VINSCHGER GESELLSCHAFT
Kreativ Alltagsgrenzen überschreiten SCHLANDERS - Regen Zuspruch erlebte am Wochenende vom 28. Februar bis 1. März die traditionelle Hobbyausstellung „Kreativ Alltagsgrenzen überschreiten“ im Kulturhaus in Schlanders. Zu sehen waren Bilder, Handarbeiten, Kunstobjekte und weitere Werke von fast 20 Freizeitkünstlerinnen und -künstlern aus der Gemeinde Schlanders. „Diese Ausstellung entspricht ganz dem Motto ‚Nicht für die Menschen, sondern mit den Menschen’, das wir als Bildungsausschuss für das heurige Jahr gewählt haben“, freute sich die Präsidentin Gudrun Warger bei der Eröffnung am Freitagabend. Sie dankte allen Ausstellenden, der Vizepräsidentin Ingeborg Nollet und allen weitere Vorstandsmitgliedern des Bildungsausschusses für die Koordination und Mitarbeit. „Diese Ausstellung bereichert das Dorfleben, stärkt den Gemeinschaftssinn und regt dazu an, sich kreativ zu beschäftigen“, hieß es in der schriftlichen Grußbotschaft der Kulturreferentin Monika Wielander, die von der Kulturhauspräsidentin Monika Holzner verlesen wurde. Mit Grußworten in italienischer Sprache wartete die Referentin Dunja Tassiello auf. Musikalisch die Singgemeinschaft Schlanders umrahmt hat die sehr gut be- zusammen mit einem Teil des suchte Eröffnung der Ausstellung Stilfser Kirchenchors. Unter den
ausgestellten Werken befanden kranke Menschen“ im Wohnsich auch Bilder und Arbeiten, heim Schlanders entstanden die im „Treffpunkt für psychisch waren. SEPP
AUFGESPÜRT & AUSGEGRABEN (42)
Drehbuch zu einem Kunstkrimi Ein alkoholkranker Künstler lässt von einem Tiroler Herrgottschnitzer Frösche anfertigen, aus denen er 1990 fünf Kunstwerke schafft. Eines dieser Exemplare wird vom Innsbrucker Zahnarzt und Kunstsammler Lothar Tirala angekauft und kommt im Mai 2008 in die Ausstellung „Peripherer Blick und kollektiver Körper“ im neuen Gebäude des Bozner Museion. Angestoßen von der Sonntagszeitung „Zett“ entwickelt sich der gekreuzigte Frosch mit herausgestreckter Zunge, einem Bierkrug in der einen und einem Ei in der anderen Hand zu einem handfesten Skandal, der das ganze Land erfasst und international für Aufsehen sorgt. Papst Benedikt XVI. ortet eine Verletzung der religiösen Gefühle, Kulturminister Sandro Bondi lässt verlauten, dass Vernunft und gesunder Menschenverstand beleidigt werden, Landeshauptmann Luis Durnwalder ist not amused, die Leserbriefseiten füllen sich mit biblisch-zornigen Protesten (durchsetzt mit ebenso energischen Verteidigungen), Regionalratspräsident Franz Pahl tritt in den Hungerstreik und muss nach acht Tagen wegen eines Schwächeanfalls märtyrergleich ins Krankenhaus eingeliefert werden, die Schützen rüsten zum Kreuzzug und 30 Gläubige finden sich jeden Samstagabend, zeitweise sogar mit Polizeischutz, vor dem Museum ein, um mit Rosenkränzen und Mahngebeten gegen das
Werk zu protestieren. Der Stiftungsrat des Museums bleibt trotz allem standhaft, hängt den Frosch dann aber doch vom Foyer in den dritten Stock und wiederholt gebetsmühlenartig, das Kunstwerk „Zuerst die Füße“ von Martin Kippenberger habe nichts mit Religion zu tun, sondern sei ein ironisches Selbstporträt des Künstlers als gebeutelte Kreatur nach einem Alkohol- und Drogenentzug. Im September endet die Ausstellung und der Frosch kehrt nach Innsbruck zurück. Franz Pahl zieht seine Kandidatur für die Landtagswahlen zurück und beendet seine politische Karriere. Sabina Kasslatter-Mur, damalige Landeskulturrätin, die den Frosch in zahlreichen Interviews rechtfertigt, erhält Drohbriefe und halbiert ihre Vorzugsstimmen. Corinne Diserens, Direktorin des Museums, muss gehen, offiziell wegen Budgetüberschreitungen, und verlässt Südtirol. Abspann: Martin Kippenberger, bereits 1997 im Alter von 44 Jahren an Leberversagen verstorben, Z sitzt auf einer Wolke und lacht.
DER VINSCHGER 09/20
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