vom Servicetechniker aus der Ferne gewartet werden.

DURCH DEN KLIMAWANDEL SIND UNSERE MASCHINEN GEFRAGTER DENN JE. WOLFGANG STEINWENDER, NGR

einen Tag verteilt zur Verfügung stellen. „Diese detaillierte Strom­ verbrauchsanalyse zeigt die genauen Verbrauchsspitzen auf“, so Denk. „Das macht den Stromverbrauch transparent und kann dabei helfen, potenzielle Energiefresser zu entdecken.“ Neben dem Austausch von veralteten Geräten können vor allem aber ­intelligente Automatisierungstechniken dabei helfen, das Sparpotenzial zu steigern und den Energieverbrauch zu senken. Angefangen von der Automatisierung der Heizung über die Beleuchtung und die Lüftung von ­Einzelräumen bis zum Sonnenschutz lässt sich damit der Stromverbrauch intelligent steuern. Die Möglichkeiten des Systems können auch Dritt­anbieter nutzen und maßgeschneiderte Produkte und Dienstleis­ tungen offerieren. Darunter fällt auch die Möglichkeit der Einspeisung de­ ­ zen­ traler, erneuerbarer Energie wie der Solarenergie. Ökostrom­ erzeugungsanlagen sind in der Regel mit dem öffentlichen Stromnetz ver­bunden und laufen im Parallelbetrieb. Das ermöglicht dem Kunden, die erzeugte elektrische Energie einerseits selbst direkt zu verbrauchen, andererseits kann er den Überschussstrom auch in das öffentliche Netz einspeisen. Die intelligenten Stromzähler sind im Übrigen auch ein zentraler Baustein für die Um­setzung von Energiegemeinschaften, die einen wesentlichen Beitrag zur Gestaltung der Energiezukunft leisten sollen. Ressourcenschonend mit Weitblick Seit 25 Jahren beschäftigt sich der international agierende Maschinenbauer Next Generation Recyclingmaschinen (NGR) mit Kunststoffabfall. Und der wird täglich mehr. „Durch die weltweite Zunahme der Kunststoff­ recyclingmengen, aber auch durch die steigende Wahrnehmung des Klimawandels sind unsere Maschinen gefragter denn je“, sagt Geschäfts-

führer Wolfgang Steinwender. Das sorgt bei NGR für volle Auftragsbücher und starkes Wachstum. Das Unternehmen expandiert. Ganz in der Nähe des Hauptsitzes in Feldkirchen entsteht zurzeit eine neue, energieeffi­ ziente Betriebsstätte mit 8.000 m2 Produktions-, 2.500 m2 Lager- und 1.000 m2 Büroflächen. Die Nutzung erneuerbarer Energien und höchste Energieeffizienz stehen dabei im Vordergrund. „Uns liegt vor allem auch das Thema Begrünung am Herzen, damit sich das neue Gebäude gut in das Landschaftsbild integriert“, erläutert Erich Fürst, geschäftsführender Manager des Unternehmens. „Für die Energieeffizienz nutzen wir sowohl die Grundwasserwärme als auch die Wärmeabgabe unserer Maschinen, um die Büroflächen damit zu heizen. Dadurch benötigen wir keine sekundäre Energiequelle.“ Zudem ist eine bis zu 600 m2 große Fläche für die Anbringung von PV-Anlagen am Dach vorgesehen. Durch diese umfangreichen Maßnahmen können jährlich 288 Tonnen CO2 eingespart werden. Technologie für Vernetzung und Nachhaltigkeit „Die Vernetzung auf Maschinenbasis wird auch in der neuen Produktionsstätte Thema sein“, so Fürst. Inbetriebnahmetechniker und Software-Engineers können sich sowohl vom Headquarter als auch vom Homeoffice aus digital im Werk, wo die Maschinen getestet werden, oder direkt beim Kunden einwählen und somit bestmöglichen Support gewährleisten. „Uns war von Anfang an wichtig, dass wir mit dem Bau der neuen Produktionswerkstätte sämtliche modernen Technologien sowohl bei der Vernetzung als auch bei der Nachhaltigkeit anwenden, um hier komplett up to date zu sein“, sagt Steinwender. Dem Unternehmen geht es schließlich darum, nicht nur mit dem Recyceln von Kunststoff CO2 einzusparen. ••

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LANDWIRTSCHAFT

Die E-Saat geht auf: Österreichs Landwirtschaft öffnet sich zusehends für digitale Technologien. Innovative Konzepte und smarte Systeme liefern jetzt den Nährboden für Farming 4.0. Text: Christian Prenger

