Die landesfürstliche Ruine

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

Im Bild (v.l.): Jürgen Wirth Anderlan, Myriam Atz Tammerle, Herwig van Staa, Moderator Eberhard Daum, Sepp Noggler, Brigitte Foppa und Alex Ploner

Geteiltes Land Wie kann Tirol wieder zusammenfinden? PRAD - Vor den Fahnen der EU und von

Tirol wurden am 18. Oktober im Nationalparkhaus in Prad Antworten auf die Frage gesucht, wie Tirol nach der Trennung vor 100 Jahren wieder zusammenfinden kann. Zur vierten „Podiumsdiskussion dieser Art“ konnte der Prader Schützenhauptmann Alfred Theiner 6 Gäste am Podium und rund 100 interessierte Zuhörer begrüßen. Zur Frage von Moderator Eberhard Daum, wie weit wir denn tatsächlich getrennt sind, sagte der ehemalige Tiroler Landeshauptmann Herwig van Staa: „Wir sind es soweit, insofern wird nicht bereit sind, die Gemeinsamkeiten zu leben.“ Mit der Gründung und späteren Institutionalisierung der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino in Form eines Europäischen Verbundes territorialer Zusammenarbeit (EVTZ) sei der rechtliche Rahmen geschaffen worden, „um die Tiroler Einheit zu fördern.“ Laut Myriam Atz Tammerle, Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, seien die Grenzen zwar durchlässiger geworden, „aber noch nicht überwunden.“ Es gebe zwar positive Beispiele der Zusammenarbeit, aber zu tun

Jürgen Wirth Anderlan

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DER VINSCHGER 36/19

Myriam Atz Tammerle

sei noch viel, die Grenze sei noch immer spürbar: „Vieles klingt gut, aber oft sind es nur schöne Worte mit wenig Inhalt.“ Landtagspräsident Sepp Noggler (SVP) widersprach: „Es wurde und wird sehr viel getan. Von den 213 Beschlüssen, die von den Dreierlandtagen seit 1991 gefasst wurden, sind nur 15 nicht umgesetzt worden.“ Noggler verwies auch auf grenzüberschreitende Projekte, zum Beispiel zwischen Vinschger Gemeinden und Gemeinden des Oberen Gerichts. Nach Ansicht von Brigitte Foppa, Landtagsabgeordnete der Grünen, sind die Grenzen im Gegensatz zu früheren Zeiten durchlässiger geworden. Es sei an der Zeit, nicht mehr in Abgrenzungskategorien zu denken, „sondern grenzüberschreitend Probleme und Themen anzugehen, die wir in unserem zerbrechlichen, sensiblen und stark belasteten Alpenraum gemeinsam haben.“ Foppa nannte den Transitverkehr, die Umwelt, den Klimaschutz und die touristische Belastung. Alex Ploner, Landtagsabgeordneter des Team Köllensperger, sieht in der Schiene der menschlichen Beziehungen die beste Möglichkeit dafür, dass

Herwig van Staa

Sepp Noggler

Brigitte Foppa

Süd-, Nord- und Osttirol wieder stärker zusammenfinden: „Wenn zum Beispiel die Schützen zu einem großen Treffen einladen, kommen Menschen aus allen historischen Tiroler Landesteilen zusammen.“ Dass man historisches Unrecht nicht vergessen darf und soll, stehe außer Frage. Den besten Weg der Wiedergutmachung sieht Ploner in Europa, im Aufbau und der Pflege von Beziehungen, in der Kultur: „Die jungen Menschen von heute denken in größeren Zusammenhängen und das ist gut so.“ Es sei wichtig, „über die Vergangenheit Bescheid zu wissen, aber der Blick muss nach vorne gerichtet werden.“ Die Schützen seien keine Ewiggestrigen, meinte Jürgen Wirth Anderlan, der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes. In der Autonomie sieht er nur eine Übergangslösung, „in unseren Augen muss nach 100 Jahren Zwangsehe und Fremdherrschaft die Selbstbestimmung das Ziel sein.“ Wenn die Brennergrenze schon durchlässiger geworden sei, „könnte man sie dann nicht in Richtung Süden verschieben?“ Die Bevölkerung in Südtirol solle selbst darüber abstimmen dürfen,

Alex Ploner

Alfred Theiner


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