AKV Journal - Ausgabe 3

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Journal 2009 Journal 3 | 2008

Ausgabe 3 2. Jahrgang · Session 2008/2009

„Oche Alaaf!“ 150 Jahre AKV

Öcher Markenzeichen: Josef, Jupp und Jüppchen, Garanten für Spaß!

Die AKV-Veranstaltungen Carnevale, Florresei-Palast und KKK im Fokus!

Ciao Mario: Der Cavaliere von Aachen 2009

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Es muss einen Grund geben, warum der Mensch in der Lage ist, GlĂźck empfinden zu kĂśnnen.


Editorial

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Meine sehr verehrten Damen und Herren liebe Leser des AKV-Journals, … liebe Karnevalisten, ein herzliches „Oche Alaaf“ der nun be­ginnenden fünften Jahreszeit, in die wir mit gespannter Vorfreude und hoher Erwartung eintreten. Es ist die Jubiläumssession unseres Aachener Kar­nevalsvereins (AKV), der 2009 auf sein 150-jähriges Bestehen zurück­ blicken kann. Sie kennen vielleicht meinen kürzlich gewählten Vergleich zwischen Riesenschildkröten und Karnevalsvereinen. Sie können nämlich beide 150 Jahre alt werden und brauchen für vieles e­inen harten Panzer. Denn in 150 Jahren hat der AKV viel überstehen müssen, beispielsweise Kaiser, Kanzler, Koalitionen sowie Kriege und Katastrophen, aber auch nicht wenige Kritiker, Konkurrenten und was noch viel schlimmer ist, den einen oder anderen Karnevalsmuffel. „Gibt es eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor“, so fragte schon der bekannte Autor Charles Dickens. Mit Tradition und Innovation achtet der AKV darauf, Vergangenes zu ehren und Zukünftiges sowie Neues zu gestalten. Vor allen Dingen will der AKV eines: Menschen verbinden. Ich darf an dieser Stelle an den unvergessenen, langjährigen Präsidenten des AKV Jacques Königstein erinnern, der in den 38 Jahren seiner AKV-Präsidentschaft (von 1930 bis 1968) Griesgram und Muckertum närrisch und entschieden den Kampf ansagte. Ä­ußeres Zeichen wurde seit 1950 hierfür die Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst. Einen europaweit so anerkannten Kulturpreis, der nicht für, sondern gegen etwas verliehen wird, hat kein anderer Karnevalsverein. Dadurch ist die Ordensverleihung auch jährlich ein höchst kulturelles Ereignis, das bundesweit von Millionen Zuschauern über den Bildschirm miterlebt wird. Durch die Fernsehübertragungen der AKV-Festsitzungen wurde der Aachener Karnevalsverein zugleich in den verpflichtenden Rang eines Botschafters

der Stadt Aachen erhoben. Auch der Konvent der Ritter wider den tierischen Ernst begeht in diesem Jahr bereits sein goldenes Jubiläum. Er wurde vor 50 Jahren, am 25. Januar 1959, auf Anregung von Ordensritter Professor Carlo Schmid, aus der Taufe gehoben. Für den AKV ist es eine Ehre und Freude zugleich, in unserem Jubiläumsjahr eine weltweit anerkannte Schauspielerlegende, den großartigen Mimen Mario Adorf, als 59. Ritter des Ordens wider den tierischen Ernst auszeichnen zu dürfen. In ihm ehren wir eine Künstlerpersönlichkeit von gesellschaftlichem Rang, die mit feinsinnigem Humor und schlagfertigem Witz ausgezeichnet ist und ganz viel menschelt. Mario Adorf ist der Grandseigneur des deutschen Films. Ein Mann, der humorvoll und charmant ist, durchaus manchmal aber auch etwas schlitzohrig sein kann. Wir sind gespannt auf seine Ritterrede, die sowohl durch Esprit, gekonnte Rhetorik und seine mimische Interpretation zu einem künstlerisch-amüsanten Erlebnis zu werden verspricht. Doch nicht nur seine Rede weckt hohe Erwartungen. Die Laudatorin I.D. Gloria Fürstin von Thurn und Taxis ist ihm eine ebenbürtige Rednerin und vor allem eine hochkarätige Powerfrau, die voller Überraschungen steckt. Als sie 2008 als vierte Frau unter 54 Männern zur Ritterin geschlagen wurde, hat sie mit leidenschaftlichem Temperament und voller Esprit der Verleihung dieses Kulturpreises ein neues Image verliehen. Das Publikum jubelte ihr begeistert und sehr herzlich zu. Löste Fürstin Gloria anschließend mit ihrem Lied: „Karneval, na endlich Karneval“ Beifallsstürme aus, so engagiert sie sich jetzt mit diesem Song für Aachener Kinder in Not. Die Fürstin singt dieses Lied auf der aktuellen CD „Janz Oche sengt“ der Aachener Gesangsgruppe „De Jonge vajjen Bever­ au“, die ausschließlich für den Hilfsfonds „KINDER IN NOT in der Region Aachen“ auftreten und aus dem Hofstaat unseres Exprinzen Hanns I. Bittmann hervorgegangen sind.

In unserem Karnevalsprinzen 2009 Thomas I. Ebert haben wir einen wirklichen und echten „Strahlemann“ für die Jubiläumssession gefunden. Er ist durch und durch eine Öcher Frohnatur und hat sich für seine närrische Regentschaft das Motto erwählt: „Strahlt mit, wenn Ihr Öcher seid!“ Erweitern wir doch dieses Motto auf unsere Leserinnen und Leser, auf unsere Sponsoren, Freunde und Helfer, denen wir zu Dank verpflichtet sind, und rufen ihnen zu: „Strahlt mit, auch wenn Ihr keine Öcher seid!“ Herzlichst

Ihr Horst Wollgarten Präsident des AKV

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04.07.2008

13:58 Uhr

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Grußwort Dr. Jürgen Linden Er ist bekannt, berühmt und beliebt wie kaum ein anderer deutscher Künstler, hat Charakterrollen unterschiedlichster Prägungen und die Bandbreite seines Könnens ist so vielfältig wie die Kostüme bei einem Rosenmontagszug. Schlicht.: Er ist ein Super-Schauspieler, ein Mann, den man mag – nur die Katze von der Camorra hätte er nicht ertränken dürfen.

Unsere Stärke – die persönliche Beratung.

Heute kommt auf Mario Adorf ein neuer Karriereschritt zu: die Bütt!

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Wir dürfen uns freuen, denn er spielt sich selbst, das Eifeler Schlitzohr mit italienischem Charme. Wenn seine Pointen so treffen wie Heiko im Werbespot auf dem Tivoli, hat er gewonnen und Mario lässt den Vogelkäfig kräftig beben. Diesen Volltreffer wünschen wir ihm, dem AKV, dem WDR und auch unserer Stadt Aachen. Freuen wir uns auf eine grandiose Ordensverleihung an Ritter Mario, die das Jubiläumsjahr des 150-jährigen Bestehens des Aachener Karnevalsvereins bereichert und verschönert. Vööl Plaisier, ene joe Vermach än dreijmoel kräftig Oche Alaaf

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Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden


Inhalt | Impressum

Inhalt

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Impressum Seite

Herausgeber AKV gegr. 1859 e.V. Kurhausstraße 2c 52062 Aachen Telefon 0241/47 03 11 -0 Fax 0241/47 03 11 -19 info@akv.de www.akv.de

Editorial Horst Wollgarten, AKV-Präsident

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Grußwort von Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden

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Impressum

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Mario Adorf: der 59. Ordensritter

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„Oche Alaaf!“ – 150 Jahre AKV

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Was bedeutet Ihnen der AKV? Prominente Aachener antworten

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„Än se krejje os net kapott …“ Hans III. Achilles

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Karnevalistische Zeitzeugen: Fastelovvend nach dem Krieg

Koordination Patrik Hoesch

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Anzeigen Patrik Hoesch Alexander Krott Rolf Lejeune

Die Carnevale – ein Team mit unermüdlichem Einsatz 30 Der Florresei-Palast – Nachwuchsjecken heizen ein

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Kaffee, Kids & Kokolores: Magischer Anziehungspunkt nach dem Kinderzug

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Ritter kurz gefragt – Friedrich Merz MdB

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Veranstaltungskalender und Termine

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Josef Jupp und Jüppchen Markenzeichen Öcher Humors

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Der Ordenskanzler: 50 Jahre Ritterkonvent

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Hörbericher Kenger erhalten 17. Zentis-Kinderkarnevalspreis

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Der „Herr der Wagen“: Dr. Norbert Königs

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Die Orden einer ganz besonderen Session

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Der Orden wider den tierischen Ernst und seine Ritter

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Buch: „Mit närrischem Frohsinn …“ 150 Jahre AKV Unser Dank gilt den Sponsoren

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Präsident Horst Wollgarten Redaktion Patrik Hoesch Jutta Katsaitis-Schmitz

Text Jutta Katsaitis-Schmitz Heinz Elmann Fotos Helmut Koch Nik Konietzny Sabine Brauer Jutta Katsaitis-Schmitz Rainer Stratmann AKV-Archiv Grafik mäx it Werbeagentur GmbH Monika Korbanek Druck Silberdruck, Kassel Auflage 8.000 Stück

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Mario Adorf – 59. Ritter des Ordens Wider den tierischen Ernst

Mario Adorf – 59. Ritter des Ordens Mario Adorf, der Grand­ seigneur des deutschen Films – charmant, witzig, aber auch etwas schlitzohrig …

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© Foto Nik Konietzny

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Das Ambiente des Bayerischen Hofs in München war passend zur Vorstellung des designierten 59. Ordensritters wider den tierischen Ernst ge­wählt. Mit Mario Adorf hat sich der Aachener Karnevalsverein für eine Persönlichkeit von gesellschaftlichem Rang und Namen entschieden. Wer, wenn nicht diese weltweit anerkannte Schau­ spieler­legende, kann die entscheiden­ den Kriterien für diese Auszeichnung – Humor und Menschlichkeit im Amt, Beruf oder Leben – überzeugender aufweisen. „Es ist für den AKV eine Ehre und Freude zugleich, mit Mario Adorf eine Persönlichkeit der Kultur auszuzeichnen, die mit feinsinnigem Humor und schlagfertigem Witz aus­ ge­­stattet ist,“ erklärte AKV-Präsident Horst Wollgarten den Vertretern der bundesweiten Presse. Der große Mime, der in der Gunst des Publikums zu den beliebtesten Schauspielern und, noch vor dem Papst, zu den sieben vertrauenswürdigsten Persönlichkeiten der Gegenwart zählt, ist eben nicht nur ein Garant für Unterhaltung. Er ist ein Idol, das glaubhaft seine Rollen lebt: souverän, gelassen, faszinierend, aber auch herrlich übertreibend. Mario Adorf kann überzeugender Grandseigneur und Charmeur, gestandener Geschäftsmann und mit klarem Kalkül handelnder Mafiosi sein. Hiebe versetzt er dabei im Dialog mit Weisheit und in der feinen Art. Seine sonore Stimme sei ein „wohliges, akus­tisches Vergnügen“, urteilen Theater- und Filmkritiker. Brillant versteht er es, sich und seine Figuren auch auf den Arm zu nehmen und selbst aus dem Bösen das Menschliche herauszukitzeln. Mario Adorf strahlt mit seinem Charisma Mutmachen und Selbstvertrauen aus. Dabei setzt er genial das Spiel seiner Augen ein. Selbst wenn die Lider halb geschlossen sind und sein Gesicht ein lebensfrohes Lachen zur Schau stellt, sprechen die Augen eine andere Sprache, scheinen das Gegenüber zu ergründen.

© Foto Rainer Stratmann

Wider den tierischen Ernst

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Mario Adorf – 59. Ritter des Ordens Wider den tierischen Ernst

Mario Adorf – 59. Ritter des Ordens „Mario Adorf ist der Grandseigneur des deutschen Films. Ein Mann, der humorvoll, charmant, witzig und mit Sicherheit auch manchmal etwas schlitzohrig ist,“ umriss Horst Wollgarten das Erscheinungsbild des großartigen Schauspielers, der nicht ohne Grund seit 1996 auch Träger des Ordens „Goldenes Schlitzohr“ ist.

© Foto Nik Konietzny

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Der designierte Ordensritter wurde 1930 in Zürich geboren, wuchs aber in Mayen, dem „Lago Maggiore in der Süd­eifel“ auf. Obwohl sein Vater ein Chirurg aus Italien war, entwickelte Mario Adorf zu diesem Land keine wirklichen Heimatgefühle. Für ihn sei die Eifel die Heimat, sagte er in einem Interview. „Heimat ist, wo man aufgewachsen ist und die ers­ ten Kinderlieder gesungen hat“. Als Autor widmete er 2005 seiner alleinerziehenden Mutter das Buch: „Mit einer Nadel bloß“. Als Zwanzigjähriger studierte Mario Adorf zunächst an der Universität Mainz Philosophie, Psychologie, Kriminalogie, Literatur, Musikgeschichte und Theaterwissenschaften, arbeitete dann als


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Wider den tierischen Ernst Sta­tist und Regieassistent am Schauspielhaus Zürich. Nach einer Schauspielausbildung an der Otto-Falcken­ berg-Schule in München erhielt er 1955 sein erstes Engagement als Schau­­spieler an den Münchener Kammerspielen. Hier arbeitete er bis 1962 auch mit August Everding zusammen, der vom AKV 1987 mit dem Orden w­ider den tierischen Ernst ausgezeichnet wurde. Ihn hatte Mario Adorf zusammen mit Hubert von Meyerinck, genannt „Hupsi“, bei den Proben zum Theater­stück „Das Wirtshaus im Spessart“ kennen gelernt, bei dem Everding Regie führte. „Als wir beide bei der Generalprobe vor Begeisterung lautstark klatschten und lachten, war Everding schlitzohrig genug, uns beiden Pre-

mierenkarten zu geben, um als Applaus-Einpeitscher im Publikum zu sitzen“, plauderte der designierte Ordensritter bei der Pressekonferenz aus dem Nähkästchen. „Wir saßen dann nicht zusammen, sondern an strategisch günstigen Punkten“, erfuhren die Vertreter der schreibenden Zunft. Während es Adorfs Aufgabe war, „mit schnarchähnlichem Rasseln durch die Nase“ ein herausplatzendes Lachen zu inszenieren, das sich auf das Publikum übertrug, provozierte nun „Hupsi“ mit seinen „riesigen, roten Händen“ einen stehend dargebrachten Schluss­ applaus und wiederholte Bravo-Rufe des Publikums. Als Adorf 1997 von der Münchener Faschingsgesellschaft „Narrhallen“ den Karl-Valentin-Orden erhielt, war August Everding sein Laudator.

„… eine Persönlichkeit der Kultur (…), die mit feinsinnigem Humor und schlag­ fertigem Witz aus­ gestattet ist.“

Feinsinniger Humor und schlagfertiger Witz gepaart mit der nötigen Portion Schlitzohrigkeit: Mario Adorf ist eine der herausragenden Persönlichkeiten auf deutschen Bühnen.

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Mario Adorf – 59. Ritter des Ordens Wider den tierischen Ernst

Mario Adorf – 59. Ritter des Ordens Wider den tierischen Ernst Viele Jahre lebte Mario Adorf dann in Rom, Paris, München und hat seinen Ferienwohnsitz in St. Tropez. Aus diesem „Fischerörtchen mit Weltruf“ stammt Adorfs Gattin Monique, mit der er in zweiter Ehe seit 1985 verheiratet ist. Vor 5 x 11 Jahren stand der Schauspieler erstmals nicht nur auf der Bühne, sondern auch vor der Kamera . „08/15“ hieß 1954 sein erster Film. Über 130 Rollen hat er seitdem gespielt. Waren es Anfangs Ganoven- und Schurkenrollen, so verkörperte er von den 80er Jahren an den Grandseigneur, Patron oder Mafia-Paten. Er drehte Filme mit großen Regisseuren, wie

Billy Wilder („Fedora“), Rainer Werner Fassbinder („Lola“), Claude Chabrol („Stille Tage in Clichy“) und Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“). Für das Fernsehen waren es „Kir Royal“ (mit Helmut Dietl, einem seiner Lieblingsregisseure), sowie die Mehrteiler: „Der große Bellheim“ und „Der Schattenmann“ (beide mit Regisseur Dieter Wedel). Sein künstlerisches Schaffen wurde mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, unter anderem mehrfach mit dem Bambi, der Goldenen Kamera, dem Adolf-Grimme-Preis und dem Großen Bundesverdienstkreuz. Die Stadt Mayen verlieh ihm 2001 die Ehren­bürgerschaft.