PÖTTINGER BESCHÄFTIGT SICH INTENSIV MIT DEN THEMEN RUND UM DIE DIGITALISIERUNG. MIT UNSERER WELTWEIT EINZIGARTIGEN, INNOVA­ TIVEN SENSORTECHNIK SCHÜTZEN WIR WILD- UND NUTZTIERE. MARKUS REININGER, PRODUKTMANAGER HEUGERÄTE

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© Harald Mader / PÖTTINGER Landtechnik GmbH, PÖTTINGER Landtechnik GmbH, Toni Lintner, Eiermacher GmbH

Sensosafe von PÖTTINGER: Der digitale Assistent am Mähwerk verhindert Wildunfälle bei Mäharbeiten.


LANDWIRTSCHAFT

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ogende Felder, saftige Wiesen: für Landwirte die Betriebsgrundlage, für andere Lebewesen eine Hochrisikozone. Denn im Zuge von Mäharbeiten können junge Wildtiere schwer verletzt oder sogar getötet werden. In Österreich gehen die Schätzungen von jährlich rund 25.000 solcher Ernteopfer aus. Zusätzlich droht eine fatale Kettenreaktion. Gelangen Kadaver und Grünfutter gleichzeitig in den Silo, beginnt ein Verwesungsprozess. Mit schwerwiegenden Konsequenzen: Kontaminiertes Futter kann bei Nutztieren lebensbedrohlichen Botulismus auslösen. Vergiftungen und alle anderen Horrorszenarien sind jedoch vermeidbar – durch den gezielten Einsatz eines elektronischen Aufpassers. Ein immer wachsames Auge verspricht etwa „Sensosafe“ des Land­ maschinenherstellers PÖTTINGER Landtechnik GmbH aus Grieskirchen. Das automatisierte Assistenzsystem agiert mit einem speziellen Sensorbalken am Frontmähwerk, gleichfalls erhältlich als e ­ igenständige Applika­

Veronika Ettinger Marketingleiterin Borealis L.A.T: Digitalisierung unterstützt ­R essourcenschonung.

Martin Prenninger IT-Leiter Eiermacher GmbH, setzt auf Software zur ­K undenbindung.

WACHSAMES AUGE tion. Während der Tätigkeit wird die Fläche zur Vermeidung gefährlicher Kontakte ständig gescannt. Taucht ein Vierbeiner im potenziellen Mähbereich auf, schickt das Bedienterminal eine optische und akustische Warnung. Der Traktorfahrer kann umgehend anhalten und sein Mähwerk anheben. Das temperaturunabhängige System ist laut Pöttinger stets funktionstüchtig und trotzt jeder Witterung. Sinkende Hemmschwelle Solche Hilfsmittel passen kaum zum alten Klischee einer konservativen Bauernschaft, die mit Computer, Drohnen oder Satellitensteuerung nur zögerlich echte Freundschaft schließt. Ein Wertewandel nimmt kontinuierlich Gestalt an: Zwischen Scheune und Stall geht die digitale Saat auf, Farming 4.0. fällt auch in Österreich zusehends auf fruchtbaren Boden. „Die Usability von Anwendungen steigt, sie sind günstiger erhältlich und wesentlich einfacher zu bedienen. Deshalb sinkt auch die Hemmschwelle, sich mit moderner Technologie und deren Nutzung in der Landwirtschaft auseinanderzusetzen“, unterstreicht Markus Reininger, Produktmanager Heugeräte bei PÖTTINGER. Aber auch handfeste finanzielle Motive fördern die Lust an neuer Technologie. „Der bestehende Kostendruck erfordert präzises Arbeiten und einen optimalen Umgang mit Betriebsmitteln. Digitale Anwendungen verhelfen zu wachsender Effizienz und reduzierten Kosten. Außerdem werden die gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich Düngung und Pflanzenschutz strenger. Teilweise in einem Ausmaß, dass Landwirte Schwierigkeiten ­haben, die nötigen Erträge oder Qualitäten überhaupt zu realisieren“, ­erläutert Veronika Ettinger, Marketingleiterin der Borealis AG. Der Austro-Petrochemiekonzern unterstützt die Landwirte mit NutriGuide bei der Düngeplanung sowie mit dem Stickstoffsensor „N-Pilot“ bei der Stickstoff-Bedarfsermittlung im Feld. Der Handsensor ermittelt den Stickstoffbedarf für Getreide direkt am Feld, ausgehend von pflanzlicher Grünfärbung und der Menge an Biomasse. Abhängig vom angestrebten Ertragsniveau wird dann eine konkrete Empfehlung sichtbar. Die exakte

