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Condition Monitoring/Instandhaltung

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POW Sonderheft BHKWs & POWER SUPPLIES 1-2015

Aktuell ausgereifte Technik und die passende Versicherung senken das Betriebsrisiko Ernst Wilhelm Arnoldi lebte von 1778 bis 1841 in Gotha. Als Kaufmann vor Ort tätig, litt sein Unternehmen, wie zur damaligen Zeit üblich, unter häufigen Lagerbränden. Um sich gegen diese Risiken abzusichern, musste er sein Unternehmen im Ausland versichern. Allzu oft wurden jedoch die Prämien erhöht oder Versicherungsleistungen nicht erbracht. Dies bewog Arnoldi im Jahre 1820 dazu, die Gothaer Feuerversicherungsbank des Deutschen Handelsstandes zu gründen. Damit konnten sich deutsche Unternehmer erstmals nach dem genossenschaftlichen Prinzip preiswert vor Ort versichern.

In Planung, Bau, Inbetriebnahme, Service- und Wartung sowie dem Betrieb von Biogas-BHKWs steckt jede Menge Versicherungspotential… S. G.: Ja, bereits bei Planung, Bau, Konstruktion und Montage beginnen die Versicherungsthemen. Hierbei sind in den einzelnen Phasen unterschiedliche Versicherungsinteressen zu berücksichtigen. So stehen bei der Konstruktion und der Planung für die Hersteller mehr die Fragen nach Haftpflichtund Gewährleistungsrisiken im Vordergrund, bei den Anlagenbetreibern hingegen die Absicherungen der Sach- und Maschinenrisiken.

Das Unternehmen aus dem Jahre 1820 firmiert heute unter dem Namen Gothaer Versicherungsbank VVaG und hat sein Leistungsportfolio über verschiedene Tochtergesellschaften deutlich vergrößert. Ein Kerngebiet ist die Sach- und Unfallversicherung mit der Maschinenversicherung, die eine weitgehende Absicherung für Risiken aus dem Technikumfeld bietet. Modernen EEAnlagen wie Blockheizkraftwerke sind bei Kraft-Wärme-Kopplung unersetzlich Die Gothaer bietet hier für die mit hohen Leistungsanforderungen eingesetzten Gasmotoren (Erdgas- und Schwachbetrieb) einen speziellen Versicherungsschutz.

Moderne Maschinenversicherungskonzepte für Motoren decken neben den Kaskogefahren jegliche technischen Risiken ab und zudem auch die Ertragsausfälle aus dem Strom- und Wärmeverkauf, die während einer schadenbedingten Stillstandphase eintreten können.

Zum Interview bereit stand Stephan Glauch, Produktmanager und Chiefunderwriter im Bereich Erneuerbare Energien bei der Gothaer.

Welche Versicherungsstufe greift danach und welche Risiken werden damit abgesichert? S. G.: Nach erfolgter der Montage und Inbetriebnahme inklusive Leistungslauf des BHKWs kann eine Maschinenversicherung u.a. vor Risiken und deren Folgen aus Gefahren und Schäden wie Konstruktions-, material- und Ausführungsfehlern schützen, die bereits bei der Herstellung gesetzt wurden. Sind auch Stillstandzeiten während regulärer Wartungen versicherbar? S. G.: lacht… Nein, das wäre ein geplantes Ereignis und diese Stillstände sind nicht Gegenstand einer Maschinenbetriebs-Unterbrechungsversicherung. Was an dieser Stelle wichtig ist, und worüber der eine oder andere Betreiber sich nicht bewusst ist: vom Hersteller vorgeschriebene Wartungs- und Serviceintervalle ohne Absprache mit dem MaschinenVersicherer zu strecken, ist hochgefährlich. Dies könnte als Verstoß gegen Vorgaben des Herstellers gewertet werden und einen Ausschluss aus dem Versicherungsschutz bedeuten.

Ernst Wilhelm Arnoldi, Gründer der Gothaer. Das heißt, wenn der Schadensfall eintritt, zahlt die Versicherung nicht? S. G.: Richtig! Hersteller machen Serviceund Wartungsvorgaben vor dem Hintergrund eines störungsfreien Anlagenbetriebs u.a. im Rahmen Ihrer Gewährleistungen. Daher muss sich an diese Herstellerregeln auch gehalten werden. Der Versicherer kann sich im Schadensfalle anhand von Wartungsprotokollen, Ölanalysen etc. ein Bild davon machen, ob der Betreiber seinen Verpflichtungen nachgekommen ist. Gibt es Ausnahmen? S. G.: In Ausnahmefällen werden wir von Betreibern vorher angefragt, ob ein Wartungsintervall zeitlich gestreckt werden kann. Unsere Technikexperten überzeugen sich dann vom Anlagenzustand bzw. den Umständen und können ggf. Zugeständnisse machen. Sie haben also eigene Experten im Hause, die die Anlagenzustände begutachten und beurteilen können? S. G.: Ja, wir versuchen, in den meisten Fällen mit eigenen Gutachtern Lösungen für unsere Kunden zu finden. In manchen Fragen greifen wir gerne auf Motorenhersteller oder Serviceunternehmen zurück.


