circus RUBRIKEN maximus
ins Schlafquartier einsparen, falls überhaupt eines existiert. In Peking oder Shanghai wird die relativ neue Lust am Auto auf den Messen besonders sichtbar: Nicht nur, dass es so brechend voll ist, dass einem vor lauter medialer Präsenz oft Hören und Sehen vergeht. Nirgendwo sonst sieht man auch so viele junge wohlgeformte Frauen und Männer an den ausgestellten Fahrzeugen, die für den entsprechenden Blickfang sorgen sollen – und die manchmal von den Weltpremieren, die ja heute zunehmend in China stattfinden, ablenken können.
Farbenfrohe Clubatmosphäre: zweimal Citroën 2009 in Genf (unten) und 2011 in Frankfurt (oben)
Ziemlich lang ist auch die Liste der Beispiele, was alles schiefgehen kann, wenn man nur wenige Tage Zeit hat, 5000 oder 10 000 Quadratmeter mit den feinsten Materialien zu bebauen, wofür man ausserhalb des Messebetriebs Monate brauchen würde. Da fährt ein viel zu schnell bewegter Gabelstapler genau in jenes Gestell, auf dem speziell geformte Glasscheiben deponiert sind, die man als Nächstes gebraucht hätte. Oder es gibt Wassereinbruch bei Regen von oben, durch versehentlich ausgelöste Sprinkler in den Räumen von innen oder gar von allen Seiten, weil nach dem Wolkenbruch ein Mini-Tsunami durch die Halle schwappt. Auch Wasser in fester Form kann eine kleine Katastrophe auslösen, wenn bei minus 20 Grad Celsius ein Container festgefroren und nicht mehr zu bewegen ist. Auch aus grösserer Höhe fallende Werkzeuge hinterlassen äusserst unschöne Spuren auf Motorhauben – alles schon passiert, und trotzdem schafft man es irgendwie immer, auch damit fertigzuwerden. Bei allem Tamtam: Das Auto ist rund um den Globus noch immer sehr greifbar der Mittelpunkt des mobilen Interesses, und das ganz analog und live, mit bis zu einer Million Besucher pro Messe, natürlich begleitet von sehr umfassender medialer Berichterstattung in den Printmedien oder zunehmend im Internet. Aber diese aufwendigen Veranstaltungen sind ausserdem auch sehr emotional und eine Begegnung der Sinne – Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken, Riechen. Dieses Erlebnis kann man in keiner Zeitung oder Sendung, sondern so komprimiert eben doch nur auf der Messe erleben!
Robert Waltmann (65) ist seit 1992 Geschäftsführer Verkauf & Marketing der Display International, eines führenden Players im Automobil-Messebau (www.displayint.com). Er ist regelmässig auf den wichtigen Automessen anzutreffen. 026 VECTURA #4