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Walter Lücker: Ein Berg, ein Traum – ein Albtraum
WALTHER LÜCKER Ein Berg, ein Traum – ein Albtraum
Berg_insieme heißt die neue Veranstaltungsreihe von AVS und Cai – und verdeutlicht schon mit der Schreibweise, dass man gemeinsam Menschen für die Liebe zur Natur begeistern will. Die Berge, was sonst, stehen dabei im Mittelpunkt. Bei der zweiten Veranstaltung der Reihe am 11. Oktober im Ufo in Bruneck geht es hoch hinaus: Everest-Kenner Walther Lücker wird den höchsten Berg der Welt mit spektakulären Bildern und Videos in den Fokus rücken.
8.848 Meter hoch, durch Edmund Hillary und Tenzing Norgay 1953 erstbestiegen, von Reinhold Messner und Peter Habeler erstmals ohne Zuhilfenahme von Sauerstoff bezwungen und von Hans Kammerlander auf Skiern befahren. Der Mount Everest – ein Mythos. Ein Berg, Traum und Albtraum wie kein anderer. Journalist und Autor Walther Lücker aus Sand in Taufers kennt ihn wie seine Westentasche. Der gebürtige Frankfurter lebt seit 20 Jahren in Südtirol. Seit jeher begleiten die Berge sein journalistisches Leben. Doch zunächst nähert sich der frühere Korrespondent der Zeitschrift Alpin dem Thema Klettern. Die höchsten Berge der Welt? Interessieren ihn nur wenig. Als er 1995 nach Nepal zum Annapurna-Trekking fliegt, ändert sich das. „Mit einem Mal habe ich verstanden, warum alle dorthin wollten. Ich habe das Land und die Menschen von Anfang an geliebt. Auch mit der Höhe hatte ich keine Probleme.”
IM TEAM VON HANS KAMMERLANDER
Damals lernt er in Kathmandu auch Scott Fisher, Rob Hall und Anatoli Bukrejev kennen. Wer sich mit dem höchsten Berg der

Everest-Kenner Walther Lücker.
Welt ein bisschen beschäftigt hat, kennt die drei Extremalpinisten. Fisher und Hall kommen nur ein Jahr später bei der großen Tragödie am Berg ums Leben, Bukrejev überlebt, stirbt aber ein Jahr später unter einer Lawine an der Annapurna. „Der Everest ist der Berg mit den meisten Besteigungen, aber es ist auch der Achttausender mit der größten Tragik“, sagt Lücker. 1998 holt Hans Kammerlander ihn in sein Team. Drei Monate begleitet er den zum damaligen Zeitpunkt erfolgreichsten aktiven Bergsteiger der Welt auf Expedition und schreibt im Anschluss ein Buch darüber. 2001 schließlich macht er sich zum ersten Mal auf ins Basislager am Fuße des Everest. Ganze elf Wochen verbringt er dort. Beeindruckend lange.

REISE ZUM HÖCHSTEN BERG DER WELT
Elf Jahre später hört er auf der Fahrt im Auto eine Nachricht im Radio, dass nach der großen Tragödie von 1996 in der noch jungen Everest-Saison schon wieder sechs Menschen gestorben sind. Er fragt sich, warum so viele Menschen unbedingt da hinwollen und beschließt, ein Buch darüber zu schreiben. Der höchste Berg – Traum und Albtraum Everest erscheint nur ein Jahr später. Sein geballtes Wissen hat Lücker nun in einem Vortrag mit spektakulären Bildern und faszinierenden Filmsequenzen gepackt und nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer mit auf eine Reise zum höchsten Berg der Welt.
PZ: Walther, was erwartet uns im Ufo? Walther Lücker: Von Messner bis Kaltenbrunner, von Habeler bis Kammerlander, von Zahlenspielen bis hin zu tragischen Geschichten, die in den Tod geführt haben – es gibt die ganze Palette an Everest-Storys.
Der Everest ist nicht nur der höchste, sondern auch der meistbestiegene Achttausender der Welt. Wie erklärst du dir die Faszination dieses Giganten? Ein Faszinosum liegt sicher in der Tatsache, dass der Berg die höchste Verwerfung unserer Erdkruste ist. Es hängt aber auch damit zusammen, dass die beiden Normalrouten von Norden und Süden her zum höchsten

Spektakulär: der schwarze Gipfelaufbau des Everest hinter seiner Westschulter. Auf dem Weg zum höchsten Berg: Lücker im Lager 1 des Pumori im Everestgebiet.
Klettersteig der Welt verkommen sind. Denn ohne getretene und mit Fixseilen gesicherte Piste, ohne Flaschensauerstoff und ohne die Hilfe von Sherpa, könnten 95 Prozent der Anwärterinnen und Anwärter das Basislager gar nicht verlassen.
Stichpunkt Flaschensauerstoff: Was ist deine Meinung zu diesem nicht nur wegen des anfallenden Mülls umstrittenen Themas?
Ich habe zum Flaschensauerstoff meine Meinung, aber viel besser gefällt mir die von Hans Kammerlander. Der sagt: Wenn man den Mount Everest mit Flaschensauerstoff besteigt, ist das so, als würde man beim Giro mit einem Leichtmotorrad mitfahren.
Ist der Everest Fluch oder Segen für die Bevölkerung vor Ort? Der Berg ist beides und in den letzten Jahren ein riesiger Wirtschaftsfaktor geworden. Zusammen mit den sieben anderen Achttausendern in Nepal, also Kangchendzönga, Lhotse, Makalu, Cho Oyu, Dhaulagiri, Manaslu und Annapurna, spült er Millionen in die marode Staatskasse. Zum Wirtschaftsfaktor Everestbesteigung kommen ja noch tausende Trekkinggäste und Kulturreisende. Die Sherpa und ihre Familien leben letztlich nur von Besteigungen und den Lodges.
Bleibt der Everest die Nummer eins für die Extremalpinisten dieser Welt?
Wenn es um die Höhe geht, auf jeden Fall. 18 verschiedene Routen führen auf den höchsten Berg der Welt, bekannt sind davon nur zwei.




Runde Sache: Am Gipfel des Everest ist deutlich die Krümmung der Erdkugel zu sehen.
TERMIN

Berg_insieme Walther Lücker Filmvortrag und Dialog
11. Oktober, 20 Uhr
Ufo Jugend- und Kulturzentrum Bruneck


Ein Bild wie gemalt: Fast-Vollmond über dem Gipfel des Mount Everest.
Für jeden ambitionierten Höhenbergsteiger sind die 16 Routen abseits der Normalwege immer noch hochinteressant. In der Ostflanke des Everest gibt es zum Beispiel immer noch keine direkte Besteigung, was vor allem daran liegt, dass der Hinweg so kompliziert ist.
// Verena Duregger
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