Bemessung führt dort zu Einsparungen, wo kein Stickstoff mehr erforderlich ist, und erkennt außerdem Stickstoffmangel, durch den hohe Erträge und gute Qualitäten gefährdet werden. Aber nicht nur auf dem Feld, auch in der Vermarktung ist der digitale ­Reformwille in der Landwirtschaft groß. Die in der Geflügelbranche erfolgreiche Eiermacher GmbH aus Kremsmünster etwa setzt auf hoch­ moderne CRM (Customer Relationship Management)-Software. Solche Systeme stärken den guten Draht zur Zielgruppe. Via Klick sind Fachkräfte sofort im Bilde, was E-Mails, SMS oder Termine mit Auftraggebern betrifft. Die Kommunikation zwischen Innendienst und Kollegen auf Achse hat dadurch eine neue Qualität erreicht. Integriert ist besagtes Tool in ein ERP (Enterprise Resource Planning)-Programm, das den Betrieb bei der ­Organisation unterstützt. Dazu zählen synchronisierte Kontakte auf den Personal-Handys und in der Folge homogene Daten quer über die mobile Hardware. Sollte ein Vertriebsmitarbeiter eine neue Kundentelefonnummer erfassen, gelangt diese Information vom ERP-System weiter auf alle Endgeräte. Martin Prenninger, IT-Leiter von „Die Eiermacher“, zum Nutzen der digitalen ­Dynamik: „Klare Datenverwaltung erhöht nicht nur Motivation und Produktivität, der Service für Kunden und Lieferanten lässt sich ebenso ­optimieren. Wenn ein Kollege bei Anrufen zahlreiche wichtige Fakten auf dem Schirm hat, sind viel qualitativere Gespräche möglich.“ Fazit: Nur wer ­neben Tieren und Feldern auch Daten pflegt, kann als Landwirt auch morgen noch erfolgreich sein. ••

QR-Code scannen und einen Rundgang im neuen Pöttinger-Werk in St. Georgen machen.

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CYBERCRIME

HAT KONJUNKTUR Unter dem Titel „Computer-Kriminalität – die unterschätzte schwarze Wolke über jedem Unternehmen“ fand Anfang November ein „New Industry Meetup“ statt. Bei diesem Veranstaltungsformat von ­factory300 und RLB OÖ gab ein hochkarätiges Panel aus Wissenschaft, Unternehmen und der Behörde Einblicke, wie real die Gefahr der Cyberkriminalität ist und was Unternehmer dagegen tun können. Text: Johannes Grüner • Foto: Getty Images / matejmo



WIRTSCHAFTSKRIMINALITÄT IM NETZ

„SICHERHEIT IST KEIN ZUSTAND, DEN MAN ­ERREICHEN KANN, SONDERN EIN PROZESS.“ HERMANN SIKORA, GESCHÄFTSFÜHRER GRZ IT

„GERADE OBERÖSTERREICHISCHE KMU SIND AUFGRUND IHRES KNOW-HOWS UND DER ­INNOVATIONSKRAFT EIN BELIEBTES ZIEL.“ WALTER UNGER, LEITER DER ABTEILUNG CYBER DEFENSE IM BMLV

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verschlüsselt und lahmgelegt, auf der anderen Seite wird aber auch damit gedroht, Firmengeheimnisse und Know-how zu veröffentlichen“, sagt ­Severin Winkler, Cybercrime-Experte bei KPMG Österreich. Als Lösegeld werden in den meisten Fällen Beträge in Bitcoins verlangt. Die Krypto­ währung ist ein unter Hackern beliebtes Zahlungsmittel, das schwer nachverfolgbar ist und mit dem man inzwischen eine breite Palette an ­Waren und Dienstleistungen im Netz, speziell im Darknet, kaufen kann. Ein Umtauschen in Euro oder Dollar ist somit nicht unbedingt nötig. Homeoffice birgt Risiken Das Panel des New Industry Meetup ist sich einig: Die Covid-19-Pandemie hat Österreichs Wirtschaft schlagartig zu einem Digitalisierungsschub veranlasst. Das hat die damit verbundenen Chancen, aber auch die Risiken explosionsartig gesteigert. Aktuell arbeiten so viele Menschen im Homeoffice wie nie zuvor. Damit wächst für Unternehmen und andere Organisationen auch die Gefahr von Cyberkriminalität. „Die Komplexität der Software-Welt hat sich massiv verstärkt. Fehlerfreie und absolut sichere Software ist damit quasi unmöglich“, so René Mayrhofer. Das bestätigt auch Hermann Sikora, Geschäftsführer von GRZ IT, einem Tochterunternehmen der Raiffeisenlandesbank OÖ: „Sicherheit ist kein Zustand, den man erreichen kann, sondern ein Prozess. Wichtig ist, das Restrisiko zu kennen und möglichst gut vorbereitet zu sein. Gerade im Kundengeschäft sind wir immer wieder mit einem Balanceakt konfrontiert, denn je sicherer ein IT-Produkt ist, desto weniger Komfort bietet es.“ Speziell Banken und Versicherungen seien für Cyberkriminalität besonders sensibilisiert und investieren inzwischen enorme Ressourcen in die Sicherheit ihrer Systeme. „Ich bin überzeugt: Security Engineering wird künftig eine zentrale Aufgabe in Unternehmen sein. Je mehr wir digitalisieren, desto mehr wird das auch notwendig“, so Sikora. Angriffe auf IT-Systeme haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen, aber wie gut schützen sich speziell heimische KMU aktuell vor diesen Angriffen? „Sieben von zehn Firmen sind offen wie ein Scheunentor. Das bedeutet, dass man hier problemlos

