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Die völlig verrückte Geschichte von Bobby Dekeyser Schulabbrecher, Fussballprofi, Weltunternehmer von Angelika Moeller
Es ist nicht leicht, diesen Bobby Dekeyser zu treffen. Gerade kommt er aus New York, morgen reist er weiter auf die Philippinen, wo er seinen Traum, einen Sehnsuchtsort zu schaffen, verwirklicht hat, kurz darauf könnte man ihn in Zürich, Edinburgh oder auf Ibiza treffen.
E
r ist ständig in Bewegung, geistig wie körperlich, führt ein Leben auf der Überholspur. Wir sind in Lüneburg zu einem Interview verabredet, wo er sich für einige Stunden auf dem Firmengelände seines DEDON-Unternehmens aufhält. Auf dem Weg von Hamburg habe ich Zeit, seine Vita Revue passieren zu lassen, die ich in seiner gerade erschienenen Biografie «Unverkäuflich» gelesen habe: Schulabbrecher mit 15 Jahren. Der Traum, Fussballstar zu werden, entsprach seiner ausgeprägten Sportlichkeit und dem Wunsch, Mädchen zu imponieren. Mit eisernem Willen und fast verbissener Disziplin schaffte er es ins Tor des FC Bayern. Ein Rat Pelés, den er als Jungstar treffen durfte, liess ihn ein Leben lang nicht mehr los: «Folge deinem Traum, dann kann alles passieren.»
«Wohlfühlunternehmer». Das sogenannte Bobby-Prinzip basiert auf der simplen Grundidee: Geht es dem Arbeiter/Angestellten gut und fühlt er sich eigenverantwortlich und vertrauensvoll eingesetzt, werden optimale Bedingungen für das Unternehmen geschaffen. Nicht Erfolg und Gewinnmaximierung treiben ihn an, sondern die Lust am Leben mit Familie und Freunden. Er ist Ideengeber und sucht und findet Menschen, die sie aufgreifen und umsetzen; oft in der eigenen Grossfamilie, im Freundeskreis oder in Zufallsbegegnungen mit spontaner Empathie. Soziales Engagement Vor zwei Jahren dann der brutale Schicksalsschlag: Seine Lebensliebe und Ehefrau Ann-Kathrin stirbt, erst 42-jährig, an einem Hirnschlag. Für Bobby Dekeyser und die drei Kinder stürzt die Welt ein. Acht Monate kompletter Rückzug zusammen mit dem Sohn und den beiden Töchtern. Aber der Kämpfer Bobby Dekeyser ist wieder da – für sein Unternehmen, seine Stiftung und vor allem für seine Familie und Freunde. Das grosszügige Firmengelände ist erreicht. Weitläufig erstrecken sich einige Hallen, umgeben von Wiesen mit zahlreichen Bäumen. Von weitem hört man Zurufe wie go, come on, ey-here...
Vom Fussballstar zum Möbelhersteller Nach einer schweren Sportverletzung startet Bobby Dekeyser sein spektakuläres Lebensabenteuer als Unternehmer und Mensch. Sein Unternehmen DEDON, das edle handgefertigte Outdoormöbel (ein Wohnzimmer für draussen) mit der berühmten wetterfesten Kunstfaser herstellen lässt, musste viele Tiefschläge einstecken, bis es innerhalb von 22 Jahren zu einer globalen Weltfirma von Rang wurde. DEDON-Flechtmöbel stehen heute im Garten von Brad Pitt, Madonna, im Vatikan oder auch in den Aussenbereichen grosser Hotelketten und Resorts wie Marriott, Hilton und dem Club Med. Seine Unternehmensphilosophie erscheint visionär und dem klassischen Entrepreneur vielleicht naiv. Bobby Dekeyser gilt als «Harmonisator» und
Bobby Dekeyser spielt Fussball mit den internationalen Stipendiaten seiner Stiftung Dekeyser & Friends. Diese Stiftung finanziert weltweit Projekte, um jungen Menschen zwischen 18 und 28 Jahren eine «neue Art von Bildung» zu verschaffen. Sie nehmen an Kultur-, Sozial- und Sportprojekten teil und werden unter
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