Zur Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst sagte Mario Adorf: „Dieser Orden ist eine besondere Auszeichnung für mich. Vor allem, weil auch August Everding damit ausgezeichnet wurde, mit dem ich ja zusammen am Theater angefangen habe. Wir waren gut befreundet. Der Aachener Orden unterscheidet sich von allen anderen Auszeichnungen, weil er nichts mit der Arbeit zu tun hat, sondern mit den Menschen und ihrem Sinn für Humor. Ich finde, das ist selten und eben etwas Besonderes. Ich weiß, welche großen Gestalten der Geschichte diesen Preis bisher bekommen haben und fühle mich sehr geehrt.“ Nicht ganz ohne Lampenfieber sieht er seiner Ritterrede entgegen. „Für mich ist das kein Auftritt, wie jeder andere. Ich verkörpere da ja keine Rolle, sondern trete in einer Art Eigenshow auf. Das wird ein harter Brocken. Meinen Humor muss ich dort erst noch unter Beweis stellen“.

Mario Adorf über sich selbst: „Mit Menschenverächtern und grausamen Machos kann ich nichts anfangen“. I.D. Gloria Fürstin von Thurn und Taxis über Mario Adorf: „Mario Adorf als neuer Ritter – einfach Klasse! Mit ihm und seiner Frau Monique bin ich seit langem befreundet.“

Der Filmproduzent Peter Berling über Mario Adorf: „In seinem Wesen ist Mario stets ein großzügiger Mensch geblieben, freimütig in seiner liberalen Gesinnung, freigiebig und hilfsbereit im Umgang mit Freunden“.

Die Schauspielerin Iris Berben über Mario Adorf: „Ich empfinde tiefen Respekt und Liebe für Mario! Er steht für Professionalität, Menschlichkeit und Klugheit. Wir haben eine ähnliche Auffassung vom Leben. Unsere Freundschaft ist ein großes Glück und mit ihm zusammenzuarbeiten sowieso purer Luxus“.


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150 Jahre AKV

„Oche Alaaf!“ 150 Jahre AKV

Der Gründer der Florresei, Clemens August Hecker

Christian Felix Ackens, erster Präses des Neuen A­achener Carne­ vals-Vereins

Historischer Prolog „Oche Alaaf, Oche Alaaf, so begegne sich de Jecke Fastelovvend op dr Jraav, Oche Alaaf!“ Wie oft ist dieses Lied in ausgelassener Stimmung während der fünften Jahreszeit auf Aachens Straßen und Plätzen zu hören. Lautstark singend, der Lebensfreude hingegeben, überbieten sich dabei die Fastelovvendfans. Nicht jeder wird wissen, dass dieses „Oche Alaaf“ dem Öcher Heimatdichter Ferdinand Jansen bereits 1815 beim Verfassen des „Ledche op dicke Bonne“ erstmals aus der Feder floss. Der bis heute aktuell gebliebene Schlachtruf der Jecke: „Alaaf Oche än wenn et versönk!“ geht auf denselben Poeten zurück, der ihn 1825 zum ersten Mal in seinem Gedicht „Die Carnevalstage“ verankerte. Nur wenige Tage nach Gründung der ersten Karnevalsgesellschaft in A­achen, der „Florresei“, am 12. Februar 1829, wurde am Karnevalsdienstag im Stadt-Theater zu Aachen eine gleichnamige Posse: „Allaf Ochen en wenn et versönk!!!“ uraufgeführt. Es war Clemens Hecker, der erste Präses der „Florresei“, der das löstelich Fastelloffendt-Spell verfasst und ihm diesen Titel gegeben hatte. Schlachtruf der Florresen aber blieb noch lange das überlieferte: „Böh, böh, böh!“ Erst als sich 30 Jahre später, am 9. Dezember 1859, der Verein aufgrund von Querelen und politischer Auseinandersetzungen spaltete und im Weinlokal „Neuer Klüppel“ am Holzgraben ein Neuer Aachener Carnevals-Verein (später Aachener Karnevalsverein) ge-

„Oche Alaaf!“

gründet wurde, änderte sich das. Gesellschaftsfähig wurde nun auch bei den „222 Herren der besseren und bes­ ten Stände der Stadt“, die sich dem neuen Verein gleich im ersten Jahr angeschlossen hatten, unser unsterbliches „Oche Alaaf!“ „Janz Oche sengt!“ Was aber zeichnet alle karnevalis­ tischen Aachener Frohnaturen neben dem Spaß an der Freud’ und dem Öcher Hazz aus? Die Sangesfreude! Egal, ob mit geschult sonorer oder eben angeborener Stimmgewalt. Nicht ohne Grund wählte daher auch 1859 der erste Elferrat des Neuen A­ache­ner Carnevals-Vereins den 43 Jahre alten Christian Felix Ackens zum ersten Präses. Als Sohn eines Fabrikmeisters hatte er in Monschau das Licht der Welt erblickt und lebte später als Kaufmann und Buchhalter in Aachen. Die Liebe des ewigen Junggesellen aber galt der Musik, und so spielte er auch im Musik- und Gesellschaftsleben Aachens eine gewichtige Rolle. 1839 war Ackens nicht nur Gründungsmitglied, sondern später auch Chormeister und über 46 Jahre hinweg Präsident des Gesangvereins Concordia, war Mitglied des Komitees für die Niederrheinischen Musikfeste, wurde durch kirchenmusikalische Kom­­positionen und die Vertonung zahlreicher Lieder bekannt. Er starb in Aachen im Alter von 70 Jahren. Soweit der Exkurs zu den Wurzeln unseres heutigen Aachener Karnevalsvereins (AKV), der 2009 auf sein 150-jähriges Bestehen zurückblickt.

„Aachen, ein kleines, unbekanntes Dorf in der Nähe von Jülich?“ Worauf müsste Aachen denn nun verzichten, wenn es den AKV nicht gäbe? Echt jeck und treffend wusste da AKVEhrenpräsident Georg Helg, einer der späteren Nachfolger im Amt des Felix Ackens, eine Antwort. „Natürlich müsste Aachen auf so ziemlich alles verzichten, was uns in der fünften Jahreszeit Freude macht und auf noch einiges mehr“, meint er. Es gäbe keinen Prinzen Karneval, keinen Rosenmontagszug, keine Prinzengarde, keinen Märchenprinzen und auch nicht dessen Kinderzug. Es gäbe vor allem keinen Orden wider den tierischen Ernst und damit keinen Fernsehkarneval aus Aachen. „Ohne den AKV wäre Aachen wahrscheinlich ein kleines, unbekanntes Dorf in der Nähe von Jülich. Wie bitte? Stimmt alles nicht? Wenn Ihr das meint, dann hakt Euch unter und singt ganz einfach mit mir: „Du kannst so reizend lügen, darum gefällst Du mir …“ fordert Helg auf. Worauf wir wieder beim fröhlichen Singen wären – das nächs­ te Liedchen bereits auf den Lippen! „Ach wär’ ich nur ein einzig Mal ein stolzer Prinz im Karneval“ Dieses Lied drückt die stille Sehnsucht oft geträumter Träume jedes wahren Fastelovvendjecks aus. Für bisher 80 gestandene Mannslü aus den Reihen des AKV wurde dieses heiße Verlangen in den vergangenen 150 Jahren Wirklichkeit. Bekannt ist zwar, dass es bereits 1830 in Aachen einen Rosenmontagszug gab, und „die Erscheinung des Helden Karneval mit seinen beiden Pagen, so auch Saladin und Richard Löwenherz zu Pferde, ungemein glänzend war“. Wie der Held aber hieß – wir wissen ’s nicht. Namen waren für Chronisten wohl nur Schall und Rauch. 1881 dann das Ereignis! Gestellt aus den Reihen des AKV war der gerade 21 Jahre alte Arthur Boyd Reumont der erste namentlich zitierte Prinz, der am Rosenmontag, 28. Februar, „glanzvoller Mittelpunkt einer feierlichen Birutschenfahrt“ war. Das jedoch war alles, was die GazetPrinzenpro­kla­mation 1963, Prinz Axel I. Scholz


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„Überhaupt: ohne den AKV wäre Aachen wahrscheinlich ein kleines, unbekanntes Dorf in der Nähe von Jülich …“ ten schrieben. Erst Archivrecherchen brachten Licht ins Dunkel und deckten eine illustre Biographie auf: in New York als Sohn eines Aachener Bankkaufmanns geboren, später im Alter von nur 40 Jahren in Kairo gestorben, hatte der überall beliebte, charmante Lügner „Archie“, wie ihn seine Freunde nannten, leider eine unglückliche Ehe und forderte seinen Rivalen zum Duell mit Pistolen. Obwohl blind vor Eifersucht, schoss er ihm gezielt in die Schulter und – traf!

Die Prinzen – vom Held Karneval zum Entertainer Wann aber wird nun aus einem närrischen Mannsbild ein Prinz Karneval? Was erwartet das Narrenvolk von ihm, und welche Insignien weisen ihn als Herrscher der fünften Jahreszeit aus? Genügen ein Wams aus Samt und Seide, eine heitere Seele und rheinische Lebenslust? Im dritten Jahrtausend längst nicht mehr. Um einen Glücks­taumel um sich herum auszulösen, muss der Prinz Karneval von Heute Power und Charis-

ma besitzen, muss stimmgewaltig und ein perfekter Mime sein. Schlichtweg, die Jecke erwarten einen Entertainer von Format. Eins aber muss er vor allem besitzen: ein Herz für das Gute, das zum Maßstab seiner Regentschaft wird. Wer all’ diese Tugenden besitzt, dem gebühren Prinzenmütze, Prinzenkette, Prinzenfedern und ein Zepter in der Hand. Ein Zepter – das ist das entscheidende Symbol nicht nur weltlicher, sondern ebenso auch närrischer Macht und besitzt Tradition.

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150 Jahre AKV

„Oche Alaaf!“ 150 Jahre AKV

Goethe mit Narrenkappe

Das Zepter des römischen Pulcinellen-Königs Kein Geringerer als der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe inspirierte bereits 1789 die Entwicklung des rheinischen Karnevals durch seine Reiseerinnerungen an „Das Römische Carneval“ mit seinem Maskenzug der Pulcinelle auf dem Corso zwischen der Piazza del Popolo bis an den venezianischen Palast heran. Pulcinelle sind der Commedia dell’ arte nachempfundene Charaktermasken „unverschämt listiger Diener, Säufer und Bettler“. Über den Pulcinellen-König schrieb Goethe: „Ein Dutzend Pulcinelle tun sich zusammen, erwählen einen König, krönen ihn, geben ihm ein Szepter in die Hand, begleiten ihn mit Musik und führen ihn unter lautem Geschrei auf einem verzierten Wägelchen den Corso herauf. Es ist ein Fest, das dem Volke eigentlich nicht gegeben, sondern das sich das Volk selbst gibt“.

„ Es ist ein Fest, das dem Volke eigentlich nicht gegeben, sondern das sich das Volk selbst gibt“.

„Än vür fiere met Kafumm dr Öcher Karneval …! Allein mit dem Schwenken eines Zepters könnte sich ein Narrenherrscher der Moderne jedoch nicht auf dem Thron halten. Heute ist der sozial engagierte Rundum-Entertainer gefragt. Zur ersten Bewährungsprobe wird dabei für jeden Prinzen das bis zur Proklamation streng geheim gehaltene, individuelle Prinzenspiel. Ex-Prinz Gregor I. Horbach wurde 1982 zum Vorreiter einer Inthronisationsshow. Als „Flammenprinz“ wurde er auf den Schild gehoben und erschien als Kejser Kaarel auf dem Eäzekomp. Zusammen mit Ex-Prinz Hans IV. Co-

muth (1973) initiierte er 1982 auch das Prinzenkorps im AKV, dem heute 43 Ex-Prinzen angehören. Legendär ist inzwischen die Küchenparty „Gans janz anders“ zu Sessionsbeginn. Am Elften im Elften 2008 wurde sie bereits zum zehnten Mal veranstaltet. Korpssprecher sind derzeit die Ex-Tollitäten Marcus I. Quadflieg (2003), Roger I. Lothmann (2007) und Frank II. Prömpeler (2008). Eine althergebrachte Tradition ist es, dass das Prinzenkorps jedem neuen Prinzen als Machtinsignie die Prinzenkette stiftet, die bei der Proklamation vom Oberbürgermeister überreicht wird. Das Zepter aber wird der Tollität vom Senat des AKV gestiftet.


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„Wer ist schon gern als Prinz allein, es muss ein ganzer Hofstaat sein....“ Und weil sie nun einmal alle Öcher Jonge met Hazz sind, stellen sie getreu dem 150 Jahre alten Motto des AKV „Durch Frohsinn zur Wohltätigkeit“ ihre Sessionen seit Ende der 80er stets in den Dienst einer guten Sache. Ein Paradebeispiel dafür, wie ein Prinz Karneval über den Tod hinaus durch seine Lieder sozial weiter wirken kann, bot der 2006 mit seiner Frau Nele tödlich verunglückte Prinz des Jahres 2001 Hanns I. Bittmann. Er hatte mit seinem Hofstaat die Sängerschar „De Jonge vajjen Beverau“ gegründet, die seitdem ausschließlich für Kinder in Not auftritt. In diese glanzvolle, verpflichtende Riege reiht sich am 10. Januar 2009 Prinz Thomas I. Ebert als 81. Aachener Prinz Karneval ein. Sein strahlendes Lachen wird ihn als „Prinz Strahlemann“ in die AKV-Geschichte eingehen lassen. „Strahlt mit, wenn Ihr Öcher seid“ lautet entsprechend sein mitreißendes Motto für die AKV-Jubiläumssession, die er in den Dienst für den Verein „Aachener Engel“ stellt.

Das erste Alaaf en Oche … „Wat weu ich dem Schokanen sagen deh mich de dicke Bonn veraht; min Haz en koust et nit verdragen dat is nun völlig usgemaht. En wiehr auch nuis derbei gewonnen els merr’t Ravehnsch van dicke Bonnen ich kiefet mich es Dag en Naht.

Hanns I. Bittmann gründete mit sei­ nem Hofstaat „De Jonge vajjen Bever­ au“, die auch heute noch auf Aachens Bühnen für Furore sorgen und ihren Einsatz in den Dienst der guten Sache stellen.

Allahf*! Deh koust mich regeliren deh Schenk mit dicke Bonnen gief, die sau ich höm so got ranschiren dat ging mi i gen Schottel blief. … Doch hört: wat ich noch usersonnen, drinkt merr bei Schenk en dicke Bonnen en gau Putelgen Moselwin! Ferdinand Jansen 1815 „Ledche op dicke Bonnen“

„Wer ist schon gern als Prinz allein …“ * historische Schreibweise

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150 Jahre AKV

„Oche Alaaf!“ 150 Jahre AKV

Ein Diplom aus dem Jahr 1820 der Narren­akademie zu Dülken

Die Präsidenten des AKV Jeder der bis heute acht Präsidenten der neueren Geschichte des Aachener Karnevalsvereins prägte den AKV unverwechselbar und führte ihn, unter Beibehaltung alter Traditionen, an die Erwartungen der jeweiligen Moderne heran: Jacques Königstein (19301968), Dr. Erich Servais (1968-1971), Hel­mut A. Crous (1971-1984), Julius Pe­ters (1984-1987), Georg Helg (19871997), Dr. Dirk von Pezold (1997-2003), Dieter Bischoff (2003-2007) und Horst Wollgarten, der seit dem 30. Juli 2007 die Geschicke des Vereins leitet.

Freunde der Narrenweisheit unter I­hresgleichen Was aber haben die drei Ehrenpräsidenten des AKV, Jacques Königstein, Helmut A. Crous und Dr. Dirk von Pezold mit dem Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe gemeinsam? Nun, auch sie wurden von der ältesten rheinischen Karnevalsgesellschaft, der 1554 gegründeten Dülkener Narren­ akademie, zu „Doctores humoris causa“ ernannt, bestehen doch seit mehr als 180 Jahren engste Bande zwischen den Aachener und Dülkener Karnevalisten. Ja, selbst jener erste Präses der „Florresei“, Clemens Hecker, der von Dülken aus den Virus der Narrenweisheit nach Aachen transferiert hatte, war bereits ein „Doctor und Ritter des jungen Lichtes“ der Narrenakademie. Ebenso aber auch der Herr Geheimrat von Goethe, der sich – wie einst in Rom – von der rheinischen Lebenslust und dem rheinischen Humor im Karneval begeistern ließ. Er wurde darauf hin zwar 1828 zum „Doctor und Ritter des jungen Lichtes 1. Größe der erleuchteten Monds-Universität und Berittenen Akademie der Künste und Wissenschaften“ ernannt, tat diese Ehre jedoch kurzerhand nur als eine „rheinische Absurdität“ ab. „Löblich wird ein tolles Streben, wenn es kurz ist und mit Sinn. Dass noch Heiterkeit im Leben gibt besonnenem Rausch Gewinn.“ (Goethe) Königstein kür­ te 1938 Aachens ers­tes weibliches Tanzmariechen Karin Kurth – Marie der Prinzengarde

Die Präsidenten des AKV seit 1930

„Oh, sag mir das noch einmal, dann glaube ich es Dir …“ Es war durchaus eine karnevalistische Revolution, als 1938 zur Fastelovvendszitt in den prunkgewohnten Hallen der „Erholung“ zum ersten Mal in Aachen ein weibliches Tanzmariechen mit „kusshandverzierten, eleganten Arabesken“ über die Bühne wirbelte. Zuvor streng geheim gehalten, gab Rechtsanwalt Dr. jur. Adolf Sonanini als „Standesbeamter“ die „Ehe des AKV mit der Prinzengarde“ bekannt und stellte deren „gemeinsame Tochter“ vor: Karin Kurth als erste weibliche Tanzmarie der Prin­ zengar­de. Ur­heber der Novität waren AKV-Präsident Jacques Königstein und Prinzengar­de-Kommandant Ferdi Franchi. Unter sieben Bewerberinnen hatten sie sich für die 18-jährige Karin entschieden. Ihr fröhlicher Charme und ihr sprudelndes Temperament hatten den Ausschlag gegeben. Diesem liebreizenden Tanzmariechen widmete Königstein, den sie manchmal „Pappi“ nannte, dann auch sein unvergessenes Lied: „Oh, sag mir das noch einmal …“.