© GRZ IT, BMLV, Hubert Tikatsch, JKU

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eit 6 Uhr morgens versucht ein verzweifelter EDV-Techniker, das IT-System wieder zum Laufen zu bringen. Vergeblich. Telefonanlagen, Mailprogramme, die Buchhaltung, die Lohnverrechnung, selbst das Zutrittssystem für die Büros – nichts geht mehr. Das Szenario eines Hackerangriffs ist nicht länger nur Teil eines Agentenfilms im Hauptabendprogramm, sondern auch für die heimische Wirtschaft Realität. Die aktuellen Zahlen sind alarmierend: Gab es in Österreich vor rund 15 Jahren gerade einmal 750 Anzeigen wegen Computerkriminalität, lag 2020 die Anzahl der Fälle bereits bei 36.000 – Tendenz stark steigend. „Die Dunkelziffer ist deutlich höher, viele U ­ nternehmen fürchten einen Reputationsverlust, wenn Angriffe öffentlich werden. Gerade oberösterreichische KMU sind aufgrund ­ihres Know-hows und der Innovationskraft ein beliebtes Ziel“, sagt Walter Unger, Leiter der Abteilung Cyber Defense im Bundesministerium für Landesverteidigung. Laut einer aktuellen KPMG-Studie waren 60 Prozent der österreichischen Unternehmen in den letzten zwölf Monaten von Kriminalität aus dem Netz betroffen. Die Methoden sind vielfältig: Das Abfangen und Manipulieren von Daten und Mails (um etwa falsche Rechnungen unterzujubeln, die von der Buchhaltung oft monatelang bezahlt werden) zählt ebenso dazu wie die Über­lastung und damit Lahmlegung von Systemen sowie der Einsatz von Spyware, Viren oder Würmern. „Grundsätzlich kann man zwischen ­Massenangriffen, wie etwa einer gefälschten Mail vom vermeintlichen Pa­ket­zusteller, das an die breite Masse verschickt wird, und gezielten ­Angriffen, gegen die man sich nur schwer wehren kann, unterscheiden“, sagt René Mayrhofer, Leiter des Instituts Networks and Security an der Johannes Kepler Universität in Linz. Eine Attacke auf die IT-Infrastruktur hat für Unternehmen aller Branchen und Größen gravierende Folgen. Ein Cyberangriff kann im schlimmsten Fall den ganzen Betrieb lahmlegen, es können Firmengeheimnisse geleakt und systemrelevante Teile der Infrastruktur gefährdet werden. „Ein aktuell oft zu beobachtendes Geschäftsmodell von Hackern ist, Unternehmen doppelt zu erpressen. Auf der einen Seite werden die Systeme


WIRTSCHAFTSKRIMINALITÄT IM NETZ

„WERDEN DIE BASICS DER IT-SICHERHEIT ­ERFÜLLT, KANN DAS SCHON ABSCHRECKUNG GENUG SEIN.“ DAMIAN IZDEBSKI, GRÜNDER UND CEO DER TECHBOLD TECHNOLOGY GROUP AG

