VINSCHGER THEMA
„Plalli“, Abzeichen und Kriegsrelikte Seit Jahrzehnten sammelt Renato Ferrai allerhand „Interessantes“ aus längst vergangenen Zeiten. TARTSCH - Wenn er als Busfahrer der SAD
unterwegs ist, schaut er natürlich auf die Straße und achtet auf das Wohlergehen der Fahrgäste, denen er ab und zu auch ein „Zuggerle“ zusteckt, doch ein besonderes Auge hat Renato Ferrai immer auch für alte Häuser und Gebäude, die vor dem Abriss stehen. Er brennt geradezu danach, solche Gebäude vor dem endgültigen Verschwinden noch einmal zu betreten und sich nach Dingen umzusehen, die er seit Jahrzehnten sammelt und in seinem Haus in Tartsch sorgsam aufbewahrt. Die Sammelleidenschaft hat ihn schon als Kind gepackt. Angefangen hat alles auf einer Baustelle in Burgeis: „Dort habe ich meinen ersten ‚Plalli’ gefunden“, erzählt Renato dem der Vinschger. Auf drei weitere stieß er wenig später in St. Valentin. „Plalli“ nennt man im Vinschgau Medaillen Ehrenabzeichen, Ehrenplaketten, Anstecknadeln und dergleichen. Für die Aufbewahrung der vielen „Plalli“ hat Renato eigene Regale gezimmert. Zusätzlich zu den „Plalli“ hat er im Laufe der Zeit auch dazugehörige Dokumente und Schriftstücke gesammelt.
Auf die „Plalli“ und Abzeichen ist Renato besonders stolz.
wurde, seit jeher besonders interessiert, ist die Zeit des Ersten Weltkriegs. Sein „Privatmuseum“ strotzt geradezu von Relikten aus den Jahren des Gebirgskrieges zwischen Österreich-Ungarn und Italien. Ein Teil der Front verlief zwischen 1915 und 1917 entlang der Ortler-Cevedale-Gruppe. Zusätzlich zu Kriegsausrüstungsgegenständen wie Helme, Waffen, Bajonette und Granaten hat Renato auch Briefe, Korrespondenzen, Bücher, Bekleidungsstücke, Feldflaschen und viele weitere persönliche Gegenständen von Soldaten Abzeichen aus dem Jahr 1797 dies- und jenseits der Front gesammelt. Nicht Besonders stolz ist Renato u.a. auf meh- selten stieß er auch auf Flohmärkten sowie rere Medaillen aus dem Jahr 1797 mit der durch Freunde und Bekannte auf besondere Aufschrift: „Den tapferen Verteidigern des Fundstücke. Einen Teil der Relikte fand er bei Vaterlandes MDCCXCVII“. Wofür sich der Wanderungen im ehemaligen Kriegsgebiet. leidenschaftliche Sammler, der in Burgeis Einen ganz speziellen Fund hatte er bereits aufwuchs und später in Tartsch sesshaft vor Jahrzehnten zwischen der Schaubach-
Ein Stahlhelm aus den Jahren der „Ortlerfront“
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DER VINSCHGER 29/19
Ein Hut aus der Zeit des SS-Polizei-Regimentes Schlanders
Eine Flasche der einstigen Fürstenburger Bierbrauerei, die bis 1907 in Betrieb war.
hütte und dem „Kinimandl“ (Königsmandl) gemacht. Er entdeckte das Magazin einer schwedischen Muskete, das er zusammen mit anderen Funden schon mehrfach als Leihgabe für Ausstellungen zur Verfügung gestellt hat. Bei der Sonderausstellung „1918 - Königsspitze und Ortler“, die im Vorjahr im Vintschger Museum in Schluderns zu sehen war, konnten u.a. auch Leihgaben von Renato Ferrai besichtigt werden. Als 2006 der „Ortler-Sammlerverein Erster Weltkrieg“ aus der Taufe gehoben wurde, gehörte Renato zu den Gründungsmitgliedern. Eine Zeitlang arbeitete er auch im Vereinsvorstand mit. „Muthiger Landesschütze“ Auf den 1. Mai 1874 geht ein originales „Dienstzeugniß“ der „Schludernser Schüt-
Neben Helmen und Mützen aus verschiedenen Epochen sammelt Renato noch viele andere Kriegsrelikte.