6 minute read

Arbeitskräftemangel: Wo sind sie nur alle hin?

Next Article
Veranstaltungen

Veranstaltungen

MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER HÄNDERINGEND GESUCHT Wo sind sie nur alle hin?

Es ist neben den Energiepreisen das Thema, das Unternehmern am meisten unter den Nägeln brennt: der Arbeitskräftemangel. Wie dieser unsere Gesellschaft weiter verändern wird und was Unternehmen konkret tun können, um sich für die Zukunft zu rüsten, darüber diskutierten Vertreter des Südtiroler Wirtschaftsrings bei einer gut besuchten Veranstaltung in der Firma Innerhofer. Fazit: Der Arbeitskräftemangel ist nicht aufzuhalten, Kreativität ist gefragt.

Wenn Gäste zur Berghütte hinaufwandern, werden sie oben mit einem Postkartenidyll belohnt. Die Aussicht! Der Kaiserschmarrn! Und sogar Liegestühle gibt es heuer, statt der unschönen Bänke, die noch im Vorjahr an derselben Stelle standen. Hat der Hüttenwirt sich von der Zeitschrift Schöner Wohnen inspirieren lassen? Eher nicht. Die Wahrheit ist: Die Liegestühle stehen da, weil er nicht mehr genug Personal findet, um an noch mehr Tischen die Gäste zu bewirten. Diese Geschichte ist nur ein stellvertretendes Beispiel dafür, wie sich fehlendes Personal auf die Wirtschaft auswirkt. Wer sich dieser Tage mit Unternehmerinnen, Geschäftstreibenden, Hotelierinnen, Handwerkern und Hüttenwirten unterhält, bekommt schnell einen Eindruck davon, wie sehr das Thema Arbeitskräftemangel mittlerweile jede Branche betrifft. Grund genug für den Südtiroler Wirtschaftsring (SWR) genauer hinzuschauen. Bei einer Veranstaltung in der Firma Innerhofer in St. Lorenzen stieß das Thema auf großes Interesse. „Wir wollen wissen, wo wir in zehn Jahren stehen, welche Maßnahmen wir alle setzen können und noch viel wichtiger, wie wir junge Menschen in diesen schwierigen Zeiten leiten und führen können”, sagte Andreas Leiter, SWR-Präsident des Pustertals.

MEHRERE URSACHEN

Georg Lun vom WIFO der Handelskammer Bozen präsentierte eingangs die Zahlen zur Altersentwicklung der erwerbstätigen Bevölkerung und Arbeitsnachfrage. Waren es im Jahr 2020 noch 66 Prozent Erwerbstätige in der Bevölkerung, werden es 2035 nur noch 61 sein. „Das Potential an Erwerbspersonen nimmt ab. Auf der anderen Seite verlangt die Wirtschaft nach Arbeitskräften. Die einfache Folge ist: Arbeitskräftemangel”, so Lun. In seinem Impulsvortrag ging er zunächst auf die Frage ein, was die Politik tun kann, um das abzufedern. Die möglichen Ansät-

Herr der Zahlen: Georg Lun vom WIFO.

ze: Erhöhung des Rentenalters, früherer Berufseinstieg durch duale Ausbildungssysteme, Erhöhung der Frauenerwerbsquote oder neue Arbeitskräfte durch Zuwanderung schaffen. Kein leichtes Unterfangen. Arbeitskräfte fehlen auch durch den sogenannten Brain Drain, also die Abwanderung der Südtirolerinnen und Südtiroler ins Ausland. Bis zu 1400 pro Jahr sind es, die meisten von ihnen hervorragend in den MINT-Fächern ausgebildet. „Ein Viertel von ihnen würde zurückkommen”, sagte Lun, „aber fehlende Jobs, geringe Karrieremöglichkeiten und niedrige Löhne im Verhältnis zu den Kosten hemmen sie daran.” Deshalb seien auch die Unternehmen gefragt. Einmal durch die Verbesserung der Mitarbeitersuche, indem sie attraktive Arbeitsplätze schaffen und höhere Gehälter zahlen. Auch das Thema Wohnen ist zentral. Wer soll zurückkommen, wenn er keinen leistbaren Wohnraum findet?