DIE KOMPLEXITÄT DER SOFTWARE-WELT HAT SICH MASSIV VERSTÄRKT. RENÉ MAYRHOFER, LEITER DES INSTITUTS NETWORKS AND SECURITY AN DER JKU

in 15 Minuten mit kostenloser Software auf File- oder Mailserver zugreifen könnte“, warnt Damian Izdebski, Gründer und CEO der techbold technology group AG. Ein Großteil der gängigen Gäste-WLANs würde ­einen optimalen Zugang zum Firmennetzwerk gewähren. Abschreckung als erster Schritt Was können Unternehmen nun aber tun, um sich vor Cyberkriminalität zu schützen? Ein erster Schritt ist in jedem Fall, das nötige Bewusstsein zu schaffen: „Viele unserer Kunden haben keine eigene IT-Abteilung, die beauftragten IT-Dienstleister sind meist nur eine Art Feuerwehr, wenn ­etwas nicht funktioniert. In vielen Fällen werden dringend nötige Ak­tu­ alisierungen und Updates nicht eingespielt“, sagt Izdebski. Häufig würde zwar in eine Highend-Firewall investiert, ohne dabei aber das gesamte ­IT-System auf mögliche Sicherheitslücken zu überprüfen. „Das ist so, als würde man sich für die Haustür ein supersicheres Schloss kaufen, aber gleich daneben steht das Fenster permanent offen“, so Izdebski. Die techbold technology group AG fokussiert sich auf IT-Lösungen und Digitalisierungs­strategien für kleinere und mittlere Unternehmen. Sie ­bietet sogenannte Audits an, bei denen die gesamte Infrastruktur durchleuchtet wird und mit deren Erkenntnissen auch Maßnahmenkataloge ­erstellt werden. Ein Audit kostet übrigens zwischen 70 und 100 Euro pro Computerarbeitsplatz. „Es reicht oft schon, es den Hackern zu erschweren, ins System zu kommen. Werden die Basics der IT-Sicherheit erfüllt, kann das schon Abschreckung genug sein, weil sich der Aufwand für die Hacker nicht mehr lohnt“, so der Cybersecurity-Experte. ••

QR-Code scannen und das gesamte New Industry Meetup unter der Leitung von Moderator ­B ernhard Lehner (startup300) ansehen.

Die häufigsten Arten von Cyberangriffen Malware: Damit wird schädliche Software wie Spyware, Ransomware, Viren und Würmer beschrieben. Malware dringt über eine Schwach­s telle in ein Netzwerk ein – in der Regel, wenn ein Benutzer auf einen gefähr— lichen Link oder eine E-Mail-Anlage klickt, die riskante Software in­ stalliert. Auf diese Weise wird etwa der Zugriff auf wichtige Komponenten des Netzwerks blockiert, um heimlich Informationen abzurufen, ­i ndem Daten von der Festplatte übertragen werden (Spyware). Beim Phishing werden betrügerische Mitteilungen gesendet, die aus einer seriösen Quelle zu stammen scheinen, für gewöhnlich per E-Mail. Ziel ist es, vertrauliche Daten wie Kreditkarten- und Anmeldeinformationen zu stehlen oder Malware auf dem Computer des Opfers zu installieren. Bei Man-in-the-Middle (MitM)-Angriffen, auch Abhörangriffen, ­s chleusen sich Angreifer in eine Transaktion zwischen zwei Parteien ­e in. ­S obald die Angreifer den Datenverkehr unter­b rechen, können sie Daten filtern und stehlen. Häufige Einfallstore sind etwa u­ nsichere ­öffentliche Wi-Fi-Netzwerke. Ein Denial-of-Service-Angriff überflutet Systeme, Server oder Netz­ werke mit Datenverkehr, um die Ressourcen und die Bandbreite zu ­ü berlasten. Infolgedessen ist das System nicht in der Lage, legitime ­A nfragen zu bearbeiten. Eine Structured Query Language (SQL) Injection erfolgt, wenn ein Angreifer schädlichen Code in einen Server einfügt und den Server zwingt, Informationen zu zeigen, die er normalerweise nicht zeigen würde. Ein Angreifer kann eine SQL-Injection durchführen, indem er einfach schädlichen Code in ein anfälliges Suchfeld auf einer Website eingibt.

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HIGHTECH

D TREIBER ATENBANKEN DER DIGITALISIERUNG Digitale Vernetzung generiert eine Flut von Daten. Ausgeklügelte Datenbank-Infrastrukturen verwandeln sie in Werkzeuge effizienter Geschäftsmodelle. Das Know-how dafür und die nötigen Services liefert die österreichische Firmengruppe DBConcepts seit über 20 Jahren. Nun geht das Unternehmen auf Expansionskurs. Text: Rosi Dorudi

QR-Code scannen und von Michael Hatzinger mehr über Managed Services erfahren.