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150 Jahre AKV

„Oche Alaaf!“ 150 Jahre AKV „Karneval, na endlich Karneval, jeder sagt und tut heut’ alles, was er will …“

Kinder­ karnevalszug 1951

Närrische Kampfansage gegen Griesgram und Muckertum Mit der ersten Verleihung eines Ordens wider den tierischen Ernst bei der AKV-Kaffeevisite nach dem ers­ten Nachkriegsrosenmontagszug am 9. Februar 1950 führte Königstein den AKV in eine neue, bedeutungsvolle Phase. Ordensträger wurde der britische Militärstaatsanwalt James Arthur Dugdale, der als Anklagevertreter Humor und Menschlichkeit im Amt bewiesen hatte. Er plädierte dafür, dass ein Stolberger Angeklagter, der unter Alkohol mit einem belgischen Besatzungssoldaten in Handgreiflichkeiten geraten war, während der „drei höchsten Feiertage im Rheinland, von Karnevalssonntag bis Karnevalsdienstag“ aus der Haft zu entlassen sei. Und diese Haltung des Mr. Dugdale entsprach so ganz den Erwartungen von Jacques Königstein, der mit der Verleihung dieses Ordens Muckertum und Griesgram den Kampf ansagen wollte. Die Wahl des Namens: „Wider den tierischen Ernst“ rief damals die Tierschützer auf den Plan, die darin „eine Entwürdigung der wehrlosen Kreatur“ sahen und ein Zoodirektor sich empörte: „Jedes meiner Tiere hat mehr Humor, als alle Karnevalisten zusammen.“ Welch’ ein Missverständnis sah der Tierfreund Königstein darin. „Da lachen ja die Hühner“, konterte er. Er wisse aus eigener Be­obachtung, dass manche Tiere mit den Augen herzlicher lachen können, als manche Menschen mit dem ganzen, langweiligen Gesicht!

Jacques Königstein war es auch, der für den Humor einen „Aachener Stil“ anstrebte, bei dem nicht der „brüllende Lacheffekt“, sondern vielmehr die Schmunzelrede voller Witz, Esprit und Nachdenklichkeit zum Markenzeichen wurde. Ein Paradebeispiel sind hierfür die überwiegende Mehrzahl der Ritterreden im Narren­ käfig bei der Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst. Nur vier Ritterinnen gelang es bisher die Schallmauer männlicher Domäne zu durchbrechen: Professorin Dr. Gertrud Höhler (1988), die damalige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Renate Schmidt (1994), die damalige Ministerpräsidentin von SchleswigHolstein Heide Simonis (1998) und 2008 I.D. Gloria Fürstin von Thurn und Taxis, die die Messlatte für eine Ritterrede weiter nach oben geschoben hat. In Mario Adorf, dem 59. Ordensritter, wird sie bei der Festsitzung am 7. Februar 2009 hinsichtlich Esprit, Witz und Rhetorik einen ebenbürtigen Nachfolger finden.

Die persönliche Note der AKV-Präsidenten Die Professionalität im Wirken und Auftreten des AKV als Botschafter der Stadt Aachen ist AKV-Ehrenpräsident Georg Helg zu verdanken, in dessen Amtszeit es zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins mit Helmut Strack auch einen hauptamtlichen Geschäftsführer gab, der 1998 an den Folgen eines tragischen Unfalls beim Rosenmontagszug starb. Gab es Stimmen, die den AKV als „zu wenig volksverbunden“ bezeichneten, so war es AKV-Ehrenpräsient Dr. Dirk von Pezold, der für den Verein verstärkt die Nähe zu anderen Karnevalsgesellschaften suchte und bei ihnen auch als Sänger traditionellen Aachener Liedguts und von Chansons in Öcher Platt auftritt. Neue Akzente setzte er damit ebenfalls bei den AKV-Festsitzungen als Aachener Original „Lennet Kann“ und als „Frank Sinatra va Oche“. Unter der Präsidentschaft von AKV-Ehrenmitglied Dieter Bischoff und seinem Team bewegte sich der AKV aus wirtschaftlich-rechtlichen Gründen in eine Umstrukturierung des Vereins: in den weiterhin traditionellen AKV als gemeinnützigen Verein zur Brauchtums­pflege, sowie in eine steuerpflich­tige Veranstaltungsgesellschaft zur Organisation.


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150 Jahre AKV

„Oche Alaaf!“ 150 Jahre AKV „Altes bewahren, um Neues zu w­agen“

Am 30. Juli 2007 hat AKV-Präsident Horst Wollgarten unter dem Motto „Altes bewahren, um Neues zu wagen“ sein Amt angetreten. „Seit nun fast 60 Jahren verleiht der AKV den Orden wider den tierischen Ernst. Einen europaweit so anerkannten Kulturpreis hat kein anderer Karnevalsverein. Die Ordensverleihung ist ein höchst kulturelles Ereignis, das jährlich von der Öffentlichkeit und den Medien stark gefragt ist. Mein Ziel, besser ausgedrückt, das Ziel des AKV muss es sein, den Traditionsverein so aufzustellen, dass er auch in Zukunft den hohen Ansprüchen, die man an ihn stellt, gerecht wird. Das gilt nicht zuletzt auch für seine Darstellung in der Medienwelt, weil hier ganz einfach die Quote der Maßstab ist“, erklärt der Präsident. Die Sendung muss fernsehtauglich sein und die angestreb­ten Zielgruppen ansprechen, ohne dabei das Lokalkolorit A­achens zu vergessen. Die Satzung des Vereins sieht vor, dass der Orden für Humor und Menschlichkeit im Amt verliehen wird, aber das dürfe wohl nicht nur für die Politik, sondern getrost auch für jeden Beruf, jede Karriere oder ein Lebenswerk gelten. Ein ganz wichtiger Punkt ist die Finanzseite des AKV. Das Geld sitzt in der Sponsorenlandschaft nicht mehr so locker und Sponsoren sind mit Recht kritischer eingestellt und erwarten bei Sponsoring für sich und ihr Unternehmen Mehrwerte. „Ich wünsche dem AKV für die nächsten Jahre, dass alle Vertragspartner und an der Fernsehsendung beteiligten Parteien sich zu einer Einheit formen, und der A­achener Karnevalsverein in Verbindung mit einer professionellen Veranstaltungs-GmbH langfristig etabliert ist und erhalten bleibt“, sagt Horst Wollgarten.

Was noch zum AKV gehört Am 16. Dezember 1937 hatte mit animierender Unterstützung Jacques Königsteins als damaligem Präsidenten die Geburtsstunde des Senats geschlagen. Bereits damals galten die Herren Senatoren als Retter aus finanziellen Nöten. So agieren die Senatoren seit eh und je als „graue Eminenzen im Hintergrund“ und fühlen sich dafür verantwortlich, dass der AKV seinen Verpflichtungen in der Pfle­ge des Brauchtums und in der An­passung des Fastelovvends an die Neu­zeit nachkommen kann. Neben dem Sponsoring liegt den Senatoren besonders die Betreuung und Beratung der Ehrenhüte des AKV am Herzen. In ihnen, den fleißigen Helfern und Requisiteuren hinter der Bühne, sehen die Senatoren ihre Junior­ partner. Auch sie sind ein Vermächtnis der „Florresei“, die die „chapeaux d’hon­neur“ 1839 als Ballordner aus der Taufe hob. Heute sind es die Ehrenhüte, die sich bei den Prinzenproklamationen, den AKV-Festsitzungen und anderen AKV-Veranstaltungen um die organisatorischen Abläufe, die Requisiten, die Mikros und den pünktlichen Auftritt der Künstler kümmern.


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Auch der Wahlspruch: „Durch Frohsinn zur Wohltätigkeit“ ist ein Erbe der „Florresei“. Heute ist es die Königstein-Stiftung, durch die alljährlich zur Weihnachtszeit Bedürftige und Senioren unterstützt werden. Die Stiftung wurde 1954 von ihrem Namensgeber anlässlich seines 25-jährigen Präsidentenjubiläums während einer AKVElferratssitzung ins Leben gerufen.

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Zur Brauchtumspflege zählt für den AKV nicht nur die Narretei der fünften Jahreszeit, sondern auch die Bewahrung Aachener Stadtgeschichte. Kurz vor seinem Tod verkaufte der langjährige AKV-Präsident Helmut A. Crous seine wertvolle, stadthistorische Privatsammlung an den AKV, damit sie durch ihn erhalten, erweitert und über Generationen hinweg der Öffent­ lichkeit zugänglich gemacht werde. Die Sammlung Crous gGmbH befindet sich heute als wissenschaftliche Präsenzbibliothek im Domizil des AKV, im Alten Kurhaus.

Was wäre ein närrisches Treiben ohne einen edlen Tropfen? Den baut sich der AKV seit 30 Jahren selbst auf dem Aachener Wingertsberg an. Nichtkarnevalisten behaupten, er sei sauer. Die Fastelovvendsjecke aber wissen um das Elitäre des „Öcher HeuschreckDurchbruch“ und verkosten ihn als „edel, mit einer gewissen Süße“. Es ist ein Rebensaft der Freundschaft, war es doch die Trierer Karnevalsgesell­ schaft „Heuschreck“, die 1979 mit 9 x 11 Rebstöcken den Öcher Neu-Winzern Entwicklungshilfe leistete. Elf Flaschen einer Ernte gelten sogar als „bare Münze“, zahlt doch damit der AKV alljährlich bei der Närrischen Ratssitzung eine symbolische, süffige Pacht für den Weinberg an die Stadt Aachen. Der Pachtzins würde sonst 111 Pfennige betragen!

Die Sammlung Crous birgt wahre Schätze der Öcher Stadtgeschichte.

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Prominente Aachener über Ihre Beziehung zum AKV

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Was bedeutet Ihnen der AKV? Prominente Aachener antworten … Ulla Schmidt Bundesministerin für Gesundheit

„Neben Karlspreis, Alemannia und Reitturnier verleiht auch der AKV mit der jährlichen Ordens­verleihung unserer Heimat­ stadt über­ regionale Auf­ merksamkeit.“

„Der AKV gehört zu Aachen, wie die Printen und das Öcher Platt. Und er ist natürlich auch eines unserer Aushängeschilder. Neben Karlspreis, Alemannia und Reitturnier verleiht auch der AKV mit der jährlichen Ordensverleihung unserer Heimatstadt überregionale Aufmerksamkeit. Wenn mich Nicht-Aachener nach unserem Öcher Fastelovvend fragen, erzähle ich unter anderem immer gerne die Geschichte des ersten Ordenspreisträgers James Arthur Dugdale. Diese Geschichte verkörpert wie keine Zweite unseren Aachener Schmunzel-Humor. Die Auszeichnung von Humor und Menschlichkeit im Amt ist meines Wissens einzigartig in Deutschland und macht den Orden wider den Tierischen Ernst zu etwas ganz Besonderem, auf das wir Öcher stolz sein dürfen. Im AKV bemühen sich jedes Jahr viele Männer und Frauen darum, sympathische Botschafter unserer Stadt zu sein und anderen Menschen Spaß zu bereiten. Das finde ich toll! Getreu des alten Florresei-Mottos ist der AKV mehr als ein Karnevalsverein. Er leis­tet wertvolle Arbeit in der Aachener Brauchtumspflege und mit der Crous-Sammlung einen Beitrag zur Bewahrung der Aachener Stadtgeschichte. Mit der Jacques-Königstein-Stiftung hat er sich außerdem einem wohltätigen Zweck verpflichtet. Es imponiert mir, dass dieselben Männer und Frauen auch über den Karneval hinaus Stützen unserer Gesellschaft sind und sich vielfach ehrenamtlich betätigen. Ich freue mich auch 2009 wieder auf die Sitzung mit einem tollen Preisträger und bestimmt auch einer furio­sen Laudatorin. Alle Aachener freuen sich auf den Prunkwagen des AKV in unserem Karnevalszug, und so wünsche ich uns allen in dieser Session viel Spaß an der Freud’, ganz besonders natürlich dem AKV in seinem 150. Jubiläumsjahr. In diesem Sinne: Oche Alaaf!“ Ulla Schmidt

Marcel Philipp Stadtrat und stellvertretender Vorsit­ zender der CDU-Fraktion

„Der AKV ist für mich „Der AKV ist für mich ein Stück Heimat, da fühle ich mich wohl. In mei- ein Stück ner Zeit als Ehrenhut (1995 bis 1999) habe ich die Kombination aus Spaß Heimat …“

an der Freud’ im Vereinsleben und dem gemeinsamen Engagement für die große Herausforderung, jedes Jahr auf’s Neue eine fernsehtaugliche Festsitzung zu gestalten, kennen gelernt. Diese Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen. Die Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst ist und bleibt ein Aushängeschild für unsere Stadt. Wir reden in Aachen viel über Standortmarketing, über Alleinstellungsmerkmale, aber auch über die Pflege von Brauchtum und die Weitergabe von Traditionen. All das leistet unsere Festsitzung zum Wohle der Stadt. Wichtig sind vor allem die Menschen, die dahinter stehen. Vom Elferrat über den Senat bis zum Ehrenhut und die verschiedenen Veranstaltungsteams. Jeder erfüllt nicht nur seine Aufgabe, sondern Freundschaften werden gepflegt, und man bereitet anderen Freude, weil genau das selber Freude macht. Eine besondere Bedeutung hat für mich die traditionsreiche Kaffee-Visite. Den Öcher Fastelovvend an die nächste Generation weiterzugeben ist eine tolle Aufgabe. Alle Mitglieder, die Kinder, Enkel, Nichten, Neffen, Freunde und Bekannte haben, sehen sich am Karnevalssonntag nach dem Kinderzug im Ballsaal – ich freu’ mich darauf, auch Sie dort zu sehen.“ Marcel Philipp


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Prominente Aachener über Ihre Beziehung zum AKV

Was bedeutet Ihnen der AKV? Prominente Aachener antworten … „Der AKV ist Karne­ valsverein Nr. 1. Seit 125 Jahren stellt er aus seinen Reihen den Aachener Prinzen Karneval.“ Karl Schultheis Mitglied des Landtags NRW „In der Karnevalssession 2008/2009 feiert der AKV sein 150-jähriges Bestehen. Von seiner Gründung an, durch Abspaltung von der Florresei am 9. Dezember 1859 bis jetzt, hat der AKV einen langen und wechselvollen Weg hinter sich gebracht. Heute steht er in einer Reihe mit den Aachener Aushängeschildern CHIO, der Alemannia und den Öcher Printen. Glanzpunkt des AKV ist die Verleihung des Ordens WIDER DEN TIERISCHEN ERNST, ein Ereignis, das über die Medien bundesweit wahrgenommen wird. Nur die Verleihung des Karlspreises erreicht eine größere Aufmerksamkeit. Genauso wichtig wie d­iese Außenwirkung ist für den Öcher selbst die lange Tradition des AKV, ein Stück Öcher Identität. Der AKV ist Karnevalsverein Nr. 1. Seit 125 Jahren stellt er aus seinen Reihen den Aachener Prinzen Karneval. Die gelungene Ausstellung zum 150-jährigen Bestehen sowie das Buch des AKV geben einen Rückblick auf die lange Historie und Tradition des größten Aachener Karnevalsvereins. Viele große Persönlichkeiten hat er in seiner langen Tradition hervorgebracht. Einer von ihnen war Jaques Königstein, an den ich mich noch als Kind erinnern kann. Als Präsident leitete er von 1930

bis 1968 über Jahrzehnte den Verein. Sein Engagement für den Ausgleich von Tradition und Zukunft, von Bewahren und Erschaffen, war beeindruckend wie auch seine Einsicht und Botschaft, dass Karneval vor allem e­inen sozialen Charakter hat. Karneval ist nicht nur Aushängeschild, Standort- und Wirtschaftsfaktor, Kulturgut und Öcher Lebensgefühl, es ist vor allem ein Fest, das man zusammen feiern muss. Und 150 Jahre sind ein Grund zum Feiern. Mit den bes­ten Wünschen für eine erfolgreiche, fröhliche und tolle Jubiläumssession darf ich dem Aachener Karnevalsverein von Herzen zum 150-Jährigen gratulieren. Seinen Mitgliedern wünsche ich eine erfolgreiche Zukunft, ene joue Vermaach än drejmoel kräftig Oche Alaaf op dr AKV!“ Karl Schultheis