PERSONALBEDARF REDUZIEREN

Ein weiterer Ansatz: Personalbedarf reduzieren, indem Tätigkeiten im Betrieb automatisiert und digitalisiert werden. Ein Beispiel dafür lieferte Moritz Gamper, Geschäftsführer der Firma Innerhofer. Er erzählte den Besucherinnen und Besuchern bei einer Betriebsführung, dass das Unternehmen ein hochtechnisiertes Lager baut, das in der Zukunft fehlende Mitarbeiter durch Technik kompensieren kann. Über 16.000 Personen sind aktuell im Land arbeitslos gemeldet. „Können wir uns das leisten?”, fragte Lun. Vor allem, wenn darunter auffallend viele aus dem Tourismusbereich sind, die ja andernorts händeringend gesucht werden.

MITARBEITERPOTENTIAL AUSSCHÖPFEN

Herr der Ideen: Michael Reifer von Innovalley.

sion des Arbeitskräftemangels, hin zu einer Diskussion über das Mitarbeiterpotential. „Man muss offen sein für unkonventionelle Lösungen.” Im Anschluss stellte er ein vielversprechendes Projekt der Berufsorientierung für Mittelschülerinnen und Mittelschüler vor, das ab September 2023 an der Handelskammer Bozen eröffnet wird. Das „Talent Center” ermöglicht pro Jahr etwa 3000 Schülern an 24 Teststationen und 18 Computern nicht nur ihre Interessen besser einzuordnen, sondern auch Feinmotorik und Reaktion zu testen, die für bestimmte Berufe essentiell sind. Am Ende geht jeder Teilnehmer mit einer Liste von 15 Berufsvorschlägen (aus 400 möglichen Berufen) nach Hause. Natürlich ist es nicht die Lösung für alle Probleme, denn der demografische Wandel ist unbestritten. Aber es ist ein Versuch, Schülern bei der schwierigen Entscheidung, in welche Richtung sie gehen wollen, zu helfen und dadurch auch die Schulabbruchquote zu verringern. „Es heißt heute oft, dass junge Leute nicht mehr arbeiten wollen. Ich denke, das wollen sie schon, aber es geht darum, beim Anwerben aktiv und kreativ zu sein.”

AKTIV VORGEHEN

Aktiv sein und nicht einfach tatenlos abwarten – das hat sich eine Gruppe Unternehmer in Brixen vorgenommen. Wie, das stellte Michael Reifer, Geschäftsführer von Innovalley, vor. Das Projekt hat sich auf die Fahne geschrieben, den Großraum Brixen als Arbeitgeber verstärkt zu positionieren und versteht sich als sogenannte Tal-Initiative, ein neuer Ansatz, wenn es um die Stärkung eines lokalen Wirtschaftsraumes geht. Brixen, so Reifer, will vermehrt darauf hinarbeiten, die vielen Hidden Champions verschiedener Branchen, die im Einzugsgebiet angesiedelt sind, auch bei potentiellen Arbeitskräften bekannt zu machen.

Arbeitskräftemangel im Fokus (von links nach rechts): Gunther Waibl (Geschäftsführer Firma Innerhofer), Andreas Leiter (SWR-Präsident Pustertal), Martina Kirchler (Personalchefin Innerhofer), Federico Giudiceandrea (SWR-Präsident Südtirol), Michael Reifer (Geschäftsführer Innovalley), Georg Lun (Direktor WIFO) und Moritz Gamper (Geschäftsführer Innerhofer).

