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Stadtmuseum Bruneck: Schnabeltänze für Paul

Zum Anlass des 100. Geburtstages von Paul Fora hat das Brunecker Stadtmuseum in Kooperation mit der Villa Schindler in Telfs eine große Ausstellung mit Südtiroler und Nordtiroler Kunstschaffenden erstellt. Diese bleibt noch bis zum dritten Dezember 2022 zugänglich.

Anlässlich des 100. Geburtstag von Paul Flora zeigen das Stadtmuseum Bruneck in Südtirol und die Villa Schindler in Telfs gemeinsam Werke zeitgenössischer Künstler, die auf das künstlerische Werk Floras Bezug nehmen. Es wurden jeweils drei Südtiroler und ebenso viele Nordtiroler Künstlerpositionen eingeladen sich auf Basis ihrer spezifischen künstlerischen Arbeit mit einem Aspekt ihrer Wahl auseinanderzusetzen. Folgende Künstlerinnen und Künstler sind mit dabei: Patrick Bonato (Innsbruck), Katharina Cibulka (Innsbruck), Laurina Paperina (Trient), Petra Polli (Bozen), Josef Rainer (Brixen) und Benjamin Zanon (Innsbruck).

Bei der feierlichen Eröffnung der großen Ausstellung im Stadtmuseum von Bruneck. Alle Fotos: Josef Tasser

DIE PAUL’SCHE SYMBIOSE

Paul Flora hat sich zeitlebens mit Karikatur, Schrift und Zeichnung auseinandergesetzt und mit pointierter Feder die Zeit kommentiert. Einzelne künstlerische, humoristische und diskursive Aspekte im Werk Floras greifen die eingeladenen Künstler und Künstlerinnen auf, um sie in ihre künstlerische Praxis zu übersetzen. Dies soll aufzeigen, wie reich an Facetten, Gesten und Themen das Werk von Flora ist und bis heute Impulse in die Gegenwart setzt. Mit der Ausstellung soll eine neue Leseweise des Werkes des Künstlers in Diskussion gestellt werden, der mit seinem künstlerischen Fortleben nachfolgende Generationen bereichert und ergänzt.

DIE BUNTE VIELFALT

Den Aspekt der Karikatur und des Comics greifen die aus dem Trentino stammende Künstlerin Laurina Paperina und der Innsbrucker Künstler Patrick Bonato auf, dessen Familie selbst aus dem Trentino stammt. Beiden ist die Technik des Story Boards als Narrativ gemeinsam, um mit einem vielgestaltigen, expressiven und buntem Figurenrepertoire ihre Gegenwart, wie auch die der eigenen künstlerischen Praxis, zu beschreiben. Laurina Paperina kombiniert die uns allgegenwärtigen Comic Figuren mit den für Flora typischen venezianischen Masken und Raben. Sie zieht damit nicht nur eine Referenz auf die Figuren Floras, sondern bündelt auch mit dem Zitat der Masken einen Kommentar auf die letzten zwei Pandemiejahre. Den Werken ist eine bunte Farbigkeit charakteristisch und ergänzen damit unsere Lebenswelt mit selbstironischen Zitaten.

KUNSTVOLLE INSZENIERUNGEN

Patrick Bonato verwebt in drei großformatigen Zeichnungen fiktiv die Biografie Floras mit dem eigenen Werdegang. Hierbei betiteln sich die Zeichnungen jeweils mit „P. in seiner kindlichen Zeichenstube“, „P. auf Ru-

Imposante Werke von großen Künstlerinnen und Künstlern.