„Die Termine des AKV haben in meinem Kalender stets einen festen Platz.“

Dr. Jochen Bräutigam Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Aachen „Die Termine des AKV haben in meinem Kalender stets einen festen Platz. Ich freue mich jedes Jahr in fröhlicher Runde an der Verleihung des Ordens wider den Tierischen Ernst teilnehmen zu können. Diese Veranstaltung ist neben der Alemannia, dem CHIO und dem Karlspreis ein hervorragender Botschafter und Sympathieträger für Aachen und ein gutes Aushängeschild für den Aachener Karneval. Nicht der brüllende Lacheffekt, sondern vielmehr die Schmunzelrede voller Witz, Esprit und Nachdenklichkeit ist Markenzeichen dieses Öcher Karnevals geworden. Die jährliche Ritter­rede bei der Festsitzung des AKV ist hierfür ein Paradebeispiel. Neben der Beibehaltung alter Traditionen ist es allen Präsidenten des AKV stets wichtig gewesen, z. B. durch besondere Veranstaltungen wie „Carnevale“ und „Florresei“, das karnevalis­ tische Brauchtum der Jugend näher zu bringen und damit in die Zukunft zu tragen. Das Bild des AKV als zweitältestem und mitgliedsstärkstem Karnevalsverein der Stadt Aachen wäre sicher nicht vollständig gewürdigt, wenn man nicht auch die Förderung des Gemeinwohls ansprechen würde. Nach dem Motto der „Florresei“ im Öcher Fastelovvend: „Durch Frohsinn zur Wohltätigkeit“ hilft die J­acques Königstein-Stiftung alljährlich bedürf­ tigen Senioren zur Weihnachtszeit. Außerdem zählt zur Brauchtumspflege des AKV nicht nur die Narretei im Fastelovvend, sondern auch die Bewahrung Aachener Stadtgeschich-


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Eugen Rinder Geschäftsführer des Eurogress Aachen te. Der langjährige Präsident Helmut A. Crous vermachte s. Z. dem AKV seine wertvolle, stadthistorische Privatsammlung, die durch die „Sammlung Crous“ als wissenschaftliche Präsenzbibliothek des AKV im Alten Kurhaus in Aachen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Die Sparkasse Aachen ist sehr stolz, dass die Ausstellung zum 150-jährigen Vereinsjubiläum in der Kundenhalle unserer Zentrale Friedrich-Wilhelm-Platz in weiten Kreisen der Bevölkerung große Beachtung gefunden hat. Ich wünsche dem AKV und dem Präsidenten Horst Wollgarten mit seinem Elferrat aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums weiterhin eine glückliche Hand bei der Erfüllung der vielfältigen Aufgaben und gratuliere herzlich zu dieser stolzen Truppe.“

„Der AKV gehört zu Aachen wie Dom und Rathaus.“

Dr. Jochen Bräutigam

„Der AKV gehört zu Aachen wie Dom und Rathaus. Mit der Ordensverleihung wider den tierischen Ernst führt der AKV eine überregional bekannte Veranstaltung durch. Das ist wichtig für die Stadt Aachen und besonders auch für den Wirtschaftsstandort Aachen, denn der überregionale Bekanntheitsgrad einer Stadt spielt dabei eine wichtige Rolle. Aber auch für das Eurogress selbst ist der AKV einer seiner wichtigsten Veranstalter, da auch für uns der überregionale Bekanntheitsgrad ein wichtiger Faktor ist, der sich übrigens auch auf Kongresse und Tagungen aus­wirkt. Dem AKV kommt deswegen auch zusammen mit seinen anderen Veranstaltungen und Aktivitäten eine besondere Bedeutung für Aachen zu. Für die bevorstehende Session wünsche ich viel Erfolg.“ Eugen Rinder

Johannes Schumacher Vorsitzender des MAC

„Der AKV ist eine unverzichtbare Marke, die die Stadt Aachen weit über die Gren­ zen hinaus aus­ zeichnet.“

„Bin ich fernab der Heimat und oute mich als Aachener, werde ich oft auf unseren Karneval und besonders auf die Aktivitäten des AKV angesprochen. Das führt immer zu einem anregenden und unterhaltsamen Gespräch über Brauchtum, Frohsinn und Heimatgefühl. Mitglied im AKV bin ich seit 1978, als ich als Adjutant im Hofstaat von Prinz Helmut II. Strack agierte. Diese Zeit ist für mich unvergesslich und mit vielen positiven Erinnerungen verbunden. Seitdem fühle ich mich in diesem Umfeld sehr wohl und mit dem AKV eng verbunden. Denn: der AKV steht in herausragender Position für Heiterkeit, heimatlichen Humor und Brauchtumspflege. Der AKV ist eine unverzichtbare Marke, die die Stadt Aachen weit über die Grenzen hinaus auszeichnet.“ Johannes Schumacher

„Danke AKV!“

Bert Wirtz Präsident der Industrie- und Handels­ kammer Aachen „Der AKV gehört einfach zu Aachen. Er verkörpert das Lebensgefühl und denHumor der Öcher. Der vom AKV verliehene Orden wider den tierischen Ernst ist überregional ein sehr wichtiger Imagefaktor für Aachen und steigert den Bekanntheitsgrad unserer Region. Neben CHIO und Karlspreis ist dieser Orden das wichtigste Element im überrregionalen Standortmarketing. Das ist wichtig für Aachen und streichelt auch die Seele der Öcher. Darum sage ich: Danke AKV!“ Bert Wirtz

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1950: Hans III. Achilles – erste Nachkriegstollität

„Än se krejje os net kapott …“ Hans III. Achilles – erste Nachkriegstollität Nicht ohne Grund heißt es in einem Alt-Aachener Liedchen: „Än se krejje os net, se krejje os net, se krejje os net kapott …“ Um wie viel mehr trifft das auf die Öcher Fastelovvendsjecke zu. Wie selbstverständlich stellten sie daher auch 1950 ihre erste Nachkriegssession unter das gleichlautende, von Helmut A. Crous vorgeschlagene Motto: „Os krejje se net kapott!!“

Hans III. Achilles 1950

Noch waren die Wunden des zweiten Weltkrieges im Stadtbild überall zu finden. Bei der Herrensitzung des AKV am 8. Januar 1950 hatte AKV-Präsident Jacques Königstein den designierten Prinz Karneval Hans III. Achilles den Mitgliedern vorgestellt. Er war 29 Jahre alt, 1.90 Meter groß, Witwer

„Doch wegen der Menschenmassen erreichten die Kinder ihr Ziel nicht …“

und Vater eines Töchterchens. Die A­achener Presse aber spöttelte wegen seines Gardemaßes: „Die fröhli­ chen Aachener Mädchen werden sich wohl um Fußbänkchen bemühen müssen, um ihn zu küssen. Sie werden’s gern tun.“ Über dieses Zitat soll sich Tolli­tät sehr geärgert und die Schönen weidlich gepütscht haben, sodass sich selbst Hofmarschall Josef Pirnay wegen des kusswütigen Prinzens die Haare raufte! „Frisch eingekleidet und strahlend zeigte er sich in seiner stattlichen Figur beim Kostümball am Fettdonners­tag kurz vor Mitternacht, nach närrischem Brauch um 11.11 Uhr, seinen 1111 Untertanen im übervölkerten Neuen Kurhaus“, berichtete die A­achener Presse über die Proklamation von Hans III. Achilles. Sein prinzlicher Bruder Ewald I. Thelen, 1939 Vorgänger im Amt, übergab ihm feierlich die Insignien der neuen Würde. Oberbürgermeis­ter Dr. Albert Maas überbrachte den stark, aber echt vergoldeten Schlüssel der

Stadt. Bereits am Karnevalssonntag begann der närrische Endspurt der prinzlichen Session. Die Stadtgarde Oecher Penn holte die Tollität aus seinem Haus in der Robensstraße ab, um ihn zur Tribüne am Elisenbrunnen zu bringen. Dort sollten A­achens jüngste Jecke ihm mit einem Kinderzug huldigen. 1111 Luftballons hielt Hans III. Achilles dort für sie bereit. Doch wegen der Menschenmassen erreichten die Kinder ihr Ziel nicht, und so fuhr ihnen stattdessen der Prinz in seinem Wagen entgegen. Als noch bescheidene „Närrische Kappenfahrt“ schlängelte sich dann am Rosenmontag bei strömendem Regen der Triumphzug des Prinzen durch die Straßen. Dennoch ließen sich Tausende Öcher Jecke nicht davon abhalten, vom Straßenrand aus der Tollität zuzujubeln. Mittelpunkt des Zuges mit 16 Mottowagen war Hans III. Achilles, der – wie einst der Achilles des Homer – im Gewand eines spanischen Infanten auf einem griechischen Kampfwagen den närrischen Untertanen zuwinkte.

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Karnevalistische Zeitzeugen

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Karnevalistische Zeitzeugen berichten von 1950 Karl Schumacher (Jg. 1927) • wurde 1953 Ehrenhut • begleitete 1955, 1956, 1957 die Prinzen Karneval als Mundschenk • von 1958 bis 1960 Oberehrenhut • von 1958 bis 1972 Hofmarschall, später auch Prinzenbetreuer • von 1972 bis 1984 AKV-Vizepräsident • leitete in dieser Zeit auch elf Jahre ehrenamtlich die Geschäftsstelle • seit 1985 Ehrenmitglied des AKV • seit 1986 Mitglied des AKV-Senats

Karl Schumacher

„1945 wurde ich als 18-Jähriger mit einer Verwundung aus der Gefangenschaft entlassen. Noch im gleichen Jahr baute ich mit Freunden in unserer Pfarre St. Michael, Jesuitenstraße, die Jugendarbeit auf. Von der Kirche war nur noch die alte Sakristei erhalten geblieben. Darin trafen wir uns immer. Später erhielten wir von den Quakern eine Nissenhütte, die wir uns aufbauten. Bereits damals lernte ich Cilly, meine spätere Frau kennen. In jeder Session kürten wir einen pfarreigenen Prinzen Karneval. 1949 regierte ich als Prinz Karl I. Da kam uns sogar die Oecher Penn besuchen, und ich erhielt von Kommandant Peter Wunderlich meinen ersten Karnevalsorden. Seit 1949 tanzten und sprangen dann auch wieder Tausende Kinder und Jugendliche wie früher am Fettdonnerstag und Rosenmontag vor dem Elisen­ brunnen zu Alt-Öcher-Leddchere im Kreise. „Bis nachts um Elfe, auf hohem Felde da kam der letzte rote Omnibus, da kam der Meister mit seinem Kleister und gab der Juja einen Kuss“, sangen wir voller Hingabe und dieser Abschiedskuss war immer der Höhepunkt eines jeden Tanzes. 2009 feiert der AKV gleich zwei Jubiläen: sein 150-jähriges Bestehen und 30 Jahre Weinanbau am Wingertsberg. Als Verbindungsmann des AKV zur KG Trierer Heuschreck habe ich zum Beispiel 1978 im „Postwagen“ bei einem Gespräch mit dem damaligen Trierer Vizepräsidenten Ernst Hofmann über leckere Weine diese weinseligen Bande beider Gesellschaften auf den Weg gebracht.“

Der Prinzenorden von 1950

Kurt Simons (Jg. 1923) • trat 1948 dem Ehrenhut des AKV bei • war 1951 und 1952 Oberehrenhut • Prinz Karneval 1952 • Prinz Karneval 1953 • war 1953 und 1954 AKV-Elferrat • Vater Mathias Simons wurde nach dem Krieg AKV-Senator und war Ende der 50er Jahre Senatspräsident

Kurt Simons „Bei der ersten internen AKV-Herrensitzung am 31. Januar 1948, die einer Mitgliederversammlung mit Programm gleichzusetzen war, wurden sechs Söhne von Alt-AKVern als neue Ehrenhüte aufgenommen. Ich gehör­ te dazu. Ein Jahr später hatten wir bei der Herrensitzung im Neuen Kurhaus zusammen mit unserem Oberehrenhut Harry Offergeld den ersten Einsatz als Chapeaux d’honneur. Wir trugen einen Frack und hatten am linken Schulterstück vier Bänder in den AKV-Farben. Als Adjutanten des Präsidenten und des Elferrats benachrichtigten wir über die angekommenen Gäste und geleiteten sie auch zu ihren Plätzen. Zwar gab es 1949 in A­achen noch keinen Rosenmontagszug. In Stolberg jedoch schon, und so nahm ich dort als Abordnung des AKV zusammen mit Elferrat Peter Heck und drei weiteren Ehrenhüten an der Prinzenproklamation und dem Rosenmontagszug teil. Vor dem Krieg war das Hotel „König von Spanien“ in der Kleinmarschierstraße die Hofburg der Karnevalsprinzen. Für Hans III. Achilles wurde 1950 das Hotel „Astoria“ in der Oppenhoffallee (früher Kaiserallee) zur ersten Nachkriegshof­ burg. Wir Ehrenhüte nahmen an seiner „Närrischen Kappenfahrt“ in einem Landauer des Landwirts Deden teil. Überall lagen noch Trümmer. Da es in Strömen goss, hatte ich für uns einen Sonnenschirm meiner Mutter mitgenommen, den sie sonst immer auf dem Balkon aufstellte. Wie es das Unglück wollte, blieben wir in einer Toreinfahrt mit dem Schirm hängen, sodass der Stiel überbrach. Meine Mutter ist über diesen Verlust nie hinweggekommen.“

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Karnevalistische Zeitzeugen

Karnevalistische Zeitzeugen berichten von 1950

Rudi Görres (Jg. 1935) • wurde 1954 Ehrenhut und AKV-Mitglied • war von 1960 bis 1963 Oberehrenhut • Mitglied des AKV-Senats • Großvater Johannes Görres war bereits AKV-Senator • Vater Cornel Görres war zu Zeiten von Jacques Königstein AKV Vizepräsident

Rudi Görres

„Denke ich an die ersten karnevalis­ tischen Anläufe der Nachkriegszeit, so erinnere ich mich sofort an unseren Schülerball 1950 im Couven-Gymnasium. Ich war 15 Jahre alt und mal wieder als Matrose verkleidet. Das war ich meistens, wenn ich mit meinem Bruder Heinrich und meinem Vetter Hans Achilles unterwegs war. Auf dem Heim­weg vom Schülerball wurden Heinrich und ich in der Viktoriastraße in den weißen Anzügen von anderen Jungs verprügelt. Mit Vetter Hans war ich im Jahr zuvor bei einer Karnevalskirmes unterwegs. Dort, wo „et Peäd“ stand, in der Heinrichsallee. Wir lernten zwei Mädchen kennen: ich eine Schwarz- und er eine Rothaarige. Die Schwarze wollte auf’s Riesenrad, ich aber nicht. Da nahm Hans die Schwarze, und ich hatte die Rote. In der Raupenbahn habe ich sie geküsst. Es war der erste Kuss meines Lebens, aber auch für lange Zeit der letzte, denn ihre Nase war so kalt! 1954 wurde ich AKV-Ehrenhut. Zusammen mit meinem Bruder Heinrich gehörte ich 1958 dem Hofstaat von Herbert II. Stoschek an. Auch ich sollte ein Prinz werden. Aber im letzten Moment hat meine Großmutter mit dem Sponsoring gekniffen.“