AUFGRUND DER DATENMENGEN DURCH DIE DIGITALISIERUNG WÄCHST DIE NACHFRAGE NACH UNSEREN DIENSTLEISTUNGEN.

© Sabine Klimt, Stefan Seelig, stock.adobe.com / pinkeyes

KLAUS-MICHAEL HATZINGER, DBCONCEPTS

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HIGHTECH

WIR INVESTIEREN BEI DBCONCEPTS IN EINEN KLAREN ZUKUNFTSMARKT, DER IMMER MEHR AN BEDEUTUNG GEWINNEN WIRD. PHILIPP SCHUPFER, PROKURIST DER INVEST AG

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atenbanken sind mittlerweile ein fester Bestandteil von ­Unternehmen. Doch beim Digitalisierungsgrad besteht sowohl bei kleinen und mittelständischen als auch bei großen Betrieben noch viel Potenzial. „Aufgrund der zunehmenden Datenmengen durch die voranschreitende Digitalisierung bemerken wir eine wachsende Nachfrage nach unseren Dienstleistungen“, sagt Klaus-Michael Hatzinger, Co-Geschäftsführer von DBConcepts. Als Peter Macek und er im Jahr 2000 das Unternehmen gründeten, vermittelten sie noch freiberufliche IT-Spezialisten und ent­wickelten Softwarelösungen. Mittlerweile ist das Unternehmen Österreichs größter Oracle-Partner und Teil einer Firmengruppe, bestehend aus der ­DBConcepts GmbH, der DBConcepts Deutschland GmbH ­sowie der DCConcepts Solutions GmbH. Von den Standorten Wien und Nürnberg aus betreut das Unternehmen branchenunabhängig mehr als 2.500 Datenbank- und Middleware-Systeme bei zahlreichen Mittelstands- und Großkunden in Österreich und Deutschland.

­ efunden – der Private-Equity-Fonds übernimmt 49 Prozent der Gesellg schaftsanteile. Daraus entsteht eine Win-win-Situation, wie Philipp Schupfer, Prokurist der Invest AG, betont. „Wir investieren bei D­BConcepts in ­einen klaren Zukunftsmarkt, der immer mehr an Be­ deutung gewinnen wird. I­ndividuelle Softwarelösungen sowie die Bereit­ stellung von hochwertiger Hard- und Software in Kombination mit 24/7-Service sind ein klarer Wettbewerbsvorteil, der zahlreiche Chancen bietet.“ Hatzinger ist überzeugt, dass mit dem starken Partner auch ­weiteres Wachstum in Deutschland generiert werden kann. ••

Allzeit bereit Neben der systematischen digitalen Erfassung und Verwertung von ­Daten sind vor allem deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Verfügbarkeit bedeutsame Faktoren für einen aktionsfähigen Geschäftsbetrieb. „Von digital erfassten Daten in Krankenhäusern über Online-Shoppingpor­tale bis zu ­diversen Konsumenten- und Mobilitätsplattformen – ich kann heute zu jeder Uhrzeit an jedem Tag auf unzählige Onlineservices zu­ greifen“, konstatiert Peter Macek. „Die große Herausforderung dabei ist, den reibungslosen und permanent aktualisierten Zugriff auf deren ­Datenbanken zu gewährleisten, damit es zu keinen Verlusten kommt. Mit unseren 24/7 Managed Services betreuen wir bereits seit über 20 Jahren zahlreiche Oracle-Datenbanken von namhaften österreichischen und internatio­nalen Unternehmen und sorgen für einen unge­ störten Datenbank­betrieb.“ Am Puls der Zeit Mit dem rasanten Fortschritt der Digitalisierung und den damit verbundenen Möglichkeiten wie dem Einsatz von künstlicher ­Intelligenz oder dem Internet der Dinge will DBConcepts auch zukünftig auf ein sich ­ständig weiterentwickelndes Geschäft reagieren und sich a ­ npassen. „Wir sind gerade dabei, unser Angebot zu erweitern“, sagt H ­ atzinger. „Neben unserem Spezialgebiet, den Oracle-basierten Datenbanken, wollen wir künftig auch Managed Services für andere ­Hersteller von Datenbankund Middleware-Infrastrukturen anbieten.“ Der Verkauf von Hard- und Software für komplexe Data-Storage- und -manage­ment-­Anwendungen bleibt ebenso Kerngeschäft. Eine Menge Vorhaben, für die DBConcepts einen schlagkräftigen strategischen ­Partner mit Entwicklungserfahrung braucht. In der Invest AG hat es ihn

