VECTURA #26 Auszug

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FAHRTERMIN

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nd so steht er doch noch einmal vor unserem Büro. Natürlich in «WR Blue Pearl». Und natürlich mit Theke. Der Theke, die immer ein bisschen zu viel, aber gerade deswegen so cool war. Der Theke, die man mit Freunden in der Vergangenheit nicht nur einmal als Esstisch missbrauchen konnte. Aber nun wird es wahrlich Zeit für Wehmut. Denn Subaru hat beschlossen, den glorreichen WRX STI Mitte 2018 für immer aus Europa abzuziehen. Und mit ihm beinahe 25 Jahre an kompakter Sportlimousinen-Herrlichkeit. Immerhin hat man dem Performance-Haudegen auf seine letzten Tage ein Facelift angedeihen lassen. Grund genug, herauszufinden, was der «Scooby» auf seiner Abschiedstournee noch im Köcher hat. Kann er noch mit den jungen Wilden um Ford Focus RS, Audi RS 3, AMG A 45 oder Honda Civic Type R mithalten, oder ist es tatsächlich besser, dass er sich auf ewig verkrümelt?

SUBTILES FACELIFT Zugegeben, bei den meisten Menschen wird sich die Trauer über das Ableben des WRX STI in Grenzen halten. Für die Generation Playstation und zahllose Rallye-Fans hingegen geht eine Ära zu Ende. Eine Ära, die 1994 mit dem damals noch Impreza genannten WRX STI begann. Und obwohl der WRX STI offiziell erst 2001 nach Deutschland kam (davor und auch danach wurde eben fleissig importiert), ist er auch hierzulande nichts weniger als eine Sportwagen-Ikone. Wer jedoch gedacht hat, dass Subaru seinen Superstar mit einem gewaltigen Schluss-Akkord in den Ruhestand schickt, sieht sich getäuscht. Die letzte Modellpflege ist von eher subtiler Natur. Mehr Leistung? Gibt es nicht. Der 2,5-LiterTurbo-Boxer – mit seinem nicht mehr zeitgemässen Durst und CO2-Ausstoss letztlich der Hauptgrund für den «WR-eXit» – leistet nach wie vor 300 PS und 407 Newtonmeter. Wie die Fahrleistungen – 0 – 100 km / h in 5,2 Sekunden, 255 km / h Spitze – klingt das isoliert noch immer ziemlich gut. Die allradelnde Konkurrenz um RS 3, Golf R, A 45 und Co. fährt dem Subi aber mittlerweile um die Ohren, dass es nur so raucht.

NEU SCHON ETWAS ANGESTAUBT Und die anderen Facelift-Massnahmen? Halten sich ebenfalls in Grenzen. Es gibt eine stämmigere Frontschürze und um ein Zoll (auf 19 Zoll) vergrösserte Räder, hinter denen optimierte und knallig gelb bepinselte Brembo-Stopper werkeln. Das elektronisch kontrollierte Mitteldifferential wurde ebenfalls leicht überarbeitet. Ausserdem frisch dabei: Kurvenlicht für die LED-Scheinwerfer, eine elektrische Verstellung für die Recaro-Sitze, ein neues Multifunktionsdisplay, DAB-Radio, eine Rückfahrkamera und eine Mittelarmlehne für die Hinterbänkler. Klingt alles neu schon ein bisschen angestaubt und ist nur ein weiterer Beweis für das, was im Prinzip jeder weiss: So richtig weiterentwickelt hat sich der WRX STI nicht seit dem Subaru-­ Ausstieg aus der Rallye-WM vor zehn Jahren.

ERST MAL DRAN GEWÖHNEN Wer aus einem der modernen Kompaktsport-Krieger in den Scooby steigt, bekommt diesen Eindruck nur bestätigt. Das STI-Cockpit hätte auch 2005 nicht wirklich für Aufsehen gesorgt. Alles wirkt ein wenig, als hätte man eine alte Wand mit schicker neuer Farbe bemalt. Die Sitze selbst sind grossartig, aber ein bisschen hoch lümmelt man schon darin. Vermutlich, um besser über die fette Lufthutze schauen zu können. Die Lenkung, die Pedale, wie sich die Fahrzeugkontrolle generell anfühlt – auf allem liegt eine mittlerweile ungewohnte Schwere, eine Art Gummigkeit. Das ist in keinster Weise schlecht, man muss sich nur kurz arretieren und fühlt sich auf den ersten Kilometern wie ein vollkommen unbegabter Tollpatsch. Die neue Hot-Hatch-Generation nimmt einem mittlerweile ja so gut wie alles ab – drauf aufs Gas, Automatik einfach machen lassen, wundern, wie unglaublich schnell man ist, wundern, wie leicht das alles geht. Im WRX STI dagegen muss man für seinen Spass noch richtig arbeiten.

WER SCHNELL SEIN WILL, MUSS ACKERN Die Inputs in Richtung der nervösen Pedale und der fast schon übermotivierten Lenkung verlangen Gefühl. Die Schaltung an FRÜHLING 2018 055


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