Resi Goffart Resi Goffart (Jg. 1929) • Tanzmarie der Aachener Prinzengarde 1950, 1951, 1952, 1954 • nahm 1952 an einem bundesweiten Tanzmariechen-Wettbewerb teil und wurde zu einer „süßen Öcher Prente“ gekürt • seit 1952 auch einziges, weibliches Ehrenmitglied der Aachener Prinzengarde „1949 war ich 20 Jahre jung und spielte seit drei Jahren Theater in der „Dramatischen Vereinigung“ und in der „Rampe“ der Pfarrjugend von St. Adal­ bert. Hier lernte ich nicht nur als Mitspieler meinen späteren Mann Danni Goffart (heute Ehrenkommandant der Aachener Prinzengarde), sondern auch Karl-Heinz Schmidt kennen. Er war 1936 und 1937 die erste, männliche Tanzmarie der Aachener Prinzengarde, danach 1938 und 1939 Tanzoffizier an der Seite von Karin Kurth, verh. Symonds sowie in der Session 1948/49 Tanzoffizier von Anni Houben. Als ich mich 1949 bei ihm einmal beschwerte, weil ich eine Rolle nicht bekommen hatte, sagte er, dass er etwas viel Besseres für mich habe. Ich solle bei der Prinzengarde seine Tanzpartnerin werden. Danni musste dann erst meine Eltern weich klopfen, bis sie zustimmten. An einem Sonntagmorgen wurde ich zur Begutachtung – vor allem meiner Beine – in die Wohnung von Schatzmeister Franz Nobis, in der Monheimsallee, bestellt, der mich dort mit Gardekommandant Ferdi Franchi und Karl-Heinz Schmidt erwartete. Schließlich wollte man kein Risiko eingehen. Ich bestand! Bei Leonie Renoldi nahm ich Ballett-

stunden und lernte auch Reiten. 1950 feier­te die Prinzengarde ihr 40-jähriges Jubiläum und Joseph de Lamboy hatte eigens den Gardemarsch ‚Hurra, tsching bumm …‘ komponiert. Zur Garde zählten damals Kommandant Ferdi Franchi, elf Gardisten und das Tanzpaar. Degen waren in der Nachkriegszeit noch als militärisches Utensil verboten und wurden durch hölzerne S­töcke ersetzt. Die „Närrische Kappenfahrt“ von Hans III. Achilles fand bei strömendem Regen statt. Da es auch keine Pferde gab, fuhren Garde und Tanzpaar auf einem Plateauwagen mit einem Metallboden. Bei jedem Sprung beulte sich der Boden und die Pfützen spritzten auf, sodass ich bald pudelnass war. Überall, wo unterwegs dichte Menschentrauben standen, hielten wir an und es hieß: Marie tanz! Bei den beiden folgenden Rosenmontagszügen mit den Prinzen Hanns-Rolf I. Kalde und Kurt I. Simons, war ich jedoch hoch zu Ross zu erleben. Wie immer preschte Kommandant Ferdi Franchi leidenschaftlich, den Degen weit voraus gestreckt, der Garde voran. Meinem Mann Danni zuliebe, der noch studierte, quittierte ich, ebenso wie Karl-Heinz Schmidt, meinen Dienst bei der Prinzengarde. Doch gab es 1954 bei Prinz Julius II. Peters wegen Erkrankung meiner Nachfolgemarie noch einmal ein Comeback für mich. “


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Sepp Hugot

Sepp Hugot (Jg. 1918) • Stadtinspektor a.D. • engagierter Pionier des Aachener Kinderkarnevals • von 1952 bis 1954 Schatzmeister des Ausschusses Aachener Kinderkarneval (AKiKa) • von 1954 bis 1969 Leiter des Aus schusses Aachener Kinderkarneval

„Wie schon in meiner Jugendzeit, tanz­ ten bereits in den ers­ten Nachkriegs­jah­ ren am Rosenmontag wieder Kin­­der und Jugendliche vor dem Eli­sen­­brunnen. Allerdings nicht vor der Rotunde, die noch zerstört war, sondern dort, wo sich heute die Aachen-Tourist-Information befindet. Als geschäftsführender Vorsitzender des Aus­­schusses Aachener Karneval ließ Jacques Königstein 1950 den von ihm erstmals 1937 veranstalteten Kinderkostümzug wieder aufleben. Er rief die Kinder auf, sich kostümiert in der Matthias­hofstraße zum Zug zu versammeln. Dort herrschte Gewimmel und Gewühle! Schließlich kam der Zug nicht einmal bis zur Tribüne von Prinz Hans III. Achilles. Es war Hans Houben, der nach dem wilden Zug Vorschläge für eine verbesserte Organisation und die Bildung eines Arbeitsausschusses Aachener Kinderkarneval (AKiKa) mach­te, wie wir ihn heute kennen. Im Restaurant „Forsthaus Siegel“ wurde am 17. Januar 1951 Aachens erster Märchenprinz Rolf I. Pirnay proklamiert, der unter dem Motto: ‚Es war einmal …‘ regierte. Märchenhaft und schön war sein Kinderkostümzug, an dem 44 Gruppen und 18 Wagen teilnahmen. In der ersten Session war der Kinderorden nur ein Herzchen. Den ersten richtigen hatte schon in der folgenden Session Märchenprinz Günther I. Harderecker.

Heinz Jansen (Jg. 1931) • Mitglied der KG Aachener Narrengilde seit 1949 • Senatspräsident der Aachener Narrengilde • Ehrenarchivar des AAK • Ehrenamtler im AKV-Archiv • Mitarbeiter im Deutschen Fastnachtsmuseum in Kitzingen

Heinz Jansen

„1947 gehörte die „Aachener Narrengilde“, wie sie sich nun nannte, zu den ersten Karnevalsgesellschaften, die sich nach dem Krieg wieder neu formierten. Ihr ursprünglicher Name „Lus­tige Eule“ aus dem Gründungsjahr 1910 hatte bereits 1937 einmal aus politischen Gründen in „Närrisches

Marinekorps“ geändert werden müssen. Nun war auch dieser Name nicht mehr erwünscht. Hermann Ernst, bereits seit 1936 Präsident der Gesellschaft, hatte 1947 seine Freunde von damals um sich gesammelt und so wurden im Waldrestaurant „Forsthaus Siegel“ wieder Bälle und Sitzungen veranstaltet. Alles war knapp, daher mussten sich die Karnevalisten zunächst mit Papiermützen, Papierkragen und dunklem Anzug begnügen. Es waren fastelovvendbegeisterte Freun­de, denn 1949 proklamierten sie sogar während ihrer Sitzung August I. Baumann zum eigenen Gesellschaftsprinzen. Ich weiß es noch wie heute, dass mich am 5. Januar 1949 der Alterspräsident der Narrengilde, Martin Osslender, bei einem zufälligen Treffen im Haus des deutschen Osten gefragt hatte, ob ich nicht Mitglied werden wolle. Ich sagte ja, zumal er mir – als leidenschaftlichem Sammler – versprach, einige Leporellos von früheren Rosenmontagszügen, alte Karnevalsplakate und Programmhefte zu schenken. Was er auch tat. Und so wurden diese Karnevalsreliquien zum Grundstock für unser heutiges AAKArchiv. 1950 nahm unsere Gilde unter dem Motto: „Unter einem Hut“ natürlich mit einem eigenen Wagen am ersten Rosenmontagszug der Nachkriegszeit teil.“

Prinz Hanns-Rolf I. Kalde und Märchen­ prinz Rolf I. Pirnay beim Rosenmon­ tagszug 1951

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„Jevt Jas, wen ühr fiere wäat“

Die Carnevale – ein Team mit unermüdlichem Einsatz Einfach zwei bis drei Biertransporter bestellen, rechtzeitig einen DJ anrufen und noch eben Licht und Heizung einschalten. Schon kann es wieder heißen: „Jevvt Jas, wenn ühr fiere wellt“, schon ist die zwölfte Auflage der Carnevale in vollem Gange. So einfach ist das? Von wegen. Würde dieser Aufwand betrieben, wäre die Carnevale nicht das geworden, was sie ist: mit knapp 3000 Gästen die größte Party, die der Fastelovvend zu bieten hat. Zahlenmäßig vermutlich auch, was den betriebenen Aufwand angeht, der tatsächlich hinter der Mammutveranstaltung steckt.

„Nach der Carnevale ist vor der Carnevale.“

Das Team lebt seine Aufgabe ganz nach der Devise: „Nach der Carnevale ist vor der Carnevale.“ Und noch während die Hauptorganisatoren Niki Küch und Jens Aretz gemeinsam mit ihren knapp 20 Mitstreitern die Markthallen an der Liebigstraße bei den zweitägigen Aufräumarbeiten in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen, schwirren ihnen die ersten Ideen für das nächste Jahr im noch leicht benommenen Kopf herum. Mit das Wichtigste dabei: ein zugkräftiges Motto zu finden, das die M­assen mobilisieren kann. So wurde in der Vergangenheit schon bei der „Carnevale Criminale“ die Prohibi­ tion bekämpft oder bei der „Carnevale goes Space“ in futuristisch aufgemotztes Ambiente eingeladen. Anno 2009 werden Niki und Jens das Partyvolk mit in die Vergangenheit nehmen. „Night of the knights“ lautet das Motto und die Markthallen an der Liebig­straße werden einem mittelalterlichen Marktplatz nachempfunden sein. Diesen wird die – getreu dem Dresscode: „No Kostüm, no entry, wa“ gewandete – Narrenschaft über eine riesige Zugbrücke betreten. Weitere wichtige Schritte in den 12-monatigen Vorbereitungen sind das Casting, bei dem festgelegt wird, welche Akteure auf der Bühne für die Stimmung vor der Bühne sorgen sol-

len. Als Highlights für 2009 stehen bislang die Stammgäste die „4 Amigos“ und der prominente DJ Jens Kindervater fest. Auf Carnevalen der Vergangenheit zeigte sich jedoch bereits mehr als ein Mal, dass auch völlig unbekannte Neulinge für eine faustdicke Überraschung gut sein können – man darf gespannt sein. 12 Monate bringt sich das Carnevale-Team auf Betriebs­ temperatur, um dann in den Tagen vor der Nacht der Nächte zu Hochform aufzulaufen. Fünf mal 24 Stunden wird in der Liebigstraße geschuftet, nonstop, rund um die Uhr. Viele lassen sich eigens für dieses Logistikspektakel vom Arbeitgeber beurlauben. Die Erklärung für diesen immensen Aufwand ist einfach: Montags noch sind die Markthallen karnevalistisches Brachland – anders als bei herkömmlichen Veranstaltungsorten warten Bühnen- und Soundanlagen nicht fertig installiert darauf, dass nur noch irgendwer auf den richtigen Knopf drückt. Kilometerweise Kabel müssen verlegt werden, nicht mal eine ausreichende Wasserleitung steht bereit, für die Stromversorgung müssen die Jungs sich mit der Stawag und dem benachbarten Starfish kurzschließen. Wäre es nicht einfacher, einfach in einen Ort wie das Eurogress überzusiedeln? Eine geeignete Lokalität zu finden ist nicht so einfach. Vor allem aber besteht der Ehrgeiz gerade darin, die mittlerweile zur Institution gewordene Partygranate aus dem Nichts zu schaffen. „Jevvt Jas, wen ühr fiere wellt“ – der Schlachtruf, den Niki und Jens dem Partyvolk als Moderatoren entgegenschleudern werden, gilt für sie und ihr Team ein ganzes Jahr.

Carnevale 2009: 23. Januar 2009 Eintritt 19 Euro VVK, 24 Euro AK Beginn 18 Uhr 30, Showtime 20 Uhr Tickets gibt es bei der AKV-Geschäftstelle, Kurhausstraße 2c oder unter www.akv.de


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Riesenevent bringt das Alte Kurhaus zum Erbeben

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Der Florresei-Palast – Nachwuchsjecken heizen ein! „Selbst aktiv Karneval feiern? Das lässt der Zeitplan eigentlich nicht zu“, sagt Martin Schlemmer mit Unschuldsmiene. Martin ist einer der Ehrenhüte des AKV, und stressig wird es für das elfköpfige „Jungherrenteam“ vor allem in der Karnevalswoche. Denn dann gilt es, den Florresei-Palast im Alten Kurhaus reibungslos, dafür aber umso stimmungsvoller über die Bühne zu bringen. Wobei besagter Bühne nur ein eher kleiner Teil der Organisationsarbeiten gewidmet ist – klassischen Sitzungscharakter wird man bei dem in erster Linie an Nachwuchsjecke gerichteten Event vergebens suchen. Klar, Anheizer müssen natürlich sein. Dies werden auch bei der 12. Runde vor allem die Stammgäste und Stimmungskanonen der Würselener „Wheels“ sein, auch die „Jonge vajjen Beverau“ haben sich angekündigt. Angeheizt werden aber muss das gesamte Kurhaus, vom Epizentrum im barocken Ballsaal über das Treppenhaus bis in die im Erdgeschoss gelegene Cocktailbar Havanna – die Vor­be­reitungsarbeiten gestalten sich dem­­entsprechend umfangreich. Jeden ersten Freitag im Monat veranstalten die Ehrenhüte einen Stammtisch, Ende September werden die Pla­nungen für die kostümpflichtige Florresei dann konkret. Für Oskar Kaluza, ein weiterer im Kreise der Ehrenhüte, bedeutet das in erster Linie, Sponsoren anzuwerben – zum Service für die Geldgeber gehört unter anderem, kurze Werbefilme zu drehen. „Oskar ist ein wahnsinnig charmanter Kerl mit vielen Kontakten. Damit ist er prädestiniert für diese Aufgabe“, sagt Christian Lücker. Er selbst zeichnet wiederum verantwortlich für effektives Rühren der Werbetrommel. Das scheint der hauptberufliche Apotheker zu beherrschen: praktisch undenkbar ist es, dass in der Session von Prinz Thomas I. weniger als die maximal zugelassenen 800 Narren das Alte Kurhaus zum Erbeben bringen werden – für gewöhnlich werden den Ehrenhüten nach Verkaufsbeginn innerhalb von Minuten sämtliche Eintrittskarten aus den Händen gerissen.

Die wirklich heiße Phase der Organisation beginnt für Christian und die anderen Ehrenhüte aber, während Oche sich schon ganz auf den Fettdonnerstag einstellt: Am Mittwoch, 18. Februar, werden die Ehrenhüte den Schlüssel für den Partypalast in die Hand gedrückt bekommen und zur Bestandsaufnahme schreiten. Dann beginnen die technischen Aufbauten. Licht- und Soundanlagen werden aufgebaut, Kabel verlegt, Traversen gestemmt und das DJ-Pult aufgebaut. „Die Techniker fragen dann schon mal, ob wir eigentlich bekloppt sind, für einen einzigen Abend einen solchen Aufwand zu betreiben“, schmunzelt Christian Lücker. Bekloppt? Nein, einfach exakt so jeck, wie es sich für einen Ehrenhut geziemt. Daher haben die elf Jungherren auch ihren eigenen Programmpunkt integriert: einen gemeinsam mit der Formation „Aix Dance Temptation“ einstudierten Tanz, den man zwar nicht zu ernst nehmen sollte – aller­ dings durchaus als Aufforderung, selbst das Tanzbein zu schwingen. Der Lohn für all den Aufwand ist die Ehre, den jeweiligen Narrenherrscher am Fettdonnerstag durch die karnevalistischen Wogen zu begleiten, außerdem ein eigener Wagen beim Rosenmontagszug. Absolut gar keine Zeit zum Feiern bleibt beim Höhepunkt der fünften Jahreszeit dann also doch nicht. Aber wer sich als echten Jeck bezeichnet, muss Stress und Party schließlich auch unter einen (Ehren-) Hut zu bringen verstehen.

Florresei-Palast 2009 21. Februar 2009 (Karnevalssamstag) im Alten Kurhaus (Kurhausstraße 2c) Eintritt 18 Euro Beginn 20 Uhr Tickets gibt es bei der AKV-Geschäftstelle, Kurhausstraße 2c oder unter www.akv.de

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„Henger Öcher Mure speäle Kenger Eckelure“

Kaffee, Kids & Kokolores Magischer Anziehungspunkt nach dem Zug … „Henger Öcher Mure speäle Kenger Eckelure“ lautet 2009 das Motto des 57. Aachener Märchenprinzen Paul I. Nüssgens (10). Am Karnevalssonntag, 22. Februar, erlebt er seinen Triumphzug und zieht mit Tausenden bunt kos­tümierter Öcher Kenger durch Aachens Straßen. Und danach geht’s fröhlich weiter: Im Alten Kurhaus startet nach dem Kinderzug die traditionelle Kaffeevisite des AKV: „Kaffee, Kids & Kokolores“. Und wieder wird es in a­llen Räumen nur so wimmeln vor Hunderten von Marienkäferchen, Noppeneys, Schornsteinfegern, Cowboys, Prinzessinnen und zierlichen Libellen. Schnell auch wird das neue Maskottchen des AKV zum Liebling aller Kinder werden, wenn es beim Walking-Act so lieb geschmust und gestreichelt werden kann! 1949 veranstaltete der AKV zum ers­ ten Mal nach dem Krieg wieder die seit 1860 zur Tradition gewordene „Kaffeevisite“. Wegen der Enge im Foyer des Neuen Kurhauses hatten in jenem Jahr als männliche Wesen ausschließlich Elferratsherren Zutritt. Nach mehrjähriger Zwischenstation im Eurogress und dann einjähriger Pause, ist dieses Familienfest des AKV seit 2001 im Alten Kurhaus unter dem neuen Motto: „Kaffee, Kids & Kokolores“ magischer Anziehungspunkt für Klein und Groß nach dem Kinderkostümzug. Junge Väter des AKV hatten die Organisa­ tion in die Hand genommen und präsentieren seitdem den kleinen Fas­ telovvendsjecken im Ballsaal und in der Klangbrücke ein mehrstündiges, kunterbuntes Programm. „Zwei Drittel unserer Besucher sind dabei Erwachsene: Omas und Opas, Muttis und Vatis, Onkel und Tanten“, lacht Horst Neundorf, Teamchef des KKKElternteams, dem er seit sieben Jahren angehört. Er selbst ist Vater von zwei Kindern, die beide just zur Zeit der „tollen Tage“, das Licht der Welt erblickten: Sebastian wurde im Jahr 2000 in der Nacht vom Rosenmontag zum Veilchendienstag geboren und Lisa-Marie war 1997 in der Nacht zum Aschermittwoch neue Erdenbürgerin geworden. „Das ver­pflich­­tet natürlich im Kinderkarneval aktiv zu sein“, so der stolze Papa.