„Innovalley ist der Prototyp einer Südtiroler Arbeitgebermarke.” 2020 startete das Netzwerk aus Unternehmen wie Duka, ACS, Microtec und Alupress seine Tätigkeit. Die Ziele: Durch Implementierung eines innovativen Praxis- und Ausbildungsprogramms, durch gezielte Arbeitsmarkt- und Standortkommunikation oder professionelle Welcome- und Relocationservices Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen. „Wir zeigen neuen Mitarbeitern alles, was uns ausmacht, aber nicht auf dem Gehaltszettel steht.” Tipps für E-Bike-Touren auf der Plose oder den besten Ort zum Aperitivo-Trinken sind nur zwei Beispiele. Auch über eine Gästekarte wird nachgedacht, die Mitarbeitern viele Vorteile im Umkreis von Brixen sichert.

AUSBILDUNG UND WOHNRAUM

Wie erfolgreich das sein kann, zeigt ein Beispiel. Drei Jobs für hochtechnologisierte Aufgaben wurden von Innovalley ausgeschrieben. 300 Bewerber aus der ganzen Welt, darunter unzählige bestens ausgebildet, haben sich gemeldet. „Wenn sie dann herkommen, müssen sie eingebunden werden, um sich wohl zu fühlen. Und darum kümmern wir uns”, so Reifer. Auch die Zukunft der Ausbildung ist zentrales Thema von Innovalley. So spielt man mit Ideen, Schülern Berufe auch dadurch näherzubringen, dass sie mit einem der Tüftler, die in den großen Unternehmen in Brixen tätig sind, für ein Projekt zusammenarbeiten können, um das Berufsbild kennenzulernen. Damit würden nicht nur Arbeitskräfte von außen geholt, sondern auch vor Ort die Wurzeln gelegt für eine starke Bindung an den Standort. Heißes Thema auch hier: der mangelnde Wohnraum. „Hier braucht es auch den politischen Willen. Damit das Rad nicht stehen bleibt”, so Reifer zum Abschluss.

// Verena Duregger

RaiffeisenFlash Raiffeisen Welfare: Zahlreiche Vorteile für ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen!

Werbeanzeige

Weil das Wohlbefinden jedes Einzelnen zählt!

Unter Welfare werden alle Initiativen der ArbeitgeberInnen zusammengefasst, welche auf die Verbesserung des Wohlergehens der MitarbeiterInnen und ihren Familien abzielen. Mithilfe von Raiffeisen Welfare können Unternehmen und deren MitarbeiterInnen steuerlich begünstigte Auszahlungen von Prämien in Form von Welfare-Leistungen in Anspruch nehmen. Die Vorteile sind steuerfreie Zuwendungen für ArbeitnehmerInnen (Brutto = Netto) sowie Steuer- und Beitragsbegünstigungen für ArbeitgeberInnen. Die MitarbeiterInnen erhalten ein persönliches Welfare-Guthaben, welches für den Erwerb von Gütern und Leistungen innerhalb eines ausgewählten Warenkorbes in Anspruch genommen werden kann. Vorteile für ArbeitnehmerInnen: • Größere Kaufkraft aufgrund der Steuervorteile • Regionales, lokales und genossenschaftliches Angebot • Die Dienstleistungen und

Produkte erfüllen Bedürfnisse jedes Einzelnen und der gesamten Familie Vorteile für ArbeitgeberInnen: • Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber • Stärkere Mitarbeiterbindung • Beitrag zum Wohlbefinden und der Produktivität der Mitarbeiter Die Leistungen stehen für die MitarbeiterInnen selbst, aber auch für deren Kinder, für Senioren oder für das Zuhause zur Verfügung. Dabei werden Themenbereiche wie Gesundheit, Vorsorge, Freizeit, Schule und Kinderbetreuung, Betreuung von Pflegebedürftigen/ Senioren, Absicherung und Wellness abgedeckt. Raiffeisen Welfare hilft das Wohlbefinden der Beschäftigten zu verbessern, die Produktivität zu steigern, Lohnkosten zu senken und kann ausschlaggebend bei der Suche neuer MitarbeiterInnen sein. Interessiert? Für detailliertere Informationen melden Sie sich einfach bei uns, wir beraten Sie gerne. Josef Niederegger

Geschäftsstellenleiter

Olang

Kommerzberater raiffeisen-bruneck.com

This article is from: