VINSCHGER GESELLSCHAFT
Im Bild (v.l.): Roland Brenner, Ruth Gander, Sara Pitscheider, Arnold Schuler, Marian Platzer und Werner Oberthaler.
Autonomie-Dialog Schulanfang mit Landesrat Arnold Schuler am OSZ Mals. MALS - „Unsere Autonomie wurde uns nicht
geschenkt, sie ist hart erkämpft worden“, sagte Werner Oberthaler, der Direktor des Malser Oberschulzentrums „Claudia von Medici“ am 5. September bei der Eröffnung des Schuljahres 2019/2020. Die Landesregierung hatte den heurigen Tag der Autonomie, der jährlich am 5. September begangen wird (am 5. September 1946 wurde der „Pariser Vertrag“ unterzeichnet), als Anlass genommen, um den Jugendlichen an 9 ausgewählten Schulen die Entstehung, die Bedeutung und die Tragweite der Autonomie näher zu bringen und dabei vor allem an drei einschneidende Ereignisse der Südtiroler Geschichte zu erinnern: vor 100 Jahren wurde mit dem Friedensvertrag von Saint-Germain besiegelt, dass Südtirol Teil Italiens wird, vor 80 Jahren beschlossen das Deutsche Reich und Italien in einem Vertrag die Option für die deutsche und ladinische Sprachminderheit und vor 50 Jahren haben die Parlamente in Österreich und Italien das sogenannte Paket genehmigt. Unter dem Motto „Zukunft Erinnerung“ besuchten die Mitglieder der Landesregierung 9 Schulen im ganzen Land und ließen sich mit den Schülerinnen und Schülern in einen Autonomie-Dialog ein. Am OSZ Mals (Sozialwissenschaftliches Gymnasium, Fachoberschule für Wirtschaft, Sportoberschule), das insgesamt von rund 500 Schülerinnen und Schülern besucht wird, war es Landesrat Arnold Schuler. Einleitend wurde die Schulgemeinschaft in der Aula Magna mit dem Kurzfilm „Mit langem Atem“ in die Geschichte der Autonomie eingeführt. 6
DER VINSCHGER 30/19
100 Jahre aus persönlicher Sichtweise In seinem Statement zeichnete Schuler die Geschichte Südtirols in den vergangenen 100 Jahren aus persönlicher Sicht nach. Sein Großvater Sepp wurde in der Zeit geboren, als Südtirol noch Teil der Österreichisch-Ungarischen Monarchie war. Er machte die zwei Kriege mit und die Zeit der Option. Schulers Vater Luis, gestorben am 9. November 2018, wuchs während der Zeit des Faschismus auf, als der Deutschunterricht verboten war und der Anteil der italienischen Bevölkerung in Südtirol von 3 auf 36 Prozent anstieg. „Arbeit gab es damals fast nur in Landwirtschaft. Der Großteil der Geschwister meines Vaters wanderte aus“, sagte der Landesrat. Er selbst wurde 1962 geboren, ein Jahr nach der „Feuernacht“. Herangewachsen ist er in der Zeit nach dem Paket-Abschluss. Sein Sohn Hannes wurde noch vor der Streitbeilegungserklärung (1992) geboren „und sein Sohn Johann, mein jüngstes Enkelkind, ist in der vergangenen Woche geboren und kann in einer Zeit des Gleichgewichts und Miteinanders zwischen den Sprachgruppen aufwachsen“, so Schuler. Seine persönliche Sicht auf die Ereignisse deckt sich mit der Geschichte vieler Südtiroler. Vor allem auch aufgrund der Autonomie habe sich Südtirol laut Schuler zu einer blühenden Region entwickelt, auch im europäischen Vergleich: „Wir leben in einer Zeit der Vollbeschäftigung und müssen vermehrt Arbeitskräfte von außen ins Land holen.“ Angesichts der positiven wirtschaftlichen Entwicklung „heißt es derzeit eher bremsen, etwa im Tourismus und in der Land-
wirtschaft.“ Als große Herausforderungen nannte er den Fachkräftemangel in vielen Bereichen, den demografischen Wandel und die Veränderung der Sprachgruppen: „Zusätzlich zur deutschen, italienischen und ladinischen Sprachgruppe gibt es in Südtirol mittlerweile auch eine Gruppe von ca. 50.000 neuen Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus 136 Ländern. Den Großteil davon haben wie geholt, weil wir sie brauchen.“ In Bezug auf das weltweite Geschehen meinte Schuler, dass anstelle des Gemeinsamen zunehmend wieder das Trennende die Oberhand zu gewinnen scheint. Aktuelle Fragen für den direkten Dialog mit dem Landesrat hatten die Schülerinnen Ruth Gander und Sara Pitscheider sowie der Schüler Marian Platzer vorbereitet. Auf die Frage, warum die Landesregierung heuer diese Schulbesuche organisiert hat, antwortete Schuler: „Bei vielen sonstigen Veranstaltungen ist es oft die Jugend, die fehlt. Daher soll die Politik dort hingehen, wo die Jugend ist, also in die Schulen.“ Politische Bildung aufwerten Zur Feststellung, dass die Schülerinnen und Schüler relativ spät mit der Thema Politik im Unterricht befasst werden, räumte der Landesrat ein, „dass politische Bildung wichtiger werden muss, auch in den Schulen.“ Angesprochen wurden u.a. auch die Themen Zuwanderung, Nachhaltigkeit und Klimawandel. In punkto Zusammenleben sind die Menschen laut Schuler oft weiter als die Politik. Bedauerlich sei, „dass einige Parteien von Differenzierungen leben.“ Dass