Heute gehören dem Team neben Horst Neundorf auch Guido Hoss, Marcel Philipp, Rolf Gerrards, Melanie Collet und Andy Collet sowie BörjerwehrKommandant Willi Schillings an. „Im Team hat jeder seine Aufgabe“, erzählt Neundorf. Melanie zeichnet für die Programmgestaltung ver­ant­wortlich und führt zusammen mit Andy Collet auch Regie. Die finan­zielle Abwicklung liegt bei Marcel Philipp, während Guido Hoss seit 2007 die Moderation im großen Ballsaal übernommen hat. Kontaktmann zum AKV-Elferrat ist Rolf Gerrards und Willi Schillings ist mit seinen „Waschweibern“ erste Anlaufstelle der Kleinen im Getümmel. War das KKKTeam früher themengebunden kostümiert, zum Beispiel als „Jim Knopf“ oder „Biene Maja“, so hat sich das seit drei Jahren geändert. Es gab für die Kinder keinen Wie­der­erkennungseffekt. Deshalb bleibt das KKK-Team den jüngsten Jecken nun konstant im „Lausbuben“Outfit vertraut. „Kaffee, Kids & Kokolores ist die einzige AKV-Veranstaltung, die in jedem Jahr neue Besucher und neue Freunde für den jungen Karneval finden muss, wachsen doch die kleinen Jecken schnell aus dem Kinderkarneval heraus“, ist sich Horst Neundorf mit seinem Team bewusst. Von Generation zu Generation ist der Öcher Fas­ telovvend jedoch immer wieder für vie­le der Jüngsten zu einem erstrebenswerten Freizeithobby geworden. Die Augen strahlen bei den Tanzmariechen, wenn die Stimmung im Saal siedet und sie im Applaus baden. Und einmal mehr werfen sich die jungen Spielmannsleute in die Brust, wenn sie beim Einmarsch mit ihrem Musik­ zug bewundernde Blicke auf sich spüren. Aller Stress und Trainingsfleiß eines ganzen Jahres haben sich gelohnt und sind dann vergessen.

KKK 2009

Sonntag, 22. Februar Einlass: 13.30 Uhr, Beginn: 14.30 Eintritt: Erwachsene 8 Euro, Kinder 3,50 Euro Tickets gibt es bei der AKVGeschäftsstelle, Kurhausstraße 2c oder unter www.akv.de


Aachen

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Wir gratulieren dem AKV zu 150 Jahren Erfahrung im Karneval!

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Ritter kurz gefragt

Ritter kurz gefragt:

Ritter Friedrich Merz MdB Wo Ihr Ritterkollege Edmund Stoiber ja nun in Brüssel im Ehrenamt versucht, Bürokratie abzubauen: Wer ist jetzt, bewusst oder unbewusst, Deutschlands größter Humorist in der Politik?

Ritter Friedrich, als Sauerländer, Berufspolitiker und Ordensritter sind Sie wie kaum ein anderer dazu berufen, diese Frage zu beantworten: Wie steht es um die Lage der Nation? Wenn man Italien und italienische Verhältnisse mag, ist die Lage unserer Nation als gut zu bezeichnen. Wir haben eine gefestigte Fünf-Parteien-Landschaft, die interessante Farbenspiele eröffnet. Nicht mehr nur SchwarzGelb, Rot-Grün oder die so genannte große Koalition sind nunmehr möglich. Nein, sogar Schwarz-Grün, Jamaika, die Ampel oder Rot-Rot-Grün sind denkbare Konstellationen. Wenn man nach der im Sinkflug befindlichen Marktwirtschaft geht, belebt ja mehr Konkurrenz das Geschäft. Warum also stöhnen? Der Wettbewerb zwischen den Parteien wird es schon richten. Zumal beide großen Volksparteien personell nie besser besetzt waren als heute! Auch wenn viele Zeitungen den Verlust an Wirtschaftskompetenz oder anderem Sachverstand sowohl in CDU/CSU als auch SPD bemängeln. Die Parteispitzen sind zufrieden: nie war das Regieren links der Mitte einfacher als heute! Konsens, Konsens, Konsens ist das neue Schlagwort. Die ideologischen Grabenkämpfe zwischen SPD und CDU/CSU sind passé – die große Koalition eine Dauereinrichtung. Auch als Ordensritter kann ich zufrieden sein. Von Berufswegen eine Monarchie herbeisehnend, ist die nach dem Linksschwenk der Union und der Verbrüderung mit der SPD einsetzende schwarz-rote Oligarchie auch schon mal was!

Als ich von der Berufung meines Ritterkollegen Edmund Stoiber nach Brüssel hörte, ging es mir wahrscheinlich wie vielen Satirikern: Ich dachte, jetzt verliert Deutschland den letzten Politiker, der Politik in ganz großen Linien betreibt, und der für sein klares Denken sowie seinen stringenten Satzaufbau bekannt ist. Diesen Verlust hielt ich in der deutschen Politik für nicht ersetzbar. Nach seinen Ausführungen zum Normal-, Schad- bzw. Problembären hat sich jedoch einer dieser Vakanz angenommen. Ich spreche von Kurt Beck, den ich im Zusammenspiel mit Frau XY für den größten Humoristen – in den Worten von Edmund Stoiber: für den größten Problembären – in der deutschen Politik halte. Verwüstete der Problembär Bruno nur winzigste Teile Bayerns, versetzt Problembär Kurt ganz Hessen und weite Teile der Bundesrepublik in Angst. Zunächst nur durch seinen Spruch „waschen und rasieren, dann kriegen Sie auch einen Job“ bundespolitisch aufgefallen, dezimierte er die wild gewordene Schafherde SPD Monat um Monat. Nicht nur die Lämmer liefen davon, auch viele Leithammel verließen die Herde, da sie durch die zunächst bestrittene und dann doch tolerierte und angestrebte „wilde Ehe“ der Frau XY mit der Linken die Grundfesten der Partei in Gefahr sahen.

Das Ziel Ihres legendären Bierdeckelvorschlags war es, dem Bürger weniger Bürokratie und mehr Steuergerechtigkeit zukommen zu lassen. Leider, leider ist nichts draus geworden. Haben Sie noch andere zündende Ideen für unser Land? Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah! Jeder Bürger stellt es bei dem Blick auf seine Lohnabrechnung und Sie in Ihrer Frage selber fest: Die von mir vorgeschlagene Steuererklärung auf dem Bierdeckel ist immer noch Zukunftsmusik. Daher kann ich nur immer wieder betonen: „Bierdeckel lives forever“ bzw. „Bierdeckel reloaded“! Alles andere kommt später, so auch die nächste Verleihung WIDER DEN TIERISCHEN ERNST des AKV am 7. Februar 2009. Mein Vorschlag: Wir übersäen die Halle des Eurogress in Aachen mit Bierdeckeln, ernennen Peer Steinbrück zum Ritter humoris causa und singen alle zusammen das Lied: „Wer soll das bezahlen?“


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mohr & more

Wir w端nschen Prinz Thomas I. Ebert eine jecke Session

Jeder Jeck ist anders... Auf Wunsch vermitteln wir sogar Prinzen!


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Veranstaltungskalender und Termine

Veranstaltungen | Termine Prinzenproklamation 2009 10. Januar 2009, 20:00 Uhr

Prinzenproklamation des AKV am 10. Januar 2009. Es gibt verschiedene Kartenkategorien, z.B. Saal- und Ballkarten. Informationen dazu gibt es bei der Geschäftsstelle.

150 Jahre AKV Top Lounge

18. Januar 2009, Einlass ab 18:00 Uhr

Das Kölner Dreigestirn mit der Kölner Ehrengarde gratulieren dem AKV: Viel Freude im Quellenhof!

Carnevale by BMW Kohl

23. Januar 2009, Einlass ab 18:30 Uhr

Aachens wahrscheinlich größte Karnevalsfete vereint Jahr für Jahr bis zu 4.000 der jüngeren Jecken; gefeiert wird in den Aachener Markthallen in der Liebigstraße.

59. Verleihung des Ordens WIDER DEN TIERISCHEN ERNST 7. Februar 2009, 19:30 Uhr

Die 59. Verleihung des Ordens WIDER DEN TIERISCHEN ERNST im Eurogress Aachen

Open-Air AKV

14. Februar 2009, 10:30 Uhr

Der AKV lädt zur Open-Air-Sitzung auf dem Holzgraben ein.

Florresei Palast 2009

21. Februar 2009, 20:00 Uhr

Die berühmt-berüchtigte Karnevalsparty der AKV Ehren­ hüte, hier bleibt kein Auge trocken – im Barocksaal des Alten Kurhauses wird gefeiert bis zum Abwinken.

AKV Kaffeevisite 2009 Kaffee, Kids & Kokolores

22. Februar 2009, 14:30 Uhr

Am 22. Februar feiern Kids mit ihren Eltern – Ein Familienfest für Jung und Alt im Alten Kurhaus – direkt nach dem Kinderzug. Stargast: AKV-Maskottchen

AKV & Friends am Rosenmontag

23. Februar 2009

AKV & Friends, DIE Party nach dem Rosenmontagszug im Havana im Parterre des Alten Kurhauses

Theaterball 2009 Festvorstellung und Schlussball

24. Februar 2009, 20:00 Uhr

AKV-Abschlussball mit Verabschiedung des Prinzen im Theater Aachen

150 Jahre AKV Katschhof-Fest

8. Mai 2009

Der Verein feiert seinen 150. Geburtstag mit allen Aachene­ rinnen und Aachenern auf dem Katschhof. Mit dabei: jede Menge Musik, Festäng und Promis

150 Jahre AKV Festliche Gala im Krönungssaal

9. Mai 2009, 20:00 Uhr

Der Verein feiert im angemessenen Rahmen des Krönungssaals einen festlichen Gala-Abend.

weitere Informationen: www.akv.de


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www.lambertz.de

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„Ja wenn ’ne Öcher ens jet sage will …“

Josef, Jupp und Jüppchen: Markenzeichen Öcher Humors Traten „Josef, Jupp und Jüppchen“ in den ersten Jahren stets gemeinsam mit der Tropigarde auf, so nabelten sie sich in der Session 1990/91 von den Tropis ab und gaben bei der Auftaktveranstaltung: „Heini Mercks präsentiert Spitzenkräfte des Aachener Karnevals“ im Saaltheater Geulen ihr Debüt. „Wir schauen dem Öcher auf den Mund und versuchen, seine Eigenarten in unseren Reden umzusetzen“, sagt Lennartz. Schön sei es, wenn die Aachener sich dann, speziell in der Person des Jüppchens, wiederfinden.

Sie sind Garanten für herzerfrischenden Humor und schlitzohrige Cleverness beim pointierten Schlagabtausch! Josef, Jupp und Jüppchen – das Öcher Comedy-Trio, das seit 25 Jahren mit Gesang, Gitarre, Akkordeon und einem Köfferchen voller Geistesblitze ganze Säle in ein Chaos närrischer Ausgelassenheit treibt. Kreischendem Gelächter und anhaltendem Applaus folgen am Ende jedes Auftritts garantiert Standing Ovations. Denn, wenn sie in ihren Hit: „Ja, wenn ’ne Öcher ens jet sage will“, anstimmen, versteht es sich von selbst, dass alle Jecke lauthals mit einstimmen. Die Drei haben sich gesucht und gefunden in St. Josef, denn sie sind gestandene Tropigardisten. Hubert Crott, der dann 22 Jahre lang als Tropigeneral fungierte, und Albert Gehlen waren 1970/71 Gründerväter der Tropis. Beide gehörten zu dem Doppelquartett, das im Oktober 1970 auf einem Lütticher Flohmarkt nach einem schönen Karnevalskostüm suchte und dabei Tropenhelme aus der belgischen Kolonialzeit entdeckte. Preis pro Stück 75 belgische Francs. Olivgrüne Unterhemden und ein rotes Halstuch mit weißen Punkten ergänzten das närrische Outfit. Weiße Socken und Sockenhalter über der Hose, dazu eine Klobürste in der Hand machten die

Dschungel-Expedition der „Tropigarde“ perfekt. Ein Jahr später folgten die ersten „außerpfarrlichen“ Karnevalsauftritte. Die Tropi-Sitzungen wurden und blieben bis heute legendär. In der Session 1984/85 fiel unerwartet eine Zugnummer im Programm aus. Aus der Not geboren, traten Tropigeneral Hubert Crott (Jüppchen), Vizegeneral Albert Gehlen (Josef) und Ägid Lennartz (Jupp) als Leiter der vereinseigenen Kapelle „Tropi-Combo“ das erste Mal gemeinsam auf. Ein Komet startete ins karnevalistische Universum! Noch war das Outfit nicht so originell wie heute. Das Trio trug Bibis und Zylinder auf dem Kopf und die Beine wurden von Tropi-Sockenhaltern geziert. Aber das Comedykonzept war bereits dasselbe, wie heute. „An unserem Profil können und wollen wir nichts ändern. Josef ist der etwas oberlehrerhafte Teil des Trios. Jupp wiederum ist bemüht, Jüppchen in seiner geistigen Beschränktheit auf die Sprünge zu helfen, ist aber immer wieder entsetzt über das Niveau seines Partners. Ja, und Jüppchen ist bekannt“, erzählt Ägid Lennartz. Auch für die Jubiläumssitzung des AKV werde das Trio nicht von seinem Profil abweichen, vielmehr versuchen, die Rede auf den Ordensritter Mario A­dorf abzustimmen, lässt er durchblicken.

Ihren ersten Auftritt bei einer AKVFestsitzung hatte das Trio 1996 bei der Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst an den Kölner Dompropst Bernard Henrichs. „Ich bin kein AKV-Mitglied, aber ich halte den AKV für den Verein, der in der Lage ist, Öcher Faste­lovvend auch über die Stadtgrenzen hinaus ins Land zu transportieren“, erklärt Ägid Lennartz. Leider werde der AKV immer mehr durch Rahmenbedingungen wie Sendeplatz, Einschaltquoten usw. eingeengt. „Ich würde mir wünschen, dass die Aachener Kultur in Wort und Gesang einen festen Platz sowohl im


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Eurogress, als auch im Fernsehen behält“, fügt der Träger des ThouetMundartpreises der Stadt Aachen hinzu. Er habe Hochachtung vor dem Verein mit seiner 150-jährigen Vergangenheit und habe sich daher gefreut, auf Anfrage hin ein AKV-Jubiläumslied zu schreiben. Darin heißt es unter anderem: „Vom Eurogress in den Rest der Welt schicken wir das, was uns gefällt. Aus diesem Land zwischen Wurm und Pau grüßt 150 Jahre schon der AKV. Bei uns fühl’n Ritter sich zuhaus, die Prominenz geht ein und aus, doch auch die Jecken hab’n hier Platz – denn in uns schlägt das Öcher Hazz.“ Ohne Einschränkung bezeichnen sich Hubert Crott, Albert Gehlen und Ägid Lennartz als Aachener mit Leib und

Seele. An der Stadt Aachen begeistert sie die Grenznähe und das multikulturelle Flair. Einzig, einen Fluss oder See vermissen sie. An den Aachenern selbst schätzen sie die Herzlichkeit und Aufgeschlossenheit, bedauern aber, dass sie nicht immer halten, was sie versprechen. Im Oktober 2008 wurde Hubert Crott im Weißen Saal des Rathauses mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Als „Jüppchen“, Mitbegründer und langjähriger General der Tropigarde, sowie als Elferratsherr des AKV, sei er eine weithin bekannte Institution im Aachener Karneval. Darüber hinaus engagiere er sich als Mitglied des Aachener Klenkes Komitees, als Vorstandsmitglied im VdK-Kreisverband AachenStadt und im Pfarrgemeinderat der Pfarre St. Josef ehrenamtlich für Behinderte und sozial Benachteilig­te, hieß es in der Laudatio.