Bereits 20 Jahre sind wir auf dem Gebiet der Erneuerbaren Energien als einer der führenden Versicherer aktiv. Damals begann es mit der Windkraft. Aus diesen Erfahrungen haben wir uns ein breites Wissen erarbeitet. Von unserem Know-how bei größeren Gasmotoren-Anlagen profitieren wir und unsere Versicherungsnehmer in der Biogastechnik. Sie können aus dem Erfahrungsschatz schöpfen, doch worauf muss ein zukünftiger Betreiber, dem die Erfahrung fehlt, bei der Anlagenplanung achten? S. G.: Oftmals werden wir schon bei der Planung einer BHKW-Anlage hinzugezogen. Meist mit einer Anfrage, ob und in welchem Umfang diese versicherbar ist. Das hilft dem Planer oder Betreiber, Sicherheit zu erlangen. Weiterhin gibt es technische Regelwerke, die er beachten sollte: Regulär versichert werden nur Anlagen, die eine Serienreife nachweisen konnten. – Vorsicht bei Prototypen! Hier bedarf es in der Regel besonderer Vereinbarungen mit dem Versicherer. Welche Risiken sollten vermieden werden? S. G.: Böse Überraschungen kann es geben, wenn beispielsweise ein für den Dieselbetrieb konstruierter Motor auf Gasbetrieb umgebaut wurde und der Hersteller keine Freigabe dafür erteilt hat. Im etwaigen Schadenfall könnten Haftungsfragen zu den Gewährleistungen von dem Umbauer unbeantwortet bleiben. Gerade bei sogenannten „Exoten“ sollte sich ein zukünftiger Betreiber genau informieren und sich möglicher Risiken bewusst sein. Es gibt aber bereits sehr viele umgebaute Motoren, die Freigaben durch die Rumpfhersteller besitzen. Für diese bestehen dann entsprechende Wartungs- und Servicepläne. Auch die jeweils errechnete Lebensdauer dieser Motoren wird erreicht. Was ist also wichtig für Betreiber? S. G.: Ganz klar, die namhaften Hersteller im Markt haben meist keine Probleme mit ihren Serienaggregaten. Wichtig ist,

Firmenschild aus Zeiten der Gothaer Feuerversicherungsbank.

dass die verwendete Technik auf dem aktuellen Stand ist. Darüber hinaus ist ein vernünftiges Service- und Wartungskonzept von grundlegender Bedeutung. Daneben spielen die Reaktionszeiten der Hersteller oder Serviceunternehmen bei Störungen oder Schäden eine wichtige Rolle. Die Geschwindigkeit in der ein Servicetechniker vor Ort sein kann und ein fehlendes Ersatzteil beschafft werden kann, ist entscheidend. Weiterhin ist die Platzierung des Motors, ob in einer Halle gut zugänglich oder in einem engen, evtl. schlecht zugänglichen Container zu bewerten. Auch Platzaspekte sind für die Wartungsmöglichkeiten und den daraus entstehenden Zeitaufwand wichtig. Nicht immer ist die preisgünstigste Anlage in der Anschaffung über die Dauer der Zeit auch wirklich die günstigste oder effektivste Lösung. Was tun, wenn der Schadenfall eingetreten ist? S. G.: Schaden und Zeitpunkt dem Versicherer umgehend melden. Das Schadenmanagement der Gothaer kann bei Schadenerstmaßnahmen sinnvolle Unterstützung geben. Über die lange Erfahrung in dem Bereich der Maschinenversicherun-

gen von Gasmotoren haben unsere Mitarbeiter auch das entsprechende Know-how erworben, um die im Markt beteiligten Unternehmen zu kennen und dafür zu sorgen, dass Reparaturen zügig durchgeführt werden. Natürlich versuchen wir, den Betreiber so zu unterstützen, dass Schäden bezüglich der Dauer der Betriebsunterbrechung sowie des Kostenniveaus innerhalb des Selbstbehalts kurzfristig Instand gesetzt werden können. Das ist im Interesse aller Beteiligten – je schneller die Anlage wieder ans Netz geht und je geringer der Kostenaufwand dafür ist, desto schneller amortisiert sie sich. Vielen Dank für das interessante Gespräch! (sob)

Bilder: Gothaer Versicherungsbank VVaG info Gothaer Versicherungsbank VVaG 50969 Köln Tel. 0221 308-00 www.gothaer.de


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