Invest AG Die Invest AG ist eine rechtlich und organisatorisch selbstständige ­B eteiligungsgesellschaft innerhalb des unabhängigen Dachmarken­ verbunds Raiffeisen Invest Private Equity; die Investoren bestehen aus der Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich und der Raiffeisenlandesbank Steiermark. Die Invest AG ist mit einem Fondsvolumen von mehr als 300 Millio­n en Euro Österreichs führender Private-Equity-Fonds. Seit der Gründung 1994 hat die Invest AG rund 600 Millionen Euro Eigen- und ­M ezzaninkapital in über 170 Unternehmen unterschiedlichster Branchen investiert. Darüber hinaus unterstützt die Invest AG die Unternehmen bei Bedarf als Sparringpartner bei wichtigen Entscheidungen wie ­I nvestitionen, Strategie oder Unternehmens­e ntwicklung.

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AUF DEM WEG ZUR DIGITALEN GESELLSCHAFT

KONNEKTIVITÄT: ZUSAMMEN­ ARBEIT IN VIRTUELLEN WELTEN

Immer mehr Bereiche unseres Alltags werden digitalisiert, was ­natürlich nicht ohne Auswirkungen auf unser Miteinander als Gesellschaft bleibt. Andreas Hepp, Professor am Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) der Universität Bremen, beleuchtet in seinem Buch die tiefgreifende Mediatisierung der Gesellschaft. Er fokussiert den Umgang mit digitalen Medien, ihre Infrastrukturen und die automatisierte Verarbeitung der Daten, die wir online hinterlassen. Hepp diskutiert die Rolle der ­Industrie, des Staates und der Pioniergemeinschaften und fragt, warum digitale Medien als Plattformen und kommunikative Roboter immer „prozesshafter“ werden. Was bedeuten diese Verände­ rungen für Organisationen, Gemeinschaften und Individuen? Und wie sollten wir einen solchen Wandel gestalten, um zu der digitalen ­Gesellschaft zu gelangen, die wir uns wünschen? Hepp legt eine auf empirischer Forschung basierende Analyse des mit Medien und deren Digitalisierung zusammenhängenden Gesellschaftswandels vor – und wirft auch die normative Frage auf, wie digitale Medien und Infrastrukturen einem „guten Leben“ dienen können. ••

Moderne Arbeitswelten: Das heißt auch Flexibilisierung und Entgrenzung in einer global vernetzten Wirtschaft, die immer stärker ­digitalisiert ist. Was in diesen beruflichen Zukunftswelten gleich bleibt: Kooperation und Zusammenarbeit haben positive Auswirkungen auf die Qualität und Produktivität unseres Arbeitslebens. Wie aber gelingt es, in der dynamisierten Arbeitswelt Konnektivität und Verbundenheit zu fördern? Was sind Voraussetzungen, um das Spannungsfeld zwischen Konkurrenz und Kooperation zugunsten einer erfolgreichen Zusammenarbeit auszutarieren? Mit wem werden wir zukünftig kooperieren? Und was wissen wir über die Zusammenarbeit mit nichtmenschlichen Akteuren? Das Buch gibt aus der Perspektive unterschiedlicher Fachrichtungen Impulse für eine gelingende zwischenmenschliche Kooperation in der virtuellen Arbeitswelt und diskutiert, mit wem und wie wir angesichts digitaler Innovationen zukünftig im Arbeitsalltag zusammenarbeiten und ­soziale sowie ökologische Probleme lösen werden, aber auch, wie Kooperationen im Bereich von Ausbildung, Weiterbildung und Forschung zielführend auf den Weg gebracht werden können. ••

Autor: Andreas Hepp Verlag: Herbert von Halem Verlag ISBN: 978-3869625997

Autor: Judith Fritz, Nino Tomaschek (Hrsg.) Verlag: Waxmann Verlag GmbH ISBN: 978-3830944089

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© (Symbolbilder), Herbert von Halem Verlag, Waxmann Verlag GmbH, GABAL, Campus Verlag

