VINSCHGER THEMA
Eine Vinschger Pionier-Geschichte Erich Platzgummer und sein Stickservice. ckerei. Auf den Märkten wurden bereits einige bestickte Schürzen vertrieben, „und kamen gut an“, erinnert er sich. Nachdem er einige Großhändler von den bestickten blauen Schürzen überzeugen konnte, gründete er Anfang der 1990er Jahre das Stickereiunternehmen, der Südtiroler Stickservice war geboren. Im Vinschgau war er damit ein Pionier, südtirolweit gab es noch zwei weitere Unternehmen in diesem Bereich. „Die Arbeit war anfangs noch eine Katastrophe, mühevoll und aufwendig“, erinnert sich Platzgummer. Zu Beginn wurden die Produkte nämlich noch mithilfe eines Lochkartensystems bestickt. Schnell jedoch modernisierte der Tscharser seinen Betrieb und stieg auf maschinelle Arbeit mit Stickmaschinen um. Die Sprüche für die bestickten blauen Sprüche entwickelte er größtenteils selbst, ließ sich aber auch inspirieren bzw. „kaufte sie von anderen 1977 Schneiderei gegründet auf Bauernmärkten ab“, lacht PlatzgumEs war 1977, als er seine eigene Firma mer. Wie dies damals funktionierte? „Ein gegründet hatte. „Damals noch als reine „Es war zu Beginn eine Katastrophe“ Schurz kostete etwa 7.000 Lire. Ich kaufte Schneiderei“, erinnert sich Platzgummer, den Leuten diesen für 20.000 Lire ab und der am 16. Dezember seinen 80. Geburtstag Weil er als Vertreter auch blaue Schür- hatte damit eine Vorlage, während sie sich feiert. Sein Leben war quasi dem Schnei- zen vertreten hatte, kam die Idee zur Sti- über das Geld freuten“. Freche und lustige TSCHARS - „Nun ist es etwas ruhiger“, lacht
Erich Platzgummer. Freilich ist hierbei auch etwas Wehmut dabei, schließlich verlässt ein Teil Geschichte die eigenen vier Wände. Kürzlich erfolgte der Umzug der Stickerei in die Gewerbezone Galsaun, dort wo die Firma „Schneider & Sticker“ von Elisa und Matthias Tappeiner bereits ihren offiziellen Betriebssitz hat. Der Umzug war aufwendig, verlief aber problemlos, die schweren Stickmaschinen - insgesamt vier an der Zahl, wovon die schwerste 1.600 Kilogramm wiegt wurden per Kran und Transporter weggebracht. Dass Betrieb und Maschinen in guten Händen sind, weiß Erich Platzgummer. Mit 1. Jänner 2022 hatte er die erfolgreiche Firma an seine Enkelin Elisa Tappeiner übergeben. Seit Jahrzehnten hatte der Betrieb den Sitz im Untergeschoss seines Wohnhauses am Pardellweg in Tschars.
der-Handwerk und der damals noch innovativen Stickerei gewidmet. Im Alter von 13 Jahren machte er eine Ausbildung zum Schneider, die Lehrstelle fand er im benachbarten Staben. „Zu dieser Zeit war quasi niemand Schneider“, erzählt er. Lernjahre folgten, Platzgummer absolvierte die Gesellenprüfung erfolgreich, entschied sich dann jedoch für einen anderen Beruf und arbeitete als Verkäufer. Als Vertreter reiste er später durchs Land, bekam einiges zu sehen, kehrte dann aber wieder zu seinem eigentlichen Metier zurück und gründete die Schneiderei. Grossisten wurden beliefert, zudem war Platzgummer von 1983 bis 1988 als Wanderhändler unterwegs. 1985 erfolgte der Neubau des Wohnhauses, die Schneiderei fand im Untergeschoss noch größere Räumlichkeiten. „Glücklicherweise wurde es gut isoliert, der Lärm der Maschinen war kaum zu hören. Ganz zur Ruhe kommt man aber halt nie, wenn sich ein Betrieb im Wohnhaus befindet“, erzählt der Tscharser.
Insgesamt vier Stickmaschinen wurden erfolgreich wegtransportiert.
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Erich und Annemarie.