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Ein Gespräch mit dem Ordenskanzler Constantin Freiherr Heereman von Zuydtwyck

Der Ordenskanzler: 50 Jahre Ritterkonvent Wenn am 7. Februar 2009 Mario A­dorf als neuer Ritter des AKV den Orden WIDER DEN TIERISCHEN ERNST erhält, ist es für Sie, Herr Ordenskanzler, närrische 3 x 11 Jahre her, dass Sie selbst zum Ritter gekürt wurden. Damals hielt Bundeslandwirtschaftsminister Josef Ertl die Laudatio auf Sie. Mit Blick auf Ihren Adelsstand und Ihr damaliges Amt als Präsident des Deutschen Bauernverbandes, unterstrich der Laudator darin, dass es für die Emanzipation der Bauern spreche, wenn sie sich mittlerweile wieder Barone zu ihren Präsidenten wählen. In diesem Amt haben Sie die Interessen der Landwirte stets mit viel Humor und Mutterwitz durchgesetzt. Erinnern Sie sich an ein treffendes Beispiel dafür? Ordenskanzler Constantin Freiherr Heereman von Zuydtwyck Zunächst darf ich mit Freude feststellen, dass mit Mario Adorf der Ritterkonvent erneut eine großartige Bereicherung erfährt. Die nächste Ordensverleihung wird sicherlich ein herausragendes Ereignis. Sich selbst an seinen Mutterwitz zu erinnern, ist schwer. Andere können das besser beurteilen. Als ich für den Ritterstand erwählt wurde, habe ich dem Laudator Minister Josef Ertl unter anderem gesagt: Aber, lieber Bruder Josef, ihr in Bonn und Brüssel verlangt viel zu viel von uns. Wenn’s nach euch ginge, hätten wir keine Kühe mehr im Stall, sondern nur noch Wundertiere und Zirkusraritäten. Eure Kuh soll zum Beispiel folgendes können: Leistung steigern, Butterberge abbauen, Exporte fördern, Magermilchpulver verteilen, Richtlinien befolgen, die Wünsche

Neuseelands beachten, die Umwelt nicht übermäßig belasten und dann vorher sich selber schlachten.

denskapitels). So habe ich mich immer auf die drei Tage gefreut und habe in den 33 Jahren nur einmal gefehlt.

Es ist dem Ordensritter Professor Carlo Schmid, zu verdanken, dass es seit 50 Jahren einen Ritterkonvent gibt. Er war nicht nur hierfür der Vater des Gedankens, sondern ebenso für die in lateinischer Sprache verfasste Urkunde über die Senatsmitgliedschaft und die kuriose Ordensregel mit ihren elf Artikeln. Welchen dieser Artikel sehen Sie als den bedeutendsten an, der von jedem Ritter verbindlich einzuhalten ist?

Welche Verbindungen aber halten die Ritter unter sich an den verbleibenden 362 Tagen? Gibt es da eventuell einen Stammtisch oder Herrenclub?

Ordenskanzler Constantin Freiherr Heereman von Zuydtwyck Die Ordensregel 4 lautet: Zu den besonderen Pflichten eines Ordensritters gehören Tapferkeit im Widerstande gegenüber den Anfechtungen des Widersachers und die Bewahrung der Mitbürger vor den Gefahren seiner Versuchungen – insbesondere bei der Ausübung obrigkeitlicher Verrichtung. Welche „Bürde“ brachte das Amt des Ordenskanzlers mit sich? Hat sich dadurch etwas in Ihrem Leben geändert? Ordenskanzler Constantin Freiherr Heereman von Zuydtwyck Drei Tage im Jahr bringen Frohsinn und Heiterkeit. So zerfällt das Kapiteljahr in zwei Hälften, von denen die eine 3 Tage, die andere 362, im Schaltjahr 363 Tage zählt. Diese Gliederung ist ohne Einfluss auf Pflichten und Rechte der Kapitelherren, jedoch im Kalender zu vermerken (Artikel 9 der Regel des Or-

Ordenskanzler Constantin Freiherr Heereman von Zuydtwyck Der Zusammenschluss der Ritter, Ritterinnen und Knappen hat keinen Herren- oder Damenclub. Wenn man sich außerhalb der drei Tage im Jahr trifft, ist das mit großer Wiedersehensfreude verbunden. Alle Versuche, mal ein gemeinsames Treffen im Jahr zu organisieren, scheiterte immer an Termin-nöten. Seit Jahrzehnten gehört die Grande Dame des Öcher Fastelovvends, Gitta Haller, zu den Künstlern und Künstlerinnen, die den Festsitzungen des AKV den Aachen-spezifischen Charme verleihen. Bei den Ordensrittern erfreut sie sich allgemeiner Beliebtheit und Verehrung. Was schätzen Sie persönlich an Gitta Haller, und gibt es bleibende Erinnerungen an gemeinsame Bühnenauftritte bei den Ordensverleihungen? Ordenskanzler Constantin Freiherr Heereman von Zuydtwyck Über viele Jahre gehörte Gitta Haller zur einsamen Spitze bei der Vermittlung von Humor und Frohsinn. Es gibt bei mir viele Erinnerungen an die liebe Gitta. Ich war ihr „Bauernrüpel“. Ich hoffe, dass sie Anfang Februar mit dabei ist.


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Ordensritter von Heeremann 1976 im Narrenkäfig : „Ein Huhn sagt zum anderen: Du bist ja eine armselige Henne, du legst ja nur B-Eier. Ich dagegen A-Eier! – Da­ rauf das andere Huhn: Meinst du, ich verrenke mir wegen der zwei Pfennige meinen Hintern?“ Nach dem Betreten des Narrenkäfigs zur Ritterrede: „Mich wundert, Herr Präsident, dass der Grzimek noch nicht angerufen hat, um sich für die Abschaffung der Käfighaltung auch hier auszuspre­ chen. Aber, der wird ja erst munter, wenn das Huhn in der Mauser ist und somit weniger Federn hat, als normal. Im Augenblick scheine ich noch nicht genug zerrupft auszusehen und bin auch nicht mit Volt und Watt an eine Legebatterie angeschlossen!“

„Wer sich heute über den Obstpreis aufregt, sollte daran denken, was der erste Apfel gekostet hat. Und dabei hat es damals noch keinen Zwischenhandel gegeben.“ Ordensritter von Heeremann 1976 im Narrenkäfig

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Hörbericher Kenger erhalten 17. Zentis-Kinderkarnevalspreis 1992 war es Helmut Strack, der die Initiative ergriff, den Aachener Kinderkarneval in das Programm der AKVFestsitzungen mit aufzunehmen. Er wandte sich dazu an den „Herrn der Konfitüren“, Heinz-Gregor Johnen, damaliger Geschäftsführer der Aachener Firma Zentis, dem größten Konfitürenproduzenten der Europäischen Union. Er war als großzügiger Sponsor nicht nur des AKV, sondern generell zur Förderung von Kultur, Sport und Sozialem bekannt. Bei ihm fand Strack sofort Unterstützung, sodass seit 1992 jährlich der mit 3333 Euro dotierte Kinderkarnevalspreis an Kindergruppen der Karnevalsvereine, karnevalistisch aktive Schulen, Chöre oder Musikgruppen vergeben werden kann. 17. Preisträger ist nun 2009 die Kindergruppe der KG Horbacher Freunde, die, wie auch ihre Gesellschaft selbst, auf ein erfolgreiches, elfjähriges Bestehen

zu­rückblicken kann. Und wie die Alten sungen, so zwitschern in Hörberich auch die Jungen! So haben die 46 Kinder ebenfalls einen Präsidenten, Fähnrich, Mundschenk und sind tänzerisch ebenfalls mit den Bambinis, zwei Garden, dem Kindertanzpaar und zwei Kindermariechen Spitze.

Der mit 3333 Euro dotierte Zentis-Kinderkarnevalspreis wird seit 1992 verliehen.

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Karnevalswagen

Der „Herr der Wagen“ Dr. Norbert Königs Seine künstlerischen Ambitionen und sein Sinn für’s Schöne prädestinieren den AKV-Elferratsherren Dr. Norbert Königs zum Leiter des vereinseigenen Projekts: „Karnevalsorden, Prin­ zenproklamation und Wagen für den Rosenmontagszug“. Mit der ihm eigenen Fröhlichkeit des Herzens, mit hoher Verlässlichkeit und nie versiegendem Ideenreichtum engagiert er sich für dieses umfangreiche „Aushängeschild“ des AKV. Von der Idee bis zur Anfertigung – alle Stationen begleitet er, hält dabei stets ein Auge auf die Einhaltung des Budgets. So, wie er als Zahnarzt seinen Patienten ein strahlend schönes Lächeln ermöglicht, so ist er auch darauf bedacht, dass der AKV sich nach außen hin von imponierender Seite zeigen kann. Dr. Königs ist nicht nur seit fast 30 Jahren Mitglied des AKV, sondern ebenso seit 30 Jahren mit Gattin Barbara verheiratet. Beide haben einen Sohn, der an der RWTH studiert. Da aller guten Dinge drei sind, führt der Zahnarzt auch seit 30 Jahren seine eigene Praxis in Herzogenrath-Kohlscheid. Die ersten karnevalistischen Erfahrungen machte er wäh­rend seiner Studentenzeit im Kölner Karneval, erklomm dann aber die erste Sprosse der Narretei bei seinem Zahntechniker, der ihn als Aachener Prinz Karneval Burghard I. Janser 1988 in den Hofstaat holte. „Seitdem sind Kunst und Karneval meine Hobbys“, erklärt Dr. Königs. Bereits ein Jahr nach diesem närrischen Einstieg wurde er in den AKV-Elferrat berufen, dem er vier Jahre lang angehörte. Nach einer Auszeit von zehn Jahren gab es für ihn dann 2004 ein Comeback in den El-

Dr. Norbert Kö­nigs (rechts) und Alwin Napie­rals­ki (oben) zählen die Stunden ehren­ amtlicher Arbeit lieber nicht …

ferrat. Drei Jahre später übertrug ihm AKV-Präsident Horst Wollgarten den kreativen Projektbereich, der ihm den Namen „Herr der Wagen“ einbrachte. „Die Flotte des AKV mit den Wagen des Prinzen, des Elferrats, Senats und Ehrenhutes, war in die Jahre gekommen. Wir brauchten dringend etwas Neues“, erzählt Königs. „Mit unseren Wagen wollen wir das Rosenmontags­ zugniveau in Aachen steigern und andere Vereine durch Vorbildwirkung motivieren“, fügt er enthusiastisch hinzu. Zunächst wurde ein Wettbewerb für den Entwurf eines Prinzenwagens ausgeschrieben. Fünf Vorschläge gingen ein. Der beste wurde prämiert, aber nicht realisiert. „Inzwischen hatten wir in Düsseldorf Jacques Tilly, den Papst der Wagenbauer, kennen gelernt“, erzählt der „Herr der Wagen“. Atelier und Wagenhalle des Kommunikationsdesigners seien „ein Traum“. 70 Prozent aller Wagen der Düsseldorfer Rosenmontagszüge werden von ihm kreiert und gebaut. Tilly arbeitet außerdem für Film, Fernsehen, das Phantasialand, für die Stadt Düsseldorf und das Land NRW.

Aus mehreren Vorschlägen für den AKV entstand letztlich der märchenhafte „Pfauenwagen“, auf dem 2007 als erster Prinz Karneval Roger I. Lothmann fuhr. Mit diesem Prinzenwagen begann die Serie plastischer, dreidimensionaler Wagen des AKV. 2008 lief in gleicher Bauart mit „Schiff ahoi“ und „Oche Alaaf“ nicht nur das „Narrenschiff“ des AKV-Senats in die stürmischen Wogen der Narretei aus, sondern auch der erste Figurenwagen für Ritterin I.D. Gloria Fürstin von Thurn und Taxis. In der Jubiläums­ session kommen nun zwei weitere Wagen hinzu: erstmalig werden auch die Damen des AKV in einem eigenen Wagen fahren und unter dem Motto: „Für Dich soll’s rote Rosen regnen“ dabei auf Rosen gebettet sein. Der AKV-Elferrat und der Beirat aber nehmen als Ritter in einem imposanten Schloss mit hohen Zinnen an der Triumphfahrt von Prinz Thomas I. Ebert teil. „Ein großes Lob geht von Aachen nach Düsseldorf“, erklärt Königs. „Wären die Figuren- und Mottowagen ohne Herz gebaut, hätten sie kein Leben, keine Ausstrahlung“.


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Vom Entwurf bis zum Transport ist der „Herr der Wagen“ in ständigem Kontakt mit Jacques Tilly. Viel ehrenamtlicher Einsatz ist von ihm und seinen Mitstreitern gefragt. So bewährt sich immer wieder mit seiner Fachkompetenz und seinen Beziehungen, Alwin Napieralski. „Er ist meine Allzweckwaffe mit rauhem Kern und großem Herzen“, lächelt Königs verschmitzt. Doch auch die Herren des AKV p­acken tüchtig mit an und beweisen Manpower beim tonnenweisen Verladen von Wurfmaterial. Dr. Königs hat hier Peter Dumonceau, Dr. André Freese und Achim Floegel als verlässliche Helfer. Genauso, wie ihm bei der Prinzenproklamation Rolf Gerrards als Programmgestalter zur Seite steht, ist ihm Willy Kick ein absolut zuverlässiger Freund bei allen organisatorischen Vorbereitungen und Abläufen zur Verleihung der Sessions- und Sonderorden beim AKV-Ordensfest am Abend der Prinzenproklamation. „Die Ritterbetreuung allerdings ist für

mich die liebste aller Aufgaben“, gibt Dr. Königs ehrlich zu. Entsprechend der Devise von Präsident Wollgarten,: „Altes bewahren, Neues probieren!“ freut er sich mit einem fröhlichen „Oche Alaaf“ auf den Lippen auf die beginnende Jubiläumssession.

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„Wären die Figuren- und Mottowagen ohne Herz gebaut, hätten sie kein Leben, keine Ausstrahlung“.

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Die Orden einer ganz besonderen Session 1859–2009

Karnevalsorden sind für engagierte Karnevalisten nicht nur Objekte der Begehrlichkeit, sondern vor allem eine Anerkennung für ihren Einsatz, anderen Freude zu machen. Mit drei unterschiedlichen Orden wird der AKV in seiner Jubiläumssession seinen Mitgliedern, verdienten Aktiven, Sponsoren und Freunden karnevalistischen Respekt zollen. Der Jubiläumsorden „150 Jahre AKV“ trägt die Inschrift „Semper Felix“ („Immer glücklich“) und erinnert an den ersten AKV-Präsidenten Christian Felix Ackens. Eine „Goldene Kamera“ im Sessionsherren-Orden würdigt Leben und Schaffen des Weltbürgers Mario Adorf. Der Sessionsdamen-Orden wurde als Schmuckstück in Form eines Filmstreifens kreiert und wird ebenfalls von einer „Goldenen Kamera“ geziert. Anz AKV 105x146

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Ordensritter seit 1950

Der Orden WIDER DEN TIERISCHEN ERNST und seine Ritter 1950 JAMES A. DUGDALE Er entließ als britischer Militärstaatsanwalt 1950 in Aachen einen Verurteilten während der Karnevalstage aus der Haft, weil er es dem Delinquenten nicht zumuten wollte, „die höchsten Feiertage im Rheinland“ hinter Gittern zu verbringen. 1952 JULES VON JOUANNE Der damalige Regierungsrat ließ in der Eulenspiegel-Stadt Mölln den versammelten deutschen Finanzministern die festlich gedeckte Tafel wieder abräumen und Eintopf servieren. Denn: „Schleswig-Holstein ist arm“. 1953 HANS SACHS Als Staatsanwalt identifizierte er sich in Nürnberg mit seinem berühmten poetischen Namensvetter, indem er eine ihm zugesandte Schmähschrift auf Bundeskanzler Konrad Adenauer mit Knit­tel­versen im Stil des SchusterPoeten an den Kläger zurücksandte. 1954 LEO M. GOODMAN Der US-Chefrichter in der Bundesrepublik begründete ein Urteil gegen eine Deutsche und einen Italiener, die sich wegen einer Portion Ra­violi mit einem Amerikaner geprügelt hatten, juristisch brillant und umwerfend kabarettistisch. 1955 DR. AUGUST DRESBACH Dem Bundestagsabgeordneten gelang es, bei einer durchaus ernsthaften Debattenrede laut Protokoll 46mal „Heiterkeit“ oder sogar „stürmische Heiterkeit“ hervorzurufen. 1956 WILLEM BARON MICHIELS VAN KESSENICH Der Bürgermeister von Maastricht entwaffnete durch ein humorvolles Telegramm den Kriegsminister, der einen Fußballplatz beschlagnahmen wollte. Der General kapitulierte mit Humor vor dem Humor. 1957 MAX BECKER Der Vizepräsident des Deutschen Bun­destages pflegte Gästen die provisorische Bundeshauptstadt so zu erklären: „Bonn ist die Oase, in der die Regierungskarawane […] lagert auf ihrem Weg zum […] Ziel Berlin.“

1958 DR. CARLO SCHMID Der Bundestagsvizepräsident wurde als einer der geistreichsten und schlagfertigsten Redner ausgezeichnet. 1959 KONRAD ADENAUER Der Bundeskanzler war ein Meister der Vereinfachung: Mit wenigen, aber treffenden kölschen Worten erklärte er die Probleme der Nation. Er war der Prototyp des rheinischen Humorikers und fröhlichen Spötters, der auch über sich selbst lachen konnte. 1960 RUDOLF EBERHARD Als höchst unkonventioneller und unbürokratischer bayerischer Finanzminister trat er in München öffentlich als Raubritter auf und regte ein „Trostbüchlein“ für Steuerzahler an. 1961 DR. BRUNO KREISKY Der österreichische Außenminister parierte den Wunsch der über München verärgerten Stadt Burgau nach Anschluß an Österreich mit brillantwitziger Diplomatie. 1962 ROCHUS SPIEKER Der Dominikanerpater war als humorvoller, streitbarer Kanzelredner, Publizist und Drehbuchautor ein moderner Nachfahre des Abraham a Santa Clara. 1963 HENRY CHAUCHOY Der Professor erwarb sich als Kul­ turbeauftrag­ter der französischen Besatzungsmacht Meri­ten in der Mainzer Bütt. Seine Maxime: „Karneval ist für die Deutschen heilsam, weil sie den Behörden etwas am Zeug flicken und durch Lachen den Untertanengeist mindern können.“ 1964 DR. EWALD BUCHER Der Bundesjustizminister glossierte in den von ihm herausgegebenen „Blauen Briefen der Bundesregierung“ mit geistreicher Ironie die Bonner Politszene. 1965 PAUL MIKAT Der nordrhein-westfälische Kultusminister, Geisteswissenschaftler und Professor für Staatsrecht begrüßte bei Festversammlungen illustre Gäste nicht namentlich, sondern spitzzüngig: „Meine lieben Titel...“.


