VINSCHGER GESELLSCHAFT
„Schlechter kann es nicht werden“ Imkerbezirk Untervinschgau blickt zurück und nach vorn TSCHARS - Wie in ganz Südtirol fiel
die Honigernte im Vorjahr auch im Imkerbezirk Untervinschgau wegen des ungünstigen Wetters „miserabel“ aus. So brachte es Bezirksobmann Konrad Tscholl bei der Jahreshauptversammlung auf den Punkt, die am 1. März im Josef-Maschler-Haus in Tschars stattgefunden hat. „Nur die Alpenrosentracht brachte vereinzelt geringe Honigerträge“, so Tscholl. Im Rückblick auf 2019 erinnerte er u.a. an zwei Weiterbildungskurse am Sitz der VI.P (Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse) und zwei Bezirksstandbegehungen in Tschengls und Laas. Der Bezirksobmann dankte allen Imkerinnen und Imkern, den Ortsgruppen für die Tätigkeiten auf Ortsebene und der VI.P für den Beitrag in Höhe von 10.000 Euro. Der Imkerbezirk Untervinschgau umfasst 10 Ortsgruppen. Über 370 Imkerinnen und Imker betreuen knapp 4.300 Bienenvölker. Zur sehr dürftigen Honigernte 2019 meinte der Bundesobmann Engelbert Pohl, „dass es nur besser werden kann.“ Er halte seit fast 40 Bienen, „aber einen derartigen Ernteausfallhabe ich noch nie erlebt.“ Dies hätten ihm auch Imker bestätigt, die seit 70 Jahren und mehr Bienenvölker betreuen. Ohne den Einsatz und die Hilfe der Imkerinnen und Imker wäre im Vorjahr der Großteil der Bienen verhungert, gab sich Pohl überzeugt. Die Imkerinnen und Imker seien die größten und wichtigsten Umweltschützer, „manche Sparten sollten sich das mehr zu Herzen nehmen.“ Um den Bienen im Anschluss an die Obstblüte eine Alternative bis zur Entfaltung der Tracht in höheren Lagen zu bieten, schlug Pohl vor, im Zuge von Erdbewegungsarbeiten entlang von Straßen, speziell beim Bau von Schutzdämmen, vermehrt Trachtpflanzen zu säen, „damit die Bienen nicht gezwungen sind, in die Obstwiesen zurückfliegen.“ Eine Liste geeigneter Pflanzen 20
DER VINSCHGER 09/20
Der Großteil der Geehrten bzw. deren Vertreter mit Bezirksobmann Konrad Tscholl (links) und Bundesobmann Engelbert Pohl (rechts).
werde man demnächst den Ge- hat und das Volk wiederum auf meinden, der VI.P und weiteren die Einzelbiene. Platzer mahnte Stellen zukommen lassen. zu einem möglichst naturnahen Halten der Bienen. Bezüglich Fütterung rief er dazu auf, das Futter Warme Luft aus Rom, Nein aus Bozen nicht nach dem Preis zu kaufen, sondern auf ein bienengerechtes, Bedauert hat Engelbert Pohl, also reichhaltiges und ausgewodass das Ansuchen um finanzielle genes Futter zu achten. Außerdem Entschädigungen aufgrund des au- sollte man die Völker nicht stresßergewöhnlich schlechten Honig- sen und darauf achten, dass sie jahres 2019 vergeblich war: „Aus ausreichend natürliche Nahrung Rom kam nur warme Luft, sprich haben: „Presst man die Völker bis gar nichts und das Land teilte zum Letzten aus, wirkt sich das uns mit, dass es hierfür kein Geld auch negativ auf die Gesundheit gibt.“ In der Nachbarprovinz Trient der Bienen aus.“ hingegen gebe es sehr wohl Beiträge seitens Zahlreiche Ehrungen der Provinz. Der LandesNeben Urkunden für 35- und wanderleh25-jährige Mitgliedschaft wurrer Andreas den heuer auch AuszeichnunPlatzer (im gen an Imker vergeben, die seit Bild) ging 50 oder noch mehr Jahren Mitglieder sind. Die Liste jener, dies in seinem Referat zum seit einem halben Jahrhundert Thema „Biebzw. noch länger Mitglieder sind, nen gesund erhalten“ vor allem war lang: Leopold Mitterer von der Frage nach, was die Bienen Ortsgruppe Kastelbell, Sebastian brauchen. Was sie definitiv nicht Kuperion von der Ortsgruppe brauchen, sei die Beute (Bienen- Latsch, Luigi Bertagnolli, Albert stock): „Die Beute ist einzig eine Brunner, Hermann Gapp, RoTechnik und hat wenig mit der bert Paris, Josef Ladurner und Gesundheit der Bienen zu tun.“ Christian Platzgummer von der Ortsgruppe Naturns, Rudolf Gunsch und Ernst Pirhofer von „Nicht bis zum Letzten auspressen“ der Ortsgruppe Tarsch, Bernhard Staffler, Albin Zueck und Robert Nie vergessen sollte man als Kuntner von der Ortsruppe Laas, Imker die Tatsache, dass die Einzel- Ernst Spechtenhauser, Erich Raibiene einen Einfluss auf das Volk ner und Josef Ladurner von der
Ortsgruppe Schnals, Alois Tumler, Gottfried Gurschler, Adolf Lechthaler und Serafin Holzner von der Ortsgruppe Schlanders, Egon Borghi von der Ortsgruppe Eyrs und Herbert Oberhofer von der Ortsgruppe Martell. Seit 35 Jahren Mitglieder sind Johann Lesina Debiasi, Walter Kofler und Herbert Gitterle von der Ortsgruppe Kastelbell und seit 25 Jahren Oswald Tappeiner und Arnold Rechenmacher vor der Ortsgruppe Schlanders sowie Erich Kuppelwieser (Schnals), Robert Parth (Laas) und Alfred Wellenzohn (Kastelbell). Die Bienen-Much-Medaille in Bronze für langjährige Ortsobmannschaft in Eyrs sowie für den Einsatz als Bezirksobmann-Stellvertreter lag für Christian Gamper aus Eyrs bereit. SEPP
Links im Bild Serafin Holzner vom Sonnenberg in Schlanders. Er hält seit 77 Jahren Bienen und feiert am 7. Juni 2020 seinen 95. Geburtstag. Adolf Lechthaler aus Kortsch (rechts) betreut seit 72 Jahren Bienenvölker. Er wird heuer 85 Jahre alt.