derausflug im Luzernerischen“ und „P. im Grottenbad zur Hungerburg.“ So faszinierte beide als Kinder das Zeichnen von Vögeln, beide hatten/ haben Väter aus Südtirol/ Trentino und beide lebten auf der Hungerburg. Die dritte Zeichnung zeigt ein fiktives Treffen Floras mit seinen Freunden und dem Künstler selbst in der von Josef Lackner auf Floras Grundstück gebauter Schwimmhalle, die leider inzwischen abgerissen wurde. Einen besonderen biografischen Bezug zwischen Paul Flora und der Familie von Katharina Cibulka, geborene Fiegl, fand die Künstlerin im eigenen Familienarchiv. Ihr Großvater stammte wie Floras Vater aus dem Vinschgau. Sie lernten sich mit der Übersiedelung nach Innsbruck in der Zwischenkriegszeit kennen und die Familien freundeten sich an. Über Tagebuchnotizen des Großvaters, Erinnerungen des Vaters und Schriften Floras erzählt die Künstlerin eindringlich die Lebenslinien beider Familien, die in Innsbruck/Pradl Nachbarn waren. Zur besonderen Entdeckung wurde, dass ihr Großvater zusätzlich Floras Latein Lehrer war und dieser ihn auch zeichnete, wie die ausgestellten Materialien zeigen. >>

Young Space

SA 01.10., 18h & 20.30h Joe der Film

Joe von Afing goes cinema Mit Thomas Hochkofler, Lukas Lobis, Anna Unterberger u.a.

FR 07.10., 20h Don't kill local music

Die offene Konzertbühne // 5th Edition

DI 11.10., 20h Walther Lücker // Berg_insieme

Der höchste Berg – Traum und Alptraum Everest // CAI, AVS & UFO

MI, 12.10., 9h Hond in Hond

Projektstart // Freizeit mitanondo

SA 15.10., 18-23h U15 DJ-Party

DJ`s Fury, Hopex und Why Not // Zum Abtanzen

DO 20.10., 9h & 11h Die Zertrennlichen

Theater für Jugendliche // VBB Anti-Rassismus Stück von Fabrice Melquiot MO 24.10., 20h

Rosmarie Pamer & Zeno Oberkofler

Lobby-Kaste oder verantwortungsvolle Gestalter*innen? start.klar. // Moderation: Markus Lobis

FR 28.10., 20h ANGER & Peter Burchia

Concert Highlight // Pop & Singer/Songwriter

FR 11.11., 20h Junipa Gold + 3 Upload-Bands

In Concert // Upload on tour

Mehr Events & Infos & Tickets: www.ufobruneck.it

Lisa Leoni (links) präsentierte die Ausstellung. Das Stadtmuseum Bruneck geht neue Wege. Die Verbindung zu Paul Flora ist unverkennbar.

DAS GESCHICHTENERZÄHLEN

Das Geschichtenerzählen greift aber auch der Brixener Künstler Josef Rainer auf, der mit vier Keramikbüsten – „Im Rausch der Stille - Albert Sanches Pinol“, „Krieg und Frieden - Leo Tolstoi“, „Gullivers Reisen - Jonathan Swift“ und „Jule Vernes Sonderbaren Begebenheiten eines Chinesen in China“ – ebenso die Gegenwelt künstlerischer Praxis kommentiert und lebendig werden lässt. Den politischen Erfahrungsraum der Zeichnung als Parole und Aufruf, macht Petra Polli mit ihrer künstlerischen Praxis deutlich. So verwendet sie Sprache als politische Parole, wie auch die in Schrift gegossene Aktionsform des Graffitis als Medien. In stiller Zurückhaltung bündelt Benjamin Zanon den Aspekt der Zeichnung in seinem rituellen Charakter und Prozess, so wie auch Flora seine Zeichnungen und Stiche mittels Schraffuren und Kontraste oszillieren ließ. Er widmet einen Zeichnungszyklus der Figuration Floras, indem er einzelne Figuren aufwendig aufbereitet. Allen Künstlerinnenbeiträgen ist gemeinsam, dass sie mittels dem Werk Floras als Ausgangspunkt unterschiedliche mediale Veröffentlichungsformen anwenden, um mittels der klassischen Bildgeschichte, der Animation, der Skulptur, der Raumintervention oder der klassischen Papierzeichnung eine Annäherung an das Werk des Jubilars zu setzen. Das Konzept der Ausstellung stammt von Karin Pernegger aus Innsbruck, die auch als Kuratorin ein gutes Händchen bewiesen hat. Die Ausstellung im Stadtmuseum ist noch bis zum dritten Dezember 2022 zugänglich. // rewe

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