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1966 PIETRO QUARONI Der Präsident der Radio Televisione Italiana erhielt den Orden für sein Wirken als „lachender Diplomat“ – ein Titel, den er sich in seiner Botschafterzeit erwarb. 1967 KARL-GÜNTHER VON HASE Auf dem glatten Parkett der Bundespressekonferenzen meisterte der „Bundespressechef“ selbst schwierigste Situationen durch Selbstironie, beredtes Nichtssagen und entwaffnende Schlagfertigkeit. 1968 PER HAEKKERUP Der dänische Landwirtschaftsminister ließ sich wegen seiner Leibesfülle als erster Ritter mit Käse aufwiegen. 1969 HERMANN HÖCHERL Der B­undeslandwirtschaftsminister war das Politoriginal seiner Zeit. Von seinem Dienstherrn Adenauer als „Schlitzohr“ und „Bauernspitz“ titu­ liert, war er leiblichen Genüssen durchaus zugetan. 1970 DENIS W. HEALEY Zahlreiche Anekdoten zeugen von dem schier unerschöpflichen Vorrat an Bonmots des Schatzkanzlers Ihrer Majestät auf dem internationalen politischen Parkett. 1971 JOSEF ERTL und FRANZ XAVER UNERTL Landwirtschaftsminister der eine, Abgeordneter der andere, waren sie ein urbayerisches Dioskurenpaar, das mit viel Mutterwitz Heiterkeit in die Bundestagsdebatten brachte. 1972 HELMUT SCHMIDT Als Verteidigungsminister erlaubte er den Soldaten die damals modische Haarlänge. Sein „German Hair Force“Erlass ging in die Geschichte der Bundeswehr ein. 1973 LANCE POPE Der britische Botschafter, der als Englishman so plattelte und jodelte, dass waschechte Bayern neidisch wurden, verband den sprichwörtlichen englischen Humor mit deutscher Fröhlichkeit.

1974 WALTER SCHEEL Dem Außenminister, der sich selbst als „Scheel mit dem Eulenspiegelblick“ bezeichnete, gelang es stets, auf dem schwierigen diplomatischen Parkett mit rheinisch-fröhlicher Offenheit der Freiheit eine Gasse zu schaffen. 1975 DR. WILLFRIED GREDLER Der österreichische Botschafter komponierte diplomatische Sonaten und verlieh mit Wiener Esprit nicht nur dem Europarat rhetorischen Glanz. 1976 CONSTANTIN FREIHERR HEEREMAN VON ZUYDTWYCK Der Präsident des Deutschen Bauern­ verbandes bewies, dass man auch als Lobbyist handfeste In­teressen mit Hu­ mor vertreten kann. Herzhaft sein Kern, die Schwarte rauh, nobel das Etikett. 1977 DR. RAYMOND BROGER Der Landamtmann des Kantons Appenzell-Innerrhoden wehrte sich gegen irrige Vorlagen statt mit Hand und Fuß mit dem Kopf. 1978 EPHRAIM KISHON Der israelische Schriftsteller machte besonders das Spannungsfeld Bürger – Behörde zum Thema seiner satirischen Betrachtungen. 1979 HANS-DIETRICH GENSCHER Der verschmitzte Außenminister hätte den Orden gleich mehrfach verdient. Er erhielt ihn jedoch als Dienstherr des real nicht existierenden Ministerialdirigenten Edmund Draeker, dessen Kapriolen das Auswärtige Amt noch lange in Atem hielten. 1980 RICHARD STÜCKLEN Der AKV nahm den Bundestagspräsidenten beim Wort, der in seiner Antrittsrede den Parlamentariern mehr Humor in politischen Debatten empfohlen hatte, getreu seiner Maxime: „Humor ist der Mutterboden der Demokratie.“ 1981 HEINZ WERNER KETZER Der wegen seiner humorvollen Predigten weit über Köln hinaus bekannte Dompropst war ein klassisches Beispiel für die Vereinbarkeit kirchlicher Autorität mit rheinischem Frohsinn.

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Ordensritter seit 1950

Der Orden WIDER DEN TIERISCHEN ERNST und seine Ritter 1982 MANFRED ROMMEL Der Stuttgarter Oberbürgermeister, Musterbeispiel eines Philosophen, verbindet die schwäbische Mentalität mit hintergründigem Humor. 1983 DR. BERNHARD VOGEL Als Ministerpräsident von RheinlandPfalz nahm er durch seinen subtilen Humor auch politische Gegner für sich ein. In der zum „Vogelhaus“ umbenannten Staatskanzlei veranstaltete er „närrische Vogelschauen“.. 1984 FRIEDRICH NOWOTTNY Der Mann vom „Bericht aus Bonn“ verstand es, als Moderator auf deutschen Bildschirmen zu der Erkenntnis beizutragen, dass auch „hohe Tiere nur Menschen sind“. 1985 DR. NORBERT BLÜM Der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung ist eine der eigenwilligsten Persönlichkeiten des Kabinetts. Dem ständigen Balanceakt zwischen vielen Stühlen wird er mit Beharrlichkeit und Heiterkeit gerecht. 1986 JOHANNES RAU „Bruder Johannes“ oder „der gute Mensch aus Wuppertal“ – so wird der nordrhein-westfälische Ministerpräsident gerne genannt. Er vereinte mit milder Ironie und leisem Humor die Rollen Landesvater und Regierungschef. 1987 PROF. AUGUST EVERDING „Schlaugust“ verfügt über Witz, Ironie, Esprit und komödiantenhaften Schalk, ohne jemals zu vergessen, dass Humor eine Sache des Herzens ist. Als Generalintendant der Bayerischen Staatstheater verband er Kunst und Kommerz, Managertum, Pädagogik und Glauben in sich. 1988 PROF. GERTRUD HÖHLER Die Professorin für allgemeine Literaturwissenschaft, erste Ordensritterin, propagierte den Einsatz des Lachens als humane Strategie. Ihr Motto: „Wissen kann man nur vermitteln, wenn man unterhält.“

1989 FRANZ JOSEF STRAUSS Der bayerische Ministerpräsident stand als politisches Original im sauren Wald der angepassten Polit-Fichten sturmerprobt als knorrige Eiche. Intellektuelle Schärfe paarte sich bei ihm mit rauflustiger Kumpelhaftigkeit. 1990 LOTHAR SPÄTH Das schwäbische Cleverle, damals hauptberuflich Ministerpräsident von Baden-Württemberg, profilierte sich als pfiffiger Zugführer der schwäb’­ schen Eisenbahn, die unter ihm zu einem Transrapid mutierte. 1991/92 DR. DR. JACK LANG Als französischer Kulturminister war er der Paradiesvogel im Pariser Kabinett. Der Juraprofessor und Theaterdirek­tor schaffte es, eine ganze Nation zu unterhalten, indem er die Welt als Büh­ ne und Politik als eine besondere Form von Theater sah. (1991 fiel der närrische Staatsakt wegen des Golfkrieges aus.) 1993 DR. RUUD LUBBERS Der niederländische Regierungschef erfand das perfekte Inkognito: Im Maastrichter Karneval mischte er sich mit seiner eigenen Maske unter das närrische Volk. 1994 RENATE SCHMIDT „Mut zur Menschlichkeit“ charakterisiert die frühere Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. Von Herzen zu lachen, ohne sich zum Narren zu machen, und weinen, ohne ein Clown zu sein: Die beiden Seiten der Renate Schmidt und des Ordens „Wider den tierischen Ernst.“ 1995 DR. HEINER GEISSLER Als „Hofnarr“ der Union hält der stellvertretende CDU/CSU-Frak­tions­vor­ sitzen­de seinen Par­teifreunden den Spiegel vor: „Narren sind die wahren Humanisten. Sie lieben die Menschen, und nur deshalb dürfen sie ihnen auch wehtun.“ 1996 BERNARD HENRICHS Der Kölner Dompropst leistete Fürbitte für einen stadtbekannten Sünder aus dem Milieu zum Dank für dessen Hilfe bei der Wiederbeschaffung eines gestohlenen Domschatz-Kreuzes.


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1997 DR. THEO WAIGEL Der Bundesfinanzminister bewies als „Theo gegen den Rest der Welt“ in Zeiten von Steuerreform, Sparpaketen und Erfüllung der Maastrichter Konvergenzkriterien unerschütterlichen Humor und Schlagfertigkeit. 1998 HEIDE SIMONIS Die Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein eroberte als dritte Frau den Aachener Narrenkäfig: Als wortgewaltige rote Freibeuterin von der Ostsee trat die sturmerprobte Regierungschefin aus dem Norden an. 1999 JOHN C. KORNBLUM Der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika setzte im politischen Alltag erfolgreich auf eine ganz besondere Strategie: Humor. Als Cowboy im Narrenkäfig griff er daher nicht zum Colt, sondern hielt dem Gastland den Spiegel vor. 2000 DR. EDMUND STOIBER Auch als Narr machte Edmund Stoiber, bayerischer Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender, Ernst: „Der Humor ist mir verreckt.“ So trat er im Aachener Narrenkäfig erfolgreich an. 2001 Dr. Guido Westerwelle Fit for fun ist der Bundesvorsitzende der FDP zu jeder Gelegenheit. Als muskelbepackter Mister 18 Prozent hatte Guido Westerwelle im Aachener Narrenkäfig alle Fitnessfreaks und Frohnaturen auf seiner Seite. 2002 Dr. Thomas Borer Dem klassischen Bild eines Diplomaten entspricht er wenig: bei Thomas Borer ist man vor keiner Überraschung sicher. „Botschafter Lustig“ nennen ihn Schweizer Kritiker, die deutsche Presse kommentiert hingegen begeistert den Bogen vom Alphorn nach Hollywood. 2003 Dr. Wendelin Wiedeking Spitzbübisch beruhigte der forsche Porsche-Primus die Konkurrenz: „Ja, ich weiß, liebe Wettbewerber, auch Ihr baut schöne Automobile. Aber so wenig Nutzen wie ein Porsche kann so schnell keiner in die Waagschale werfen“ (manager magazin).

2004 DR. HENNING SCHERF Allüren sind dem Nordlicht fremd: Bescheiden­heit und Warmherzigkeit prägen seinen Stil, an­steckender Optimismus und Entschlossenheit sein Handeln. Er trinkt heißes Wasser statt Kaffee oder Bier, fährt Fahrrad statt Dienstlimousine; sein Hang zum Unkonventionellen ist sein Markenzeichen. 2005 PROF. DR. DR. KARL KARDINAL LEHMANN Karl Kardinal Lehmann gilt vielen als der derzeit populärste Geistliche in Deutschland. Sein Vorname bedeutet im Althochdeutschen „freier Mann“, und diesem Wortsinn ist er im Laufe seiner beeindruckenden Karriere oft gerecht geworden: „Ich möchte meinen Weg gehen, ob gelegen oder ungelegen.“ 2006 FRIEDRICH MERZ Mit Friedrich Merz bekommt das Wort „Vergnügungssteuer“ eine völlig neue, eine zutiefst karnevalistische Bedeutung. Sein Vorschlag, Steuererklärungen künftig auf Bierdeckeln abzugeben, entspannt die verzerrten Züge des deutschen Steuerzahlers und gibt ihm ein menschliches Gesicht zurück. 2007 JOACHIM HUNOLD Auch bei Fehlern geht der Pilot mit (privater) Fluglizenz nicht gleich in die Luft. „Wenn man etwas falsch gemacht hat, es aber nicht mehr ändern kann, dann kann man darüber nur noch herzhaft lachen. Das gilt auch für mich selbst, wenn ich Blödsinn gemacht habe. Allerdings: Dasselbe darf nicht noch einmal passieren.“ 2008 I.D. Fürstin Gloria von Thurn und Taxis Fürstin Gloria von Thurn und Taxis riss die Karnevalsgesellschaft mit ihrer launigen Rede über Gleichberechtigung von den Stühlen. „Welcome Powerfrau – Schneewittchen ade!“ rief sie aus und entledigte sich gekonnt ihres Prinzessinnenlooks …

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Unser Dank gilt den Sponsoren

Mit närrischem Frohsinn Ein herzliches wider den Dankeschön tierischen Ernst den Sponsoren! Heute ist der Aachener Karnevalsverein (AKV) vor allem als Stifter des Ordens WIDER DEN TIERISCHEN ERNST bekannt. Jahr für Jahr verfolgt ein Millionenpublikum die Ordensverleihung. Der Traditionsverein feiert, wie Sie wissen, im Jahr 2009 sein 150-jähriges Bestehen. Ein guter Anlass, die bewegte Geschichte des Vereins Revue passieren zu lassen. Die Chronik „Mit närrischem Frohsinn WIDER DEN TIERISCHEN ERNST – 150 Jahre Aachener Karnevalsverein“ schildert auf unterhaltsame Weise die wichtigsten Stationen der Vereinsgeschichte. Dabei eröffnet das reich bebilderte Zeitdokument zugleich interessante Einblicke in die Historie des rheinischen Karnevals und der Stadt Aachen. Der Historiker Thomas Töller warf bei seinen Recherchen auch einen kundigen Blick auf die oft schwierigen politischen Verhältnisse, in denen sich der Karneval gegen Krieg, Elend und nicht immer wohlgesinnte Obrigkeiten behaupten musste. Vor allem aber grub er tief in den Annalen des AKV und spann dabei den erzählerischen Faden höchst spannend und unterhaltsam bis in unsere Gegenwart. Amüsante Anekdoten und treffliche Beispiele Öcher Frohsinns runden den historischen Rückblick ab. Im Format 20,5 x 23 cm auf über 300 Seiten großzügig gestaltet, ist das Buch in eleganter Hardcoverausstattung mit Leineneinband, Metallic-Prägung und Schutzumschlag nicht nur ein edles Geschenk für liebe Freunde oder Verwandte, sondern auch ein exklusives Präsent für Kunden oder Mitarbeiter. Der liebevoll gestaltete Band ist frisch erschienen und in der Mayerschen Buchhandlung, in der Sparkasse Aachen (Elisenbrunnen), Eurogress (Garderobe), sowie bei der Artland GmbH am Roder Weg 11 für 29,90 Euro zu erwerben. Freuen Sie sich auf ein echtes Stück Öcher Hazz!

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„Urlaub Alaaf!“

Mit airberlin zu den schönsten Urlaubszielen.

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Noch fruchtiger im Geschmack: Die Belfrutta Auslese kommt jetzt mit verfeinerter Rezeptur auf Ihren Tisch – in 11 unwiderstehlichen Sorten und dem neuen attraktiven 340 g GenieĂ&#x;erglas. Am besten gleich probieren!


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