VINSCHGER KULTUR
Protagonistin des Buches: Die St.-Prokulus-Kirche.
St. Prokulus Ein Kunstführer über das bekannte Naturnser Kirchlein. NATURNS - „Die St.-Prokulus-Kirche steht
seit mittlerweile über tausend Jahren in unserem Dorf und hat in dieser Zeit sicherlich nicht immer dieselbe Aufmerksamkeit erfahren“. So beginnt das kürzlich im Athesia-Tappeiner-Verlag erschienene Buch „St. Prokulus in Naturns“. Nicht immer habe die Kirche die Aufmerksamkeit bekommen, die ihr zustünde, spätestens aber seit dem Jahre 1923, als die unter den gotischen Fresken verborgenen frühmittelalterlichen Malereien freigelegt wurden, habe die Auseinandersetzung mit der Kirche und ihren einzigartigen Fresken stark zugenommen. „In unserer Dorfgemeinschaft ist das Bewusstsein zur Wertigkeit des Kleinods St. Prokulus in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen“, heißt es im Vorwort, welches im Namen der Naturnser Bürger verfasst wurde. „St. Prokulus – Einer von uns“, bringen sie es auf den Punkt. Die Kirche aus dem 7. Jahrhundert gehört zu den ältesten frühchristlichen Kirchen des Landes. Die Wandmalereien aus dem 8. Jahrhundert, aber auch die Gotik-Fresken aus dem 14. Jahrhundert, die heute im Museum nebenan zu sehen sind, sind ein Aushängeschild für Naturns. 28
DER VINSCHGER 36/19
Umfassender Kunstführer Das Buch, welches als umfassender Kunstführer gilt, wurde kürzlich im passenden Ambiente des Prokulusmuseums vorgestellt. Werke zur St.-Prokulus-Kirche erschienen bereits vor vielen Jahren, dieses Buch sei jedoch um einige Kapitel erweitert und auf den neuesten Stand gebracht, wie der Naturnser Kulturreferent Michael Ganthaler bei der Vorstellung betonte. Ein internationales Autorenteam präsentiert im Buch, welches von der Pfarrei St. Zeno Naturns herausgegeben worden ist, auf Basis der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse alles Wissenswerte rund um die Kirche St. Prokulus. Auf rund 160 Seiten sind unter anderem Beiträge von Hans Nothdurfter, der die Leitungen der Ausgrabungen bei Prokulus in den Jahren 1985 und 1986 inne hatte, zu finden. Weitere Beiträge stammen von den Mitautoren Thomas Kersting, Brigitte Gebauer, Matthias Exner, Waltraud Kofler Engel, Anette T. Keller und Christian Terzer. Im Buch wird ein umfassender Überblick über die Geschichte der Prokulus-Kirche und ihre Fresken gegeben. In mehreren Kapiteln erfahren die Leser die neuesten Erkenntnisse von den bauhisto-
rischen Untersuchungen und der archäologischen Grabung, über die Entdeckung, Restaurierung, Datierung und inhaltliche Deutung der frühmittelalterlichen wie auch der gotischen Fresken sowie deren kunsthistorische Einordnung, bis hin zur Gründung des Prokulusmuseums im Jahr 2006. Haus durch Brand zerstört Unter anderem erfahren die Leser, dass dort, wo heute das weitum bekannte Kirchlein steht, in der Spätantike ein „profanes Gebäude“, bei dem es sich um ein Wohnhaus gehandelt haben dürfte, seinen Platz hatte. Das Haus wurde um etwa 600 nach Christus durch einen Brand zerstört. „In der Brandschicht westlich der Kirche fanden wir auch ein Grab in ungewohnter Hockerlage. Es wäre sogar denkbar, dass diese Person beim Brand umgekommen ist“, heißt es im Buch, in einem der ersten Kapitel über die Siedlungsgeschichte. Im Kapitel über die frühmittelalterlichen Wandmalereien berichtet Matthias Exner über die Entdeckung und Freilegung dieser Malereien. „Ihren herausragenden Rang in der kunstgeschichtlichen Forschung wie ihre Popularität verdankt die