AKV Journal - Ausgabe 5

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Journal 5 | 2010

Dr. Jürgen Rüttgers: 60. Ritter des Ordens Wider Den Tierischen Ernst

Dr. jur. Jürgen Rüttgers – 60. Ritter des Ordens wider den tierischen ernst Sie selbst gelten als ein Meister des doppelten Humors und des tref­ fenden Spotts. Welche Bedeutung mes­ sen Sie Humor und Lachen im Leben der Menschen bei, und worin sehen Sie die Rolle des Narren und den Wert ei­ ner Büttenrede, wenn sie denn über Stil verfügt? Da halte ich es mit Ringelnatz: „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.“ Es gibt natürlich verschiedene Knöpfe. Wir haben da die Albernheiten, die sehr befreiend sind. Wir haben aber auch die Hirnschmeichler, auf die Sie anspielen. Bei denen muss man erst überlegen, bevor man sich amüsieren kann. Aber die­se leistungsorientierten Lacher können sehr erhebend sein. Wussten Sie, dass die berühmten Aha-Effekte tatsächlich Glückshormone freisetzen? Wie wir wissen, wirken diese lebensverlängernd. Insofern kann die Rolle eines stilvollen Narren gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wie beurteilen Sie die Tradition, am Vormittag des Tages der Ordens­ verleihung „Wider den Tierischen Ernst“ bei einer Open-Air-Sitzung hautnah den Aachenern zu begegnen? Sie macht mir keine Angst, falls Sie das glauben. Eine solche unmittelbare Begegnung hat immer etwas von einer öffentlichen Reinigung. Karneval ist kritisches Bürgertum und bedeutet Aufklärung im besten Sinne. Im Karneval wird Klartext gesprochen, das heißt, ich erfahre, was die Menschen wirklich von mir denken. Und am Schluss schunkeln sie trotzdem mit mir.

Was schätzen Sie besonders an Mario Adorf, der für Sie bei der Ordens­ verleihung die Laudatio halten wird? Mario Adorf ist ein großartiger Schauspieler. Ich mag seine handfeste und schlitzohrige Art – und wenn er auch viele andere Rollen hervorragend gespielt hat, mag ich am liebsten seine tiefgründigen Figuren. Die Mafio­ si, Bösewichte und Bellheims. Dass er mein Laudator ist, finde ich sehr schmeichelhaft. Haben Sie bereits – trotz der Ko­ alitionsverhandlungen in Berlin – mit der Ausarbeitung Ihrer Ritterrede be­ gonnen, oder werden Sie bis zum letz­ ten Moment daran schleifen? Sie haben selbst gesagt: Dies ist der „Nobelpreis des Humors“ und der flößt mir schon Respekt ein. Spontaner Humor ist gut. Aber ich bin gerne gut vorbereitet. Ursprünglich wollten Sie Jour­ nalist werden. Was reizte Sie an diesem Beruf? Für welches Studium entschlos­ sen Sie sich dann aber, und wann be­ gann Ihr Einstieg in die Politik? Ich wollte Journalist werden, weil ich neugierig auf Menschen bin. Zum anderen wollte ich etwas für sie und für das Gemeinwesen tun. Eigentlich hat sich das nie geändert. Ich habe Geschichte und Jura studiert und hätte damit auch Journalist werden können. Aber irgendwie bin ich Politiker geworden und werde die Seiten auch wahrscheinlich nicht mehr wechseln.

„Und am Schluss schunkeln sie trotzdem mit mir.“

Sie sind ein Landesvater, der die Nähe der Bürger – vom Arbeiter bis zum Großindustriellen, vom Bäcker bis zum Wissenschaftler oder Künstler – sucht. Was prägt Sie zu dieser Haltung, die Ih­ nen bei den Menschen so viele Sympa­ thien einbringt? Das hat sicher wieder etwas mit meiner Neugier zu tun, mit dem Wunsch, Menschen kennenzulernen und zu verstehen, was sie bewegt. Das ist auch für mich eine Bereicherung. Ohne ehrliche Anteilnahme ist gute Politik nicht möglich. Für Ihre Verdienste um den Mal­ teser-Orden wurden Sie mit dem Groß­ kreuz des Verdienstordens „Pro Merito Melitensi“ geehrt. Worin zeigt sich Ihr soziales Engagement sowohl für den Malteser-Orden, als auch für andere karitative Einrichtungen? Malteser sind aus unserer Gemeinschaft nicht wegzudenken. Unsere Gesellschaft ist auf bürgerschaftliches Engagement angewiesen, sonst ist sie kalt und traurig. Als Ministerpräsident unterstütze ich ehrenamtliche Helfer so gut es geht. Ich sage auch oft und gerne Danke. Das gerät häufig zu kurz. Haben Sie ein Lebensmotto? Träume nicht dein Leben. Lebe deinen Traum. Welchen persönlichen Interesse­n gehen Sie am liebsten in Ihrer knapp bemessenen Freizeit nach? Ich verbringe meine Freizeit am liebs­ ten ohne Telefon, Fax oder Handy. Dafür mit meiner Familie – einem guten Buch und einer Tafel Nussschokolade, oder einem Bier und einer Frikadelle.


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