Menschen im portrait
Kräuterfee Anneres Ebenkofler
Zurück zum Ursprung Als Anneres Ebenkofler vor über zehn Jahren begann, ihre Speisen mit Wildkräutern zu verfeinern, schüttelten viele den Kopf. Dabei setzte die heute 48-Jährige einen Trend in Gang, der Kräuter in der Südtiroler Küche salonfähig machte. Ein Gespräch über die Besonderheit von Wildkräutern und warum wir kleine Betriebe unterstützen sollten 2003 standen Anneres Ebenkofler und ihr Bruder Helmuth am Scheideweg. Sie sollten das elterliche Gasthaus in Ahornach übernehmen. Damals führte noch die alte Straße in das 650-Seelen-Dorf hinauf, die eine Anreise für Touristen nicht gerade einfach machte. Im Winter war wenig los. Gäste kamen zu den Stoßzeiten, ansonsten blieben die Betten im Haus leer. Die beiden wussten: Nur das Gasthaus zu führen, wird nicht reichen. Aber das einzige Dorfgasthaus schließen? Den Ort, mit dem sie schönste Kindheitserinnerungen verbanden? Das kam auch nicht in Frage. PZ: Wie sind Sie aus diesem Dilemma herausgekommen? Anneres Ebenkofler: Wir haben verstanden, dass es für uns nur eine Zukunft geben kann, wenn wir unsere Landwirtschaft, das Gasthaus, das Restaurant und die Pension miteinander vereinen. Also ein Hotel führen, in dem wir alles aus unserer Landwirtschaft in
Anneres Ebenkofler, Jahrgang 1968, wuchs auf dem Moosmair-Hof in Ahornach auf. Sie besuchte die Ho-
der Küche verwenden - nicht nur die Edelteile. Wir sind hier in Ahornach am Moosmair-Hof sehr einfach und unkompliziert aufgewachsen. Plötzlich hatte ich die Idee, die Natur wieder in den Mittelpunkt zu stellen, so wie ich es in der Kindheit Tag für Tag erlebt habe. Ihr Fernsehprogramm lief damals draußen. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit? Sehr schöne – wenn jemand krank war, wurden zuerst Hausmittel eingesetzt, wir sind nicht gleich zum Arzt. Zu unserem Hof gehört ein großer Wald, in dem wir viel gespielt haben. Als wir uns zum Umbau entschieden, war klar, dass wir unser eigenes
telfachschule Kaiserhof in Meran und absolvierte in München mehrere Ausbildungen (Ernährungberatung, Kräuterheilkunde, Phytotherapie, abendländische Medizin). 2003 übernahm sie mit ihrem Bruder Helmuth den elterlichen Gastbetrieb. Gemeinsam strukturierten die beiden das Moosmair zum Naturhotel und 2006 eröffneten Kräuterrestaurant Arcana um. Die Geschwister ergänzen sich: „Ich bin die Kreative, mein Bruder muss das Chaos verwalten.“ Gerade ist Ebenkoflers Buch „Die Rückkehr der alpinen Göttinnen erschienen“ (19.50 Euro, erhältlich im hoteleigenen Shop Arcana). www.moosmair.it //
Holz verwenden. Es wurde am 21. Dezember geschlägert – nach einer alten Bauernregel ist das der beste Zeitpunkt. Unsere Sauna ist ein alter Kornkasten. Unser Hotel lebt also von diesen Erinnerungen, das ist schön. Die Möglichkeiten, in Ahornach touristische Impulse zu setzen, waren begrenzt. Schließlich führt bis heute kein Skilift ins Dorf; der Ort ist auch nicht gleich ums Eck. Sie haben es trotzdem geschafft. Die Kreativität steigt, wenn man nicht so viele Möglichkeiten hat. Ich wusste, wir werden keinen riesigen Wellnesstempel bauen. Das würde auch nicht hierher passen.
Ob Meisterwurz, Steinklee, Vogelmiere oder Giersch: Im Arcana wird jede Speise mit Wildkräutern verfeinert. Auch die Dekoration bekommt eine phantasievolle Kräuternote. Der Kreativität sind dabei überhaupt keine Grenzen gesetzt. Im Gegenteil: Sie steigt, wenn man viele Möglichkeiten hat. 26
PZ 05 | 09. M ä r z 2017