Damit die Soy-Alm erhalten bleibt

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VINSCHGER KULTUR

Lesung geht unter die Haut Marco Balzano zu Gast am Turm in Graun

Marco Balzano (links) und Ludwig Schöpf GRAUN - Er hat schon in Berlin, London, New York, Israel und in vielen weiteren Städten und Ländern aus seinem Erfolgsroman vorgetragen, aber die Lesung am 14. August beim Turm im Reschensee in Graun war für den Autor Marco Balzano aus Mailand in mehrfacher Hinsicht einzigartig und berührend. Er trat nämlich zum ersten Mal öffentlich an jenem Ort und vor den Nachkommen jener Menschen auf, die das Leid der faschistischen Machthaber und der Seestauung am eigenen Leib erfahren mussten und die die eigentlichen Hauptdarsteller seines Romans sind. Balzano ist es mit „Resto qui“ (Einaudi) nach jahrelangen Recherchen gelungen, ein wahrheitsgetreues und ungeschminktes Bild der leidvollen

Ein Teil des Publikums

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DER VINSCHGER 28/20

Die Musikkapelle Reschen umrahmte die Lesung musikalisch.

Geschehnisse während der Zeit des Faschismus, der Option und vor allem der Seestauung nachzuzeichnen. Es war im Sommer vor 70 Jahren, als Graun und ein Großteil des Dorfes Reschen im Stausee versanken. Insgesamt 163 Häuser und 523 Hektar an fruchtbarem Kulturboden wurden überflutet. Von Alt-Graun ist nur der aus dem See ragende Kirchturm übriggeblieben. Zufällig hatte Balzano den Turm im See vor rund 5 Jahren zum ersten Mal gesehen. Dieses Bild ließ ihn nicht mehr los, „und ich wollte in Erfahrung bringen, was dahintersteckt und wie es den Menschen damals ergangen ist“, führte Balzano am 14. August in die Lesung ein. „Der Ort, wo wir heute sind, ist immer noch ein Ort der Zerstörung, ein Ort, der dem

Fortschritt geopfert wurde.“ Vom Ausflugsschiff Hubertus aus, das den Turm unter stummen Abendwolken umkreiste, las er Passagen aus seinem Roman vor. Das zahlreich erschienene Publikum hatte am Rand des Parkplatzes und am Seeufer Platz genommen. Ludwig Schöpf trug Passagen aus der deutschsprachigen Fassung des Romans („Ich bleibe hier“) vor. Ins Deutsche übersetzt hatte das Werk Maja Pflug. Die Hauptfigur des Romans ist die junge Lehrerin Trina, die unter dem Regime des Faschismus als Katakombenlehrerin tätig ist und später auch Widerstand gegen die Seestauung leistet (siehe auch der Vinschger Nr. 25/2020). Ludwig Schöpf würdigte den Roman als „sehr tiefgreifendes Werk, mit

dem der Autor unseren Vorfahren einen Namen gegeben hat.“ Balzano seinerseits dankte Ludwig Schöpf, Florian Eller, dem Parlamentarier Albrecht Plangger und allen weiteren Personen, die ihn bei der Recherchearbeit unterstützt hatten. Für die passende musikalische Umrahmung sorgte die Musikkapelle Reschen. Gerald Burger, der Moderator der Veranstaltung, hatte sich einleitend darüber gefreut, dass die Namen Graun und Reschen Hand in Hand mit dem Roman in die ganze Welt hinausgetragen werden. Es seien bisher über 120.000 Kopien des Romans „Resto qui“ verkauft worden. Außerdem wurde das Buch bisher in 16 Sprachen übersetzt, sogar ins Chinesische und SEPP Arabische.

Anna, die Frau von Marco Balzano, und die Kinder des Paars, Caterina und Riccardo, mit Florian Eller, einem der persönlichen Freunde des Erfolgsautors.


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