BUCHTIPPS


BUCHTIPPS

DIE FÜHRUNGSKRAFT ALS INFLUENCER

ZUKUNFTSREPUBLIK: 80 VISIONEN FÜR DAS JAHR 2030

Was Führungskräfte und Influencer gemeinsam haben? In der digitalen und globalisierten Welt kommt es immer weniger auf Autorität und immer mehr auf Vernetzung an. Die Führungsqualitäten der ­Zukunft lauten: Glaubwürdigkeit, Inspiration und Kommunikation auf Augenhöhe – Qualitäten, die auch Influencer auszeichnen. Dabei geht es nicht um die Manipulation von Menschen, sondern um effektives Beziehungsmanagement, das auf einer hohen persön­ lichen Glaubwürdigkeit und Integrität als Führungskraft beruht. Die alte hierarchiebedingte, direktive Top-down-Führung hat ausgedient – Teamspirit ist gefragt. Nur so lassen sich die Herausforderungen der Gegenwart meistern und Unternehmen zukunftsfähig machen, weiß die erfahrene Managementberaterin Barbara Liebermeister. In ihrem neuen Buch zeigt sie auf, welche Mechanismen Influencer erfolgreich machen und was Führungskräfte von ihnen lernen können. Anhand von Praxistipps und vielen Beispielen aus nationalen und internationalen Unternehmen stellt sie dar, wie ­Influencer-Leadership® funktioniert. Es sind die Fans, die ihre Vorbilder erfolgreich machen. ••

Um ein Land zukunftsfähig zu machen, braucht es vor allem eines: kreative Köpfe, die über das Morgen hinausdenken. Die Heraus­ geber haben daher 80 herausragende Persönlichkeiten nach Ideen gefragt, die unsere Zukunft entscheidend prägen könnten. Entstanden ist daraus ein Feuerwerk an Zukunftsvisionen, persönlichen Einschätzungen und Wegweisern für die sechs Kategorien Bildung, Wirtschaft, Arbeit, Gesundheit, Politik und Gesellschaft. Da beschreibt etwa Mohanna Azarmandi (Chief Learning Officer bei ­Microsoft) die konkreten Bausteine einer diversen, inklusiven und humanen Arbeitswelt und wie eine Arbeitswoche der Zukunft aussehen könnte. Experten aus der Medizin zeigen, wie dank AI, ­Robotik & Co. eine bessere Gesundheitsvorsorge für alle möglich wird. Im Bereich Wirtschaft entwerfen etablierte (Familien-)Unternehmer wie Patrick Adenauer und Vertreter aus Deutschlands Start-up-Szene wie der Investor Frank Thelen, die Junggründerin Laura Tönnies und Christian Miele vom Bundesverband Deutsche Start­ups e.V. ihre Vorstellung einer agilen, innovativen und resilienten Wirtschaft und vom „Innovationsland Deutschland“. ••

Autor: Barbara Liebermeister Verlag: GABAL ISBN: 978-3967390001

Autor: Marie-Christine Ostermann & 4 weitere Herausgeber Verlag: Campus ISBN: 978-3593513867

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VORSCHAU

In der nächsten Ausgabe von business Gesundheit hat sich zu einem Megatrend entwickelt, der mittlerweile alle Lebensbereiche durchdringt. Die Coronapandemie hat auch die damit verbundene Gesundheitswirtschaft zum Topthema gemacht. Lesen Sie in dieser Ausgabe, wie eine moderne Ärzteausbildung vor dem Hintergrund zunehmender Digitalisierung aussieht, wie Sportartikelhersteller vom Gesundheitsboom profitieren und warum das Sammeln von Gesundheitsdaten nicht nur Chancen bietet, sondern auch Risiken mit sich bringt.

Erscheinungstermin: Frühling 2022

© Getty Images / iStockphoto / Jongho Shin, Montage / Icon: cpg / GF

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FONDS

KEPLER FONDS

GLEICHER MARKT, BESSERE LÖSUNG. Environment. Social. Governance. Seit über 20 Jahren bringen unsere nachhaltigen Fonds ökologische und soziale Aspekte mit attraktiven Ertragschancen in Einklang. Denn Ethik und Rendite sind kein Widerspruch – Atomkraft, Kinderarbeit, Gentechnik oder Rüstung sind für uns tabu. www.kepler.at

Diese Marketingmitteilung stellt kein Angebot, keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlung, Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Fonds oder unabhängige Finanzanalyse dar. Sie ersetzt nicht die Beratung und Risikoaufklärung durch den Kundenberater. Angaben über die Wertentwicklung beziehen sich auf die Vergangenheit und stellen keinen verlässlichen Indikator für die zukünftige Entwicklung dar. Aktuelle Prospekte (für OGAW) sowie die Wesentlichen Anlegerinformationen – Kundeninformationsdokument (KID) sind in deutscher Sprache bei der KEPLER-FONDS Kapitalanlagegesellschaft m.b.H., Europaplatz 1a, 4020 Linz, den Vertriebsstellen sowie unter www.kepler.at erhältlich.


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BEDROHUNG AUS DEM INTERNET

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DER DIGITALISIERTE LANDWIRT

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