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FEINER MÜSSIGGANG Ende des 19. Jahrhunderts erschien das Werk «Die Theorie der feinen Leute». Ein gesellschaftskritisches Buch, das vom Kauf von Prestige und einer faulen Oberschicht erzählt und auch über hundert Jahre später nicht an Aktualität eingebüsst hat.
K
Wilma Fasola I
Hans A. Jenny
onsumgeil und unproduktiv. So könnte man kurz zusammengefasst den Menschen beschreiben, der dem Soziologen Thorstein Veblen so richtig gegen den Strich ging. Und mit diesem ging er in seinem literarischen Werk «The Theory of the Leisure Class» hart ins Gericht. 1899 veröf fentlicht und 1958 vom Verlag Kiepenheuer & Witsch unter dem Titel «Theorie der feinen Leute» in deutscher Sprache publiziert, hat das Buch bis heute nicht an Bedeutung verloren. Noch immer bestimmt die Oberschicht gesellschaftliche Normen und vor allem, wonach die Menschen streben. Und das nur, um bei Veblen zu bleiben, weil sie sich durch Müssiggang und Konsum Prestige erkaufen. Etwas, was sich bis heute nicht geändert hat. Denn noch immer versuchen Menschen, durch einen bestimmten Lebensstil ein entsprechendes Image aufzubauen. Und sie beeinflussen damit die gesamte Gesellschaft in Bezug auf Wünsche und Ansprüche.
Kritisch & etwas anders Thorstein Veblen kam 1857 auf einer kleinen Farm in Wisconsin zur Welt. Seine aus Norwegen stammenden Eltern hatten das bescheidene Gehöft rund zehn Jahre vorher gekauft und gehofft, im Land der unzähligen Möglichkeiten ein besseres Leben führen zu können. Doch Geld blieb knapp und es fehlte an der Integration in die Bevölkerung. Letzteres beeinflusste natürlich auch die Einstellung der zwölf Veblen-Kinder zur amerikanischen Gesellschaft. Es erstaunt daher wenig, dass der kleine Thorstein dieser auch später noch recht ambivalent gegenüberstand. Wobei man sagen muss, dass dies
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